Alte Erfahrungen auflösen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Marilen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 43
Beiträge: 1944

Beitrag Mi., 25.04.2018, 11:20

und ich mag noch anmerken: die alten Erfahrungen SIND bereits vorbei.
Was übrig ist, ins Heute reicht und quält sind die Zuschreibungen.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

Werbung

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Mi., 25.04.2018, 13:57

Ich denke auch, dass man sie da sein lassen muss. Allein das kann schon befreiend sein, denn (bei mir war es so, bei euch vielleicht auch?) das Nicht-zeigen-dürfen von Schmerz ist oft Teil der Gewalterfahrung aus der Vergangenheit. Jetzt ist es anders. Der Schmerz muss nicht mehr verleugnet werden und es darf darüber gesprochen werden.


Marilen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 43
Beiträge: 1944

Beitrag Mi., 25.04.2018, 14:49

Ich finds einfach so furchtbar, dass mir der Schnitt zwischen Gegenwart und Vergangenheit nicht gelingt, dann bekomme ich diese beissenden Schmerzen und habe das Gefühl, es ist das Loch, das mich quält, dabei ist ein Loch nur ein Loch nur ein Loch...das Loch ist es ja nicht und auch nicht das Trauma, was so weh tut...es tut weh, dieses Loch zu verdecken...mit den Zuschreibungen und Konstrukten, die sich Psyche erschaffen hat...
Es ist doch manchmal zum an der glatten Wand hoch gehen...
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

Benutzeravatar

Räbin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 163

Beitrag Mi., 25.04.2018, 15:16

Ja, die Zuschreibungen quälen, Marilen. Eigentlich sind sie Schutz gedacht, oder? Ich würde gerne verstehen, was Du mit dem Loch meinst.

Werbung


Marilen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 43
Beiträge: 1944

Beitrag Mi., 25.04.2018, 15:30

Ich würde sagen, sie stellen den Versuch der Bewältigung dar und begreifen nicht, dass es vorbei ist.
Mir gelingt es heute nicht weshalb es mir schwer fällt zu erklären warum das Loch nicht weh tut, sondern eben nichts weiter ist als ein Loch.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.

Benutzeravatar

Räbin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 163

Beitrag Mi., 25.04.2018, 15:44

Marilen hat geschrieben: Mi., 25.04.2018, 15:30 Ich würde sagen, sie stellen den Versuch der Bewältigung dar und begreifen nicht, dass es vorbei ist.
Da kann ich gut mitgehen. Obwohl man eigentlich versucht zu bewältigen, laden die Zuschreibungen oft ein, gleiches zu wiederholen, würde ich sagen. Wenn man das dann schafft zu trennen und zu erkennen, dass es in dieser neuen Situation tatsächlich unangebrachte Zuschreibungen sind, hat man das Alte bewältigt.

Mir gelingt es heute nicht weshalb es mir schwer fällt zu erklären warum das Loch nicht weh tut, sondern eben nichts weiter ist als ein Loch.
Ich erfasse das nur so vage, was das Loch eigentlich ist, wodurch ausgelöst etc. Meinst Du, durch permanente Wiederholungen fehlt einfach ein Stück Lebendigkeit und das ist das Loch?
Dass es selbst nicht weh tut, da kann ich emotional auch wieder mitgehen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
IntoDust
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 80
Beiträge: 73

Beitrag Mi., 25.04.2018, 15:51

@Marilen: Mit welchen Methoden arbeitet ihr denn in der Therapie? Mir hat es sehr geholfen, EMDR ins Boot zu holen. Seitdem ist es sehr viel leichter für mich geworden, mit seelischen Schmerzen umzugehen. Ich kann es schwer beschreiben, am ehesten ist für mich das Bild einer Wand aus Glas stimmig. Seit der Bearbeitung mit Hilfe von EMDR liegt eine Glaswand zwischen meinem Jetzt und meiner Vergangenheit. Ich kann noch sehen, was damals war und ich weiß auch noch genau, wie sehr es geschmerzt hat. Aber der Schmerz beeinträchtigt mich nicht mehr in meiner Gegenwart. Zumindest nicht in der Art und Weise, wie es früher der Fall war. Für mich ist das sehr wertvoll gewesen.

Benutzeravatar

Räbin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 163

Beitrag Mi., 25.04.2018, 15:59

Das klingt toll, IntoDust!

Für mich lösen sich alte Erfahrungen nur durch neue, gute auf. Erst dann kann ich sehen, dass alte Zuschreibungen gar nicht zutreffen. Aber beeinflussen kann man (ich?) das nicht so wirklich, das muss sich irgendwie entwickeln. Bei mir ist das jedenfalls so.

Benutzeravatar

Viking
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 27
Beiträge: 25

Beitrag Do., 26.04.2018, 08:26

wie geht ihr mit den Schmerzen um, die manchmal kommen?
Wo ordnet ihr sie ein?
Anfangs dachte ich, dass es mich von innen her zerreißt. All diese Wut, Trauer und generell diese ganzen Emotionen, es fühlte sie von Tsunami an, der mich überschwemmt und nicht mehr atmen ließ. Meine Gedanken waren damals noch nicht so "umprogrammiert", sodass ich keine Kraft hatte, mich von der Macht des Tsunami zu stellen. Mein Selbstwertgefühl war sehr gering.
Mit der Zeit kam eine kleine Stimme, die dann sagte: "Nein, das stimmt nicht. Für XYZ bist du wichtig." Sie kam immer wieder, reichte mir die Hand und half mich, den Tsunami auszuhalten und die ganzen Emotionen einfach passieren zu lassen. "Das geht vorbei. Lass es zu."

Heute betrachte ich die Schmerzen als das, was sie sind: Schmerzen von Wunden, die dabei sind, zu heilen.
Wenn ich eine physische Wunde aufkratze, dann tut das weh. Doch der Schmerz geht vorbei. Und er geht schneller vorbei und die Wunde heilt schneller, wenn ich diese Wunde mit Zinksalbe behandle und ein Pflaster darauf mache.

Tut mir Leid, wenn das alles sehr metaphorisch klingt. :red:

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Do., 26.04.2018, 12:43

Das ist aber eigentlich ein guter Vergleich. Würdest du statt der Salbe Schminke drauf machen und bei einer körperlich schweren Arbeit richtig ranklotzen als wäre nichts, entspräche das dem, was wir alle als erstes versuchen, um dann damit auf die Nase zu fallen. Oder gibt es hier jemanden, der das nicht versucht hat?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
IntoDust
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 80
Beiträge: 73

Beitrag Do., 26.04.2018, 12:55

Also ich habe das definitiv versucht - lange sogar. Und es fiel mir gewaltig auf die Füße. Früher oder später kommt eben der Punkt, an dem man sich mit den Schmerzen auseinandersetzen und Wege finden muss.

Benutzeravatar

Gedankentanz
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 610

Beitrag Do., 26.04.2018, 18:02

Pflaster und Salbe helfen auch nur bedingt. Manche Wunden sind so tief, die müssen von aus der Tiefe zu heilen. Da darf dann nichts oben drauf, sonst könnte es eitern....
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

Benutzeravatar

Viking
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 27
Beiträge: 25

Beitrag Fr., 27.04.2018, 07:24

Das stimmt, Gedankentanz. Dem kann ich nur zustimmen.

Ich weiß nicht, ob das ins Thema passt. Doch wie sieht es bei euch mit Rollen(-bildern) aus?
Meine Mutter war kein gutes Vorbild im Bezug auf Frausein und es fällt mir so unglaublich schwer, mich davon zu befreien. Bestimmte Überzeugungen sitzen so verdammt tief.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
IntoDust
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 80
Beiträge: 73

Beitrag Fr., 27.04.2018, 08:48

Viking, das kenne ich auch gut - Überzeugungen, über die man dann auch in Bezug auf Rollenbilder immer wieder stolpert. Inzwischen kann ich wahrnehmen, ob etwas für mich stimmig ist, oder ob ich die Überzeugungen/ Erwartungen anderer Personen weitertransportiere (und mich dabei gar nicht wirklich gut fühle). Ich erkenne es noch nicht immer sofort, aber da geht es gut voran. Ich denke, es ist auch in Bezug auf Rollenbilder wichtig, zu merken, was für einen selbst stimmig und gut ist. Was man eigentlich wirklich möchte. Und alte, nicht stimmige Muster so Stück für Stück zu verändern.

Benutzeravatar

Gedankentanz
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 610

Beitrag Fr., 27.04.2018, 08:57

Man isst und isst und ist dann kugelrund. Man wundert sich, das man nach zb. 5 Tagen Abstinenz nicht schon viel mehr abgenommen hat. Die Körperliche Veränderung noch nicht wahrnehmbar ist.

So ist es auch mit dem Rollenbild. Man wächst über meist viele Jahre hinein. Bekommt ein falsches Selbstbild aufgedrückt und oftmals werden einem die eigenen Empfindungen abgesprochen.
Diese Veränderung, dieses sich selbst entdecken und kennenlernen, kann nicht einfach mal ebenso so passieren. Das braucht Zeit, viel Zeit.
Wie auch bei einer Diät, kann es Rückschläge geben. Oder man stellt fest, das die Diät gar nicht zu einem passt.
Fakt ist, es braucht Zeit. Deine Mutter hatte auch Zeit genug.
Es ist ein, sich aus dem Schatten des Anderen Boxen. Und wer einmal geboxt hat, weiß wie anstrengend das ist. Wie schnell man aus der Puste gerät. Aber umso mehr man trainiert umso leichter wird's, umso länger man sich Zeit lässt, umso schöner wird der Köper, wie auch die Seele....
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag