VT = Prinzip der kleinen Schritte?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

montagne
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Beitrag So., 21.08.2016, 18:06

Ich wüsste beispielsweise gerne, ob sich Probleme in der Beziehung zu meinen Eltern in meiner aktuellen Partnerschaft äußern. Ich würde es schade, irgendwie unvollständig, empfinden, wenn das nicht möglich ist.
-- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=37528
Frage deinen Therapeuten das. Eine allgemeine Antwort kann es nicht geben. Es hängt davon ab, wie er mit dir die Therapie durchführt. Eine bei der Kasse abgerechnete "Verhaltenstherapie" hat sehr, sehr viel Spielraum. Manche Therapeuten, besonders solche die weitere Ausbildungen haben, nehmen sich den, andere arbeiten enger an Manualen.

Ansonsten würde ich schon sagen, nach der Erfahrung in meiner Therapie, dass der Aspekt das Leben im Hier und Jetzt auf die Reihe kriegen erstmal im Vordergrund steht und wenn es kriselt immer wieder im Fordergrund steht. Dies ist die Basis. Du machst doch die Theraie und auch die Arbeit an der Vergangenheit um jetzt und in Zukunft besser, leichter leben zu können. Du kannst noch so viel über dich herausfinden, was nützt das alles, wenn du zu hause einsam und ohne Arbeit sitzt, weil du deine Parnerschaft und Arbeit und Sozialleben durch Depression, Psychosomatik, Ängste, Zwänge was auch immer an die Wand gefahren hast?

Ich verstehe allerdings deine Ungeduld. Nur denke ich auch, das ein wirkliches Verstehen, dass sich in erweiterten handlungsspielräumen und positiven Veränderungen im Leben äußert, eine solide Basis braucht. Denn es kommt der Punkt, da tut es heftig weh und da reicht ein trösten des Therapeuten vielleicht nicht mehr, da möchte man sich an Dingen und Menschen festhalten, die real sind, Partner, Freunde. Da möchte man sich an Fähigkeiten festhalten, die man hat: Zur Arbeit gehen trotz allem, Kinder gut groß ziehen trotz allem. Einem anderen Menschen Liebe und Geborgenheot geben können trotz allem.
Die Chancen dazu sollte man sich nicht verbauen, wenn man schon das Glück hatte etwas davon zu haben.
amor fati

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Lockenkopf
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Beitrag So., 21.08.2016, 18:23

All das was Du Montagne schreibst, hat die VT bei mir in 80 Sitzungen nicht bewirken können. Ganz im Gegenteil.
Weniger als 10 Sitzungen selbständges arbeiten in der TfP und all das stellte sich bei mir ein. Oh,Wunder.

Deshalb, was den einen hilft, kann für den nächsten vollkommen falsch sein. Da ist die VT nicht besser als die TfP, oder umgekehrt.

Wichtig ist, das der Pat. tatsächlich Verbesserungen im Leben war nimmt.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Speechless
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Beitrag So., 21.08.2016, 19:13

Was verstehst du unter selbstständiges Arbeiten? Das muss man doch in jeder Therapie, oder?


montagne
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Beitrag So., 21.08.2016, 19:25

@Lockenkopf:
Ich schrieb nichts von beser oder nicht besser. Ich habe mit keiner anderen Therapieform verglichen und habe auch keine Empfehlung für eine bestimmte Therapieform gegeben.
Nur eben auch der Hinweis: DIE VT gibt es nicht. Es gibt einen sehr, sehr großen methodischen Spielraum. Von daher muss sich jeder bei seinem/ihrem TherapeutIn selbst erkundigen wir sie/er arbeitet.
amor fati

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Broken Wing
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Beitrag So., 21.08.2016, 21:27

Nicht nur, dass die VT oberflächlich ist, ist falsch. Auch in den analytischen Therapien geht man nicht auf Dauertauchgang.
Es ist eine andere Herangehensweise, aber wichtig sind die aktuellen Konflikte. Ständiges Reden über die Kindheit wird wohl als Widerstand gedeutet werden, um sich nicht der Therapie und dem Leben stellen zu müssen.

In schweren Fällen sollte man sowieso mehrgleisig fahren. Weil wenn jemand in der Analyse nicht reden kann, bringt alles nichts. Andererseits wäre auch das Verständnis für die Beeinträchtigung wichtig. Und bekanntlich ist von All-Inklusive-Versprechen nichts zu halten, sodass ich weder Computer kaufe, die das angeblich können, noch ein Verfahren für seriös halte, dass sowohl das analytische Verständnis als auch das richtige Verhalten beibringt, und alles zu ökonomisch attraktiven Konditionen.
Optimalerweise sollte beides gleichzeitig laufen, nicht vom selben Therapeuten sein und ohne gegenseitige Beeinträchtigung. Erst wenn das möglich wäre und Standard in der Behandlung, wäre der Beweis erbracht, dass der Schulenstreit überwunden werden konnte.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Lockenkopf
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Beitrag So., 21.08.2016, 21:53

Speechless hat geschrieben:Was verstehst du unter selbstständiges Arbeiten? Das muss man doch in jeder Therapie, oder?
In der VT gibt der Th. die Methode und Richtung vor. Das Therapieziel wird gemeinsam bestimmt.

In meiner alten TfP habe ich nach meiner Methode, an meinem Ziel gearbeitet. Das Recht hab ich mir einfach genommen. Methode und Ziel sind nicht Gegenstand des Therapiegesprächs, laut meinem damaligen Psychotherapeuten (Soll heißen, Th. stimmt sich nicht mit Pat.ab, er behält die Hoheit über diese Punkte, hat er gedacht.) somit konnte ich machen was ich wollte.

Mein aktueller Psychotherapeut, ebenfalls Analytiker, hat noch eine ganze Reihe weiter Methode drauf. Wie es der Zufall so will, wendet der die selbe Methode an, welche ich mir vor Jahren angelesen habe. Allerdings mit weiteren Verfeinerungen und Ausbauten. Somit kann ich mich der Führung des Th. deutlich mehr überlassen. Aber das Thema selbständig zu bearbeiten, ist für mich immer noch von erster Priorität. Hilfestellung brauche ich nur, wenn ich nicht weiter komme. Dann hilft mir der Th. mit seinem wesentlich größeren Methodenrepertoire.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Eleria
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Beitrag Mo., 22.08.2016, 08:50

Hallo StatueOfFreedom,

mir ging es am Anfang meiner Therapie (VT und zwar Schematherapie) ganz genauso, ich hatte immer das Gefühl da ist doch noch so viel mehr .... und ich möchte am liebsten alles gleichzeitig ergründen und besprechen. Im Laufe der ersten Wochen habe ich allerdings gemerkt, dass das einfach nicht funktioniert und mich eh total überlasten würde. Mein Therapeut hat mir sehr dabei geholfen das zu verstehen und letztendlich die Kernprobleme (selten ist es nur eins) zu identifizieren. Im weiteren Verlauf der Therapie kommen dann auch noch ganz viele andere Dinge dazu und ich hatte immer wieder Gelegenheit dazu mit meinem Therapeuten auch aktuelle Themen und Probleme zu bearbeiten. Natürlich gehen dabei auch einige Sachen wieder unter die einem zwischendurch mal in den Sinn kamen, aber selbst nach der Therapie hast Du dann die Möglichkeit und Fähigkeit mit dem Gelernten selbst an solchen Dingen zu arbeiten.

Eine Verhaltenstherapie will Dir ja nicht nur akut helfen, sondern auch Werkzeug an die HAnd geben mit dem Du Dir später selbst "helfen kannst".
Mein Therapeut war am Anfang auch sehr sehr strukturiert und vielmehr nach Lehrbuch als es mir lieb war, später wurde er dann aber viel flexibler und offener für andere Themen. Ich denke dass am Anfang die Struktur einfach sehr wichtig ist um eben die Werkzeuge kennen zu lernen mit denen Du dann arbeitest. Nichtsdesdotrotz sollte Dein Therapeut offen dafür sein, wenn es mal ganz akut brennt auch mal die Struktur zu verlassen und das momentane vordergründige Problem zu bearbeiten. Bei meinem hat das sehr gut geklappt! Du brauchst ein wenig Geduld, aber Du wirst letztendlich die meisten der Dinge die Dir auf der Seele brennen besprechen und bearbeiten können.

Bei meinem Therapeuten war die Therapie auch glaube ich keine reine Verhaltenstherapie, bzw. enthält die VT auch immer andere Elemente. So kommt die Schematherapie und vermutlich auch die anderen Unterformen der VT nicht aus ohne auch die Ursachen ein Stück weit zu ergründen. Ich kann ein Problem schlecht lösen ohne die Ursachen zu erkennen. Und wenn ich das Problem nur ergründe, und letztendlich nicht wirklich im hier und jetzt bearbeite, ändert sich ja auch nichts!!
Ich habe mir damals aussuchen können bei meinem Therapeuten, nach welchem Verfahren ich gerne arbeiten möchte und fand das die VT einen schönen Bogen zwischen Damals und heute spannt. Speziell die Schematherapie habe ichschon vor Therapiebeginn für mich als sinnvoll erachtet, habe sie im Rahmen eines "Stress-Seminares" kennen gelernt und bei mir viele viele Schemata erkannt. So habe ich mir unter anderem diesen Therapueten rausgesucht und kontaktiert und Glück gehabt nach 4 Monaten schon einen 1. Termin zu bekommen.
Aber letztendlich, egal mit welchem Verfahren Du nun arbeitest, brauchst Du am Anfang der Therapie viel Geduld ... Halt Durch!!
And I realized now the only reason I was feeling bad,
was because I wanted something, that I couldn't have!

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StatueOfFreedom
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Beitrag Mo., 22.08.2016, 14:54

Danke für deine Antwort, das hat mich nun ein wenig beruhigt und ich gehe mit einem guten Gefühl in die Therapie. Die Krankenkasse schrieb mir heute, dass die Therapie bewilligt wurde - es kann also losgehen.

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Thread-EröffnerIn
StatueOfFreedom
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Beitrag Di., 30.08.2016, 06:22

Ich würde für die Nachwelt gerne noch einen Nachtrag liefern. In meiner gestrigen Therapiesitzung haben wir viel über meine Vergangeheit gesprochen und werden dort auch in der nächsten Sitzung wieder ansetzen. Im Moment geht es gar nicht so sehr um mein Verhalten, sondern darum, woher das kommt. Das ist sehr schmerzhaft, aber ich spüre, dass es richtig ist.

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