'Komfortzone' Opferrolle?
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Ach so, wenn dir einer antwortete, er suhle sich, um endlich einmal bekümmert zu werden, dann könntest du das suhlen verstehen und als nachvollziehbares Verhaltensmuster akzeptieren? So? Und dann könntest du ablassen von deinem verzweifelten Wunsch den sich suhlenden aus seinem Pfuhl herausreißen zu wollen? Kopf kratz
Ich hab es: du willst gar nicht gepflegt über andere lästern, du willst bekümmert werden ...
Ich hab es: du willst gar nicht gepflegt über andere lästern, du willst bekümmert werden ...
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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Dann kannst du ja jetzt beruhigt aufhören, mir deine Aufmerksamkeit zu schenken...
Ich kapiere auch noch nicht, worum es geht: Stachelt es dich selbst etwas an (zB weil du das anders handhabst und das nicht bei anderen respektiere kannst)? Willst du helfen (warum fragst du nicht, was es so schwer macht und ob überhaupt Hilfe gewünscht ist)? Oder es gibt es auch, dass man sich bei anderen an etwas abarbeitet, was man sich selbst nicht zugestehen kann (hier weniger die Opferrolle, sondern eher bekümmert zu werden oder o.ä. Ähnlich wie ziegenkind andeutet)? Oder?
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Wenn jemand gefoltert, geschlagen, vergewaltigt, gequält, missbraucht wurde, dann begibt er sich nicht in eine "Komfortzone Opferrolle"!
Das ist ja keine Rolle in einem Schauspiel, Theaterstück, die man einfach mal so ablegen kann.
Wenn Du von für Dich übertriebenen Darstellungen ausgehst, dann hat das auch subjektiv mit Dir etwas zu tun und du fühlst Dich vielleicht benutzt?
Wenn Dir so ein Kontakt nicht gut tut, dann meide ihn.
Das ist ja keine Rolle in einem Schauspiel, Theaterstück, die man einfach mal so ablegen kann.
Wenn Du von für Dich übertriebenen Darstellungen ausgehst, dann hat das auch subjektiv mit Dir etwas zu tun und du fühlst Dich vielleicht benutzt?
Wenn Dir so ein Kontakt nicht gut tut, dann meide ihn.
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Ich kann das schon gut nachvollziehen, was der TE meint. Er fragt sich, ob es so etwas gibt oder ob es ihm nur so vorkommt. Ja, das gibt es. Nennt sich "geheimer Krankheitsgewinn", unter dem Stichwort lässt es sich googeln und recherchieren.
Es gibt "Opfer", die sich redlich bemühen, aus ihrer Opferrolle wieder rauszukommen, die nach Hilfe suche, diese auch annehmen, und manchmal auch nach jedem Strohhalm greifen, um das Geschehene zu verarbeiten und wieder an Lebensqualität zu gewinnen.
Dann gibt es aber auch welche, denen könnte man ... salopp gesagt... einen Therapeuten auf den Bauch binden, ihnen Hilfe auf einem goldenen Tablett servieren, sich an ihnen abarbeiten so viel man will, doch sie wehren sich gefühlt mit Händen und Füßen, dass es ihnen (wieder) besser geht. Das sind auch meist diejenige, die hypersensible darauf reagieren, wenn man so etwas auch nur andeutet, z.B. bei Begriffen wie "sekundärer Nutzen" oder "geheimer Krankheitsgewinn" bereits gedanklich Amok laufen, bevor man es auch nur ende gesprochen hat. - Das heißt ja auch nicht, dass derjenige gerne leiden würde, wie es oftmals falsch (!) interpretiert wird. Es heißt nur, dass gerade irgendwas anderes unbewusst WICHTIGER ist als sich aus der Leidensrolle zu befreien.
Wie immer im Leben gibt es so welche und eben auch so welche. Was im Einzelfall zutrifft, gilt es abzuwägen.
Es gibt "Opfer", die sich redlich bemühen, aus ihrer Opferrolle wieder rauszukommen, die nach Hilfe suche, diese auch annehmen, und manchmal auch nach jedem Strohhalm greifen, um das Geschehene zu verarbeiten und wieder an Lebensqualität zu gewinnen.
