Menschen umarmen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Kaonashi
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Beitrag So., 04.03.2018, 09:14

Maskerade hat geschrieben: Fr., 02.03.2018, 23:03 Ich würde nie einen Menschen umarmen, den ich nicht umarmen mag.
Mich wollen dauernd Leute umarmen, und ich mag es nicht. Ich mache es dann immer mit, um nicht als komisch oder unhöflich zu gelten.
Das Umarmen hat wirklich inflationäre Ausmaße angenommen. Besonders bei Leuten, die ich erst 3x getroffen habe, verstehe ich nicht, wieso man sich da umarmen muss.

Bei Leuten die ich mag und schon lange kenne, ist es eher okay.

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Sintje
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Beitrag So., 04.03.2018, 09:15

Jetzt muss ich auch mal wow sagen zu der Menge an detailierten Antworten, Maskerade. :-o
Aber wie kommt es denn, daß Du gerade bei Menschen unsicher bist, die Dir bekannt ( und vertraut ? ) sind ? Da würde ich eher denken, das Sicherheit gibt.
Vielleicht liegt es daran, dass Ablehnung von liebgewonnenen Menschen mehr wehtun kann. Ich befürchte, je öfter jemand mich sieht, desto mehr Fehler kann er sehen und miterleben. Ein Fehler (also beim ersten Kontakt) wäre vielleicht noch verzeihbar, aber irgendwann ist (in meinem Kopf) so viel passiert, dass ich nichts anderes mehr als Ablehnung erwarte. Hinzu kommt, dass ich innerlich überzeugt bin, nirgends dazugehören zu dürfen. Eine Umarmung, wie Andere sie auch bekommen, ist da nicht erlaubt.
Wie lebst Du ohne, oder mit ganz wenigen derartigen Kontakten ?
Wie du dir wahrscheinlich denken kannst: ziemlich isoliert. Meist bin ich allein und lasse nebenbei Videos laufen, damit ich mir was anderes einbilden kann, oder die Seite eines Chats offen. Für die kindliche Seite in mir sind Kuscheltiere da.


Fighter1993
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Beitrag So., 04.03.2018, 09:31

Sintje hat geschrieben: So., 04.03.2018, 09:15
Vielleicht liegt es daran, dass Ablehnung von liebgewonnenen Menschen mehr wehtun kann. Ich befürchte, je öfter jemand mich sieht, desto mehr Fehler kann er sehen und miterleben. Ein Fehler (also beim ersten Kontakt) wäre vielleicht noch verzeihbar, aber irgendwann ist (in meinem Kopf) so viel passiert, dass ich nichts anderes mehr als Ablehnung erwarte. Hinzu kommt, dass ich innerlich überzeugt bin, nirgends dazugehören zu dürfen. Eine Umarmung, wie Andere sie auch bekommen, ist da nicht erlaubt.
Oh man, das spricht irgendwie aus mir. Wobei, jetzt nicht direkt in Bezug auf Umarmungen, aber generell auf das Thema Ablehnung in Beziehung. Und aus dem Grund, also dass Menschen mehr Fehler von mir erleben, ich nicht dazugehören darf aus meiner eigenen Sicht etc. stoße ich nach einer gewissen Zeit liebgewonnene und vertraute Menschen weg und muss wieder bei null anfangen mit Fremden oder lernen, alleine zu leben.
Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich wirklich neidisch bin, wenn in meiner Gegenwart jmd. umarmt wird - also hauptsächlich, wenn ich die beiden sich umarmenden auch näher kenne (Bspw. Kolleginnen mit Chefin oder Freunde untereinander). Aber die meisten bei mir wissen eben auch, dass ich da sehr kompliziert bin in der Hinsicht.

Ich hatte, ist noch gar nicht lange her, eine Situation, da gab es zwischen mir, einer Kollegin und unserer Chefin ein Konfliktgespräch und am Ende als alles geklärt war, wollte mich die Kollegin in den Arm nehmen. Sie fragte noch ob sie dürfe und ich sagte ganz klar nein, aber sie tat es trotzdem. Seitdem ist die Schlucht zwischen uns größer geworden und ich habe echt eine Abgneigung gegen sie. Hätte sie einfach umarmt, ohne zu fragen, wäre das glaube ich nochmal anders gewesen, aber diese Situation war so arg grenzüberschreitend, dass ich, wenn es eine Freundin gewesen wäre, direkt die Freundschaft über Bord geschmissen hätte.
Kämpferin Glückskind Wunderfinder

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Sintje
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Beitrag So., 04.03.2018, 10:16

[quote=Fighter1993]Und aus dem Grund [...] stoße ich nach einer gewissen Zeit liebgewonnene und vertraute Menschen weg und muss wieder bei null anfangen mit Fremden oder lernen, alleine zu leben.
Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich wirklich neidisch bin, wenn in meiner Gegenwart jmd. umarmt wird[/quote]Das Wegstoßen kenne ich von mir auch bzw. ergreife ich eher die Flucht. Und auch der Neid kommt mir bekannt vor. Wobei ich den so oft gar nicht mehr spüre, sondern eher Aggression als Sekundärgefühl aufkommt.

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Fighter1993 hat geschrieben:Ich hatte, ist noch gar nicht lange her, eine Situation, da gab es zwischen mir, einer Kollegin und unserer Chefin ein Konfliktgespräch und am Ende als alles geklärt war, wollte mich die Kollegin in den Arm nehmen. Sie fragte noch ob sie dürfe und ich sagte ganz klar nein, aber sie tat es trotzdem.
Oha. Das ist ja übel. Mich würde ja stark interessieren, was die Person sich dabei dachte. Was da bei der im Kopf abging. Ich könnte schon wieder auf 'zig Ideen kommen. Mir wird ziemlich komisch bei dem Gefühl, wenn ich daran denke, dass deine Kollegin eigentlich ein ausgeprägtes Gespür für die Grenzen anderer Menschen haben müsste (in dem Beruf). Zeigt aber auch mal wieder, wie "nicht-funktionierend" andere Leute so sind.
Wissen auch deine Kolleg_innen von deinen Besonderheiten, oder nur Freunde? Hattest ja geschrieben, dass "die meisten es wissen".

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Fighter1993
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Beitrag So., 04.03.2018, 12:10

Sintje hat geschrieben: So., 04.03.2018, 10:16 Wissen auch deine Kolleg_innen von deinen Besonderheiten, oder nur Freunde? Hattest ja geschrieben, dass "die meisten es wissen".
Meine Kollegen wissen es eigentlich auch. Also, sie wissen dass ich ein kleines großes Problem mit Vertrauen, Nähe und Emotionen habe. Und sie wissen das ich in Behandlung bin. Meine Chefin und ihre Vorgesetzte, sowie eine weitere Kollegin kennen auch Details meiner Biografie, weil ich es irgendwann nicht mehr "verstecken" konnte. Und naja, meine Chefin hat mich letztes Jahr auch in die Psychiatrie einweisen lassen. Aber das kommt zu weit vom eigentlichen Thema ab.

Dadurch dass ich bei Körperkontakt genauso instabil bin wie bei Emotionen, macht es das für mein Umfeld glaube ich echt schwer damit umzugehen. Und ich kann es ihnen ja nicht mal übel nehmen. Manchmal bin ich davon begeistert, wie sie es mit mir aushalten, weil ich ja absolut unberechenbar sein kann. Ich versuche meist das zu unterdrücken, aber es ist schwer. Und ich merke, dass ich eigentlich liebend gerne Körperkontakt/Umarmungen mit anderen hätte, es aber selbst nicht einfordern oder initieren kann.

Was mir aber auch bis jetzt ein wenig hilft beim Zulassen von Körperkontakt, ist der Sport. Seit ich regelmäßig ins Fitnessstudio gehe und dort auch in Tae Bo und CrossFitness bin, also auch mal richtig massiv an körperliche Grenzen gehe, kann ich alles was meinen Körper betrifft besser zulassen und wahrnehmen. Meine Körperwahrnehmung war/ist teilweise echt miserabel, doch der Sport hilft mir, mich besser anzunehmen und kennenzulernen. Alles Dinge, die andere bereits im Kindesalter erlernt haben, ich hole sie halt jetzt mit fast 25 nach.
Kämpferin Glückskind Wunderfinder

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saffiatou
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Beitrag So., 04.03.2018, 15:07

Hallo Maskerade
Maskerade hat geschrieben: Sa., 03.03.2018, 21:27 wieso würdest Du das in einer Klinik nicht machen ? Ich meine wenn man manche 3 Monate lang kennt und einander durch insensivste


einmal liegt es sicher an meiner Reha-Erfahrung, die einfach ganz schlecht war und es waren da auch nur vier Wochen, aber auch wenn ich drei Monate mit jemandem zusammen in einer Gruppe bin, reicht das bei mir nicht (immer!) aus, um eine Umarmung zuzulassen. Es kommt ganz auf den Menschen an. Es gibt ja so Menschen, die man spontan einfach nur mag und dann würde es gehen und wäre sogar wichtig.
Maskerade hat geschrieben: Sa., 03.03.2018, 21:27 Und bei Pflegkräften und Reinemachefrauen und Therapeuten ist es auch nicht so häufig der Fall.
das finde ich schon komisch, ich käme nie auf den Gedanken, meinen Thera (Klinik) zu umarmen, den ich so kurz kenne, ich glaube, daß ich in drei Monaten einfach noch keine Beziehung aufgebaut habe, es dauert bei mir lange. In der Reha hatte ich überhaupt keine Beziehung zu den Pflegekräften aufgebaut, da habe ich nur einmal mein Aufnahme und bei den wöchentlichem Blutdruckmessen gesehen. Die Reinigungskräfte habe ich nie gesehen.

Ich finde es schon merkwürdig, dass so allgemein Umarmt wird. Eine Umarmung bedeutet für mich sehr viel, das ist nicht nur eine Begrüßungsfloskel.

Maskerade hat geschrieben: Sa., 03.03.2018, 21:27 Und ein wenig ist es wahrscheinlich schon auch Mentalitätssache. Ihr Menschen aus dem Norden seid schon anders, als wir aus dem Süden. Ist je nur eine Feststellung, keine Wertung. ;-)

Ich denke, wenn es 6 Wochen wären, oder so, würde ich es vielleicht ganz anders sehen.
das sehe ich auch so, wobei es nicht nur mit dem Nord-Südgefälle zu tun hat. Ich verstehe Deine Ausführungen auch nicht als Wertung, weil wir zum Glück alle verschieden sind.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Sehr
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Beitrag So., 04.03.2018, 15:19

Mit Umarmungen habe bzw. hatte ich es eigentlich nie so, ich erinnere mich, als ich mal von meiner Schwester umarmt wurde, sonst war das nicht so üblich unter uns (+Bruder). Das war sehr angenehm und flauschig.
Und wenn mich meine Mutter umarmt, könnte ich einnicken weil kuschelig, also diese Wärme, die man spürt. Aber von alleine mache ich das jetzt auch.

Nach der Fahrprüfung hab ich meinen Lehrer umarmt - war aber nicht meine Absicht, also die, die dabei waren haben so 'Ja umarm ihn, bedank dich!' auffordernd geguckt und so hingenickt, lol. Dann tat ich es, war gar nicht schlimm. Diese Umarmung war anders.
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Pianolullaby
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Beitrag So., 04.03.2018, 15:23

Maskerade hat geschrieben: Sa., 03.03.2018, 20:45
Pianolullaby hat geschrieben: Fr., 02.03.2018, 16:34 ich brauche Umarmungen auch, v.a. von meinem Freunden und Familie.
Unter den Patienten war das auch ok. Aber ansonsten eher nicht.
Bei meiner Thera darf ich mir das auch mal wünschen.
Liebe Piano,

mittlerweile glaube ich sogar, daß jeder Mensch zwischenmenschliche Kontakte und auch Körperkontakt, wie Umarmungen, braucht.
Wenn bereits ein Baby das nicht bekommt, kann es daran sterben. Also, wenn es lieblos gefüttert angezogen und schlafen gelegt wird. ... Von und mit wem man das möchte, kann man das ja aussuchen. Interessant finde ich, daß Du es bei Deiner Therapeutin zulassen kannst. Weil ich Dich in diesem Verhältnis eher als distanzierter eingeschätzt habe. Umso schöner, daß es doch geht.

LG Maskerade
Nein bei meiner Therapeutin kann ich das sehr gut, sie ist irgendwie so meine Ersatz Mama, v.a. seit sie auch Mutter ist.
Das gibt es zwar wirklich sehr selten, einfach weil ich kein Mensch bin, welcher sehr gerne umarmt wird. Aber es gibt Situationen in denen ich es brauche und ich sie auch darauf aufmerksam machen kann.

In einer Klinik ist es teils teils. Unter Patienten ja klar, da kann in 3 Monaten schon eine gute Beziehung aufgebaut werden.
und danach allenfalls noch mit Bezugspflege und Therapeut/in, wobei es da drauf ankommt. Ich war ja jetzt 2x schon in Litti, da evt ja, auch in Lthal, aber sonst glaube ich weniger.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum


Joseffus
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag So., 04.03.2018, 17:10

Einen geliebten Menschen zu Umarmen ist für mich kein Problem. Ich kann aber bei fremden oder entfernten Bekannten diese Umarmerei, Bussi Bussi usw. nicht gebrauchen.


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Maskerade
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Beitrag Mo., 05.03.2018, 16:46

Fighter1993 hat geschrieben: Sa., 03.03.2018, 19:40 Hm, Umarmungen bzw. Körperkontakt mit anderen ist bei mir sehr tagesformanhängig. Heute kann es ok sein, wenn mich Freunde umarmen, morgen könnte ich dann schon wieder dabei ausflippen und alles in Frage stellen.

Ist es bei mir auch, selbst bei Freunden, die ich schon länger kenne. Aber es gibt eben auch Menschen, da kann ich das ganz spontan.
Ich "dulde" es je nach Tagesform auch echt nur von Freunden bzw. Menschen, die ich schon lange kenne. Von Männern kann ich das bspw. gar nicht aushalten, egal wie lange ich sie kenne und egal wie meine Tagesform ist. Da ist schon der Handschlag bei meinem Hausarzt hart an der Grenze. Bei Männer, nur wenn ich demjenigen vertrauen kann, sonst geht es nicht also auch nicht spontan.
Meine Therapeutin hat mir mal recht am Anfang (also noch gar nicht soooo lange her, bin erst seit Nov. bei ihr) zum Abschied die Hand auf die Schulte gelegt, ganz kurz nur und es war ok. Also bei mir hat sich da in den Jahren viel verändert. Und ich achte auch viel mehr darauf, was ich möchte und was nicht, was mir gut tut und was nicht Was ich mir bei ihr nicht vorstellen könnte, wäre ein Handschlag zur Begrüßung oder beim Abschied, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass irgendwann mal, wenn noch mehr Zeit und noch mehr Stunden ins Land gegangen sind, da eine Umarmung - kurz - entstehen könnte. Du kannst Dir eine Umarmung besser vorstellen, als einen Handschlag ? Aber das ist doch viel mehr Körperkontakt? Ich frage, weil ich es mir nicht so ririchtig vorstellen kann Wie Ich würde nicht mal sagen, dass ich es mir wünsche, aber es wäre ok wenn es "passiert".
Ansonsten kenne ich Umarmungen nur als lästige Gesten, die es, gerade aus dem Elternhaus, einmal im Jahr zum Geburtstag gab. Also für mich was erzwungenes und mit viel Ekel verbunden.Das hingegen kann ich gut verstehen. Und ich war ehrlichgesagt auch froh, daß es das bei uns nicht gab.

Wohin gegen es für mich ok ist, ist in meinem Beruf. Als Erzieherin bekomm ich durchaus mehrfach am Tag von den Kindern mal ne Umarmung oder nehme sie selbst in dem Arm zum Trösten oder so. Das kann ich gut ertragen und ich glaube, da steckt bei mir aber auch dahinter, dass ich nicht möchte, dass die Kinder zu kurz kommen sozusagen und es als was schlimmes/erzwungenes erleben so wie ich.Das ist, wie ich finde, den Kindern gegenüber eine tolle Einstellung.Ich denke, daß es auch Unterschiede in den Umarmungen und Erwachsenen gibt. Bei Erwachsenen kann es so ein wenig etwas verbindliches, oder bindendes haben ?
Soviel von mir zu Umarmungen. Absolut tagesformabhängig und personenabhängig.dito ;-)
LG Maskerade
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 05.03.2018, 16:52

Kaonashi hat geschrieben: So., 04.03.2018, 09:14
Maskerade hat geschrieben: Fr., 02.03.2018, 23:03 Ich würde nie einen Menschen umarmen, den ich nicht umarmen mag.
Mich wollen dauernd Leute umarmen, und ich mag es nicht. Ich mache es dann immer mit, um nicht als komisch oder unhöflich zu gelten.
Das Umarmen hat wirklich inflationäre Ausmaße angenommen. Besonders bei Leuten, die ich erst 3x getroffen habe, verstehe ich nicht, wieso man sich da umarmen muss.

Bei Leuten die ich mag und schon lange kenne, ist es eher okay.
Hallo Kaonashi,

hey, aber wenn Du es doch nicht magst, dann ist das auch ok, dann darfst Du das Deinem Gegenüber doch sagen! " ... um nicht komisch und unhöflich zu wirken? " Da tut mir ehrlich gesagt in der Seele weh. Denn da gehst Du über Deine eigenen Gefühle hinweg und das halte ich für gar nicht gut.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 05.03.2018, 17:10

Sintje hat geschrieben: So., 04.03.2018, 09:15 Jetzt muss ich auch mal wow sagen zu der Menge an detailierten Antworten, Maskerade. :-o

Vielleicht liegt es daran, dass Ablehnung von liebgewonnenen Menschen mehr wehtun kann. Ich befürchte, je öfter jemand mich sieht, desto mehr Fehler kann er sehen und miterleben. Ein Fehler (also beim ersten Kontakt) wäre vielleicht noch verzeihbar, aber irgendwann ist (in meinem Kopf) so viel passiert, dass ich nichts anderes mehr als Ablehnung erwarte. Hinzu kommt, dass ich innerlich überzeugt bin, nirgends dazugehören zu dürfen. Eine Umarmung, wie Andere sie auch bekommen, ist da nicht erlaubt.
Hallo Sintje,

Demnach hätte eine Umarmung für Dich auch etwas mit vertrauen, bzw. Misstrauen zu tun ?
Und mit einer Angst, gesehen zu werden als die, die man selbst das Gefühl hat zu sein ? Die Eigen und Fremdwahrnehmung geht ja OFT sehr weit auseinander. Das ist, so denke ich, ein ganz zentraler Punkt: Du erwartest Ablehnung, Du denkst, Du darfst nirgends dazugehören, eine Umarmung hast Du nicht verdient, ...
Es ist so traurig, welch ein angeschlagenes Selbstwertgefühl dahinter steckt. Könntest Du Dir vorstellen, daß Du das auch noch anders verstehen und erlernen könntest ? Das ist nämlich möglich ...

Virtuell würde ich Dich gerne drücken, aber nur, wenn Du das auch möchtest, ok ?
Liebe Grüße, Maskerade

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kaja
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Beitrag Mo., 05.03.2018, 17:33

Ich persönlich bin kein großer Fan von Umarmungen. Wenn ich jemanden umarme dann weil ich es ehrlich möchte und ich lasse mich auch durchaus umarmen, obwohl ich es nicht so sehr mag, wenn es jemandem gut tut der mir nahe steht.
Von fremden Menschen angefasst zu werden und dann noch so eng, finde ich eher gruselig.

Mich umarmen Freunde, enge Verwandte und Kollegen. Ich würde aber niemals auf die Idee kommen mich vom Nachfolgeklienten meines Therapeuten o.ä. umarmen zu lassen oder sogar von ihm selbst.

Gerade im Psycho-Bereich hat man so ganz schnell jemanden vom Typ Klammeräffchen am Hals der einen mit seiner Bedürftigkeit und seinen Forderungen nahezu erstickt.

Vor kurzem erst hatte ich eine Auseinandersetzung mit einer Freundin die monatelang in Psycho-Klinik war und die sich da wohl ständig hat umarmen lassen. Wenn es für sie passend ist dann kann ich das so akzeptieren. Was aber gar nicht ging war mir vorwurfsvoll zu sagen das umarmen ja mit mir nicht geht. :kopfschuettel:
After all this time ? Always.

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Sintje
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Beitrag Mo., 05.03.2018, 18:10

Maskerade hat geschrieben:Demnach hätte eine Umarmung für Dich auch etwas mit vertrauen, bzw. Misstrauen zu tun ?
Und mit einer Angst, gesehen zu werden als die, die man selbst das Gefühl hat zu sein ? [...]
Es ist so traurig, welch ein angeschlagenes Selbstwertgefühl dahinter steckt. Könntest Du Dir vorstellen, daß Du das auch noch anders verstehen und erlernen könntest ? Das ist nämlich möglich ...

Virtuell würde ich Dich gerne drücken, aber nur, wenn Du das auch möchtest, ok ?
Ja. Ich denke doch, das trifft es ziemlich gut. Es könnte durchaus Misstrauen sein. Ich habe eben diese Grundüberzeugungen von mir. Und wenn jemand etwas dem gegenüber Widersprüchliches sagt/tut, wie z.B. mir eine Umarmung anbieten, Lob aussprechen, o.ä., dann ordne ich das als Lüge ein. Misstraue also (noch mehr). Oder ich denke, die Person war bisher einfach nur blind für die Fehler. Irgendwann käme es raus und dann hassen mich alle, weil ich alle getäuscht habe.
Irgendwie klingt das gerade nach Paranoia, oder? So verquert komme ich mir gar nicht vor. :-o
Ich versuche, meine innere Wahrheit, meine Überzeugungen zu überdenken. Mir zu sagen, dass das nur ein Teil von mir ist, der so denkt. Dass es alte Gedanken sind. Ich hoffe doch sehr, dass es möglich ist, das noch anders verstehen zu lernen.

Das Angebot, mich zu drücken, nehme ich gern an. Danke :red: . Auch wenn ich hier nicht um Mitgefühl betteln will. Da gehen die Gedanken schon wieder los...


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Beitrag Mo., 05.03.2018, 18:22

Maskerade hat geschrieben: Mo., 05.03.2018, 16:46 Du kannst Dir eine Umarmung besser vorstellen, als einen Handschlag ? Aber das ist doch viel mehr Körperkontakt? Ich frage, weil ich es mir nicht so ririchtig vorstellen kann

LG Maskerade
Hm ja, ich weiß nicht wie ich es erklären soll. Aber es würde sich stimmiger anfühlen kurz in den Arm genommen und gedrückt zu werden, als dieser förmliche Handschlag. Ich bin wirklich heilfroh, dass es den bei uns nicht gibt. Unsre Begrüßung läuft für mich eigentlich so wie sie ist, perfekt. Für Außenstehende könnte es aber durchaus auch seltsam wirken. Oft macht meine Thera einfach nur die Tür auf und verschwindet dann noch kurz in der Küche oder geht schon ins Zimmer, während ich ausm Flur aufstehe und mich ins Zimmer begebe. Da kommt dann ein Hallo und die obligatorische Frage, ob ich was trinken mag. Die ich auch eigentlich immer mit nein beantworte und das weiß sie auch. Einmal wollte sie mir einen Tee anbieten und da hab ich dann nur gemeint "ne, Tee nicht aber heute würde ich ein Wasser nehmen", da war sie aber sehr verwundert(positiv).

Jetzt bin ich aber weg vom Körperkontakt. Also unsre Beziehung (sofern man das nach knapp 3 Monaten schon so sagen kann) ist schon recht professionell, aber voll von Nähe. Sie ist Analytikerin, aber ich würde behaupten vom modernen Schlag (also im Vergleich zu den Analytikern von denen hier oft geschrieben wird). Sie ist locker und professionell kumpelhaft, ach mir fällt das so schwer zu beschreiben. Jedenfalls würde zu ihr eine lockere Umarmung eher passen, als ein förmlicher Handschlag.

Und jetzt ohne Zitat (weil die Zitatfunktion und ich uns noch nicht so gut leiden können :D). Ja ich persönlich empfinde die Umarmungen mit Kindern anders als mit Erwachsenen. Und mir fällt es viel leichter, ein Kind in den Arm zu nehmen,trotzdessen das ich als Kind so nie in den Genuss einer tröstenden, liebevollen Umarmung kam. Oder vielleicht auch gerade deswegen. Ich weiß es nicht. Vielleicht kann ich dem Kind das geben, was ich selbst gerne erlebt hätte. Aber ich bin im Umgang mit Kindern eh ganz anders als mit Erwachsenen, ich glaube, da spielt mein inneres Kind zu dem ich allerdings (noch) keinen Zugang habe eine Rolle bei.
Umarmungen mit Erwachsenen kann ich meist auch gar nicht richtig genießen. Es sind oft eher die kurzen Drücker zur Begrüßung oder zum Abschied. Und oftmals, schalte ich in den Momenten auch meine Gefühlswelt ab und lasse es zu, eben um auch nicht komisch oder so zu wirken. Ich versuche halt nach außen hin immer so normal und mitläufermäßig zu sein wie es nur geht, um bloß nicht den Anschein zu erwecken, dass bei mir einiges im Argen liegt.


und an Sintje: je mehr ich von dir lese, umso "näher" kommst du mir. Also das was du schreibst, kenne ich alles zu gut und es geht mir oft ähnlich. Und dann haben wir beide auch noch den selben Beruf und das selbe Alter..... fast schon gruselig :D
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