Erfahrung mit Beratungsstelle

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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GlaubAnDieSonne
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Beitrag So., 24.02.2019, 13:00

Seerose47 hat geschrieben: Do., 21.02.2019, 16:50 Hallo an alle. Ich wollte eure Erfahrungen, Meinungen etc zu etwas lesen. ich hab vor ein paar Tagen zum ersten Mal mit einer Beratungsstelle zu tun gehabt, die für Frauen ist die als Kind oder Erwachsene sexuelle Gewalt erlebt haben oder gegenwärtig erleben. [...] Es war gegen meinen Willen, und der Bekannte schilderte dann der Dame am Telefon dass es um jemanden geht der diese Erfahrungen machen musste und gegenwärtig wieder in so einer Situation ist. [...]

Aber wegen des Traumas kann ich meine Grenzen nicht wahren und überschreite sie, und es sollte bei traumatisierten Menschen kein muss mehr geben, sondern ein "du darfst." Ist es nicht sinnvoll, zu warten bis der traumatisierte betroffene Mensch soweit ist, auch wenn die Situation dann vorerst weitergeht, als wenn man gezwungen ist zu reden und dann retraumatisert ist?
Ich finde, hier wird etwas überlesen, dass du dich gegenwärtig immer noch in einer (re)traumatisierenden Situation befindest, aus der es gilt rauszukommen. Und ich denke, nichts anderes möchte dein Bekannter für dich. Dass es nicht seine Entscheidung ist und du dich zu nichts zwingen lassen kannst/musst ist klar. Aber ich würde dir anraten, für dich zu überlegen, ob es dir nicht eher helfen würde, mit der Unterstützung einer stabilisierenden Beratung/Therapie die Kraft aufzubauen, aus der aktuellen Situation rauszukommen, damit keine allzu tiefgreifende Retraumatisierung aktuell erfolgt.

Wie du selbst sagst, kannst du momentan deine eigenen Grenzen nicht wahrnehmen und überschreitest sie. Du musst nicht über das Trauma reden. Aber du kannst lernen, dich zu stabilisieren, Kraft zu mobilisieren, deine Grenzen wahrzunehmen und vor allem zu schützen!

Aber es ist allein deine Entscheidung, ob du dieses möchtest/dich bereit dazu fühlst.

LG

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 24.02.2019, 13:09

Ich finde, dein Bekannter verhält sich einfach nur dreist. Du möchtest nicht die Beratungsstelle aufsuchen? Dann lass es einfach bleiben. Um Termine die andere (für dich) ausmachen, musst du dich nicht scheren. Ganz egal was andere darüber sagen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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stern
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Beitrag So., 24.02.2019, 13:25

Pianolullaby hat geschrieben: So., 24.02.2019, 12:51
ja aber ein Flashback ist keine Retraumatisierung.
Halt ja nach Definition:
Retraumatisierung wird eine Wiederholung bzw. erneutes Erleben eines psychischen, seelischen oder mentalen Trauma genannt.
...
Für die eventuelle Retraumatisierung im professionellen beratenden oder Therapie-Kontext haben Maercker und Rosner eine Definition formuliert: „Als Retraumatisierung werden Vorgehensweisen bezeichnet, die die Patienten nur emotional belasten und keine nachhaltige Erleichterung verschaffen. In ihrer schlimmsten Form können sie, bedingt durch die mangelnden emotionalen Stabilisierungsmöglichkeiten des Traumatisierten, zu einer lang anhaltenden Verschlechterung führen. In den weniger schwer wiegenden Fällen kommt zu einer Reaktualisierung des Traumas, die der Betroffene zwar selbst zu bewältigen imstande ist, die aber kurzfristig zu einer Verschlechterung führen kann.“[1]
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Retraumatisierung

Kein seriöser Traumatherapeut würde bei mangelnder Stabilität Traumainhalte aufrollen - weil passiert ja nicht nichts. Und schon gar nicht wenn das durch einen Bekannten initiert wurde. Ich kann nur eindringlich davon abraten, wenn man selbst nicht bereit ist. Ob man dass dann Retraumatisierung oder massive Symptomverschlechterung nennt, was man dann üpselbst ausbaden muss (also nicht der Berater oder Bekannter), ist nicht das, worauf es ankommt. Dem Bekannten würde ich übrigens auch lange Beine machen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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stern
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Beitrag So., 24.02.2019, 13:34

Reines Erzählen wäre in dem Sinn auch noch keine Therapie. Mag für manche dennoch etwas entlastend sein (ist aber in dem Sinn noch keine Therapie), aber (und das ist der Punkt): Eben nicht für jeden. Scheint hier auch nicht gewünscht zu sein... und insofern stellt sich nicht nur die Frage nach dem Risiko, sondern auch der Nutzen ist wohl mehr als fragwürdig.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Seerose47
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 00:05

Pianolullaby hat geschrieben: Sa., 23.02.2019, 17:35 und wieso sprichst Du nicht darüber wie Du Dich stabilisieren kannst?
ich weiß nicht, vielleicht weil ich mir nicht vorstellen kann wie das gehen soll. Dass es gehen soll. Dass es möglich sein kann sich zu stabilisieren. Ich habe viel "stabilisierende Therapie" gemacht, danach ging es mir immer noch schlechter und es kamen Dinge wie Alkohol dazu.
spirit-cologne hat geschrieben: Sa., 23.02.2019, 19:02 Übrigens, nur dadurch, dass man über etwas redet, was einem passiert ist, wird man nicht retraumatisiert
es kommt auch auf die Umstände drauf an. Von mir wird verlangt dass ich drüber rede und das belastet mich so dass es deshalb auch schon zu Selbstverletzungen, Dissoziationen und Alkoholkonsum kam. Und es ist halt wieder ein "muss" auch wenn es natürlich kein traumatisierendes Ereignis ist, aber man durchlebt es wieder wenn man drüber redet und es ist Strafe für mich drüber reden zu müssen.
spirit-cologne hat geschrieben: Sa., 23.02.2019, 20:31 Retraumatisierung bedeutet dagegen, dass das Trauma wiederholt und dadurch vertieft wird
Naja, über erlittene sexuelle Gewalt gegen den Willen reden zu müssen, noch dazu mit fremden und sofort beim ersten mal, geht schon in diese Richtung... Außerdem kommt es auch auf andere Umstände an.
stern hat geschrieben: Sa., 23.02.2019, 20:42 Es kommt auch auf die eigenen Ressourcen an, damit umzugehen
Die sind halt bei null momentan, bis auf die Selbstverletzung.
stern hat geschrieben: Sa., 23.02.2019, 20:42 Letztlich trägst du die Konsequenzen
Das ist es halt. Ich bin diejenige der es danach richtig dreckig gehen wird, es wird die Wunde weiter aufreißen und ich muss dann schauen wie ich damit klarkomme. Ich hab schon sehr viele Gespräche mit Therapeutinnen gehabt die über belastende, aber oberflächlichere Themen gingen und schon nach diesen Gesprächen kam es zu totaler Instabilität mit Selbstverletzung, Alk etc.
candle. hat geschrieben: So., 24.02.2019, 00:30 Und du bist mitgegangen.


Ja, weil er sonst den Kontakt abbricht.
Man kann jeden Menschen zu schmerzhaften Dingen zwingen, wenn man weiß was diesem Menschen wehtun würde.
GlaubAnDieSonne hat geschrieben: So., 24.02.2019, 13:00 dass du dich gegenwärtig immer noch in einer (re)traumatisierenden Situation befindest, aus der es gilt rauszukommen. Und ich denke, nichts anderes möchte dein Bekannter für dich.
Das weiß ich ja auch, jedoch geht es ihm da auch um sich. Er hat keinen Bock mehr ewig auf mich aufpassen zu müssen. Er nimmt lieber eine Retraumatisierung in Kauf und dass es mir sehr schlecht damit geht es zu erzählen und drüber zu reden, und ist der Meinung nach dem ersten Gespräch dort ist die Situation gelöst. Das hat er auch so gesagt.

