Wie die Gesellschaft 'menschlicher' machen?
Nun, ich glaube gerade nicht, daß es darauf ankommt, wie man Glück definiert. Es ist vollkommen ausreichend zu erkennen, daß Glück eine höchstpersönliche, individuelle Angelegenheit ist: was dem eenen seen uhl is dem annern de nachtigall. Darin liegt mehr verfassungsrechtliche, politische und sozialphilosophische Brisanz, als es auf den ersten Blick erscheinen mag: das impliziert nämlich, daß man den anderen in Ruhe lässt und ihn sein eigenes, höchstpersönliches Glück, was dann in einem wirklicheren Sinne sein "Eigentum" sein kann, suchen, finden und genießen lässt, eben ohne ihm imperative Vorschriften darüber zu machen, wie dieses Glück, dieses "Eigentum" auszusehen habe. Das steht in einem radikalen Gegensatz zum Glücksverständnis unserer Zeitläufte und der intellektuellen Anmaßung, Glück in einem allgemeingültigen Sinne zu definieren und dem anderen dieses Glück sodann aufzuzwingen, was stets damit rationalisiert wird, daß ansonsten schwerstes Unrecht geschehe, schlimmstes Unglück drohe, ja die ganze Welt untergehe. Das individuelle, höchstpersönliche Glück entzieht sich jeder Definition. Mein Glück ist ein anderes als das von mio, und mios Glück wieder ein anderes als das von Victoria undsoweiter.
Zuletzt geändert von Möbius am Sa., 05.03.2016, 10:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Broken,Broken Wing hat geschrieben:Eine Gesellschaft, bestehend aus Menschen, braucht nicht menschlich gemacht zu werden. Ihre Erscheinungsform ist eine menschliche.
Wir sollten eher eine unmenschliche anstreben.
vor allem deine ersten zwei Sätze finde ich sehr wichtig.
Danke Victoria für den Thread! Vom „Vorläufer“ hab ich nur die Überschrift gelesen. Mehr ganz bewusst nicht!
Menschlichkeit? Um das Wort, den Begriff, das Thema , kommt man ja kaum herum zur Zeit. Vielleicht ja ganz gut, dass darüber mal mehr gedacht, geredet wird.
Gedacht hab ich selbst dazu mittlerweile so einiges.
Lief zu Beginn wohl auf das übliche hinaus. Bis mir selbst genau das bewusst wurde, was Broken schreibt.
Menschlich, human? Klar, Mensch nutzt diese Worte wertend. Mensch ist halt gut, positiv nach eigenem Selbstverständnis. Nur ist genau das halt völlig falsch, jedenfalls in der Form, wie heute, wie mittlerweile Menschlichkeit verstanden wird.
Nicht dass ich es genau wüsste, aber womöglich fängt das Problem da bereits an.
Menschlichkeit als Forderung, Anforderung, Pflichtenkatolog? Menschlichkeit nicht mehr als etwas erstrebenswertes, auch nützliches, aber halt eher als etwas, das als Traum schön wäre, das aber zum einen sehr fern liegt, zum anderen auch in Gänze Illusion bleibt, bleiben wird, womöglich gar bleiben muss?!
Für mich passt da jedenfalls bei näherem Hinsehen vieles nicht so recht.
Das Maß passt irgendwann nicht, nicht mehr.
Muss ja nicht gleich in menschliche Unmenschlichkeit ausarten, aber …. Ich selbst verhalte mich sicher (in den Augen anderer, aber auch in meinen) nicht nur so positiv menschlich human, wie es der gesamte Maßstab, der heute dazu gehört, „verlangt“. Weder schaff ich ihn, noch, aber einem gewissen „Druck“ von außen, oder vom stetig steigenden Pflichtenkatalog will ich ihn schaffen, immer beachten. Mir irgendwann zu viel.
Tu dies, unterlass dies?! Sei menschlich, human? Alles was sich heute dazu rechnen lässt, dazu gerechnet wird?
Wenn überhaupt, dann gibt es auf der Welt heute nur einige wenige Menschen, die insgesamt human menschlich nach diesem Verständnis sind . Und grad die? Für mich haben die dann gar nicht mehr so viel menschliches.
Broken, ich ziehe selbst nicht den Schluß, den du ziehst (ironisch?).
Ich möchte es lieber menschlich haben, für mich und alle anderen.
