Beziehung als adipöse Frau

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag Do., 21.07.2016, 10:21

Hallo Dengue, Du bist wie Du bist. Zeig Dich wie Du bist und warte, wem das gefällt. Dazu musst Du aber auch glauben und annehmen können, dass es wem gefällt/gefallen könnte. Es ist also in erster Linie eine Frage dessen, wie Du selbst dazu (zu Dir) stehst. Ich hatte selbst im dreistelligen Kilobereich nie Probleme einen Partner zu finden, weil es mir schlicht egal ist, wie viel ich oder mein Gegenüber wiegen. Es gibt deutlich wichtigere Kriterien für eine funktionierende Bindung als den Körperumfang, der noch dazu kein ehernes Naturgesetz ist und sich verändern kann.

Ich lese oft mit Kopfschütteln die Dramen, die davon handeln, dass ein Partner stark zu- oder abgenommen hat und deshalb die ganze Beziehung ins Wanken gerät. Mir scheint es dann, dass das Gewicht und das körperliche Erscheinungsbild ein Hauptkriterium bei der Partnerwahl waren. Wer es dazu macht, der stellt sich selbst vor Probleme, die eigentlich nicht sein müssten, wie ich meine.

Wer sich selbst einfach nimmt wie er/sie ist und das darstellt, der hat gute Chancen wen zu finden, dem das genau so passt, am besten vorrangig auf menschlicher Ebene. Die ist etwas weniger störanfällig als das Äußere, das zusätzlich noch dem Alterungsprozess unterliegt. Gut, ich würde jetzt auch nicht jubeln, wenn mein Mann extrem abnehmen würde, denn ich mag es, wenn der Mann groß und breit ist. Aber es wäre besser für die Gesundheit und infolgedessen unterstütze ich ihn auch noch dabei, einfach weil mir sein Dasein an meiner Seite wichtiger ist als irgendwelche Kilozahlen.

Ich wäre im Übrigen lieber alleine als mich an meinem Äußeren messen zu lassen. Das würde mich beleidigen, intellektuell und menschlich. Wobei ich dennoch recht eitel bin und gerne Komplimente höre, die ich - trotz Gewicht - öfter mal bekomme.

LG
Mondin

Werbung

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12125

Beitrag Do., 21.07.2016, 10:39

Einspruch!
Wenn es um Gewichtsprobleme geht, wird das immer gerne auf den Satz " was soll das für eine Partnerschaft sein, bei der das Gewicht die Hauptrolle spielt?" reduziert.
Das ist mMn zu oberflächlich.
Für mich ist es z.B. sehr wichtig, dass meine Partnerin ebenso sportlich ist wie ich es bin.
Ich wende viel Zeit für sportliche Betätigung auf, würde ich das alleine tun während meine stark übergewichtige Frau daheim sitzt, würde alleine das die Partnerschaft sehr belasten.
Außerdem zwicken sich da ja dann auch die Anschauungen bezüglich Ernährung.
Nein echt, das würde bei mir nie und nimmer funktionieren und ganz ehrlich finde ich auch nur schlanke sportliche Frauen anziehend.
Aber es gibt ja genügend Menschen die anders denken als ich, also kein Grund zur Panik.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag Do., 21.07.2016, 11:23

Hm, Nico, ich koche extrem gesund, rauche nicht (mehr), laufe täglich mehrere Kilometer mit dem Hund und hätte auch kein Problem mit dem Gang ins Fitnessstudio (was mein Mann und ich zeitweilig auch taten und im Winter womöglich auch wieder machen werden). Dennoch bin ich fett - und es ist mir egal. Ich finde es schlimm, dass Fettsein immer automatisch gleichgesetzt wird mit "ernährt sich ungesund, ist unsportlich" u. ä. m.

Was machst Du denn, wenn eine ehemals schlanke und sportliche Partnerin z. B. einen Unfall hat und dadurch weniger agil und womöglich dick wird? Oder wenn sie schwanger wird und dadurch dick - und anschließend durch das Kind keine Zeit für Sport hat und noch dicker wird? Oder depressiv wird und damit untätig (und dick)?

