zu viel Empathie der Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3627

Beitrag Sa., 10.06.2017, 17:46

Liebe Scars,
Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 16:45 Saffiatou, persönlich weis ich immer noch nicht, warum ich eigentlich in Therapie bin beziehungsweise dorthin gedrängt wurde, ganz freiwillig war das nicht. "Ist ja auch alles nicht so schlimm".
Eine erzwungene Therapie ist eigentlich nie gut - weil dann die Einsicht zur Änderung fehlt

Aber Du "musst" doch wissen, warum irgendjemand Dir erklärt hat, warum eine Therapie angebracht ist und dann auch überlegt haben welche Therapierichtung gut für Dich ist. Hat die Thera mit Dir nichts besprochen, nie gefragt, wieso Du Dich entschieden hast zu ihr zu gehen?
Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 16:45 Noch dazu ist es eine analytische Therapie, also ohnehin recht offen konzipiert.
Auch bei der PA ist jeder Therapeut anders, manche handeln noch immer wie Freud und manche sind da viel offener und es ist ein Dialog.
Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 16:45 Ich würde mir, glaube ich, auch mehr Transparenz im Prozess wünschen, wissen, wohin die Reise gehen soll,
Du hast ein Recht auf Transparenz! Es liegt an Dir diese zu fordern. Du darfst Deine Thera fragen, was sie vorhat, wie Deine Thera abläuft etc.!
Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 16:45 Perspektive bin und auch ohne Motivation mir eine zu suchen und im Grunde jemanden
SChade, dann ist es für beide verschwendete Zeit und Geld ! Hast Du das mal angesprochen? Hast Du überlegt, daß Du auf diese Weise einem anderen Patienten der wirklich arbeiten will, der Hilfe dringend braucht, den Platz nimmst???? :kopfschuettel: :kopfschuettel:
Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 16:45 Um die ganzen Dinge besprechen zu können, braucht es vielleicht noch etwas mehr Vertrauen. Oder Mut. Oder beides.
Ich hoffe einfach, dass die Zeit es regelt.
Ja, es braucht manchmal Zeit für Vertrauen und auch viel Mut um sich zu ändern - nur die Zeit alleine regelt das nicht, da hast Du auch viel dran zu tun, wenn das von Erfolg sein sollte.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

Werbung


ziegenkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3489

Beitrag Sa., 10.06.2017, 18:04

Ich versteh das schon, scars, das mit dem abwehren von bedrohungen. Aber entspricht das deiner vorstellung von einem guten und oder auch nur freien leben? Du entscheidest ja gar nicht, was di willst. Du entscheidest nur, was du nicht willst - dich bedroht fühlen. Und anstrengend ist das auch, ooder? Dauernd sachen abwehren, die für dich bedrohlich sind, dauernd kontrollieren.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

Benutzeravatar

werve
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 44
Beiträge: 362

Beitrag Sa., 10.06.2017, 18:49

Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 16:45 da ich vollkommen ohne Ziel und Perspektive bin und auch ohne Motivation mir eine zu suchen
Unter diesen Voraussetzungen ist jede Psychotherapie sinnlos und somit Ressourcenverschwendung.
Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 16:45 Ich hoffe einfach, dass die Zeit es regelt.
Die Zeit regelt nur eines: die Tatsache des Sterbens.

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1531

Beitrag Sa., 10.06.2017, 19:55

saffiatou hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 17:46
Eine erzwungene Therapie ist eigentlich nie gut - weil dann die Einsicht zur Änderung fehlt

Aber Du "musst" doch wissen, warum irgendjemand Dir erklärt hat, warum eine Therapie angebracht ist und dann auch überlegt haben welche Therapierichtung gut für Dich ist. Hat die Thera mit Dir nichts besprochen, nie gefragt, wieso Du Dich entschieden hast zu ihr zu gehen?

SChade, dann ist es für beide verschwendete Zeit und Geld ! Hast Du das mal angesprochen? Hast Du überlegt, daß Du auf diese Weise einem anderen Patienten der wirklich arbeiten will, der Hilfe dringend braucht, den Platz nimmst???? :kopfschuettel: :kopfschuettel
Hallo Saffiatou, du sprichst mir aus der Seele. Besonders der Punkt mit der "Therapieplatzverschwendung".
Deswegen habe ich bisher auch noch keine Therapie gemacht. Mir wurde das Ganze nun intensiver nahe gelegt, weil ich mich einfach nicht auf die Reihe bringe, habe erneut ein Studium geschmissen, sitze zuhause und hänge vorm PC.

Hatte in der Vergangenheit mehrere Jahre eine (mittel-)schwere Anorexie, wo ich mich tatsächlich alleine rausgearbeitet habe, SVV ist ein Thema, Depressionen. Natürlich haben wir das schon besprochen, ich sehe schon auch, dass mein Leben nicht funktioniert, sehe die Symptome, nur ist es mir egal. Im Vergleich zu vor 2-3 Jahren in tiefster Esstörung geht es mir tatsächlich auch gut. Und dadurch, dass meine Eltern mich derzeit noch finanziell auffangen (und es ihnen nicht weh tut), fehlt mir jetzt einfach der Leidensdruck gegen die Depression anzugehen und damit das "warum". Allerdings würde ich nicht sagen, dass ich per se uneinsichtig oder irgendwie störrisch bin. Ich habe nur auch schlicht zuviel Angst vorm "echten" Leben, will da nicht hin und glaube nicht, dass ich mich jemals in der Welt zurechtfinden werde. Habe ich einfach auch noch nie getan. Vllt will ich auch nicht erwachsen werden. :kopfschuettel:

Zur analytischen Therapie bin ich gekommen, weil man es mir in einer Beratungsstelle empfohlen hatte und, nachdem ich Vorgespräche in jeder der Richtungen (und Beratungsstelle, deswegen habe ich in kurzer Zeit so viele Psychologen kennengelernt), es mir dort auch am besten gefiel. Mit den anderen hat es irgendwie nicht gepasst, es war aber auch alles ziemlich durcheinander. Da ich noch nie in Therapie gewesen und mit meinem Latein am Ende bin, dachte ich, ich versuche es wenigstens mal. Mein (Arbeits-)Wille schwankt einfach, vllt weil ich auch das Gefühl habe, dass es mehrere Baustellen gibt und die Befürchtung, dass es nicht gesehen wird. Stichwort Vertrauen. Und so viele Fragen im Kopf, von wegen darf ich das, will ich das, kann ich das? Manchmal wünsche ich mir wirklich, mich würden einfach alle fallen lassen, dann könnte ich unbeeinflusst entscheiden, ob und wie es weitergehen soll. Ist nicht so, dass das schlechte Gewissen nicht ständig auf der Matte stehen würde. :cry:

Ihr habt mich aufgewühlt, jetzt bin ich mal wieder durcheinander.
Tut mir leid, falls der Beitrag es auch ist.
LG scars
Remember to leave pawprints on hearts.

Werbung

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1531

Beitrag Sa., 10.06.2017, 19:57

Hallo werve, ja, irgendwie sind wir uns ja einig - nur, was soll ich sonst tun?
Remember to leave pawprints on hearts.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Sa., 10.06.2017, 20:10

Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 19:55 Manchmal wünsche ich mir wirklich, mich würden einfach alle fallen lassen, dann könnte ich unbeeinflusst entscheiden, ob und wie es weitergehen soll.
Dazu muss Dich niemand fallen lassen. Das kannst Du auch ganz allein tun. ;-)

Mal ein paar ganz praktische Fragen:

Hat Dich das, was Du studiert hast interessiert? Weisst Du was Dich interessiert? Wie Du gerne leben würdest? Warum wohnst Du noch bei Deinen Eltern? Möchtest Du das? Oder fühlst Du Dich von Ihnen "klein" gehalten und traust Dich nicht aufzubegehren?

Hat Dich überhaupt mal jemand gefragt, was DU möchtest und fühlst?

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3627

Beitrag Sa., 10.06.2017, 20:32

Hallo Scars,

also Gründe für eine Thera gibt es genug, finde ich - nur es bleibt dabei, daß eine erwzungene Thera keinen Sinn macht - eigentlich wäre es die Verantwortung der Thera darauf aufmerksam zu machen.

Es hat sicher auch Gründe, warum Du eine Anorexie hast, SvV machst etc! Kann es sein, daß Du Dich dem einfach nicht stellen magst, weil es schmerzhaft ist?

Mios Frage nach dem Interesse Deines Studiums ist auch entscheidend.