Mir wäre lieber, das Maß passte zu Mensch, wie Mensch ist. Oder sogar noch darüber hinaus, das Maß passte insgesamt dazu, wie Leben, Welt, Umwelt ist.
Aus Sicht des Menschen wird die immer beides sein, beide Wertungen hervorrufen, gute und böse, sichere und unsichere. Leben ohne Gefahr, Leid und Tod wird es nie geben, für niemanden.
Grad wenn das (wieder) bewusster wird, wenn die Illusion zumindest kleiner wird, Mensch müsste sich nur anstrengen, dann gelänge es schon, sicher Leben ohne zu leiden für alle, am besten ohne zu sterben.
Weder menschenmöglich, noch – zu Ende gedacht – erstrebenswert. Hätte Mensch dazu wirklich die Möglichkeiten? Genau diese würden sich ab einem gewissen Punkt gegen ihn wenden. Womöglich tun sie es bereits.
Wie Menschlicher? Nichts genaues weiß ich nicht, aber für mich gehört dazu, zum einen Mensch so zu denken und zu achten, wie Mensch ist, nicht wie er (ideologisch) sein soll. Und oft auch mal Menschlichkeit wie sie heute „verlangt“ wird, kritisch zu hinterfragen, ob wirklich immer alles auch am Ende nützt, individuell aber auch insgesamt. Ob die Wertungen, Ansichten heute mehr als nur Momentaufnahmen sind?
LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
Die Gesellschaft ist ein Konstrukt.
Sie besteht zwar aus Menschen, ist aber unmenschlich.
Das kann ich nur so erklären:
Dieses Konstrukt besteht aus den Vorstellungen der Menschen.
Diese Vorstellungen wiederum sind das Ergebnis von Gedanken und Gedankenkriegen.
Sie sind nicht der Wahrheit entsprechend, das Meiste ist Lüge und Desinformation, wie in jedem Krieg.
Man kann also die Gesellschaft nur indirekt menschlicher werden lassen indem man das Einzelbewusstsein der MENSCHEN
welches in weiterer Folge das Kollektivbewusstsein und somit im nächsten Schritt die Gesellschaft formen
anspricht.
Und auf Schlüsselfehler aufmerksam macht.
Sie besteht zwar aus Menschen, ist aber unmenschlich.
Das kann ich nur so erklären:
Dieses Konstrukt besteht aus den Vorstellungen der Menschen.
Diese Vorstellungen wiederum sind das Ergebnis von Gedanken und Gedankenkriegen.
Sie sind nicht der Wahrheit entsprechend, das Meiste ist Lüge und Desinformation, wie in jedem Krieg.
Man kann also die Gesellschaft nur indirekt menschlicher werden lassen indem man das Einzelbewusstsein der MENSCHEN
welches in weiterer Folge das Kollektivbewusstsein und somit im nächsten Schritt die Gesellschaft formen
anspricht.
Und auf Schlüsselfehler aufmerksam macht.
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@ Victoria: Kommt ganz auf das Gegenüber an. Diese prinzipiellen Lächler und Grüßer wirken eher peinlich auf mich. Habe sowas schon erlebt. In der Straßenbahn von wildfremden Menschen gefragt zu werden, wie's mir geht, war eher eine unangenehme Erfahrung.
Die beste Variante ist einfach, sich im Beruf und in der Öffentlichkeit an Höflichkeitsregeln zu halten. Grundsätzlich Freundlich, kleine Gefälligkeiten, wenn man darum gebeten wird oder wenn es die Situation offensichtlich erfordert.
Das gilt für sozial durchschnittlich begabte. Den Rest überlässt man bitte den begabten, echt an der Sache interessierten Menschen. Es würde schon reichen, diese nicht unnötig zu behindern.
Es gibt leider zu viele Menschen, die ihre Persönlichkeit nicht verstecken wollen, extra auf Selbstfindungskurse gehen und die Öffentlichkeit daran teilnehmen lassen. Bei vielen denk ich mir: komm, a., sei ein Bisschen nicht du selbst.
Die beste Variante ist einfach, sich im Beruf und in der Öffentlichkeit an Höflichkeitsregeln zu halten. Grundsätzlich Freundlich, kleine Gefälligkeiten, wenn man darum gebeten wird oder wenn es die Situation offensichtlich erfordert.
Das gilt für sozial durchschnittlich begabte. Den Rest überlässt man bitte den begabten, echt an der Sache interessierten Menschen. Es würde schon reichen, diese nicht unnötig zu behindern.
Es gibt leider zu viele Menschen, die ihre Persönlichkeit nicht verstecken wollen, extra auf Selbstfindungskurse gehen und die Öffentlichkeit daran teilnehmen lassen. Bei vielen denk ich mir: komm, a., sei ein Bisschen nicht du selbst.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
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In meinem ersten Job war ich Lieferfahrer.
Eines Tages mitten im Innenstadtgewühl lenkte ich meinen Lieferwagen durch den Stress und Druck des City-Chaos und kam an einer roten Ampel zu stehen.
Die Straßenbahn welche vor mir abbog musste in dem Gewühl ebenfalls anhalten. Es war früher Morgen, die Sonne war noch nicht zu sehen. Die Häuserschluchten zauberten ein Szenario aus tiefen Schatten und hellem rosigen Schein.
In der Straßenbahn gegenüber saß eine junge Frau beim Fenster und blickte mit Tränen-verhangenen Augen direkt durch mich durch.
Das traf mich wie ein Blitz.
Ich wusste nicht was ich tun sollte.
Ich entschied mich ihr zuzulächeln und zu winken.
In dem Moment als sie mich sah fuhr die Straßenbahn weiter.
Ich hoffe noch heute, daß sie es positiv bemerkt hatte und nicht als Hohn.
Eines Tages mitten im Innenstadtgewühl lenkte ich meinen Lieferwagen durch den Stress und Druck des City-Chaos und kam an einer roten Ampel zu stehen.
Die Straßenbahn welche vor mir abbog musste in dem Gewühl ebenfalls anhalten. Es war früher Morgen, die Sonne war noch nicht zu sehen. Die Häuserschluchten zauberten ein Szenario aus tiefen Schatten und hellem rosigen Schein.
In der Straßenbahn gegenüber saß eine junge Frau beim Fenster und blickte mit Tränen-verhangenen Augen direkt durch mich durch.
Das traf mich wie ein Blitz.
Ich wusste nicht was ich tun sollte.
Ich entschied mich ihr zuzulächeln und zu winken.
In dem Moment als sie mich sah fuhr die Straßenbahn weiter.
Ich hoffe noch heute, daß sie es positiv bemerkt hatte und nicht als Hohn.
abgemeldet
Und genau deshalb geht es mehr um Freiheit als um Glück. Die Freiheit zum "persönlichen" Glück finden zu dürfen .Möbius hat geschrieben:Mein Glück ist ein anderes als das von mio, und mios Glück wieder ein anderes als das von Victoria undsoweiter.
Im Grunde geht es dabei auch um Toleranz, um vielleicht mal einen "Praxisrelevanteren" Begriff zu verwenden? Wenn mir zB. jemand miesepeterig die Supermarkttür EXTRA vor der Nase zuknallt, dann darf der das ohne das ich es persönlich nehmen werde oder denjenigen angreifen. Nur mögen werde ich ihn dafür dann nicht auch noch, ich werde es tolerieren aber nicht "gut" heißen und ihn dafür auch noch mit meiner Sympathie "belohnen", selbst dann nicht, wenn ihn das "glücklich" macht, weil er sich denkt: DER habe ich es jetzt aber gezeigt!
Man kann zwischenmenschliches Verhalten unter anderem in einem binären Schema kathegorisieren: es gibt kooperatives, konstruktives und inkooperatives, destruktives Verhalten. "Neutralität" wird in diesem Schema von mir als Gegenaufklärer und Antiintellektuellen bereits unter "Kooperation" subsumiert: der "Neutrale" hilft mir zwar nicht, aber er hindert mich auch nicht. Das ist sozusagen das Spiegelbild zur intellektuellen Sichtweise der Dinge: da macht man sich bereits schuldig, wenn man die Position des Intellektuellen nicht tatkräftig genug unterstützt. Auch da gibt es keinerlei Neutralität: der "Neutrale" ist für den Intellektuellen ja bereits hochgradig destruktiv.
