Beitrag
Fr., 08.04.2016, 06:40
Hab diesen Thread bisher nur mitgelesen. Wie das funktioniert, da kann ich auch nicht wirklich etwas zu beitragen. Aber dass es möglich ist, da habe ich keine Zweifel...
Ein Faktor mag vielleicht auch das zugrundeliegende Trauma-Konzept des/der Therapeuten und/oder des Klienten sein.
Ich kann von mir sagen, dass ich früher als ich so um die 20 herum war, mich immer wieder gefragt habe, ob da schwer traumatische Erlebnisse in meiner Vergangenheit liegen, die ich verdrängt habe. Weil meine Gefühlslagen da einfach zu gut darauf passten. Und es für mich sonst keine nachvollziehbare Erklärung gab. Weil in meiner Kindheit alles halbwegs ok war, meinte ich damals jedenfalls. Wenn ich zu der Zeit auf eine Therapeutin getroffen wäre, die mir etwas hätte einreden wollen, ich glaube, das wäre auf fruchtbaren Boden gefallen bei mir. Einfach weil ich eine Erklärung haben wollte für die nicht erklärbaren Gefühle die mich immer wieder von den Socken gehauen haben. Und weil soetwas dann die "naheliegendste" Erklärung gewesen wäre.
Heute geht meine Therapeutin von einer komplexen Traumatisierung bei mir aus. Aber eher durch die Wiederholung und ständige Präsenz von sogenannten "Mikro"-Traumata, alle für sich allein vielleicht nicht so dramatisch, aber in der Regelmäßigkeit und Häufung in Kombination mit persönlichen Faktoren wie Resilienz und fehlender Unterstützung von außen etc. dann doch. Was ich sagen will: Es hat sich inzwischen auch die Konzeptionalisierung, was ein Trauma ist und wie es entstehen kann, weiter entwickelt.
Ein weiterer Gedanke: Das mit den "falsch induzierten Erinnerungen" kann ja auch anders herum funktionieren. Im positiven Sinne. Und ist wirksam. Ich arbeite mit meiner Therapeutin sehr viel auf der imaginativen Ebene. Und die Bilder die dabei entstehen, sind für mich sehr wirksam im positiven Sinne. Und sie sind für mich auch eine Art von "Realität", die mich auch beeinflusst, auch wenn ich weiß, dass sie Produkt meiner Vorstellungen sind. Aber die Wirksamkeit ist gegeben.
Von daher finde ich es nur logisch, dass es mit den induzierten Erinnerungen in beide Richtungen funktioniert.
Viele Grüße von Lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott