Thera hat Probleme: Wie bei mir selbst bleiben?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Speechless
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Beitrag Di., 13.09.2016, 06:46

Das Problem ist, dass es mir zu so einem Zeitpunkt schon zu spät ist, mich voll auf die Stunde einzulassen, wenn ich merke, dass bei ihr was nicht stimmt.

Das merke ich schon an ihrem Blick, manchen Spitzen, die sie mir hinwirft. Für mich wäre die Lösung da auch nur, dass sie es komplett bei sich behält. Aber man kann sich wahrscheinlich nicht ständig so verstellen. Mir geht es allerdings auch besser, wenn ich es anspreche, dann bin ich meistens auch durch Floskeln etwas beruhigt. Oft spreche ich es aber auch nicht an, dann schwingt es nur so mit und ist meistens eine ätzende Stunde.

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stern
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Beitrag Di., 13.09.2016, 07:26

Vielleicht sind manche Therapeuten ausgeglichener oder können tatsächlich besser für sich sorgen? Ich würde mich auch eher als feinfühlig bezeichnen, was das angeht. Bei den meisten (amb., stat., Beratungsstelle) habe ich entsprechendes jedoch tatsächlich kaum mitbekommen. Und wenn ein Therapeuten übermüdet IST, anderweitig Stress hat oder Hunger hat, so IST das so und das kann die Arbeitsfähigkeit etwas herabsetzen, egal welche Floskeln der Therapeut raushaut oder egal wie sehr der Patient trotzdem bei sich bleibt. Und ich glaube auch, das lässt sich nicht immer überspielen... müde Augen sieht man dann evtl. trotzdem 50 min. lang. Und für mich hat das schon auch mit Selbstfürsorge zu tun... und bin eigentlich froh, wenn ich nicht auch noch die Übermüdung o.ä. des Therapeuten in Erfahrung bringe. So kann man sich schon besser auf sich konzentrieren. Ausnahmen sind sicherlich nicht absolut vermeidbar... und ja, das kann man evtl. auch mal die Begründung angeben. Aber wenn sich einschlicht, dass Patienten nicht mehr ihre Themen einbringen können, so finde ich das kritisch. Praktisch bleibt dann wohl nicht viel anderes übrig als trotzdem die Themen anzusprechen, auch wenn man sieht, dass jemand nicht fit ist - außer man entschließt sich den Therapeuten zu schonen. Und das kann schwer sein, wenn zwar verbal übermittelt wird, dass der Therapeut für sich sorgen kann, die Belastung aber andererseits sehr wohl registriert wird (z.B. müde Augen oder Aussagen wie "Leben auf den Kopf gestellt"). Ich weiß auch nicht, ob die Lösung Vertrauen ist. Klar kann man mit Müdigkeit umgehen... kann ich auch... können die meisten, dass man trotzdem arbeitet. Trotzdem ist man in aller Regel anders aufmerksam als wenn man gerade körperlich ausgeschlafen ist. Auch eine Floskel würde das nicht wegradieren. Und die Stressfaktoren des Therapeuten verschwinden auch nicht, wenn man mit dem Patienten erarbeitet, wie er trotzdem besser bei sich bleiben kann. Wenn das im Rahmen bleibt: Wie gesagt: Das sind auch nur Menschen mit ebenfalls mehr oder weniger Schwierigkeiten und Anforderungen. Gehäuft fände ich das verdächtig, wenn ein Therapeut müde ist, erkältet, hungrig, dies oder jenes verpeilt, Termine nicht einhalten kann, etc. und sich solche Dinge läppern. Die Schlussfolgerung, dass vielleicht mehr im argen liegt, ist dann auch nicht so abwegig (kann sein, muss nicht sein).

Ein erster Schritt, um bei sich zu bleiben, wäre vielleicht, sich zu fragen, was macht das mit mir, wenn es so ist. Oder was wäre, wenn ich den Therapeuten jetzt trotzdem mit schweren Themen konfrontiere.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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candle.
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Beitrag Di., 13.09.2016, 10:47

Hallo!
superheld hat geschrieben: Zusätzlich bin ich einfach jemand, dem alles auffällt, sodass es schwer fällt, etwas vor mir zu verbergen.
Da ich das auch kenne, wenn ich auch nicht so massiv verunsichert bin und keine Rückmeldung brauche, frage ich mich, ob da eine gewisse hohe Sensibilität vorherrscht oder aber aus der Kindheit geborenes großes Sicherheitsprogramm.

Zumindest beobachten manche Menschen offenbar sehr um ein Unheil vorher abzuwenden, was ja meistens gar nicht möglich ist. Jedenfalls kenne ich diese Beobachtungen schon meinen Eltern gegenüber um mich dann aus dem Staub zu machen oder innerlich auf die "Bedrohung" einzustellen.

LG candle
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lisbeth
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Beitrag Di., 13.09.2016, 10:58

candle. hat geschrieben: Zumindest beobachten manche Menschen offenbar sehr um ein Unheil vorher abzuwenden, was ja meistens gar nicht möglich ist. Jedenfalls kenne ich diese Beobachtungen schon meinen Eltern gegenüber um mich dann aus dem Staub zu machen oder innerlich auf die "Bedrohung" einzustellen.
Die Frage ist ja auch: Darfst du (= gibst du dir selbst die Erlaubnis) dich der Therapeutin zuzumuten, auch wenn sie (gefühlt oder real) nicht ganz auf der Höhe zu sein scheint. Oder meinst du, die Verantwortung für sie (und womöglich auch für dein übriges Umfeld) immer mittragen zu müssen. Dich selbst und deine Bedürfnisse dann zurück stellen zumüssen. Gibt es dafür evtl. Gründe, die in deiner Vergangenheit liegen (Eltern wälzten zuviel Verantwortung auf die Kinder ab, Eltern erkrankt/nicht belastbar/abwesend etc...) und die vielleicht Hinweise darauf liefern warum du deinen Radar so aktiviert hast?

Du musst nicht die Verantwortung für das Wohlergehen der Therapeutin tragen. Dazu sollte sie im Idealfall selbst in der Lage sein. Klar hat sie mal gute und weniger gute Tage, wie wir alle. Aber auch an den weniger guten Tagen sollte sie in der Lage sein, für ihre Klienten da zu sein. Ansonsten sollte sie sich krank melden. Das wäre sie ihren Klienten und auch sich selbst gegenüber schuldig.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Mitzi
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Beitrag Di., 13.09.2016, 12:05

Ich kenne das mit den feinen Antennen und dem Gefühl auf Wahrgenommenes hinweisen zu müssen. Alles auf mich beziehen, wenig Selbstwert. Vermeintliche Rücksichtnahme ist auch nur ein Weg das Gegenüber schwach zu machen.

Es ist außerdem übergriffig den Therapeuten therapieren zu wollen. Das ist ein erwachsener, mündiger Mensch, der es nicht nötig hat, dass seine Patienten ihn darauf hinweisen, wann er müde und hungrig ist.

Sorry überspitzt formuliert, ich ärgere mich dabei auch über mich selber.
Wenn ich wüßt, wo das ist, ging ich in die Welt hinein ...
There’s some good in this world, Mr. Frodo. And it’s worth fighting for.


Jenny Doe
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Beitrag Di., 13.09.2016, 12:27

Hallo Superheld
Wie bekomme ich es hin, während der Stunden trotzdem über mich zu sprechen und einfach "Therapie mit ihr zu machen", anstatt da zu sitzen und mich mies und schlecht zu fühlen, weil ich nicht rede und gleichzeitig, weil ich sie nicht belasten möchte? Kennt das jemand?
Ich bin derzeit in einer ähnlichen Situation und bin sehr froh darüber, dass sich meine Therapeutin nicht abstinent verhält oder mit dem Satz kommt "bleiben Sie bei sich selber". Vielmehr ist sie mir gegenüber offen, teilt mir mit, dass es ihr gerade nicht gut geht, weil, ... (und nennt mir die Gründe). Ich kann mit dieser Offenheit besser umgehen als einem Therapeuten gegenüberzusitzen, dem es offensichtlich dreckig geht, ich darüber mit ihm jedoch nicht reden darf und ich bei mir bleiben soll.
Ich fand ihre Offenheit, insbesondere in der heutigen Sitzung, mir gegenüber, zudem sehr hilfreich. Ich beklagte in der heutigen sitzung, dass ich in den letzten Wochen wieder enormen Stress ausgesetzt war, von einem Selbstmörder, der sich vor den Zug warf angefangen, über privaten Stress bis hin zur erneuten Konfrontation mit der eigenen Erkrankung und der Konfrontation mit dem eigenen Tod. Dadurch, dass meine Therapeutin so offen über ihre eigenen Themen Tod und Krankheit sprach, wurde mir bewusst, dass manche Dinge im Leben normal sind, jeden irgendwann treffen und ich lernen muss, damit umzugehen, so wie auch meine Therapeutin dies muss.
Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung, dass es Therapeuten gibt, die nicht so offen ihren Klienten gegenüber sind. Ich kann verstehen, dass Dir dies Probleme bereitet. Auch mir bereitet es Probleme, wenn die Realität in der Therapie ausgeblendet wird und man sich als Klient nicht mit dem Thema Krankheit und Tod des Therapeuten auseinandersetzen kann und darf, weil die Person Therapeut ein Tabuthema ist.
Was soll ich Dir raten? Ich würde ansprechen, dass Dich das belastet. Wenn dir Dein Therapeut sagt "Beschäftigen sie sich mit sich selbst", dann wirst Du nicht umhin kommen, die Grenzen Deines Therapeuten akzeptieren zu müssen. Man kann Therapeuten nicht zwingen über sich selbst zu reden, vor allem in Therapieverfahren nicht, in denen Abstinenz eine große Rolle spielt. Dir wird nur bleiben darüber zu reden, was Deine Wahrnehmungen mit Dir machen. Dir wird nur bleiben zu akzeptieren, dass Dein Therapeu nicht offen über sich redet, sondern in diesem Punkt klare Grenzen setzt. Das ist eben das Dilema in einer Psychotherapie. Einerseits ist Therapie etwas sehr Persönliches, Intimes, Vertrautes, Sicheres, Nahe, Enges, ... Anderseits ist sie nichts anderes als ein Arzt-Patienten-Verhältnis. Dieses zwei Widersprüche zu vereinen finde ich zuweilen nicht einfach.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Speechless
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Beitrag Di., 13.09.2016, 12:49

Jenny Doe hat geschrieben: Das ist eben das Dilema in einer Psychotherapie. Einerseits ist Therapie etwas sehr Persönliches, Intimes, Vertrautes, Sicheres, Nahe, Enges, ... Anderseits ist sie nichts anderes als ein Arzt-Patienten-Verhältnis. Dieses zwei Widersprüche zu vereinen finde ich zuweilen nicht einfach.
Ja, das ist das Problem. Daran stoße ich mich in letzter Zeit auch häufiger. Eigentlich geht es nicht um den Therapeuten und eigentlich geht es auch nicht darum, Dinge zu erwarten wie man sie zum Bsp in einer Freundschaft erwarten würde, weil Arzt Patient Verhältnis. Aber andererseits eben auch eine sehr intime Angelegenheit, wo klare Grenzen einen manchmal vor den Kopf stoßen oder irgendwie total absurd erscheinen, weil man sonst soviel mit dieser Person teilt.


isabe
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Beitrag Di., 13.09.2016, 12:56

Hallo, Jenny,
ich würde sagen, dein Beispiel ist vielleicht ein bisschen anders als das von superheld: Ich glaube nicht, dass ein Therapeut immer neutral und abstinent sein muss, von wegen: "...nur nichts anmerken lassen". Es kann schon sinnvoll sein, über etwas zu sprechen, was beide kennen. Wenn es denn passt! Aber für mich ist da ein Unterschied zwischen "ich fühle oft, dass es ihr nicht gut geht" und "ich habe ein 'Thema', das auch ihres ist".

DASS jeder Mensch Phasen hat, in denen es ihm nicht gut geht, ist ja eine Tatsache; das weiß auch jeder Patient. Und die Realität sieht ja nicht so aus: "Entweder, es geht ihm supi, oder er ist todkrank". Ich glaube, was für viele Menschen wirklich wichtig ist, ist, die Erfahrung zu machen: "Auch wenn der Andere nicht fit ist oder Sorgen hat, kann er für mich da sein". Es nützt ja nichts, sich ein sorgloses Leben zu phantasieren; aber ebenso wenig ist es hilfreich, quasi regelmäßig nachzufragen, ob "es" schon so weit ist und das Elend jetzt beim Therapeuten angekommen ist... Wir können davon ausgehen, dass bei Therapien, die bis zu vier Jahren oder länger dauern, das eine oder andere Problem beim Th. auftauchen wird. Alles andere wäre ja geradezu naiv. Insofern braucht es m.E. auch nicht unbedingt eine Bestätigung über den Zustand.

