Haithabu hat geschrieben: ↑Do., 01.02.2018, 10:24
Ich kann deine Ambivalenz auch nachvollziehen, für mich war aber letztlich ausschlaggebend, dass meine Mutter niemals meinen (unausgesprochenen) Erwartungen gerecht werden kann. Unsere Beziehung ist aufgrund vergangener Geschehnisse so nachhaltig gestört, dass ich etwas wirklich Gutes von ihr gar nicht annehmen könnte. Aber ein Teil von mir hat sich natürlich trotzdem nach einer "richtigen" Mutter gesehnt, so dass jedes Zusammentreffen hinterher für ein emotionales Durcheinander sorgte.
Seit dem Kontaktabbruch geht es mir damit deutlich besser. Wer nicht da ist, kann auch keine Hoffnung säen und enttäuschen auf so vielfältige Weise.
Das freut mich für dich, dass du den großen Sprung des Kontaktabburchs gewagt hast und es dir nun dadurch besser geht! Mir geht es wirklich auch genauso. Jedes Treffen ist so emotional aufwühlend, vor Allem weil es ihr in letzter Zeit so schlecht geht. Sie hat sich wirklich so vieles im Leben verbaut und hat nichts und niemanden mehr, weshalb das schlechte Gewissen sie allein zu lassen mich hauptsächlich an meiner Mutter bindet.
Haithabu hat geschrieben: ↑Do., 01.02.2018, 10:24
Ihre eigene Geschichte zu berücksichtigen habe ich versucht, aber dennoch fehlte mir in all der Auseinandersetzung damit auch die nötige Selbstreflexion ihrerseits.
Und später - als ich selbst Mutter wurde - war auch deutlich, dass es immer Wege gibt, anders zu agieren.
Dem kann ich auch nur zustimmen. Sie hat auch sehr schlimme Erfahrungen machen müssen und hat diese an mir wiederholt. Aber ich muss mir glaube ich auch selber sagen, dass das eigentlich kein Grund ist so zu handeln. Sie sagt rückwirkend immer, dass alle ihre Entscheidungen, wie die 15 Umzüge etc., nur wegen mir waren. Aber in Wahrheit hat sie glaube ich nur sich selbst im Kopf gehabt. Sonst hätte sie ihre Tochter nicht 2 Monate den ganzen Tag allein in nem Wohnwagen ohne alles gelassen zum Beispiel... Und das sind auch so Geschichten, wo ich denke, ich würde das meinem Kind niemals antun. Und man realisiert das dann noch mehr, wenn man wirklich selber Mutter ist und sieht, dass man selber ganz anders handelt.
Philosophia hat geschrieben: ↑Do., 01.02.2018, 10:28
Klingt im Übrigen alles sehr nach meiner Mutter...die würde mich immer noch vor lauter Liebe *hüstel* zerdrücken, wenn ich sie ließe... meine bildet sich im übrigen auch ein, mich über alles zu lieben... ich fühle nichts, ich fühle nur ihr Begehren... Liebe ist etwas völlig anderes in meinen Augen. Das hab ich schon immer gefühlt, und seit ich echte Liebe fühlen dürfte, weiß ich, dass extreme Fürsorglichkeit, Anklammern und dergleichen nix mit Liebe zu tun hat.
Ja, da hast du eigentlich recht. Diese extreme Fürsorglichkeit ist vielleicht gar kein Zeichen von Liebe in dem Sinne, sondern vielmehr vielleicht ein Zeichen von Verlassensängsten, o. Ä.
Ich fühle auch nichts, zumindestens nichts Positives, und habe deshalb immer ein schlechtes Gewissen gehabt. So nach dem Motto:
Wie kann man seine eigene Mutter nicht lieben, noch dazu wo sie dir doch so offen zeigt, dass sie dich liebt? Aber vielleicht ist das so eine Art von emotionaler Abkoppelung aus Selbstschutz und Enttäuschung, weil man schon so oft von der Person, die einen eigentlich schützen sollte, verletzt wurde und nicht will, dass das diese Person das nochmal macht. Trotzdem wenn wir uns streiten, weil ich die Vergangenheit schon oft mit ihr besprechen wollte, trifft sie mich immer wieder. Ich bin danach immer so fertig und aufgewühlt.
Der Knackpunkt ist glaube ich wirklich, dass ich nur will, dass sie versteht, was sie mir angetan hat. Dass sie einsieht, dass ihr Handeln in vielerlei Hinsicht falsch war, nüchtern wie auch betrunken. Und dass sie deshalb auch versteht, warum ich genervt bin, wenn sie wieder eine auf überfürsorglich und klammernd machen muss.
Und das werde ich glaube ich niemals von ihr kriegen, weshalb ich da selber schauen muss, dass ich dieses Thema abschließe. Und ich befürchte, dass das nur mittels einer Therapie, also erst in 2 Jahren, möglich ist. :/
Und so hart es auch klingt, aber sie hat meine Jugend verbaut und sich dadurch unsere Zukunft verbaut, so wie es gerade ist. Ich glaube wirklich, dass in dieser Zeit ein Kontaktabbruch das Gescheiteste wäre, da alles Andere mich emotional immer wieder aufs Neue zu sehr belastet. Und ich möchte mein Leben genießen und mich nicht immer wieder aufregen müssen, ohne dass sich irgendwas ändert.