Positive Übertragung nach Therapieende/ Was tun gegen Übertragung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 08:09

Mir fällt gerade das Beispiel ein, wo ich darüber gelesen habe. War im englischsprachigen Raum im Kontext von Sandor Ferenci (viellleicht gibt es andere Psy.-Richtungen welche Übertragung anders verstehen), da berichtete der Autor/Therapeut, daß in einer Sitzung der Patient wortkarg da saß, nichts erzählen wollte, er ihn machen ließen, dabei selber etwas wegdöste, während er wartete. Als der Patient sich schließlich zu äußern begann, reagierte er genervt.

Er schrieb darin hätte er sich wie die Mutter des Patienten zu diesem verhalten, sie war wohl vorher Thema gewesen und bei ihr war er immer eingeschüchtert gewesen, weil sie meist genervt, belästigt auf dessen Initiativen reagierte, dies wiederholte sich dann quasi in der Therapie.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen


isabe
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Beitrag So., 21.08.2016, 08:59

Ja, das ist dann die Gegenübertragung. Aber die eigentliche Übertragung eines Menschen interessiert sich nicht dafür, wie der Andere reagiert. Übrigens übertragen auch Therapeuten auf ihre Patienten, wenn diese sie an Menschen aus der Vergangenheit erinnern. Das geschieht unbewusst und automatisch, und man kann nicht viel dagegen tun, außer es zu verstehen.

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 11:34

Gestern wars noch die projektive Identifizierung.
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isabe
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Beitrag So., 21.08.2016, 11:51

Am besten erkennt man diese Dinge, wenn man sie erlebt. Ging mir früher auch nicht anders. Insofern hat es vielleicht auch nur mäßig Sinn, etwas zu definieren, was man als Patient (noch) nicht braucht. Aber auch da war ich früher anders, als ich selbst mit Therapie begonnen habe.

Also:
Wenn ein Patient den Therapeuten quasi "zwingt", sich so zu verhalten, wie er das erwartet (= wie er es ihm unterstellt), dann handelt es sich um eine Projektive Identifizierung. Das, was unterstellt wird, wird sozusagen in den Anderen "hineingelegt". Beispiel: A hat Aggressionen gegen B, traut sich aber nicht, diese zu äußern. A unterstellt B deshalb Aggressionen. Wenn B sich dann tatsächlich aggressiv fühlt und verhält, dann ist er projektiv idendifiziert: Er hat diese Rollenzuweisung angenommen. Das ist ein sehr starkes und bedrängendes Erleben.

Beispiel für Gegenübertragung ist: A ist traurig, fühlt das bei sich selbst aber nicht so, sondern A fühlt sich leer. B fühlt im Beisein von A Traurigkeit - die Traurigkeit von A. Da hat A aber nichts mit B "gemacht"; er hat ihn nicht unter Druck gesetzt, sondern B hat, sozusagen von alleine, ein bestimmtes Gegenübertragungsgefühl bekommen.

In dem Beispiel, das du gestern erwähnt hast, ging es aber um einen Patienten, der MACHT, dass der Therapeut sich irgendwie fühlt und verhält.

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:12

Ist in diesem Beispiel auch so, der Therapeut hat sich nicht absichtlich wie dessen Mutter verhalten.
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isabe
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:27

Es geht nicht um Absicht oder nicht Absicht. Solche Dinge geschehen, und der Witz an einer Psychotherapie ist, dass sie erkannt werden, um damit zu arbeiten. Den Unterschied habe ich ja erklärt.

Wenn man damit noch nicht in Berührung gekommen ist, dann ist es, glaube ich, nicht gut möglich, das rational zu erfassen; das sind ja Vorstellungen von der menschlichen Psyche, die einem ziemlich abstrakt vorkommen müssen, wenn man das nicht erlebt.

Stell dir vor, jemand, der nicht sehen kann und es nie konnte, bittet dich, die Farben zu beschreiben. "Grün" heißt einfach nur so, weil man es so genannt hat. Jemand aber, der schon mal etwas in Grün gesehen hat, weiß, wie sich das anfühlt bzw. welche Gefühle die grüne Farbe bei ihm auslöst und dass es helles Grün und dunkles Grün usw. gibt. Diese Differenzierungen spielen nur dann eine Rolle, wenn man sie in irgendeiner Form braucht, z.B. weil man ihnen begegnet.

Wenn du nicht weißt, wie sich das anfühlt, wenn jemand was mit einem macht und ihn projektiv identifiziert, dann ist es sehr schwer, das zu erklären. Wenn du es hingegen erlebt hast, kannst du mit diesem Begriff etwas anfangen. Das ist der Grund, weshalb z.B. Psychoanalytiker eine eigene Analyse machen müssen: damit sie nicht von Dingen reden, die sie nicht kennen.
Zuletzt geändert von isabe am So., 21.08.2016, 12:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:32

Wenn er sich nicht absichtlich so verhalten hat, hat sie es GEMACHT, daß er sich so verhielt.
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isabe
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:34

Man fühlt auch eine Gegenübertragung nicht absichtlich. Das habe ich bereits erklärt, und wenn es dich interessiert: Es gibt unzählige Bücher, die sich mit dem Thema der Übertragungs- und Gegenübertragungsanalyse beschäftigen.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:35

Ephraim hat geschrieben:Gestern wars noch die projektive Identifizierung.
Lieber Ephraim,

Isabe Beschreibungen der Gegenübertragung und der Möglichkeit, das auch Therapeuten auf ihre Pat. übertragen, sind korrekt, auch wenn Du das nicht glauben magst.

Gegenübertragungen werden wie eigene Gefühle war genommen. Nur durch Reflexion sind sie zu erkennen.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 21.08.2016, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:40

Das von dir zitierte bezieht sich darauf, daß sie denselben Sachverhalt von mir gestern als projektive Identifizierung bezeichnete und heute als Gegenübertragung.
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isabe
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:44

Ephraim:
Wenn du den Unterschied zwischen Gegenübertragung und Projektiver Identifizierung besser erklären kannst oder ihn anders verstanden hast, dann lege es doch dar.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:48

Ephraim hat geschrieben:
Soweit ich das, als interesierter Laie, verstanden habe, bezieht sich Übertragung (auch?) darauf, daß ab einem Punkt in der Beziehung der Patient vom Therapeuten sehr intensiv "erwartet" von diesem auf eine bestimmte Weise behandelt zu werden. Z.B. gegeneinander ausspielend oder flapsig aggressiv oder anderes (eher negatives, meine ich). )
Das ist die Übertragung.
Diese "Erwartung" wirkt so "animierend" auf den Therapeuten, daß dieser sich wirklich so verhält, in dem Moment hat die Übertragung stattgefunden.
Und hier nimmt der Therapeut das Übertragungsangebot (leider unrefektiert) an.
... berichtete der Autor/Therapeut, daß in einer Sitzung der Patient wortkarg da saß, nichts erzählen wollte, er ihn machen ließen, dabei selber etwas wegdöste, während er wartete. Als der Patient sich schließlich zu äußern begann, reagierte er genervt. Er schrieb darin hätte er sich wie die Mutter des Patienten zu diesem verhalten, sie war wohl vorher Thema gewesen und bei ihr war er immer eingeschüchtert gewesen, weil sie meist genervt, belästigt auf dessen Initiativen reagierte, dies wiederholte sich dann quasi in der Therapie.
Und dies hier ist die Gegenübertragung des Therapeuten, der diese leider nicht rechtzeitig reflektiert hat. Er hat die ihm zugewiesene Rolle unreflektiert ausgelebt. Das ist ihm leide erst später aufgegangen, was sich sehr negativ auf das Verhältnis zum Pat. auswirken kann.

Besser wäre es gewesen, der Th. hätte sein Empfindungen dem Pat. rechtzeitig refaktiert und er hätte seine Gegenübertragung nicht ausgelebt.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 21.08.2016, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:54

Wieso zitierst du mich jetzt und stimmst mir darin zu? Ich weiß was ich geschrieben habe, wenn ich nicht davon ausgehen würde, daß es stimmt, hätte ich es nicht geschreiben. Was willst du mir damit sagen?
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Ephraim
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Beitrag So., 21.08.2016, 12:58

isabe hat geschrieben:Ephraim:
Wenn du den Unterschied zwischen Gegenübertragung und Projektiver Identifizierung besser erklären kannst oder ihn anders verstanden hast, dann lege es doch dar.
Ich glaube, daß nicht dasselbe damit gemeint ist, stimmst du mir da zu?
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