Kann über Mangel in der Kindheit nicht trauern - Therapeutin versteht es nicht

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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 19:44

Hallo Tristezza
Vielleicht überwiegt diese "Erleichterung" einfach die Trauer?
Spür mal nach ob es so sein könnte.

Was mir noch als mögliche Erklärung einfällt: Vielleicht äußert sich Deine Trauer in Form von Symptomen? Und die Trauer versteckt sich "da drunter"?

Wie reagierst Du, wenn Du mit dem Thema konfrontiert wirst? Kommen gar keine Emotionen hoch? Oder fällt es dir schwer sie zu "packen" und zu bennen?

Viele mögliche Erklärungen, ... ;-) Jetzt muss ich Fußball gucken ;-)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Marilen
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 19:47

ein ideal und eine illusion ist für mich z.b. schon anzunehmen, die zuwendung der analytikerin könne den mangel der in der kindheit entstanden ist, kompensieren. ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe oder komme voll auf angriff rüber, das möchte ich nicht. ist nur das, was mir spontan zu deiner frage einfällt.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.


Tränen-reich
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:05

Tristezza hat geschrieben: Mo., 17.07.2017, 18:54 Ich habe meiner Thera in der letzten Stunde gesagt, dass ich nicht darüber traurig sein kann, dass ich als kleines Kind von meinen Eltern nicht gesehen wurde.
Möchtest du denn darüber traurig sein?
Ich meine, dass du die Traurigkeit durchlebst, um dann anderswo andocken zu können?
Es klingt für mich, als hättest du diese Erwartung an dir selbst und weißt nicht, wie du da hinkommen kannst....


Flowfalls
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:25

Vielleicht, willst Du das gar nicht trauern.
Weil es deiner Geschichte zuviel Macht verleiht?
Grüße
FF

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Tristezza
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:41

Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 17.07.2017, 19:44 Wie reagierst Du, wenn Du mit dem Thema konfrontiert wirst? Kommen gar keine Emotionen hoch? Oder fällt es dir schwer sie zu "packen" und zu bennen?

Viele mögliche Erklärungen, ... ;-) Jetzt muss ich Fußball gucken ;-)
Es kommt vielleicht eher Wut auf meine Mutter auf und eine Art Verachtung, weil sie zu schwach war, mir zu geben, was ich brauchte - Gefühle, die ich ihr gegenüber auch in der Gegenwart öfter spüre. Ich hab meine Mutter schon früh innerlich gegen andere (damals aber meist nur in meinem Kopf existierende) "Mütter" ersetzt - vielleicht war ich als Kind und bin ich heute noch "pragmatisch", à la Was zählt, sind Gegenwart und Zukunft, denn die Vergangenheit ist ja vergangen. ;) Mir fällt auch sonst nichts aus der Vergangenheit ein, worüber ich "trauere".
Viel Spaß beim Fußball!

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Tristezza
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:44

Marilen hat geschrieben: Mo., 17.07.2017, 19:47 ein ideal und eine illusion ist für mich z.b. schon anzunehmen, die zuwendung der analytikerin könne den mangel der in der kindheit entstanden ist, kompensieren.
Sie kann mich nicht gänzlich gesund machen, die Narben aus der Kindheit sind deutlich zu spüren, aber es fühlt sich schon lindernd bis heilsam an.


Marilen
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:45

Ich hab meine Mutter schon früh innerlich gegen andere (damals aber meist nur in meinem Kopf existierende) "Mütter"

das imaginäre. tristezza, vielleicht würde es sich doch lohnen das thema idealisierung, illusion anzusprechen.
mich wundert es so überhaupt gar nicht, dass du nicht trauerst.

alles gute für dich
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Tristezza
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:48

Tränen-reich hat geschrieben: Mo., 17.07.2017, 20:05 Möchtest du denn darüber traurig sein?
Ich meine, dass du die Traurigkeit durchlebst, um dann anderswo andocken zu können?
Es klingt für mich, als hättest du diese Erwartung an dir selbst und weißt nicht, wie du da hinkommen kannst....
Ne, Träne, ich hab da eigentlich keinen Bedarf. Was meinst du mit "anderswo andocken können"`? Hab schon öfter gelesen, man "müsse durch die Trauer durchgehen" - na ja, wenn das wirklich helfen würde, könnte ich es natürlich gerne. Scheint mir aber nur eine Theorie unter vielen zu sein.

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Tristezza
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:50

Marilen hat geschrieben: Mo., 17.07.2017, 20:45 das imaginäre. tristezza, vielleicht würde es sich doch lohnen das thema idealisierung, illusion anzusprechen.
mich wundert es so überhaupt gar nicht, dass du nicht trauerst.

alles gute für dich
Dann erklär das mal meiner Therapeutin ... Danke!


Widow
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:54

Tristezza hat geschrieben: Mo., 17.07.2017, 20:41 Es kommt vielleicht eher Wut auf meine Mutter auf und eine Art Verachtung
Liebe Tris (falls ich darf?),
vielleicht geht es Dir ähnlich wie mir: Ich komme mit meiner Wut viel besser zurecht als mit meiner Traurigkeit, denn letztere lähmt mich (leider immer noch häufig komplett), während erstere mir nicht den Eindruck vermittelt, vollkommen hilflos zu sein - im Gegenteil :red: .
Immer noch 'rette' ich mich manchmal in die Wut (und denke z.B. an die Arztfehler oder auch unsere Fehler), wenn ich merke, dass die Trauer wiederkommt.

(Ich habe gelesen, dass es Deiner Mutter sehr schlecht geht und die ganze Familienstruktur nun 'aufbricht' [im Sinne von: 'sichtbar wird' & 'auseinanderzufliegen droht'] - ich wünsche Dir, dass Du da einigermaßen gut durchkommst!)

Herzlich
Widow


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:56

HalloTristezza
Es kommt vielleicht eher Wut auf meine Mutter auf und eine Art Verachtung, weil sie zu schwach war, mir zu geben, was ich brauchte - Gefühle, die ich ihr gegenüber auch in der Gegenwart öfter spüre.
Vielleicht müssen erst die Wut und die Verachtung raus, bevor Du trauern kannst? Ich stell mir das schwer vor um etwas zu trauen von jemanden, für den man Verachtung empfindet. Vielleicht überdecken Wut und Verachtung die Trauer? Vielleicht ist es erträglicher Wut zu verspüren als Trauer um das, was nicht war?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Tränen-reich
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 20:57

Ja, so meinte ich das.
Für mich war das nicht nur Theorie. Ich hab die Trauer gebraucht, um den Schmerz benennen zu können. Das war mir alles zu diffus. Erst dann konnte ich weiterziehen.


Widow
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 21:00

PS: Ich war im Frühjahr auf einer PsychoanalytikerInnen-Tagung ( :roll: ) und habe mir zwei Vorträge zum Thema "Trauer" angehört. Der einzig erhellende Moment war der, als in der Diskussion einer der anwesenden PAs meinte, dass sich das mit der "Trauerarbeit" (die zuvor in einem der Vorträge so definiert worden war: Man müsse jeden Tag, womöglich jede Stunde an den Toten denken und alle Erinnerungen an ihn nochmal durchleben, wieder und wieder. Denn dadurch schwäche sich die Trauer dann irgendwann ab - :kopfschuettel: ) doch leider arg "technizistisch anhört, so als sei Trauer wie Butter, die irgendwann nach einer gewissen Zeit ranzig werde".
Ich hätte den küssen können ...
Plötzlich war dann da Konsens, dass man nie wissen könne, ob Trauer jemals ende. (Und dass sie zu den Gefühlen gehöre, die am schwersten erträglich seien.)
Zuletzt geändert von Widow am Mo., 17.07.2017, 21:04, insgesamt 1-mal geändert.


Marilen
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 21:03

trauer kann sich ja nicht abschwächen oder enden wenn der mangel konstitutiv ist, das glauben nur die, die auch glauben, dass man bodenlose löcher stopfen könne wenn man nur genug reinschütte.
Zuletzt geändert von Marilen am Mo., 17.07.2017, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Tristezza
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Beitrag Mo., 17.07.2017, 21:13

Liebe WIdow, klar darfst du! Ja, Wut ist sicher besser auszuhalten als Trauer. Vielleicht muss ich, wie Jenny schreibt, da erstmal durch, bevor ich mich mit der Trauer beschäftige. Träne, den Schmerz kann ich sozusagen bei meiner Therapeutin als "Stellvertreterin" benennen. Ich reagiere bei ihr ja äußerst sensibel, wenn ich mich nicht gesehen, verstanden ... fühle. Er ist schon da, nur nicht in Bezug auf meine Mutter, Und das weiß meine Therapeutin ja auch. Deshalb wundere ich mich etwas, dass sie nicht versteht ...
Widow, meiner Mutter geht es zum Glück wieder deutlich besser. Die Struktur verschwimmt also wieder ... aber es ist mir einiges über meine Eltern und deren, sagen wir mal, Problematiken bewusst geworden.

(letzte Beiträge nicht gelesen ... ich gehe morgen darauf ein ... gute Nacht!)

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