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Federchen
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 18:58

Das empfinde ich als sehr aufbauend.. :->

Ich hirne und hirne.. :kopfschuettel:

Ich kann doch nicht dahin gehen und sagen.. Sie, Herr xy. Ich hab sehr Angst, dass die Therapie in 2 Monaten beendet ist, dabei fühle ich mich nicht annährend bereit und habe deshalb schon Bauchschmerzen.. zwischendurch dachte ich sogar, dass das einfach die gleiche Angst vor der Krankheit ist, die ich immer habe. Aber es ist einfach nur das gleiche Gefühl.. sogar noch schlimmer. Ich brauche diese Therapie, weil ich sonst innerlich untergehe und merke, dass es mir hilft.

Ich habe eben noch immer Angst und habe Ihnen die Hälfte meiner Gedanken noch gar nicht mitgeteilt, weil sie peinlich sind und ich Angst habe, ein manipulatives Etwas zu sein..

Oder lieber vorsichtiger.. im Sinne von: Ich habe überlegt, dass bald ja auch die anderen 12 Stunden vorbei sind. Glauben Sie, dass das dann reicht? Denn ich glaube nicht..

Oder?!

Außerdem hoffe ich, dass mein Therapeut hier nicht mitliest.. hab schon Paranoia. ,-)

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Philosophia
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 19:12

Ich finde den ausführlicheren Teil ziemlich gut!!! Und seeeehr menschlich.
Die vorsichtigere Variante ist eine Versteck-Variante, die deine ganze Not nicht richtig ausdrückt. Um für dich einzustehen, ist die erste Variante super und auch ein erster Schritt, zu sehen, dass Bedürfnisse ernstgenommen werden wollen und kein Grund sind, dich dafür zu schämen
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


ziegenkind
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 21:18

die einzige, die sagen kann, ob es schlimm genug ist oder nicht, bist du. Die Pflicht, dies zu sagen, kannst du leider nicht outsourcen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Federchen
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 07:00

Philosophis Na, das dachte ich mir schon fast, dass es die erste Variante sein sollte. Und mit der Versteck-Variante hast du total Recht. Da versuche ich wieder, dass sich alles so anhört, als wäre es halb so wild. Ihr öffnet mir gerade schon etwas die Augen.. zumindest reflektiere ich gerade mehr diese Gedanken.

Ich habe gestern Abend auch wieder große Krankheitsängste gehabt und den Zwang, alles zu googeln.. es wird so nicht besser. Ich würde es so vllt mit ein paar Zusammenbrüchen gut überstehen, aber das häuft sich ja.. und meinem Umfeld tut das auch nicht gut. Zumindest denen nicht, die es mitbekommen. Also ja, es ist schlimm genug.
Aber die darunter liegenden Ängste sind noch viel schlimmer. Da sollte ich wohl akzeptieren lernen, dass ein Therapeut wirklich da ist, um zu helfen. Auch danke, ziegenkind für deine unbeschönten Antworten.

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Federchen
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 09:33

Sorry, ich habe vom Handy geschrieben. Meinte natürlich Philosophia

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Philosophia
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 09:35

Also, dann diese Habichdasverdientfrage mal mit dem Therapeuten bearbeiten (noch ein Grund, mehr Therapiezeit zu beanspruchen im übrigen) - denn natürlich hast du das und du hast Leidensdruck.
PS: ich verschreib mich ständig
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Prinzessin27
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 10:35

Hallo Federchen,
Wie äussern sich denn die Ängste? Du googlest und denkst, du hast eine Krankheit und hast dann wahnsinnige Ängste oder beruhigt dich das googlen auch? Oder gehst du auch häufig zu Ärzten?
Ich frage deshalb, da ich eine Zeitlang auch intensivst mich damit beschäftigt habe. Ich habe aber auch einige Krankheiten. Es gibt einen Unterschied zwischen informierenund sich rein steigern. Ich neige auch zum rein steigern leider. Das ist aber schon besser geworden.

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diesoderdas
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 11:11

Federchen hat geschrieben: Fr., 05.10.2018, 18:58
Ich kann doch nicht dahin gehen und sagen.. Sie, Herr xy. Ich hab sehr Angst, dass die Therapie in 2 Monaten beendet ist, dabei fühle ich mich nicht annährend bereit und habe deshalb schon Bauchschmerzen.. zwischendurch dachte ich sogar, dass das einfach die gleiche Angst vor der Krankheit ist, die ich immer habe. Aber es ist einfach nur das gleiche Gefühl.. sogar noch schlimmer. Ich brauche diese Therapie, weil ich sonst innerlich untergehe und merke, dass es mir hilft.
Doch, klar kannst du ihm das einfach sagen. Du sagst doch nur deine Empfindungen. Genau das sollst du doch tun. Dafür ist er doch da. Das ist sein Job, dass er dir dabei zuhört. Das kannst und sollst du dir herausnehmen.
Ich bin sicher, schier 100% der Menschen hier würden dir genau das gleiche sagen. Dass da absolut nichts dabei ist, wenn du das tust. Also von außen betrachtet. Dass es dir selbst aus diversen Gründen schwer fällt, stelle ich nicht in Frage und bestimmt hast du dafür gute Gründe (von denen du vielleicht selbst gar nicht so wirklich weißt).

Und eben - du kannst ja auch den ganzne Rest miterzählen. Nämlich dass es dir so brutal schwer fällt, das zu sagen.
Hoffe, du traust dich!

Der Antrag für eine Umwandlung in Langzeittherapie soll (glaube ich) spätestens in der 8. Stunde vom zweiten Block der Kurzzeittherapie beantragt werden. Aber eben, damit es ohne Unterbrechnung weiter gehen kann, der Antrag dauert ja eine Weile.
Und dann werden die bereits genommenen Stunden mit den Stunden der Langzeittherapie verrechnet.
Ob da mehr passiert, als dass es eben einen break in der Behandlung bis zu Genehmigung geben würde, falls der Antrag doch erst später oder ganz am Ende gestellt würde, weiß ich nicht.

Aber das würde mich auch interessieren. Was passiert denn z.B., wenn jemand eine Kurzzeittherapie macht und das auslaufen lässt? Aber z.B. nach einem halben Jahr doch gern eine Langzeittherapie machen würde?
Fängt dann alles "von null" an? Also Stundenkontingent wieder voll? Oder Verrechnung mit den Stunden?

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Kaonashi
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 12:25

Federchen hat geschrieben: Do., 04.10.2018, 20:58Ich weiß nicht mal, warum ich mir wieder weh tue. Teilweise, weil es einfach gut tut.. teilweise denke ich, dass ich damit wieder nur alle manipuliere und so eben auch den Therapeuten manipuliere. So im Sinne von "eigentlich bin ich gesund, aber will es nicht wahrhaben.. deshalb verletze ich mich, damit er denkt, er müsse die Therapie fortführen".
Du hast ihm ja noch nicht erzählt, dass du dich verletzt. Somit hast du ihn bis jetzt noch nicht manipuliert.
Hoffst du, dass er es von alleine rausfindet?
Ich glaube, manchmal kann Selbstverletzung eine Form von Kommunikation sein. Vielleicht möchte man etwas sagen, traut sich aber nicht, und hofft, dass ein anderer z.B. der Therapeut es merkt und dann fragt, dann wäre es einfacher, weil er ja dann gefragt hat und man nichts von sich selbst heraus gesagt hat. Man hat es ihm dann nur gesagt, weil er ja gefragt hat.
Außerdem denkt man, dass eine Selbstverletzung auch anzeigen würde, dass das Problem nicht so gering ist.
Es ist eine Form von Manipulation, aber die Manipulation ist nicht der eigentliche Zweck, sondern es steckt ja auch eine Not dahinter. Es wäre aber in so einem Fall einfacher, wenn du ihm die Not einfach direkt mitteilen würdest statt den Umweg über die Selbstverletzung zu nehmen.

Ich weiß aber, dass man solche Situationen auch zu Tode durchdenken kann, sich selbst hinterfragt, und dabei vielleicht das Offensichtlichste noch nicht einmal bemerkt. Vielleicht steckt auch etwas ganz anderes dahinter bei dir.


Ich habe mich auch schon selbst verletzt und gehofft, dass es jemand bemerkt. Aber meine Erfahrung ist: selbst wenn man es offen sagt und selbst wenn es Therapeuten sehen, ignorieren sie es. Man bekommt dadurch nicht mehr Zuwendung oder Aufmerksamkeit, als wenn man es nicht macht. Also kann man es zumindest zu diesem Zweck bleiben lassen. (Dass man keine Aufmerksamkeit dafür bekommt, ist einerseits gut, andererseits wiederholt es bei mir leider die Erfahrung, ignoriert zu werden und dass ich alleine bleibe mit meinen Problemen, wie immer.)


