'I google you ...' - Therapie und digitale Informationsgesellschaft

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Miss_Understood
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Beitrag So., 12.02.2017, 01:12

mio hat geschrieben: Mich hat beispielsweise mal ein Finanzbeamter gegoogelt, als ich eine Steuerprüfung hatte, das fand ich auch erst mal gruselig als es mir aufging... aber eigentlich ist es ja logisch heutzutage.
Ein sehr gutes Beispiel für das, was ich meine - jenseits des aktiven selber googlens oder gegoolet werdens inclusive aller Anlässe oder Nicht-Anlässe und Aspekte, die Kellerkind ja sehr treffend ausführt und auch des Nicht-Dazu-Stehens eine Therapiegruppe zu besuchen - geht es mir ja auch um (zufällige) Rollenkollisionen mit Schweigevereinbarung, weil diese Personengruppen sehr viel mehr (über dich) wissen und erfahren haben, vielleicht sogar andere Ziele und Absichten haben und beruflich verfolgen müssen bzw. vieles über dich sehr einfach erfahren und wissen können, obwohl du es ihnen nicht erzählt hast.

Demnach: jetzt stellt euch vor, eben genau dieser Finanzbeamte ist in deiner Therapiegruppe.

Oder die juristische Fachangestellte deiner Anwältin, mit der du im Unguten auseinandergegangen bist.

Der Jurist, der weiß, dass du zb wegen eines Verbrechens vorbestraft bist, weil sein ungewöhnlicher Name unter dem Urteil stand.

Oder die ehemalige Betreuerin deines Kindes, die nichts, aber auch gar nichts erreicht hat und auf die du seinerzeit total sauer warst. Oder ihr Chef, den du nur namentlich kennst, der dir aber in sehr unguter Erinnerung ist.

Jemand, der dich in einem BDSM-Datingportal gestalkt hat und mit der Bildersuche rückwärts deinen Namen herausgefunden hatte und von dem du nur ein Foto kennst und den Vornamen, das aber passen könnte.

Oder der Krankenpfleger bei deinem letzten Klinikaufenthalt wegen einer Erkrankung über die du dich eben NOCH nicht sofort in der Gruppe zu erzählen traust.

Also Fälle, in denen andere Informationen von DIR haben, ohne dass sie bereits den Vertrauensvorschuss von DIR haben, der diese intimeren Informationen gerechtfertigen würde.

...

und auch das Beispiel mit der Emailadresse und der Selbsthilfegruppe ist sehr gut - und mir auch schon genau so passiert, noch dazu mit einer, an die ich nur eine Anfrage gestellt habe - mit meinem vollen Namen - und etwas wissen wollte, BEVOR Ich überhaupt darüber nachdachte zu einem Treffen zu gehen. Und schon war ich plötzlich auf einer offenen Einladungsliste zum nächsten Treffen an noch etwa 20 andere Personen! Das irrwitzige war, dass derjenige, der diese Masseneinladung verschickt hatte sogar noch pampig reagierte als ich ihn darauf hinwies, dass ich von einem Organisator einer SHG mir mehr Sensibilität in Sachen Datenschutz wünschen würde.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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mio
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Beitrag So., 12.02.2017, 01:32

Miss_Understood hat geschrieben:Das irrwitzige war, dass derjenige, der diese Masseneinladung verschickt hatte sogar noch pampig reagierte als ich ihn darauf hinwies, dass ich von einem Organisator einer SHG mir mehr Sensibilität in Sachen Datenschutz wünschen würde.
Ja, das ist bisweilen echt "pervers". Wie wenig über sowas nachgedacht wird.

Diese "offenen Verteiler" - also Leute die irgendeine Rundmail - an eine Gruppe die sich so nicht "kennt" - rausschicken ohne auch nur drüber nachzudenken was sie da tun finde ich auch äußerst befremdlich. Wozu gibt es die Funktion "Blindkopie"?


Alyssa
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Beitrag So., 12.02.2017, 03:16

mio hat geschrieben:FB mache ich aber nur von zu Hause aus und auch nur sehr sporadisch. Und nicht mit dem Handy. Für mich ist das schon noch mal was anderes, als wenn ich sowas sozusagen "unterwegs" mache.

"Gläsern" bin ich natürlich dennoch ein wenig, aber eben zumindest nicht in Bezug auf mein "Bewegungsverhalten" auswertbar von FB. Was allerdings auch ein Stück weit "Illusion" ist, da zumindest Apple mich auswerten wird.
Wenn du jemals dein Handy - sei es via Bluetooth oder Kabel - mit deinem heimischen PC verbunden hast (um Daten oder Bilder oder Musik zu übertragen), ist da nichts mehr mit Trennung Handy/Whatsapp und PC/FB.
Und ob du nun nur sporadischer Nutzer bist oder täglich im FB rumhängst, spielt bzgl. Ausspionieren/Datenerhebung seitens FB keine Rolle.

Ich bin nicht mal bei FB (war ich niemals), und bekomme trotzdem auf meinen realen Namen Freundschaftsanfragen von FB-Mitgliedern, die ich im echten Leben kenne, mit denen ich aber weder Handy- noch E-Mail-Kontakt habe.

Und was das Bewegungsverhalten angeht, Apple, Google, Facebook und wer sonst noch alles wertet dich aus...das ist wohl der Preis, den der moderne Mensch zahlen muss, wenn er überall und ständig erreichbar sein will, seine Lieblingspizza von unterwegs bestellen will, per Handy shoppen gehen möchte, per Googlemaps sich den Weg anzeigen lassen will und alle Freunde per Instagram bildlich am eigenen Leben teilhaben lassen möchte.

Wer halbwegs Verstand im Kopf hat, nicht von allzu grosser Eitelkeit/Selbstverliebtheit und Selbstdarstellungsdrang geplagt ist, der sollte es schaffen, dass über ihn keine delikaten Details im Internet zu finden sind. Bzw. dass diese so gut versteckt sind, dass sie nicht mit einer einfachen Googlesuche ans Tageslicht befördert werden können.


Speechless
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Beitrag So., 12.02.2017, 08:47

Man entscheidet selbst, was man im Internet veröffentlicht. Der Arbeitgeber kann einen auch nicht zwingen, seinen Namen und Foto auf der Homepage zu veröffentlichen. Ich und einige andere haben sich genau davor auch geweigert.

Bei Facebook bin ich auch unter einem Pseudonym unterwegs, What's App habe ich ausgestellt, dass Leute außer meinen Kontakten mein Bild sehen können.

Von daher finde ich alles nicht so dramatisch, wie es hier dargestellt wird.

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isabe
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Beitrag So., 12.02.2017, 09:13

Hallo, Miss,
ich kann deine Gedanken schon nachvollziehen, denke aber, dass man sich davor schützen kann, indem man eine solche therapeutische Gruppe gar nicht erst besucht. Das ist ja auch nicht an das Internet gekoppelt, sondern es kann in ganz normalen Alltagssituationen so sein, dass du den Chef in der Sauna siehst usw., dass also Personen plötzlich in anderen Konstellationen aufeinandertreffen. Ich hab z.B. schon manchmal daran gedacht, in der Uni die Psychologische Beratung aufzusuchen, hab aber davon abgesehen, weil ich zufällig festgestellt habe, dass ein Bekannter dort als Psychologe arbeitet und ich nicht möchte, dass diese "Kreise" sich überschneiden.

Sich seelisch zu öffnen, erfordert schon ein gewisses Maß an Vertrauen, das manchmal schon alleine deshalb nicht gegeben ist, weil man eben nicht möchte, dass konkrete Personen wissen, dass man seelische Probleme hat. Selbst wenn die Person u.U. ganz nett ist. (Nicht nur) deshalb würde ich nie eine Gruppentherapie machen, es sei denn, mir wird so was mal egal. Aber die Überlegung ist tatsächlich, dass ich nicht möchte, dass meine Themen Kreise ziehen, und sei es auch nur, dass irgendwer davon erfährt und es dann mit "zu sich" nimmt - ohne dass er es rumerzählen würde. Es könnte ja auch sein, dass du denjenigen dann später woanders kennen lernst und er z.B. dein Chef wird usw.

Das Googeln finde ich da fast harmloser, denn wenn man nicht gerade wirklich "dramatische" Sachen gepostet hat, ist das, glaube ich, einfach "normal" heutzutage. Auch wenn man darauf leider nicht wirklich Einfluss hat. Ich hab mal einen Leserbrief geschrieben, der auch persönliche Details enthielt (nicht in einer Community, sondern an die Printausgabe), und dieses Thema findet man noch immer, wenn man mich googelt. Oder einige Aktivitäten eines meiner Kinder sind noch immer online, obwohl das vor fast 10 Jahren war. Da kann man dann im Gemeindeblatt nachlesen, welche Rolle das Kind im Krippenspiel hatte (und damit, dass es evangelisch ist und der Gemeinde xy angehört), oder man entdeckt beim Googeln irgendeinen Schulaufsatz, den das Kind mal im Rahmen eines Schüleraustauschs geschrieben hat.

Ich habe mal meinen Therapeuten in einem Internetforum entdeckt und musste feststellen, dass der auch anders als therapeutisch unterwegs sein kann... - und klar: Manchmal weiß man gar nicht, was genau man über den Anderen eigentlich erfahren will. Vielleicht sucht man nur nach Publikationen, und dann so was...


isabe
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Beitrag So., 12.02.2017, 09:18

Pervers finde ich allerdings, wenn Internetbeiträge tatsächlich missbraucht werden, um Andere zu diskreditieren. Hier schrieb ja mal jemand, als es, glaube ich, um sexuelle Paraphilien ging, er würde überlegen, das Jugendamt einzuschalten. In einem anderen Forum war das tatsächlich mal so, dass eine Userin eine andere Userin beim Jugendamt angeschwärzt hat, ohne dass es eine konkrete "Bedrohung" für die Kinder gab, sondern es wurde irgendwas konstruiert, von wegen: "Frau x ist in Forum y unter dem Usernamen z aktiv und hat dort folgendes gepostet...". Oder die Realnamen einer anderen Userin wurden ergoogelt und dann stand die googelnde Mami plötzlich vor der Schule der Kinder und hat sie bedroht.

Auch das hat aber m.E. weniger mit dem Googeln an sich zu tun, sondern eher damit, dass manche Menschen einfach pervers sind.

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lisbeth
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Beitrag So., 12.02.2017, 10:09

Hallo Miss,

dass man selbst andere Menschen (nicht nur Therapeuten, sondern auch Kollegen, neue Bekanntschaften usw.) googelt, ist mMn normales Verhalten, solange man das nicht exzessiv macht oder anfängt die Personen zu stalken. Also muss ich auch davon ausgehen, dass andere versuchen, über Suchmaschinen mehr über mich herauszufinden.

Von daher versuche ich, das was unter meinem richtigen Namen dort auftaucht, soweit wie möglich zu kontrollieren.
Geht nicht immer. Ich habe zB lange als Freiberuflerin gearbeitet und habe bei öffentlichen Ausschreibungen mitgemacht und den Auftrag erhalten. Damit werden auch meine Kontaktdaten online veröffentlicht. Komplett mit Anschrift. Und ich arbeite von zuhause. Um FB, Twitter usw. mache ich privat einen Bogen. Beruflich muss ich es nutzen. Und ich verwalte das auch für einen Verein, in dem ich mich engagiere (aber nicht unter meinem eigenen Namen).

