Wirken Antidepressiva anders, wenn an sich gegen die Wirkung wehrt?

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candle.
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Beitrag So., 06.08.2017, 22:46

Hallo Kimba&Blacky!

Ich wollte mich kurz fassen, aber das wird wohl nichts. Insbesondere habe ich den Eindruck, dass das alles ja keine aktuellen Tagesgeschehen sind mit dem "behinderten" Mädchen, sondern aus deiner frühen Jugend stammt. Ich weiß nur nicht wie du den Bogen dazu spannst zu deinen heutigen Problemen und vor allem wer überhaupt was gesagt hat, denn das scheint mir ja teilweise nicht von versierten Medizinern zu stammen.
Kimba&Blacky hat geschrieben: So., 06.08.2017, 20:31 Ich war es nicht in allen Bereichen, in manchen war ich auch weiter als Gleichaltrige.
Eben, vielleicht bist du einfach ganz normal?!
Ich habe autistische Züge und eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung. Das hat mit Sicherheit​ meine Entwicklung beeinflusst.
Da ich auch solche Geschichte mit der Schilddrüse habe oder hatte, kann ich dir sagen, dass das durchaus Depressionen machen kann, wenn das nicht gut medikamentös eingestellt ist. Aber dass das direkt eine Entwicklung beeinträchtigt, was immer du damit meinst, kann ich so nicht bestätigen, also nicht mental, aber körperlich, woraus sich dann natürlich wieder psychische Probleme machen können. Ist das verständlich?
Und was sind das für autistische Züge? Ist das so von einem Facharzt diagnostiziert worden?
Ich habe dann unsere ehemaligen gemeinsamen Hobbys aus der Kinderzeit alleine weiter ausgeführt.
Was war das, wenn ich mal so fragen darf?
Was meinst du genau mit "Ausnutzen"?
Das hattest du so geschrieben, ich habe das nur so aufgenommen.

Aber alles in allem machst du dir um diese Zeit sehr viele Gedanken, fast scheint mir das eine Grübelschleife zu sein, was typisch bei Depressionen ist. Und wie gesagt, ich glaube deshalb auch nicht an diesen Autismus.
Das hat​ mit meinem Gehirn zu tun, ich habe seit dem Kleinkindalter kognitive Probleme (geringer Arbeitsspeicher, ähnlich wie bei ADS. Ich vergesse vieles nach kurzer Zeit wieder).
Ja, ging mir ganz heftig so vor einigen Jahren, so gesehen auch als Kind schon ab und an mal, aber das hatte sich wohl immer gut regeneriert. Wie hieß denn die Diagnose zu deinem Problem?
Ich habe mir versucht das ganze schönzureden, indem ich mir für mich eingeredet habe "Ich bin ein guter Mensch, ich kümmere mich sozusagen ehrenamtlich um einen geistig behinderten Menschen, das macht bestimmt nicht jeder in meinem Alter." Das habe ich aber bei der Psychiaterin damals nicht erwähnt, der Selbstbetrug wäre mir dann doch zu peinlich gewesen.
Das soll jetzt aber nicht falsch rüberkommen, ich mochte sie wirklich, aber ich kann nicht genau sagen, wie ich mich verhalten hätte, wenn meine anderen Freundinnen weiterhin mit mir befreundet geblieben wären.
Ich verstehe das schon. Und finde es wieder recht klug wie du das reflektierst, aber ich denke, dass du das gar nicht mußt. Aber ich bin da leider auch so drauf, fühle mich da viel schuldig für mein Verhalten im Kind- und Jugendalter. Es ist verrückt!
Aber mir ist es nach wie vor ein Rätsel, wie mir Antidepressiva aus dieser Lage raushelfen sollten.
Die kognitiven Probleme wurden damals mit der Depression begründet, die sind unter den Tabletten aber nicht weggegangen, obwohl mir das prophezeit wurde. Ich hatte gehofft, dadurch endlich ein "richtiger erwachsener Mensch" zu werden.
Naja, da mußt du dich wohl nochmal mit deinem Psychiater zusammensetzen. Ich schrieb ja auch, dass ich so eine Medikamenten Odyssee erlebt habe und nichts gewirkt hat. Es gibt leider bei Depressionen keine Wunderheilung- leider!
Aber nach dem, was ich bisher über Kognitive Probleme bei Depressionen gelesen habe, muss es sich bei mir um etwas anderes handeln.
Das denke ich nicht. Ich habe damals auch mal so einen Thread gehabt wo ich sehr unter Amnesien gelitten habe. Kognitiv habe ich mich damals so bei 20% gefühlt, das war wirklich eine schlimme Zeit.