Selbstverletzungen haben aber auch weitere Funktionen. Zum Beispiel kann ein starker Schmerz einen unangenehmen Gefühlszustand bei mir beenden. Ich werde dann ruhiger und kann wieder besser denken. Wenn man es macht, um so etwas (oder etwas vergleichbares) zu erreichen, dann ist es nicht grundsätzlich zu verurteilen. Es ist zunächst mal eine Methode, die funktioniert. Ich habe das viele Jahre gemacht, ohne dass es je jemand mitbekommen hat. Es hatte keinen manipulativen Zweck, und es sind keine gesundheitlichen Schäden dabei entstanden, bis auf nur 3 Narben.
Wenn in einem Fall die negativen Konsequenzen aber schlimmer sind als der Nutzen, oder wenn die Selbstverletzungen immer schlimmer werden, dann muss man langfristig andere Methoden finden.


Der Gedanke "eigentlich bin ich gesund, aber will es nicht wahrhaben" ist mir nicht unbekannt.

Ich frage mich, ob solche Gedanken auch daher kommen können, wenn man als Kind nie ernstgenommen wurde und einem Eltern immer erzählt haben, dass doch alles in Ordnung sei?? Oder wenn man Eltern hatte, die so mit ihren eigenen Problemen zu tun hatten, dass sie Probleme der Kinder einfach nicht wahrhaben wollten?

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Federchen
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 18:43

Ein bisschen frustrierend.. hatte schon einen Test geschrieben und dann war alles gelöscht, weil ich plötzlich nicht mehr eingeloggt war. :freude:

Aber ich habe mich auf jeden Fall schon mal gefreut, dass noch so viele Antworten kamen.. :-)
Philosophia hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 09:35 Also, dann diese Habichdasverdientfrage mal mit dem Therapeuten bearbeiten (noch ein Grund, mehr Therapiezeit zu beanspruchen im übrigen) - denn natürlich hast du das und du hast Leidensdruck.
Ich habe schon mal erwähnt, dass ich das Gefühl habe, dass ich das, was mir widerfahren ist, als nicht so schlimm empfinde, als dass ich da jetzt heulend vor ihm sitzen dürfte und dass andere da schon Schlimmeres erlebt haben. Er fand das nicht lustig.. ich weiß gerade gar nicht mehr, was wir dann noch gesprochen hatten. Aber ich würde es nochmal als ein problematisches Gefühl von mir ansprechen, wenn ich anspreche, dass ich eigentlich gern eine Langzeittherapie hätte..
Prinzessin27 hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 10:35 Hallo Federchen,
Wie äussern sich denn die Ängste? Du googlest und denkst, du hast eine Krankheit und hast dann wahnsinnige Ängste oder beruhigt dich das googlen auch? Oder gehst du auch häufig zu Ärzten?
Ich habe schon seitdem ich klein bin Angst vor Krankheiten. Erst war es Angst vor Durchfall (hatte Angst, davon sterben zu müssen), dann vor Schlaganfällen, HIV, Hautkrebs, Lymphdrüsenkrebs, neurologische Erkrankungen etc. Ich google dann Symptome, lese in Foren (nicht gut!) und steigere mich so hinein, bis ich das Gefühl habe, wirklich erkrankt zu sein. Male mir aus, was ich dann tun müsste, wie lang ich noch habe, dass ich ja noch nichts erreicht habe, alles ganz schlimm wird.. natürlich tritt in meinen Gedanken immer das schlimmste Szenario ein. Ich kann dann nicht essen, an nichts anderes denken.. teilweise war es schon so, dass ich die Zukunft kaum "geplant" habe, weil ich der Überzeugung war, dass ja wahrscheinlich eh was Schlimmes eintreten wird. Googlen beruhigt kurz, aber ich finde immer neue Themen/Symptome. Ich lese dieselben Seiten immer und immer wieder, teilweise bis ich sie auswendig kann. Ich brauche stetige Rückversicherung bei meinem Freund..
Beim Arzt bin ich schon, um gewisse Dinge abzuklären - aber das ist nicht mein Problem. Klar, war ich öfter beim Arzt als ein Normalo, aber jetzt nicht übertrieben oft (nicht nur aus meiner Sicht). Wenn ich mir aber keine Sorgen um Krankheiten bei mir oder Familienmitgliedern mache, habe ich Angst vor anderen Dingen/Situationen (Menschen könnten sterben, mein Haus könnte abbrennen, ich könnte etwas falsch machen etc.). Also ja.. nicht normal eben...