Dann gibt es aber auch welche, denen könnte man ... salopp gesagt... einen Therapeuten auf den Bauch binden, ihnen Hilfe auf einem goldenen Tablett servieren, sich an ihnen abarbeiten so viel man will, doch sie wehren sich gefühlt mit Händen und Füßen, dass es ihnen (wieder) besser geht. Das sind auch meist diejenige, die hypersensible darauf reagieren, wenn man so etwas auch nur andeutet, z.B. bei Begriffen wie "sekundärer Nutzen" oder "geheimer Krankheitsgewinn" bereits gedanklich Amok laufen, bevor man es auch nur ende gesprochen hat. - Das heißt ja auch nicht, dass derjenige gerne leiden würde, wie es oftmals falsch (!) interpretiert wird. Es heißt nur, dass gerade irgendwas anderes unbewusst WICHTIGER ist als sich aus der Leidensrolle zu befreien.
Wie immer im Leben gibt es so welche und eben auch so welche. Was im Einzelfall zutrifft, gilt es abzuwägen.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "
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ich hab dir keine aufmerksamkeit geschenkt. ich habe dich auf deine widersprüchlichkeit aufmerksam gemacht. und ich brauche keine genehmigung oder ermunterung zum anfangen oder aufhören. auch hier: du weißt offenbar nicht, wo du aufhörst und der andere anfängt, ein phänomen das sich ja auch schon in deinen übergriffigen retterphantasien gezeigt hat.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Ich denke: Ein Ansatzpunkt könnte sein: Was bewegt DICH dazu... sowie: wollen diejenigen das überhaupt? Oder siehst du das als deine Mission an? Ich meine, selbstverständlich darf jeder tun, was den größten Nutzen verspricht oder wichtig ist... macht eigentlich jeder, nehme ich an. Bewusst oder unbewusst oder weil man nicht anders kann. Selbst krank sein darf man wollen... oder sich belügen... oder sich schaden. Mit einer Therapie wäre das jedoch nicht kompatibel... aber es gibt keine Behandlungspflicht und darum geht es ja auch nicht. Deine Entscheidung ist, ob du Kontakt pflegst ggf. welcher Art.
Liebe Grüße
stern
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Ich habe all das selbst erlebt, für mich aber beschlossen nicht darin zu verharren-glaube einfach das es nicht möglich ist mit Kontakt zu Tätern, Mittätern, Wegschauern, Verleugnern und Wiederholung des Täter-Opfer-Musters in neuen Beziehungen gewisse Traumaverarbeitungsschritte machen zu können und die Befreiung daraus, der einzige Weg ist...
Aber es stimmt wohl, dass ich das niemandem aufzwingen kann, nur weil ich es für richtig halte und es respektieren muss, wenn jemand das nicht möchte, vorallem wenn ich weiß, dass sich da auch schon Therapeuten die Zähne dran ausgebissen haben.
Letzten Endes muss ich mir wirklich überlegen wie ich solche Kontakte in Zukunft gestalte bzw. ob nicht ein Abbruch für alle Beteiligten sinnvoll wäre.
Danke für eure Antworten!
Hallo Malao00o
Genaugenommen bedürfen die Personen in beiden Fällen therapeutische Hilfe.
Ich sehe es nicht als Deine Aufgabe an Dich den Personen gegenüber wie eine Therapeutin zu verhalten, die verstehen muss was hinter dem Verhalten der Personen steckt. Bleib bei dir. Wenn Du ein Problem damit hast, dass sich diese Personen verhalten wie sie sich verhalten, dann guck bei dir was hinter Deinem Problem im Umgang mit diesen Personen steckt. Bist Du genevt? Bis Du neidisch? Triggert es was Eigenes bei dir an? Hast du ein Helfersyndrom? Bist du dir unsicher, wie du dich verhalten sollst? ... Wenn du dir darüber klar wirst warum dich das Thema so beschäftigt, dann kommst du an den Punkt an dem es Dir egal ist, warum der andere das macht was er macht.
Wir können natürlich, ohne die Person(en) zu kennen um die es Dir geht nicht sagen, was auf sie zutrifft, ob sie es sich tatsächlich in ihrer Opferrolle gemütlich eingerichtet haben um Aufmerksamkeit und Vorteile zu bekommen oder es sich um Personen handelt, die die Hilfestellung einer Therapie bedürfen.Sehe ich nicht so-sonst hätte ich ja urteilend geschrieben: "die wollen doch nur Aufmerksamkeit" und nicht, verstehenwollend, gefragt ob da der Wunsch danach,weil eben nicht bekommen, dahinter steckt und dadurch diese Sehnsucht heute endlich genährt wird...
Genaugenommen bedürfen die Personen in beiden Fällen therapeutische Hilfe.
Ich sehe es nicht als Deine Aufgabe an Dich den Personen gegenüber wie eine Therapeutin zu verhalten, die verstehen muss was hinter dem Verhalten der Personen steckt. Bleib bei dir. Wenn Du ein Problem damit hast, dass sich diese Personen verhalten wie sie sich verhalten, dann guck bei dir was hinter Deinem Problem im Umgang mit diesen Personen steckt. Bist Du genevt? Bis Du neidisch? Triggert es was Eigenes bei dir an? Hast du ein Helfersyndrom? Bist du dir unsicher, wie du dich verhalten sollst? ... Wenn du dir darüber klar wirst warum dich das Thema so beschäftigt, dann kommst du an den Punkt an dem es Dir egal ist, warum der andere das macht was er macht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Ich denke, dass dies nichts mit einer Entscheidung zu tun hat, sondern mit Unvermögen bzw. Unglück. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich berichten, dass auch häufig die Wahrnehmung die man von anderen Menschen hat, extrem von dem abweicht, wie es tatsächlich ist. Gerade wenn man abgespaltene Anteile hat, kommt doch häufig draußen gar nichts von dem an, wie es drinnen tatsächlich ist. Ich mache oft witze, wenn ich mich am liebsten aus dem Fenster stürzen würde, und umgekehrt ist es genauso. Vielleicht ist es eine wichtige Übung den Kummer, mit dem man sich nicht identifizieren kann, nach Außen lassen zu können, und vielleicht geschieht dies aus der Unfähigkeit heraus auf sehr herzzereissende und übertrieben erscheinende Art und Weise.
Darüber hinaus glaube ich das viele Menschen diese Opferrolle innerlich geradezu feiern, aber nach außen Lügen und Protestieren, vielleicht sogar mit angeborenem Talent die Mitmenschen täuschen, um der Gesellschaft zu gefallen, doch in unbeachteten Momenten nach allen Möglichkeiten ihres Opferdaseins greifen, manipulativ ausloten welche Gewinne daraus zu ziehen sind. Ich befürchte sogar, das hat etwas mit Intelligenz zu tun.
Darüber hinaus glaube ich das viele Menschen diese Opferrolle innerlich geradezu feiern, aber nach außen Lügen und Protestieren, vielleicht sogar mit angeborenem Talent die Mitmenschen täuschen, um der Gesellschaft zu gefallen, doch in unbeachteten Momenten nach allen Möglichkeiten ihres Opferdaseins greifen, manipulativ ausloten welche Gewinne daraus zu ziehen sind. Ich befürchte sogar, das hat etwas mit Intelligenz zu tun.
Zuletzt geändert von inlines am Do., 19.04.2018, 08:46, insgesamt 1-mal geändert.
Vom Opfer-Sein - oder: Über den Fatalismus
Mein Mann ist mit knapp 47 Jahren an Krebs und Ärzteirrsinn krepiert.
Er hat 15 Monate lang darum gekämpft, kein Opfer zu sein (vom Krebs) und noch keins zu werden (vom Tod).
Ein sinnloser Kampf. Und einer, der überdies diese 15 Monate zu einem entsetzlichen Terror werden ließ - warum also hat er "gekämpft" (und ich mit ihm)? Weil das alle von ihm (und mir) erwartet haben, alle: Familie, Freunde, aber auch immer wieder und vor allem die Ärzte; und natürlich wir selbst, denn so wird man hier ja erzogen: Opfersein ist feige, Aufgeben gilt nicht, man muss kämpfen - um jeden Preis!
Sein Krepieren und sein Tod haben auch in meinem Leben keinen Stein auf dem anderen gelassen. Er ist gestorben, ich habe mein Leben verloren.
Aus mehreren Gründen:
1. Wir waren füreinander "Lebensmenschen" (Thomas Bernhard). Ohne den anderen ändert sich in solch einem Falle auch das eigene Leben so radikal, dass es ein vollkommen anderes wird.
2. Beim Verlauf des Krebses und beim Tod hilflos zusehen zu müssen, hat mich am eigenen Leib fühlen lassen, was ich bis dahin nur wusste: Alle menschliche Anstrengung kann von heute auf morgen völlig sinnlos werden und wird das irgendwann definitiv (damit meine ich keineswegs den Todeszeitpunkt: Fast alle Menschen, die ich kenne, auch die sogen. Erfolgreichen, haben in ihrem Leben erleben müssen, dass etwas, das ihnen von allergrößter Bedeutung war, kaputt gegangen ist).