Sei mir nicht böse, aber an dieser Stelle werden wir nicht zusammenkommen in unseren Ansichten. Ich muss einen Menschen nicht körperlich attraktiv finden um ihn zu lieben. Meist läuft es bei mir umgekehrt, dass ich erst den Menschen lieben lerne und damit dann automatisch sein Äußeres für mich schön ist, weil es zum Geliebten dazugehört.

Ich bin damit bisher immer gut gefahren.

LG
Mondin

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12125

Beitrag Do., 21.07.2016, 11:36

Wir brauchen auch nicht zusammenkommen, ich akzeptiere andere Meinungen

Wenn einer von uns beiden ( meine Frau oder ich) irgendwann nicht mehr so Sport betreiben können sollte, dann haben wir aber zumindest das volle Verständnis für den Partner der weiter seinen Sport macht weil wir das selbst einmal geliebt haben.
Außerdem ist es schon ein bisserl ein Unterschied ob eine Voraussetzung von vornherein nicht gegeben ist oder ob sie sich vielleicht irgendwann durch nichtbeeinflußbare Umstände ( Unfall etc.) ergeben könnten.

Du wirst dir auch nicht einen 90jährigen als Partner anlachen nur weil dein Partner vielleicht ja auch mal 90 wird oder ?

Und unser Sport ist ein bisserl mehr als Hundespaziergänge ned bös sein
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Werbung

Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag Do., 21.07.2016, 12:22

Uh, Nico, der hier:
Du wirst dir auch nicht einen 90jährigen als Partner anlachen nur weil dein Partner vielleicht ja auch mal 90 wird oder ?
Hinkt aber gewaltig. Älter werden beide Partner gleichermaßen und zwar vorhersehbar und unwiderruflich. Ein Unfall oder andere Umstände sind jedoch nicht zwingend und können plötzlich gegeben sein.

Hier allerdings:
Wenn einer von uns beiden ( meine Frau oder ich) irgendwann nicht mehr so Sport betreiben können sollte, dann haben wir aber zumindest das volle Verständnis für den Partner der weiter seinen Sport macht weil wir das selbst einmal geliebt haben.
Muss ich Dir recht geben. Das Verständnis wird mit Sicherheit ein anderes sein. Leider scheint das jedoch auch nicht immer der Fall zu sein. Nun gut, Garantie gibt es eh keine in diesem Kontext.

Und bös bin ich sowieso nicht, warum auch? Was macht Ihr denn für Sport, wenn ich mal fragen darf?

LG
Mondin

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12125

Beitrag Do., 21.07.2016, 12:38

Das sprengt diesen Thread und gehört auch nicht hier her.

Ich finde es halt nur sehr oberflächlich eine Inkompatibilität mit adipösen Frauen gleich in dieses " seichte" Eck abzuschieben.
Da geht es um fehlende Interessensübereinstimmung die ja auch sonst fast jede Zweisamkeit abwürgt, auch wenn es um ganz was anderes geht.
Weltenbummler und Stubenhocker werden wohl ebenso kaum miteinander glücklich werden, das würde aber niemand als seichte Ansicht abkanzeln.

Außerdem halte ich den sportlichen andipösen Menschen der sich gesund ernährt für ein absolutes Märchen.
Ich war mal einen Tag in einer Therme in deren Nähe irgendein Abnehm - Guru ordiniert. Jetzt waren dort in meinem Blickfeld einige sehr beleibte Menschen.
Was jeder einzelne von denen an diesem Tag gefuttert hat, reicht für mich eine ganze Woche.
Versteh mich nicht falsch, kann er ja ruhig, aber die Märchen vonwehen " ganz normal essen und viel Bewegung machen" hab ich echt satt.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag Do., 21.07.2016, 13:23

Hi Nico! Ich bin insofern bei Dir, dass Interessen sich decken oder wenigstens gegeseitiges Verständnis für diese vorhanden sein müssen. Das meinte ich auch damit, sich selbst annehmen zu können und sich dann so zu zeigen, weil dieses Authentische die Chancen erhöht jemand Passenden zu finden. Wenn bespielsweise jemand proklamiert, dass er/sie sehr sportlich ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit dass sich sehr dicke Menschen auf solche Inserate melden sowieso eher gering, weil sehr sportlich ist man als dicker Mensch in aller Regel tatsächlich nicht.

