Findet hier keine Übertragung statt? Komisches Verhalten vom Therapeut?!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 18:44

Der Link noch: viewtopic.php?f=20&t=38505

Ihr müßtet euch gut verstehen.

LG candle
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isabe
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 19:29

Was fehlt dir denn, wenn du annimmst, dass "keine Übertragung" stattfindet? Ich kenne eher den umgekehrten Fall (auch von mir): dass man am Anfang unbedingt vermeiden möchte, dass man überträgt - man möchte stattdesssen immer genau wissen, was passiert und nicht anfangen, kindliche Gefühle zu entwickeln. Witzigerweise (und irgendwie IST es witzig) funktioniert das bloß nicht...

Mich würde aber interessieren, was du dir genau unter einer Übertragung, die du dir wünschst, vorstellst.

Natürlich ist das Zimmer des Analytikers für den aufmerksamen Patienten ein offenes Buch. Aber da hängt natürlich kein Lebenslauf an der Wand, und du wirst auch keine Pokale oder persönlichen Botschaften dort finden.

Du siehst aber, wie die Praxis eingerichtet ist: nüchtern oder verspielt? Steril oder verkramt? Liegt auch mal ein Krümel auf dem Boden? Fenster immer geputzt? Hat er ein Bücherregal - das ist eigentlich DIE große Informationsquelle (wenn vorhanden). Dekoartikel: Pflanzen, Figuren, Metall, Ton, Holz? Bunt oder schwarz? Taschentücher oder nicht? Zewa auf dem Couchkissen? Da lässt sich, wenn man mag und in Übung ist, schon sehr viel zusammentragen an Übertragungsanlässen.

Meine Vermutung (mehr ist es nicht) ist, dass du vielleicht die Kontrolle behalten willst und sogar die Übertragung perfekt planen willst - aber eine geplante Übertragung IST keine Übertragung mehr; es zeigt sich darin halt höchstens die Lust daran, den Anderen "haben" zu wollen (die ganzen Infos, die du von ihm hast und aufzählst - ich meine, für UNS sind die ja nicht wichtig; pass eher auf, dass niemand ein déjà-vu hat...).

Ich würde dir raten, die Dinge einfach laufen zu lassen. DU bist doch eher diejenige, die den Menschen ausblendet und nur seine Daten und Fakten zu sehen scheint. Und jetzt wunderst du dich, wo der Mensch bleibt... Und wenn er sich irgendwie menschlich zeigt, deutest du das als Verunsicherung aufgrund eines dezenten Verliebtheitsgefühls. Ich würde sagen, das sind heftige Projektionen - und das ist sozusagen MEHR als Übertragung.


shesmovedon
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 19:56

Naja, ich habe schon häufiger gelesen, dass je schwerer die Störung, desto stärker die Übertragung.
Übertragen wirst du sicher ein bisschen, aber vielleicht gibt es für dich keinen Grund in eine richtig fette Übertragung zu rutschen, was ja vielleicht einfach darauf hindeuten kann, dass du nicht so schwer "gestört" bist. Was ja nicht ausschließt, dass du trotzdem Probleme hast.

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DarkSecret28
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 20:19

@isabe

Gut, wenn wir jetzt einfach mal die Übertragung weglassen... ich hab bei jedem Mensch, den ich begegne ein Gefühl oder auch hier bei jedem, der hier schreibt, bewegt sich etwas in mir, ob nun positiv oder negativ... bei ihm ist einfach nichts...

Da ist einfach nichts, nur Fachbücher, keine Deko, keine Farben, keine Krümel ... wie gesagt einfach steril.. ist auch im Endeffekt egal..

Nein keine Verliebtheit, auch nicht dezent.. und die Verunsicherung ist da, die kenn ich von genügend anderen Männern. Das erlebe ich nicht das erste Mal und in die bin ich garantiert nie verliebt gewesen bzw hatte irgendwelche Gefühle...

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DarkSecret28
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 20:21

Schlendrian hat geschrieben: Mo., 26.06.2017, 19:56 was ja vielleicht einfach darauf hindeuten kann, dass du nicht so schwer "gestört" bist
Hab ne Posttraumatische Belstungsstörung, Angstzustände und Panikattacken... keine Ahnung, ob das gestört genug ist :P

Findet denn immer eine Übertragung statt in Therapien?!


shesmovedon
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 20:25

Das sind zumindest nicht die typischen Störungen für eine fette Übertragung.

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candle.
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 20:29

DarkSecret28 hat geschrieben: Mo., 26.06.2017, 20:19 bewegt sich etwas in mir, ob nun positiv oder negativ... bei ihm ist einfach nichts...
Das sehe ich gar nicht so, weil du ihn ja offenbar ganz intensiv beobachtest und sehr darauf konzentriert bist, vielleicht glaubst du deshalb nichts zu spüren.

Übertragung findet natürlich immer unbewußt statt.

Und es geht ja um dich nicht um den Therapeuten.

candle
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isabe
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 20:30

Aber wenn da keine Krümel und keine Farben sind, sagt das doch was - es sagt vielleicht nicht unbedingt, was IST, aber es sagt dir, was es in dir auslöst und welche Phantasien es anregt: Er könnte z.B. penibel sein und nüchtern. DU bist ja dann diejenige, die dabei irgendwas fühlt oder eben nicht. Und üblicherweise gehen Patienten mit bestimmten Hoffnungen und Erwartungen zum Therapeuten: Sie wollen sich womöglich wohlfühlen und geborgen oder sicher. Du wirst ja spüren, ob du dich wohlfühlst, wenn es so nüchtern ist - und WARUM das ggf. so ist.

Ich würde einfach mal das Wort "Übertraung" streichen und mich fragen: Gehe ich gerne zu ihm? Vertraue ich ihm? Gibt es etwas an ihm, was ich mag? Und etwas, was ich nicht mag? Stelle ich mir manchmal vor, zu jemand anders zu gehen? Fehlt mir was in der Beziehung? Helfen mir die Gespräche? Entlasten sie mich? Regen sie mich an? Habe ich Gefühle, die ich vor der Therapie nicht hatte?


mio
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 21:23

Es ist auch möglich, dass Du da nix "wahrnimmst" weil er Dir nicht viel von sich "zeigt" (weil das eben seine Form von Professionalität ist) und Du einfach gar nicht so zum "übertragen" sondern eher zum beobachten neigst. Würde auch zu Deiner Geschichte/Diagnose passen. Da ist dann einfach nix "greifbares" da. So Menschen begegnet man ja auch im "normalen Leben" ab und an, oder passiert Dir das da echt nie, dass Du jemanden absolut nicht "greifbar" findest, weil der nix von sich oder keine Regung zeigt?

Die Frage ist wie ja schon erwähnt doch viel mehr: Was macht das mit Dir? Das anzusprechen wäre wahrscheinlich wirklich spannend für Dich und ich würde mich da auch nicht scheuen, das zu tun. Wer weiss wo es Dich "hinführt"? :)

Ich habe auch mal einen sehr "verunsicherten" Therapeuten (der mit Sicherheit auch sehr professionell ist an sich) erlebt, das war gruselig für mich, weil ich das Gefühl hatte, er hat Angst vor mir. Das, was ihn wohl "erschrocken" hat, dürfte ein "aprupter Wechsel" in meinem Auftreten/Verhalten gewesen sein. Vielleicht kannst Du Dich ja mal beobachten dahingehend, ob es da was geben könnte, was ihn "verwirrt"? Irgendeine Diskrepanz, die Dir gar nicht so "auffällt"?

Meine jetzige Thera war am Anfang auch ab und an spürbar unsicher, fand ich auch strange, weil sie eigentlich jemand ist, der sehr sicher rüberkommt und ich sie da auch für ziemlich gefestigt halte, allerdings mehr im "fachlichen Kontext" (sie ist da aber auch sehr "greifbar", was natürlich auch "angreifbar" macht) und nicht bei Smalltalkgeschichten. Sowas kommt einfach auch mal vor denke ich und ich würde mir da jetzt nicht all zu viele Gedanken machen. Vielleicht ist er einfach kein guter Smalltalker? Fragen würde ich ihn allerdings, wenn Dich das so beschäftigt und doch, das geht und ist auch legitim. Kann halt sein, dass Du danach auch nicht schlauer bist, aber das siehst Du dann ja und zu verlieren hast Du ja nicht wirklich was.

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Maya1991
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 21:31

Liebe Darksecret 28,

der allgemeinen Diskussion möchte ich hinzufügen: Tatsächlich habe ich das erste Dreivierteljahr der Analyse meinem Ex (der selbst Therapeut ist) ständig dasselbe erzählt: "Müsste da nicht in meiner Analyse jetzt mal eine Übertragung passieren um Himmels Willen?!?" Na, und wie es dann weiter ging, hast du ja schon meinem Thread entnommen.

Vielleicht stimmt es, dass Menschen mit "dieser" Art von Problem da in ähnliche Muster geraten? Das wäre sicher spannend herauszufinden.

Ein paar Stichpunkte:

- Angst / PTBS bedingt oft eine Aggressionshemmung --> eigenes Begehren wird oft nicht wahrgenommen --> es kann zu projektiver Identifizierung kommen (ein guter Therapeut bemerkt das, ein unerfahrener verliert evl. die Situation, wenn er sie zu "persönlich" nimmt) - jedenfalls kann so eine "Angst" des Therapeuten auch deine Angst oder Unsicherheit - oder Begehren - sein, die du nicht spüren willst. KANN. Muss nicht.. und es kann auch umgekehrt gehen.. schwer auseinanderzukriegen.. aber wie gesagt, ein guter Therapeut, der sich selbst (oder dich) nicht übermäßig geil findet, kriegt das hin.

An alle, die sich da vielleicht gerade in gewissen Mustern wieder finden: Macht während der Analyse AUF KEINEN FALL mit euren Partnern Schluss.. zumindest nicht ohne ausreichende Überlegung. Es könnte ein Fehler sein.

Weiteres via PM. :)

LG Maya

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Montana
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 21:45

Mein Partner hat mit MIR Schluss gemacht. Er war in der Zeit in irgendeiner ominösen Beratung, nicht bei einem Therapeuten. Wenn er von dort wiederkam war er immer total gegen mich aufgestachelt. Dann hat er sich eingebildet, ich würde ihm nach dem Leben trachten und konnte nicht mehr mit mir unter einem Dach leben. Tja, ich weiß auch nicht, was bei ihm nicht stimmte, aber psychisch gesund war er offenbar nicht.

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Maya1991
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 22:32

Montana:

Ohje, das hört sich arg paranoid (psychotisch?) an.. wobei man mit Ferndiagnosen natürlich immer vorsichtig sein sollte. Wenn er dir so etwas um die Ohren gehauen hat, kannst du jedenfalls froh sein, dass du ihn "los" bist.. dass man in einer Therapie / Beratung manchmal Filme schiebt, befreit (ihn in diesem Fall) ja nicht von der Verantwortung für das eigene Verhalten.
- auch wenn es sicher schmerzt, sei froh... Dennoch tut es mir sehr leid! Hoffentlich findest du bald einen, der lieb und fair zu dir ist!

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Montana
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 22:47

Danke, hab ich schon. :)


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Kirchenmaus
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Beitrag Di., 27.06.2017, 17:32

DarkSecret28 hat geschrieben: Mo., 26.06.2017, 14:51
Er ist extrem kompetent, (...) Google sagt: Medizinstudium & 2 andere Fächer, Stipendien, seitdem bis jetzt gleichzeitig Forschung, versch Preise gewonnen, Arzttätigkeiten, Fachbücher/Artikel geschrieben, Weiterbildungen, Dozent in versch Einrichtungen, Projektleiter versch Projekte, Psychotherapeut mit sämtlichen Weiterbildungen- alles in 3 versch Städten, 2 versch Ländern; von 8-20Uhr in der Praxis (offizielle Sprechzeit bis 16Uhr); nachdem ich mehrfach Mails nach 20Uhr erhalten hab, nehm ich ihm das ab. (...)


Fachlich höchst kompetent. Sobald es nicht um "Fachkram" geht (Begrüßung/Abschied/schönen Urlaub wünschen) wirkt er sehr verunsichert/nervös/unbeholfen- so als würde ich ihn einschüchtern/nervös machen.
Hi!

Ich würde mal denken, dass er sehr gerne arbeitet bzw. die Arbeit einen sehr hohen Stellenwert für ihn hat. Vielleicht fühlt er sich auf der "privaten Bühne" nicht besonders wohl und hat sich die Arbeit als seine Nische gewählt. Das könnte erklären, weshalb er unsicher wirkt, wenn ihr den festen Rahmen verlasst und auf Smalltalk o. ä. wechselt.

Es kann ja durchaus sein, dass er dich auf seiner privaten Ebene als Klassefrau sieht, die ihn in freier Wildbahn verunsichern würde. Ich selbst hatte diesen Eindruck manchmal bei jungen Psychologen/Ärzten im klinischen Bereich. Nicht, dass ich so ein sagenhaftes Klasseweib wäre. Aber generell war die Situation manchmal schon etwas angespannt, vielleicht so wie auf einer Studentenparty, auf der die Fleißigsten halt leider nicht die Attraktivsten waren und ein bisschen untergegangen sind. Und das schütteln die auch nicht so einfach in jeder Situation ab, möchte ich meinen. So wie keiner von uns ganz leicht seine alte Rolle abschüttelt.

Naja, das ist jetzt nur eine gewagte und vielleicht völlig verstiegene Theorie von mir.

Mir ist das nur schon so oft begegnet, dass ich dir das mitteilen wollte. Und eigentlich in allen Bereichen des Lebens: Manche Leute sind halt echt gut im Job und im Smalltalk eher unbeholfen und nervös. Übrigens auch ganz abgesehen von erotischer Anziehung. Vielleicht gehört dein Therapeut einfach dazu.

Nur meine Gedanken.
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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