Übertragung und meine Therapeutin hat keinen Plan

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Philosophia
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 18:44

Vielleicht hilft es dir damit aufzuhören, wenn ich dir eiskalt schreibe, dass du in ihn deine alten Wünsche reinlegst und ihn somit benutzt und das nix mit Liebe zu tun hat. (Mann,war das hässlich, aber die Wahrheit ist nicht immer schön.)
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Philosophia
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 18:46

Das Problem: Wenn du das Alte nicht betrauerst, passiert dir dasselbe vielleicht später noch mal im Leben. Und das ist ja frustrierend, weil es nie zur Erfüllung kommen kann. Und der andere wird als Mensch nicht nur ignoriert, sondern wird auch zur Vaterfigur gemacht.
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Ismi82
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:00

Philosophia hat geschrieben: Mi., 21.11.2018, 18:46 Das Problem: Wenn du das Alte nicht betrauerst, passiert dir dasselbe vielleicht später noch mal im Leben. Und das ist ja frustrierend, weil es nie zur Erfüllung kommen kann. Und der andere wird als Mensch nicht nur ignoriert, sondern wird auch zur Vaterfigur gemacht.
Ja, deswegen denke ich auch, dass ein Jobwechsel nicht sinnvoll ist. Es kann mir ja in der neuen Arbeit wieder genauso gehen. Natürlich triggert mein Chef mich auch heftig, weil er eben genau die Dinge hat, ich ich wohl (unbewusst) suche.

Aber wie genau betrauere ich das? Ich versuche das, aber es scheint nichts zu bringen.

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Ismi82
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:03

Philosophia hat geschrieben: Mi., 21.11.2018, 18:44 Vielleicht hilft es dir damit aufzuhören, wenn ich dir eiskalt schreibe, dass du in ihn deine alten Wünsche reinlegst und ihn somit benutzt und das nix mit Liebe zu tun hat. (Mann,war das hässlich, aber die Wahrheit ist nicht immer schön.)
Jetzt musste ich aber schmunzeln. Hast du schön geschrieben. Aber das weiß ich ja schon. Das ist mir total klar. Hilft mir aber irgendwie nicht weiter. Und dass es mit Liebe nichts zu tun hat, ist mir auch klar. Im Grunde kenne ich ihn gar nicht privat (höchstens ein bisschen).

Ich dachte eben, an diesem Punkt kann mir meine Psychologin weiterhelfen. Kann sie aber wohl nicht.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:07

Na ja, dass sie dir sagt, dass du es sein lassen sollst, ist hohl...sie könnte sich mit dir mal deine alte Sehnsucht ansehen.
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Ismi82
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:15

Was würde eigentlich passieren wenn er mich tatsächlich umarmen würde?

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Ismi82
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:18

Philosophia hat geschrieben: Mi., 21.11.2018, 19:07 Na ja, dass sie dir sagt, dass du es sein lassen sollst, ist hohl...sie könnte sich mit dir mal deine alte Sehnsucht ansehen.
Macht sie aber nicht. Eine Stunde war das Thema und dann nicht mehr. Sie ist der Meinung das ist Verliebtheit und es würde helfen wenn ich ihn realistischer sehe. Tut es aber nicht. Auch verdrängen hilft immer nur ein Stück weit. Weil es ja die früheren Probleme nicht löst.

Kann man sowas denn allein machen ohne Therapeutin? Gibt's da Bücher die hilfreich sind?

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Schnuckmuck
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:36

Man darf übrigens unglücklich verliebt sein. Unerwiedert.
Das passiert 99% der Menschheit. Du bist also in bester Gesellschaft.
Nur wie du damit umgehst entscheidest du.
Nur, weil du es jetzt Übertragung nennst, wird es nicht einfacher.
Es bleibt, was es ist. Verliebt sein. Wenn es nicht auf Gegenliebe stößt, entliebe dich mit Einsicht der Realität. Auch hier helfen Fakten.
Mit 14 ist man dem noch ausgeliefert, Aber Mit über 35?

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spirit-cologne
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:39

Ich denke, da bist du vielleicht auch ein bisschen zu ungeduldig. Sich aus einer Verliebtheit zu lösen dauert eben manchmal auch seine Zeit, zumal, wenn da auch noch ganz alte Gefühle und Bedürfnisse aus der Kindheit eine Rolle spielen. Aber in einer Sache muss ich deiner Therapeutin Recht geben: Es ist in erster Linie eine Frage der Entscheidung, du musst dich "entlieben" wollen und dazu gehört eben auch, ihn so weit es geht zu meiden. Ständig Mails oder WhatsApp zu schreiben, halte ich da für eine ganz schlechte Idee, weil du so nie richtig Ruhe und Abstand hinbekommst, du wirst ständig neu getriggert. Die Entscheidung, dich entliebe zu wollen alleine reicht zwar nicht aus, um sofort deine Gefühle zu ändern, aber ohne diese Entscheidung und ein daraus resultierendes meidendes Verhalten ihm gegenüber wird sich in keinem Fall was ändern...
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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Philosophia
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:47

Ich empfehle dir ein Buch "Die Liebesfalle" von Hans Joachim Maaz. Er schreibt u.a. darüber, wie wichtig es ist, die alten Sehnsüchte nicht auf andere zu übertragen, sondern zu betrauern. Ob es für den Trauerprozess nen Therapeuten braucht...hmm, ich glaube nicht zwangsläufig. Trauern selbst ist ja nichts pathologisches. Aber wenn du nicht mit vollem Bewusstsein dafür entscheidest, diese Übertragung oder was auch immer aufrecht zu erhalten, indem du Whatsappnachrichten schreibst, dass es Stalkingcharakter annimmt, dann ists schon etwas, wo du vielleicht Hilfe brauchst.
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Ismi82
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:49

Na ja, wir sehen uns fast täglich, wir arbeiten zusammen. Das macht es nicht so leicht. WhatsApp lässt sich einschränken bzw werde ich ihn bitten dass wir nur noch persönlich oder per Mail Kontakt haben.

Vielleicht sind es zwei paar Schuhe. Entlieben und die Vergangenheit betrauern.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:51

Vielleicht. Auf jeden Fall wäre es sicher hilfreich, die Verliebtheit nicht zu befeuern, auch wenns schwer fällt.
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Beitrag Mi., 21.11.2018, 19:54

Danke für eure Tipps!

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Joa
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Beitrag Do., 22.11.2018, 04:59

Hi Ismi,

mitunter soll so mancher Verhaltentherapeut ja bissl überfordert sein, wenn es darum geht, in der tiefe alte Erfahrungen zu bearbeiten bzw. zu betrauern. Jedenfalls scheint deiner Therapeutin das nicht zu liegen. Schonmal an einen Wechsel zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie gedacht? Dort wird mehr mit solchen Dingen gearbeitet. Oder hilft dir die Verhaltenstherapie abgesehen von diesem Thema gut weiter?

Ich habe seit eh und je einen Vaterkomplex. Bisher konnte ich Übertragungen nur dadurch lösen, dass sich unsere Wege getrennt haben. Für mich persönlich kann ich eine solche Übertragung klar von 'normaler' Verliebtheit abgrenzen. Es ist einfach komplett anders. Ich denke, wenn sich so ein grundsätzliches Muster überhaupt auflösen lässt, dann nur, indem man eben das Alte betrauert. Ich persönlich kann bis Dato gar nix betrauern. Daher ist für mich bisher der einzige Weg, wenn bei einem Mann die entsprechenden Kriterien erfüllt sich - Abstand! Auch wenn es noch so sehr weh getan hat. Der Kontakt war noch quälerischer.

Vielleicht schaffst du es ja - ev. mit einem Tiefenpsychologen - dein Muster zu bearbeiten und aufzulösen. (Lass mich dann wissen, ob es funktioniert hat :-) )

LG Joa

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Ismi82
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Beitrag Do., 22.11.2018, 06:05

Liebe Joa,
danke für deine Worte, wenn sie auch nicht das sind was ich hören will. Wie unterscheidest du das denn? Ich hab das Gefühl es ist ein bisschen vermischt. Anfangs dachte ich tatsächlich dass ich verliebt bin, weil ich es nicht kannte. Ich hab aber tatsächlich größtenteils diesen Wunsch nach Umarmung und einfach Zeit zusammen verbringen.

Ich Frage mich auch, was genau bearbeitet werden sollte weil ich meine Kindheit eigentlich in guter Erinnerung habe und meinen Vater sehr liebe.. ja er war streng und konnte mit Gefühlen nicht umgehen (keine Umarmungen, kein du bist meine Prinzessin) aber sonst verstehen wir uns gut. Mein Chef spielt da halt total rein, er ist aufmerksam, er lobt viel und ein wunderbarer Vater (er hat 4 Kinder). Es ist also insofern eher ein Bedürfnis nach Geborgenheit und passt nicht Recht zu Verliebtheit.

Ich denke halt, wenn ich gehe ist das nur eine Flucht. Kommt der nächste Chef der so ist, geht's wieder los. Deshalb ist kündigen keine Option. Ich muss aber dazu sagen dass unser Verhältnis eher freundschaftlich ist. Er wird vermutlich in 5-7 Jahren die Stelle wechseln (er ist Pfarrer).

Warum ich eigentlich bei der Psychologin war war meine Agoraphobie. Die ist zwar noch nicht weg aber mir geht es um Welten besser. Insofern hat sie mir gut geholfen, wenn auch anders als erwartet. Ich hab noch rund 10 Stunden und weiß eben nicht ob es sinnvoll ist noch Mal jemanden zu suchen. Bekomme ich da von der Kasse wieder neue Stunden weil es ein anderes Thema ist obwohl die anderen noch nicht alle sind?

Liebe Grüße Ismi

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