Ein Märchen sind diverse Stoffwechselerkrankungen und Essstörungen jedoch keineswegs und so gibt es durchaus dicke Menschen, die sich gesund ernähren und - für ihre Verhältnisse - sehr viel bewegen, die dennoch nicht von heute auf morgen schlank sind. Mein Mann und ich werden aktuell wenigstens nicht dicker sondern unsere Kondition hat sich merklich verbessert, der Umfang reduziert, das Gewicht fiel bisher jedoch nur unwesentlich. (Vermutlich weil Muskeln schwerer als Fett sind und wir davon so einige entwickeln bei unserem Pensum, das schon recht beachtlich ist für zwei dicke Möppels wie uns.) Unsere Umstellung dahingehend kam mit dem Schock über seinen Herzinfarkt und ist nun ein gutes Jahr her. Mal sehen was die Zeit noch bringt. Wir sind wohl auch keine "typischen Dicken" mehr.

Was hingegen typisch ist und mir immer wieder auffällt, dass gerade sehr dicke Menschen sich und ihr Verhalten verabscheuen und folgerichtig auf Partner abfahren, die das genaue Gegenteil zu verkörpern scheinen. Kurzum, die Megadicke hätte gerne einen muskelgestählten, sportlichen Adonis. Dass ein solcher sich jedoch nicht für sie interessiert, abseits eines möglichen Fetisches, dürfte wenig verwundern. Das versuchte ich auch durch die Blume damit zu verdeutlichen, das Dicke oder Dünne nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen, dann ändert sich nämlich die Perspektive und gleichartige Interessen können besser erkannt und angenommen werden.

LG
Mondin

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12125

Beitrag Do., 21.07.2016, 13:37

Jo Essstörung schon aber die Stoffwechselerkrankung hätte wenn sie so oft zutreffen würde wie behauptet wohl schon seuchenartige Dimensionen
Dabei ist es bis auf die wenigen Fälle wo echt eine Krankheit vorliegt ja ganz einfach. Nicht mehr einwerfen als man verbrennt und nix ist mit zunehmen. Ob man jetzt weniger einwirft oder mehr verbrennt kann eh jeder selbst entscheiden.
Aber egal, wir sollten die TE hier nicht allzusehr zumüllen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag Do., 21.07.2016, 13:50

Nico hat geschrieben:Jo Essstörung schon aber die Stoffwechselerkrankung hätte wenn sie so oft zutreffen würde wie behauptet wohl schon seuchenartige Dimensionen
Das ist ärztlich sehr einfach messbar und wird ggf. auch bescheinigt. Bei meinem Mann steht sie sogar mit Prozenten in seinem Schwerbehindertenbescheid. Bei mir ist, bzw. war es, eine sehr massive Essstörung, die jedoch im Abklingen ist, wie so einiges mehr.
Dabei ist es bis auf die wenigen Fälle wo echt eine Krankheit vorliegt ja ganz einfach. Nicht mehr einwerfen als man verbrennt und nix ist mit zunehmen. Ob man jetzt weniger einwirft oder mehr verbrennt kann eh jeder selbst entscheiden.
Wir müssen mehr verbrennen, wir sind schreckliche Leckermäulchen, alle beide. Noch dazu liebe ich Kochen/Backen, das ist eine fatale Kombi.
Aber egal, wir sollten die TE hier nicht allzusehr zumüllen.
Stimmt! *scnr*

*schnell das Weite sucht*

LG
Mondin

Benutzeravatar

Herzeleide
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 51
Beiträge: 49

Beitrag Do., 21.07.2016, 16:02

Dengue hat geschrieben:Ich will nicht nur aus diesem Grund abnehmen. Das erzeugt bei mir nur mehr Druck und Angst und treibt mich weiter in meine Essstörung. Ist es zu viel verlangt, dass ich als "gestörte Person" mit jemandem eine innige emotionale Verbindung teilen will, auch wenn das für denjenigen bedeutet auch mein Problem mit zu erleben und das aushalten zu "müssen"? Denn mir scheint, dass nur wenige Männer dafür bereit sind.
Hallo Dengue,

deine rhetorische Frage "Ist es zuviel verlangt?" soll heißen, dass Dir das so erscheint?
Du zeigst aber im Moment nur auf die anderen. Nur auf die Akzeptanz der anderen.

