Mein Bruder ist absolut krankheits-uneinsichtig :(

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Widow
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 11:47

Vi83 hat geschrieben: also, ich fühle mich jetzt nicht so wirklich für meinen Bruder verantwortlich. Er ist ja prinzipiell schon erwachsen.
Also, wegen ihm gebe ich mein eigenes Leben nicht auf.
Das ist gut, liebe Vi83!

Mein Geschwister war 47, als die erste Psychose diagnostiziert wurde ... Und es hat von mir in dieser Zeit erwartet, dass ich mich kümmere (und mehr als das). Es hat mir da auch einmal den ekligen Spruch gesagt: "Blut ist halt dicker als Wasser".
Zuvor hat es sich jahrelang geweigert zu arbeiten. Ebenso hat es jahrelang alle freundschaftlichen Außenkontakte so schleifen lassen, dass am Ende keine Freunde mehr übrig geblieben sind.
Diese systematische Abschottung gehört im Fall seiner (insgesamt in vielem untypischen) Psychose zum Krankheitsbild.

Als während der 2. Episode ein gutes halbes Jahr später klar war, dass mein Geschwister in der Haltung lebt, dass mein Mann und ich uns "schon kümmern" - sprich: die Verantwortung für es übernehmen würden (wir als Menschen ihm aber seit langer, langer Zeit übrigens vollkommen egal, wenn nicht Anlass für Hohn & Spott, waren), da bin ich an meine Grenze gekommen.
- Muss jeder für sich sehen, wann die erreicht ist.

Alles Gute!
Widow

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Thread-EröffnerIn
Vi83
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 13:07

Hallo Schlendrian,

also, ich habe jahrelang gar keine Medis eingenommen. Ich denke auch, dass es mit dem Krankheitsbild zu tun hat. Aber mir hat auch niemand eine Depotspritze vorgeschlagen :-( :-( (Um alles muss man sich alleine kümmern).
Mir ging es immer schlechter und irgendwann habe ICH dann der Ärztin vorgeschlagen, dass ich doch gerne Depotspritzen bekommen würde (Abilify Depot). Mich haben die Depotspritzen sehr verändert. Ich bin erheblich stabiler geworden und seit mehr als 1,5 Jahren bekomme ich nun keine Depotspritzen mehr, sondern nehme Tabletten ein - täglich. Ich vergesse die Tabletten nie. Es ist total genial.
Ich möchte Dir nur damit sagen: Finde Dich bitte NICHT damit ab, dass es zum Krankheitsbild gehört und dass man es nicht ändern kann.

Welche Tabletten nimmst Du denn derzeit ein? Wie heißen die denn, wenn ich fragen darf?

Ich hadere an einem gewissen Punkt immer noch mit meiner Diagnose - ich habe mehrere Gewalterfahrungen erlebt und ich denke, dass mich diese schon sehr kaputt gemacht haben. Ich denke eben, dass es einen Zusammengang zwischen diesen Gewalterfahrungen und der Psychose gibt. Eine Ärztin meinte mal, ich hätte eine Komplexe PTBS. Sie hat eine Weiterbildung in Traumatherapie absolviert, hat mir aber gleichzeitig zu verstehen gegeben, dass ich privat krankenversichert sein müsste, um bei ihr in Therapie zu gehen. Na toll :-(.

Danke für Deine Tipps meinen Bruder betreffend. Ich muss mich natürlich um mein eigenes Leben kümmern, an erster Stelle. Natürlich gibt es Grenzen - und dann kann man eben nur schauen, wie es sich bei ihm entwickelt. Es gibt ja auch (wenige) Menschen, die schaffen es, da ohne Medis und ohen Therapeut rauszukommen aus so einer Krise. Ich glaube aber, dass die die Ausnahme bilden.

Schöne Grüße
Vi




Hallo Widow,

danke für Deinen Beitrag :-).

Schöne Grüße
Vi


shesmovedon
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 14:44

Ich nehme zur Zeit 60 mg Zeldox und 400 mg Solian wegen der Schizo. Man kann ja Psychose haben und trotzdem eine Traumafolgestörung. Ist bei mir auch so. Auch die Schizo kann Folge von Trauma sein. Man weiß es nicht. Und du nimmst Abilify nehme ich an? Wie viel?

LG


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Vi83
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 19:00

Ja, ich nehme Abilfy ein. 15 mg / Tag.

Stichwort Schizo / Psychose als Folge eines Traumas (oder mehrerer): Was weißt Du denn darüber? Hat Dir das Deine Psychotherapeutin gesagt? Kennst Du Bücher, die sich mit diesem Thema beschäftigen? Vielleicht weiß ich viel zu wenig darüber.

LG

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shesmovedon
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Beitrag Do., 10.05.2018, 08:57

Ne, meine Therapeutin hat bezüglich dessen gar nichts gesagt.
Einen Bericht habe ich mal in Psychose/Depressionen Forschungsthread gepostet, der darüber ging. Ist aber schwer leserlich, leider.
Und sonst gibt es halt die Annahme, dass Schizophrenie rein hirnorganisch bedingt ist. Und es gibt die, die sagen, dass es durchaus Folge von Traumata sein kann. Da unterscheiden sich halt die Geister. Ich würde einfach mal googeln, da findet man auf jeden Fall etwas drüber. Aber richtig erforscht ist das, glaube ich, nur wenig.

https://www.dropbox.com/s/0421r51hrzbc5 ... t.pdf?dl=0

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stern
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Beitrag Do., 10.05.2018, 09:35

Vi83 hat geschrieben: Mo., 07.05.2018, 10:02 Da er schon die Diagnose Psychose erhalten hat.
Das kann alles oder nichts bedeuten. Entscheidender fände ich die Grunderkrankung, die dahinter steht. Also eine Psychose kann mW bei vielen Erkrankungen ein Symptom bzw. die Folge sein. Als erstes würde ich im daher raten, sich sauber diagnostizieren zu lassen. Und daran orientiert sich dann auch die Behandlung. Mich wundert jedenfalls die Fixierung auf Medikamente. Denn vllt. wäre ihm und auch dir mit einer PT viel mehr geholfen. Im Fall einer schizophrenen oder akuten Psychose werden Medikamente unverzichtbar sein. Aber ansonsten kann vllt. auch mit einer Psychotherapie der Gründererkrankung viel gewonnen werden. Dir geht es mit Medikamenten viel besser, schreibst du. Das ist gut. Aber wenn bei dir vllt. eher eine Trauma- oder Borderline-Störung / kptbs zugrunde liegt, so bist du für eine Therapie nicht auf sie angewiesen, sondern könntest auch anderweitig einen Traumatherapeuten suchen (du berichtest auch von Gewalterfahrungen). Ferner können Psychosen auch bei affektiven Störungen auftreten. Dhhr könntet auf mehrere Säulen setzen. Medikamente alleine bewirken keine Verhaltensänderung.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)


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Vi83
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Beitrag Do., 10.05.2018, 11:27

Schlendrian hat geschrieben: Do., 10.05.2018, 08:57 Und sonst gibt es halt die Annahme, dass Schizophrenie rein hirnorganisch bedingt ist. Und es gibt die, die sagen, dass es durchaus Folge von Traumata sein kann. Da unterscheiden sich halt die Geister. Ich würde einfach mal googeln, da findet man auf jeden Fall etwas drüber. Aber richtig erforscht ist das, glaube ich, nur wenig.

https://www.dropbox.com/s/0421r51hrzbc5 ... t.pdf?dl=0
Hallo Schlendrian,

vielen Dank erstmal für den Link. Muss mir den Artikel in Ruhe durchlesen.
Ich habe das in Kliniken schon oft gehört, dass Schizophrenie rein hirnorganisch bedingt sei.
Ich fand das immer schrecklich - weil dann meine Gewalterfahrungen überhaupt nicht berücksichtigt wurden. Da fühlt man sich als Mensch überhaupt nicht ernst genommen... .


Hallo stern,

mir wurde in einer Klinik gesagt, dass die Diagnose nicht so wichtig sei. Was hältst Du von dieser Aussage?

Mein Bruder lehnt irgendwie leider jegliche Hilfe ab (Also Medikamente, Psychotherapie etc.). Er sagt, er wäre doch gesund. Das heißt, ihm fehlt jegliche Krankheitseinsicht.

Also, zu meinen Medikamenten: Sie bewirken schon eine Verhaltensänderung - aber ich befürchte, dass es dann zusammenbricht, wenn ich die Medikamente eines Tages ausgeschlichen habe.
Du hast schon Recht, man sollte auf mehrere Säulen setzen. Es gibt ja auch Körperpsychotherapien, Maltherapien, Meditation / Entspannungstechniken.
Ich habe mal gelesen, dass Sport empfohlen wird, um den Negativsymptomen der Schizophrenie entgegenzuwirken.
Was hältst Du von diesen anderen Therapien (Körper, Malen etc.)?

Stichwort Traumatherapie: Kennst Du Luise Reddemann? Ich habe mir zwei Bücher von ihr gekauft. Frau Reddemann empfiehlt u.a. Qi Gong, Breema, Kunsttherapie (ressourcen-orientiert).

Soweit erstmal.

Schöne Grüße
Vi

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stern
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Beitrag Do., 10.05.2018, 12:56

mir wurde in einer Klinik gesagt, dass die Diagnose nicht so wichtig sei. Was hältst Du von dieser Aussage?
dass sich jemand drücken möchte, sich mit dem Patienten auseinanderzusetzen. Eine sauberer Diagnostik halte ich für das A und O. Bei manchen Störungen (Schizophrenie zum Beispiel) wird eine gute medikamentöse Einstellung unvermeidbar sein (sonst sind Rückfälle vorprogrammiert... bzw. neue Schüben gehen oft auf das Absetzen bzw. die Veränderung der Medikamente zurück)... aber ansonsten kann man vllt. auch viel psychotherapeutische reißen. Medikamente kann man natürlich trotzdem geben, aber das alleine änder dann nichts ursächlich, sondern mehr symptomatisch... und Medikamente haben auch Nebenwirkungen, insbes. bei länger Einnahme (wenn es nötig ist, geht es jedoch nicht anders). Auch Erklärungen zur Störung kann man nicht losgelöst von der Diagnose betrachten. Und für den Behandler hängt die Art der Behandlung zentral von der Diagnose ab.
Mein Bruder lehnt irgendwie leider jegliche Hilfe ab (Also Medikamente, Psychotherapie etc.). Er sagt, er wäre doch gesund. Das heißt, ihm fehlt jegliche Krankheitseinsicht.
Ist er denn im Moment akut psychotisch? Nicht zu arbeiten muss auch tatsächlich nicht unbedingt eine Störung zugrunde liegen. Kann er sich versorgen oder ist er in verschiedener Hinsicht auf Hilfe angewiesen?
Also, zu meinen Medikamenten: Sie bewirken schon eine Verhaltensänderung - aber ich befürchte, dass es dann zusammenbricht, wenn ich die Medikamente eines Tages ausgeschlichen habe
.
Das meine ich... aber wie gesagt: je nach der zugrunde liegenden Störung ist vllt der psychotherapeutische Ansatz bedeutsamer als Medikamente (die aber zusätzlich hilfreich sein können)... während bei einer Schizophrenie die Medikamente normal kaum entbehrlich sind. Bist du den als schizophren diagnostiziert? Brauchst natürlich nicht zu antworten, aber ich komme auf diese Überlegungen, weil die Privatärztin eher von einer kptbs sprach. Was ja nicht das gleiche wäre. Bei einer Traumastörung oder Persönlichkeitsstörung kann man zwar auch Neuroleptika verschreiben (hierfür gibt es jedoch kaum Medikamente, die explizit zugelassen sind. Aber wenn etwas symptomredizierend wirkt oder für eine Begleiterkrankung wird trotzdem manchmal etwas verordnet), aber evtl. kann man auch viel Symptome nachhaltig durch eine Therapie in den Griff bekommen. Daher würde ich (falls Zweifel bestehen) schauen zu einer stimmigen Diagnose zu kommen. Falls diese jemand nicht mitteilen will: Mittlerweile hat man einen Rechtsanspruch darauf bzw. auf Einsicht in die Behandlungsakte.
Was hältst Du von diesen anderen Therapien (Körper, Malen etc.)?
Sehr viel, aber uU nicht alleinige Therapie ausreichend.
Stichwort Traumatherapie: Kennst Du Luise Reddemann? Ich habe mir zwei Bücher von ihr gekauft. Frau Reddemann empfiehlt u.a. Qi Gong, Breema, Kunsttherapie (ressourcen-orientiert).
Reddemann ist auch in Ordnung.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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(alte Weisheit)


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Vi83
Helferlein
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Beitrag Do., 10.05.2018, 20:42

stern hat geschrieben: Do., 10.05.2018, 12:56 Ist er denn im Moment akut psychotisch? Nicht zu arbeiten muss auch tatsächlich nicht unbedingt eine Störung zugrunde liegen. Kann er sich versorgen oder ist er in verschiedener Hinsicht auf Hilfe angewiesen?
Hallo stern,

ich kann die Frage gerade nicht so ganz beantworten, ob mein Bruder akut psychotisch ist, sorry. In den letzten Tagen verhält er sich mir gegenüber eher sehr zurückhaltend.

Er finanziert sich derzeit über einen Studienkredit und über meine Eltern. Meine Eltern sind nur auch keine Millionäre... . Er bekommt es nicht hin, einen Aushilfsjob anzunehmen. Ich glaube, er traut sich derzeit sehr, sehr wenig zu.

Schöne Grüße
Vi

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