LG candle
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Kaonashi
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 10:29

Du schreibst, du hast autistische Züge, könnte es nicht sein, dass du einen vollwertigen Autismus hast? Für Asperger-Syndrom oder auch für den hochfunktionalen frühkindlichen Autismus wäre es ziemlich normal, keine alterstypischen Interessen zu entwickeln und kein Interesse an Partys zu haben. Viele wirken auch deutlich jünger als sie sind.

Ich selbst war in der frühen Kindheit auch mit einem lernbehinderten Jungen befreundet, weil er in der Nachbarschaft wohnte und sich das halt so ergeben hat. Wir kamen sehr gut miteinander aus.

Später hatte ich auch andere Freunde, aber das waren immer Zweckgemeinschaften und hielten nur so lange, wie man sich regelmäßig sah (in der Schule). Jedes Mal wenn ich oder die Freundin die Schule wechselten, endete auch die Freundschaft.

Mit 18 sah ich aus wie 14, und mit 23 sah ich noch aus als sei ich 16 oder 17. An Beziehungen und Sex mit Männern hatte ich bis 28 nie ernsthaft Interesse, und selbst mit 28 blieb es rein theoretisch, da ich keinen Plan hatte, wie man so etwas praktisch umsetzt. Vielleicht war es sogar so, dass ich nur dachte, ich bräuchte einen Partner, weil es mit 28 langsam seltsam ist, keinen zu haben.

Beruflich allerdings funktionierte ich relativ normal, und die von dir beschriebene starke Erschöpfung habe ich nicht in dem Umfang. Ich merkte nur, dass Vollzeit bei mir nicht klappt, Teilzeit auf dem allg. Arbeitsmarkt hat bisher geklappt.

Hast du noch andere Symptome außer Erschöpfung? Manchmal kommt das einfach von chronischer Überforderung, wenn ständig jemand etwas erwartet, und wenn man nicht man selber sein darf.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 14:17

Hallo candle und Kaonashi!
candle. hat geschrieben: So., 06.08.2017, 22:46Ich weiß nur nicht wie du den Bogen dazu spannst zu deinen heutigen Problemen und vor allem wer überhaupt was gesagt hat, denn das scheint mir ja teilweise nicht von versierten Medizinern zu stammen.
Diese Äußerungen stammten hauptsächlich vom Pflegepersonal der damaligen psychiatrischen Klinik.
Kaonashi hat geschrieben: Mo., 07.08.2017, 10:29 Du schreibst, du hast autistische Züge, könnte es nicht sein, dass du einen vollwertigen Autismus hast? Für Asperger-Syndrom oder auch für den hochfunktionalen frühkindlichen Autismus wäre es ziemlich normal, keine alterstypischen Interessen zu entwickeln und kein Interesse an Partys zu haben.
Ich weiß es bis heute nicht!
Alle Autisten, die ich kenne, meinen, ich wäre einer. :lol:
Auf jeden Fall ist mein Charakter ähnlich wie der von durchschnittlichen Autisten.
Kaonashi hat geschrieben: Mo., 07.08.2017, 10:29 Ich selbst war in der frühen Kindheit auch mit einem lernbehinderten Jungen befreundet, weil er in der Nachbarschaft wohnte und sich das halt so ergeben hat.
Das kann ich gut verstehen. Dennoch hätten sich andere Jugendliche lieber andere Freunde gesucht, auch wenn sie zu denen einen längeren Fahrweg gehabt hätten.
Kaonashi hat geschrieben: Mo., 07.08.2017, 10:29Hast du noch andere Symptome außer Erschöpfung? Manchmal kommt das einfach von chronischer Überforderung, wenn ständig jemand etwas erwartet, und wenn man nicht man selber sein darf.
Ja, ich habe noch ganz viele andere Symptome, die alle als somatoforme Störung eingestuft werden. Das mit dem ich-selber-sein-dürfen ist sehr schwierig, da ich auch noch im falschen Körper (Geschlecht) lebe.
Aber ich traue mir eine Änderung nicht zu, weil ich weiß, dass das meinen Körper überfordern würde.
Natürlich kommt ein Teil meiner sozialen Probleme auch davon.

