Unstimmige Therapiesituation

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

ziegenkind
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Beitrag Sa., 29.12.2018, 00:46

MariJane, vielleicht hatte er den Eindruck, dass du sehr viel sexuelles in die Beziehung hineinbringst. Nur mal so als Idee.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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diesoderdas
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Beitrag Sa., 29.12.2018, 12:28

Also, ich sehe das noch nicht so klar vor mir, dass der Therapeut da wegen der Wahnhaftigkeit der TE nicht reagieren hätte können.
Ein kurzes "Sie brauchen sich keine Sorgen machen, alles ok, ich will nichts von Ihnen" oder so, hätte er doch gefahrlos aussprechen können ?

Die TE kommt bei mir überhaupt nicht so rüber, als würde sie sich sowas (heimlich) wünschen?
Sexuelle Themen haben doch auch ihren Platz in einer Therapie.

MariJane: Wann siehst du ihn denn wieder, um das alles direkt mit ihm anzusprechen und hoffentlich zu klären?
Solange er so kryptisch redet, weißt ja null woran du bist.


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MariJane
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Beitrag Sa., 29.12.2018, 12:40

Ziegenkind, dass muss ich mit ihm klären. Kann sein, ist womöglich aber auch irgendwie nicht nur mein Thema, wenn er das so empfindet. Er meinte zu mir situativ, ich müsse reservierter sein. Es kann also durchaus sein; das ganze Ding ist dann aber letztlich doch, dass er dann vielleicht nicht so gut mit mir und meiner Art klar kommt. Für mich ist es immer stimmig gewesen und ich schütte Menschen quasi mit Liebe zu, wenn ich sie mag. Und ich mag ihn- sprich, an der Stelle könnte es sein, dass wir nicht zusammen passen, ohne das ich das alleine für meine Verantwortlichkeit halte. Gibt auch genug Menschen und Männer, die mit meiner Art prima klar kommen und sich mit mir wohl fühlen. Ggf. ist das in einer Arbeitsbeziehung irgendwie Fehl am Platz, aber ich war ganz froh, dass ich mal in den Genuss eines Therapeuten kam, den ich wirklich richtig leiden kann und wo ich mich in gewisser Weise eben sehr privat verhalte- meine vorherige Therapie war wirklich Arbeitsbeziehung, inkl. ich-mach-hier-den-Patienten-Job-Einstellung. Also nicht missverstehen, ich halte Grenzen ein, ich greif nicht einfach seine Hand oder so und fände das auch unpassend, aber ich hab mich da wirklich sehr natürlich verhalten, so wie ich eben rein privat bin. Mir tat das so eben sehr gut. Und ich dachte auch, ich darf in einer Therapie ungerührt über alles reden. Sexuell-geprägtes Thema, und kein schönes, hatten wir einmal und da hab ich ihn eben kaum widererkannt; es war nicht so toll. Er hatte mehr Empathie mit dem Typen als mit mir und es ging um belästigendes Verhalten. Darauf folgend war ich noch krisiger (und es war ein Zusatztermin auf Grund dieser Situation); ich fühlte mich da so in die Verantwortung genommen, musste mich rechtfertigen, verteidigen- ganz blöd gelaufen. Anschließend sprachen wir nochmal und dabei betonte er dauernd seine Professionalität- an der Stelle bin ich dann ausgeklinkt; diese Betonung darauf hat mich total unruhig werden lassen, gepaart damit, dass er soviel Empathie mit nem Mann hat, der Grenzen überschreitet. Es kann sein, dass wir wirklich einfach eine schwierige Beziehung haben momentan- er meinte zu mir ja auch, dass es in jeder Beziehung schwierig werden kann, auch in einer therapeutischen. Von daher, schwierig ist es scheinbar auch aus seiner Sicht. Ich glaube, dass er mich nicht mehr aushalten konnte, zumindest fühlte sich das so an als er aus meiner Sicht ungut und irgendwie heftig reagiert hat. Und dann immer "professionell"- da kam einfach die Frage auf, ob er lieber unprofessionell mit mir zu tun hätte, wenn er meint, "er macht ja schon alles möglich, was er kann, also professionell". Das war als ob er sich selbst sagen muss, alles hier total professionell. Ich nehme nicht an, dass der was von mir will, aber zuletzt war es ungut und womöglich passt es eben doch nicht richtig- ganz ehrlich, ich möchte in einer Therapie so sein können, wie ich mich bei ihm verhalten habe- total authentisch, und ich fühlte mich einfach verdammt wohl mit dem Therapeuten und in Sicherheit. Die ist durch diese kurze Episode ganz schön ins Wackeln gekommen.


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MariJane
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Beitrag Sa., 29.12.2018, 12:58

diesoderdas hat geschrieben: Sa., 29.12.2018, 12:28 Also, ich sehe das noch nicht so klar vor mir, dass der Therapeut da wegen der Wahnhaftigkeit der TE nicht reagieren hätte können.
Ein kurzes "Sie brauchen sich keine Sorgen machen, alles ok, ich will nichts von Ihnen" oder so, hätte er doch gefahrlos aussprechen können ?

Die TE kommt bei mir überhaupt nicht so rüber, als würde sie sich sowas (heimlich) wünschen?
Sexuelle Themen haben doch auch ihren Platz in einer Therapie.

MariJane: Wann siehst du ihn denn wieder, um das alles direkt mit ihm anzusprechen und hoffentlich zu klären?
Solange er so kryptisch redet, weißt ja null woran du bist.
Danke, zumal er eigentlich immer in Phasen, wo ich abdriften wollte- ich hab so eine Therapeutenparanoia irgendwie- total klar und direkt war und er eigentlich die Erfahrung haben müsste, dass man mich eigentlich gut erreichen kann. Naja, war ihm evtl, einfach zu heikel und nicht klar, dass ich noch erreichbar gewesen wäre.

Ich muss es klären, hab allerdings gerade die Befürchtung, dass insbesondere die vorletzte Sitzung doch ziemlich viel in der Beziehung ruiniert hat für mich. Ich hatte vorher immer schon das Gefühl, dass er sich sehr abgrenzt gegen mich und das war im Vorfeld gar nicht so. Als ich Angst vor ihm bekam, war er dermaßen unabgegrenzt, total spürbar da und genau dafür hab ich ihn, weil mich das in der Realität hielt, sowas von auserkoren als mein Supertherapeut- der einzige, dem ich nicht voll weggeknallt bin. Und die vorletzte Sitzung war aus meiner Sicht schrägt- das der was von mir will, schließe ich aber eher aus. Nur genau das müssen wir halt jetzt auch noch klären- und die Frage, ob er mit mir umgehen kann oder mich nicht wirklich aushalten kann. Warum auch immer sich das geändert hat. Ich glaube, die Frage muss er mir nicht beantworten- nur die Frage, ob er mich erträgt sozusagen. Gerade das Umschalten auf die Rettungsstelle ist so eine Nummer, wo ich das Gefühl habe, dass er mich echt nicht ertragen wollte situativ.

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diesoderdas
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Beitrag Sa., 29.12.2018, 13:00

MariJane, ich finde es gut, wenn du deine Empfindungen und Vermutungen ernst nimmst und nicht abtust (mir ging ähnliches durch den Kopf, wie das, was du in deinem letzten Text geschrieben hast).
Und ich glaube, du wirst das genauso offen mit ihm besprechen, wie du es bisher getan hast.
Auf seine Reaktion wäre ich gespannt.


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MariJane
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Beitrag Sa., 29.12.2018, 13:42

Danke diesoderdas! Ich hab damals wirklich immer mehr den Eindruck gehabt, dass in der Beziehung was schief läuft, er sich anders als früher total abgrenzt* und dann diese Sequenzen in den letzten Sitzungen. Irgendwas hatte sich sehr verändert. Ich halte das eben für ein Aushaltproblem; anders kann ich es nicht beschreiben. Und ich frage mich, wie man dahin kommt eine Patientin kaum noch aushalten zu können.Tatsächlich denke ich, dass das dann wohl schon ein persönliches Problem ist und nicht alle zusammenpassen. Trotzdem, ich versteh es nicht richtig. Irgendwie war der dermaßen für mich da zeitweise und so ist Vertrauen entstanden, sprich Überstunden, weil ich total wackelte, er kommunizierte, während ich Angst vor ihm hatte total klar und sehr transparent- aber das war es nicht, ich hab einfach wirklich spüren können, dass er nicht möchte, dass ich wegknalle, er war da einfach spürbar da. Und das hab ich wirklich gebraucht, um Vertrauen zu entwickeln. Und zuletzt sowas von heftige Grenzen und irgendwie hat er sich mir spürbar entzogen. Das klingt vermutlich strange- aber mein kurzzeitig sehr gelähmtes Gehirn kam dann vor dem Hintergrund des gesprochenen Wortes darauf, dass er sich so entzieht, weil ihm die natürliche Grenze zu mir abhanden gekommen ist. Das muss es aber nicht sein. Aber irgendwie wehrt der mich schon gefühlt total ab und womöglich hab ich ihn einfach an seine Grenzen gebracht.

*Ich meine damit künstlich abgegrenzt irgendwie, nicht mehr der Mensch, der ungerührt von meiner Paranoia mit mir umging wie sonst. Ich hab ihn immer als total natürlich abgegrenzt erlebt. So richtig erklären, kann ich nicht, was ich meine. Ich halte ihn auch sonst für total abgegrenzt- aber in gewisser Weise natürlicher.


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MariJane
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Beitrag Sa., 29.12.2018, 19:17

So, ich hirne gerade rum. Ich finde seine letzte E-Mail komisch; ich hab die gerade zum ersten Mal mit dem Wissen, was eigentlich vorher zwischen uns schief lief, gelesen und er schreibt, er ist im Notfall weiterhin für mich da, hofft aber, dass der nicht eintritt, weil er mich versteht. Ist jetzt tatsächlich irgendwie kryptisch und die Frage, ob er versteht, dass kein Mensch Notfälle braucht oder ob er versteht, warum ich letztlich so abgegangen bin. So richtig erschließt sich das nicht aus der Mail.

Mich macht das alles gerade total kirre- ich frag mich gerade sehr ehrlich, ob ich wollen würde, dass er was von mir will. Nicht im Rahmen von, ich will was von ihm- sondern eher im Rahmen davon, dass er mir ja verführerisch sein unterstellt hat und in meinem Schädel gerade arbeitet, ob ich generell so ein Ding zu laufen habe, dass mich jeder toll finden soll. So einfach ist die Frage gar nicht zu beantworten: Ich will gerne gemocht werden- nicht geliebt. Und doch kann dieses Wollen die Arbeit mit mir erschweren, denke ich. Vielleicht bin ich ihm wirklich zu viel geworden. Und ob sich das dann lösen lässt, weiß ich gerade nicht.

Sorry, ich muss das einfach für mich sortieren alles, auch was Schneerose schrieb. Ich hab mich gerade doch angefangen zu fragen, wie ich auf den Stuss gekommen bin damals. Weil eine Schieflage tausend Gründe haben kann.

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Solage
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Beitrag So., 30.12.2018, 00:49

Hallo MariJane,

ich kann verstehen, dass Dich das alles kirre macht.
Dein Therapeut sagt Dir wohl durch die Blume, dass Du auf Männer eine starke Wirkung hast.
Vielleicht auch auf ihn?
Das kann therapeutisch gut sein, weil Dir damit vermittelt wird, dass Deine Attraktiviät auch von Deinem Therapeuten wohlwollend wahrgenommen wird.
ABER, er hat Dich verwirrt, indem er ein für Dich übergriffiges Verhalten von einem anderen Mann für Dich so auslegte, dass er Partei für diesen Mann ergriffen hat.
DAS gehört unbedingt geklärt!
Das kann für Dich bedeuten, dass es an Dir liegt, wenn Dir jemand übergriffig begegnet und so was finde ich total Scheizze!
Das könnte dazu führen, dass Du (wie ich vermute) jetzt die ganze Verantwortung für den Therapieprozess allein übernimmst.
Würde Dein Therapeut, der Dir so viel gegeben hat, jetzt nicht zurückweichen und Dir aus dem Weg gehen, dann müsstest Dich auch nicht so paranoid fühlen.
Ich glaube, dass Deine Gefühle schon durch das Verhalten des Therapeuten genährt wurden. Unabhängig davon, ob schon eine ungute Vorerfahrung im Vorfeld bestanden hat.
Du solltest nicht in einer vertrauensvollen Therapie auf eine andere Nummer umgeleitet werden, sondern die Nr. 1 sollte dann für Dich da sein!

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Solage
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Beitrag So., 30.12.2018, 01:15

MariJane hat geschrieben: Sa., 29.12.2018, 19:17 So, ich hirne gerade rum. Ich finde seine letzte E-Mail komisch; ich hab die gerade zum ersten Mal mit dem Wissen, was eigentlich vorher zwischen uns schief lief, gelesen und er schreibt, er ist im Notfall weiterhin für mich da, hofft aber, dass der nicht eintritt, weil er mich versteht. Ist jetzt tatsächlich irgendwie kryptisch und die Frage, ob er versteht, dass kein Mensch Notfälle braucht oder ob er versteht, warum ich letztlich so abgegangen bin. So richtig erschließt sich das nicht aus der Mail.

Mich macht das alles gerade total kirre- ich frag mich gerade sehr ehrlich, ob ich wollen würde, dass er was von mir will. Nicht im Rahmen von, ich will was von ihm- sondern eher im Rahmen davon, dass er mir ja verführerisch sein unterstellt hat und in meinem Schädel gerade arbeitet, ob ich generell so ein Ding zu laufen habe, dass mich jeder toll finden soll. So einfach ist die Frage gar nicht zu beantworten: Ich will gerne gemocht werden- nicht geliebt. Und doch kann dieses Wollen die Arbeit mit mir erschweren, denke ich. Vielleicht bin ich ihm wirklich zu viel geworden. Und ob sich das dann lösen lässt, weiß ich gerade nicht
Er hofft, das der Notfall nicht eintritt. :kopfschuettel:
Dann musst Du natürlich so reagieren, dass es keinen Notfall gibt (Ironie!)
Ich glaube, er versteht Dich einfach nicht!!!

Wenn er Dir unterstellt, verführerisch zu sein, dann ist das ja auch SEIN Empfinden. Er empfindet es für sich selbst so, wehrt Dich damit ab und spielt Dir alleine den Ball zu. Kann ja nichts dafür, genauso wie der übergriffige andere Mann. Liegt nur an Dir. Das ist für mich Schmarrn!

Wollen wir denn nicht alle irgendwie gemocht werden?
Vielleicht nicht von Jedermann, aber doch von uns nahestehenden und wichtigen Personen.
Genau das ist doch täglich Brot von Therapeuten!
Wenn Du ihm zuviel geworden bist, dann wiederholt sich evtl. eine alte Geschichte und da sollte der Therapeut darüberstehen.
Wenn Du ihn nicht stalkst, dauernd belästigst, ihn nicht beschimpfst etc.... Dann verstehe ich nicht, warum er so abweisend reagiert.
Ich wünsche Dir, mehr Verständnis für Dich aufzubringen

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stern
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Beitrag So., 30.12.2018, 08:01

Ist das eigentlich der Therapeut: viewtopic.php?f=20&t=40451 ?

Ich halte das für eine klassische Reinszenierung... und dasss du Beziehungen massiv sexualisierst. Und das wird Therapeuten (die nichts von dir wollen... denen du das aber unterstellst) auch auffallen und das ansprechen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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RoboCat
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Beitrag So., 30.12.2018, 09:39

Solage hat geschrieben: So., 30.12.2018, 00:49
Du solltest nicht in einer vertrauensvollen Therapie auf eine andere Nummer umgeleitet werden, sondern die Nr. 1 sollte dann für Dich da sein!
Sehe ich ein bisschen anders: Selbstverständlich sollte in einer vertrauensvollen Therapie auf eine andere Nummer umgeleitet werden können, wenn sich Notfälle außerhalb der Kernarbeitszeiten befinden. Was würde denn passieren, wenn ein Therapeut auf jeden Notfall außerhalb seiner Tätigkeitszeit zu reagieren hätte? Dann wäre er irgendwann so ausgelaugt, dass keine sinnvolle Therapie mehr in den Stunden stattfinden könnte.

Hier wurde die Vermutung geäußert, dass es dem THerapeuten ein bisschen zu heißt geworden ist mit der TE und diese Ansicht teile ich auch. Es hat Mailkontakte außerhalb der Sitzungen gegeben, Therapie ist doch aber in den Stunden, das wird dem Therapeuten wohl dann auch gedämmert haben. Wem das nicht reicht, was ja gut sein kann und dafür gibt es dann andere Wege und Mittel als eine ambulante Therapie, sollte lieber den Gang in eine Klinik in Erwägung ziehen.

Diesen Gang hat es hier jetzt gegeben und ich finde es unerträglich, wie versucht wird den Therapeuten dafür auch noch in verantwortlich zu machen, er hätte sich anders verhalten müssen. Ich denke, er hat sich genau richtig verhalten, hätte er es anders gemacht, müsste er es bei jedem Patienten so halten und dann wäre er aber ganz schnell ausgebrannt und kein guter Therapeut mehr.

Das liest sich jetzt vielleicht härter, als es gemeint ist, bildet aber aus meiner Sicht die Realität ambulanter Psychotherapie ab.

MariJane, du hast geschrieben, du möchtest gemocht (nicht geliebt) werden. Nun ich denke, beides sind doch ganz normale Bedürfnisse, daran ist doch nichts falsch. Es ist auch nicht falsch, vom Therapeuten gemocht zu werden und ich denke, dass er dich auch mag. Es ist normal, wenn in einer engen Beziehung solche Gefühle auftreten und würden sie das nicht, so könnte er dir gar nicht richtig helfen - so denke ich.

Ich glaube, dass ihr das klären könnt. SIcher wird es noch mal schmerzlich für dich und es ist ja auch so schon ungewohnt genug, nach dem Klinikaufenthalt dann die erste Stunde "danach" mit ihm zu haben. Ich würde dir dringend empfehlen, mit ihm weiterzuarbeiten und ich glaube, dass er dem auch nicht abgeneigt sein wird. Ihr müsst halt nur auf deine Gefühle schauen, die du in die Therapie miteinbringst, auch ihm gegenüber. Könnte doch ebenso auch gut sein, dass es mehr in Richtung Vaterübertragung geht, als dass du in erster Linie parterschaftliche oder sexuelle Gefühle auf ihn projizierst.
:axt:


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MariJane
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Beitrag So., 30.12.2018, 09:53

Stern, nein die Therapie bei dem sehr attraktiven Therapeuten hab ich nicht begonnen, bin quasi wieder zurück geflüchtet zu meinem Kliniktherapeuten. Das wäre nichts geworden. Der Therapeut mit dem ich jetzt arbeite, ist für mich jemand, der sich immer wie Kumpel oder sonstwas anfühlte und hat einige Vorteile- er ist kleiner als ich, ähnlich alt, was dazu führte, dass er meine Lebenswelt irgendwie kapierte. Ich hab mir meine damalige Mail an ihn mal angeschaut- so richtig ersichtlich wird nicht, dass ich dachte, er will was; ersichtlich geworden ist nur, dass er für mich irgendwie zu weit ging und ich daraus schloss, dass mein Therapeut mich loswerden möchte. Und darauf hat er dann nicht reagiert, war nicht mehr für mich erreichbar.

Ich denke nicht wirklich, dass er mehr will, aber ich denke, da lief zwischen uns irgendwas nicht sonderlich gut ab- vorher schon. Und das hat damit zu tun, wie er sich angefühlt hat sozusagen, damit dass er schon vorher irgendwie eher stänkerte als hilfreich und stützend zu sein. Und scheinbar hab ich damals den ersten Rückschluss nur dahingehend gezogen, dass der so (für mich) seltsam und daneben reagiert hat, weil er mich loswerden will. Letztlich ist ja in so einem Fall auch egal, aus welchem Grund: Seine Interventionen waren total blöde und da auf die Idee zu kommen, dass er keinen Bock auf mich hat, ist für mich ziemlich logisch.

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lisbeth
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Beitrag So., 30.12.2018, 10:09

MariJane,

für mich als Außenstehende bleibt hier ganz viel von dem was du schreibst im Unklaren. Du machst Andeutungen, nimmst sie aber auch wieder zurück oder relativierst sie. Du schiebst ganz viele Infos scheibchenweise rein, und zwar auch immer erst, wenn jemand hier etwas schreibt, was für dich nicht zutrifft, dann sagst du: Nein, das ist ganz anders und zwar so und so... Das ist für das Gegenüber ziemlich verwirrend, auch wenn für dich selbst alles ziemlich logisch erscheinen mag.

Wenn sich dieses "Muster" auch in der Therapie so zeigt (und davon gehe ich mal aus), dann ist das für deinen Therapeuten sicher auch ziemlich verwirrend. Zumal du ziemlich fest und unerschütterlich deine Schlüsse ziehst: Der Therapeut ist "komisch" >>> heißt für dich: Er will dich loswerden und genauso verhältst du dich dann ihm gegenüber auch. Was wahrscheinlich nochmehr "komisches" Verhalten von ihm auslöst, was für dich dann Bestätigung ist usw. usw.

Vielleicht ist der Therapeut nur "komisch" weil er von dir verwirrt ist (also kognitiv verwirrt, nicht erotisch verwirrt oder so). Du könntest ja auch einfach mal versuchen, deine "Zwischenschritte" zu kommunizieren. Ganz offen und transparent. Anstatt gleich deine Schlussfolgerungen zu ziehen und parallel schon in die Handlung (auf Basis der Schlussfolgerungen) zu gehen. Also in etwa so: Dass du dem Therapeuten sagst, dass er auf dich "komisch" wirkt. Und was das dann in dir auslöst. Aber als Gedankenspiel und nicht als Schlussfolgerung. Also eher ein: Ich frage mich dann, ob Sie mich loswerden wollen, so fühlt es sich jedenfalls an.... Anstatt ein: Sie wollen mich loswerden!!!! (Im Rausgehen reingeworfen...)
MariJane hat geschrieben: So., 30.12.2018, 09:53 Und das hat damit zu tun, wie er sich angefühlt hat sozusagen, damit dass er schon vorher irgendwie eher stänkerte als hilfreich und stützend zu sein.
Das scheint auch so ein Punkt zu sein, wo du dann schon gleich deine Schlüsse gezogen hast, bevor er überhaupt ausgeredet hat (überspitzt formuliert..). Er erfüllt nicht deine Erwartungen ('stänkern' statt hilfreich und stützend). Also heißt für dich: er will dich loswerden. Und davon gehst du dann wieder gleich aus. Vielleicht wollte er dich nur mal aus deinen Gedankenkreiseln rausholen. Oder etwas Provokantes reinwerfen, um einen anderen Hebel zu probieren. Oder hat dich einfach mal mit einer etwas unbequemen Wahrheit konfrontiert. Weil es aber nicht deine "Erwartung" trifft, kommt das bei dir dann gleich sehr negativ an und damit geht dann auch gleich der oben beschriebene Kreislauf wieder los...

Sind jetzt nur so Vermutungen, die sich bei mir einstellen, aufgrund dessen was ich hier von dir lese. Aber vielleicht kannst du damit ja was anfangen.
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― Anne Lamott


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MariJane
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Beitrag So., 30.12.2018, 10:14

Solage, danke.

Ich halte Ihn eigentlich für einen guten Therapeuten- aber genau was du beschreibst, ist letztlich auch mein Problem. Ich hab ihn so erlebt, dass seine ganze Empathie dem Typen galt. Es ist jetzt ja nicht das Thema- aber das gepaart mit "verführerisch"- das müsse ich mal kapieren und ich müsse doch merken blahblah, haben mich dann total überfordert. Womöglich wollte er die Sache nicht so hochhängen und mir eben einfach sagen: Mensch, sowas passiert halt, Typ besoffen womöglich und sortieren Sie das um unter Sie sind halt ne kesse Biene. Irgendwie so. Bei mir ging dann eben alles durcheinander- auch weil ich ihn echt eher als jemanden gebraucht hätte, der da verbal Händchen hält. Aber er wurde ja nicht von mir gebacken. Sprich, ich kann nicht erwarten, dass er genauso reagiert, wie ich das brauchte. Trotzdem bin ich piefig- er meinte, er wollte aufdeckend arbeiten und das war ein Zusatztermin, weil ich weder ein noch aus wusste. So gut war das nicht; ich sehr instabil und überfordert und er aufdeckend...

Robocat, ich werde letztlich sehen, ob das noch funktioniert. Mehr kann ich nicht machen.

Lisbeth, ja, ich glaube du könntest etwas Recht haben hinsichtlich meiner Verwirrtaktik. Wobei er ja die Möglichkeit hat nachzufragen. Grundsätzlich ziehe ich nicht meine Schlüsse; das war damals dann einfach eine alles-zu-viel-Aktion und ich wollte ihn dann quasi auch direkt loswerden, weil ich durch vieles inkl. gefühlter therapeutischer Ablehnung total verletzt war und eben durch dieses was will der eigentlich.

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lisbeth
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Beitrag So., 30.12.2018, 10:19

MariJane hat geschrieben: So., 30.12.2018, 10:14 Wobei er ja die Möglichkeit hat nachzufragen.
Damit schiebst du ihm aber alle Verantwortung zu. Du hast genauso die Möglichkeit, nachzufragen. Es ist deine Therapie, damit solltest du auch deinen Teil der Verantwortung übernehmen.
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― Anne Lamott

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