Eure Strategien gegen Antriebsschwäche?

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Mondin
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Beitrag Do., 14.07.2016, 18:27

Huhu, Ihr Lieben!

@luftikus, das kenne ich auch gut, dass ich irgendeine Mail oder einen Anruf oder irgendeine größere Aufräumaktion vor mir herschiebe und dann in generelle Schockstarre verfalle und dann gar nichts mehr geht. Meine Strategie dagegen, wenn es denn funktioniert, ist das was mio in ihrem zweiten Punkt vermerkt hat. Ich denke mir dann irgendwann, meist zu fortgeschrittener Stunde, "jetzt rette den Tag noch irgendwie, du dusselige Erna!" - und dann fang ich einfach irgendwo mit irgendwas an. Oftmals schaffe ich dann wenigstens noch irgendwas und das vor mir Hergeschobene wird dann am nächsten Tag auch irgendwie leichter. Klappt aber auch nur wenn ich halbwegs stabil bin.

@Blume1973, dann drücke ich mal fest die Daumen, dass Du bald einen neuen Trockner haben wirst. Unser Keller ist im Übrigen auch feucht und er riecht leider auch so, trotz Entfeuchter und verlegter Drainage. Also ich könnte da keine Wäsche trocknen. Daher meine Frage nach dem Müffeln.

@Fundevogel, ich bin baff. Bist Du womöglich mein zweites Ich?
Um auch mal was von mir zu erzählen - mein innerer Antrieb war Flucht aus dem Elend der Vergangenheit.
Und für meine Lieben und mich ein schönes neues glückliches Leben bauen. Mir und allen beweisen, dass das geht, wenn ich nur stark genug will und diszipliniert genug bin - und wenn ich diese Psycho-Durchhänger - die irgendwie so ein bedrohliches Relikt aus der Vergangenheit waren - möglichst ignoriere, unterdrücke und mit Arbeit oder sinnvoller Freizeittätigkeit zuschütte, um das nicht alles zu gefährden.
GANZ GENAU DAS IST ES!!! Wie bist Du da wieder rausgekommen?

Lieben Abendgruß!
Mondin

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sine.nomine
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Beitrag Do., 14.07.2016, 23:54

Ich möchte, wenn auch auf einem eher niedrigen (Leistungs-)Niveau, etwas zum Thema beitragen. Dinge, die erledigt werden müssen, meist sind es Kleinigkeiten, schreibe ich mir regelmäßig auf eine Liste. Es kann dabei aufgrund von Antriebslosigkeit mitunter eine Woche vergehen, ohne dass ich etwas von der Liste geschafft habe. Dann kommt meistens eine Art Ausbruch, eine Initialzündung die mich mehrere Dinge hintereinander erledigen lässt, auf mehrere Tage verteilt. Oder ich halte es drinnen aufgrund von Zwangsgedanken nicht länger aus, dann muss ich ebenfalls irgendwas machen. Es ist halt ein niedriges Leistungsniveau, auf dem man sich mit depressiver Erschöpfung befindet. Aber ich finde es gesundheitlich vernünftiger, als wenn ich mich mittels Überlastung weiter ruinieren würde, so wie früher.

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Mondin
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Beitrag Fr., 15.07.2016, 07:24

Guten Morgen sine.nomine! Ich finde es richtig, dass Du darauf achtest Dich nicht zu überlasten. Listen funktionieren für mich leider nicht, wie gesagt, weil sie mich zusätzlich blockieren, wenn ich sie nicht schaffe abzuarbeiten. Ich selbst habe an mir festgestellt, dass ich mich immer etwas überlasten/triezen/antreiben muss um meine Grenzen zu verschieben/erweitern, sonst versacke ich, aber ich bin auch nicht (mehr) depressiv. Zur Zeit meiner Depression, vor ca. 15 Jahren, zu der noch eine generalisierte Angststörung und diverse weitere Probleme hinzu kamen, war ich zeitweilig gänzlich handlungsunfähig und froh, wenn ich die elementarsten Dinge überhaupt noch ansatzweise gebacken bekam; und meistens nicht einmal diese.

Das war eine überaus schreckliche Zeit für mich, in der ich auch erst einmal mühsam lernen musste meine (damals wirklich sehr eng gesteckten) Grenzen zu akzeptieren. Heute geht es mir unendlich viel besser und ich habe daher mehr Spielraum. Vielleicht sollte ich mich jedoch öfter mal an diese Zeit vor 15 Jahren erinnern, auf dass ich heute ein wenig achtsamer mit mir umgehe. Jedoch - und da hat Fundevogel mich so gut erkannt - ich habe einfach die Nase gestrichen voll von jener Zeit und würde das alles so gerne endgültig hinter mir lassen.

Dir, sine.nomine, wünsche ich gute Besserung für Deine Erschöpfung!

LG
Mondin

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luftikus
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Beitrag Fr., 15.07.2016, 12:41

Bei mir klappt es übrigens manchmal besser, wenn ich mir eine gezielt niedrige Erwartungshaltung zugestehe.

Beispiel Aufräumen: wenn ich mir sage, dass ich heute nur 10 Minuten lang aufräumen werde, oder nur eine kleine Ecke aufräumen muss, dann wirkt die Aufgabe überschaubar klein und ich kann mich eher aufraffen, damit anzufangen. Und interessanterweise höre ich meistens nach den beschlossenen 10 Minuten nicht auf, sondern mache einfach weiter. Denn bei mir hakt es häufig am stärksten beim Anfangen, und wenn ich versuche, mich über die Anfangs-Blockade hinweg zu tricksen, dann klappt es manchmal.

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Susi29
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Beitrag Fr., 15.07.2016, 16:34

Ich ruiniere mich momentan mit körperlicher Überlastung, und habe oft sehr wenig Energie. Irgendwie ist in mir drin noch die Hoffnung, dass ich weider die alte Energienudel werde, aber ich denke das passiert nicht mehr. Leider ist es mein Stolz, der mich zwingt, weiterzumachen. Ich habe es zu etwas gebracht, wenn auch nicht zu viel. Und jetzt quasi mich als "zu müde" oder "zu erschöpft" in der Arbeit zu outen, wäre für mich wenig verkraftbar. Mein Ehrgeiz steht mir da sehr im Weg. Im Privatleben dann muss ich streng darauf achten, nicht komplett abzusacken. Da fehlt dann die ganze Energie, es ist einach nichts mehr übrig. Klar hab ich meine Tricks, die mal weniger helfen mal mehr. Aber in Summe muss ich sagen, dass ich Versagensängste habe. Und zu dieser Einsicht habe ich lange gebraucht.

lg Susi

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Mondin
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Beitrag Sa., 16.07.2016, 07:53

Guten Morgen!

@luftikus, jep - das kenne ich auch! Deshalb habe ich aufgehört mit Plänen und Listen. Ich hatte immer wieder das Problem, dass morgens der Tag schon so vollgepackt war (gefühlt), dass es mich regelrecht erschlagen hat. Dieses: "Ich muss noch XY und wenn ich damit fertig bin, dann Z und dann müsste ich noch das und das, sollte versuchen jenes noch zu erledigen und...." Das hat mich fertig gemacht, denn logisch folgend habe ich auf diese Weise jeden Tag versagt und mich am Ende wie die letzte Lebenslusche empfunden, die schlicht zu blöd zu allem wäre.

Das hat mich dann so niedergedrückt und frustriert, dass ich regelrecht gelähmt war. Heute versuche ich das System, dass ich meine Routinen abspule, was die minimale Grundordnung und Sauberkeit im Haushalt garantiert und darüber hinaus ist lediglich das Versorgen und Bespaßen der Tiere ein Fixpunkt. Ansonsten versuche ich mir möglichst wenig Druck zu machen und einfach irgendwo anzufangen. Oft klappt das, aber noch immer nicht oft genug um die Staus hier in annehmbarer Zeit loswerden zu können. Ich schaffe es einfach nicht, das Obergeschoss zu renovieren, obwohl das dringend nötig wäre. Nur ein Beispiel. Die Türen und Fenster im Keller bräuchten einen neuen Rostschutzanstrich, ein weiteres Projekt das ich schiebe. Und derer gibt es leider jede Menge. Und ich finde keine Lösung, sondern verfalle immer wieder zwischendrin in Schockstarre - das nervt. Am liebsten würde ich mir selbst ein Feuerchen unter dem Hintern anzünden. Aber weil ich mich kenne, lasse ich das, sonst würde mein Boppes gegrillt und mehr würde nicht passieren.

@Susi29, das liest sich sehr anstrengend, frustrierend und ausbrennend. Das kannst Du nicht ewig durchhalten, denke ich. Und Du weißt das ja auch und definierst das Beenden dieses Ausbrennungsprozesses als Versagen vor dem Du Angst hast. Aber ist es denn "Versagen", wenn man aufhört sich auszubrennen, weil man über seine Energiereserven hinaus kämpft? (Das fragt jetzt echt die Richtige. *seufz*)

LG
Mondin

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 16.07.2016, 08:57

Guter Thread. Nur kurz: mondin: darfst du hier nicht schreiben, was das für ein Forum ist? Würde mich interessieren.

Was bei mir hapert ist die Motivation generell.
Das Anfangen.

Und: wenn ich lese, du stehst SO früh auf - das ginge bei mir ü-ber-haupt nicht. Ich bin vor 10 Uhr eigentlich nicht handlungsfähig. Also frühestens um 9 anfangen mit irgendwas. Ich bin ein Nachtmensch.

Ein System, mit dem ich vor Jahren - als ich selbständig war und dann mein Büro zum Homeoffice umzog (hört sich jetzt größer an, als es ist - ich rede von 50 qm Wohnung) eine Grundordnung eingeführt habe, weil ich selbst auch sehr viele Sachen habe, und was mir sehr geholfen hat ist 'Getting Things Done' von David Allen.

Trotzdem halte ich mich oft nicht dran. Und wenn dann meine Technik spinnt oder irgendwas nicht funktioniert, bei mir geht außerordentlich viel kaputt, da sehr knapp bei Kasse immer, resigniere ich auch schnell. Dann wird nämlich aus einer kleinen Aufgabe so mir nichts dir nichts ein wochenlanges Projekt, weil davor erst dies, dann jenes und auch noch DAS gemacht werden müsste, um das EIGENTLICHE zu tun.

An DER Stelle stehe ich eigentlich immer irgendwo und DAS ist es, was mich lähmt.

WISSEN wie es geht, weiß ich. Und wenn ich genug Geld habe etc. dann geht mit GTD auch vieles und gut; die Grundordnung HABE ich immerhin. So finde ich in der Regel in meinem sehr großen Bücherregal, na ja, FAST alles auf Anhieb. ABER meine Bürokratie ... fragt nicht!
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Mondin
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Beitrag Sa., 16.07.2016, 12:26

Grüß Dich Miss_Understood!
Guter Thread. Nur kurz: mondin: darfst du hier nicht schreiben, was das für ein Forum ist? Würde mich interessieren.
Ja, finde ich auch @Thread -. viele tolle Antworten. Ich weiß nicht ob ich es dürfte, habe es jedoch lieber gelassen, weil ich nicht den Eindruck unerwünschter Werbung erwecken wollte. Wenn Du willst, dann kann ich Dir den Link gerne in einer PN senden, das sollte in Ordnung gehen, denke/hoffe ich.
Dann wird nämlich aus einer kleinen Aufgabe so mir nichts dir nichts ein wochenlanges Projekt, weil davor erst dies, dann jenes und auch noch DAS gemacht werden müsste, um das EIGENTLICHE zu tun.
Das kenne ich insofern, als das aus Aufgaben, für die ich maximal einige Stunden eingeplant habe, wenn überhaupt, auf einmal tagesfüllende Aufgaben werden. Zu der Letzten, einem zu tauschenden Wasserhahn, habe ich einen Text geschrieben, zum Frustabbau. Sowas sieht bei mir dann so aus (Achtung, dies ist die Beschreibung einer der üblichen Haushaltspannen im Hause Mondin):

Das Wasserhahnzeitalter.... öhm, Moment, hieß das nicht Wassermannzeitalter? Egal. Bei mir ist aktuell Wasserhahnzeitalter. Das Ganze, eigentlich als kleines Geplänkel von ca. 15 Minuten geplant, das sich zu einen Kampf mit den Göttern des Rostes und der Stahlgewinde auswuchs, welcher schlussendlich mittels Eisensäge und Bolzenschneider geführt, mehrere Stunden in Anspruch nahm und die Nackenmuskulatur der unflätig fluchenden Walküre, also mir, weit über ihre Grenzen brachte. Auf Deutsch, ich hing unter der Küchenspüle, in einer Position, die sich am besten mit "Kopulationsversuch mit einem Alien" umschreiben ließe und rüttelte und zerrte an dem verrosteten Gewinde, das mit viel Quietschen immer nur Millimeter weiter drehte, bis zur nächsten Stelle wo ich erst einmal Pause brauchte. Was ich derweil verbal so von mir gab hätte einer chronisch besoffenen Gossenschlampe die Schamesröte ins Gesicht gezaubert und hätte ich eine Bombe gehabt, ich hätte sie unter der verflixten Spüle gezündet.

Gut, ich fightete und der weltbeste Liebste musste zum Ende hin auch noch mithelfen. Wir hielten gegenseitig den verfluchten alten Hahn, der am gestrigen Tage endgültig den Geist aufgegeben hatte, nachdem er bereits seit einiger Zeit zickte und der jeweils andere versuchte den Bolzen zu kappen, denn mit drehen war da nichts mehr zu wollen. Nach diversen Versuchen mit Dremel, Stichsäge, Handsäge und Bolzenschneider, verpasste ich dem verfluchten Bolzen dann mit eben diesem den Todesstoß. Mit einem unspektakulärem "Klönk" brach das Miststück in zwei Teile und ich konnte die Reste der alten Armatur - und es waren wirklich nur noch verbeulte und zerfetzte Reste, nach unserer Rupf-, Quetsch-, Biege- & Sägearie - nun endlich aus der Spüle entfernen. Zu dem Zeitpunkt schmerzte schon mein ganzer Nacken und pochte empört mein Zahnnerv auf der rechten Seite. Mir schwante bereits Böses für die kommende Nacht und genau so war es, ich tat kaum ein Auge zu, echt nervend.

Aber der Hahn war platt, das olle Miststück. Und, welch Glück, weil das alte Dings bereits nicht mehr recht wollte, hatten wir auch schon Ersatz besorgt, wie praktisch. Und nach Blick in die Installationsanleitung war ich frohen Mutes, dass ich den neuen Hahn innerhalb einiger Minuten eingebaut haben würde. Das hätte ich auch sicherlich, eigentlich hatte ich es sogar schon, zog das Gewinde fest und verankerte damit die eigentliche Armatur fest in der Spüle, alles in allem 3 Minuten. Triumphierend griff ich nach den Wasserzulaufschläuchen und .... das Universum hat Humor, meine Damen, meine Herren.... es fehlten einige Zentimeter. Nun hatten wir den alten Hahn mitsamt Zulaufschläuchen gründlich zerstört. Tja. Die Heldin schaute bedröppelt, rief ihren Helden und bat um eine Taixifahrt zum Baumarkt. Der Held gewährte diese, nebst einen Abstecher zum Edeka, wo unsere beiden heroischen Kämpfer im Namen der sanitären Vollständigkeit ihres Küchenutensils sich erst einmal eine Schnitzelsemmel zwischen die Kiemen schoben, diverses Gedöns einkauften, darunter wieder mal zwei Kochbücher, die nun zu den anderen geschätzt 120 dazukamen und Kaulies für das empört Zuhause zurückgelassene Hundekind. Wieder dort eingetroffen baute die Heldin den Hahn nun endlich fertig ein - alles in allem ca. 5 Minuten - stellte fest "passt, sitzt, ist dicht" und dann gab es erst einmal Nusshörnchen und Kaffee, nebst einer Folge "Yes Minister", einer uralten englischen Politiksitcom, die so bitterböse ist, dass man sie einfach lieben muss. ...

Ähm, ja. Bei uns hapert es also nicht unbedingt an Geld aber an handwerklichem Geschick.

LG
Mondin


mio
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Beitrag Sa., 16.07.2016, 15:44

Entschuldige, aber mich hat Deine Geschichte herzhaft zum Lachen gebracht - and so it is....

(Renovierungen können einen zum Verzweifeln bringen. Absolut! Ich kenne das leider auch, und ich habe kein "Haus" sondern nur ne kleine Mietwohnung...aber ähnliches im Repertoire... ...ich hoffe es ist ok mal kurz zum "Humorvollen" abzuscheifen? Aber solche Probleme gehören wohl zu den Versuchen der "Erneuerung" dazu... :

Complicate your life. (1.)

Simplify war gestern. Voll out! Wusste ICH ja schon immer. Und, wie um Ihnen den lebenden Beweis zu liefern, kommt hier Lektion 1:

Zerstören Sie jegliche Infrastruktur in Ihrer Küche. Zersägen Sie alles, was sich zersägen lässt und fahren Sie dann in ein schwedisches Möbelhaus und kaufen sich eine 246x62cm Arbeitsplatte. Vorzugsweise in Eiche oder Buche, hauptsache hart und schwer. Seien Sie für einen kurzen Moment klug, antizipieren Sie Ausmass und Gewicht (man soll sich nicht zu schnell umgewöhnen, das ist ungesund) und lassen Sie sich selbige von zwei adretten jungen Männern liefern. Dann stellen Sie sie (also die Arbeitsplatte) orginalverpackt hinter ihr Sofa und vergessen sie für einige Zeit. Währenddessen bemühen Sie sich nach Kräften, sowohl das Wohnzimmer als auch den Flur so sehr zuzustellen, dass gerade noch ein kleiner schmaler Korridor zum Hindurchkommen bleibt. Kultivieren Sie diesen Zustand soweit, dass die empfindlichen Gegenstände mit den schwer zu bewegenden eine Art perfekte Symbiose eingehen. Sorgen Sie im Zweifel dafür, dass Sie die Küche nur über den Flur erreichen können (ich kenne ja die Umstände bei Ihnen nicht).
Jetzt ist der Moment gekommen, in dem Sie sich selbst unter Druck setzen müssen. Gieren Sie nach dem Unerreichbaren!
So könnten Sie sich beispielsweise zu einem bestimmten Termin (Tag Z) zwei Freundinnen einladen, mit dem Versprechen, bei sich zu kochen.
Natürlich müssen diese von auswärts kommen, damit sich Ihnen keinerlei Ausweichmöglichkeiten bieten! Und denken Sie erst gar nicht darüber nach, auf den Vorschlag vielleicht doch lieber Essen zu gehen, zu reagieren. Verboten! Ebenso verboten ist es, Hilfsangebote anzunehmen. Schlagen Sie sie aus! ALLE! Bleiben Sie konsequent. Glauben Sie an sich und ihre übermenschlichen Fähigkeiten und warten Sie, bis Tag X gekommen ist.
An Tag X nun also erreichen Sie jenen Punkt, an dem es heißt die Arbeitsplatte (eigentlich Platten, aber für den Anfang genügt eine) zuzuschneiden. Gehen Sie in ihr Wohnzimmer und durchwühlen Sie den schwedischen Berg hinter dem Sofa nach selbiger. Dann versuchen Sie sie über das Sofa hinweg zu bekommen. Merken Sie etwas? Die Platte ist schwer! Und nicht nur das, sie ist auch noch groß. So groß, dass Sie sie nicht über Eck drehen und aufrecht hinstellen können, weil Sie an der Decke anstossen. Und auch so groß, dass Sie schon bei dem kleinsten Versuch sie zu bewegen, ständig und überall anecken. Sie haben nun die erste Situation erreicht, in der es heisst wirklich tapfer zu bleiben. Aber: Sie schaffen das!
Und irgendwie schaffen Sie es tatsächlich die, mittlerweile zum Monstrum mutierte, Arbeitsplatte auf und über das Sofa zu wuchten. Idealerweise steht sie nun schräg im Raum. Jetzt erreichen Sie Phase zwei: den Weg der Arbeitsplatte vom Wohnzimmer in den (noch immer bis auf 50cm Durchgangsbreite zugestellten) Flur. Schieben Sie sie, intelligent wie Sie nuneinmal sind, in der Verpackung durch die Tür. Versuchen Sie sie dabei maximal zu drehen. Glauben Sie weiterhin an das Unmögliche!
Räumen Sie alles, was UNTER dem Tisch, auf dem sich gerade all ihre Teller und Tassen, Gläser und sonstiges befindet, ist, weg. Schieben Sie die Platte nun soweit unter den Tisch, dass Sie sie ganz in den Flur drehen können. Atmen Sie tief durch, die Belohnung kommt stande Pedes: Die Platte ist jetzt zwar im Flur, klemmt aber zwischen der Wand und den Tischbeinen fest. Mit ungefähr 2 cm Luft in der Horizontalen. An dieser Stelle gehen Ihnen die Chancen so langsam aus und es beginnt spassig zu werden.
Denken Sie also erst einmal scharf nach; wenn Sie Raucher sind, ist dies der ideale Moment um eine zu rauchen.
Nachdem Sie sich wieder gefasst haben, entfernen Sie etwas unsanft die Verpackung. Schmeißen Sie sie irgendwohin. Egal! Denn damit werden aus Ihren vorherigen 2cm Luft immerhin 12. Und Ihre Chancen steigen wieder. Rangieren Sie, wie mit einem Schwerlasttrasport. Ganz, ganz vorsichtig, die Platte ist nun ja ungeschützt! Nachdem dies gelungen ist, versuchen Sie erneut, sie aufzustellen. Nehmen Sie das erneute Scheitern an der Decke gelassen. Und denken Sie bloss nicht über das Gewicht nach, dass Sie da gerade zu bewegen versuchen (und schon gar nicht darüber, wie Sie dieses Gewicht auf zwei Böcke hiefen sollen)! Setzen Sie sie einfach wieder ab und bemühen Sie erneut jene Restintelligenz, die Ihnen das Leben gelassen hat.


(Sorry, split...Teil 2. folgt)


mio
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Beitrag Sa., 16.07.2016, 15:48

Dann nehmen Sie sich ein Handtuch (wir wissen: man sollte immer ein Handtuch bei sich tragen!) und stopfen Sie es unter die Platte. Nun können Sie sie bedenkenlos schieben - denken Sie aber nach wie vor an die perfekte Rangiertechnik! So ist es Ihnen möglich, die Küche - und damit den Bestimmungsort - zu erreichen. Ganz allein. Ohne fremde Hilfe! Dass das Ganze Sie so in etwa eine Stunde gedauert hat, darf Sie am Ende dieser Lektion nicht ärgern. Sie erinnern sich? Es ging schließlich darum, das Leben zu verkomplizieren!
Nehmen Sie also einfach frohen Mutes Bohrmaschine, Kreis- und Stichsäge zur Hand und spielen Sie Rauchende Colts. Spätestens der Duft von verbranntem Holz wird Sie für alles entschädigen!"


Lieben Gruss!

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WSchmidt
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Beitrag Sa., 16.07.2016, 19:34

Guten Abend, Mondin,

nach allem, was ich nun gelesen habe, bin ich der Meinung: Es ist einfach zu viel. Das schrieb ja auch schon Fundevogel andeutungsweise. Du möchtest etwas schaffen, das nicht schaffbar ist. Das lähmt dich. Eine normale Reaktion, die nicht auf psychische Störungen zurückzuführen ist, sondern auf die dauerhafte Überlastung, die dann erst zu psychischen Störungen führen kann. Ich denke, deshalb wirst du auch hier nicht die erhofften Antworten erhalten, die das Unschaffbare schaffbar machen.

Hast du Freude an diesem deinem Projekt? Hast du Freude an deiner Arbeit? Hast du Freude an deinem Leben, so wie es im Moment ist, nicht nur an der Vorstellung, wie es sein sollte? Falls nein, würde ich dir dringend empfehlen, etwas an den äußeren Umständen zu ändern.

Da es an Geld nicht grundlegend zu mangeln scheint, dafür aber an handwerklichem Geschick,würde es dir z.B. sicher das Leben erleichtern, erforderliche Renovierungsarbeiten zu delegieren. Auch andere Arbeiten können delegiert werden. Damit könntest du den Druck reduzieren, der permanent auf dir lastet und dich freier und kraftvoller auf die Dinge konzentrieren, die dir wirklich Freude machen.

Bitte betrachte dies nur als meine persönliche Meinung und nur als unverbindlichen Denkanstoß.

Beste Grüße
WSchmidt

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 16.07.2016, 19:42

neineeeeeeineeeeein ... das will ich grad nicht lesen! *prust

Nachdem die Spüle, die in der gebrauchten Küche war nicht passte, fand ich eine gebrauchte passende - NATÜRLICH ist die 80 cm breit! - leider hatte der Vorbesitzer offenbar einen Knick in der Optik oder falsche Meßbänder schlingen sich auch manchmal um meinen Hals - äh in meinem Haushalt. Männer korrigieren also in solchen Fällen auch mal nach unten - aha. Also Spüle verkaufen. Neue suchen. Keine gebrauchte zum akzeptablen Preis finden, dann zwingend auf eine neue ausweichen. Passwort vergessen bei ebay? Kein Problem! Ach so, die Emailadresse geht auch nicht mehr? Anrufen? Ach, kein Ding - ach so, der neue Handyvertrag hat noch nicht freigeschaltet? Nochmal ein paar Tage später - ach so, das Ebay Angebot war nur ein Sonderangebot und nur 3 Tage verfügbar. Nun - da isse ja nochmal, fein - leider 10 EUR teurer, aber egal, jetzt brauch ich eine. Originalverpackt, na gut. Die Post findet nie meine Adresse, das kenne ich ja schon. Auch der Versuch einen Antrag zu stellen, dass mir ALLES auf die Poststelle zugesendet wird, scheitert an dem dazu nötigen ausgefüllten Formluar, welches zugesendet wird, weil man das in der Poststelle nicht HABE - und man darf raten, warum es mich nicht erreicht hat, hm?

Eigentlich brauch ich ja noch einen Kühlschrank, der in der gebraucht gekauften als funktionierend mir angedrehten funktionierte zuhause nur noch die Lampe! Hatte ich das vor Ort geprüft? NEIN! Man zeigte mir - schau, die Lampe leuchtet, geht! Dass es sein kann, dass Lampe geht, aber Kühlmodul nicht war mir neu. Also dann Sperrmüll bestellen und jemanden organisieren, der mir hilft das Monstrum aus dem 4. Stock zu tragen. WIE - hier kostet Sperrmüll 20 EUR? Ich glaub ich spinne! Lasse ich mir kostenpflichtigen Sperrmüll andrehen!

Ach ja - den E-Herd anschliessen. Gibt ja Nachbarschaftshilfe, Tauschring usw. Hab ja noch von der alten Stadt genug getan. Ach - die eine bargeldlose Währung in die andere umzutauschen geht auch nicht? Wozu habe ich das denn dann gemacht? Und den anderen im Nachbarkreis, der tauscht nicht mit dem einen übergeordneten und umgekehrt. Na gut, dann frag ich mal auf privater Basis online. Komische Leute melden sich, darunter eine Frau mit "Also, so unter Mädels mal ein anderer Vorschlag: ich hab das von einem Typen machen lassen, den ich dir gern weiterempfehle - zweimal nett zu ihm sein (wenn-du-weisst-was-ich-meine), dann hat er meine ganze Küche installiert. Der war voll süß und okay. Überleg's dir und meld dich." Ich chatte kurz mit ihr - sie habe es ja 'nur mit dem Mund gemacht', keinen Sex gehabt. Okeeeee. Ich bin inzwischen SO verzweifelt, dass ich auch DAS in Erwägung ziehe. Aber halt ...

Zwischendrin grätschen einen Haufen massiver weiterer Probleme, neuerliche Krankheit der fiesen Sorte, Druck im Halbtagsjob. Und immerhin eine freudige Nachricht für ein Projekt, was aber schnell-schnell (und erst nächstes Jahr überhaupt was abwirft), was aber nur machbar ist, wenn bestimmte Software vorhanden. DA ist dann auch erst ne Lösung zu finden, die dann auch wiederum bedeutet: mehr Arbeit für JETZT keine zusätzliches Honorar. Soll ich also DOCH den Typen über das Mädel ... ?

(FF)
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 16.07.2016, 19:44

Nach zigfachen wasisletzte Preis unverschämtesten Verhandlungen um meine Verkäufe und Nichterscheinen selbst bei zu verschenkenden Dingen verkaufe ich endlich die nicht passende Spüle - scheizz drauf, das Geld geht jetzt für einen Elektriker drauf. Der kann mir sogar bei der Platte helfen, hurra! Für die Spüle fehlen dann DOCH essentielle Dinge wie der Überlauf. Siphon hatte ich schon neu gekauft im Baumarkt. Also nochmal zu IKEA, dort sehe ich: meine für 35 EUR gekaufte 'Originalverpackte' Spüle hat in der Originalverpackung eigentlich schon alles drin - und kostet dort 25 EUR. Schon wieder verarscht worden. Woher soll ich auch wissen, dass das bei IKEA im Laden oder jetzt seit kurzem nun alles dabei ist? Überlauf? Oh - das gibts nur im SET mit Siphon für 10 EUR separat und gratuliere mir zum teuersten Billigspülekauf aller Zeiten. Um zuhause dann festzustellen, kurz vor Geschäftsschluss versteht sich, dass das Ausstechen des einen Rohres zu einer sehr blutigen Angelegenheit wird, wenn man sich mit dem (in der Anleitung so empfohlenen Rausstanzwerkzeug nämlich einem Schraubenzieher!) verletzt. Ach ja - die Schraube zum Festdrehen - verschwindet im Nirvana des Küchenbaustellenchaos. Schnell nochmal zum Baumarkt, der Verkäufer macht mir nicht SO viel Hoffnung, dass die eine zu IKEA passende Schraube haben, immerhin gibts zwei, die er empfiehlt für 2 und 3 cent. SO billig?

Während der Fahrten von A nach B und zwischendurch Stadtbibliothek und dringende Rückgaben und Buch im Copyladen liegen lassen und hin und her hetzen deswegen währenddessen zwischendurch vergebliche Telefonate wegen erheblichem Überweisungsstress komme ich grad zuhause an, noch mehrere Klärungsmails vor mir und schlicht zu fertig vom ganzen Stress in der Stadt (eben auch krankheitsbedingt).

Immerhin. Gleich gibts (verbotenerweise quasi) PIZZA. In MEINEM Backofen. Die erste seit über einem halben Jahr! YEAAAAAAAAHHHHH!

Vielleicht beiße ich ja dann in die Schraube?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Sa., 16.07.2016, 20:53

Leute - Ihr seid Klasse! DANKE - ich habe jetzt so abgefeiert, echt jetzt mal.

Liebe mio und Miss_Understood, Ihr habt mir eine weitere Strategie in Erinnerung gerufen, die hier, so glaube ich, am Rande auch schon anklang -> es mit Humor zu nehmen! Diese Katastrophen, die einen so oft dem Wahnsinn nahebringen, sie sind, von außen oder mit etwas Abstand betrachtet, oft zum Brüllen komisch.

Und Miss_Understood, ich wünsche Dir von ganzem Herzen guten Appetit, ganz ohne Schraube!

@WSchmidt, im Grunde hast Du recht, ich weiß. Wir suchen auch schon günstige Betriebe (denn soooo dicke haben wir es nun auch nicht), um beispielsweise die Einfahrt pflastern zu lassen, was ich ursprünglich auch selbst machen wollte. Den Vorgarten habe ich rudimentär bereits selbst angelegt, das war nur eine Schotterfläche und sieht jetzt ganz okay aus. Es geht mir halt alles zu langsam. Aber der Thread hier hilft mir insofern, als dass ich merke, ich bin nicht allein und ein humorvoller Blick hilft auch, das Ganze etwas lockerer und entspannter zu sehen.

edit: Und ja, ich liebe mein Leben hier sehr und möchte es grundsätzlich kein bisschen anders haben. Auch hänge ich zuviel am PC, was auch Zeit kostet. Da sehe ich noch deutliches Optimierungspotential.

Danke auch Dir für Deine Rückmeldung!

LG
Mondin

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WSchmidt
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Beitrag So., 17.07.2016, 06:34

Mondin hat geschrieben: Und ja, ich liebe mein Leben hier sehr und möchte es grundsätzlich kein bisschen anders haben.
Das freut mich zu lesen.

Dennoch schreibst du über Antriebsschwäche und das Gefühl, dem Chaos nicht mehr Herr zu werden. Wenn du also an den äußeren Umständen nichts Wesentliches ändern möchtest, bleibt nur die Möglichkeit, dich selbst zu verändern. Aus deinen Beiträgen meine ich nach wie vor einen großen Hang zur Perfektion zu lesen, auch wenn du schreibst, in dieser Hinsicht schon viel losgelassen zu haben. Z.B. 4.30 Uhr Aufstehen und um 8 Uhr alles durchwirbelt, inklusive Verköstigung des Gatten. Vieles geht dir zu langsam.

Vielleicht stellst du zu hohe Erwartungen an dich selbst. Es würde sich vielleicht lohnen, die tieferen Ursachen dafür zu erforschen, evtl. mit professioneller Hilfe. Was natürlich Zeit kosten würde und dich vordergründig davon abhalten würde, deine vielen selbst auferlegten Pflichten zu erfüllen. Man rutscht leicht in selbst gebaute Hamsterräder, aus denen man ohne Hilfe nur schwer wieder herauskommt.

Die Dinge mit Humor zu nehmen und sich in Gelassenheit zu üben ist jedenfalls sicherlich ein guter Ansatz, wenn auch ebenfalls oft in der schweren Situation selbst nicht so völlig mühelos umzusetzen.

Alles Gute

WSchmidt

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