Gruß
Kimba&Blacky

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candle.
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 14:30

Kaonashi hat geschrieben: Mo., 07.08.2017, 10:29 Mit 18 sah ich aus wie 14,
Ist das nun wirklich ein Kriterium für Autismus? :lol: Ich sah auch immer jünger aus als ich bin, jetzt habe ich mittlerweile wohl das Aussehen passend zum Alter erreicht. Keine Sorge, wir sehen irgendwann alle mal alt aus. :lol:
Kimba&Blacky

Da hast du ja reichlich Probleme. Gerade, wenn du dich in dir nicht wohl fühlst, kann das schon depressiv machen.

candle
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Kaonashi
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 14:52

Das mit dem ich-selber-sein-dürfen ist sehr schwierig, da ich auch noch im falschen Körper (Geschlecht) lebe.
Aber ich traue mir eine Änderung nicht zu, weil ich weiß, dass das meinen Körper überfordern würde.
Natürlich kommt ein Teil meiner sozialen Probleme auch davon.
Bei Asperger und HFA ist es häufig so, dass man nicht in die klassischen gesellschaftlichen Geschlechterrollen reinpasst, so wie man eben insgesamt anders ist.
Das muss dann nicht gleich bedeuten, dass man im falschen Körper ist (wird meines Erachtens häufig verwechselt, deshalb erwähne ich das. Wie es speziell bei dir ist, weiß ich natürlich nicht und will dir nichts absprechen).
Mir war mein Geschlecht, seit ich erwachsen bin, nie besonders wichtig. Ich bin ich, vielleicht habe ich sogar mein eigenes Geschlecht. :->

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Kaonashi
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 15:09

candle. hat geschrieben: Mo., 07.08.2017, 14:30Ist das nun wirklich ein Kriterium für Autismus?
Sicher kein zwingendes oder spezifisches. Aber wenn der Unterschied zwischen optischem und biologischem Alter sehr groß ist (nicht nur ein oder zwei Jährchen), dann ist es ein kleines Item von vielen, da es tatsächlich häufig bei Autismus vorkommt. Liegt vielleicht speziell bei Frauen auch am fehlenden Schminken, eher jungenhafter Kleidung, unreifem Verhalten oder an der schonenden Lebensweise :cool: (keine Disco- und Kneipentouren, oft kein Rauchen und kein Alkohol - trifft natürlich nicht auf jeden zu). ;-)

Zuletzt wurde ich ca. 10 Jahre jünger geschätzt als ich bin. Wenn das so weiter geht, möchte ich mich ja nicht beklagen. Älter wird man automatisch. :)

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 07.08.2017, 16:45

Den Unterschied kannte ich schon, aber trotzdem danke für deine Erklärung.
Kaonashi hat geschrieben: Ich bin ich, vielleicht habe ich sogar mein eigenes Geschlecht. :->
Coole Einstellung!
Kaonashi hat geschrieben: Liegt vielleicht speziell bei Frauen auch am fehlenden Schminken, eher jungenhafter Kleidung, unreifem Verhalten oder an der schonenden Lebensweise :cool: (keine Disco- und Kneipentouren, oft kein Rauchen und kein Alkohol).
Ja, das waren die Verhaltensweisen, die ich hätte haben sollen, um nicht mehr depressiv zu sein. Ich habe dann später sogar unter den Medikamenten Alkohol getrunken, weil ich dachte "So, jetzt habe ich Tabletten gegen meine soziale Phobie bekommen, jetzt muss ich mich langsam daran gewöhnen, Alkohol zu trinken, damit ich bald mit anderen feiern gehen kann."
Komischerweise habe ich vom Alkohol nichts bemerkt, obwohl die Menge nicht gering war. Ich ließ es dann bleiben, weil er mir eh nicht geschmeckt hat.
Geraucht habe ich, weil ich es selbst wollte, aber ich tat es sehr selten, ich war nicht süchtig.

