Der 'sexsüchtige' Partner

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Möbius
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 53
Beiträge: 1397

Beitrag Fr., 09.12.2016, 16:37

Und so ist es vielleicht gerade dieses Schuldgefühlt, das Vermeidungsverhalten gegenüber jedweder Sexualität, das mit dem unterliegen im Ödipus-Konflikt in die Psyche der Kinder Einzug gehalten hat, die sich heute in jähem Abwehrverhalten gegenüber denjenigen Sexualitäten äussert, die von der Norm des "gerade noch Erlaubten" abweicht. Auch dieses Schuldgefühl konnte ja niemals verarbeitet werden.

Es ist von seiner Ursache: der Zurückweisung im Ödipus-Konflikt und der damit möglicherweise einhergehenden bewußten Sexualeinschüchterung und Perhoreszierung von Sexualität durch wenig empfindsame Eltern - abgespalten, und schwebt sozusagen losgelöst über jedweder Sexualität, wird "kulturell aufgeladen" und rationalisiert mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, göttlicher Offenbarung und "Alltagstheorien" auf dem Niveau von Broschüren- und "Ratgeberliteratur". Und es wird in die Sexualität auch anderer Menschen hineinprojiziert, die eben deswegen diskriminiert oder pathologisiert wird, obschon es ja die eigene Sexualität ist, gegen die sich dieses Schuldgefühl eigentlich richtet. So wie die Sexualbetätigung des Kindes bestraft worden ist, soll jetzt auch die Sexualität von anderen bestraft - und zurückgedrängt werden. Das ist meiner Vermutung nach auch der "tiefenpsychologische Kern" jeder Diskriminierung abweichender Sexualitäten, den man mit Demonstrationen, gesetzlichen Vorschriften, dem schon inflationären Antidiskriminierungsrummel und sonstigen politica nicht erreichen kann.

Und vielleicht - die vielen "vielleichts" machen schon deutlich, daß sich meine psychoanalytischen Vermutungen schon nicht mehr auf dünnem Eis befinden, sondern in einem dunstigen Nebel herumstochern - ist es auch so, daß in einem "libidinös asymetrischen" Paar nicht nur an der Sexualität und dem Sexualverhalten des libidinös Stärkeren therapeutisch gearbeitet werden sollte, sondern auch zumindest am Sexualverständnis des libidinös Schwächeren, damit er unter Emanzipation von seinen eigenen sexualrestriktiven Vorstellungen instand gesetzt wird, die stärkere Libido seines Partners als solche zu akzeptieren und ihm Hilfestellung dabei bieten kann, sie in der schon in den Eingangspostings beschriebenen Art und Weise zu "domestizieren" - statt sich selbst und die Beziehung "als solche" in fruchtlosen, gar kontraindizierten Versuchen zur reinen Sexualrestriktion aufzureiben. Denn eine solche "Domestizierung" ist m.E. die einzige Chance, eine Paarbeziehung unter "libidinös Assymetrischen" dauerhaft aufrechterhalten zu können.

Amen.

Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag Fr., 09.12.2016, 17:51

Da ich ja bei Ihnen auf der Ignorierliste stehe, weiß ich natürlich nicht ob Sie das lesen, möchte es Ihnen jedoch einfach mal hier lassen. Wissen Sie, Möbius, für mich, die ich nun wirklich so gut wie nichts ausließ, was sich auf dem Sektor Sexualität so finden lässt (und noch halbwegs im legalen Bereich liegt), war dieses Tun eine Art Befreiungs- und Emanzipationsprozess. Beim Lesen Ihrer Ausführungen, habe ich das Gefühl, dass Ihnen diese Emanzipation, die ich im Sinne eines "sich selbst unabhängig und eigenständig Machens" verstanden wissen möchte, bisher nicht recht geglückt ist.

Sie scheinen noch immer enorm viel auf die Ansichten und Meinungen anderer Menschen zu geben, was Sie fortwährend in die Position eines in seinem Bedürfnis nach Respekt und Akzeptanz frustrierten Sonderlings bringt, der vergeblich auf der Suche nach einer erwachsenen, stabilen und selbstbewussten sexuellen Identität ist. Es wird Sie womöglich überraschen, aber als Prostituierte lernt man in allererster Linie eines, nämlich dass der "Normalbürger" eine solche Identität gar nicht hat. Er ist hohl, was das angeht.

Das Erste was passiert, trägt man einem typischen, heterosexuell gepolten Biedermann eine ihm unbekannte erotische Variante an, dürfte so etwas wie der Semmelweis-Reflex sein. Jedenfalls wenn dieser Antrag außerhalb eines erotischen Settings erfolgt oder gar in einer Situation, in welcher der Betreffende sich beobachtet fühlt und Gefahr laufen könnte, als "irgendwie pervers" zu gelten, was Gott natürlich bitteschön unbedingt verhüten möge!

Liegt der betreffende Biedermann jedoch bereits deutlich erregt in einer Umgebung, die er extra zu diesem Zwecke aufsuchte, so würden Sie sich wundern, was man so alles mit einem solchen Biedermann veranstalten darf und wieviel man dafür kassieren kann. Und oft kommt dieser dann auch noch wieder, weil es "so schön geil" war. Natürlich immer unter der Prämisse der absoluten Diskretion.

Was ich Ihnen mit diesem kleinen Exkurs mitzuteilen suche, ist schlicht und ergreifend der Umstand, dass sehr viele Leute pervers sind (legt man mal die üblichen Definitionen als Maßstab fest), sie trauen sich nur nicht, das in irgendeiner Form offensichtlich werden zu lassen. Lieber zeigen sie pseudoempört auf "den Perversling" und schauen sich dann im stillen Kämmerlein einen Hardcorefilm an. Kurzum, machen Sie sich mal locker. Diese Leute verachten nicht Sie, sondern vielmehr sich selbst (bzw. das, was sie sich selbst aus Scham, Angst oder sonstigen Verklemmungen vorenthalten), was jedoch kaum bewusst geschieht. Wütend müssen Sie deswegen nicht sein, haben Sie lieber Mitleid, denn nur zu oft kommt es, genau aus diesen nicht gelebten Anteilen heraus, zu jeder Menge Unbill, die gar nicht damit in Zusammenhang gebracht werden.

Sie, Möbius, wagen es doch, zu sich zu stehen. Das ist doch schon mal eine reife Leistung. Ich persönlich finde ja, Ihr Geschriebenes beweist deutlich mehr Identität, als ich sie bei meiner damaligen Durschnittsklientel gewöhnt war.

Mit freundlichen Grüßen!
Mondin

PS: Nach wie vor bin ich im Übrigen überzeugt davon, dass nicht die vermeintliche Sexsucht eines Partners das eigentliche Problem der vielen ThreaderöffnerInnen hier im Forum ist. Sondern vielmehr ein generell respektloser Umgang, der geprägt ist von Abwertung, Ignoranz der Bedürfnisse und nicht vorhandener Intimität; die auch nicht entstehen kann, befindet sich ein Paar nicht auf Augenhöhe.

....

Benutzeravatar

crazyvampire24
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 44

Beitrag Fr., 09.12.2016, 19:46

Oh ha da meint aber jemand,den vollen Durchblick bei Frauen zu haben.Lieber Jose,kein Erfolg gehabt bei den Damen,oder warum so frustriert?Na das würde mich auch nicht wundern,wenn du dich in deren Gesellschaft so aufgeführt hast,wie du es hier tust.
In deinem Alter solltest du wissen,dass man nicht pauschalisieren kann.Das was du so beschreibst,den Drang zum Fremdgehen,den Bedarf nach viel Sex und wechselnden Partnern,kenne ich in der Tat eher von Männern.Im Gegensatz zu deinen Unterstellungen,gibt es da auch wissenschaftliche Beweise.Durch den deutlich höheren Testosteronspiegel,den Männer im Blut haben,kommt es zu einem erhöhten Sexualtrieb.
Natürlich gibt es auch sexsüchtige Frauen,die betrügen.Aber prozentual gesehen,war das auch in meinem Umfeld eher den Männern zuzuordnen.Meistens war es da die Frau,die seltener Lust auf Sex hatte und es da zu Auseinandersetzungen mit dem Partner kam.Bis hin zum Seitensprung.Irgendwann holt man(n) sich das,was man möchte,eben woanders.
Und nein,ich weiß durchaus,dass Ausnahmen die Regeln bestätigen und es auch eine andere Sorte Männer gibt.Man sollte nicht alles in einen Topf werfen.Es gibt bei beiden Geschlechtern solche und solche.Da zu sagen " Frauen sind.., Frauen wollen,Frauen machen.." halte ich für unfair.Ich bin Dauersingle und mag überhaupt keinen Sex.Das nur mal so am Rande zu deinen Ausführungen..

Aber wie schon gesagt,die Problematik eines unterschiedlichen Verlangens nach Sex ist ein häufiges "Problem"Fakt ist ein "nein" muss man akzeptieren und da kann ein Seitensprung nicht die Lösung sein.Es ist ja nicht Sinn der Sache,wenn ein Partner sich zum Sex "zwingen" muss,um den Menschen an seiner Seite nicht zu verlieren.Da fühlt man sich schnell zum Sexobjekt abgestempelt.Es kam auch schon vor,dass Partner sich fast vergewaltigt oder zum Sex genötigt fühlten.Das ist Gift für jede Beziehung.Dabei kann man doch auch bei Selbstbefriedigung schöne Sachen machen und so dem eigenen Trieb gerecht werden.Warum es dann so oft der Seitensprung sein muss,weiß ich nicht.Ich könnte mir vorstellen,dass man generell sexuelle Bedürfnisse/Neigungen befriedigen möchte,die man in der Beziehung nicht befriedigen kann.Bestimmte Fetische zum Beispiel.Die lassen sich manchmal schwer alleine ausleben.

Ich kann mir also schon vorstellen,dass der divergierende Bedarf an sexueller Nähe in einer Beziehung ein Problem darstellt.Dieses Damoklesschwert "entweder ich gebe ihm/ihr,was er/sie will,oder ich verliere den Partner an eine(n) anderen",baut schon extremen Druck auf,finde ich.Da wird Sex zum Pflichtprogramm und dann macht es keinen Spaß mehr.Zumindest mir nicht.Daher denke ich sollte man von Anfang an da offen reden in der Beziehung,damit man es rechzeitig realisiert,wenn es einfach nicht passt.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag