Wörterbuch zur Wortbildung psychiatrischer Fachtermini

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isabe
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Beitrag So., 22.10.2017, 08:27

Hallo, Jenny,
die von dir genannten Beispiele entstammen der Medizin und nicht der Psychologie; deshalb denke ich, dass der TE besser mit einem WB der medizinischen Nomenklatur bedient ist und dass es das, was er sucht, vermutlich (?) gar nicht gibt.

Es gibt schon auch Begriffe lateinischen oder griechischen Ursprungs, die eher nicht aus der Medizin kommen ("Introversion"; "Sublimierung" usw.), aber die Psychotherapie ist sicher nicht übersät von griech. oder latein. Begriffen; wenn es um die reine Horizonterweiterung in Bezug auf die Konzepte der Psychotherapie geht, würde ich eher dazu raten, sich mit griechischer Mythologie bzw. Literatur zu befassen; das dürfte ergiebiger sein. Oder das Graecum oder Latinum machen (ernst gemeint).

Allgemein empfehlenswert ist dieses Buch: Laplanche, Pontalis, Das Vokabular der Psychoanalyse. Dort finden sich neben Erklärungen und theoretischen Ursprüngen auch Übersetzungen der Termini ins Englische, Französische, Italienische, Portugiesische und Spanische. Es ist allerdings kein etymologisches Wörterbuch, aber die einzelnen altphilologischen Begriffe könnte man ja dann direkt nachschlagen; es sind eher Ausnahmen.

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Jenny Doe
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Beitrag So., 22.10.2017, 08:49

Hallo isabe

Der Wunsch des TE klingt nicht danach, dass er ein Wörterbuch der Psychoanalyse sucht. Er möchte das wissen:
Informationen zerstückeln, einzelne Bausteine lernen, diese Baustein in anderen Wörtern direkt verstehen.
Einfacherer Zugang bei der Erschließung unbekannter Bereiche, da man die Begrifflichkeiten bereits an sich versteht und man sich durch die Konstellation der Bausteine intuitiv eine treffende Vorstellung bilden kann.
Das ist eine Frage, die sich auf Präfix - Wortstamm – Suffix bezieht. Kennt man diese, dann versteht man Fachbegriffe anhand ihrer Bausteine.

Zwischen medizinischen Begriffen und Begriffen, die in der Psychologie verwendet werden, gibt es logischerweise Überschneidungen. Beide beschäftigen sich mit Erkrankungen.
Ein Psychotherapeut hat genauso mit fibra (lat.) = Faser; mys (gr.) = Muskel; álgos (gr.) = Schmerz (= Fibromyalgie) zu tun wie ein Mediziner. Beide behandeln diese Erkrankung, jeder auf seine Art. Diagnose-Kriterien sowie Leitlinien zur Behandlung dieser Erkrankung findest Du sowohl in der Psychotherapie als auch in der Medizin.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am So., 22.10.2017, 09:06, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


isabe
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:03

"Überschneidungen" ist aber nicht dasselbe wie ein Wörterbuch, das sich explizit mit den Termini der Psychiatrie und Psychologie befasst. Du hast ein medizinisches WB genannt (derer gibt es viele); auf die Frage, ob es eines gibt, das sich ausschließlich mit Psychiatrie und Psychologie befasst, bist du nicht eingegangen.

Ich bin nicht sicher, ob dem TE bewusst ist, wie die Zusammenhänge zwischen Psychologie, Psychiatrie und Medizin sind: Psychiatrie ist ein Teilgebiet der Medizin. Psychologie ist zunächst mal etwas anderes, und in diesem Bereich wird es - wenn ich nicht irre - kein WB geben, das sich ausschließlich oder primär mit griechischen oder lateinischen Begriffen befasst (mir ist die Nomenklatur vertraut; ich brauche keine solchen Beispiele).

Ein Psychotherapeut hat nicht unbedingt mehr Ahnung von Medizin als sein Patient, es sei denn, er hat Medizin studiert. Es könnte wichtig sein, sich dies zu verdeutlichen.