3. Nach dem Tod meines Mannes konnte ich nicht mehr in meinem Beruf arbeiten (ich stand qualifikationstechnisch kurz vor der Befähigung zur Professur, doch ich habe den letzten Qualifikationsschritt nicht in der vorgegebenen Zeit bewältigen können, denn das wäre mitten in Krebs und Tod gewesen; jetzt unterliege ich dem akademischen Berufsverbot namens "12-Jahresfrist". Außerdem wurde mein Institut während des Krebses ersatzlos eingestampft).
4. Nach seinem Tod habe ich den Kontakt zu meiner Blutsfamilie abgebrochen und schon zuvor haben sich viele 'Freunde' von uns/mir verabschiedet, weil mit "sowas" in diesem Alter (wenn nicht generell) kaum einer etwas zu tun haben möchte, so dass ich jetzt ziemlich isoliert lebe (was mich glücklicherweise nur manchmal nachdenklich stimmt).
5. Ich musste die Wohnung, die wir ein Jahr vor der Diagnose gekauft hatten, umbauen, nämlich verkleinern, damit ich einen Teil vermieten konnte, um ohne HartzIV existieren zu können. Auch mein Zuhause (das unseres hätte werden sollen) ist also nur in wenigen Teilen wiederzuerkennen.
Schon immer waren einem Teil von mir diese rückhaltlosen Lebens-BefürworterInnen, diese bedingungslosen OptimistInnen, diese feigen SinnlosigkeitsverleugnerInnen - kurzum all diese "KämpferInnen" suspekt.
Vor allem angesichts der Tatsache, dass ein jeder Mensch irgendwann stirbt.
Ich kämpfe nicht mehr.
Ich empfinde mich allerdings auch nicht als Opfer (hab ich noch nie getan), denn es gibt keinen "Täter", den ich anklagen könnte, nur Zufälle, Fehlentscheidungen, überhaupt Entscheidungen und: das Leben selbst in seiner ganzen (objektiven) Sinnlosigkeit.
Statt dieser definitiv immer scheiternden Kämpferei versuche ich mittlerweile, ab und an, nämlich dann, wenn es geht, entspannt den Moment zu leben (und manchmal kann ich ihn sogar genießen). Einige Momente dauern in meiner Wahrnehmung inzwischen gar ein paar Wochen an. (Das hat aber seit dem Tod siebeneinhalb Jahre gedauert und ist noch ziemlich neu; vielleicht also verfliegt es bald wieder.)
Grüße von Widow, der Fatalistin (frei nach Diderot)
Mein Mann ist mit knapp 47 Jahren an Krebs und Ärzteirrsinn krepiert.
Er hat 15 Monate lang darum gekämpft, kein Opfer zu sein (vom Krebs) und noch keins zu werden (vom Tod).
Ein sinnloser Kampf. Und einer, der überdies diese 15 Monate zu einem entsetzlichen Terror werden ließ - warum also hat er "gekämpft" (und ich mit ihm)? Weil das alle von ihm (und mir) erwartet haben, alle: Familie, Freunde, aber auch immer wieder und vor allem die Ärzte; und natürlich wir selbst, denn so wird man hier ja erzogen: Opfersein ist feige, Aufgeben gilt nicht, man muss kämpfen - um jeden Preis!
Sein Krepieren und sein Tod haben auch in meinem Leben keinen Stein auf dem anderen gelassen. Er ist gestorben, ich habe mein Leben verloren.
Aus mehreren Gründen:
1. Wir waren füreinander "Lebensmenschen" (Thomas Bernhard). Ohne den anderen ändert sich in solch einem Falle auch das eigene Leben so radikal, dass es ein vollkommen anderes wird.
2. Beim Verlauf des Krebses und beim Tod hilflos zusehen zu müssen, hat mich am eigenen Leib fühlen lassen, was ich bis dahin nur wusste: Alle menschliche Anstrengung kann von heute auf morgen völlig sinnlos werden und wird das irgendwann definitiv (damit meine ich keineswegs den Todeszeitpunkt: Fast alle Menschen, die ich kenne, auch die sogen. Erfolgreichen, haben in ihrem Leben erleben müssen, dass etwas, das ihnen von allergrößter Bedeutung war, kaputt gegangen ist).
3. Nach dem Tod meines Mannes konnte ich nicht mehr in meinem Beruf arbeiten (ich stand qualifikationstechnisch kurz vor der Befähigung zur Professur, doch ich habe den letzten Qualifikationsschritt nicht in der vorgegebenen Zeit bewältigen können, denn das wäre mitten in Krebs und Tod gewesen; jetzt unterliege ich dem akademischen Berufsverbot namens "12-Jahresfrist". Außerdem wurde mein Institut während des Krebses ersatzlos eingestampft).
4. Nach seinem Tod habe ich den Kontakt zu meiner Blutsfamilie abgebrochen und schon zuvor haben sich viele 'Freunde' von uns/mir verabschiedet, weil mit "sowas" in diesem Alter (wenn nicht generell) kaum einer etwas zu tun haben möchte, so dass ich jetzt ziemlich isoliert lebe (was mich glücklicherweise nur manchmal nachdenklich stimmt).
5. Ich musste die Wohnung, die wir ein Jahr vor der Diagnose gekauft hatten, umbauen, nämlich verkleinern, damit ich einen Teil vermieten konnte, um ohne HartzIV existieren zu können. Auch mein Zuhause (das unseres hätte werden sollen) ist also nur in wenigen Teilen wiederzuerkennen.
Schon immer waren einem Teil von mir diese rückhaltlosen Lebens-BefürworterInnen, diese bedingungslosen OptimistInnen, diese feigen SinnlosigkeitsverleugnerInnen - kurzum all diese "KämpferInnen" suspekt.
Vor allem angesichts der Tatsache, dass ein jeder Mensch irgendwann stirbt.
Ich kämpfe nicht mehr.
Ich empfinde mich allerdings auch nicht als Opfer (hab ich noch nie getan), denn es gibt keinen "Täter", den ich anklagen könnte, nur Zufälle, Fehlentscheidungen, überhaupt Entscheidungen und: das Leben selbst in seiner ganzen (objektiven) Sinnlosigkeit.
Statt dieser definitiv immer scheiternden Kämpferei versuche ich mittlerweile, ab und an, nämlich dann, wenn es geht, entspannt den Moment zu leben (und manchmal kann ich ihn sogar genießen). Einige Momente dauern in meiner Wahrnehmung inzwischen gar ein paar Wochen an. (Das hat aber seit dem Tod siebeneinhalb Jahre gedauert und ist noch ziemlich neu; vielleicht also verfliegt es bald wieder.)
Grüße von Widow, der Fatalistin (frei nach Diderot)
Kann es sein, dass hier mehrere Dinge bunt gemsicht werden?
Mir scheint, hier wird teilweise so aufgefasst, als würde man jedem Opfer per se unterstellen, in der Opferrolle festzuhängen. Das scheint aber nicht gemeint zu sein. Auch nicht grundsätzliche Abneigung gegen Menschen in der Opferrolle, sondern eben nur Verstehenwollen, warum manche sich darin einrichten und nicht, wie andere, alles tun, um da wieder rauszukommen. Was nicht bedeutet, dass man verleugnet, in einer Sache Opfer gewesen zu sein, sondern dass man nicht eine Opferhaltung als Lebenskonzept sieht.