Ich nehme an, dass Du weißt, dass das bei Dir anfängt. Dass das Selbstbild bei einer Essstörung massiv beeinträchtigt ist, ist mir klar - (ich schreibe hier aus bereits teilweise überwundener Essstörung). Trotzdem ist: "Die akzeptieren mich nicht und darum wird mir verwehrt, Liebe zu erleben" ein Teufelskreis, aus dem DU selbst keinen Ausweg lässt. Denn Du selbst stehst am Ausgang des Kreises und hast Dein Urteil bereits parat: Nein, mit dem Gewicht bin ich es nicht wert, geliebt zu werden. Und diese Haltung hat mich auch noch rau und dominant und unweiblich gemacht.

Daraus herauszukommen, ist ein langer und berschwerlicher Weg. Und ich nehme auch an, Du weißt, dass er der einzige Weg zu einem halbwegs gesundem Leben ist, bei dem du nicht mit MItte 40 am Rollator gehst.

Ganz vorsichtig sage ich, solange man so intensiv mit sich selbst beschäftigt ist, ist es tatsächlich noch eine zusätzliche "Aufgabe" für jemanden, der dich kennenlernen will, die Arbeit mit deiner Essstörung zu kennen und "auszuhalten". Andere Menschen haben ganz andere Baustellen und ich erlebe jetzt, wo man mir meine volle Bewusstwerdung meiner Esstörung und die Arbeit der "Umwertung" des Essens, also des Wenigerwerdens auch ansieht, dass man Bewunderung erntet. Denn die Sache mit der Adipositas ist, dass man sie den Menschen auf den ersten Blick ansieht. Anderen siehst du ihre Baustellen nicht sofort an.

Du bist also deswegen nicht auch noch zusätzlich "unaushaltbar", sondern DU bist sehr stark. Wer das sehen kann, wird genau das an Dir bewundern und lieben. Aber das kann nur geschehen, wenn Du es selbst zulässt!

Gruß, H.

Benutzeravatar

Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2125

Beitrag Do., 21.07.2016, 16:24

Naja es braucht durchaus einen gewissen fetish bei krankhaften fetten Menschen, jene auch körperlich zu lieben. Entspricht schließlich nicht dem gesundaussehenden und somit attraktivem Äußeren. Aber hei die gibt es, überall sicherlich. Ist eben seltener weils eine Besonderheit ist.
Du hast aber ein problem mit dir und deinem krankhaften Gewicht (na gottseidank gibst du es ja zu,s chlimm sind diejenigen die behaupten sie seien super zufrieden...nur albern).
Trenne mal das was du denkst wie andere empfinden zu haben (kannst du eh nicht beeinflußen) mit deinem Problem mit deiner Krankheit, sind zwei unterschiedliche paar stiefel.
..:..

Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag Do., 21.07.2016, 19:40

Sinarellas hat geschrieben:(na gottseidank gibst du es ja zu,s chlimm sind diejenigen die behaupten sie seien super zufrieden...nur albern).
Na ja, eine gewisse Zufriedenheit, im Sinne von "Frieden mit sich selbst schließen" ist jedoch Grundvoraussetzung um eine Essstörung (speziell eine Binge Eating) loswerden zu können. So lange man chronisch unzufrieden und damit ständig unter Druck ist, wird man das "niederfressen", das ist ja das Fatale daran.

Erst wenn man eine irgendwie geartete Ausgeglichenheit erlangt hat und sich erst einmal so hinnehmen und annehmen kann, wie man zu dem Zeitpunkt nun einmal IST, gibt einem das die Handhabe die Essstörung zu bearbeiten und in den Griff zu bekommen. Und erst danach, also ganz am Ende, steht die Gewichtsreduktion, die fast von alleine einsetzt, wenn sich das Essverhalten normalisiert und der Bewegungsdrang wieder zunimmt.

Dennoch wird man nicht von heute auf morgen schlank und das sollte man auch nicht, weil dann der Metabolismus und die Haut nicht mehr mitkommen. Ich habe mich durch eine solche Rosskur fast ins Jenseits befördert und kann nur dringend davon abraten zu schnell abzunehmen, jedenfalls wenn man jenseits der 100 Kilogramm wiegt.

Ich bin noch immer dick - ja. Mein Gewicht sinkt sehr langsam, aber stetig und ich bin mittlerweile so fit wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Aber das alles nur, weil ich mich selbst annehmen kann und mir mein Gewicht eigentlich relativ egal geworden ist. Denn erst jetzt dreht sich nicht mehr meine gesamte Gedankenwelt um das Gewicht und um das Essen. Und ich weiß, dass auch meine Partnersuche nur deshalb immer reibungslos verlief, weil das Gewicht nie großartig ein Thema war.

Es also als albern zu bezeichnen, wenn ein dicker Mensch um Selbstannahme ringt, geht am Kern der Sache Kilometer weit vorbei.

Natürlich ist das Dein Empfinden, was Du gerne behalten darfst. Ich wollte das nur richtigstellen, von der Warte einer Person aus, die das Ganze aus eigener Erfahrung kennt.

LG
Mondin

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Dengue
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 24
Beiträge: 64

Beitrag Sa., 23.07.2016, 00:09

@Herzeleid: Ja, ich weiß, dass meine negative Einstellung einer der Hauptpunkte ist. Und ich habe auch meine eigenen Leitmotive, etwas an meinem Gewicht zu ändern. Ich bin gerade dabei und ich werde auch etwas schaffen.
Faszinierend finde ich aber an deinem Text, dass du selbst die Gleichung "andere sehen, dass ich abnehme = Ich werde bewundert für meine äußerliche Veränderung, weil ich nicht mehr so dick bin" ins Spiel bringst. Nach dem Motto "die Zuneigung anderer ist mir nur sicher, wenn ich schlanker bin". Das nur dazu. Ohne diesen Teil bin ich da größtenteils deiner Meinung. Die Umsetzung all dieser (und meiner) Erkenntnisse ist meine Arbeit. Ich hoffe, dass ich sie so umsetzen kann, wie ich es mir vorgenommen habe.

@Mondin: Danke für deine Beiträge. Sie spiegeln eine Menge von dem wider, was ich auch glaube. Ich bin auch der Meinung, dass ich nicht weiß, wer mich in Zukunft als Mensch faszinieren wird.
Vielleicht kannst du mir ja verraten, warum du so wenig auf dein Gewicht gegeben hast. Mich verletzt es jedes Mal, wenn ich mehr oder minder subtile abfällige Bemerkungen über dicke Menschen lese, sehe und/oder höre. Vielleicht bin ich da zu sensibel aber sie prägen mein Bild von mir selbst mit.

Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag Sa., 23.07.2016, 10:23

Grüß Dich Dengue! Ich denke nicht, dass Du "zu sensibel" bist, sondern eher, dass Deine Selbstannahme noch derartig brüchig und damit verwundbar ist, dass eine jede solcher Bemerkungen Dir quasi innerlich die (tönernen) Füße verletzt. Du fühlst Dich bestätigt in Deinen Ängsten und Befürchtungen, nicht liebens- und begehrenswert zu sein, Dein Fokus liegt auf diesen Verletzungen und so lauerst Du regelrecht darauf, wann wieder so etwas geschieht.

Ich kenne das. Ich war einmal eine sehr schöne Frau, im ganz klassischen Sinne. Ich hatte nur einige Kilos Übergewicht, die jedoch so perfekt verteilt waren, dass ich schön kurvig war und mit meinem Aussehen viel Geld verdient habe. Dennoch fühlte ich mich hässlich. Nicht, weil ich nicht den gängigen Maßstäben von Schönheit entsprochen hätte, denn das tat ich und ich wurde mit Avancen überhäuft. Ich konnte es nicht glauben. Ich selbst fühlte mich mickrig, minderwertig, schmutzig, dumm (ich bin mit einem IQ weit jenseits des Normalen getestet worden, bereits als Kind, dennoch hielt ich mich für absolut blöd), unnütz und überhaupt ohne Recht auf Respekt, Akzeptanz und Annahme, kurzum ohne Lebensberechtigung.