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MarcZapper
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:24

Danke für deine Entschuldigung Maskerade. Für dein Interesse braucht es das das nächste mal nicht ;)
@Widow Entschuldigung, dass ich fehlerbehaftet bin :red: Ich übernehme die volle Verantwortung!

Um wieder zum Thema dieses Forum-Eintrages zurückzukommen:
Genau wie Jenny schreibt. Ein Buch, dass sich ausschließlich mit den in den Gebieten beschriebenen Begriffen beschäftigt, wäre z.B. für mich als immer noch Lernenden sehr hilfreich. So such ich mir die Ursprünge oft leicht zeitaufwendig selbst raus. Ein Nachschlagewerk, indem alles auf den Punkt gebracht ist und sich auf betreffende Gebiete beschränkt, bzw. eines, das man schon im Vorhinein lernt, wäre klasse
Also alles Wichtige aus einem richtig dicken Latein-Wörterbuch plus einem richtig dicken Griechisch-Wörterbuch extrahiert für den Psychologen, den Psychotherapeuten, den Psychiater, den Psychosomatiker, den Deutschlehrer oder was auch immer.

Könnte das für irgendjemanden hier sonst noch von irgendeinem Nutzen sein???
Freue mich über eure konstruktiven Beiträge.

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isabe
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:31

O.K., ich versuche es noch einmal; dann gebe ich auf: Dein Anliegen ist in etwa so, als würde jemand, der sich für Sport und Drama interessiert, danach fragen, ob es ein Buch gibt, das beide Fachgebiete abdeckt: Ja, Sport und Drama haben etwas gemein, nämlich (in der Regel) die Bewegung. Aber beide haben unterschiedliche Hintergründe. Es wird also vermutlich (?) kein Buch geben, in dem beides vereint ist - aber du könntest dir überlegen, was genau dich an der Thematik interessiert, und so gezielter recherchieren.

Anders gesagt: Gäbe es das, was du suchst, hättest du es dank der Suchmaschine deines Vertrauens sicher gefunden. Wenn ich du wäre, würde ich mich also fragen, worin genau mein Interesse besteht. Aber ich bin nicht du, und daher belasse ich es dabei.


Jenny Doe
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:32

Hallo Isabe,
Du hast ein medizinisches WB genannt (derer gibt es viele); auf die Frage, ob es eines gibt, das sich ausschließlich mit Psychiatrie und Psychologie befasst, bist du nicht eingegangen.
Nein, darauf bin ich nicht eingegangen.
Eine Depression lat. depressio; onis = das Niederdrücken hat in der Psychologie dieselbe Bedeutung wie in der Medizin. Wenn man weiß was die Präfixe - Wortstamme – Suffixe bedeuten, dann versteht man die Bedeutung des Begriffes, egal ob nun medizinische Begriffe oder Begriffe, die in der Psychotherapie/Psychologie und Psychiatrie Verwendung finden oder in beiden Fachbereichen.

Das von mir empfohlene Buch ist kein Wörterbuch! In diesem wird die Zusammensetzung der Wörter erklärt. Ich habe das Buch genannt, anhand dem ich im Studium die Fachsprache lernen musste. Ich fand es sehr gut und einfach erklärt.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:38

Hallo MarcZapper,
Genau wie Jenny schreibt. Ein Buch, dass sich ausschließlich mit den in den Gebieten beschriebenen Begriffen beschäftigt, wäre z.B. für mich als immer noch Lernenden sehr hilfreich. So such ich mir die Ursprünge oft leicht zeitaufwendig selbst raus.
Ich kann dir da wirklich das von mir oben genannte Buch empfehlen. Mit diesem lässt sich leicht und gut und schnell lernen.
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MarcZapper
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:39

@isabe Genau wie es Jenny verstanden und für nochmals mit Beispiel erläutert hat. Exakt das.

