Näheproblem in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Haselmaus
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Beitrag Mo., 31.12.2018, 19:33

Wirbel-Uschi hat geschrieben: So., 30.12.2018, 20:51 Du hattest das Gefühl, dass sie bedrohlich für dich wurde, oder? Höre ich das richtig raus?

Als ich sie mal wieder sah versteckte ich mich...
Ja, sie hatte irgendwann etwas bedrohliches, es war unangenehm und gleichzeitig konnte ich mich dem nur schwer entziehen, es hatte sogar was vertrauliches. Ich habe echt gebraucht, mich von ihr zu lösen.

Deine ehemalige Therapeutin war aber auch ganz schön krass drauf!
Dass tut mir leid, dass du so was erleben musstest.

Sollte ich die ehemalige Therapeutin jemals zufällig treffen, ich wüsste nicht wie ich reagieren würde.

Mich macht es nur traurig, dass ich in der jetztigen Therapie noch misstrauischer bin, obwohl sie ganz anders mit mir umgeht. Es tut mir so leid, dass sie ausbaden "muss" was in der anderen Therapie schiefgelaufen ist.


Ich hoffe dass das Gute irgendwann seine unheimlichkeit verliert.

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mio
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Beitrag Mo., 31.12.2018, 19:42

Haselmaus hat geschrieben: So., 30.12.2018, 14:12 Sie spricht und schreibt von "wir" und "uns", von Beziehungsaufbau.
Plötzlich ist da in mir dieses mega Bedürfniss auf Abstand zu gehen.
Warum nur?
Kann es sein, dass es Ihre Wortwahl ist, die Dir zu schaffen macht?

Für mich klingt "wir" und "uns" schon auch etwas "vereinnahmend" und ich kenne so eine Wortwahl aus der Therapie an sich - soweit ich mich gerade erinnere - nicht, obwohl ich auch eine sehr "präsente" Therapeutin habe die auch nichts gegen Kontakt zwischen den Stunden und so hat und das anbietet.

Vielleicht würde sich ein "Sie und ich" ja schon passender anfühlen für Dich? Nicht so sehr als "sei ein Teil von (mir)".

Ich glaube nicht, dass sie das unbedingt so beabsichtigt, aber ich könnte mir vorstellen, dass das allein aufgrund der Wortwahl bei Dir "unbewusst" was "anschubst".

Gerade "einvernehmende Menschen" sprechen ja gerne vom Anderen als wäre er "Teil ihrer Selbst" und wenn Du da negativ vorbelastet bist, dann ist sowas vielleicht einfach auch dann ein Trigger wenn es vielleicht gar nicht so gemeint ist?

Das wäre dann aber ja gut besprech- und veränderbar.

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Di., 01.01.2019, 02:03

Oh aber du glaubst gar nicht, WIE verständnisvoll und mitfühlend Therapeuten damit umgehen kömnen, mit diesem Misstrauen. Ich hab das in den letzten Wochen zu Hauf auf den Tisch gebracht.
Denn je mehr ich ihr vertraue und sie schätze, umso misstrauischer werde ich auch.
In Gedanken unterstelle ich ihr die „wildesten“ Dinge.
Und ich hab mich nach und nach getraut, ihr das zu sagen. Und sie sagt dazu:
Wenn dieses Misstrauen nicht wäre, dann säßen Sie ja gar nicht hier.
Oder: Das sind IHRE Fantasien, die ihren Grund haben. Keine Unterstellungen.
Sie hat mir noch in kleinster weise das Gefühl gegeben dass sie es unangebracht ist.
Sie bezieht es nicht auf sich. Sie geht damit absolut souverän um.
Ich sage ihr ja auch, dass es möglicherweise total ungerecht ihr gegenüber ist, so zu denken aber dieses „aber was, wenn? Oder was, wenn doch?“ leider immer wieder präsent ist.
Sie nimmt das einfach an. Es ist ok dass ich so fühle/denke. Alles darf sein.
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

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Haselmaus
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Beitrag Di., 01.01.2019, 13:10

Danke Mio, ja, dieses wir und uns, diese Wortwahl empfinde ich als schwierig. Als wäre damit nicht mehr genug Distanz zwischen ihr und mir.
Sie ist aber einfach ein sehr lockerer Typ und wahrscheinlich ist ihr nicht klar, dass mir das Probleme bereitet. Ich wusste es bis vor kurzem auch nicht. Bis sie damit angefangen hat.
Auf der einen Seite hat es was Nettes, aber gleichzeitig schüttelt es mich.

