Positive Übertragung nach Therapieende/ Was tun gegen Übertragung?
-
- Helferlein
- , 30
- Beiträge: 120
- Werbung
Mir fällt gerade das Beispiel ein, wo ich darüber gelesen habe. War im englischsprachigen Raum im Kontext von Sandor Ferenci (viellleicht gibt es andere Psy.-Richtungen welche Übertragung anders verstehen), da berichtete der Autor/Therapeut, daß in einer Sitzung der Patient wortkarg da saß, nichts erzählen wollte, er ihn machen ließen, dabei selber etwas wegdöste, während er wartete. Als der Patient sich schließlich zu äußern begann, reagierte er genervt.
Er schrieb darin hätte er sich wie die Mutter des Patienten zu diesem verhalten, sie war wohl vorher Thema gewesen und bei ihr war er immer eingeschüchtert gewesen, weil sie meist genervt, belästigt auf dessen Initiativen reagierte, dies wiederholte sich dann quasi in der Therapie.
Er schrieb darin hätte er sich wie die Mutter des Patienten zu diesem verhalten, sie war wohl vorher Thema gewesen und bei ihr war er immer eingeschüchtert gewesen, weil sie meist genervt, belästigt auf dessen Initiativen reagierte, dies wiederholte sich dann quasi in der Therapie.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen
Ja, das ist dann die Gegenübertragung. Aber die eigentliche Übertragung eines Menschen interessiert sich nicht dafür, wie der Andere reagiert. Übrigens übertragen auch Therapeuten auf ihre Patienten, wenn diese sie an Menschen aus der Vergangenheit erinnern. Das geschieht unbewusst und automatisch, und man kann nicht viel dagegen tun, außer es zu verstehen.
Gestern wars noch die projektive Identifizierung.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen
- Werbung
Am besten erkennt man diese Dinge, wenn man sie erlebt. Ging mir früher auch nicht anders. Insofern hat es vielleicht auch nur mäßig Sinn, etwas zu definieren, was man als Patient (noch) nicht braucht. Aber auch da war ich früher anders, als ich selbst mit Therapie begonnen habe.
Also:
Wenn ein Patient den Therapeuten quasi "zwingt", sich so zu verhalten, wie er das erwartet (= wie er es ihm unterstellt), dann handelt es sich um eine Projektive Identifizierung. Das, was unterstellt wird, wird sozusagen in den Anderen "hineingelegt". Beispiel: A hat Aggressionen gegen B, traut sich aber nicht, diese zu äußern. A unterstellt B deshalb Aggressionen. Wenn B sich dann tatsächlich aggressiv fühlt und verhält, dann ist er projektiv idendifiziert: Er hat diese Rollenzuweisung angenommen. Das ist ein sehr starkes und bedrängendes Erleben.
Beispiel für Gegenübertragung ist: A ist traurig, fühlt das bei sich selbst aber nicht so, sondern A fühlt sich leer. B fühlt im Beisein von A Traurigkeit - die Traurigkeit von A. Da hat A aber nichts mit B "gemacht"; er hat ihn nicht unter Druck gesetzt, sondern B hat, sozusagen von alleine, ein bestimmtes Gegenübertragungsgefühl bekommen.
In dem Beispiel, das du gestern erwähnt hast, ging es aber um einen Patienten, der MACHT, dass der Therapeut sich irgendwie fühlt und verhält.
Also:
Wenn ein Patient den Therapeuten quasi "zwingt", sich so zu verhalten, wie er das erwartet (= wie er es ihm unterstellt), dann handelt es sich um eine Projektive Identifizierung. Das, was unterstellt wird, wird sozusagen in den Anderen "hineingelegt". Beispiel: A hat Aggressionen gegen B, traut sich aber nicht, diese zu äußern. A unterstellt B deshalb Aggressionen. Wenn B sich dann tatsächlich aggressiv fühlt und verhält, dann ist er projektiv idendifiziert: Er hat diese Rollenzuweisung angenommen. Das ist ein sehr starkes und bedrängendes Erleben.
Beispiel für Gegenübertragung ist: A ist traurig, fühlt das bei sich selbst aber nicht so, sondern A fühlt sich leer. B fühlt im Beisein von A Traurigkeit - die Traurigkeit von A. Da hat A aber nichts mit B "gemacht"; er hat ihn nicht unter Druck gesetzt, sondern B hat, sozusagen von alleine, ein bestimmtes Gegenübertragungsgefühl bekommen.
In dem Beispiel, das du gestern erwähnt hast, ging es aber um einen Patienten, der MACHT, dass der Therapeut sich irgendwie fühlt und verhält.
Ist in diesem Beispiel auch so, der Therapeut hat sich nicht absichtlich wie dessen Mutter verhalten.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen
Es geht nicht um Absicht oder nicht Absicht. Solche Dinge geschehen, und der Witz an einer Psychotherapie ist, dass sie erkannt werden, um damit zu arbeiten. Den Unterschied habe ich ja erklärt.
Wenn man damit noch nicht in Berührung gekommen ist, dann ist es, glaube ich, nicht gut möglich, das rational zu erfassen; das sind ja Vorstellungen von der menschlichen Psyche, die einem ziemlich abstrakt vorkommen müssen, wenn man das nicht erlebt.
Stell dir vor, jemand, der nicht sehen kann und es nie konnte, bittet dich, die Farben zu beschreiben. "Grün" heißt einfach nur so, weil man es so genannt hat. Jemand aber, der schon mal etwas in Grün gesehen hat, weiß, wie sich das anfühlt bzw. welche Gefühle die grüne Farbe bei ihm auslöst und dass es helles Grün und dunkles Grün usw. gibt. Diese Differenzierungen spielen nur dann eine Rolle, wenn man sie in irgendeiner Form braucht, z.B. weil man ihnen begegnet.
Wenn du nicht weißt, wie sich das anfühlt, wenn jemand was mit einem macht und ihn projektiv identifiziert, dann ist es sehr schwer, das zu erklären. Wenn du es hingegen erlebt hast, kannst du mit diesem Begriff etwas anfangen. Das ist der Grund, weshalb z.B. Psychoanalytiker eine eigene Analyse machen müssen: damit sie nicht von Dingen reden, die sie nicht kennen.
Wenn man damit noch nicht in Berührung gekommen ist, dann ist es, glaube ich, nicht gut möglich, das rational zu erfassen; das sind ja Vorstellungen von der menschlichen Psyche, die einem ziemlich abstrakt vorkommen müssen, wenn man das nicht erlebt.
Stell dir vor, jemand, der nicht sehen kann und es nie konnte, bittet dich, die Farben zu beschreiben. "Grün" heißt einfach nur so, weil man es so genannt hat. Jemand aber, der schon mal etwas in Grün gesehen hat, weiß, wie sich das anfühlt bzw. welche Gefühle die grüne Farbe bei ihm auslöst und dass es helles Grün und dunkles Grün usw. gibt. Diese Differenzierungen spielen nur dann eine Rolle, wenn man sie in irgendeiner Form braucht, z.B. weil man ihnen begegnet.
Wenn du nicht weißt, wie sich das anfühlt, wenn jemand was mit einem macht und ihn projektiv identifiziert, dann ist es sehr schwer, das zu erklären. Wenn du es hingegen erlebt hast, kannst du mit diesem Begriff etwas anfangen. Das ist der Grund, weshalb z.B. Psychoanalytiker eine eigene Analyse machen müssen: damit sie nicht von Dingen reden, die sie nicht kennen.
Zuletzt geändert von isabe am So., 21.08.2016, 12:33, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn er sich nicht absichtlich so verhalten hat, hat sie es GEMACHT, daß er sich so verhielt.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen
Man fühlt auch eine Gegenübertragung nicht absichtlich. Das habe ich bereits erklärt, und wenn es dich interessiert: Es gibt unzählige Bücher, die sich mit dem Thema der Übertragungs- und Gegenübertragungsanalyse beschäftigen.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 52
- Beiträge: 2400
Lieber Ephraim,Ephraim hat geschrieben:Gestern wars noch die projektive Identifizierung.
Isabe Beschreibungen der Gegenübertragung und der Möglichkeit, das auch Therapeuten auf ihre Pat. übertragen, sind korrekt, auch wenn Du das nicht glauben magst.
Gegenübertragungen werden wie eigene Gefühle war genommen. Nur durch Reflexion sind sie zu erkennen.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 21.08.2016, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf
Lockenkopf
Das von dir zitierte bezieht sich darauf, daß sie denselben Sachverhalt von mir gestern als projektive Identifizierung bezeichnete und heute als Gegenübertragung.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen
Ephraim:
Wenn du den Unterschied zwischen Gegenübertragung und Projektiver Identifizierung besser erklären kannst oder ihn anders verstanden hast, dann lege es doch dar.
Wenn du den Unterschied zwischen Gegenübertragung und Projektiver Identifizierung besser erklären kannst oder ihn anders verstanden hast, dann lege es doch dar.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 52
- Beiträge: 2400
Das ist die Übertragung.Ephraim hat geschrieben:
Soweit ich das, als interesierter Laie, verstanden habe, bezieht sich Übertragung (auch?) darauf, daß ab einem Punkt in der Beziehung der Patient vom Therapeuten sehr intensiv "erwartet" von diesem auf eine bestimmte Weise behandelt zu werden. Z.B. gegeneinander ausspielend oder flapsig aggressiv oder anderes (eher negatives, meine ich). )
Und hier nimmt der Therapeut das Übertragungsangebot (leider unrefektiert) an.Diese "Erwartung" wirkt so "animierend" auf den Therapeuten, daß dieser sich wirklich so verhält, in dem Moment hat die Übertragung stattgefunden.
Und dies hier ist die Gegenübertragung des Therapeuten, der diese leider nicht rechtzeitig reflektiert hat. Er hat die ihm zugewiesene Rolle unreflektiert ausgelebt. Das ist ihm leide erst später aufgegangen, was sich sehr negativ auf das Verhältnis zum Pat. auswirken kann.... berichtete der Autor/Therapeut, daß in einer Sitzung der Patient wortkarg da saß, nichts erzählen wollte, er ihn machen ließen, dabei selber etwas wegdöste, während er wartete. Als der Patient sich schließlich zu äußern begann, reagierte er genervt. Er schrieb darin hätte er sich wie die Mutter des Patienten zu diesem verhalten, sie war wohl vorher Thema gewesen und bei ihr war er immer eingeschüchtert gewesen, weil sie meist genervt, belästigt auf dessen Initiativen reagierte, dies wiederholte sich dann quasi in der Therapie.
Besser wäre es gewesen, der Th. hätte sein Empfindungen dem Pat. rechtzeitig refaktiert und er hätte seine Gegenübertragung nicht ausgelebt.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 21.08.2016, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf
Lockenkopf
Wieso zitierst du mich jetzt und stimmst mir darin zu? Ich weiß was ich geschrieben habe, wenn ich nicht davon ausgehen würde, daß es stimmt, hätte ich es nicht geschreiben. Was willst du mir damit sagen?
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen
Ich glaube, daß nicht dasselbe damit gemeint ist, stimmst du mir da zu?isabe hat geschrieben:Ephraim:
Wenn du den Unterschied zwischen Gegenübertragung und Projektiver Identifizierung besser erklären kannst oder ihn anders verstanden hast, dann lege es doch dar.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 132 Antworten
- 13296 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von SinnIch
-
- 57 Antworten
- 11093 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Lilien
-
- 28 Antworten
- 17789 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Solage
-
- 184 Antworten
- 13962 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Mia Wallace
-
- 378 Antworten
- 30274 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Federchen