Was die Kleidung und das Schminken anging: Es wäre ja Selbstverrat gewähren, wenn ich mich weiblich gegeben hätte.
ich glaube auch nicht, dass Antidepressiva gegen Transsexualität wirken. Zwar hat man mir damals erklärt, dass mir die Medikamente helfen würden, mich endlich erwachsener und damit weiblicher zu geben, aber das wäre ja eh nicht das gewesen, was ich wirklich will bzw. bin.


Gruß
Kimba&Blacky

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Kimba&Blacky
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Beitrag Sa., 28.07.2018, 11:11

Ich denke immer noch über dieses Thema nach.
Hintergrund ist, weil man auf vielen Internetseiten bei der Frage, ob Antidepressiva die Persönlichkeit ändern, lesen kann: "Nein, Antidepressiva bringen den Menschen wieder in einen Zustand, dass er wieder er selbst sein kann. Die Depression hat den Menschen verändert, deshalb kommt es dem Umfeld so vor, als hätte derjenige eine veränderte Persönlichkeit."

Da ja in Bezug auf mich behauptet wird, ich sei schon so früh an Depressionen erkrankt, dass ich nicht wissen könne (!!) wie meine Persönlichkeit eigentlich ist, weiß ich nicht, ob ich wirklich so bin, wie ich bin.
Ich würde sagen, ja, so wie ich bin, bin ich auch tatsächlich, das hat nichts mit Depressionen zu tun.

Ich habe mich unter Antidepressiva sehr unwohl gefühlt, aber alle Ärzte wollten mich damals zu einer weiteren Einnahme übereden. Was ich dann auch getan habe, denn da ich ja angeblich nicht merken würde, wie depressiv ich seit dem Kleinkindalter bin, musste ich durch die Tabletten rausfinden, wie meine wirkliche Persönlichkeit denn nun ist. Mir ging es aber schlecht damit.
Mir geht es ohne diese Medikation viel besser.

Was bedeutet das?

Heißt es, ich fühle mich wohl, wenn meine Persönlichkeit durch die Depression überlagert ist?

Naja, wie auch immer, dann bleibe ich halt depressiv, hauptsache, es geht mir nicht wieder schlechter.

Ich finde es nur komisch, denn ich habe das Gefühl, mein Potential nicht richtig ausschöpfen zu können, da ich mich ständig gedämpft und emotional abgeflacht fühle.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 02.08.2018, 10:44

Hier habe ich was gefunden:

https://www.gutefrage.net/frage/ist-es- ... einflussen

Genauso sollte es bei mir auch wirken, was es nicht getan hat. Wieso hat es bei mir nicht funktioniert?


shesmovedon
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Beitrag Do., 02.08.2018, 10:49

Weil nicht jedes Antidepressivum bei jedem wirkt. Und du fragst ja selbst, ob es die Wirkung beeinträchtigt, wenn man sich dagegen wehrt. Warum wehrst du dich dagegen, wenn du möchtest, dass das Medikament wirkt?

Vielleicht hast du einfach noch nicht das richtige Mittel gefunden. Und letztendlich musst du auch an dir selbst arbeiten, allein ein Medikament verändert einen in den seltensten Fällen so sehr.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 02.08.2018, 20:43

Schlendrian hat geschrieben: Do., 02.08.2018, 10:49Warum wehrst du dich dagegen, wenn du möchtest, dass das Medikament wirkt?
Ich dachte, dass ich mich vielleicht gewehrt haben könnte, ohne das mir das bewusst war. Bewusst gewehrt habe ich mich nicht. Jedenfalls finde ich es komisch, dass mir kein Psychopharmakon hilft, das gegen Depressionen, Zwänge und Sozialphobie wirken soll, obwohl ich angeblich die richtigen Indikationen dafür erfülle. Ich suche seit über 10 Jahren nach Erklärungen dafür.

Eine mögliche Erklärung wäre, dass ich tatsächlich so bleiben wollte wie ich war, nur nicht arbeiten gehen wollte (habe ich ja schon an anderer Stelle ausführlich erörtert). Aber ich hätte trotzdem gerne mehr sozialen Mut gehabt. Und wenn es nur dazu gewesen wäre, andere besser zu kontrollieren und zu unterdrücken. Selbst dazu waren die Medikamente nicht in der Lage.

Wahrscheinlich ist es auch bei dieser Diagnose so, dass es keine wirkliche Angststörung war, sondern einfach von meiner Persönlichkeit kommt und ich nur zu feige war, das offen zuzugeben. Also dass ich mich aus anderen Gründen sozial zurückgezogen habe.
Andererseits frage ich mich, warum ich dann Angstschweiß geschwitzt habe, wenn ich mit einer bestimmten Art von Jugendlichen zu tun hatte und mich von denen unterdrücken lassen habe.
Und komischerweise hat sich das auch noch für mich stimmig angefühlt. Ich mochte meine soziale Rolle.
Warum ist das so?

Wie kann man es mögen, als soziales Opfer dazustehen? Das haben mir die Ärzte und Therapeuten übrigens nie geglaubt und haben mir eingeredet, dass mit den Medikamenten "endlich alles gut werde". Ich habe also sehr stark an eine Veränderung geglaubt, obwohl ich eigentlich keine Änderungswünsche hatte.*

Könnte es an diesen Umständen gelegen haben, dass die Medikamente nicht gewirkt haben.

*Das Wort eigentlich deshalb, weil ich schon unter den Folgen zu leiden hatte. Denn aufgrund meines Verhaltens und meiner Ausstrahlung nahm mich kaum jemand für voll, was einige Nachteile für mich hatte. Ich wurde wie ein Kind behandelt.
Ich dachte, dass ich durch die Medikamente endlich so werde, dass man mich für voll nimmt, dass die Menschen mich dann endlich respektieren.

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Gewitter
Helferlein
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Beitrag Fr., 03.08.2018, 09:09

Medikamente können nur bestimmte Symptome lindern aber sie können nicht die Persönlichkeit ändern. Der Satz stammt nicht von mir, sondern von meinem Psychiater.
Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.
:rose:

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 03.08.2018, 11:03

Ja, das weiß ich eigentlich auch. Dennoch haben es mir meine damaligen Psychiater anders erklärt. Sie meinten, dass ich dann erst ein richtiger Mensch werde.
Vorher wurde ich nicht als richtiger Mensch wahrgenommen, weil ich nur behinderte Freunde hatte, kein Alkohol getrunken habe, nie auf Partys gegangen bin, mich nicht geschminkt habe, nicht emotional pubertiert habe, mich gegenüber Erwachsenen wie ein kleines schüchternes Kind verhalten habe (obwohl ich selbst schon 18 war), eine behinderte Körperhaltung hatte, nicht auf mein Äußeres geachtet habe, keine Jugendsprache verstanden habe, kein Interesse an Liebe und Sex hatte, mit Gleichaltrigen überhaupt nicht mithalten konnte, mich für vorpubertäre Hobbies interessiert habe, mich nicht altersgemäß streiten konnte, sondern wie eine 10-jährige argumentiert habe, ein eingeschränktes Gefühl für sozial angemessenes Verhalten hatte, mich nicht um einen Ausbildungsplatz gekümmert habe, usw..

Alle dieser Verhaltensweisen sollten laut Psychiatern Symptome von Depressionen und Sozialphobie sein und ich wurde deshalb zu den Medikamenten genötigt. Mir wurden viele gute Versprechungen gemacht, die nicht eingetroffen sind.
Zwar war ich mit mir zufrieden, wollte also keine Änderung, da ich aber seit Jahren tagtäglich von anderen Menschen für die oben genannten Verhaltensweisen kritisiert und teils sogar gemobbt wurde, wollte ich sie schon gerne weghaben. Also nicht für mich, sondern für die anderen, damit ich nicht mehr so herabwürdigend behandelt werde.

Ich dachte also, wenn die Medikamente wirken, dann werde ich endlich mal respektiert. Was nicht passiert ist.
Ich hatte nur sehr viele Nebenwirkungen, die aber von den Ärzten als Symptome gedeutet wurden und musste die Medikamente weiternehmen.
Zum Positiven verändert hat sich nichts.
Ich wurde dann zweimal umgestellt auf ähnliche Medikamente, aber auch das brachte nichts.
Ich hatte damals einen ambulanten Psychotherapeuten, der gleichzeitig auch Psychiater war (das aber getrennt hat; Patienten, die bei ihm in Therapie waren, hat er nicht psychiatrisch behandelt) und dieser mischte sich bei fast jeder Sitzung in meine medikamentöse Behandlung (die logischerweise bei einem anderen Psychiater erfolgte) ein.
Er sagte mir jedes Mal, dass mein Hauptgrund, warum es mir so schlecht ginge, meine sozialen Ängste seien und dass ich ein Medikament nehmen müsse, was dagegen wirke. Er selbst könne mir das nicht verschreiben, da er mich ja psychotherapeutisch behandle. Er meinte, in diesem Zustand sei keine Therapie möglich, da ich mir mit meinen sozialen Ängsten alles verbaue.
Ich müsse lernen, meine Ängste (vor allem vor Gleichaltrigen) zu überwinden, dann könne man weitersehen.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 03.08.2018, 11:19

(Text gesplittet, da zu lang)

Also ließ ich mich später auf das von ihm geforderte Medikament umstellen. Aber es ging mir auch damit nicht besser. Nur schwere Nebenwirkungen. Außerdem hatte ich, wie schon bei den anderen Medikamenten, dadurch kaum noch Lust, etwas mit Menschen zu unternehmen, auch nicht mit meiner Freundin. Meine Gefühle wurden flacher, ich wurde kühler.
Als keines der Medikamente gegen die Ängste half, wollte man mich auch nicht mehr psychotherapeutisch behandeln und mir wurde später noch zusätzlich zu den anderen Diagnosen gegen meinen Willen (nicht im juristischen Sinne, ich habe es nur einfach nicht gewollt) eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Ich bin damit nach wie vor nicht einverstanden, aber die Ärzte wollen davon nicht abrücken. Ebenfalls habe ich keine Erklärung bekommen, warum die Medikamente nicht gewirkt haben. Es hieß nur noch: Meine Persönlichkeitsstörung sei so schlimm, dass sie alles andere überlagere und somit keine Psychotherapie möglich sei. Medikamente sollte ich weiterhin nehmen.

Ich finde das sehr eigenartig.

Ich wollte mein Leben dadurch vereinfachen, aber es ist nur komplizierter geworden. Ich dachte, ich werde durch die Tabletten beliebt und cool und habe dann keinen Stress mehr. Vor allem wundert mich, dass sich die Symptome für mich ich-synton, also als zu mir zugehörig angefühlt haben. Aber nicht im Sinne einer Persönlichkeitsstörung, sondern im Sinne von "das ist einfach mein Charakter und so mag ich mich".

Mittlerweile habe ich das Problem insofern gelöst, als das ich mich schon seit langem charakterlich verstelle und die Sozialkontakte auf ein Minimum reduziere. Seitdem werde ich immerhin nicht mehr zu der Einnahme von angstlösenden Medikamenten genötigt. Aber ich fühle mich unwohl. Ich mochte meine Rolle des kleinen, unschuldigen, "hängengebliebenen" grauen Mäuschens, nur kam ich mit den sozialen Antworten nicht klar. Am liebsten wäre ich unsichtbar gewesen.
Wären damals alle Gleichaltrigen und möglichst auch alle anderen Menschen so wie ich gewesen, wäre es für mich perfekt gewesen. Dann hätte ich auch gerne Freunde gehabt. Ich sehe mich als das Maß der Dinge.
Aber sie waren so komisch: Ständig am Party machen, Saufen, haben komische Wörter benutzt, so schnell und viel geredet, ständig auf Sex aus, wollten immer cool sein (ich hasse auch heute noch coole Jugendliche, würde die am liebsten bestrafen, halte mich von denen fern), übertrieben auf ihr Äußeres geachtet (Mädchen liefen meiner Meinung nach wie N*tten rum), haben sich über Schwächere lustig gemacht, viele Jungs waren dauerhaft aggressiv, das hat mich so extrem angewidert!

Nein, danke, mit solchen Wesen wollte ich nicht befreundet sein. Dann lieber mit geistig Behinderten, die sich ebenfalls wie harmlose unpubertäre Kinder verhalten haben.
Aber ich wurde nicht verstanden. Angeblich sind dies die typischen Symptome einer Sozialphobie. Habe stattdessen lieber jahrelang Medikamente in teils höchster Dosierung mit schweren Nebenwirkungen geschluckt. Um endlich so zu werden, wie andere mich haben wollen.

Ich bin froh, dass ich heute zu meiner menschenverachtenden Einstellung stehen kann und sie nicht mehr als soziale Angst tarnen will. Allerdings ist dieser Umschwung erst durch die schweren Nebenwirkungen der Medikamente gekommen. Also nach dem Absetzen, als ich registriert habe, was ich mir damit angetan habe, nur weil ich zu feige war, die wahren Gründe zuzugeben.
Aber auch heute werde ich von vielen Menschen falsch eingeschätzt, weil diese Sachen noch in den Akten stehen.
Zuletzt geändert von Kimba&Blacky am Fr., 03.08.2018, 11:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Fr., 03.08.2018, 11:42

@Kaonashi (falls du noch im Forum bist):

Du hattest geschrieben, dass du folgende Verhaltensweisen auch hattest:
Kaonashi hat geschrieben: Mo., 07.08.2017, 15:09am fehlenden Schminken, eher jungenhafter Kleidung, unreifem Verhalten oder an der schonenden Lebensweise :cool: (keine Disco- und Kneipentouren, oft kein Rauchen und kein Alkohol.
Durftest du so sein oder hat man an dir auch ständig herumgenörgelt und dich zu Veränderungen genötigt? Hattest du da schon eine Autismus-Diagnose? Wenn ja, war das der Grund, warum man dich in Ruhe gelassen hat (falls man dich in Ruhe gelassen hat)?

@Alle:
Kann es sein, dass man bei mir so verstärkt darauf geachtet hat, weil ich nicht arbeiten gehen wollte und dies als Depressionen getarnt habe? Also dass man bei mir verstärkt nach Gründen für eine Depression gesucht hat, weil es nämlich eigentlich keine Gründe gab?
Und mich dann quasi psychisch auseinandergenommen hat, um Gründe zu finden? Und man der Meinung war, wenn das die möglichen Gründe waren, dann MUSS ich diese abstellen um gesund und damit arbeitsfähig zu werden?

Oder dass man sogar gemerkt hat, dass ich meine Depression vorspiele (was ich nicht glaube, da spricht zuviel gegen) und man deshalb sozusagen als "Konsequenz" von mir verlangt hat, dass ich meinen Charakter und meine sozialen Vorlieben ändern muss? Also so nach dem Motto "Okay, Kimba, wenn du schon so dreist bist, uns eine Depression vorzuspielen (um nicht arbeiten gehen zu müssen), dann können wir (Ärzte und Krankenpfleger) uns erdreisten, deinen Charakter ändern zu wollen und alles, was uns an dir nicht passt, als psychisch krank zu bewerten und dich zu Antidepressiva drängen. Denn wer A sagt, der muss auch B sagen. Selbst Schuld, du hättest ja hier nicht herkommen müssen".

Für diese Theorie spräche, dass eine Krankenschwester mal zu mir gesagt hat, als ich mich beschwerte, dass ich in dieser Klinik zu so vielem gezwungen wurde "Geh doch einfach arbeiten, such dir verdammt nochmal eine Arbeit mit Pferden, aber arbeite! Dann bräuchtest du dich jetzt auch nicht hier über die Klinik ärgern."

Naja, wie auch immer, jedenfalls fand ich es pervers, dass für mich ganz normale Dinge pathologisiert wurden.

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