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Federchen
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 18:45

diesoderdas hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 11:11

Und eben - du kannst ja auch den ganzne Rest miterzählen. Nämlich dass es dir so brutal schwer fällt, das zu sagen.
Hoffe, du traust dich!

Der Antrag für eine Umwandlung in Langzeittherapie soll (glaube ich) spätestens in der 8. Stunde vom zweiten Block der Kurzzeittherapie beantragt werden. Aber eben, damit es ohne Unterbrechnung weiter gehen kann, der Antrag dauert ja eine Weile.
Und dann werden die bereits genommenen Stunden mit den Stunden der Langzeittherapie verrechnet.
Ob da mehr passiert, als dass es eben einen break in der Behandlung bis zu Genehmigung geben würde, falls der Antrag doch erst später oder ganz am Ende gestellt würde, weiß ich nicht.
Ich hoffe auch ;-) .. aber ja, dann sollte ich es wirklich beim nächsten Mal ansprechen, denn wir sind noch am Anfang der 2. 12 stunden. Wenn ich noch länger warte, macht es das nicht besser.

Kaonashi hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 12:25 Du hast ihm ja noch nicht erzählt, dass du dich verletzt. Somit hast du ihn bis jetzt noch nicht manipuliert.
Hoffst du, dass er es von alleine rausfindet?
Wenn du so direkt fragst, ja.. ich habe auch beim letzten Mal nicht explizit drauf geachtet, dass er es nicht sehen könnte. Es wäre mir aber sicher unangenehm, wenn er es sieht. Wenn Bekannte etwas sehen und mich darauf ansprechen, muss ich meist lachen (das finde ich komisch) und lüge dann eben. Damit hat sich die Sache dann erledigt. Bei meinem Therapeuten würde ich nicht lügen, aber es wäre mir unendlich peinlich. Als würde ich auffliegen.. als würde klar werden, dass ich sowas tue, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das will ich dann eben doch immer nicht und deshalb sage ich dann nicht die Wahrheit..
Kaonashi hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 12:25 Ich glaube, manchmal kann Selbstverletzung eine Form von Kommunikation sein. Vielleicht möchte man etwas sagen, traut sich aber nicht, und hofft, dass ein anderer z.B. der Therapeut es merkt und dann fragt, dann wäre es einfacher, weil er ja dann gefragt hat und man nichts von sich selbst heraus gesagt hat. Man hat es ihm dann nur gesagt, weil er ja gefragt hat.
Außerdem denkt man, dass eine Selbstverletzung auch anzeigen würde, dass das Problem nicht so gering ist.
Es ist eine Form von Manipulation, aber die Manipulation ist nicht der eigentliche Zweck, sondern es steckt ja auch eine Not dahinter. Es wäre aber in so einem Fall einfacher, wenn du ihm die Not einfach direkt mitteilen würdest statt den Umweg über die Selbstverletzung zu nehmen.
Genau wie du es am Anfang beschreibst, so fühlt es sich an.. und ja, es wäre anders einfacher.
Kaonashi hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 12:25 Ich weiß aber, dass man solche Situationen auch zu Tode durchdenken kann, sich selbst hinterfragt, und dabei vielleicht das Offensichtlichste noch nicht einmal bemerkt. Vielleicht steckt auch etwas ganz anderes dahinter bei dir.


Ich habe mich auch schon selbst verletzt und gehofft, dass es jemand bemerkt. Aber meine Erfahrung ist: selbst wenn man es offen sagt und selbst wenn es Therapeuten sehen, ignorieren sie es. Man bekommt dadurch nicht mehr Zuwendung oder Aufmerksamkeit, als wenn man es nicht macht. Also kann man es zumindest zu diesem Zweck bleiben lassen. (Dass man keine Aufmerksamkeit dafür bekommt, ist einerseits gut, andererseits wiederholt es bei mir leider die Erfahrung, ignoriert zu werden und dass ich alleine bleibe mit meinen Problemen, wie immer.)
Ich glaube, es würde mich ähnlich gehen.
Kaonashi hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 12:25 Selbstverletzungen haben aber auch weitere Funktionen. Zum Beispiel kann ein starker Schmerz einen unangenehmen Gefühlszustand bei mir beenden. Ich werde dann ruhiger und kann wieder besser denken. Wenn man es macht, um so etwas (oder etwas vergleichbares) zu erreichen, dann ist es nicht grundsätzlich zu verurteilen. Es ist zunächst mal eine Methode, die funktioniert. Ich habe das viele Jahre gemacht, ohne dass es je jemand mitbekommen hat. Es hatte keinen manipulativen Zweck, und es sind keine gesundheitlichen Schäden dabei entstanden, bis auf nur 3 Narben.
Wenn in einem Fall die negativen Konsequenzen aber schlimmer sind als der Nutzen, oder wenn die Selbstverletzungen immer schlimmer werden, dann muss man langfristig andere Methoden finden.
Ich merke, dass ich immer mehr will.. wenig reichte am Anfang aus, jetzt nicht mehr so. Aber ich kann ja auch nicht übertreiben, denn ich will nicht, dass mein Freund es "merkt". Ich bin mir sicher, dass er meine Lüge nicht glaubt, aber.. naja. Ich will es auch nicht noch mehr provozieren.

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Federchen
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 18:46

Kaonashi hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 12:25 Der Gedanke "eigentlich bin ich gesund, aber will es nicht wahrhaben" ist mir nicht unbekannt.

Ich frage mich, ob solche Gedanken auch daher kommen können, wenn man als Kind nie ernstgenommen wurde und einem Eltern immer erzählt haben, dass doch alles in Ordnung sei?? Oder wenn man Eltern hatte, die so mit ihren eigenen Problemen zu tun hatten, dass sie Probleme der Kinder einfach nicht wahrhaben wollten?
Das ist beruhigend, dass du den Gedanken auch kennst.

Ich denke schon, dass meine Eltern mich ernst genommen haben - zumindest, wenn ich krank war. Mein Vater meinte sogar mal, dass meine Oma, die mich in den ersten Jahren aufgezogen hat und mein ein und alles war, immer alle verrückt gemacht hat, wenn ich mal krank war - es wäre ja kein Wunder, wenn ich mir ständig Sorgen machen würde. Dabei weiß er aber nichts von meiner Krankheitsangst und den Sorgen - das kam mal nur zufällig auf.

Allerdings kann ich mich auch an eine schlimme Situation erinnern, da wurde ich nicht ernst genommen. Ich habe Migräne mit Aura und die Symptome sind in etwa gleich wie bei einem Schlaganfall, nur kommen sie nicht alle zeitgleich. Meine Eltern wollten an dem Wochenende Bekannte besuchen und irgendwann kam es dann an dem Tag dazu, dass ich Blitze gesehen habe - die haben letztendlich mein ganzes Sichtfeld eingenommen und ich konnte wirklich nichts mehr sehen. Mein Vater schrie mich nur an, dass ich ihnen nichts vorspielen solle. Die Blitze gingen weg und als wir dann los fuhren, merkte ich plötzlich, wie meine Finger nacheinander taub wurden. Ich erzählt es auch meinen Eltern, aber wir fuhren weiter.. die Symptome gingen zurück. Dann konnte ich plötzlich nicht mehr denken und als ich das meiner Mama mitteilen wollte, kam nur Kauderwelsch heraus. Da wurde ich richtig panisch - und meine Mutter und mein Vater auch. Der Spuk war nach einer Minute zwar vorbei, aber hat mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich habe dann durch Googlen rausgefunden, dass ich Migräne mit Aura gehabt haben musste und 3 Anfälle später wurde mir die Diagnose auch gestellt. Da entwickelte ich die Angst vor Schlaganfällen..
Ich habe meinen Eltern auch nichts von meinen Ängsten erzählt. Gut, meine Mutter weiß seit zwei Jahren, dass ich übertriebene Krankheitsängste habe, aber wir sprechen nicht soo viel drüber. Sie beruhigt mich, wenn es ganz akut ist. Meinem Vater würde ich es sicher nicht erzählen. Körperliche Krankheiten - was Sichtbares - das wäre etwas anderes.

Ich weiß auch, dass es schwer ist bei uns, wenn es um Trauer oder Ängste geht. Als mein Opa gestorben ist, hat meine Nachbarin mich ganz lang und doll in den Arm genommen - das fand ich ungewohnt und schön. Das machen wir daheim eher nicht. Also wir haben schon gekuschelt, als ich klein war.. aber es wurde sich bei sowas nicht so getröstet. Getröstet wurde eben bei "richtigen" Wunden. Vielleicht ist das auch nicht so gut gewesen.. aber gut, das lässt sich ja nicht mehr ändern.

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Le_na
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Beitrag Sa., 06.10.2018, 20:18

Liebe Federchen,
ich wünsche dir den Mut das anzusprechen! Ich denke, es wird erleichternd sein, wen du diesen Zeitdruck nicht hast.
Federchen hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 18:45 Als würde ich auffliegen.. als würde klar werden, dass ich sowas tue, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das will ich dann eben doch immer nicht und deshalb sage ich dann nicht die Wahrheit..
Mir ist das ins Auge gestoßen. Vielleicht weil mich das ein bisschen an mich früher erinnert hat. Als Jugendliche habe ich mich auch selbst verletzt. Und ich hatte immer wahnsinnige Angst davor, dass jemand denkt ich wolle doch "nur" Aufmerksamkeit. Das habe ich für mich strikt abgelehnt, weil ich so ein Verhalten abgelehnt habe. Ähnlich wie du es jetzt beschreibst.
Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Da steckte so viel Not dahinter und ein Teil davon war eben auch, dass ich Aufmerksamkeit wollte. Ich wollte andere darauf aufmerksam machen, wie schlecht es mir geht, wie schlimm alles ist, usw. Und das war gut so! Mir hat das tatsächlich viel gebracht damals. Ich habe als Jugendliche auch mal einen "Suizidversuch" angekündigt. Ganz klar nur den Versuch, sterben wollte ich nie. Und na klar wollte ich da auch aufmerksam machen und wie ich das wollte! Es war eben ein Schrei nach Hilfe. Ich finde das heute nicht mehr verwerflich sondern kann mir selbst da sehr viel Verständnis entgegen bringen. Tatsächlich hat mir das ja auch was gebracht, denn es wurden Menschen aufmerksam auf meine Not, zum Glück!
Es ist schon klar, dass sich selbst zu verletzten nicht der "ideale" Weg ist um auf seine Not aufmerksam zu machen. ABER: Du bist ja in Therapie und das noch nicht lange. Man kann dort auch lernen, sich anders auszudrücken, anders auf sich aufmerksam zu machen, sich überhaupt mal zuzugestehen, Aufmerksamkeit zu brauchen und zu verdienen. Das ist nicht verwerflich, das brauchen wir doch alle mal mehr und mal weniger! Ich würde mir also nicht zu viele sorgen machen, dass dein Therapeut denkt, du willst ihn bösartig manipulieren. Du hast vielleicht einfach noch keinen Weg gefunden, deine Not anders auszudrücken, ihm gegenüber.

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Federchen
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Beitrag So., 07.10.2018, 09:39

Le_na hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 20:18 Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Da steckte so viel Not dahinter und ein Teil davon war eben auch, dass ich Aufmerksamkeit wollte. Ich wollte andere darauf aufmerksam machen, wie schlecht es mir geht, wie schlimm alles ist, usw. Und das war gut so! Mir hat das tatsächlich viel gebracht damals. Ich habe als Jugendliche auch mal einen "Suizidversuch" angekündigt. Ganz klar nur den Versuch, sterben wollte ich nie. Und na klar wollte ich da auch aufmerksam machen und wie ich das wollte! Es war eben ein Schrei nach Hilfe. Ich finde das heute nicht mehr verwerflich sondern kann mir selbst da sehr viel Verständnis entgegen bringen. Tatsächlich hat mir das ja auch was gebracht, denn es wurden Menschen aufmerksam auf meine Not, zum Glück!
Wurden deine Eltern darauf aufmerksam? Und bekamst du dann eine Therapie?
Le_na hat geschrieben: Sa., 06.10.2018, 20:18 Es ist schon klar, dass sich selbst zu verletzten nicht der "ideale" Weg ist um auf seine Not aufmerksam zu machen. ABER: Du bist ja in Therapie und das noch nicht lange. Man kann dort auch lernen, sich anders auszudrücken, anders auf sich aufmerksam zu machen, sich überhaupt mal zuzugestehen, Aufmerksamkeit zu brauchen und zu verdienen. Das ist nicht verwerflich, das brauchen wir doch alle mal mehr und mal weniger! Ich würde mir also nicht zu viele sorgen machen, dass dein Therapeut denkt, du willst ihn bösartig manipulieren. Du hast vielleicht einfach noch keinen Weg gefunden, deine Not anders auszudrücken, ihm gegenüber.
Das ist ein für mich nachvollziehbarer Gedanke. In den Momenten der Verletzung bin ich meist wütend auf mich.. oder ich habe Angst und es hilft "etwas zu tun" und "es zu spüren". Danach bekomme ich erst mal Panik, dass es jemand sehen könnte, aber irgendwie wünscht man es sich ja doch. Aber wenn mich jemand anspricht, muss ich lachen.. weil es so unangenehm ist.

Dabei wünsche ich mir manchmal, mich würde einfach jemand in den Arm nehmen und mir sagen, dass man verstehen kann, wie sich das anfühlt und dass man den Schmerz auch spürt. Mein Therapeut hat mal mitfühlend geschaut, als ich recht neutral erzählt habe, wie die Wutanfälle meines Vaters abliefen - das tat echt gut. :anonym: :roll:

Und genau da kommt dann meine Angst hoch - was, wenn ich jetzt irgendwas tue, was er blöd findet und dann ist die Therapie aus. Dann schaut keiner mehr so..

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Le_na
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Beitrag So., 07.10.2018, 10:03

Federchen hat geschrieben: So., 07.10.2018, 09:39 Wurden deine Eltern darauf aufmerksam? Und bekamst du dann eine Therapie?
Na ja, jein. Erstmals aufmerksam wurden Lehrer in der Schule, die das zufällig gesehen haben. Dann wurden meine Eltern darauf aufmerksam gemacht, waren sauer und haben mich bestraft. Drei Jahre nach der ersten Selbstverletzung, folgte meine Suizidankündigung. Die kam raus, wieder wurden meine Eltern aufmerksam gemacht. Ich habe sie angefleht eine Therapie machen zu dürfen, das haben sie abgelehnt. Noch ein kleines bisschen später habe ich mich aus freien Stücken stationär einweisen lassen. Weil ich das alles nicht mehr ertragen konnte. Und da wurde ich das erste Mal ernst genommen in all meiner Not. Und danach konnte ich eine Therapie beginnen. Die ging auch nur so lange, weil meine Therapeutin dafür gesorgt hat. Meine Eltern hätten das alles nach einem Jahr wieder abgebrochen.
Federchen hat geschrieben: So., 07.10.2018, 09:39 In den Momenten der Verletzung bin ich meist wütend auf mich.. oder ich habe Angst und es hilft "etwas zu tun" und "es zu spüren". Danach bekomme ich erst mal Panik, dass es jemand sehen könnte, aber irgendwie wünscht man es sich ja doch.
Ja diese Ambivalenz kenne ich noch gut. Ich habe sogar damals mal in mein Tagebuch geschrieben: Ich habe mich wieder selbstverletzt, das darf keiner sehen. Aber irgendwie wäre es schon schön, wenn da mal jemand wäre um darüber zu reden."
Federchen hat geschrieben: So., 07.10.2018, 09:39 Und genau da kommt dann meine Angst hoch - was, wenn ich jetzt irgendwas tue, was er blöd findet und dann ist die Therapie aus. Dann schaut keiner mehr so..
Oh ich kenne diese mitfühlenden, warmen Blicke. Die tun richtig gut! Ich kann deinen Gedanken verstehen, ABER: Er ist Therapeut. Er ist sicher nicht das erste Mal mit Selbstverletzung konfrontiert, ganz sicher nicht.
Weißt du manipulativer würde ich es finden, wenn du nun bis zum Ende der 2. 12 Stunden wartest und er in der letzten Stunde dann "zufällig" deine Wunden sieht. Wenn du jetzt aber deinen Wunsch nach mehr Stunden kommunizierst, wenn du ihm von dem Problem mit der Selbstverletzung erzählst und davon, dass du das Gefühl hast mehr Zeit zu brauchen, dann erkenne ich daran überhaupt nichts manipulatives! Nur Mut, liebe Federchen!

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