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Seerose47
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 00:09

stern hat geschrieben: So., 24.02.2019, 13:25 Ich kann nur eindringlich davon abraten, wenn man selbst nicht bereit ist
Das sehe ich ganz genauso und will es nochmal dick unterstreichen. Leider ist in den Köpfer sehr verankert dass drüber reden lindert oder hilfreich ist.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 06:13

Hallo Seerose47
Leider ist in den Köpfer sehr verankert dass drüber reden lindert oder hilfreich ist.
Das Problem sehe ich auch. Reden wird als der Königsweg schlechthin angesehen. Dabei wird verkannt, dass auch Reden ein Nochmal-Durchleben bedeutet. Das kann dem einen helfen, der durch Reden Erleichterung erfährt, dem anderen hingegen schaden, wenn er das Ereignis durch Reden immer und immer wieder nochmal durchlebt. Manche Wunden würden auch von ganz alleine mit der Zeit heilen und manche Erinnerungen würden mit der Zeit von ganz alleine verblassen. Durch Drüber-Reden jedoch hält man Erinnerungen lebendig.
Ich kenne dieses Phänomen aus meinen eigenen Therapien, selbst bei Erinnerungen, die mich bis zum Therapiebeginn im Alltag überhaupt nicht belasteten. Durch dieses Drüber-Reden der Erinnerungen wurden diese Erinnerungen plötzlich für mich zu einer Belastung und durch die ständige Reaktivierung der Erinnerung konnte sich diese überhaupt erst in meinem Gehirn verfestigen und vertiefen und zu einer Alltagsbelastung werden. Ich begann unter Erinnerungen zu leiden, unter denen ich vor Therapiebeginn nicht mal ansatzweise litt. Man kann sich durch Reden auch in ein Trauma reinreden und reinfühlen.
Meiner Meinung nach unterschätzen Psychotherapeuten die Gefahr, die durch Reden entstehen kann. Drüber Reden bedeutet ein Ereignis noch mal zu durchleben. Durch das erneute Durchleben kann es sich verfestigen und vertiefen.
Es ist absolut legitim wenn sich jeder selber fragt, was für ihn besser ist, ob er durch Reden Erleichterung erfährt oder ob es für ihn besser ist seine Erinnerungen nicht durch Reden zu reaktivieren und zu verfestigen.
Die Angst vor einer Retraumatisierung durch Drüber-Reden (und auch durch Psychotherapie) finde ich gerechtfertigt, da auch Drüber-Reden ein Nochmal Durchleben bedeutet. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden ob das hilfreich ist oder nicht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 06:23

Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 25.02.2019, 06:13 Hier muss jeder für sich selbst entscheiden ob das hilfreich ist oder nicht.
und sich dann ggf. auch gegen Bekannte und Freunde durchsetzen. Richtig gezwungen werden kannst du nur, wenn du dein und das Leben von anderen gefährdest, Seerose. Wenn jemand mit Kontaktabbruch droht oder dergleichen, weil du dieses oder jenes nicht tust, ist das emotionale Erpressung - wenn du darauf einsteigst, ist dies allerdings deine Entscheidung. Du bist aus dem Alter raus, dass du ernsthaft gezwungen bist, auf so etwas einzugehen. Dein Leben hängt nicht mehr davon ab.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


mio
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 10:42

Seerose47 hat geschrieben: Mo., 25.02.2019, 00:05 Er hat keinen Bock mehr ewig auf mich aufpassen zu müssen.
Das finde ich absolut nachvollziehbar und ich sehe es auch nicht als "emotionale Erpressung" an wenn ich jemandem sage:

Ok, entweder fängst Du an Dich um Dein Problem selbst zu kümmern und nimmst - professionelle - Hilfe an oder aber ich bin nicht mehr bereit Dir zu helfen.

Deshalb musst Du das nicht tun, aber ich kann es verstehen wenn Dein Bekannter dann sagt: Ok, dann mach so weiter, aber bitte ohne mich.

Wenn Du "gut genug" allein klar kommst im Moment ist es nicht nötig, dass Du Dir professionelle Hilfe suchst. Dann brauchst Du aber auch keinen "Bekannten" der - statt Deiner selbst - auf Dich "aufpasst".

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Philosophia
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 11:22

Wie mans auch dreht und wendet, es geht darum, dass du lernst, für dich die Verantwortung zu übernehmen, Seerose. Du musst nix tun, musst dann aber auch mit den Konsequenzen des Nixtuns leben, was eben auch darin bestehen kann, dass andere deinen Weg nicht mit dir gehen wollen. Denn auch sie dürfen gucken, was ihnen gut tut.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Seerose47
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 14:40

Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 25.02.2019, 06:13 Das Problem sehe ich auch. Reden wird als der Königsweg schlechthin angesehen. Dabei wird verkannt, dass auch Reden ein Nochmal-Durchleben bedeutet. Das kann dem einen helfen, der durch Reden Erleichterung erfährt, dem anderen hingegen schaden, wenn er das Ereignis durch Reden immer und immer wieder nochmal durchlebt. Manche Wunden würden auch von ganz alleine mit der Zeit heilen und manche Erinnerungen würden mit der Zeit von ganz alleine verblassen. Durch Drüber-Reden jedoch hält man Erinnerungen lebendig.
Endlich versteht mich mal jemand und empfindet genauso wie ich. Und tut meine Empfindung nicht als gestörte Wahrnehmung ab, die unreal ist und nur in meinem Kopf passiert.

Das ist halt das was ich meine. Drüber reden tut weh und eigentlich sollte jedem klar sein dass es nicht lindert drüber zu reden. Und Verdrängung ist ein Schutzmechanismus den es nicht umsonst gibt. Der Bekannte sagte oft zu mir "Verdrängung ist scheiße und falsch" dabei ist es doch gesund schlimme Dinge zu verdrängen. Ich hab ja auch die Erfahrung wie es war als der Missbrauch noch verdrängt war, und es ging mir besser, es war nicht präsent, ich hatte keine Angst wenn Männer um mich rum waren und musste nicht den ganzen Tag dran denken. ich hatte keine Flashbacks, und bin nie dissoziiert, und hatte keine Schuldgefühle.

Seid ich angefangen habe drüber zu reden geht es mir so richtig schlecht, dass nichts mehr geht, sodass ich bereue je angefangen zu haben zu reden.

Aber meine Mitmenschen denken ich will nur jammern, mich nur nicht mit schmerzhaften Dingen auseinandersetzen müssen, dass ich es nicht ertrage sieht niemand.
Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 25.02.2019, 06:13 Ich kenne dieses Phänomen aus meinen eigenen Therapien, selbst bei Erinnerungen, die mich bis zum Therapiebeginn im Alltag überhaupt nicht belasteten. Durch dieses Drüber-Reden der Erinnerungen wurden diese Erinnerungen plötzlich für mich zu einer Belastung und durch die ständige Reaktivierung der Erinnerung konnte sich diese überhaupt erst in meinem Gehirn verfestigen und vertiefen und zu einer Alltagsbelastung werden. Ich begann unter Erinnerungen zu leiden, unter denen ich vor Therapiebeginn nicht mal ansatzweise litt. Man kann sich durch Reden auch in ein Trauma reinreden und reinfühlen.
Ganz genauso ist es. Das ist ja auch völlig normal und nicht verwunderlich dass es nicht gut tut über so schlimme Dinge zu sprechen.
Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 25.02.2019, 06:13 Meiner Meinung nach unterschätzen Psychotherapeuten die Gefahr, die durch Reden entstehen kann. Drüber Reden bedeutet ein Ereignis noch mal zu durchleben. Durch das erneute Durchleben kann es sich verfestigen und vertiefen.
100 Prozentige Zustimmung...
Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 25.02.2019, 06:13 Es ist absolut legitim wenn sich jeder selber fragt, was für ihn besser ist, ob er durch Reden Erleichterung erfährt oder ob es für ihn besser ist seine Erinnerungen nicht durch Reden zu reaktivieren und zu verfestigen.
Ganz genauso. Nur, wie soll man dann damit umgehen wenn alle einen zwingen wollen zu reden? Und meinen dadurch wird es besser? Selbst wenn man sagt "ich ertrag es nicht drüber zu reden, ich tue das nicht weil ich es nicht ertrage" verstehen die Leute einen nicht, die hören vielleicht irgendwann auf das zu sagen. Aber innerlich bleiben die bei ihrer Einstellung...
Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 25.02.2019, 06:13 Die Angst vor einer Retraumatisierung durch Drüber-Reden (und auch durch Psychotherapie) finde ich gerechtfertigt, da auch Drüber-Reden ein Nochmal Durchleben bedeutet.
Auch da stimm ich dir zu. Danke für deine Antwort und dass du mich verstehst.

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Seerose47
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 15:14

Auf die anderen Antworten gehe ich später nochmal ein.

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candle.
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 15:22

Seerose47 hat geschrieben: Mo., 25.02.2019, 14:40 Endlich versteht mich mal jemand und empfindet genauso wie ich. Und tut meine Empfindung nicht als gestörte Wahrnehmung ab, die unreal ist und nur in meinem Kopf passiert.
Ich finde das ein wenig schwierig, weil es mehr oder weniger um zwei Themen geht. Reden in Therapie und der Nutzen UND deine Beziehung mit deinem Bekannt mit vermeintlich übergriffigen Verhalten. Wobei sich darüber streiten ließe, ob du im Vorwege nicht schon "übergriffig" warst, indem du mit ihm gesprochen hast. Gesprochen womit er offenbar überfordert war und für dich Hilfe gesucht hat, weil er schlicht nicht helfen kann.

Aber du bist noch jung, du kannst alles noch lernen.

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shesmovedon
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 15:24

Naja, warum sollte er auch auf dich aufpassen wollen. Du bist erwachsen und für dich selbst verantwortlich. Er kann dich nicht zwingen, aber sich dann entscheiden zu gehen, wenn du alles nur auf ihm abladen willst. Das ist sein gutes Recht, so wie es dein Recht ist, nicht in eine Therapie zu gehen.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 25.02.2019, 15:39

Hallo Seerose47
Nur, wie soll man dann damit umgehen wenn alle einen zwingen wollen zu reden?
Hier schließe ich mich meinen Vorschreibern an. Wenn du nicht reden möchtest und keine Therapie machen möchtest, dann ist das dein gutes Recht. Aber dann rede auch wirklich nicht drüber. Dass dein Freundeskreis zu dir sagt "Geh damit in Therapie, du überforderst mich" ist für mich absolut nachvollziehbar. Alles hat halt seine Grenzen. Da passt was in deinem Verhalten nicht zusammen. Auf der einen Seite willste nicht reden, auf der anderen Seite tust du es doch, und das bei Menschen, die du mit dem Thema überforderst. So riskierst du Freunde zu verlieren. Wenn du das Thema verdrängen möchtest, dann setzt nicht deine Freunde unter Druck. Es ist klar, dass die dir sagen "Geh in Therapie". Würde ich dir auch raten, wenn ich merken würde, dass Du drüber reden willst.

Wenn ich meinen Freunden sage "Ist für mich Vergangenheit, will ich mich nicht mehr mit belasten", dann akzeptieren die das, was aber auch daran liegt, dass ich meine Freunde nicht mit den Themen belaste. Mal über das ein oder andere reden, das tut jeder. Auch meine Freunde reden ab und an über Kindheit, Erfahrungen, .... Das tue ich umgekehrt auch. Aber alles hat seine Grenzen. Freunde sollten nicht in die Therapeutenrolle gedrängt werden.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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