Wenn es darum geht, was FB, Google usw. über mich wissen, habe ich relativ wenig Einfluss. Ich bin mir sicher, dass FB einen Datensatz über mich hat, auch wenn ich kein eigenes Profil habe. Schon allein, weil meine EMail-Adresse in den freigegebenen Kontakten von Freunden/Bekannten auftaucht, die ihre Kontakte für FB freigegeben haben. Oder weil sie mich ungefragt auf Fotos taggen. (Ist auch toll, dass ich das ohne Profil gar nicht überprüfen kann...) Und wenn das mehrere machen, dann hat FB schon ein kleines Grüppchen von Leuten, die mich kennen. Ganz einfacher Algorithmus. Dagegen könnte man evtl. klagen, weil man persönlich keine Einwilligung gegeben hat, dürfte aber nervenaufreibend werden. Es gibt Dinge, die man da selbst machen kann, wie zB kein Googlemail-Konto nutzen. Anonyme Suchmaschinen nutzen (wobei Google bessere Ergebnisse liefert und bequemer ist, ich geb es zu!) usw.

Der andere Punkt, den du glaubich eigentlich meinst- Andere suchen Infos über mich: Was genau fürchtest du, dass sie über dich rausbekommen können? oder ist es die Querverbindung zwischen den sehr persönlichen Dingen, die man in einer Gruppe bespricht und deiner "Identität" im "echten Leben" (IRL)? Was könnten sie mit diesen Infos machen, wenn sie das rausbekommen?

Ich habe das Gefühl, dass du dir da gerade recht viele (hypothetische) Gedanken machst. Oder gibt es einen Anlass dafür, dass in deiner Gruppe jemand sitzt, den du aus anderen Zusammenhängen kennst? Wenn du feststellst, dass die Sprechstundenhilfe deines Hausarztes in der Therapiegruppe sitzt? Ganz ehrlich, dann würde ich mir eine andere Gruppe suchen. Das wäre mir zu dicht dran. Klar, beim Finanzbeamten kann ich es nicht wissen, wenn er sich nicht zu erkennen gibt. Aber da denke ich mir, dass er so viele Fälle auf seinem Schreibtisch hat, dass er sich an einzelne Namen hoffentlich gar nicht mehr erinnert. Und rein statistisch bestrachtet: Die Wahrscheinlichkeit ist relativ gering, wobei man doofe Zufälle nicht ausschließen kann.
Ein sehr gutes Beispiel für das, was ich meine - jenseits des aktiven selber googlens oder gegoolet werdens inclusive aller Anlässe oder Nicht-Anlässe und Aspekte, die Kellerkind ja sehr treffend ausführt und auch des Nicht-Dazu-Stehens eine Therapiegruppe zu besuchen - geht es mir ja auch um (zufällige) Rollenkollisionen mit Schweigevereinbarung, weil diese Personengruppen sehr viel mehr (über dich) wissen und erfahren haben, vielleicht sogar andere Ziele und Absichten haben und beruflich verfolgen müssen bzw. vieles über dich sehr einfach erfahren und wissen können, obwohl du es ihnen nicht erzählt hast. -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=38565&start=15
Das heißt, dir geht es um das Ungleichgewicht? Der andere weiß (aus anderen Zusammenhängen) mehr über mich als ich über ihn? IdR sind das ja auch Berufe, die eine Schweigepflicht haben (Finanzbeamter oder Sozialbetreuerin). Dass sie in einer Therapiegruppe sind, heißt ja nicht, dass sie völlig verantwortungslose Wesen sind. Ich würde erstmal darauf vertrauen, dass sie ihre professionelle Rolle von der Gruppe und ihren Inhalten trennen können. Die haben außerdem ihre eigenen Probleme, weshalb sie auch in der Gruppe sind. Ich glaube, das steht für die viel mehr im Vordergrund als die Frage, ob sie mal vor Jahren deine Akte auf ihrem Schreibtisch hatten. Und anders herum gedacht: Du hast sie ja dann genauso in der Hand, weil du ja ebenfalls persönliche Infos über sie hast (wo sie arbeiten) und sie dort dann bloßstellen könntest.... Insofern würde ich davon ausgehen, dass erstmal alle im gleichen Boot sitzen und keiner der Bootsinsaßen ein Interesse daran hat, das Boot zum Kentern zu bringen.

Hier ist ein Blogbeitrag, der das aus Therapeuten-Perspektive beleuchtet, für die ist das schließlich genauso ein Problem, was ja Lockenkopf auch schon deutlich gemacht hat: https://therapeutenseele.wordpress.com/ ... begegnung/
Finde es auch schön, dass die Begegnung in der Schwimmhalle war, und ja, ich kann mir vorstellen, dass man als Therapeutin nicht unbedingt im Badeanzug seinen Klienten gegenübertreten möchte. Und auch anderen Berufsgruppen haben ja dieses Problem, Lehrer z.B möchten auch nicht unbedingt ihren Schülern in der Sauna oder im Fitnessstudio begegnen...

Die SHG und das Verhalten mit den E-Mails? Das geht gar nicht. Und auch nicht das pampige Verhalten, wenn man sie darauf hinweist. Für solche Zwecke (und auch für Foren etc) halte ich mir eine anonyme Mailadresse, weil man gerade in solchen Dingen auch immer von der Dummheit/Naivität der anderen ausgehen muss.

Ich glaube, dass andere über mich (zufällig oder nicht) etwas rausbekommen, kann ich nicht komplett verhindern. Das war auch schon vor Google & Co so. Da reicht es, dass jemand zufällig meine Nachbarin kennt, die gerne tratscht und der anderen Person mitteilt, dass ich häufig wechselnde Übernachtungsgäste habe, und schon geht das Gerücht die Runde. Wobei die ja nicht wissen, ob das Sexpartner sind, oder Freunde, die mich besuchen, oder Verwandte oder ob ich mein Sofa an Couchsurfer vergebe. Im Grunde genommen kann ich da "nur" reagieren, wenn sowas dann ans Licht kommt. Aber da ich vorher nicht weiß, ob sowas passiert und in welchem Zusammenhang ist es für mich persönlich dann auch zu anstrengend, mir im Vorfeld viele Gedanken darum zu machen. Weil es dann entweder a) nie eintritt oder b) ganz anders eintritt als ich es mir ausgemalt habe. oder weil ich es c) nie erfahren werde

Wenn es nun im Gruppenkontext eintreten sollte, dass einer der Teilnehmer mich (online) stalkt oder anderweitig zu Nahe tritt, dann würde ich das zum Thema machen. Oder über die Gruppenleitung klären.
Wenn dich das Thema aber nicht loslässt und dich auch so beschäftigt, dass es dich im Gruppenkontext behindert, dann wäre es vielleicht auch mal eine Maßnahme es einfach anzusprechen? Dann siehst du ja auch wie die anderen reagieren, ob es da ganz real einen Anlass zur Sorge gibt oder ob du dir selbst da zehn Schritte voraus bist....

LG Lisbeth.
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Kaonashi
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Beitrag So., 12.02.2017, 12:29

mio hat geschrieben: Diese "offenen Verteiler" - also Leute die irgendeine Rundmail - an eine Gruppe die sich so nicht "kennt" - rausschicken ohne auch nur drüber nachzudenken was sie da tun finde ich auch äußerst befremdlich. Wozu gibt es die Funktion "Blindkopie"?
Mich hat es auch ein wenig gewundert, dass ich in der Einladung zur Versammlung der Schwerbehinderten in meinem Betrieb alle Namen lesen konnte und die anderen natürlich auch meinen. So wusste ab da theoretisch jeder, dass ich einen Schwerbehindertenausweis habe. Ich hatte aber nie vor, zu der Versammlung gehen, und somit hätte das niemand von den anderen Teilnehmern erfahren müssen. Naja, aber arg schlimm war's dann auch nicht. Nur ein Beispiel, das mir grade einfiel.

Aktuell plane ich, in eine SHG zu gehen, und musste nun neulich einen "Kunden" von mir unauffällig aushorchen, ob er da zufällig auch hingeht (da er die gleiche Diagnose hat wie ich). Das wäre in der Tat ein Rollenkonflikt gewesen, ihn in einer SHG zu treffen.

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Miss_Understood
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Beitrag So., 12.02.2017, 13:55

Was SHGs anbelangt, ich denke, da gibt es schon deutliche Unterschiede WAS das für eine ist. Beispielsweise nicht umsonst gibt es die ANONYMEN Alkoholiker (oder auch sonstige Süchtige) - aber zb geht es meines Wissens nach in SHGs zum Thema Psychose nicht immer anonym zu.

Es gibt klarerweise eine Hierarchie an Krankheiten, auch psychischen. Achtung, Ironie ... "So ein ... freundlich Depressiver? Ach, kein Problem, der/die arme." Man kann das ja auch noch dazu ganz chic 'Burnout' nennen und bekommt die entsprechende ggf heimliche Anerkennung. ("Was? Bis zur Erschöpfung gearbeitet? Wow - dann sieh zu, dass du lernst, dass das nicht wieder vorkommt, ruh dich aus - und alles wird schnell wieder gut.")

Es gibt auch eine Art verstecktere Hierarchie an somatischen Krankheiten. "Er hat sich was gebrochen? Der HELD!" "Der hat sehr unschöne Zähne oder sie hat dünnes, fettiges, schuppiges Haar? Igitt, wie ungepflegt! Selber schuld, wenn er/sie so rumläuft!" Usw.

Bevor ich abschweife - was ich sagen möchte ist: ja, einerseits KOMMT all das vor und wenn man NEBEN der Krankheitsbewältigung AN SICH dann auch noch die Kraft hat sozusagen Öffentlichkeitsarbeit für diese oder jene Erkrankung zu machen, ist das jedem freigestellt - freiwillig! Was aber im Informationszeitalter gar nicht mal so einfach IST, v.a. eben, wenn man in bestimmten Berufen arbeitet, die eine gewisse Öffentlichkeit mit sich bringen.

Ich gebe für mich zu: DASS Ich Therapie mache/gemacht habe, erzähle ich durchaus das ein oder andere Mal, in Einzelgesprächen, auch bei neueren Bekannten, aber auch eben ausgewählt.

Warum ich diese Thread eröffnet habe, hat nicht ausschliesslich mit hypothetischen Gedankenspielen zu tun, sondern erwächst einer ganz realen Begebenheit, genauergesagt sogar zwei. Konkreter werde ich hier im thread nicht, weil es andere und eben eine Schweigevereinbarung betrifft.

Ein weiteres wichtiges Stichwort in diesem Kontext ist eben auch:

Big Data.
Alyssa hat geschrieben: Ich bin nicht mal bei FB (war ich niemals), und bekomme trotzdem auf meinen realen Namen Freundschaftsanfragen von FB-Mitgliedern, die ich im echten Leben kenne, mit denen ich aber weder Handy- noch E-Mail-Kontakt habe.
Das ist relativ einfach zu erklären, denn wenn du neu bei fb bist und erstmals nach ‚Freunden‘ suchst, kannst du deine komplette Adressliste einlesen, dann klickst du auf ‚Facebook hat Zugriff auf die Freundeslisten deiner Freunde‘ und wenn diese dies auch angeklickt haben, bist du im Hintergrund gespeichert. Hast du nun wirklich ganz sicher überhaupt gar keine Emailadresse ODER Telefonnummer, so ist ein weiterer Algorithmus von facebook, dir Freunde von Freunden vorzuschlagen, die zb Geburtsort oder Schulort gemeinsam haben, da es DANN sehr wahrscheinlich ist, dass man sich kennt. That’s it!
MariJane hat geschrieben:Allerdings, was ich scarry finde, mir wurden bei Fb dann teilweise Teilnehmer vorgeschlagen und so kannte ich auch den Nachnamen von einigen. Teufelszeug, dieses fb. Ich frag mich immer noch, wie das von statten ging. Wahrscheinlich, weil wir die Smartphones an hatten als wir im selben Raum saßen.
Genau so funktioniert einer der vielen ausgeklügelten Such- und Finde-Logarithmen in facebook.
mio hat geschrieben: Eine Freundin von mir ist zB. Lehrerin und würde deshalb auch niemals einen FB Account anlegen. Andere Freunde von mir haben FB Accounts die "anonymisiert" sind, also über einen "Nic" laufen.
Das ist auch interessant. Eine Freundin von mir hat das genau umgekehrt entschieden: eben WEIL Social Media einen nicht unerheblichen Anteil am Leben ihrer SchülerInnen hat, nimmt sie daran teil - weil es eben ja auch genau darum GEHT in vielen Details der Problemfelder wie Mobbing zb. Eine andere Bekannte macht das als Therapeutin genauso. Und für sehr viele private TherapeutInnen und Coaches ist das eine sehr übliche Marketingmassnahme.

An der Stelle fällt mir wieder ein, dass ich das Thema ja auch schon mal HIER hatte: Stichwort Gravatar, womit ich seinerzeit auch Probleme hatte, denn da war plötzlich, selbst wenn ich mein eingebundenes Profilfoto hier gelöscht habe, (zum Glück nur ein paar Tage) eines unwiderruflich und unlöschbar drin, was mein ‚Gravatar‘ war. Und der ist NUR dort zu löschen.

Thema von 2013 hier:
Cyw hat geschrieben: ich vermute mal, dass du auf dem Wordpress Blog einen Gravatar eingerichtet hast. Das bedeutet, dass du auf jedem (fremden) Blog oder in jedem Forum, in dem du dieselbe Emailadresse verwendest, deinen Gravatar verwenden wirst. (Gravatar = Globally Recognized Avatar, https://de.gravatar.com/)

Die Lösung ist, eine andere Mailadresse für den Gravatar zu verwenden. Zum Beispiel eine, die du sonst nirgends verwendest oder so.

Zur Problematik hier nochmal ein detaillierterer Link: http://netroid.de/die-problematik-mit-gravatar/
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Miss_Understood
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Beitrag So., 12.02.2017, 14:07

Und noch ergänzend: XING. Ebenso LinkedIn. Wer einen Premium Account hat, sieht idR wer - vorausgesetzt ein XING Profil (auch kostenfreies) ist vorhanden - auf seinem Profil war. Ich finde es ungemütlich dort jemand aus der Therapiegruppe zu entdecken. Aber da dort ja nun 'nur' berufliches verzeichnet ist, geht das noch. Wenngleich ich mich DA ja ganz anders, klar und selbstbewusst und zweifelsfrei mit Erfahrung präsentiere. Okay, mit meinen ureignen Ängsten vielleicht eine totale Hochstaplerin zu sein bzw genauer als eine solche wahrgenommen zu werden, das ist dann MEIN Thema.

Aber noch mehr geht es mir darum, dass ich tatsächlich gerne selber bestimmen möchte, was, wieviel und wann ich etwas anderen von mir erzähle, gerade wenn es um therapierelevante und intime Dinge wie Beziehungen/Sex, Geld und Krankheiten geht.

Muss ich 'Big Data' bestimmen lassen, in welcher Reihenfolge ich die Themen angehe, die ich gern in der Therapiegruppe angehen würde? Hm ... das verunsichert mich alles ziemlich gerade.
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lisbeth
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Beitrag So., 12.02.2017, 17:06

Miss_Understood hat geschrieben: Das ist auch interessant. Eine Freundin von mir hat das genau umgekehrt entschieden: eben WEIL Social Media einen nicht unerheblichen Anteil am Leben ihrer SchülerInnen hat, nimmt sie daran teil - weil es eben ja auch genau darum GEHT in vielen Details der Problemfelder wie Mobbing zb. Eine andere Bekannte macht das als Therapeutin genauso. Und für sehr viele private TherapeutInnen und Coaches ist das eine sehr übliche Marketingmassnahme.
Aber nutzt die Lehrerin diesen FB Account dann sowohl für die Schüler als auch für private Zwecke? Wäre mir persönlich zu heikel. Gerade in IT-und Datenschutzdingen verhaken sich die Dinge immer wieder mal gerne oder FB ändert von sich aus die Privatsphäre-Einstellungen und dann kann es schnell mal sein, dass andere Dinge sehen, die sie nicht sehen sollen... Den Anbietern ist das egal, die User nutzen es ja trotzdem fleißig weiter...

Therapeutin auf FB (als Therapeutin) finde ich spooky. Und wenig vertrauenserweckend. Ich meine: will ich, das FB in seinem Datenspeicher hat, dass ich mit Therapeutin xy verbunden bin und möglicherweise sogar noch den Inhalt der Kommunikation auswertet und diese Info dann mal irgendwann zu Geld macht ???!! Das lässt mich eher daran zweifeln, ob diese Therapeuten/innen in der Lage sind, Datenschutzbelange richtig und vernünftig einzuschätzen und ihre Klienten dann auch mal vor sich selbst zu schützen....Wie wollen diese Therapeuten verhindern, dass jemand der verzweifelt auf Therapieplatzsuche ist, dann eine sehr persönliche Anfrage schickt, inkl. aller Problemlagen, die man gerade hat? Oder man stellt FB so restriktiv ein, dass Interaktion völlig ausgeschlossen ist. Klar ist FB bequem und easy und alle haben es, aber es gibt auch andere Wege um miteinander zu kommunizieren. Fürs Marketing an sich kann man sich auch relativ leicht einen Blog zulegen, FB für Marketingzwecke in solchen Berufen finde ich persönlich eher abtörnend.

Das ist jetzt ein wenig OT, aber ich finde den Aspekt "Verfügbarkeit" auch noch interessant. Wenn ich als Lehrerin oder Therapeutin auf FB oder anderen Sozialen Medien aktiv unterwegs bin (dh ich kommuniziere dort auch mit Klienten oder Schülern usw.), suggeriere ich damit nicht auch eine "Verfügbarkeit", die real gar nicht gegeben ist und die ein vernünftiger Therapeut/Lehrer auch gar nicht erfüllen kann oder mag?

@Miss, um deine Frage/dein Problem nochmal besser verstehen zu können:
Geht es dir darum, dass andere aus deiner Gruppe über google mehr über dich rausfinden könnten, als das was du für den Moment bereit bist preiszugeben - und wenn ja, was würden die über dich herausfinden können? Oder geht es darum, dass es Menschen in der Gruppe gibt, die aus anderen Zusammenhängen (Stichwort Berufe mit Schweigepflicht) mehr über dich wissen und du dich deswegen verletzlich fühlst (ich glaube, du hast das als Machtungleichgewicht bezeichnet...).
Oder beides zusammen?

Ist dieses Unbehagen etwas, was für dich die Gruppe bzw. die Teilnahme daran gänzlich in Frage stellt? Gibt es etwas, was die Gruppenleitung (falls es eine gibt) ändern könnte, damit es für dich besser/einfacher wird?
Miss_Understood hat geschrieben:Muss ich 'Big Data' bestimmen lassen, in welcher Reihenfolge ich die Themen angehe, die ich gern in der Therapiegruppe angehen würde? Hm ... das verunsichert mich alles ziemlich gerade.
Du musst "BIG DATA" gar nichts bestimmen lassen. Schon gar nicht deine Themen in der Gruppe. Meinst du, in der Gruppe wird irgendjemand sagen, aber ich weiß aus dem Internet, dass ABC gerade das viel akutere Problem ist als XYZ? Und selbst wenn jemand so dazwischengeht: Das wäre doch ein 1a-Anlass das dann mal zu thematisieren, wie damit umgegangen wird und wie du dazu stehst. Oder was meinst du?
Findet man denn im Internet unter deinem Namen Dinge zu Finanzen/Krankheiten/Beziehungen? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen... Wenn du dir unsicher bist in Bezug auf die schweigepflichtigen Berufsangehörigen in der Gruppe (so habe ich das zumindest verstanden...): Bist du dir sicher, oder kommen sie dir "nur" bekannt vor? Meinst du, sie erkennen dich denn auch? Z.B. bei Arzthelferinnen: die haben jeden Tag 1000e von Patienten in der Praxis und ich bin eine davon, die 1x im Jahr für eine Krankschreibung wegen Infekt vorbeikommt. Evtl. hat die mein Gesicht gar nicht abgespeichert, ich ihrs aber schon. Im grundegenommen gilt ihre (berufliche) Schweigepflicht ja auch in der Gruppe: wenn sie Detailinfos über dich vor der Gruppe preisgeben sollten, könntest du ihnen auch ziemliche Probleme machen. Und das sollte ihnen auch klar sein, wenn sie ihren Beruf ernst nehmen. Von daher ist das Machtgefälle vielleicht doch ein gefühltes?

Ich finde das für mich gerade auch ganz spannend, weil ich in meiner Maltherapie vor kurzem vom Einzel in eine Gruppe gewechselt bin (bei der gleichen Therapeutin). Was für mich mit ganz viel Unsicherheiten und Fragen verbunden ist, die für mich aber in anderen Bereichen liegen, aber diese spezifische Frage/n hat sich mir nicht gestellt, was mich im Nachhinein ein wenig selbst überrascht.

LG, Lisbeth
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Miss_Understood
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Beitrag So., 12.02.2017, 17:27

lisbeth hat geschrieben: Aber nutzt die Lehrerin diesen FB Account dann sowohl für die Schüler als auch für private Zwecke?
Es steht mir nicht zu diese Fragen an jemand dritten hier zu beantworten. Das müsstest du sie dann selber fragen.
lisbeth hat geschrieben: Therapeutin auf FB (als Therapeutin) finde ich spooky. Und wenig vertrauenserweckend. Ich meine: will ich, das FB in seinem Datenspeicher hat, dass ich mit Therapeutin xy verbunden bin und möglicherweise sogar noch den Inhalt der Kommunikation auswertet und diese Info dann mal irgendwann zu Geld macht ???!!
Du musst dich ja nicht mit ihr befrienden in facebook. Ich gebe aber /auch/ zu, dass ich mal ein Erstgespräch hatte mit einer sehr jungen Therapeutin vor längerem - die ich dann zufällig unter den fb Freunden eines recht neuen Bekannten gesehen habe. Oder - eine Bekannte von mir - die als Heilpraktikerin für Psychotherapie auch therapeutisch arbeitet, begegnete auf einer recht kleinen abendlichen Zusammenkunft bei mir einer Klientin - die ebenso meine Bekannte war.
lisbeth hat geschrieben: Das lässt mich eher daran zweifeln, ob diese Therapeuten/innen in der Lage sind, Datenschutzbelange richtig und vernünftig einzuschätzen und ihre Klienten dann auch mal vor sich selbst zu schützen....Wie wollen diese Therapeuten verhindern, dass jemand der verzweifelt auf Therapieplatzsuche ist, dann eine sehr persönliche Anfrage schickt, inkl. aller Problemlagen, die man gerade hat?
Nun, ich denke, da kommt es klar darauf an, wie man sich dort darstellt und wie man mit solchen Anfragen umgeht und ob sie überhaupt kommen. Die potentiellen Klienten haben genau so eine Verantwortung. Und wir sind nunmal gefragt mit den digitalen Gegebenheiten umzugehen zu lernen. Ich finde es persönlich dann allemale besser es zu TUN statt es zu ignorieren.
lisbeth hat geschrieben:Das ist jetzt ein wenig OT, aber ich finde den Aspekt "Verfügbarkeit" auch noch interessant. Wenn ich als Lehrerin oder Therapeutin auf FB oder anderen Sozialen Medien aktiv unterwegs bin (dh ich kommuniziere dort auch mit Klienten oder Schülern usw.), suggeriere ich damit nicht auch eine "Verfügbarkeit", die real gar nicht gegeben ist und die ein vernünftiger Therapeut/Lehrer auch gar nicht erfüllen kann oder mag?
Das ist nicht nur für Therapeuten ein Thema. AUCH für ganz normale Kundenbetreuer von Firmen oder v.a. von Medien (wie zb Zeitungen - die dann zb dazu übergehen die Kommentarfunktionen nachts auszuschalten.)
lisbeth hat geschrieben:@Miss, um deine Frage/dein Problem nochmal besser verstehen zu können:
Geht es dir darum, dass andere aus deiner Gruppe über google mehr über dich rausfinden könnten, als das was du für den Moment bereit bist preiszugeben - und wenn ja, was würden die über dich herausfinden können? Oder geht es darum, dass es Menschen in der Gruppe gibt, die aus anderen Zusammenhängen (Stichwort Berufe mit Schweigepflicht) mehr über dich wissen und du dich deswegen verletzlich fühlst (ich glaube, du hast das als Machtungleichgewicht bezeichnet...).
Oder beides zusammen?
Ersteres eher weniger. Zweiteres schon eher.
lisbeth hat geschrieben:Ist dieses Unbehagen etwas, was für dich die Gruppe bzw. die Teilnahme daran gänzlich in Frage stellt?
Noch nicht gänzlich. Ich weiß es aber nicht.
lisbeth hat geschrieben: Gibt es etwas, was die Gruppenleitung (falls es eine gibt) ändern könnte, damit es für dich besser/einfacher wird?
Nein. Gar nichts.
lisbeth hat geschrieben: Ich finde das für mich gerade auch ganz spannend, weil ich in meiner Maltherapie vor kurzem vom Einzel in eine Gruppe gewechselt bin (bei der gleichen Therapeutin). Was für mich mit ganz viel Unsicherheiten und Fragen verbunden ist, die für mich aber in anderen Bereichen liegen, aber diese spezifische Frage/n hat sich mir nicht gestellt, was mich im Nachhinein ein wenig selbst überrascht.

LG, Lisbeth
Verstehe ich nicht. Wenn sich einem eine Frage nicht stellt, dann stellt sie sich einem nicht. Wie kann man sonst 'im Nachhinein überrascht sein' dass sie sich einem doch nicht gestellt hat? Dann wäre es ja NORMALERWEISE DOCH etwas, was einen beschäftigen WÜRDE. Und wieso hat sie es dann DOCH nicht? Ich kriege diesen Widerspruch gerade nicht zu fassen ...
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mio
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Beitrag So., 12.02.2017, 17:33

Miss_Understood hat geschrieben:Das ist auch interessant. Eine Freundin von mir hat das genau umgekehrt entschieden: eben WEIL Social Media einen nicht unerheblichen Anteil am Leben ihrer SchülerInnen hat, nimmt sie daran teil - weil es eben ja auch genau darum GEHT in vielen Details der Problemfelder wie Mobbing zb. Eine andere Bekannte macht das als Therapeutin genauso. Und für sehr viele private TherapeutInnen und Coaches ist das eine sehr übliche Marketingmassnahme.
Ich glaube es hat auch was damit zu tun, wie man seinen Beruf versteht. Bewusste Freundin "trennt" grundsätzlich zwischen Beruf und Privatleben. So hat sie zB. auch eine eigene SIM-Karte für Klassenfahrten und ähnliches und gibt auch nur diese Nummer an die Schule, Eltern und Schüler raus. Nutzt sie faktisch aber wirklich nur während "beruflicher Tätigkeiten" wo sie via Handy erreichbar sein muss (also zB. an Wandertagen oder auf Klassenfahrten). Ansonsten liegt die in der Schublade. Das hat durchaus auch schon zu Konflikten geführt mit der Schule (weil sie als sie eine spontane morgendliche Vertretung machen sollte über diese Nummer eben nicht erreichbar war), aber im Grunde hat sie damit völlig Recht wie ich finde.

Es "bewusst" im Sinne des Berufs zu nutzen kann Sinn machen und auch notwendig sein, je nach Beruf und Auffassung davon. Meine Freundin ist eben der Auffassung, dass ihr Privatleben ihre Schüler erst mal nichts angeht und dass sie sozusagen "die Hoheitsmacht" darüber hat und auch behalten möchte. Es gibt allerdings auch ein paar ehemalige Schüler mit denen sie sporadischen aber regelmässigen Kontakt hat, weil diese ihr einfach besonders ans Herz gewachsen sind. Die haben dann auch die privaten Kontaktdaten. Das hat allerdings auch schon mal zu Problemen geführt, weil ein Schüler da die Grenzen dann eben doch nicht gewahrt hat und ihr zu "zudringlich" wurde in Bezug auf ihr Privatleben, also einen zu innigen und privaten Kontakt wollte.

Letztlich sind das aber ja Probleme die schon immer in irgendeiner Form existiert haben und die sich durch die "Kommunikationsgesellschaft" nur "verstärkt" haben indem man auf mehr "Kanälen" "erreichbar" ist im Zweifel.

Ich bin beispielsweise als Kind zusammen mit Mitschülern mit dem Rad zu einigen Lehrern nach Hause gefahren...manchen "gefiel" das, manchen wohl eher nicht so...

Wirklich schwierig ist ja eher, dass wir teilweise ungewollt Informationen preisgeben müssen, wenn wir die Dienste nutzen wollen. Ich also zB. nix googeln kann ohne dass Google das dann "verwendet". Wenn ich den Dienst nutzen will, dann muss ich den Drops eben lutschen. Ebenso wie ich wenn ich freiwillig das Netz für was nutze eben den Drops lutschen muss, dass das dann eben auch im Netz ist und das das Netz "nichts vergisst" sozusagen.

Ich hatte mal ein ganz scary Erlebnis in den Anfangszeiten meiner "Internetnutzung". Ich hatte einen Blogbeitrag geschrieben, den ich im Nachgang aber dann doch zu privat fand und sofort nach Veröffentlichung wieder gelöscht habe. Am nächsten Tag "schubste" mir eine Blogfreundin exakt diesen Beitrag ins "Postfach" um mich auf das Phänomen hinzuweisen, dass in dem Moment wo ich einen Beitrag schreibe und mich jemand per RSS Reader abonniert hat dieser Beitrag sofort bei dem landet. Auch wenn ich den direkt wieder lösche. Und da dann auch "bleibt" und eben nicht "mitgelöscht" wird.

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Miss_Understood
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Beitrag So., 12.02.2017, 17:37

mio hat geschrieben:Ebenso wie ich wenn ich freiwillig das Netz für was nutze eben den Drops lutschen muss, dass das dann eben auch im Netz ist und das das Netz "nichts vergisst" sozusagen.

Ich hatte mal ein ganz scary Erlebnis in den Anfangszeiten meiner "Internetnutzung". Ich hatte einen Blogbeitrag geschrieben, den ich im Nachgang aber dann doch zu privat fand und sofort nach Veröffentlichung wieder gelöscht habe. Am nächsten Tag "schubste" mir eine Blogfreundin exakt diesen Beitrag ins "Postfach" um mich auf das Phänomen hinzuweisen, dass in dem Moment wo ich einen Beitrag schreibe und mich jemand per RSS Reader abonniert hat dieser Beitrag sofort bei dem landet. Auch wenn ich den direkt wieder lösche. Und da dann auch "bleibt" und eben nicht "mitgelöscht" wird.
Oh JA! Das ist bei facebookbeiträgen ja ganz genau so. Leider hatte da mein Exfreund ein problematisches Händchen für nächtliche Posts, die er gleich wieder löschte ... *augenroll ... und ich habe ihm mehr als einmal geraten doch wirklich bitte darauf zu achten ... *seufz ...

Oder manche habe irgendwann mal einen Dienst eingeschaltet, dass alles, was in fb gepostet wird, auch in twitter landet. Und das dann vergessen. Und in twitter ist ja erst mal per se alles öffentlich und jemanden zu blockieren ist ungleich schwieriger. Auf ALL das hinzuweisen, gerade im Kontext Therapie finde ich immer und immer wieder wichtig.
Zuletzt geändert von Miss_Understood am So., 12.02.2017, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
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lisbeth
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Beitrag So., 12.02.2017, 17:50

Miss_Understood hat geschrieben:Verstehe ich nicht. Wenn sich einem eine Frage nicht stellt, dann stellt sie sich einem nicht. Wie kann man sonst 'im Nachhinein überrascht sein' dass sie sich einem doch nicht gestellt hat? Dann wäre es ja NORMALERWEISE DOCH etwas, was einen beschäftigen WÜRDE. Und wieso hat sie es dann DOCH nicht? Ich kriege diesen Widerspruch gerade nicht zu fassen ...
Weil diese Frage/n mich vor ein paar Jahren, als ich für ein paar Monate in der Klinik war, im Vorfeld sehr stark beschäftigt hat. Damals war ich aber auch über meinen damaligen Arbeitgeber viel stärker im Netz auffindbar und das war mir irgendwie too much information, die da andere über mich erfahren. Aber auch anders herum: Abgrenzung - auch im Job - war/ist bei mir ganz großes Thema, und ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl dann in Gruppen über meine Probleme im Job zu reden, weil ich das Gefühl hatte, das stellt meinen AG in ein schlechtes Licht, weil man ja über google sofort rausfindet, wo ich arbeite... Meinem damaligen Arbeitgeber war Reputationsmanagement schon total wichtig, bevor es diesen Begriff überhaupt gab, und ja - ich geb auch zu, dass ich dessen Haltung da ein wenig zu sehr zu meiner eigenen gemacht habe...
Insofern ist mir durch dein Thema hier im Forum erst klar geworden, dass mich *diese* konkrete Frage jetzt im Zusammenhang mit dem Wechsel in die Gruppe gar nicht mehr beschäftigt hat.
Hoffe, der Zusammenhang wird so ein wenig klarer.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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