Nee, ich hab mich immer als Herr im eigenen Haus gefühlt, dachte einfach nur, ich werde verfolgt. Von wem hat sich von Tag zu Tag geändert; ich hab eben überall Anhaltspunkte gefunden, die ich nachdem ich die Nacht überlebt habe, verwerfen musste und so war jeden Tag jemand anders verdächtig. Für mich war die Stromrechnung zum Beispiel mit meinem Todesdatum versehen- eigentlich sollte ich einfach bis dahin bezahlen... Naja, bezahlen kann man halt auch interpretieren. Und ich hab mir die gesamte Zeit darüber Gedanken gemacht, ob ich mir Hilfe holen darf bei meinen Freunden- und fand, ich bringe sie so in Gefahr. Daraus resultierte eine lange innerliche Reflexion über Menschen brauchen und missbrauchen. In jedem Fall fühlte ich mich einerseits wie ein Kind, dass im Dunkeln den Lichtschalter sucht und andererseits total verantwortlich dafür, dass niemandem was passiert, ich niemanden in Gefahr bringe und dachte, ich hab mir das selber eingebrockt und muss es auch alleine ausbaden. Das ist so ungefähr meine Psychose gewesen. Dabei hab ich sehr eklektisch Signale aus der Umwelt wahrgenommen; wenn mir jemand sympathisch war, saß er auch wie ich in der Sch.eiße und alle anderen steckten in der großen Verschwörung gegen uns und ich hörte denen sehr genau zu. Ziemlich blöd, weil ich mich in der Psychiatrie tatsächlich mit Männern (mein Thema halt) unterhalten habe, die ich widerlich fand, um zu erfahren, wie die Spielregeln sind und ich mein Überleben sichere.Hast du denn auch so, dass du das Gefühl hast, dir werden Gedanken eingegeben oder du wirst von jemand anderem im Denken gesteuert? Oder deine Gedanken werden geklaut?
Oder, dass die eben im Radio oder Fernsehen alle von dir sprechen?
Das sind so ganz typische Symptome bei Schizophrenie, die die meisten haben. Kann sich nur halt schon verschieden äußern.
Du scheinst da sehr philosophische Themen zu haben. So hab ich das gar nicht erlebt. Eben nur Grundfragen dazu, wie man mit Menschen umgeht.Ich finde halt, dass Depression mit psychotischem Denken was ganz anderes ist wie ne Schizophrenie. Ich wurde auch schon durch schwere Depressionen psychotisch und das war ganz anders. Da dachte ich sowas wie, dass ich nicht existiere und so Zeug.
Ja, ich werde den Psychologen wohl weiter traktieren. Ich denke auch, ich brauch eine Diagnose.Ich würde schon auf eine Diagnose drängen. Ich mein, es scheint ja irgendwas Psychotisches zu sein. Da ist sowieso die erste Therapie immer Neuroleptika (naja, fast immer. Auf Soteria Stationen nicht). Aber ne Schizophrenie ist ja was anderes, wie ne Depression mit psychotischem Denken, allein schon vom Verlauf her.
Puh, schwer zu sagen. Ich bekomme vor lauter Nachdenken gerade zum Beispiel nicht sehr viel auf die Reihe. Aber ich bin dabei nicht wirklich depressiv. Ich weiß nicht recht, ob das ein Negativsymptom sein könnte. Ich hab das Gefühl, ich muss einfach echt mal einiges sortieren. Also nicht nur die Frage nach der Diagnose, sondern auch Vergangenes. Ich würde das jetzt aber nicht im eigentlichen Sinne für ne Erkrankung halten, sondern eher für einen Teil meiner Persönlichkeit- eben wirklich mal verstehen wollen und dabei den Rest schleifen lassen. Aber ich kenn mich letztlich damit nicht gut genug aus, um sagen zu können, dass das keine Negativsymptomatik darstellen könnte...Hattest du schon mal Negativsymptome nach der Psychose? Das ist auch sehr typisch für Schizophrenie. Tritt aber glaube ich auch nicht immer auf?! Ich weiß es nicht sicher.