Ich habe in meinem Leben so einige Subkulturen kennengelernt, war - und bin zT noch - ein Angehöriger solcher Subkulturen, zB der "Szene" der Promiskuitiven. Kennengelernt habe ich zB auch die Subkultur des Rechtswesens, und "hineingerochen" habe ich teils als Gelegenheitskiffer, teils als Anwalt, auch in die Cannabis-Szene. Diese Subkulturen unterscheiden sich radikal von der allgemeinen Gesellschaft, der "Leitkultur", und sie folgen eben jenen Kathegorien von Kooperation und Destruktion. Wer sich kooperativ den anderen Teilnehmern dieser Subkulturen gegenüber verhält, der erfährt auch von den anderen Teilnehmern dieser Subkulturen Kooperation - wer sich destruktiv verhält, wird boykottiert, rausgeekelt, rausgekickt. Bei schwerem oder nachhaltig inkooperativem, destruktiven Verhalten wird man in der Sex-Szene verprügelt, in der Justiz ruiniert, wandert womöglich hinter Gitter und in der Drogen-Szene wird man vielleicht sogar umgebracht.
Wer diese Subkulturen als newbie betritt, bekommt einen gewissen Kredit. Er erfährt die - begrenzte - Kooperation der anderen Teilnehmer. Entwickelt er ebenfalls kooperatives Verhalten, so wächst sein Kredit, die Kooperation der übrigen Teilnehmer nimmt an Quantität und Qualität zu, er ist irgendwann "drin", angekommen, insider. Inkooperatives Verhalten schmälert diesen Kredit - und es ist völlig gleichgültig, worauf dieses inkooperative Verhalten beruht: ob man es absichtlich gemacht hat, oder "nichts dafür kann". Das ist eine interessante Ähnlichkeit zur Funktionsweise des Tabus: auch hier kommt es auf ein "Verschulden" für den Tabubruch nicht an. Wer sich als Teilnehmer einer Subkultur durch seine bisherige Kooperativität ein gewisses Ansehen erworben hat, kann sich "destruktive Fehltritte" in gewissem Umfange leisten - er kann insofern seinen Kredit "in Anspruch nehmen". Ist dieser Kredit jedoch verbraucht, dann wird auch er: rausgekickt. Er kann zwar unter Umständen - nach kürzerer oder längerer Zeit - wieder einen Neuanfang wagen, aber diesen beginnt er nicht mit dem üblichen Kredits für Neueinsteiger, sondern mit einer Hypothek, die er kooperativ abarbeiten muß.
Vielleicht könnten die Funktionsprinzipien dieser Subkulturen ein Stückweit eine Alternative sein zu den Prinzipien der allgemeinen Gesellschaft, die Kooperation nicht auf konkrete Gegenseitigkeit, sondern nur in Abhängigkeit der beschworenen Übereinstimmung mit abstrakten "gesellschaftlichen" Werten fördert, und Destruktivität toleriert, solange und soweit diese Destruktivität sich als Rechtfertigung oder Entschuldigung auf abstrakte "gesellschaftliche" Werte berufen kann ?
Ich habe in meinem Leben so einige Subkulturen kennengelernt, war - und bin zT noch - ein Angehöriger solcher Subkulturen, zB der "Szene" der Promiskuitiven. Kennengelernt habe ich zB auch die Subkultur des Rechtswesens, und "hineingerochen" habe ich teils als Gelegenheitskiffer, teils als Anwalt, auch in die Cannabis-Szene. Diese Subkulturen unterscheiden sich radikal von der allgemeinen Gesellschaft, der "Leitkultur", und sie folgen eben jenen Kathegorien von Kooperation und Destruktion. Wer sich kooperativ den anderen Teilnehmern dieser Subkulturen gegenüber verhält, der erfährt auch von den anderen Teilnehmern dieser Subkulturen Kooperation - wer sich destruktiv verhält, wird boykottiert, rausgeekelt, rausgekickt. Bei schwerem oder nachhaltig inkooperativem, destruktiven Verhalten wird man in der Sex-Szene verprügelt, in der Justiz ruiniert, wandert womöglich hinter Gitter und in der Drogen-Szene wird man vielleicht sogar umgebracht.
Wer diese Subkulturen als newbie betritt, bekommt einen gewissen Kredit. Er erfährt die - begrenzte - Kooperation der anderen Teilnehmer. Entwickelt er ebenfalls kooperatives Verhalten, so wächst sein Kredit, die Kooperation der übrigen Teilnehmer nimmt an Quantität und Qualität zu, er ist irgendwann "drin", angekommen, insider. Inkooperatives Verhalten schmälert diesen Kredit - und es ist völlig gleichgültig, worauf dieses inkooperative Verhalten beruht: ob man es absichtlich gemacht hat, oder "nichts dafür kann". Das ist eine interessante Ähnlichkeit zur Funktionsweise des Tabus: auch hier kommt es auf ein "Verschulden" für den Tabubruch nicht an. Wer sich als Teilnehmer einer Subkultur durch seine bisherige Kooperativität ein gewisses Ansehen erworben hat, kann sich "destruktive Fehltritte" in gewissem Umfange leisten - er kann insofern seinen Kredit "in Anspruch nehmen". Ist dieser Kredit jedoch verbraucht, dann wird auch er: rausgekickt. Er kann zwar unter Umständen - nach kürzerer oder längerer Zeit - wieder einen Neuanfang wagen, aber diesen beginnt er nicht mit dem üblichen Kredits für Neueinsteiger, sondern mit einer Hypothek, die er kooperativ abarbeiten muß.
Vielleicht könnten die Funktionsprinzipien dieser Subkulturen ein Stückweit eine Alternative sein zu den Prinzipien der allgemeinen Gesellschaft, die Kooperation nicht auf konkrete Gegenseitigkeit, sondern nur in Abhängigkeit der beschworenen Übereinstimmung mit abstrakten "gesellschaftlichen" Werten fördert, und Destruktivität toleriert, solange und soweit diese Destruktivität sich als Rechtfertigung oder Entschuldigung auf abstrakte "gesellschaftliche" Werte berufen kann ?
Hallo Möbius,
Im Prinzip leben wir doch sogar in einer solchen Gesellschaft (Sub-Kultur) - "moralisch" betrachtet. Es geht uns hier zu Lande ja alles andere als schlecht was das angeht. Nur dass wir eben auch auf der Seite der "Ausbeuter" stehen und nicht auf der Seite derer, die ausgebeutet werden. Auch dass ist ja ein Prinzip, das sich als "Sub-Kultur" betrachten lässt. Die Kolonialzeiten lassen grüßen...
Aber vielleicht meinst Du das auch anders, als ich es jetzt verstehe? So wie ich es verstehe halte ich es auf alle Fälle nicht für eine "Lösung", eher im Gegenteil. Ich habe da aber eben auch für meine Begriffe ungute "Mechanismen" aus solchen Sub-Kulturen im Kopf, "durchmischtere" Szenen oder Kulturen empfinde ich als weit "friedvoller".
Lieben Gruss,
mio
ich kenne die "Regeln" von Sub-Kulturen auch ein wenig und ich denke je "restriktiver" eine solche ist - also je "abgegrenzter" gegen alles andere, desto schwieriger wird es sich "frei" zu bewegen. Selbst in Sub-Kulturen die sich "Freiheit" auf ihre Fahnen schreiben... Von daher glaube ich kaum, dass sich darüber was "verbessern" lässt. Zumal es ja sehr von den "Werten" abhängt, die sehr unterschiedlich sein und auch wiederum "bewertet" werden können.Möbius hat geschrieben: Vielleicht könnten die Funktionsprinzipien dieser Subkulturen ein Stückweit eine Alternative sein zu den Prinzipien der allgemeinen Gesellschaft, die Kooperation nicht auf konkrete Gegenseitigkeit, sondern nur in Abhängigkeit der beschworenen Übereinstimmung mit abstrakten "gesellschaftlichen" Werten fördert, und Destruktivität toleriert, solange und soweit diese Destruktivität sich als Rechtfertigung oder Entschuldigung auf abstrakte "gesellschaftliche" Werte berufen kann ?
Im Prinzip leben wir doch sogar in einer solchen Gesellschaft (Sub-Kultur) - "moralisch" betrachtet. Es geht uns hier zu Lande ja alles andere als schlecht was das angeht. Nur dass wir eben auch auf der Seite der "Ausbeuter" stehen und nicht auf der Seite derer, die ausgebeutet werden. Auch dass ist ja ein Prinzip, das sich als "Sub-Kultur" betrachten lässt. Die Kolonialzeiten lassen grüßen...
Aber vielleicht meinst Du das auch anders, als ich es jetzt verstehe? So wie ich es verstehe halte ich es auf alle Fälle nicht für eine "Lösung", eher im Gegenteil. Ich habe da aber eben auch für meine Begriffe ungute "Mechanismen" aus solchen Sub-Kulturen im Kopf, "durchmischtere" Szenen oder Kulturen empfinde ich als weit "friedvoller".
Lieben Gruss,
mio
Hi Mio !