Ich kenne beides. Leute, die Opfer massiver Einschnitte im Leben waren, und es schaffen, das hinter sich zu lassen und das Leben anzupacken. Und andere, die in der Opferrolle festpicken und damit jeden anderen zum Täter machen, mit einem der Ziele, Verantwortung abzuschieben. Das sieht dann in etwa so aus, dass sie jeden Vorschlag zur Verbesserung ihrer Lage ablehnen. Dass sie jedes Versagen anderen in die Schuhe schieben, sie also immer Opfer von allem sind, der Kassierin, des Briefträgers, der Sonne, des Mondes und der Sterne. Selbst in einem harmlosen Gespräch mit ihnen findet man sich bald in der Rolle des Täters wieder, der das Opfer bedrängt oder triggert oder wasauchimmer. Es gibt solchen Menschen gegenüber keine andere Rolle, als Täter zu sein. Manchmal schaffen sie es, sogar sämtliche Erlebnisse, in denen sie selbst tatsächlich Täter waren, so darzustellen, als wären sie auch da bloß Opfer der Umstände gewesen. Sie haben ja nur misshandelt, weil jemand ihnen das befohlen hat und so weiter. Sie übernehmen schlichtweg keine Verantwortung. Das heißt nicht, dass sie nicht auch Opfer waren, nur haben sie erlebt, dass es sie von Eigenverantwortung freispricht, dass es sie entlastet, in den Mittelpunkt stellt. Ich würde sagen, hier ist das Opfertum wie eine Sucht. Und wie bei Suchtkranken kann man denen erst helfen, wenn sie Einsichtig sind und Hilfe WOLLEN. Und wie bei Suchtkranken muss man vorsichtig im Umgang mit ihnen sein und seine Grenzen ziehen, denn sie ziehen einen rein, machen einen so lange zum Täter, bis man sich wirklich als Täter fühlt, selbst wenn man sie bloß anschaut. (Und eventuell so eine Aggression entwickelt, dass man sich irgendwann wie ein Täter verhält – selsterfüllende Prophezeiung.) Da Suchtkranke erst durch großen Verlust bemerken, was ihre Sucht anrichtet und dann erst einen Heilungswunsch entwicklen, denke ich, wird das bei derartig in ihrer Opferrolle aufblühenden Menschen ebenfalls sein. Erst, wenn sie die Erfahrung machen, dass ihnen die Opferrolle mehr kostet als einbringt, werden sie den Willen entwickeln, da rauszukommen. Oder sich bestätigt fühlen. Aber man kann da nichts tun, als Außenstehender, außer man hat den Nerv, sich zum Teufel zu machen, zum Hassobjekt und dem Opfer in den Arsch zu treten. Aber mitfühlend auf so jemanden eingehen, ist so etwas wie Füttern. Es bestätigt sie in ihrer Rolle. Sie sind da wie ein schwarzes Loch.
Aber bitte, das abgrenzen von Menschen, die akut durch irgendwelche Umstände Opfer sind. Die sich darin nicht wohlfühlen, die leiden und die tatsächlich Zuwendung und Fürsorgen brauchen, um genesen zu können. Und ja, ich denke, es braucht, wenn man Opfer wird, auch eine gewisse Zeit, sich das einzugestehen und diese Rolle oder diesen Zustand "auszuleben", was ich als eine Art Trauer um die Unschuld oder um ein Welt- und Selbstbild beschreiben würde. Aber wie Trauer ist dieser Prozess irgendwann abgeschlossen und man entwickelt einen "nie wieder" und "nicht mit mir" Willen, geht also mitunter stärker und entschlossener daraus hervor. Man lernt, sich abzugrenzen und zu wehren. Und wie der TE schon sagt, sucht nicht dauernd das Täterumfeld auf, um seinen Opferzustand zu zementieren. Wenn, geht er ein Mal hin, um auf den Tisch zu hauen, und dann wars das. Man lässt keinerlei Abhängigkeit mehr zu.
Auch ist diese Komfortzone Opferrolle abzugrenzen von Menschen, die durch ihre Erlebnisse zu kaputt wurden, um je wieder so zu funktionieren wie früher oder wie "gedacht". Aber es ist ein Unterschied zwischen Kaputtsein und sich in der Opferrolle suhlen. Ich kannte mal eine Frau, der sind innerhalb von drei Jahren die schlimmsten Dinge passiert, die einem Menschen passieren können. Vom Tod aller Kinder, einem Mann, der sie mit einem sechsstelligen Schuldenberg zurückließ und die dazu noch Krebs bekam. Sie hatte allen Grund, Opfer zu sein, und sie war es auch – in diesen konkreten ihr zugestoßenen Dingen. Aber in allen anderen Lebensbereichen war sie kein Opfer, und obwohl sie eine Weile suizidal war, hat sie nie zugelassen, als Mensch bemitleidet zu werden. Für diese Dinge schon. Aber nicht generell. Und das ist es, was ich zur "Komfortzone Opferrolle" unterscheiden würde. Die Differenzierung, ob es jemand zum Lebenskonzept und allgemeinen Weltbild macht, oder in der Lage ist, zu wissen, wo war und ist man Opfer, und wo nicht.
Mir scheint, hier wird teilweise so aufgefasst, als würde man jedem Opfer per se unterstellen, in der Opferrolle festzuhängen. Das scheint aber nicht gemeint zu sein. Auch nicht grundsätzliche Abneigung gegen Menschen in der Opferrolle, sondern eben nur Verstehenwollen, warum manche sich darin einrichten und nicht, wie andere, alles tun, um da wieder rauszukommen. Was nicht bedeutet, dass man verleugnet, in einer Sache Opfer gewesen zu sein, sondern dass man nicht eine Opferhaltung als Lebenskonzept sieht.
Ich kenne beides. Leute, die Opfer massiver Einschnitte im Leben waren, und es schaffen, das hinter sich zu lassen und das Leben anzupacken. Und andere, die in der Opferrolle festpicken und damit jeden anderen zum Täter machen, mit einem der Ziele, Verantwortung abzuschieben. Das sieht dann in etwa so aus, dass sie jeden Vorschlag zur Verbesserung ihrer Lage ablehnen. Dass sie jedes Versagen anderen in die Schuhe schieben, sie also immer Opfer von allem sind, der Kassierin, des Briefträgers, der Sonne, des Mondes und der Sterne. Selbst in einem harmlosen Gespräch mit ihnen findet man sich bald in der Rolle des Täters wieder, der das Opfer bedrängt oder triggert oder wasauchimmer. Es gibt solchen Menschen gegenüber keine andere Rolle, als Täter zu sein. Manchmal schaffen sie es, sogar sämtliche Erlebnisse, in denen sie selbst tatsächlich Täter waren, so darzustellen, als wären sie auch da bloß Opfer der Umstände gewesen. Sie haben ja nur misshandelt, weil jemand ihnen das befohlen hat und so weiter. Sie übernehmen schlichtweg keine Verantwortung. Das heißt nicht, dass sie nicht auch Opfer waren, nur haben sie erlebt, dass es sie von Eigenverantwortung freispricht, dass es sie entlastet, in den Mittelpunkt stellt. Ich würde sagen, hier ist das Opfertum wie eine Sucht. Und wie bei Suchtkranken kann man denen erst helfen, wenn sie Einsichtig sind und Hilfe WOLLEN. Und wie bei Suchtkranken muss man vorsichtig im Umgang mit ihnen sein und seine Grenzen ziehen, denn sie ziehen einen rein, machen einen so lange zum Täter, bis man sich wirklich als Täter fühlt, selbst wenn man sie bloß anschaut. (Und eventuell so eine Aggression entwickelt, dass man sich irgendwann wie ein Täter verhält – selsterfüllende Prophezeiung.) Da Suchtkranke erst durch großen Verlust bemerken, was ihre Sucht anrichtet und dann erst einen Heilungswunsch entwicklen, denke ich, wird das bei derartig in ihrer Opferrolle aufblühenden Menschen ebenfalls sein. Erst, wenn sie die Erfahrung machen, dass ihnen die Opferrolle mehr kostet als einbringt, werden sie den Willen entwickeln, da rauszukommen. Oder sich bestätigt fühlen. Aber man kann da nichts tun, als Außenstehender, außer man hat den Nerv, sich zum Teufel zu machen, zum Hassobjekt und dem Opfer in den Arsch zu treten. Aber mitfühlend auf so jemanden eingehen, ist so etwas wie Füttern. Es bestätigt sie in ihrer Rolle. Sie sind da wie ein schwarzes Loch.
Aber bitte, das abgrenzen von Menschen, die akut durch irgendwelche Umstände Opfer sind. Die sich darin nicht wohlfühlen, die leiden und die tatsächlich Zuwendung und Fürsorgen brauchen, um genesen zu können. Und ja, ich denke, es braucht, wenn man Opfer wird, auch eine gewisse Zeit, sich das einzugestehen und diese Rolle oder diesen Zustand "auszuleben", was ich als eine Art Trauer um die Unschuld oder um ein Welt- und Selbstbild beschreiben würde. Aber wie Trauer ist dieser Prozess irgendwann abgeschlossen und man entwickelt einen "nie wieder" und "nicht mit mir" Willen, geht also mitunter stärker und entschlossener daraus hervor. Man lernt, sich abzugrenzen und zu wehren. Und wie der TE schon sagt, sucht nicht dauernd das Täterumfeld auf, um seinen Opferzustand zu zementieren. Wenn, geht er ein Mal hin, um auf den Tisch zu hauen, und dann wars das. Man lässt keinerlei Abhängigkeit mehr zu.
Auch ist diese Komfortzone Opferrolle abzugrenzen von Menschen, die durch ihre Erlebnisse zu kaputt wurden, um je wieder so zu funktionieren wie früher oder wie "gedacht". Aber es ist ein Unterschied zwischen Kaputtsein und sich in der Opferrolle suhlen. Ich kannte mal eine Frau, der sind innerhalb von drei Jahren die schlimmsten Dinge passiert, die einem Menschen passieren können. Vom Tod aller Kinder, einem Mann, der sie mit einem sechsstelligen Schuldenberg zurückließ und die dazu noch Krebs bekam. Sie hatte allen Grund, Opfer zu sein, und sie war es auch – in diesen konkreten ihr zugestoßenen Dingen. Aber in allen anderen Lebensbereichen war sie kein Opfer, und obwohl sie eine Weile suizidal war, hat sie nie zugelassen, als Mensch bemitleidet zu werden. Für diese Dinge schon. Aber nicht generell. Und das ist es, was ich zur "Komfortzone Opferrolle" unterscheiden würde. Die Differenzierung, ob es jemand zum Lebenskonzept und allgemeinen Weltbild macht, oder in der Lage ist, zu wissen, wo war und ist man Opfer, und wo nicht.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein!
Niccolò Tommaseo
Ich bin nicht "man". Für mich trifft es weder zu, dass die "Trauer [...] irgendwann abgeschlossen ist", denn ich werde meinen Lebensmenschen bis an mein Lebensende erinnern und vermissen. Noch trifft für mich zu, dass ich jenen "Willen" entwickle, denn das habe ich in meinem früheren Leben oft getan und es hat nicht das Mindeste am Gang der Dinge geändert. (Und auch 'mächtigere' Menschen konnten nicht verhindern, dass z.B. ihr Lebenswerk vollständig kaputt gemacht wurde - ich rede u.a. von drei Profs.)Kokette Krokette hat geschrieben: Aber wie Trauer ist dieser Prozess irgendwann abgeschlossen und man entwickelt einen "nie wieder" und "nicht mit mir" Willen, geht also mitunter stärker und entschlossener daraus hervor.
Möge doch bitte jeder jeden in seinem Sosein belassen!
Nur weil es 'anstrengend' ist, zuzusehen, dass jemand sein Leben nicht "anpackt" und nicht in der Weise "ändert', in der man selbst es geändert sehen möchte, weil dieser Mensch dann im Kontakt weniger anstrengend wäre, wenn er sich nicht mehr dem ubiquitären Selbstoptimierungswahn versagen würde (denn darum geht es insgeheim immer bei dieser Diskussion!) - nur weil das also mühevoll ist, kann man doch keinem Menschen abverlangen, sein Leben so zu leben, wie man selbst das tut!
Man kann doch schlicht und ergreifend diesen Menschen in Ruhe lassen!!!
Wenn er sein Leben ändern möchte und das nicht alleine schafft, dann gibt es nur eine Berufsgruppe, die er damit beauftragen kann, ihm zu helfen: Therapeuten.
'Selbstberufene', unbeauftragte Veränderungsforderer (aus der Familie oder dem Freundeskreis) finde ich persönlich viel, viel anstrengender als es zu akzeptieren, wenn ein Mensch in seinem Sosein bleibt - und zum Beispiel an nichts Freude findet.
PS: Aber mir ist schon klar: Jemanden in seinem So-Sein auszuhalten, wenn man dieses So-Sein persönlich anstrengend findet, verlangt einem sehr viel an Langmut, Geduld und Offenheit ab - und wohl auch ein gerüttelt Maß an Sich-seiner-selbst-Bewusstsein und Selbstsicherheit.
Da ist Veränderungsfordern viel einfacher ...
Da ist Veränderungsfordern viel einfacher ...
Manchmal tut man alles, und schafft es trotzdem nicht. Dieses Scheitern frustriert und ist schmerzhaft. Die eigene Unfähigkeit wird wiederholt bestätigt, der Kontrollverlust früherer Tage erneut erlebt.Kokette Krokette hat geschrieben: ↑Do., 19.04.2018, 09:11 sondern eben nur Verstehenwollen, warum manche sich darin einrichten und nicht, wie andere, alles tun, um da wieder rauszukommen.
Objektiv hast du sehr recht, nur die Umsetzung ist schwierig. Viele haben Schwierigkeiten zu erkennen wer der ist oder war. Meine eigene Frau hat einen deutlich größeren Hass auf als ich.Kokette Krokette hat geschrieben: ↑Do., 19.04.2018, 09:11 nicht dauernd das Täterumfeld auf, um seinen Opferzustand zu zementieren. Wenn, geht er ein Mal hin, um auf den Tisch zu hauen, und dann wars das. Man lässt keinerlei Abhängigkeit mehr zu.
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