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MarcZapper
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:45

Danke nochmal für deinen Buch-Tipp Jenny :)


Jenny Doe
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:49

Hallo MarcZapper

es geht auch schneller :-> Im Internet gibt es zahlreiche Seiten, die einen kleinen Einstieg ermöglichen. Ich finde leider nicht mehr die Seiten, mit denen ich gelernt habe. Aber diese sehen auf den ersten Blick nicht übel aus:

http://www.pharmakologie.uni-erlangen.d ... ersion.pdf

http://www.pharmakologie.uni-erlangen.d ... 7_2008.pdf

Es gibt noch mehr Seiten. Gib bei Google präfix suffix Medizin ein und schon sprudeln die Seiten. Viel Spaß beim Lernen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


kaja
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Beitrag So., 22.10.2017, 10:26

Ich finde das "Wörterbuch Psychologie" von Werner D. Fröhlich ganz gut. Sicher gibt es da komplexere (und deutlich teurere) Werke, aber für einen Einstieg und ersten Überblick ist es vollkommen ausreichend. Praktisch ist das es auch gleich ein Deutsch-Englisch-Verzeichnis enthält.

Wenn es hauptsächlich um die Grammatik geht, kann es Sinn machen Terminologie Vorlesungen an der Uni zu besuchen, denn das geht ja auch als Gasthörer. Mein Terminologiekurs an der Uni war sehr gut aufgebaut, auch wenn der Schwerpunkt natürlich auf medizinischen Begriffen liegt, lässt sich daraus leicht ableiten was u.a. in der Psychologie benötigt wird. Hat man es einmal raus ist es nur noch simple Anwendung.
After all this time ? Always.

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alatan
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Beitrag So., 22.10.2017, 18:02

MarcZapper hat geschrieben: Sa., 21.10.2017, 23:24 denn ich hatte mich damals tatsächlich, wenn auch sehr belustigt, darüber geärgert Französisch und nicht Latein gelernt zu haben ;-)
Für diese Zwecke brauchst du diese Sprachen nicht gelernt zu haben. Viele Medizinstudenten lernen nach diesem Buch: W. Caspar: Medizinische Terminologie, sehr nachvollziehbar erklärt für Nichtlateiner. Selbstverständlich ist da auch die Psychiatrie/Psychosomatik abgedeckt.


ballpoint
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Beitrag Mo., 23.10.2017, 09:24

Wenn du und ich unsere Briefmarkensammlungen auf Sanskrit besprechen, werden unsere Konzepte bald aufeinander stoßen und Verwirrung stiften, da wir keine native speaker des Sanskrit sind und wir uns die Bedeutungsfelder der Begriffe großteils selbst zusammengebastelt haben. So ergeht es Wissenschaftlern eigentlich per definitionem wenn sie Konkretes abstrahieren wollen und von Aufklebern in einer toten Sprache versehen die sie sowieso nicht wirklich beherrschen können:

So schon der Begriff Trauma, in der Chirurgie ein Bruch in Haut, Knochen usw, der in der Psychiatrie tagtäglich gebraucht wird. Er suggeriert somit dass in der Psyche tatsächlich was gebrochen ist. Und ergo wohl geflickt, zusammengenäht werden muss. Aber was soll da bitteschön gebrochen sein ?

Grund genug um diese Termini zur Kenntnis zu nehmen und sinngemäß cum grano salis zu genießen.
caute


Eremit
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Beitrag Mo., 23.10.2017, 16:17

ballpoint hat geschrieben:So schon der Begriff Trauma, in der Chirurgie ein Bruch in Haut, Knochen usw, der in der Psychiatrie tagtäglich gebraucht wird. Er suggeriert somit dass in der Psyche tatsächlich was gebrochen ist.
"Trauma" heißt Wunde, nicht Bruch …

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Elfchen
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Beitrag Mo., 23.10.2017, 17:56

Stimmt auch nicht ganz, lieber Eremit. Ein Trauma ist eine Schädigung, Verletzung oder Verwundung lebenden Gewebes, die durch Gewalt­einwirkung von außen entsteht.
Von daher kann ein Bruch durch ein Trauma (zumeist) oder durch Ermüdung (des Knochens)(Krankheit) entstehen, ebenso wie eine Wunde traumatisch (von aussen zugefügt) oder durch Krankheit entstehen kann. Beides sind jedoch die Folgen eines Traumas, wenn nicht krankheitsbedingt.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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