Überforderung durch positive Gefühle???

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Mo., 19.09.2016, 21:28

Meine bewertet Diagnosen angeblich auch nicht über. Keine Ahnung, ob es tatsächlich so ist... glaube es ihr aber. Die Berücksichtigung von allen relevanten Faktoren und Hintergründen und Auswahl individueller Interventionen schließt ein sorgfältige Diagnostik nicht aus - im Gegenteil. Für mich wäre es ein no go, die Diagnose nicht zu erfahren, die mir übrigens ungefragt mitgeteilt wurde. Damit war es für mich dann auch erledigt. Fand ich noch am ehesten stimmig und hörte ich auch nicht zum ersten Mal.

Ich finde eher die Frage fragwürdig: Ich mache dies oder jenes... welche Diagnose hat nun mein Therapeut gestellt. SO läuft Diagnostik tatsächlich nicht.
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montagne
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Beitrag Mo., 19.09.2016, 21:34

@Lockenkopf: Dieses Recht gilt in der Psychotherapie schlicht nicht uneingeschränkt. Die Therapeutin kann aus therapeutischen Gründen Diagnose und auch Berichte zurückhalten. Aber natürlich steht die Tür einer jeden Therapeutin jederzeit offen, zumindest von innen.
amor fati

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stern
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Beitrag Mo., 19.09.2016, 21:36

Na ja, auf die Diagnostik baut auch die Behandlungsplanung auf. Ist diese daneben, kann das in einer Falschbehandlung münden. Ich persönlich kann nichts damit anfangen, wenn mir jemand erklären würde, das Diagnosen eigentlich total irrelevant sind. Natürlich berücksichtigen Therapeuten auch ein gewisses Störungswissen und erfinden für nicht jeden Patienten das Rad neu. Im Optimalfall merkt es der Patient nur nicht.

Die Zurückhaltung ist nur unter seehr engen Voraussetzungen möglich. Es therapeutisch nicht sinnvoll zu finden, leicht noch lange nicht.
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montagne
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Beitrag Mo., 19.09.2016, 21:45

@stern: Ich hab nicht gesagt, dass es irrelevant sei oder dafür gehalten werden solle. Im Gegenteil.
Ich denke Diagnosen sind verhältnismäßig grobe Kategorien und kaum ein Klient wird komplett in 1-2 oder 3 Diagnosen fallen. Ein bisschen was wird passen, etwas auch nicht.
Mit eigenen Worten, gestützt durch Fachsprache ist es konkreter und passender beschreibbar. Darauf sollte die Behandlung fußen, auf der individuellen Anamnese und nicht einer Kategorie und so ist es ja meist auch.

Ich bin auch nicht grundsätzlich gegen Diagnosen (und auch nicht dafür). Komisch wie hier immer mal wieder polarisierende Diskussionen entstehen, indem Dinge interpretiert werden, die so nie gesagt wurden. Wie gesgat, mein kritisches Hinterfragen der Relevanz und dem Aussprechen von Diagnosen heißt nicht automatisch, dass ich Diagnosen irrelevant finde.
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stern
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Beitrag Mo., 19.09.2016, 21:58

Der obere Absatz war gar nicht auf dich bezogen. Es wird nur manchmal tatsächlich behauptet, das Diagnosen nur für die KK als Schlüssel dienen und keine weitere Relevanz haben. Und das sehe ich nicht so... und könnte mich damit auch nicht anfreunden, wenn mir ein Therapeut die Bedeutsamkeit der Diagnose ausreden wollte (mir ist das noch nicht geschehen).

Nun, manche Diagnosen passen besser, manche weniger gut. Je nach (Neben)diagnose hat das teilweise auch schon sehr gut gepasst, so dass ich das erhellend fand. Und das kann der Behandlung durchaus dienlich sein, wenn es Erfahrungswerte gibt. Außerdem denke ich, dass unwillkürlich Schubladen aufgemacht werden. Wichtig ist wohl, dass man Patienten nicht der Diagnose gleich zu machen. Aber ob man etwas -zum Beispiel- Selbstwertproblematik oder narzisstische Problematik nennt, fände ich nebensächlich.
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Lockenkopf
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Beitrag Mo., 19.09.2016, 22:17

montagne hat geschrieben:@Lockenkopf: Dieses Recht gilt in der Psychotherapie schlicht nicht uneingeschränkt. Die Therapeutin kann aus therapeutischen Gründen Diagnose und auch Berichte zurückhalten. Aber natürlich steht die Tür einer jeden Therapeutin jederzeit offen, zumindest von innen.
Und dem Pat. steht es offen, sich einen -Therapeuten zu suchen der das Recht auf diese Informationen achtet.
Liebe Grüße
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Beitrag Mo., 19.09.2016, 22:20

Für alle die es interessiert, hier aus berufenem Munde, die Wichtigkeit in der Psychotherapie korrekt diagnostizieren zu können: ab Min. 35 bis zu Ende.

Liebe Grüße
Lockenkopf

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Beitrag Mo., 19.09.2016, 22:25

Na ja, auf die Diagnostik baut auch die Behandlungsplanung auf. Ist diese daneben, kann das in einer Falschbehandlung münden. -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=37681&p=889774#p889774
Eine falsche Diagnostik führt mit Sicherheit zu einer Falschbehandlung.

Die Berücksichtigung von allen relevanten Faktoren und Hintergründen und Auswahl individueller Interventionen schließt ein sorgfältige Diagnostik nicht aus - -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=37681&start=15

Danke liebe Stern, genau das ist Diagnostik!!!
Und darauf beruhen therapeutische Entscheidungen.

Und diese Diagnose trägt einen Namen, genau so wie die sich aus der Diagnostik ergebende Therapeutische Entscheidung eine Bezeichnung hat.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Di., 20.09.2016, 07:11

Eine Diagnose soll auch nicht das Wesen des Menschen abbilden, sondern eine Störung benennen und wodurch diese charakterisiert ist. Das wird vielleicht auch missverstanden, wenn man sich mit einer Diagnose identifiziert?

Und wenn ein Patient sagt: Ich glaube, dass andere Menschen nicht aufrichtig sind, sondern mir etwas vorspielen, so ist das für sich genommen so gut wie nicht aussagekräftig. Sondern man würde wohl schauen, ob das ein "Muster" ist, dass Kontakte prägt. Wie sich das äußert, und so weiter und so fort. Wenn ja: Mir würde auf Anhieb > 10 Diagnosen einfallen, bei denen ich das nicht abwegig fände. Wenn ich genauer nachdenken würde, dann noch viel mehr. Und es erzählt mir kein Mensch, dass die Behandlungsplanung unabhängig davon ist, wie das diagnostisch eingeordnet wird... insbes. wenn ein Reihe recht unterschiedlicher Diagnosen in Betracht kommt. Anders als Patienten, die versuchen sich anhand eines Kriteriums selbst in eine Schublade zu packen einzuordnen, wird ein Therapeut das globaler sehen können, d.h. vieles einbeziehen, um zu seinem Schluss zu kommen.

Das kann also höchstens der betroffene Therapeut beantworten. Ein Therapeut, der Diagnosen nur die Bedeutung einer Ziffer beimisst, die Geld in die Kasse spült, muss beten, keine Fehlbehandlungen zu fabrizieren. Denn Therapeuten müssen ihre Behandlung rechtfertigen können und müssen dabei den Fachstand berücksichtigen. Wenn ein Therapeut das nicht kann, kann er gleich seine Haftpflichtversicherung anrufen, wenn ein Patient einen Behandlungsfehler beklagt... und die fände das mglw. sogar grob fahrlässig, wenn jede Sorgfalt außer acht bleibt.

Für die Krankenkasse bzw. Abrechnung hat die Art das Schlüssels höchstens eine sehr untergeordnete Bedeutung. Dafür muss nur einer vorliegen... natürlich nach vorangegangener sorgfältiger Diagnose. Es wäre eine Pflichtverletzung, wenn der Therapeut eine Diagnose würfelt oder auch wenn eine Diagnose gestellt wird, um etwas abrechnen zu können, obwohl offensichtlich keine Störung vorliegt.
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Beitrag Di., 20.09.2016, 07:47

Vielleicht noch ergänzend: Selbst etwas, das als normal eingestuft wird, kann eine Diagnose stützen. Insofern käme wohl der komplette ICD in Betracht. Nur gehe ich davon aus, dass der Therapeut von vornherein nicht so vorgegangen ist, dass er nur punktuelle Aspekte berücksichtigt hat.
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stern
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Beitrag Di., 20.09.2016, 08:23

Sorry, es ist tatsächlich unzutreffend, dass die Diagnostik primär der Statistik der Krankenkassen und Forschung dient. Sondern die Diagnose hat auch insbes. auch Implikationen für den Arzt/PT und dessen Behandlung:
"Die Diagnose ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise bei der Behandlung."
https://de.wikipedia.org/wiki/Diagnose
Wenn man das abwerten muss oder nicht wahrhaben will, so wird das einen Grund haben... der sich mir aber nicht erschließt.
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Beitrag Di., 20.09.2016, 08:39

Dass in der Psychiatrie Diagnosen manchmal wenig trennscharf gezogen sind, entbindet auch nicht davon sorgfältig die möglichst passende Diagnose zu stellen. Im Gegenteil... hier wird ein sorgfältiger Arzt oder PT sich dann evtl. erst mit einer vorläufigen Diagnose arbeiten bis er diese bestätigen kann... und nicht: Hauptsache ich kann etwas abrechnen und die KK hat etwas, was sie in Statistiken verwursteln kann.
"Bei Krankheiten, deren Kategorien weniger scharf definiert, umstritten oder komplex sind, ist das Risiko einer Fehldiagnose und damit einer Fehlbehandlung größer. Dieses Problem betrifft vor allem die Psychiatrie. Insbesondere die Persönlichkeitsstörungen sind hier problematische Kategorien."
Quelle: Siehe oben. Bei Fehlbehandlungen kann ein Behandler grds. in die Haftung genommen. Ich bin schon erstaunt, was manche Leute, bei Ärzten eher nicht hinnehmen würden, in der PT als erstrebenswert ansehen. Neben der Beziehungebene gibt es auch noch die Störungsebene und Leute, die auch tatsächlich unmittelbar unter diversen Symptomen/Diagnosen leiden und fachgerechte Abhilfe wünschen.
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Kaonashi
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Beitrag Di., 20.09.2016, 13:01

zombie78 hat geschrieben:Wenn ich zwischenmenschlich positive Erfahrungen mache bin ich auch zunächst wie euphorisch. Je mehr ich darüber dann nachdenke, desdo mehr kommt der Glaube und die Angst, dass diese Begegnungen nicht aufrichtig gemeint waren. Dass man mir nur Sympathie vorspielt und mich in Wirklichkeit nicht gut findet.
Ich gehe mal von mir selber aus. Wenn ich zwischenmenschlich positive Erfahrungen mache, dann freut mich das auch, und ich finde, das ist soweit normal, besonders dann, wenn es nicht allzu oft vorkommt.
Es kann mir passieren, dass ich anschließend nochmal alles durchdenke, und dann Möglichkeiten in Betracht ziehe, darunter auch die Möglichkeit, dass mir jemand was vorgespielt hat oder jemand versteckte Motive hat.
Der Grund dafür sind vermutlich einfach schlechte Erfahrungen.
Das alleine würde für mich noch keine Diagnose ergeben. Erst wenn noch mehr dazukommt, wenn es ständig der Fall ist, oder wenn du gar nicht mehr daran glauben kannst, dass es jemand wirklich ehrlich meint und alles ganz harmlos und in Ordnung war.
Was das dann für eine Diagnose wäre, weiß ich aber auch nicht.

Wie viele Sitzungen hattest du schon in der Therapie? Falls es noch nicht so viele waren, will sich der Therapeut vielleicht noch nicht festlegen und dich erst besser kennenlernen.

Zu der Diagnosendiskussion:
Manche Leute sind der Meinung, dass Diagnosen sowieso nur Konstrukte der gegenwärtigen Gesellschaft sind und sich über die Zeit wandeln, und dass es deshalb nicht so wichtig ist, wie man etwas nennt.
Ich persönlich sehe es eher wie Stern. Ich denke, dass Diagnosen nicht nur Konstrukte sind, sondern auch das Ergebnis der bisherigen Forschungen/Erkenntnisse. Damit sind sie wahrscheinlich schon in sich stimmig, sagen etwas aus und können spezifisch behandelt werden.

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Miesel
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Beitrag Di., 20.09.2016, 16:08

Lockenkopf hat geschrieben:Die richtige Diagnose ist die Grundlage der Therapeutischen Intervention.
Hat der Therapeut das Problem verstanden, weis er welchen Namen (Diagnose) das Problem trägt. Hat er das Problem verstanden, weis er wie er intervenieren muss, um es zu bessern.
Das ist im Falle einer Therapie nicht so einfach, denn es gibt auch keinen Interventionenkatalog, der zur Anwendung kommt im Sinne von wenn x dann y.

Sobald ein Therapeut anfängt, dir zu sagen, er diagnostiziert x und y und z und deshalb macht er jetzt dies und das und jenes, solltest du rennen soweit du kannst.

Ich bestehe darauf, von einem jeden Therapeuten individuell gesehen und behandelt zu werden. Er muss sein Wissen zusammen mit seiner Intuition anwenden unter Beachtung meines Zustands, meiner Reaktionen und meiner Erzählungen.

Dafür reicht eine Diagnose, die den Rahmen absteckt und die hat sie bekommen.
Alles weitere klärt und zeigt sich ja eh erst im Laufe der Therapie.
Sollte dabei was auffallen, was eine Zuordnung wert und nötig ist, ja, dann sollte er es mitteilen und auch darüber aufklären.

Meistens sind es aber nur Tendenzen, die sich im Leben oft ändern und daraus dann immer gleich eine Diagnose zu stricken schadet meiner Meinung nach mehr, als dass es hilft.

Ganz besonders den Menschen, die es für so nötig halten, Diagnosen zu bekommen.
Die schubladieren sich dann selbst, fokussieren die Merkmale, beobachten an sich selbst die Seiten, die sie für krank halten.
Das hilft niemandem und am wenigsten dem Patienten.
Das kostet nur unnötig Zeit und Kraft und hindert daran einfach zu sein, wer man ist.

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Lockenkopf
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Beitrag Di., 20.09.2016, 20:18

Liebe Miesel,

wenn Du eine Psychotherapie machst, hast Du bereits ein Diagnose bekommen, ganz gleich ob Du das nun für nötig hältst oder nicht.
Du darfst Dich für diese Diagnose interessieren, musst Du aber nicht.
Wenn Du dich dafür interessierst, ist der Psychotherapeut verpflichtet dir Rede und Antwort zu stehen!!!
Liebe Grüße
Lockenkopf

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