Dann erlebte ich sehr viel. Mein Leben verlief weiterhin sehr turbulent und dann begann die Essstörung und damit das Zunehmen. Hinzu kam eine Cortisonbehandlung, die dazu führte, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben die 100 Kilo Marke sprengte. Ich schämte mich in Grund und Boden, hatte das Gefühl, dass jeder nun auch noch mein Versagen in disziplinarischer Hinsicht sehen könnte und mich für fett, faul und gefräßig halten würde. Es kamen weitere psychische Probleme hinzu und ich wollte eigentlich (mal wieder) nur noch sterben. Jede auch noch so kleine Bemerkung über das Dicksein, selbst wenn sie gar nicht an mich gerichtet war, kränkte mich tief. Es war ein Zustand, in dem ich mich am Liebsten gar nicht mehr öffentlich gezeigt hätte und vor lauter Frust gingen die Essattacken immer weiter.

Ich machte Therapie zu jenen Zeiten, jedoch nicht vorrangig wegen des Gewichts. Das war im Grunde nur ein Sympton, maximal eine Begleiterkrankung. Und je mehr ich lernte, mich selbst zu akzeptieren, meinen Fokus umzustellen, vom Lauern auf Verletzungen weg zu kommen und mich hin zu wenden, dorthin wo ich an mir Dinge entdecken konnte, die mir sympathisch waren, um so mehr begann nicht nur der "Fressdruck" nach zu lassen, sondern ich wurde auch unempfindlicher für Verletzungen in diesem Kontext.

Je mehr ich lernte, dass das Dicke nur Oberfläche ist und das was in mir drin ist, den wesentlichen, den Wesenskern darstellt, um so mehr kam ich weg von meinem eigenen Schubladendenken von schön und hässlich. Ich wagte es wieder mich aufzuhübschen, mich extravagant zu kleiden und zu mir zu stehen - trotz des Gewichtes. Ich nahm mir das Recht, meine innere Stärke der Überwindung all der Traumata, meinen inneren Reichtum, meine Vielfalt, Kreativität und Intelligenz in den Vordergrund zu stellen und mich darauf zu konzentrieren.

Und je mehr ich das tat, um so mehr geschah etwas, das sich gut anfühlte, nämlich, dass ich zornig wurde und Verachtung empfand, so es jemand wagte mich auf mein Gewicht zu reduzieren. Irgendwann wurde ich nicht einmal mehr zornig, ich schaute solche Leute nur noch mitleidig an und vergaß sie dann ganz einfach wieder. Gut, es waren viele Leute, die sich als Spreu im Weizen herausstellten, viel mehr Spreu als Weizen. Aber der Weizen, der dann übrig blieb und der mir mit echter Zuneigung, Respekt und Akzeptanz begegnete, der wog diese ganzen Deppen wieder auf, die der Ansicht zu sein scheinen, dass ein dicker Mensch nicht selbstwusst sein darf.

Und je mehr ich diese Einstellung pflegte, je weniger ich mich versteckte und mit mir selbst beschäftigt war, um so wacheren Auges gehe ich wieder durch die Welt und sehe, dass hier (Bayern) jeder Zweite zu dick und jeder Dritte viel zu dick ist. Und die, die schlank sind, die sind auch nicht zwingend attraktiv, weiß Gott nicht. Kurzum, ich lernte, dass niemand perfekt ist und dass ich durchaus liebenswert bin, auch wenn ich, wie jeder andere Mensch auch, meine Macken habe. Der Eine ist dick, der Nächste hat schiefe Zähne, Pickel oder dünnes Haar. Wieder ein anderer hat krumme Beine, viele Menschen haben einen schier grausamen Klamottengeschmack. Das Leben ist so - Perfektion gibt es nur in der Werbung und je mehr man sich das Leben wieder live anschaut, es wagt das zu tun, um so deutlicher wird einem das.

Geh mal in den Discounter und schau Dir die Leute an. Schau sie Dir wirklich an. Oder setz Dich an eine Bushaltestelle oder Straßenbahnstation und beobachte einfach nur die Menschen. Das kann heilsam sein, kein Witz.

Fazit: Fokus wegnehmen vom "Makel" und hinführen zum Liebenswerten, das in Dir ist. Was kannst Du gut? Was magst Du an Dir? Verwöhne Dich und sei gut zu Dir. Mach Dich hübsch, mit Schminke und Klamotten kann man so viel tun. Siehe z. B. hier: http://infatstyle.de/

Trau Dich, Dich selbst zu entdecken, abseits der Kilos und lerne Dich mögen. Für das was Du BIST und nicht für das was Du wiegst. Wende Dich dorthin, wo Dir mit feundlichem Respekt begegnet wird und ignoriere der Rest, auch wenn es erst einmal noch weh tut. Lerne Du selbst zu sein, auch wenn Du unsicher bist und Angst vor Zurückweisung hast. Steh zu dieser Angst, sprich sie aus und an und dann gib Deinem Gegenüber die Chance etwas dazu zu sagen - Du wirst überrascht sein. Öfter auch positiv - davon bin ich aus Erfahrung überzeugt. Steh zu Dir. Zu Deinen Vorbehalten, Deinen Verletzungen, Deiner Einsamkeit, Deinen Wünschen und Sehnsüchten - denn all das bist Du. Ergründe Deine Fähigkeiten, probiere neue Dinge aus, vielleicht besuchst Du mal einen Stylingworkshop. Du wirst erstaunt sein, wie viele dicke Visagistinnen es gibt. Schau hin - die halbe Bevölkerung ist dick. Es ist im Grunde längst kein Problem mehr, es sei denn, man macht es zu einem.

Noch nie gab es so viele schöne Klamotten in Übergrößen, Möbel für Schwergewichte u. ä. m.
Nur weil noch immer viele (vorzugsweise schlanke) Menschen ein Riesengedöns um das Dicksein machen, ist es längst keine Ausnahme mehr. Entspann Dich, Du bist keine Seltenheit, nicht einmal mit 100-150 Kilo, also der morbiden Adipositas. Jeder Dritte wird bald davon betroffen sein. Du bist nicht zu blöd oder sonstwas, Du hast eine Problematik, die so selten nicht ist. Und indem Du lernst Dich zu entspannen, Deinen Fokus von dem Gewicht weg zu nehmen, in dem Maße lernst Du wieder leben und bekommst Handhabe, das Problem, das dann nicht mehr übermächtig ist, zu lösen.

Zum Schluss noch einige Worte zur Partnersuche. Ich habe früher Partner bekommen, weil ich geil aussah, keine Frage. Doch ich konnte weder die Partnerschaft noch den Sex genießen, weil ich völlig fertig war innerlich. Sie hielten auch nie lange und waren i. a. R. Ausbeuterverhältnisse. Heute bin ich stark und ich finde mich gut, ganz gleich was die Waage anzeigt. Ich kann Sex genießen und habe Vertrauen in mich selbst und die Partnerschaft. Meine letzte Partnerschaft, in der ich erstmals jenseits der 100 Kilo war (und in dieser war ich nicht treu [andere Geschichte, es war eine Art Agreement] und hatte alle paar Jahre mal eine Liebschaft, IMMER mit über 100 Kilo - ohne jede Probleme und die waren zum Teil sauer, dass ich mich nicht trennte um mit ihnen zu leben, also es ging denen nicht nur um Sex), hielt 16 Jahre, meine jetzige Beziehung und seit Kurzem auch Ehe, nun bereits seit guten 4 Jahren. Es ist keine Frage von Kilos und Oberflächlichkeiten, es ist eine Frage der inneren Einstellung und des inneren Erlebens. Wer sich sexy fühlt, der IST sexy. Nicht für jeden, aber NIEMAND ist für jeden sexy. Doch Du wirst das ausstrahlen was Du in Dir fühlst und damit wirst Du anziehend. So wirst Du finden wer zu Dir gehört (gehören will).

LG
Mondin

Benutzeravatar

Herzeleide
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 51
Beiträge: 49

Beitrag Mo., 25.07.2016, 15:48

Dengue hat geschrieben:Nach dem Motto "die Zuneigung anderer ist mir nur sicher, wenn ich schlanker bin".
Einspruch: Das mag DEIN Fazit dessen sein, was Du liest, meines ist es nicht.

Vor allem das Wörtchen NUR ist in dem von dir zusammengefassten "Motto" falsch.

Ich nehme ab, weil ich es will und weil ich es jetzt schaffe. Ich nehme ab, weil ich in den letzten Jahren mehr und mehr köperliche Krankheiten und Beschwerden habe, die mit meinem Übergewicht zusammenhängen - und weil die nicht noch schlimmer werden sollen. Ich nehme ab, weil ich noch was vom Leben haben will und mich nicht mehr körperlich so einschränken lassen will.

Dass ich dafür AUCH bewundert werde, kann ich genießen...

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag