Opfer-Täter-Aussprache

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

montagne
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 19:00

Hi Mina,
was hieße den Aussprechen?
Er müsste erstmal vollumfänglich dazu stehen, was er getan hat und Einsicht in die grundlegende Verletzung haben, die er dir angetan hat, körperlich wie seelisch. Glaubst du, dies wird so sein?

Oder kann es auch sein, dass er sowas sagt wie: Ist doch lange her, vergessen wir das? War doch nicht so schlimm, oder?

Denn ich könnte mir vorstellen, es ist für ihn unangenehm auf jeder Familienfeier innerlich und vllt. auch äußerlic daran erinnert zu werden, was er getan hat. Und wnen du ih zustimmst, dass man es ja vergessen könne oder es nicht so schlimm war, kann er sein Gewissen reinwaschen. Kannv or den anderen besser dastehen... abermals würde er seine Bedürfnisse auf deine Kosten erfüllen.

Es mus nicht so sein, aber ich stelle mir das vor, wenn er schon vor einem Gericht nicht zugeben konnte. Warum sollte er es jetzt plötzlich?

Und was sagt deine Mutter oder seine Eltern zu all dem?
amor fati

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SoundOfSilence
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 19:12

Ich finde erschreckend, dass Du keinen Rückhalt hast in der Familie und es um so verständlicher, dass du dich emotional "anpassen" willst, einfach um wieder "dabei" zu sein. Dein Verstand weiß es geht nicht, aber dein Gefühl geht vielleicht etwas "durch"?

Bist du gar nicht wütend? Denn das könnte ja dem Gefühl "dazu gehören zu wollen um jeden Preis" etwas entgegensetzen...
Hello darkness, my old friend...


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Mina93
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 20:16

Danke für eure antworten!!! Die bringen mich sehr zum nachdenken.
Meine Mutter steht dem sehr gemischt gegenüber, da sie nicht weiß was genau passiert ist und der Rest der Familie weiß es gar nicht.
Hab das damals alleine mit meinem freund durchgezogen.
Ich hätte es nie jemanden gesagt, aber i-wie ist es raus gekommen und so ging eins ins andere. Hätte ich es nicht gesagt, wäre jetzt vieles einfacher...

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 20:34

Mina93, glaub da irrst du dich - es wäre nicht einfacher, denn du hättest es gewusst und jedesmal, wenn du es weggedrückt hättest, hättest du dich selbst wieder mb- denk. Mina, ich weiß nicht wie lange und wie oft es passiert ist, doch er ist Täter- punkt! Wenn ich dir kurz was von mir mitteilen darf: Mein Vater frgte mich ca. zwei Jahre vor seinem Tod, wie es mir mit der Vergh. ginge und ich dachte, es wäre gegessen. Mir war nicht klar, dass mein massiver Selbsthass und das nicht vorhandene Selbstbewusstsein durch den mb entstanden ist....

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 20:38

...und dass die Essstörung daher kommt. Sache ist, als Papa tot war, kam man drauf, dass er wieder mit anderen Kids was begann. Was ich damit sagen möchte= wer sagt, dass du die Einzige warst? Wer sagt, dass er nicht weiter macht? Und was dich betrifft, glaub mir, es wird dich irgendwann so richtig einholen. Bitte sei vorsichtig und hör auf deine Thera


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Mina93
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 21:20

Ja aber dann hätte nur ich es gewusst und müsste damit umgehen, so wirkt es sich auf jeden aus. Ich bin damals mit 15 von heute auf morgen über Nacht weg von Zuhause, weil ich wusste, dass jederzeit das Jugendamt vor der Türe stehen kann. Meine kleine Schwester wusste nicht was plötzlich los ist und hat sehr darunter gelitten. Mit der Mama hab ich dann ein Jahr nur das nötigste geredet, sie wusste auch nichts davon.
Aber ist egal, ich kanns nicht mehr ändern sondern muss damit klar kommen, egal wie es weiter geht...

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 21:39

Mina, wenn du denkst, du musst ihn treffen, dan zu es, doch schau, dass du an dem Tag gleich auch danach einen Theratermin hast, so dass du nötigenfalls aufgefangen werden kannst. Bei mir ist der mb jetzt schon über 30 Jahre her und trotzdem gelang es mir erst vor drei Jahren mich langsam vom Papa und der Mama los zu lösen. Ich vrstehe diese Sehnsucht nach heile Familie sehr gut. Wünsche dir daher, dass du, wenn du die Aussprache machst, gestärkt hervor gehst. Vielleicht kann dich dein Thera auf das Treffen vorbereiten

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Di., 31.05.2016, 09:50

...........
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am Di., 31.05.2016, 10:11, insgesamt 1-mal geändert.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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SoundOfSilence
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Beitrag Di., 31.05.2016, 10:04

Der Thera bereitet dich ja vor, Mina, er will dass du nicht nur blind dem Gefühl folgst, sondern schaust, was genau da für Wünsche etc hinterstehen.
Indem du dich damit auseinandersetzt machst du entweder das Gespräch überflüssig, oder du bereitet dich vor um "bestmöglich gewappnet" zu sein.
Hello darkness, my old friend...


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Mina93
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Beitrag Di., 31.05.2016, 15:31

Ich weiß, dass er versucht mich zu schützen, aber meine Gefühle sind in dieser Sache einfach stärker.

Mein Vater wünscht sich auch wieder Kontakt... Es ist ja kein täglicher Kontakt den ich wünsche, ich möchte nur im Alltag nicht immer aus dem weg gehen müssen...

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Mira*
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Beitrag Di., 31.05.2016, 18:07

Liebe Mina,

ich kann Dich sehr gut verstehen. Deine Wünsche und Sehnsucht… die gibt es auch bei mir. Ich habe vor vielen Jahren zw. 20 und 6 Jahren eine Aussprache versucht. Im Prinzip bin ich mir nicht sicher, ob ich in manchen Momenten nicht nochmal soweit wäre.

Jedenfalls… die Kontakte waren von seinem Verhalten her immer gut. Er war nett, der Vater, den ich so liebte… (der erste Kontakt war in Anwesenheit meiner damaligen Therapeutin)… aber es gab dann Momente…

Er umarmte mich, ich gerat ins Abseits… eigentlich war da Angst und Panik… viel zu schnell… keine Grenze. Bei den Kontakten nach seiner Inhaftierung… er war so nett. Dennoch, es blieb das Gefühl, dass ich in eine Falle tappe. Er wollte so viel nach einem Gespräch… sich Treffen, usw. Ich fühlte mich festgenagelt… konnte nicht „nein“ sagen. Konnte gar nicht realisieren… ich reagierte nur… aber leider so, wie er es wollte. Dann hatte ich Kinder und er fragte um ein Foto. Ab diesem Zeitpunkt war es für mich ein Tabu. Ich habe nach wie vor Angst um meine Kids… was aber nicht bedeutet, dass ich manchmal große Sehnsucht habe, obwohl ich kognitiv weiß, dass es alles falsch war, was er tat… aber er war meine Bezugsperson und als diese so wichtig (aus damaliger Sicht… heute wohl auch hin und wieder).

Gib auf dich Acht. Mach es nicht alleine. Meine Versuche waren lehrreich, aber die, die ich alleine gestartet habe, musste ich auch alleine austragen… mit wochenlangen Ängsten, uvm.

Pass auf Dich auf. Aber Deinen Wunsch kann ich sehr gut verstehen. Es tut weh, wenn man Menschen verliert (auch wenn diese verletzt haben).


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Mina93
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Beitrag Di., 31.05.2016, 19:02

Danke Mira für deine Antwort! Darf ich fragen wie die Aussprache aussah? Das setting, Gesprächsthema usw.?
Das mit den Kindern ist auch so ein Thema, ich hab zwar noch keine aber ich wünsche mir für sie einen Opa, so wie ihn mein Neffe gaben durfte...

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Mira*
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Beitrag Di., 31.05.2016, 19:39

Hm...
ich rede nicht gerne darüber...

die erste „Aussprache“ (wahrscheinliche eher Annäherung oder der Versuch/Wunsch von mir zu verstehen, ob ein Zusammenleben nochmal klappen könnte) fand während eines stationären Aufenthalts in Beisein meiner damaligen Therapeutin statt. Mir ging es darum, glauben zu können, dass nun alles gut werden könnte. Er vermittelte es… jedoch schwang das Gefühl mit, dass ich mehr und mehr die Kontrolle verlor. Ich konnte und kann es leider immer noch nicht… bei bestimmten Menschen, Worten, Äußerungen „nein“ oder „stopp“ sagen. Ich kann mich an das Gefühl erinnern… aber leider kann ich Dir nicht mehr dazu erzählen, da ich sehr viel vergesse.

Danach gab es zwei Briefe. Ich sah dies damals, als könnte alles wieder gut sein/werden? Wenn ich sie heute lese, dann sind bestimmte Aussagen einfach Trigger bzw. Aussagen, wo ich weiß, was ich tun sollte.

Dann kontaktierte mich mal seine Mutter (meine Oma)… was ich wieder sehr schwer wiedergeben kann. Ich telefonierte danach mit meinem Vater. Er war wieder sehr nah… und wollte wieder so viel.

Dann vor 6 Jahren hatten wir per E-Mail geschrieben….

Dies geht alles an Deiner Frage vorbei, nicht? Ich kann es Dir leider nicht beantworten, wie mir gerade bewusst wird.

Wie soll ich es erklären… der Missbrauch stand beim ersten Gespräch bereits im Raum… war dann öffentlich inkl. Verurteilung (mal Geständnis, mal Widerruf von seiner Seite, wie auch immer). Die Gespräche waren ich glaube oberflächlich… sorry… ich habe viel vergessen/verdrängt… keine Ahnung. Ich glaube wir redeten um den heißen Brei herum.

Da ich mir heute aber bewusst bin, dass ich so oft einfach abschalte und einfach auf manche Worte oder Gesten reagiere, würde ich mich nicht mehr trauen alleine solch ein Gespräch zu führen. Tupsy71 schrieb, dass man möglicherweise nicht die einzige war. So gibt es auch Videos meines Vaters auf Youtube, wo er zwei Kinder beim Trampolinspringen filmt. Es ist schwierig, dies alles zu verstehen und irgendwie… keine Ahnung.

Wegen den Kindern… glaub mir, wenn Du mal welche hast… dann wird man mutig was den Beschützerinstinkt anbelangt. Und Kinder hat man meist mit einem Partner… dieser hat möglicherweise gut „Großeltern“? Ansonsten… Kinder suchen sich wohl ihre Lieblings-ersatz-großeltern… (bei uns sind es ein älteres Nachbarehepaar).

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Mira*
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Beitrag Di., 31.05.2016, 20:06

Resümee...
ich glaube einen Versuch kann es wert sein, aber nicht um wieder blind zu vertrauen. Man ändert sich im Laufe des Lebens… auch im Laufe einer Therapie. Heute wäre es beispielsweise mein Wunsch, dass er fühlen könnte, wie sehr er verletzt hat, wie viel er zerstört hat. Morgen überwiegt vielleicht wieder die Sehnsucht…

Man kann in einem Gespräch aber seine Gefühle überprüfen. Dies hatte bei mir eine nachhaltige Wirkung… so dass ich mich mehr auf meine Alarmgefühle verlassen kann.
Der Wunsch und die Sehnsucht nach seinen guten Seiten… dies habe ich noch nicht überwunden. Scheitere gerade in meiner Therapie (da es der erste männliche Therapeut ist und ich scheinbar irgendwelche Vater-Übertragungen austrage)… aber es zeigt auch, wie tief es geht… und wie schwer es zu vereinbaren ist, wenn man den Menschen so sehr liebte, der so verletzt hat.

Ich will Dir nur sagen, dass der Wunsch nicht weltfremd ist. Du bist jung und Du arbeitest therapeutisch daran. Zugleich hast Du Zukunftsideen… du denkst an Kinder…
Dies sind gute Dinge. Besprich es in der Therapie… wenn, dann mach es nicht allein. Sorge dafür, dass Du danach gut aufgehoben bist.

Liebe Grüße, Mira


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Mina93
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Beitrag Di., 31.05.2016, 20:34

Danke für deine Antworten Mira, ich hab das erste mal so richtig das Gefühl, dass meine Wünsche verstanden werden (nichts gegen die anderen Kommentare)
Mein Freund ist total dagegen, dass ich den KontakTermin suche und versteht absolut nicht warum ich mich nach ihm sehne und ich habe das Gefühl, dass das bei meinem Theraputen genauso ist... Ich hab mich bewusst für einen männlichen entschieden und überlege oft, wie es mit einer weiblichen wäre aber ich steh noch am Anfang, mal sehen in welche Richtung es geht...

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