Du bist alt genug um zu erkennen, daß Du so nicht weitermachen solltest, daß Du von einer Art SvV in die nächste schlitterst (Anorexie, schneiden, PC-Sucht....)

Es ist aber alleine Deine Entscheidung, was Du mit Deinem Leben anfängst.
Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 19:55 Ich habe nur auch schlicht zuviel Angst vorm "echten" Leben, will da nicht hin und glaube nicht, dass ich mich jemals in der Welt zurechtfinden werde. Habe ich einfach auch noch nie getan. Vllt will ich auch nicht erwachsen werden. :kopfschuettel:
Was macht Dir da Angst?
Scars hat geschrieben: Sa., 10.06.2017, 19:55 dass es mehrere Baustellen gibt und die Befürchtung, dass es nicht gesehen wird.
das ist nicht selten, daß sich im Laufe des Therapie Prozesses mehrere Baustellen auftun.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


ziegenkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3489

Beitrag Sa., 10.06.2017, 20:41

Scar, du verleugnest ja ganz routiniert deinen bedürftigen anteil: mir doch egal, ich wünsch mir, man liesse mich fallen.

Aber manchmal guckt er dann doch um die ecke und fragt sich und andere, ob die therapeutin nur das geld oder auch ihn sieht, sich auf das ende der stunde oder auf die arbeit mit der vernarbten freut.

Spannende widersprüche, nicht? Vielleicht doch mal genauer hingucken?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1531

Beitrag Sa., 10.06.2017, 21:55

Hallo mio, Saffia, Ziegenkind,

Das ist ja toll, dass hier jetzt so viele Antworten kommen. :red:

Ich wohne schon lange nicht mehr zuhause, bin nur finanziell abhängig, Studien waren inhaltlich super nur prokrastiniere ich erfolgreich (und gehe freiwillig bevor ich rausfliege...). Wirklich wissen, wo ich hinwill tue ich nicht, aber immerhin, wo ich nicht hinwill. Natürlich ist es mein Leben, meine Entscheidung, meine Verantwortung - und das ist wahrscheinlich das Problem, denn ich bin mir selbst ziemlich egal. Da komme ich nicht raus und das ist dann wohl der Moment, wo es Therapieplatzverschwendung ist. Zur Ehrenrettung aller Therapeuten, man hat mich darauf hingewiesen, nur so ganz unfreiwillig, nach kräftigem Anschub zur Aufnahme, ist es ja auch wieder nicht, sonst hätte ich auch nicht angefangen oder längst aufgehört. Sie meinte übrigens, ich solle trotzdem kommen, solange wir uns unterhalten, sei alles gut. ,-) Wie ziegenkind sagt, ich bin da etwas widersprüchlich, zwiegespalten (auch wenn ich mit der Sache mit dem Anteil nicht viel anfangen kann), das wechselt auch einfach je nach Tagesform. Und ja, hinsehen ist vermutlich einfach schmerzhaft, bin auch so ein Psychosomatiker diesbezüglich, was ich auch ignoriere.

Wir sind vom Thema abgekommen...
Ich werde versuchen das alles einfach anzusprechen, wenn man es dem world wide web mitteilt, sollte es wohl auch in live gehen. Im Grunde würde ich ja schon gerne irgendwie - aber irgendwie kann ich einfach nicht. :kopfschuettel:
Danke und LG scars
Remember to leave pawprints on hearts.

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1531

Beitrag Sa., 10.06.2017, 22:33

Aber falls ich noch anfügen dürfte: ich habe einfach eine diffuses Unbehagen, Angst und Unsicherheit mit allem vollkommen überfordert zu sein. Jetzt ohne Arbeit, mit wenigen Verpflichtungen habe ich zwar nichts zu tun, bin abhängig, "unnütz" und ärgere mich über mich selbst, aber ich habe wenigstens das Gefühl, mein Leben bewältigen zu können. Das finde ich tatsächlich schade, früher war ich leistungsfähiger.

Hätte wirklich nicht gedacht, so viel Input hier zu bekommen! :D
LG scars
Remember to leave pawprints on hearts.


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag So., 11.06.2017, 07:28

OT: Es gab hier mal eine Userin, der man das so nicht vorgehalten hat, dass sie anderen einen Platz wegnimmt, obwohl sie ganz offen sagte, dass sie sich in der Therapie nicht verändern will und keinen Sinn darin sieht und jedem, der ihr etwas Gegenteiliges nahelegte, sehr entschieden widersprach.

Scars:
Mein Eindruck ist: Du bist immerhin ehrlich - und das ist eine sehr gute Voraussetzung für Therapie. Ich glaube (beweisen kann ich es nicht), dass viele Therapiepatienten zwar immer brav sagen, dass sie sich verändern wollen, dass sie in Wirklichkeit aber auch keinen Plan haben, wie sie eigentlich genau aus ihrer Lage rauskommen wollen. Vielleicht ist der Unterschied zu dir auch, dass du dich hier nicht als Opfer darstellst - obwohl, und darauf wollte ich hinaus, dein So-Sein ja einen Grund hat und niemand grundlos sein Leben sozusagen im Leerlauf führt, so als würdest du auf etwas warten, ohne zu wissen, worauf.

Insofern kann eine analytische Therapie sinnvoll sein, denn wenn du durchhältst und weiterhin ehrlich bleibst, wird die Therapie dir irgendwann wichtig werden, und du wirst - quasi automatisch - anfangen, dich damit zu beschäftigen. Dafür braucht es tatsächlich aber auch erst mal die Möglichkeit, dass dein "Leerlauf" sich zeigen kann.

Mit der Warmherzigkeit will deine Therapeutin vermutlich nichts weiter als die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung schaffen; das machen die (fast) alle so, und wenn sie spürt, dass du noch nicht richtig angekommen bist, reagiert sie vielleicht (kann auch unbewusst sein) besonders freundlich, um dich sozusagen festzuhalten. Musst mal gucken, ob das so ist und ob das nicht etwas ungünstig wäre, denn das könnte auch der Beginn einer unguten Dynamik sein; lässt sich aber von hier natürlich nicht feststellen. Kann aber sein, dass du da spürst, dass es ein bisschen too much ist und von der Authentizität kippt zum "ich bemühe mich ja so". Wirst du aber besser spüren. Wenn es eine "entspannte" Warmherzigkeit ist, würde ich mir keine Gedanken machen, sondern versuchen, es einfach als nötiges Werkzeug zu sehen. Es ist dann auch nicht unbedingt persönlich gemeint (geht am Anfang einer Therapie noch nicht, denn ihr kennt euch ja noch gar nicht), sondern lediglich eine Art "Willkommensgeschenk", das ein Th. seinen neuen Patienten macht. Vielleicht kannst du es ja so sehen.

Die Frage ist auch, wieso dich deine Eltern scheinbar kommentarlos unterstützen, obwohl du planlos bist. Jemanden in seiner Planlosigkeit zu unterstützen, ist ja irgendwie kontraproduktiv. Schlechtes Gewissen?

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1531

Beitrag So., 11.06.2017, 09:00

Guten Morgen isabe,

Ja, danke, ehrlich währt am längsten. ;)
Ich bin höchstens Opfer meiner Selbst, aber damit habe ich mich abgefunden.
Eigentlich warte ich darauf, herauszufinden, was und wo ich das dann suchen soll. Schlendrian hat den passenden Spruch dazu in seiner Signatur...

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich einschätzen kann, da ich sehr auf der Hut vor Abhängigkeit und Festgehalten werden bin. Gleichzeitig haltlos. Ganz ohne Verbindlichkeit (was mir schon too much ist), wird es nicht auskommen, ist ja auch eine therapeutische Baustelle. Sie betont jedoch zwischendurch immermal, dass die Therapie bei ihr sicherlich nicht der einzige Weg sei, den man gehen kann und sich das im Zweifel beenden lässt. Das finde ich ganz gut. Dann fühle ich mich zumindest nicht ganz so "Patient".

Die Familienverhältnisse sind auf allen Seiten etwas zerüttet bei uns, alle mehr oder weniger psychisch krank, insofern ja, vllt schlechtes Gewissen, Schuldgefühle und mich Festhalten. Geld können sie mir zukommen lassen, wofür ich ja durchaus auch dankbar bin. Für mein Seelenheil wäre es aber vermutlich enorm wichtig, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, Abstand zu gewinnen, allerdings fehlen mir ja aus subjektiver Sicht, die Kompetenzen in der Welt zu bestehen.
LG scars
Remember to leave pawprints on hearts.


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag So., 11.06.2017, 09:26

Scars hat geschrieben:Eigentlich warte ich darauf, herauszufinden, was und wo ich das dann suchen soll. Schlendrian hat den passenden Spruch dazu in seiner Signatur...
Du bist immerhin auf der Suche - und das ist was Aktives, Lebendiges. :)

Rauszufinden, was man will - oder vielleicht mehr, was man eigentlich "ist" - ist ja per se schon mehr als schwierig, wenn man wie du von Grund auf zwischen "festgehalten werden" und gleichzeitig "haltlos" eingebettet ist. So als "Grunderfahrung", nenn ichs mal.
Da find ichs schon ne Leistung, dass du auf der Suche bist. :)

Deine Angst vorm (eigenen) Leben und der (eigenen) Lebendigkeit kann ich dann auch nachvollziehen.
Frage wird sein, was ist dir mehr wert? Worin willst du deine Energie, deine Kräfte mehr einsetzen? Dieses Hin- und Hergerissene zwischen altgewohnten Mustern, oder dich rauslösen/rausarbeiten aus diesen unguten Abhängigkeiten und dein "Eigenes" rauszufinden oder vielleicht auch erst "bilden" zu müssen.

Deine Analyse kann ja auch dazu dienen, erstmal das rauszufinden.
Scars hat geschrieben:allerdings fehlen mir ja aus subjektiver Sicht, die Kompetenzen in der Welt zu bestehen.
Find ich ne spannende Frage. :) Was, wenn dem gar nicht so ist? Wenn "eigentlich" alles an Kompetenz schon in dir liegt und du nur noch keinen Zugang/kein Bewußtsein dafür hast?
Wäre auch als Thema in ner Analyse interessant.

Das wären dann alles Themen, wo es erstmal um die Beziehung zu dir selbst gehen kann und du dich noch gar nicht mit Empathie/Beziehung/Bindung an nen anderen Menschen/deine Analytikerin konzentrieren mußt.


ziegenkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3489

Beitrag So., 11.06.2017, 10:09

mir scheint sehr deutlich, dass abhängigkeit/unabhängigkeit ein ganz zentrales thema ist für dich. du betonst auf der deklarativen ebene sehr stark, dass dir verbindlichkeit in beziehung schnell zu viel ist. auf der handlungspraktischen ebene bist du sehr stark und in einem für dein alter untypischen maß von deinen eltern abhängig. dein unbewusstes tut recht viel, um diese abhängigkeit zu zementieren, sabotuert dich und deine studienbemühungen. interessante konstellation, oder? und irgendwie spiegelt sich die in der beziehung zu deiner therapeutin, die du dir weit vom hals halten willst und die du gleichzeitig beargwöhnst, es nicht ersnst mit dir zu meinen und nur am geld interessiert zu sein. damit lieferst du dir selber gewissermaßen in großbuchstaben wo die hütte brennt.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1531

Beitrag Mo., 12.06.2017, 10:10

Hallo Waldschratin, nein, ich bin nicht auf der Suche, ich warte noch. Energie einsetzen - welche Energie? Ich habe häufig das Gefühl, dass ich mir selbst, mein Kopf mir Energie abzieht, das zeigt sich auch beim Studieren. Bei geistiger Arbeit schlafe ich nicht selten nach kurzer Zeit über den Büchern ein... Wäre aber mal schön, neue Wege zu gehen, ja.
Kann man gegen diese (depressive) Müdigkeit was tun?

Ziegenkind, im echten Leben bin ich jünger, nur am Rande ;) - aber du hast trotzdem recht. Allerdings unterstelle ich Entsprechendes ja eher, um Sie mir vom Hals zu halten. Irgendwie knüpft das an den einen Beitrag von werve, die Beziehungsvermeidung als Destruktion beschriebt. Mit Vermeidung und nicht zulassen sabotiert man sich ja die Therapie.

Beziehung zu mir selbst und damit zu anderen ist schon ein Problem. Ich habe auch kaum Kontakt zu meinen Gefühlen und "denke" sie immer eher, als dass ich sie "fühle", Selbstfürsorge kann ich auch nicht wirklich...

Die Therapeutin meinte auch, dass es meistens (mindestens) ein halbes Jahr bräuchte um "anzukommen". Gibt es da Erfahrungen zu? Insofern habe ich ja noch etwas Zeit...
LG scars
Remember to leave pawprints on hearts.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag