Wer beginnt zu sprechen?
Ja, sicher. Du hast dich bisher wahrscheinlich immer "unsichtbar gemacht" und versucht, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen um sie bei Laune zu halten. Das erste Problem: du musst erstmal MERKEN, was du möchtest. Schönes Beispiel von mir: ich steh im Klamottenladen und weiß nicht, was mir gefällt. Denn früher ging es nie darum, was MIR gefällt bzw. wurde das dann abgestraft. Ich wurde immer liberaler mit den Klamotten und man sieht mich im Büro eigentlich nur noch mit Jeans und Turnschuhen und gammeliger Strickjacke. Das MAG ich und ich pfeif auf Dresscodes. Wo ein Dresscode zwingend ist, geh ich nicht hin. In der Therapie habe ich das mit dem "bei Laune halten" natürlich auch versucht. Aber mir wird einfach kein Ansatzpunkt geboten, so dass ich auf mich selbst zurückfalle. Ich muss in der Stunde das tun, was ICH will. Was ich in den Therapeuten hineininterpretiere (kann damit nicht aufhören), stellt sich oft als falsch heraus. Zu oft, als dass ich mich danach richten könnte. Und das ist pure Absicht von ihm. Für mich anstrengender als mein gewohntes Verhalten, aber irgendwie auch gut, oder? Wenn man so drüber nachdenkt?
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Hi,
also in meiner ersten Therapie, war das mit dem Schweigen bei mir ganz extrem. Des öfteren saßen wir uns teilweise bis zu 15 Minuten schweigend gegenüber. Ich fand so schwer ins reden, nichts schien wichtig genug. Und umso länger es still war, umso lauter und schlimmer wurde es in mir drin, wodurch sich noch mehr Druck bildete und ich noch schwieriger ins reden kam. Ich habe es der Therapeutin versucht zu erklären, welche innere Not da bei mir entsteht. Sie lächelte es nur weg.
Irgendwann sagte sie mir was sie darüber denkt, dass das ein Machtkampf meinerseits wäre, nach dem Motto wer zuerst redet hat verloren. Das war, wie ein Schlag ins Gesicht, fühlte mich unverstanden und ließ mich noch verzweifelter in meine Redeschwierigkeit zurück.
Bei meiner Jetztigen Therapeutin ist es anders. Sie hilft mir, redet mit mir, hilft mir dabei erst gar nicht ins verzweifelte Schweigen reinzurutschen. Ich Rede, auch wenn es nur ums Wetter geht und auch nicht wie ein Wasserfall. Vorsichtig, aber ich Rede und das fühlt sich viel angenehmer an.
Ps: beides Psychoanalysen, es kommt nicht immer auf die Fachrichtung an, sondern auf das Gegenüber. Wie sehr und wie individuell diese Person bereit ist auf einen einzugehen. Wie fähig das Gegenüber ist, zu erkennen was gerade nötig und dran ist.... Meine Erfahrung...
Was für den einen gut ist, funktioniert nicht zwangsläufig bei jeden....
also in meiner ersten Therapie, war das mit dem Schweigen bei mir ganz extrem. Des öfteren saßen wir uns teilweise bis zu 15 Minuten schweigend gegenüber. Ich fand so schwer ins reden, nichts schien wichtig genug. Und umso länger es still war, umso lauter und schlimmer wurde es in mir drin, wodurch sich noch mehr Druck bildete und ich noch schwieriger ins reden kam. Ich habe es der Therapeutin versucht zu erklären, welche innere Not da bei mir entsteht. Sie lächelte es nur weg.
Irgendwann sagte sie mir was sie darüber denkt, dass das ein Machtkampf meinerseits wäre, nach dem Motto wer zuerst redet hat verloren. Das war, wie ein Schlag ins Gesicht, fühlte mich unverstanden und ließ mich noch verzweifelter in meine Redeschwierigkeit zurück.
Bei meiner Jetztigen Therapeutin ist es anders. Sie hilft mir, redet mit mir, hilft mir dabei erst gar nicht ins verzweifelte Schweigen reinzurutschen. Ich Rede, auch wenn es nur ums Wetter geht und auch nicht wie ein Wasserfall. Vorsichtig, aber ich Rede und das fühlt sich viel angenehmer an.
Ps: beides Psychoanalysen, es kommt nicht immer auf die Fachrichtung an, sondern auf das Gegenüber. Wie sehr und wie individuell diese Person bereit ist auf einen einzugehen. Wie fähig das Gegenüber ist, zu erkennen was gerade nötig und dran ist.... Meine Erfahrung...
Was für den einen gut ist, funktioniert nicht zwangsläufig bei jeden....
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken
Naja, komischerweise habe ich fast immer was zu erzählen, obwohl ich überhaupt kein Plappermaul bin, sondern eher ruhiger und manchmal schüchtern. Wir begrüsse uns mit einem Händeschlag und dann setzen wir uns hin und ich sage noch fast im Stehen, z.B. puhh ist das heiss heute oder gruselig kalt und windig draussen oder ich erzähle einfach mal, was ist vergangene Woche oder Wochenende gemacht habe, auch wenn ich nur zu Hause gesessen bin. Und dann bleibe ich vielleicht irgend bei einem Film oder Situation stehen, die mich beeindruckt oder emotional berührt hat. Ach und ja, ich schreibe die ganze Woche in mein Handy so Stichworte rein, für den Fall, dass mir mal das Thema aus geht. Es hat schon Minuten gegeben, wo niemand was sagte und ich glaube, dass man auch das lernen muss auszuhalten. Oder wenn er etwas sagt, einfach auf sich einwirken lassen und nicht gleich antworten. Es ist schwierig, aber ich versuche daran zu denken, auch mal die ruhigen Momente zu geniessen. Fühle mich dann aber meistens, wie wenn ich durchleuchtet würde, aber das will er gar nicht, sondern ich soll einfach bei mir bleiben.
bleib bei Dir
Ich hab auch schon fast die ganze Stunde geschwiegen. Am Schlimmsten finde ich, wenn ich etwas sage und darauf GAR keine Reaktion kommt. Dann war das ein nicht gewünschtes Thema. Inzwischen weiß ich, dass da ein Ablenkungsmanöver vermutet wird (vielleicht nicht ganz zu unrecht). Inzwischen meint er, dass ich die relevanten Themen ja wohl kenne und nur nicht dran arbeiten WILL. Leider ist das nicht immer so, denn es ist sehr unterschiedlich, welche Erinnerungen mir gerade zur Verfügung stehen. Ich habe es auch schon mit Aufschreiben nach der Stunde versucht. Das ist schon schwierig, denn es ist wie das Mitschreiben in einer Vorlesung, wo der Prof alles auf einem Overheadprojektor schreibt und viel zu schnell weiterscrollt (so einen hatte ich wirklich, in Mathe). Ich muss ganz ausführlich in ganzen Sätzen schreiben, weil ich bei Stichpunkten hinterher nicht mehr weiß, was damit gemeint war. Eigentlich müsste ich Stunden aufnehmen, aber mich selbst anzuhören würde ich nicht fertigbringen.
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Oh Montana, genau so! Ich hatte diesen Gedanken/Idee auch schon. Aber mich selbst anzuhören, das würde ich nicht ertragen.
Dürfte man das überhaupt?
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare
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Wieso denn nicht?Wirbel-Uschi hat geschrieben:Dürfte man das überhaupt?
Ich mach das seit einigen Stunden . Hab aber fairerweise meinen Thera vorher gefragt, ob das ok wäre für ihn - Ich nehm da ja nicht nur mich auf, sondern ihn auch.
War aber kein Problem für ihn. (In meiner TfP früher bei nem anderen Thera wollte ich das auch schon mal, aber für den war es ein Problem und ein NoGo).
Es ist allerdings schon echt ne Herausforderung, sich selber zuzuhören und der gequirrlten Kacke, die man da so verzapft.... Da Scham eins meiner derzeitigen Hauptthemen ist, komm ich da blitzschnell in medias res.
Andererseits krieg ich aber nochmal weitaus mehr mit als so, kann mir selber ganz anders zuhören.
Montana, kurze Frage zum Verständnis: Heißt das, dein Therapeut entscheidet, was "gewünscht" ist und was nicht. Und schweigt die unerwünschten Themen dann tot? Fände ich (für mich) schwierig bis unmöglich.
Wenn mir das vom Gegenüber auf der Tonspur mitgeteilt wird (Frau lisbeth, ich glaube, sie weichen hier dem Kernthema aus etc...) dann ja. Dann kann ich mich damit auch auseinander setzen. Aber so hat das ja (für mich) etwas von einem Quiz. Du musst die "richtige" Antwort erraten - ohne jedoch vorher die Frage zu kennen? Oder habe ich da etwas überlesen?
LG
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Ich schweige oft und sehr lange.
Manchmal 30 Minuten. Ich muss immer anfangen.
Ich denke nicht darüber nach. Therap. stört es nicht.
Wir entspannen zusammen.
Mir ist das nicht unangenehm, im Gegenteil... ich genieße die Ruhe.
Manchmal 30 Minuten. Ich muss immer anfangen.
Ich denke nicht darüber nach. Therap. stört es nicht.
Wir entspannen zusammen.
Mir ist das nicht unangenehm, im Gegenteil... ich genieße die Ruhe.
Genau! Aber es ist etwas komplizierter. Grundsätzlich darf ich ja quatschen, was ich will. Ist ja eine Analyse und der Therapeut ist da nicht so der aktive Part. Wenn ich aber einen aktiv mit mir diskutierenden Therapeuten will, was eher unanalytisch ist, dann krieg ich den auch. Aber dafür muss ich an Themen gehen, die er als "Arbeit" versteht. Oder auch direkte Fragen stellen. Auf vernünftige Fragen bekomme ich auch vernünftige Antworten. Also, wenn ich arbeite, dann beteiligt er sich. Aber er liefert mir kein Unterhaltungsprogramm, wenn ich es nicht tue. Und ja, es gibt da noch Themen, von denen ich weiß, dass er da gern etwas hören würde, weil er mir mal gesagt hat, dass ich die offenbar sehr gezielt umschiffe. War mir gar nicht so klar gewesen. Auch Themen, die ich schon hatte, aber eben nicht so wirklich richtig. Hm. Ich habe auch schon eine halbe Stunde irgendwas geredet und dann kam: "So, jetzt fang ich mal an zu arbeiten." und ich bekam eine Analyse dessen um die Ohren gehauen, was ich da so von mir gegeben hatte. Da hatte einer SEHR genau zugehört.
Ich finde es bescheuert, wenn Therapeuten schweigen.
Zum Glück war das bei meinen beiden nicht so. Der erste hat immer am Anfang sehr allgemein gefragt, wie es mir geht. Die jetzige fragt etwas konkreter nach, wie die letzten beiden Wochen waren und ob es etwas gibt, worüber ich reden will. Letztes Mal habe ich sie gefragt, wie es läuft, wenn ich mal kein Thema habe, und dann sagte sie, dann würde sie nachfragen, wie es bei bestimmten Dingen, die bei uns früher schon Thema waren, derzeit aussieht, und sie würde dann an unseren Themen weitermachen.
Ich finde, Therapeuten erwarten zu viel, wenn sie meinen, man müsste als Klient immer alles selbst steuern.
Zum Glück war das bei meinen beiden nicht so. Der erste hat immer am Anfang sehr allgemein gefragt, wie es mir geht. Die jetzige fragt etwas konkreter nach, wie die letzten beiden Wochen waren und ob es etwas gibt, worüber ich reden will. Letztes Mal habe ich sie gefragt, wie es läuft, wenn ich mal kein Thema habe, und dann sagte sie, dann würde sie nachfragen, wie es bei bestimmten Dingen, die bei uns früher schon Thema waren, derzeit aussieht, und sie würde dann an unseren Themen weitermachen.
Ich finde, Therapeuten erwarten zu viel, wenn sie meinen, man müsste als Klient immer alles selbst steuern.
OK, danke. das liest sich für mich schon etwas anders, nachvollziehbarer.Montana hat geschrieben: ↑Mo., 31.12.2018, 17:12 Wenn ich aber einen aktiv mit mir diskutierenden Therapeuten will, was eher unanalytisch ist, dann krieg ich den auch. Aber dafür muss ich an Themen gehen, die er als "Arbeit" versteht. Oder auch direkte Fragen stellen. Auf vernünftige Fragen bekomme ich auch vernünftige Antworten.
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― Anne Lamott
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Also, eigentlich beginnt immer meine Therapeutin zu reden und wenn es nur ein, wie geht es Ihnen, was ist los, wie war die Woche ist. Anders würde es gar nicht funktionieren.
Ich bin zwar wirklich viel offener geworden und reden fällt leichter, aber wenn ich jemals in der Therapie nur schweigen gehabt hätte... und von mir erwartet worden wäre das ich rede... ich wäre damals und würde auch heute wahrscheinlich einfach wegdissoziieren ... weil die Situation für mich so schrecklich wäre.
Nein ich bin sehr dankbar das mir meine Therapeutin hilft ins Gespräch zu kommen und sogar nicht nur irgendwie sondern.. ohne Fassade. Das wäre ohne gezieltes nachfragen und haken auch nicht möglich.
Ich bin zwar wirklich viel offener geworden und reden fällt leichter, aber wenn ich jemals in der Therapie nur schweigen gehabt hätte... und von mir erwartet worden wäre das ich rede... ich wäre damals und würde auch heute wahrscheinlich einfach wegdissoziieren ... weil die Situation für mich so schrecklich wäre.
Nein ich bin sehr dankbar das mir meine Therapeutin hilft ins Gespräch zu kommen und sogar nicht nur irgendwie sondern.. ohne Fassade. Das wäre ohne gezieltes nachfragen und haken auch nicht möglich.
Doch, wäre es. Zumindest ab und zu. Es fällt keinem leicht, anzufangen. Und dissoziieren kann ich auch gut. Aber mit der Zeit wird es ja besser. Mir wäre es auch lieber, ich hätte diesen Stress nicht. Aber irgendwie glaube ich auch, mir bringt das etwas. Nicht abhängig davon zu sein, dass der andere das Gespräch beginnt und lenkt.
Hey Montana,
Da gebe ich dir recht, aber das ist eine sehr schwierige gradwanderung. Ich kann gut Gespräche beginnen, früher beruflich war ich für die Gesprächsführung verantwortlich und auch um Alltag bin ich ehr jemand der leicht Gespräche entstehen lassen kann, auch in schwierigen Situationen. Dafür muss ich nur in meine „funktionieren“ Rolle schlüpfen und schon geht das problemlos, auch über schwierige Dinge, allerdings bin ich dann ganz weit weg von meinen Emotionen. Von... hinter der Mauer, hinter der Fassade. Vielleicht ist es mal ein Ziel das ich reden kann ohne „funktionieren“ aber soweit bin ich noch nicht. Diese verletztliche Seite versteckt sich gerne noch zu hartnäckig.
Tatsächlich ist es glaube ich zumindest bei mir im Moment besser ich gehe... neutral , nervös, grundsätzlich offen in die Therapie , wenn einmal die „ich -muss“ Funktion da ist, ist es schwer da wieder rauszukommen und bei mir zu sein.
Aber... man entwickelt sich ja
Da gebe ich dir recht, aber das ist eine sehr schwierige gradwanderung. Ich kann gut Gespräche beginnen, früher beruflich war ich für die Gesprächsführung verantwortlich und auch um Alltag bin ich ehr jemand der leicht Gespräche entstehen lassen kann, auch in schwierigen Situationen. Dafür muss ich nur in meine „funktionieren“ Rolle schlüpfen und schon geht das problemlos, auch über schwierige Dinge, allerdings bin ich dann ganz weit weg von meinen Emotionen. Von... hinter der Mauer, hinter der Fassade. Vielleicht ist es mal ein Ziel das ich reden kann ohne „funktionieren“ aber soweit bin ich noch nicht. Diese verletztliche Seite versteckt sich gerne noch zu hartnäckig.
Tatsächlich ist es glaube ich zumindest bei mir im Moment besser ich gehe... neutral , nervös, grundsätzlich offen in die Therapie , wenn einmal die „ich -muss“ Funktion da ist, ist es schwer da wieder rauszukommen und bei mir zu sein.
Aber... man entwickelt sich ja
Da stellt sich mir eine Frage: Kannst Du es? Oder passiert es einfach ohne dass Du das willst?
Ich kenne das eher so, dass das wenn einfach so passiert, ich kann dann also "gar nix mehr" gewollt sondern bin sozusagen "Opfer meiner Selbst". Passiert mir heute noch manchmal fast in der Therapie, obwohl mich Frau Thera da eigentlich recht schnell "zurück" holt. Aber bei schwierigen Themen ist das ein "Selbstgänger".
Ich wünschte mir manchmal - in gewissen Alltagsssituationen - dass ich das noch so gut "können" würde wie früher, aber es funktioniert umgekehrt halt auch nicht mehr "zuverlässig" weil ich es nicht wirklich "steuern" kann.
Deshalb meine Frage: Kannst Du das wirklich "steuern"?
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