Das "bei sich bleiben" soll ja gerade gelernt werden. Es soll ja gerade gelernt werden, dass der Patient / das Kind / der Partner / der Kollege / der Freund nicht dafür verantwortlich ist, dass es dem Gegenüber gut geht; und dass er auch keine Sorge für ihn zu tragen hat und auch keine Sorge dafür, ihn zu schonen - wenn man denn voraussetzt, dass es gerade DIE Patienten sind, die solche Antennen haben, die in ihrer Kindheit oder in früheren Beziehungen dafür verantwortlich gemacht wurden, die Beziehung oder den Anderen zu retten, von wegen: "Ich muss spüren / erahnen, wie es dem Anderen geht, um schnell angemessen reagieren zu können. Dabei muss ich meine eigenen Bedürfnisse beiseite legen, damit ich nichts kaputt mache".

Das kann man jetzt in der Therapie natürlich fortsetzen, indem auch da wieder der Patient in der Rolle desjenigen ist, der sich kümmert: "Ist noch alles O.K. bei dir?" oder in der Rolle desjenigen, der den Zustandsbericht erhält: "Ja, alles gut. Ich bin da" oder eben: "Mir geht's nicht gut" - das MACHT natürlich was mit dem Patienten. Wie gesagt: Wissen tut er ja ohnehin, dass es niemandem IMMER gut geht. Es ist also sozusagen kein Erkenntnisgewinn, wenn der Andere zugibt, dass es ihm nicht gut geht. Man kann davon ausgehen: Irgendwann wird jeder Mensch, also auch jeder Therapeut, mal schlecht schlafen, Kopfweh haben, müde sein, krank sein, einen Menschen verlieren, Streit haben, schlechte Laune haben usw. Selbst wenn er also sagt: "Ja, aber hat nichts mit Ihnen zu tun", dann weiß der ohnehin sensible Mensch nicht: "Stimmt das jetzt, oder will er mich nur schonen?" Vielleicht lässt er sich dadurch beruhigen. Aber auch dann WEISS er es nicht. Und sich selbst beruhigt hat er auch nicht. Er bleibt also davon abhängig, dass der Andere ihm "suggeriert", dass alles O.K. ist.

Es gibt sicher auch andere Patienten, die das brauchen, dass ihnen mal jemand sagt: "Du, ich hab auch Gefühle. Ich bin auch ein Mensch" - aber um solche Patienten geht es ja hier nicht. Die Empathie soll ja nicht noch gefördert werden, sondern eher auf ein "normales" Maß zurückgeschraubt werden, das bedeutet: "Ich sehe dich, aber ich sehe auch mich".


Jenny Doe
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Beitrag Di., 13.09.2016, 13:04

isabe, meine Therapeutin wusste noch nicht, was meine Themen für meine heutige Sitzung sind. Sie erklärte mir gleich zu Therapiebeginn, dass es ihr nicht gut geht, weil, ... Ihr war es wichtig mir dies zu sagen, da sie heute Aufmerksamkeitsprobleme hatte und mit den Gedanken zuweilen bei ihrem eigenen Problem war. Dass ihre Probleme gerade zufällig auch meine sind, erfuhr sie erst im Lauf der Sitzung. Ich persönlich fand es sehr gut, dass sie von Anfang an so offen und ehrlich war. so konnten wir uns beide aufeinander einstellen und ich konnte manches Verhalten von ihr verstehen.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Di., 13.09.2016, 13:06, insgesamt 1-mal geändert.
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isabe
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Beitrag Di., 13.09.2016, 13:06

Das hatte ich auch mal, dass der Therapeut sagte, es gehe ihm nicht gut und er hätte fast abgesagt, dass es ihm jetzt aber besser gehe als gedacht usw. Aber das ist doch was Anderes, als wenn der Patient so häufig denkt: "Sie sieht nicht gut aus: Hat sie dieses oder jenes?", meine ich.


Jenny Doe
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Beitrag Di., 13.09.2016, 13:08

Aber das ist doch was Anderes, als wenn der Patient so häufig denkt: "Sie sieht nicht gut aus: Hat sie dieses oder jenes?", meine ich.
Wenn meine Therapeutin nicht so offen wäre, würde auch ich mich fragen, was sie hat.
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candle.
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Beitrag Di., 13.09.2016, 13:10

Jenny nimmst du es denn als ein zu lösendes Problem oder eher nicht?

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mio
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Beitrag Di., 13.09.2016, 13:24

Meine Thera geht mit sowas ja auch sehr transparent um, so sie das Gefühl hat, dass mich das irritieren könnte. Sie hat mir das mal erklärt und meinte, dass ich es ja sowieso wahrnehmen würde, dass etwas nicht stimmt und bevor ich mich die ganze Zeit über frage WAS gerade nicht stimmt (und ob es eventuell mit mir zu tun haben könnte), sagt sie mir lieber was los ist, auch wenn das vielleicht "unüblich" ist. Sie hatte damit Recht, mir hat es sehr geholfen zu wissen, was konkret ist.

Ich habe dann zwar schon auch gemerkt, wie die Kleinen in den "Kümmern" Modus verfielen, aber das konnte ich gut innerlich klären indem ich denen klar gemacht habe, dass das zwar sehr lieb von ihnen ist, aber nicht ihre Aufgabe. Dass die Thera erwachsen ist und für sich selbst sorgen kann und dass sie sich darüber keine Gedanken machen zu brauchen. Ja, dass es sogar übergriffig wären, täten sie das jetzt.

Ich würde auch "Empathie" nicht mit "zu sehr beim anderen sein emotional" verwechseln, denn da gibt es einen Unterschied. Empathie nimmt mitfühlend wahr, steigert sich aber nicht in das (vielleicht ja auch nur vermeintliche) Gefühl des anderen hinein. Letzteres ist eigentlich das Gegenteil von Empathie, da sich das Gefühl des anderen häufig angeeignet wird um die eigene Gefühlsleere zu fühlen. Oder aber auch das eigene Gefühl auf den anderen projiziert. Das hat mit Empathie nichts zu tun.

Bei der Frage ob man es dem Patienten sagt oder nicht spielen sicher viele Faktoren mit rein, die der oder die Thera korrekt und für den Patienten hilfreich und förderlich wird einzuschätzen versuchen.

Ich würde es auch ansprechen, wenn es Dich sehr belastet Superheld. Und auch erklären, was das mit Dir macht. Dann siehst Du ja....


isabe
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Beitrag Di., 13.09.2016, 13:40

Übrigens finde ich eine Absage pro Quartal aus Krankheitsgründen auch auffallend häufig, wenn man davon ausgeht, dass Erwachsene, die nicht chronisch krank oder übermäßig gestresst sind, ca. 1-2mal im Jahr an einem Infekt erkranken (und wenn man ferner davon ausgeht, dass die Krankheit ja nicht immer nur an DEM Tag auftritt, an dem ein bestimmter Patient seinen Termin hat; dass der Th. also vermutlich jeweils für mehrere Tage krank sein wird). Da würde ich mich sicher auch fragen, was da los ist. Und vermutlich würde ich es auch ansprechen - dabei aber offenlassen, ob und welche Antwort ich bekomme, also nicht: "Ich frage, und hoffentlich sagt sie dann, dass...", sondern schauen, ob sich daraus etwas für mich Hilfreiches entwickelt.

Ferner: Ich fand den Gedanken von mitzi sehr interessant: dass das Sich-Sorgen auch den Zweck hat, den Anderen klein zu machen und zu kontrollieren; vielleicht auch, die eigene Wut auf ihn zu verbergen?

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candle.
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Beitrag Di., 13.09.2016, 14:10

Mitzi hat geschrieben:Ich kenne das mit den feinen Antennen und dem Gefühl auf Wahrgenommenes hinweisen zu müssen. Alles auf mich beziehen, wenig Selbstwert. Vermeintliche Rücksichtnahme ist auch nur ein Weg das Gegenüber schwach zu machen.
Ist das ein Verschreiber oder wen meinst du mit "schwach machen"? Dich oder den Therapeuten?
Es ist außerdem übergriffig den Therapeuten therapieren zu wollen. Das ist ein erwachsener, mündiger Mensch, der es nicht nötig hat, dass seine Patienten ihn darauf hinweisen, wann er müde und hungrig ist.
So ein Drama ist es nun auch nicht MAL nachzufragen. Ansonsten wird ein Therapeut schon in der Lage sein selbständig zu reagieren.

Aber ich sehe es schon so, wenn der Klient das permanent braucht um sich sicher zu fühlen, dann muß irgendwo die Wende passieren wo dann Vertrauen entsteht um nicht mehr von sich ablenken zu müssen.

Und das finde ich allgemein komisch wenig Wendepunkte in Therapie hier lesen zu dürfen.

Da würde ich mir selber versuchen klar zu machen wovor ich mich da schütze oder ob ich das grundsätzlich noch aufrecht erhalten muß.

candle
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