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Haselmaus
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Beitrag Di., 01.01.2019, 13:13

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Di., 01.01.2019, 02:03 Denn je mehr ich ihr vertraue und sie schätze, umso misstrauischer werde ich auch.
Oh ja, so geht's mir auch gerade. Umso netter sie ist, umso mehr bekomme ich das Gefühl von ihr weg zu wollen.
Ist das nicht paradox?

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Le_na
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Beitrag Di., 01.01.2019, 13:17

Haselmaus hat geschrieben: Di., 01.01.2019, 13:10 ja, dieses wir und uns, diese Wortwahl empfinde ich als schwierig. Als wäre damit nicht mehr genug Distanz zwischen ihr und mir.
Ich kann das gut verstehen. Habe selbst auch so meine Probleme mit Nähe, die sich natürlich in der Therapie auch gezeigt haben. Und auch meine Therapeutin hat oft vom "wir" gesprochen. Mich hat das phasenweise wahnsinnig gemacht, weil ich dieses "wir" nicht spüren konnte und weil es mir Angst gemacht hat.
Ich muss aber sagen, mittlerweile fühlt sich das "wir", diese therapeutische Allianz ziemlich gut an und ich kann es auch so annehmen und ganz wichtig, sogar so spüren. Ich habe immer wieder Angst, dass sie das "wir" plötzlich zerstören könnte, sich plötzlich verändert und unsere gute Beziehung damit zerstört, mich wegstößt. Aber das thematisiere ich einfach und wie schon andere geschrieben haben: Es darf sein, dass ich so fühle. Sie sagte sogar eher, dass es komisch wäre, nach meinen Erfahrungen, wenn ich keine Zweifel hätte.

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Beitrag Di., 01.01.2019, 13:30

Le_na hat geschrieben: Di., 01.01.2019, 13:17 Ich kann das gut verstehen. Habe selbst auch so meine Probleme mit Nähe, die sich natürlich in der Therapie auch gezeigt haben. Und auch meine Therapeutin hat oft vom "wir" gesprochen. Mich hat das phasenweise wahnsinnig gemacht, weil ich dieses "wir" nicht spüren konnte und weil es mir Angst gemacht hat.
Danke Le_na,
Ja, es macht mich wahnsinnig, zum Haareraufen.
Bei mir ist genau anders, bei "wir" spüre ich sehr viel, aber leider nur unangenehmes. Als würden mir alle Haare zu Berge stehen. Ich spüre es sogar in den Knochen, ähnlich wie wenn einer mit ner Gabel überm Teller kratzt....Ekelig.
Dabei glaube ich, dass sie es gut meint. Zumindest hoffe ich es.
Es macht mich so traurig, dass ich so empfinde. Es ist unfair ihr gegenüber, aber ich kann es nicht verhindern.

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Le_na
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Beitrag Di., 01.01.2019, 13:55

Haselmaus hat geschrieben: Di., 01.01.2019, 13:30 Es macht mich so traurig, dass ich so empfinde. Es ist unfair ihr gegenüber, aber ich kann es nicht verhindern.
Und genau so könntest du es ja auch ansprechen! Das darf wirklich so sein, du bist ja nicht ohne Grund in Therapie. Und wenn sie so ist, wie ich es hier lese, dann wird das einfach "okay" sein. Dann könnt ihr euch ansehen woher das kommt, woher diese Angst vor Nähe, vor dem "wir" kommt. Nur Mut! :)


mio
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Beitrag Di., 01.01.2019, 14:01

Haselmaus hat geschrieben: Di., 01.01.2019, 13:30 Als würden mir alle Haare zu Berge stehen. Ich spüre es sogar in den Knochen, ähnlich wie wenn einer mit ner Gabel überm Teller kratzt....Ekelig.
Ich glaube dass da einfach wirklich was "reaktiviert" wird was sich halt wirklich "eklig" anfühlt: Benutzt werden.

So ein "benutzendes Wir" ist ja kein "echtes Wir". Und Du schreibst ja selbst, dass Du da entsprechende Erfahrungen gemacht hast.

Ein benutzendes "Wir" ist ein "Wir" das so ein bisschen wie in diesem Witz ist:

"Ein Pfau und eine einfache Haushuhn-Henne kommen auf das Standesamt, um das Aufgebot zu bestellen. "Ja, wollt ihr denn überhaupt heiraten?" fragt der Beamte. "Wir haben so viel gemeinsam," antwortet der Pfau, "zum Beispiel lieben wir beide mich wahnsinnig!"

Ein "echtes Wir" setzt sich hingegen immer aus zwei Menschen mit unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen zusammen. Aus einem "Ich" und einem "Du".

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Haselmaus
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Beitrag Di., 01.01.2019, 18:16

Hm, dieses Wir, ich kann es in Moment, im Rahmen der Therapie, nicht einordnen. Zumindest nicht so, wie es sicherlich von ihrer Seite gemeint ist.
Ich habe dass starke Bedürfniss mich aus diesem Wir zurückzuziehen. Habe aber gleichzeitig Angst, sollte ich es ihr sagen, dass Sie sich zurückzieht. Und das möchte ich auch nicht.
Irgendwie Banane....


mio
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Beitrag Di., 01.01.2019, 18:21

Wenn sie wirklich DICH meint, dann wird sie sich nicht zurückziehen. Ist im Grunde ganz einfach... ;-)

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Le_na
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Beitrag Di., 01.01.2019, 19:00

Haselmaus hat geschrieben: Di., 01.01.2019, 18:16 Ich habe dass starke Bedürfniss mich aus diesem Wir zurückzuziehen. Habe aber gleichzeitig Angst, sollte ich es ihr sagen, dass Sie sich zurückzieht. Und das möchte ich auch nicht.
Irgendwie Banane....
Exakt den gleichen Gedanken hatte ich damals auch. Hat mich darauf hingewiesen, dass ich mich eigentlich sehr nach dem "wir" (einer wohltuenden Verbundenheit im therapeutischen Rahmen) sehne, aber auch große Angst davor (und vor der verletzbarkeit die es mitbringt) habe.
Als ich meine wut bzw meinen Missmut über das "wir" thematisiert habe, hat sie sich keinen Millimeter zurückgezogen.

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Di., 01.01.2019, 19:09

Hast du ihr denn schon schreiben können? :)
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

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Schnuckmuck
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Beitrag Di., 01.01.2019, 22:17

Kann es nicht auch sein, dass du die Nadel im heuhaufen, das schlupfloch suchst, dass ihr nicht intensiver arbeitet? Sie wird verbindlich. Du ängstlich. Warum? Die Formulierung WIR steht für mich für eine Art und Weise der Herangehensweise, die dich auch loslegen lassen muss. Willst du das? Willst du Veränderung? Oder hast du davor Angst.

Wenn du jetzt einknickt weil sie verbindlich wird, dann kann ja alles so bleiben. Aber ist das dein Ziel?

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Prinzessin27
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Beitrag Mi., 02.01.2019, 13:55

Hallo Haselmaus,
Näheprobmeme kann ich auch gut nachvollziehen. Da hilft nur es anzusprechen. Und auch immer wieder. Ich hatte
da auch sehr viel Angst vor Abhängigkeit, wenn ich jemanden so sehr vertrauen sollte und so viel persönliches teile. Und angst enttäuscht oder verletzt zu werden. Wir konnten diese Ängste aber sehr gut bearbeiten.
Interessant was du und die anderen über das "wir" schreiben. Ich finde es immer sehr wohltuend und hilfreich, wenn mein Thera das mal sagt. Kam vielleicht 4-5 mal in den 2 Jahren vor, gibt mir aber das Gefühl nicht alleine zu sein, es nicht alleine lösen zu müssen, sondern tatsächlich mit ihm gemeinsam. Und das finde ich schön.
Wenn dir das aber unangenehm ist, unbedingt sagen.

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