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stern
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 23:44

Scars hat geschrieben: Mo., 12.03.2018, 22:33 z.T. fällt manch propagierte Version von Achtsamkeitspraktik für mich auch eher schon wieder in den Bereich leistungsorientierter Selbstoptimierung, was hier irgendwie einen Widerspruch darstellt.
nun, wenn sich jemand selbst optimieren möchte und best. Praktiken demjenigen dabei helfen, ist das doch super. ;) Sicherlich hat Selbstoptimierung aber auch Grenzen. Und dann ist Reduktion des Pensums evtl. effizienter - sofern jemand Leistungsgedanken verfolgt, was ja grds. nicht mehr oder weniger legitim ist.
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Waldschratin
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Beitrag Di., 13.03.2018, 09:49

baobab hat geschrieben:Deshalb hilft mir Waldschratins (sorry, hatte dich erst mit Waldkatze aus Versehen unachtsam angeredet) Aussage, dass ich in einer achtsamen Haltung, weniger verführbar werde gerade wirklich weiter.
"Waldkatze" wäre auch ein sehr passender Nick für mich. :ja: :->

Freut mich, dass es dir weiterhilft. Ich möchte aber noch dazu anmerken : "Achtsamkeit" wird schnell mal mit "Wachsamkeit" verwechselt. Und so ein bissl hab ich grad den Eindruck, dass du innerlich so nen "Anspruch" hast an dich : Bloß keinem auf den Leim gehen, möglichst "perfekt" sein, es "richtig" machen etc. Kann aber auch einfach grad Meins sein, weil ich das kenne und mich schon ne gute Weile damit rumschlage, mal "lockerer" und "gnädiger" zu werden mit mir selber.

"Selbstoptimierung" finde ich per se auch nicht schlecht, im Gegenteil. Ich bin ja Fan von "Entwicklung, Wachstum, Reife". Nur kommts halt auch da wieder auf die "Dosis", die Intensität an, mit der man sowas betreibt. Ein "Zuviel" ist halt bei allem nicht gut.
Ich denk da grad an den berühmten Spruch : "Eine Pflanze wächst nicht schneller, wenn man an ihr "zieht".

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baobab
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Beitrag Di., 13.03.2018, 10:15

Den Spruch mit dem Gras mag ich auch. Da hangele ich mich oft entlang. Ist mir auch Schutz teils, gegen Dinge, Forderungen, die zu viel sind.

Ja, Perfektionismus, wie Hypervigilanz sind Teil meiner Erkrankung.
Aber ich habe das schon ein gutes Stück losgelassen.
Mache zunehmend die Erfahrung, dass da draußen keine Trauma-Hölle mehr ist, wo Fehler sanktioniert werden aufs Schlimmste und diese hohe Wachsamkeit überlebenswichtig war.

Prinzipiell Wachsamkeit und Achtsamkeit verwechseln, nein das tue ich nicht.

Ich mag schon versuchen, die Dinge so gut wie möglich zu machen, mich zu hinterfragen und alles, so in dem Sinne, wie du es als den positiven Effekt der Selbstoptimierung beschreibst. Ebenso wie "Krummes" auch mal stehen zu lassen. Bin auf dem Weg - auch hier wächst das Gras nicht schneller :->

Es ist meine "Allergie" auf bestimmte Worte. "me-time" auch so ein Wort - da gruselt es mich.
Das habe ich mir erarbeitet. Nicht alles mögen zu müssen.
Es ist okay, andere Leute dürfen diese Vokabeln gut finden und hilfreich - aber ich muss die nicht mögen.
In der Regel sind es dann auch eher die Vokabeln und nicht der Inhalt - wie bei Selbstoptimierung - ich empfinde da für mich nur anderes Vokabular passender - nicht mehr, nicht weniger. Ist einfach meins. Ob Macke, oder was auch immer -

Ja, ich muss mal gucken, ich habe das Gefühl, ich bin hier gestern an einen wichtigen Punkt gelangt.
Hatte gar nicht erwartet, dass für mich was Hilfreiches, hier im Thread rausspringt, ich dachte den Thread schlicht für allgemeine Diskussionen, weil das Thema Achtsamkeit in die Psychotherapie ja schon in höherem Maße einfließt.

Es ist nochmal ein kleiner Schub geschehen in Richtung mehr in die Achtsamkeit gehen. Zu dem, was für mich wesentlich ist auch. Nicht abgelenkt von "Verführungen". Über diesen "Schub" freue ich mich gerade sehr, es fühlt sich sehr warm und weich in mir an.
Habe gestern dann passend auch in einem spirituellen Buch nahtlos an das hier im Forum andocken können. War schön.
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baobab
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Beitrag Di., 13.03.2018, 10:30

noch was -

@Waldschratin -

falls du mich ermuntern wolltest, dass es okay ist auch nicht perfekt zu sein - das wäre eine super Sache für mich.
Bestärkung in die Richtung - hey, du bist gut genug, musst nicht perfekt sein, bist auch mit Macken und Fehlern okay, wird aufgesogen wie ein Schwamm :->
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baobab
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Beitrag Di., 13.03.2018, 10:36

und zum Thema direkt noch:

Annahme, Akzeptanz, Wertfreiheit, das ist alles etwas, was ich als sehr "warm" und lebensstiftend, ermöglichend für mich erlebe.
Menschen, die mir achtsam begegnen - das ist für mich etwas Bedeutsames. Es ist fast wie ein Sog auch in diese Richtung für mich, selbst mehr in diese Gefilde finden, auch mir selbst gegenüber. Anderen Gegenüber so eine Haltung zu üben.

Ich habe ja mal eine Zeitlang meditatives Tanzen gemacht und die Frau, die das begleitet /geleitet hat, war hoch achtsam, hat das lange Jahre schon praktiziert - sie hat mir sehr viel gegeben - und in Gesprächen, ich war ganz direkt bei mir, sobald ich in Kontakt mit ihr kam und Ruhe, Schweigen, war zwischen uns viel, was ich als sehr schön erlebt habe.

Wird mir gerade bewusst.
Zuletzt geändert von baobab am Di., 13.03.2018, 10:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Scars
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Beitrag Di., 13.03.2018, 10:37

stern hat geschrieben: Mo., 12.03.2018, 23:44
Scars hat geschrieben: Mo., 12.03.2018, 22:33 z.T. fällt manch propagierte Version von Achtsamkeitspraktik für mich auch eher schon wieder in den Bereich leistungsorientierter Selbstoptimierung, was hier irgendwie einen Widerspruch darstellt.
nun, wenn sich jemand selbst optimieren möchte und best. Praktiken demjenigen dabei helfen, ist das doch super. ;) Sicherlich hat Selbstoptimierung aber auch Grenzen. Und dann ist Reduktion des Pensums evtl. effizienter - sofern jemand Leistungsgedanken verfolgt, was ja grds. nicht mehr oder weniger legitim ist.
Ich bin quasi die Person, von der du schreibst, also. :-D Nur eben die Grenzen und das Individuelle, das würde ich mir etwas betonter wünschen, oder zumindest etwas "geachteter" und weniger in der idealisierten "höher-schneller-weiter"-Mentalität bis zur Destruktion. Und sehe hier pauschal gesagt, "der Gesellschaft" (ich mag den Ausdruck nicht, weil letztlich jeder die Gesellschaft ist) und damit eben jene "Hypes" in der Verantwortung, nicht nur für sich selbst. LG scars

@baobab: Das klingt sehr schön, ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg, diesen Prozess.
Persönlich ging - und geht - es mir auch ähnlich wie dir, wenn auch in anderer Auslebensform sozusagen (deswegen auch meine Allergie auf Selbstoptimierung ;-)) und habe mich über dein Thema und die Diskussion hier gefreut. Werde auch versuchen das noch mehr zu verinnerlichen.
Remember to leave pawprints on hearts.


Waldschratin
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Beitrag Di., 13.03.2018, 10:45

Baobab hat geschrieben:Es ist okay, andere Leute dürfen diese Vokabeln gut finden und hilfreich - aber ich muss die nicht mögen.
In der Regel sind es dann auch eher die Vokabeln und nicht der Inhalt - wie bei Selbstoptimierung - ich empfinde da für mich nur anderes Vokabular passender - nicht mehr, nicht weniger. Ist einfach meins. Ob Macke, oder was auch immer -
Macken find ich gut! :ja: :->
Nee, im Ernst : Macken machen doch erst so richtig schön individuell, oder?

Ja, auf dem Weg bin ich auch - und ebenso von "perfekt" weit entfernt. Aber das ist auch gar nicht mehr mein Ziel. Ich bin zwar noch nicht dort, wo ich mal hinmöchte, aber auch nicht mehr da, wo ich mal war.
Ziel ist jetzt, möglichst "lebendig" zu sein, ich selber sein zu können, zu "dürfen". Mich das zu trauen, egal, was andere dazu meinen, meinen zu müssen. :->

Ich hab da auch grad, was Achtsamkeit angeht, was im Fokus : Kommt klar mit mir!
Mich "zumuten" etc. Eben, wie du oben schreibst : Es ist ok, mit Macken und Fehlern zu sein -ist eh bei jedem so. :->
Und das "sag" ich innerlich nicht in erster Linie zu "den Anderen", sondern zuerst zu mir selber. Denn, mal real betrachtet, nimmt da außer mir kaum einer Anstoß dran, wie ich bin und ticke. Im Gegenteil : Ich hab nen Haufen Leute, die mich grade deswegen schätzen und mögen.

Und ich wette, das ist bei dir nicht anders. :ja:

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baobab
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Beitrag Di., 13.03.2018, 11:10

Waldschratin hat geschrieben:Und ich wette, das ist bei dir nicht anders. :ja:
Ich glaube, mein Ziel ist Liebe.
______________________________________________

Mir kommt gerade die Idee, dass es auch eine Frage der Perspektive evtl. ist.

Auch dämmert gerade in mir etwas, woher diese Allergie herrühren könnte. Aber das ist noch zu vage und führt mir hier zu weit.
Hat auch verschiedene Komponenten.
Mir wurde schon während dem Studium von jemand gesagt, dass ich keine Mode-Vokabeln aus der Uni-Szene in meiner Sprache habe und das auffällig wäre.

Ich meine Mode-Vokabeln jetzt auch nicht abwertend - aber es gibt ja in Gruppen, zu bestimmten Zeiten, bestimmte Sprache auch. Jugendsprache, in der Trauma-Szene hat sich bestimmtes Vokabular eingebürgert.

Mir wird gerade nochmal klar, dass es aber durchaus für Leute bedeutsam sein kann.

Da ich aus einem Übermaß von ewigem Selbst-Verbessern komme, ist es für mich wichtig, von überzogener Selbst-Optimierung Abstand zu nehmen. Wobei meine Selbst-Optimierung dann genau genommen lauten würde:
höre auf dich ewig verbessern zu wollen. So könnte man es auch sagen.

Tatsächlich, merke ich gerade, für mich geschieht Veränderung am meisten in den Momenten, wo ich etwas in mir annehme.
Gar nicht so in dem: ich will besser werden und mir das und das unbedingt erarbeiten.

In dem Moment, wo ich für mich annehme - okay, da gibt es Reizwörter für mich, bin ich auch schon wieder ein Stück drüber hinaus, offen, da mal hinzuschauen. Weniger verkrampft in Bezug auf diese Wörter.
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Waldschratin
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Beitrag Di., 13.03.2018, 11:51

baobab hat geschrieben:
Waldschratin hat geschrieben:
Und ich wette, das ist bei dir nicht anders. :ja:
Ich glaube, mein Ziel ist Liebe.
Ich meinte das bezogen auf die Haufen Leute, die einen grade wegen persönlicher Macken schätzen und mögen. :)

Das ist ein wunderbares Ziel, Liebe. :ja:
Hat ja auch jede Menge mit "Akzeptanz" zu tun. Ich finde, die schönste Form von "Liebe" ist "teilen, was ist", also was eher nicht so "Aktives" wie "Zuwendung geben". Sondern "gemeinsames Sein", jeder auf seine Art, aber doch nicht "getrennt", sondern in gegenseitiger Akzeptanz und Wertschätzung.
Klingt so "schön", ist aber recht schwierig, tatsächlich so zu leben.
baobab hat geschrieben:Tatsächlich, merke ich gerade, für mich geschieht Veränderung am meisten in den Momenten, wo ich etwas in mir annehme.
Gar nicht so in dem: ich will besser werden und mir das und das unbedingt erarbeiten.
Die Erfahrung hab ich auch. :ja:
Das "Machen" ist bei mir eher ein mich immer wieder drauf besinnen, worum geht es mir eigentlich.
Da auch dranzubleiben, meine - ja : Achtsamkeit :-> drauf zu behalten oder immer wieder dahin "zurückkehren", wie in der Meditation. Da geht's ja auch nicht drum, "um die Burg" sich "leer" zu machen und "nix zu denken", sondern um "im Fluss bleiben", immer wieder "zurückkehren" auf das, was grade wichtig und im Fokus sein soll.

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stern
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Beitrag Di., 13.03.2018, 12:58

Scars hat geschrieben: Di., 13.03.2018, 10:37 Ich bin quasi die Person, von der du schreibst, also. :-D Nur eben die Grenzen und das Individuelle, das würde ich mir etwas betonter wünschen, oder zumindest etwas "geachteter" und weniger in der idealisierten "höher-schneller-weiter"-Mentalität bis zur Destruktion.
Ich bin gerade nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Wer sollte Grenzen und Individualität mehr betonen bzw beachten? Ich denke, letztlich kann man das nur selbst... auf welchem Weg auch immer - wenn man's möchte. Oder "die Gesellschaft"? Oder meinst du Achtsamkeitspraktiken? Nun, ich sehe das tatsächlich als Angebote. Man braucht nicht auf Hilfestellungen zurückzugreifen, sondern könnte auch frei meditieren. Für einen Anfänger ist das jedoch idR ganz ohne Referenz schwer. A la: Ich hab zwar noch nichts davon gehört, aber ich probiere nun mal autogenes Training oder Meditation. Wenn jemandem hingegen höher-schneller-weiter wichtig ist, so ist das dessen Entscheidung bzw. Empfinden, ob ihm Achtsamkeitspraktiken dabei ebenfalls eine Hilfestellung bieten. Ich könnte und wollte jedenfalls nicht beurteilen, was legitimer ist. Wenn man Grenzen überschreitet, merkt man das früher oder später... selbst wenn man nicht achtsam ist. Evtl. besteht dann noch Spielraum, seinen Umgang mit (gleichbleibenden) Belastungen zu optimieren (Selbstoptimierung bzw. Weiterentwicklung) oder man nimmt Tempo heraus (Reduktion von Belastung). Selbstoptimierung halte ich jedenfalls nicht für per se negativ (zB wenn irgendwelche Praktiken und deren Effekte einen Ausgleich bieten), weil es ja den eigenen Handlungspielraum erweitern kann, so dass man damit dann mit den Gegebenheiten gut oder zumindest besser zurechtkommt. Und so gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man sich in dieser Welt zurechtfinden kann.
Zuletzt geändert von stern am Di., 13.03.2018, 13:05, insgesamt 1-mal geändert.
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baobab
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Beitrag Di., 13.03.2018, 13:02

Auf der Ebene, die du meintest, Waldschratin - da wäre es für mich das "Sein" - zu "sein" als Ziel, ja, da sind wir nahe - das Sein wäre für mich dann offen - nicht "ich will so und so sein oder werden", sondern offen.
So, ist glaub grad, meine Haltung.
Aber durchaus auch mit Zweifeln versehen, ob das alles so richtig ist oder ich mich verrenne.
Aber das ist vielleicht auch ganz gesund.
Es zieht mich dorthin, das ich für mich spürbar.
____________________________________________________________________________

Zur Achtsamkeit gehört ja auch in der DBT dieses "nicht werten".
Die Grundidee ist jene der Dialektik: Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern verschiedene Positionen, die in Hinblick auf die Erreichung bestimmter Ziele beleuchtet werden.
Quelle: http://www.achtsamleben.at/anwendung/dbt/

Aber da bin ich auch Meilen von entfernt von.
Wenn ich denke, wo ich überall werte ... da wird mir grad etwas übel. :red: Aber an sich finde ich Annäherung daran gar nicht schlecht. Befreit, finde ich.

Auch ist es nie so strikt - ich bin natürlich auch von der heutigen Sprache geprägt und nutze sie, die eine andere ist als im 18. Jahrhundert und bei mir finden sich auch manche Wörter, die gerade "in" sind.

Oder manche Macken, Schwächen, Fehler von anderen, die sind mir näher, da habe ich Verständnis zu, anderes wehre ich ab.
Oder auch mein Perfektionismus von früher und die Hypervigilanz, die waren ja zum Schutz sinnvoll oder hatten eine Funktion.
Also als "Ding an sich", nicht nur schlecht oder gut.
Auch da - okay, dann bin ich halt perfektionistisch. Ist erst mal so.
Vielleicht wird das auch immer ein Stück bleiben, weil es eine sehr tiefe Prägung bei mir ist.
Dann komme ich glaube ich auch an die Gefühle dahinter, in meinem Weltbild steht da meist eine Not dann dahinter oder eine Angst. Aber kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit, nur meine Idee gerade.
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baobab
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Beitrag Di., 13.03.2018, 13:17

Ich pinne gerade noch was Wichtiges für mich fest -

Nicht bewerten bedeutet nicht, alles gut zu heißen oder keine Konsequenzen zu ziehen.
Quelle: http://www.achtsamleben.at/anwendung/dbt/


Da strauchele ich nämlich immer.
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Beitrag Di., 13.03.2018, 15:49

baobab hat geschrieben:Nicht bewerten bedeutet nicht, alles gut zu heißen oder keine Konsequenzen zu ziehen.
Quelle: http://www.achtsamleben.at/anwendung/dbt/
Find ich nen wichtigen Satz! :ja:

Ich komm grad vom Fitness, da und nur da les ich immer ein bissl, wenn ich aufm Fahrrad hock - ist sonst so langweilig :-> - und hab da grade von Levine ein Buch in der Mache: "Sprache ohne Worte".
Er redet von "Gewahrsein" und "Verkörperung". Mal ein paar andere Ausdrücke als die üblichen. ;-)

"Nicht bewerten" seh ich als dieses "Gewahrsein", also eine Art "Feststellen" der Gegebenheiten an sich.
Zum Beispiel : Da beleidigt mich einer. Das ist erstmal etwas, das kann ich feststellen.

Was dann in meinem Körper abgeht, ist für mich der nächste Schritt. Das sagen schon so Ausdrücke wie "Mir läuft die Galle über" oder "Mir geht was gegen den Strich" etc.
Das Adrenalin schießt hoch, der Körper macht sich bereit, und dadurch entsteht Ärger, Wut etc.

Und erst dann geht man her und entscheidet sich, was man für ne Konsequenz draus zieht und wie man drauf reagiert.
Ob ich meinem Gegenüber postwendend eine knalle oder meine Wut "transformiert" bekomme in was Konstruktives.

Er beschreibt das so : Die Fähigkeit, dass man eine Emotion "halten" kann, ohne postwendend "ausagieren" zu müssen, entscheidet darüber, ob und in wie weit man sie "transformiert" bekommt in was selbst Überlegtes, Durchdachtes und mit ner eigenen Entscheidung dahinter. Der Wille ist also eher was "Sekundäres", der erst zum Zug kommen kann, wenn wir uns unserer Emotionen "gewahr" werden können und sie so lange "gehalten" (also "rein betrachten, ohne zu werten") bekommen, bis unser Großhirn hinterhergekommen ist.

Das Nicht-werten macht uns also fähig, nicht gleich zuschlagen zu "müssen", sondern ne Entscheidung treffen zu können, wie es der gegebenen Situation am ehesten entsprechen würde zu reagieren.

So "unmittelbares Ausagieren" ist ja meist wenig sinnvoll : weglaufen, draufhauen, in Panik gehen etc.
Das "entlastet" zwar für Moment die Gefühle, aber die zugrundeliegenden Emotionen werden da eher "zugeschüttet" als gelebt. Mal abgesehen davon, dass es sozial meist negative Auswirkungen hat. :->

Fand ich ganz interessant grade und hat mir gutgetan, mir das mal wieder vor Augen zu halten.

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stern
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Beitrag Di., 13.03.2018, 16:29

Selbstoptimierung verstehe ich nicht als Überschreiten der eigenen Grenzen (a la immer mehr und besser bis es nicht mehr geht) und auch nicht als wenig produktiven Überaktionismus. Denn das würde ich in beiden Fällen nicht unbedingt als Verbesserung geschweige denn Optimierung sehen. Ich würde eher von Weiterentwicklung sprechen, also Erweiterung von Ressourcen. Für meinen Teil sehe ich es so, dass Annahme und Weiterentwicklung/Veränderung sich nicht ausschließen (sollten), eher im Gegenteil: Ich finde beides wichtig. Mal mehr das eine, mal mehr das andere - je nachdem, worum es geht.

Auch dass etwas ein Hype ist, sagt meiner Meinung nach nichts darüber aus, wie hilfreich etwas ist. Beides ist möglich. Wenn man nur an Ratgeber zur Ernährung denkt, wird man wirklich förmlich erschlagen... und natürlich findet sich darunter auch seltsames. Z.B. Schokodiäten. Das einzige, was man tun kann, ist sorgsam auszuwählen, ob man es ebenfalls versucht. Aber damit ist im Zweifel auch noch nicht gesagt, dass es wirklich passt. Das wird normal sein, dass man das mitunter erst dann merkt, wenn man es probiert hat. Und ebenso normal wird sein, dass sich einiges nicht bewähren wird, man also eine Niete zieht. Was sich bewährt (und das ist individuell) behalte ich eher bei, evt. automatisch. Natürlich versuche ich auch allg. achtsam zu sein, aber ich finde, auch kleine Schritte können hilfreich sein bzw. die eine oder andere Anleitung. Teils ist das auch Übungssache. Es muss nicht gleich meine Lebenshaltung werden (ein hoher Anspruch)... damit würde ich mich im Zweifel überfordern. Und was sich davon bewährt, wird auch in dem Fall bleiben und kann sich nach und nach verfestigen bzw. ausbauen.

Etwas nicht zu bewerten verstehe ich auch als Haltung, die eher feststellt, was im Moment ist... möglichst frei von Wertungen bzw. Interpretationen, etc. Das ist aber so nicht mein Anspruch, sondern natürlich werde ich je nach Situation auch das eine oder andere interpretieren (im Alltäglichen zumindest... Achtsamkeits-Meditationen, etc. verzichten eher darauf, aber selbst da kann es passieren, womit es dann wiederum umzugehen gilt). Hauptsache mir ist bewusst, was das eine und was das andere ist.
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blade
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Beitrag Di., 13.03.2018, 20:01

mit Stützrädern radeln wird bald mal öde.
Achtsamkeit mit den Übungsparametern (Langsamkeit, Leise, Soft, Rosenquarz,...Sphärenklänge...)
zu verwechseln, macht Achtsamkeit öde.

Es geht auch schneller und wilder.

Achtsamkeit bedeutet nur, daß sich das Bewusstsein NICHT ausklinkt.
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