Erstmals Traum in Analyse erzählt, jetzt ziemlich fertig.

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Philosophia
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Beitrag Sa., 19.01.2019, 11:37

Ich kann es total verstehen, dass dir dieser Traum heilig war, Green Strawberry. Und schau, gerade die Analyse hat doch schon für sich etwas Träumerisches. Und es ist eben immer ein kleines Risiko, Träume zu erzählen, weil dann jemand anderes in das Traumgeschehen einbezogen ist. Ich erinnere mich daran, dass ich den mir heiligsten Traum der Analytikerin erst kurz vor Analyseende erzählt habe, erst als ich wusste, dass er meins bleiben wird, auch wenn sie dann ihren drolligen Senf dazu gibt. Und das war auch am besten so für mich.
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Green Strawberry
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Beitrag Sa., 19.01.2019, 12:21

Ihren drolligen Senf, das mag ich 😊. Bei mir ist es zur Zeit noch so, dass ich alles super ernst nehme, was sie sagt, anstatt dass ich sage, ok das passt für mich und das eben nicht. Hoffe, dass das mit der Zeit etwas entspannter wird.

Das Ganze erinnert mich irgendwie an Kinobesuche. Ich bin oft noch voll im Film drin, wenn ich rausgehe und kann es dann immer gar nicht haben, wenn jemand sofort den Film analysieren will. Zerstört den Zauber. Etwas später geht das.
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Fundevogel
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Beitrag Sa., 19.01.2019, 13:30

Liebe Green Strawberry,

ich bin einer sehr langjährigen Therapie und erinnere mich trotzdem noch an den ersten Traum, den ich erzählt habe. Ich erinnere mich an den Traum in vielen Details und wie ich mich im Traum gefühlt habe, aber ich erinnere mich auch noch daran, wie ich den Traum dann in der Therapie erzählt habe.

Jahre später bin ich irgendwo auf den Begriff des Initialtraums gestoßen und dass der erste Traum, den man in der Therapie erzählt, unter anderem auch deshalb bedeutungsvoll sei, weil er Hinweise auf Diagnose und Prognose des Therapieverlaufs geben soll. Aus meiner Erfahrung könnte ich das auch bestätigen.

Ich finde Träume sehr wichtig und sogar ein Stück weit ein Zeichen, dass die Analyse und Therapie funktioniert - es gibt Träume, die sind so genial, die drücken mit Symbolen oder auch ganz klar aus, was im Grunde (!) Sache ist und an die Oberfläche des Bewußtseins steigen will. Die schwierigsten Phasen in meiner Therapie wurden durch lange und schwierige Träume eingeleitet und begleitet.

So gesehen finde ich es gut und wichtig, dass du diesen Traum erzählt hast. Unter dem oben angeführten Aspekt des Initialtraums gäbe es da ja durchaus Anlaß zur Hoffnung für dich, denn es scheint ein weitgehend positiver Traum zu sein, der eine zumindest dem Grunde nach positive Wahrnehmung der therapeutischen Beziehung spiegelt. Das ist doch schon mal was, auf dem man aufbauen kann, denke ich.

Lernen Träume erzählen zu können war ein langer Prozeß und wahrzunehmen, was geht und was nicht, was kann oder will ich nicht aussprechen, warum manches schwierig ist, warum ich manches direkt sagen und anderes nur umschreiben, warum ich manches vergesse und anderes oft und oft wiederhole. Auch wenn ich heute nicht mehr so viel träume, so gilt dieses Wahrnehmen doch nach wie vor bzw. glaube ich, dass ich nur durch das Träumen und das Darüber-Reden im therapeutischen Prozeß überhaupt erst gelernt habe, meine Gefühle und Befindlichkeiten zur Kenntnis zu nehmen. Ich bin übrigens auch wegen Depressionen in die Therapie gegangen.

Von daher wünsche ich dir weiterhin interessante und hilfreiche Träume - klar sind die immer sehr persönlich und oft schmerzhaft. Finde ich aber auch irgendwie verständlich, sonst müßten sich die Dinge sich ja auch nicht im Unbewußten verstecken, wenn alles so super easy wäre. Schmerzen können aber auch heilsam sein und so wünsche ich dir eine gute und heilsame Therapie.
Fundevogel

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Green Strawberry
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Beitrag Sa., 19.01.2019, 19:16

Hallo liebe Fundevogel, vielen Dank für Deine Antwort! Ich finde es schön zu lesen, dass auch für Dich der erste erzählte Traum so ein großes Ereignis war. Ich hätte das gar nicht so erwartet vorher.

Das mit dem Initialtraum ist mir neu, hört sich aber interessant an. Auf der anderen Seite hab ich schon immer und auch seit Beginn der Therapie richtig viel geträumt, war mir aber nie sicher, bzw hab mich irgendwie nicht so richtig getraut, Träume zu erzählen. Ich hab sie aber immer aufgeschrieben, just in case. In meiner vorherigen Therapie habe ich das ganz ab und zu mal angemerkt, wenn ich einen besonders intensiven Albtraum hatte. Einziger Kommentar meines Theras damals war meist, daß es ein Angsttraum war. Was will ich damit sagen? Dass ich also ebenso gut auch einen anderen Traum als erstes hätte erzählen können. Vor ein paar Sitzungen war ich auch sooo nah dran mit einem Albtraum. Das wäre ja dann wieder ein ganz anderer Initialtraum gewesen.... Ok, ich weiß, ich denke zu viel 😉
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saffiatou
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Beitrag Sa., 19.01.2019, 19:30

Beim Initialtraum geht es nicht um den ersten Traum, den man in der Analyse erzählt, sondern um den ersten Traum, den man in der Analyse träumt.
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Green Strawberry
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Beitrag Sa., 19.01.2019, 19:35

Ah ok. Das war dann ein anderer.

Aber mir gefällt trotzdem die Vorstellung, dass mein Traum hier positver Vorbote für eine gute Therapie ist. Immerhin scheint sich mein Unterbewusstsein da wohl zu fühlen.
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Haithabu
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Beitrag So., 20.01.2019, 19:12

Hallo Green Strawberry,
ich hatte auch so einen Traum, ebenfalls ein Kuss auf die Wange vom Therapeuten. Schon im Traum fühlte sich das ganz gut an. Ich habe über diesen Traum gesprochen, weil er auch in eine recht aufgewühlte Zeit fiel, in der die Beziehung ziemlich schwierig war zwischen uns. Da war es gut so etwas positives zu träumen. Auch wenn es unglaublich unangenehm war darüber zu sprechen, stand am Ende für mich, dass ich so eine Sehnsucht nach "bemuttert" werden hatte, dass ich den Therapeut glatt zur Frau machte im übertragenen Sinn :) Schräg wie das alles geht.

Aber ich fände es auch überhaupt nicht gut, wenn ich das Gefühl hätte, ich würde gedrängt werden so etwas zu erzählen oder dann auch weiter darüber sprechen zu müssen. Wenn dann mache ich das, weil ich das möchte und glaube es könnte wichtig sein. Oder weil ich hoffe, der Therapeut hilft mir das Ganze zu verstehen.
Dass Therapeuten allerdings ein bisschen "munterer" werden, wenn man sagt, man hat von ihnen geträumt, halte ich dagegen für ziemlich menschlich.

Ich träume insgesamt sehr viel, da alles zu hinterfragen würde ich gar nicht schaffen. Ich versuche einen "Grundtenor" zu erspüren, das reicht oft schon.

Viele Grüße
Haithabu

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Green Strawberry
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Beitrag So., 20.01.2019, 21:14

Das beruhigt mich, Haithabu, dass Du auch schon sowas geträumt hast und es mit Deinem Therapeuten offensichtlich ganz gut besprechen konntest. Meine hat manchmal eine etwas flapsige Art und ich bin geneigt, ihre Äußerung auch so zu interpretieren. Ich hoffe, ich traue es mich in der nächsten Sitzung anzusprechen. Allein das wäre schon eine riesen Übung für mich.
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Green Strawberry
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Beitrag Mo., 21.01.2019, 12:59

Hallo ihr Lieben,

ich wollte Euch einmal berichten, wie es heute weiter gegangen ist. Also ich habe es tatsächlich geschafft das Thema anzusprechen. War sehr schwer und ich war die ganze Stunde so angespannt, dass ich jetzt schon wieder die Hälfte vergessen habe. Passiert mir öfters. Aber ich versuche mal, es zusammen zu bringen, bevor es ganz weg ist. Ich habe gesagt, dass mir ihre Äußerung Angst gemacht hätte und ich mich unter Druck gefühlt hätte, jetzt auf jeden Fall auch alles zu sagen. Ich hätte dann versucht, dass im Nachhinein für mich zu relativieren und mir überlegt, dass es vielleicht nur ein etwas flapsig gemeinter Push in die richtige Richtung gewesen wäre.

Das Wort flapsig fand sie nicht so gut, weil sie meinte dann, dass sie alle ihre Patienten sehr ernst nehmen würde. Ein Push in die richtige Richtung war es aber wohl. Dass es für mich in dem Augenblick zu viel war und wann es generell zu viel ist und wann nicht müssen wir wohl beide erst lernen. Auf der anderen Seite wissen wir ja beide, dass Therapie richtig anstrengend ist und meistens eben nicht entspannt und gemütlich - sie hat aber noch mal betont, dass sie dabei immer an meiner Seite bleiben würde.

Sie hat auch zugegeben, dass sie manchmal dazu tendiere, ihre Patienten etwas zu überfordern. Wie gesagt, die richtige Dosierung müssen wir erst noch herausfinden...und ich tendiere oft und meist völlug unbewusst dazu, mich wesentlich tougher und lebenstauglicher zu zeigen, als ich wirklich bin. Ich glaube, sie hätte zum Beispiel nicht erwartet, dass ich nach der letzten Stunde erst mal im Auto weine, da ich es mir in der Stunde nicht anmerken lasse. Da sei sie mir "richtig auf den Leim gegangen", hat sie gesagt. Und dann bin ich wieder wütend und ungeduldig mit mir selbst, weil ich es immer noch nicht (nach Stunde 17, haha) schaffe, mich echt zu zeigen, obwohl ich es so gerne möchte. Diese Ungeduld kann dann auch wieder auf sie übergegangen sein.

Jetzt, nach der Stunde, bin ich auch wieder "durch", aber nicht so sehr wie letztes Mal. Ich hoffe, ich kann unser Gespräch heute als positiv verbuchen und zerpflücke es nicht wieder später. Gott sei Dank muss ich jetzt erst mal arbeiten, das beruhigt und bringt mich auf andere Gedanken.

Danke fürs Zuhören an Euch!!
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Montana
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Beitrag Mo., 21.01.2019, 13:27

Das klingt ziemlich gut. Besonders wichtig finde ich, dass du ihr von dem Weinen im Auto erzählt hast. Du hast ihr in der Stunde deinen Zustand nicht zeigen können, aber das nachher zu erzählen, das ist sehr wertvoll. An ihrer Reaktion hat sich das ganz klar gezeigt.


ziegenkind
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Beitrag Mo., 21.01.2019, 13:39

liebe grüne und errötende erdbeere,

ich verstehe sehr gut Dein mit Dir Hadern und Ringen um und beim Erzählen von Träumen. das ist ja in der Tat auch etwas sehr Intimes und im wahren Leben gibt es in der Regel ja nicht soo viele Leute, denen man so etwas erzählt.

gleichwohl: da das ja Dein initialtraum war, wünsche ich Dir, dass Du Dich vielleicht auch mal langsam freuen kannst. Nicht nur,weil Du diesen Schritt mit dem Erzählen geschafft hat, sondern auch weil das ein richtig schöner erster Traum ist. Deine Analyse steht unter einem guten Stern, glaube ich!!!!
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Haithabu
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Beitrag Mo., 21.01.2019, 15:24

Manchmal denke ich das ist die wahre Therapie. Zu üben solche für einen selbst unstimmigen Situationen anzusprechen (allein das ist schon schwer), seine eigenen Gefühle dazu zu benennen und dann zu schauen, was sich daraus ergibt.

Ich nehme zumindest mehr aus den Konflikten und Konfliktchen mit dem Therapeuten mit als durch das reine Erzählen von z.B. Trauminhalten möglich wäre.

Schön, dass du den Mut gefunden hast es anzusprechen.

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Montana
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Beitrag Mo., 21.01.2019, 15:56

Ja, genau das denke ich auch. Und das ist auch der Grund dafür, dass das Verfahren weniger relevant ist als die Beziehung zum Therapeuten. Und der Grund, warum Therapie ausschließlich mit einem echten Therapeuten funktionieren kann und das Lesen von Ratgebern nicht ausreicht.

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Green Strawberry
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Beitrag Mo., 21.01.2019, 18:37

Montana hat geschrieben: Mo., 21.01.2019, 13:27 Das klingt ziemlich gut. Besonders wichtig finde ich, dass du ihr von dem Weinen im Auto erzählt hast.
ziegenkind hat geschrieben: Mo., 21.01.2019, 13:39
gleichwohl: da das ja Dein initialtraum war, wünsche ich Dir, dass Du Dich vielleicht auch mal langsam freuen kannst. Nicht nur,weil Du diesen Schritt mit dem Erzählen geschafft hat, sondern auch weil das ein richtig schöner erster Traum ist. Deine Analyse steht unter einem guten Stern, glaube ich!!!!
Vielen Dank ihr beiden! Dass ihr es so positiv seht, hilft mir, es auch so zu versuchen. Mir fällt es unheimlich schwer, mir auch mal zu sagen, dass etwas gut war und ich mich jetzt entspannt zurücklehnen kann, zumindest für eine Weile. Lieber suche ich nach der Nadel im Heuhaufen, zerfleische mich innerlich zum Beispiel dafür, dass ich überhaupt einen Konflikt angezettelt habe und habe ein unbestimmtes Gefühl von Chaos und Katastrophe. Wenn ich mich genau frage, was denn eigentlich so schlimm ist, kann ich es nicht sagen. Ist ja alles gut gelaufen, wir haben noch nicht mal gestritten, hatten ein echt gutes Gespräch und waren uns auch einig. SEUFZ...
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Beitrag Mo., 21.01.2019, 18:41

Haithabu hat geschrieben: Mo., 21.01.2019, 15:24 Manchmal denke ich das ist die wahre Therapie. Zu üben solche für einen selbst unstimmigen Situationen anzusprechen (allein das ist schon schwer), seine eigenen Gefühle dazu zu benennen und dann zu schauen, was sich daraus ergibt.

Ich nehme zumindest mehr aus den Konflikten und Konfliktchen mit dem Therapeuten mit als durch das reine Erzählen von z.B. Trauminhalten möglich wäre.

Schön, dass du den Mut gefunden hast es anzusprechen.
Montana hat geschrieben: Mo., 21.01.2019, 15:56 Ja, genau das denke ich auch. Und das ist auch der Grund dafür, dass das Verfahren weniger relevant ist als die Beziehung zum Therapeuten. Und der Grund, warum Therapie ausschließlich mit einem echten Therapeuten funktionieren kann und das Lesen von Ratgebern nicht ausreicht.
Ich verstehe genau, was ihr meint. Deshalb habe ich es ja auch angesprochen. Wenn ich jetzt keine Konflikte übe, wann dann. Aber es war sooo schwer. Ich befürchte, je enger unsere Beziehung werden wird, desto schwerer könnte es mir fallen, sowas anzusprechen. Denn ich habe immer Angst, den Menschen zu verlieren, wenn es einen Streit gibt.
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