Ich weiß nicht, welche Subkulturen Du kennengelernt hast, aber ich glaube, ich meine es anders, als wie Du. Wer Freiheit auf seine Fahnen schreibt, will in der Regel versklaven. "Wer 'Menschheit' sagt, will betrügen." (Carl Schmitt) Die Subkulturen, deren Funktionsweisen ich mir gerne als Beispiel nehme, haben mit Freiheit und sonstigen "Werten" nichts am Hut. Sie sind "wertfrei". In der Justiz geht es darum, die Arbeit vom Tisch, in der Cannabis-Szene darum, was zu kiffen und in der Sexszene darum, was zum [zensiert] zu bekommen. Trotzdem geht es dort "menschlicher" zu, als in der allgemeinen Gesellschaft, dem "Mainstream".
Ich will auch keineswegs bestreiten, daß in solchen Subkulturen parastaatliche Strukturen wie die Mafia entstehen können. Das ist übrigens auch ein höchst interessantes Phänomen: die erfolgreichsten Institutionen unser Zeit sind keineswegs demokratisch, sondern kooptative Aristokratien: die Wissenschaft, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das Militär, die Katholische Kirche und eben: die Mafia. ("Mafia" ist hier nur pars pro toto.)
Deswegen meine ich auch, daß eine "menschlichere" Gesellschaft voraussetzt, daß man die Demokratie endlich loswird - womit ich mich, unter dem Schutze meiner Narrenkappe, als Verfassungsfeind oute.
Gruß
Möbius
Ich weiß nicht, welche Subkulturen Du kennengelernt hast, aber ich glaube, ich meine es anders, als wie Du. Wer Freiheit auf seine Fahnen schreibt, will in der Regel versklaven. "Wer 'Menschheit' sagt, will betrügen." (Carl Schmitt) Die Subkulturen, deren Funktionsweisen ich mir gerne als Beispiel nehme, haben mit Freiheit und sonstigen "Werten" nichts am Hut. Sie sind "wertfrei". In der Justiz geht es darum, die Arbeit vom Tisch, in der Cannabis-Szene darum, was zu kiffen und in der Sexszene darum, was zum [zensiert] zu bekommen. Trotzdem geht es dort "menschlicher" zu, als in der allgemeinen Gesellschaft, dem "Mainstream".
Ich will auch keineswegs bestreiten, daß in solchen Subkulturen parastaatliche Strukturen wie die Mafia entstehen können. Das ist übrigens auch ein höchst interessantes Phänomen: die erfolgreichsten Institutionen unser Zeit sind keineswegs demokratisch, sondern kooptative Aristokratien: die Wissenschaft, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das Militär, die Katholische Kirche und eben: die Mafia. ("Mafia" ist hier nur pars pro toto.)
Deswegen meine ich auch, daß eine "menschlichere" Gesellschaft voraussetzt, daß man die Demokratie endlich loswird - womit ich mich, unter dem Schutze meiner Narrenkappe, als Verfassungsfeind oute.
Gruß
Möbius
Zuletzt geändert von Möbius am Sa., 05.03.2016, 21:12, insgesamt 1-mal geändert.
-
Thread-EröffnerIn - Helferlein
- , 42
- Beiträge: 66
Das empfinde ich auch so - im allgemeinen fühle ich mich bei einem derartigen Szenario schon vor den Kopf gestoßen und brige kein aufmunterndes Lächeln zu Stande. Dabei bräuchte es dieser Mensch wahrscheinlich am meisten. Nur für den Fall, daß ich doch einen ganz besonders guten Tag habe und ihm freundlich anlächle, denke ich nicht, daß er meinen würde, er habe es mir gezeigt - denn meine Reaktion wäre ja dann so ganz anders, als er sie erwartet hatte - ich denke ER wäre dann vor den Kopf gestoßenmio hat geschrieben:Wenn mir zB. jemand miesepeterig die Supermarkttür EXTRA vor der Nase zuknallt, dann darf der das ohne das ich es persönlich nehmen werde oder denjenigen angreifen. Nur mögen werde ich ihn dafür dann nicht auch noch, ich werde es tolerieren aber nicht "gut" heißen und ihn dafür auch noch mit meiner Sympathie "belohnen", selbst dann nicht, wenn ihn das "glücklich" macht, weil er sich denkt: DER habe ich es jetzt aber gezeigt!
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
- , 42
- Beiträge: 66
Ach Leute, seid einfach nur nett zueinander in Eurem Alltag - viele sind es ohnehin. Nett dem Nächsten gegenüber. Innerhalb UND außerhalb von Subkulturen, wie Möbius sie sich wünscht. Danke jedenfalls für Eure Beiträge. Mehr werde ich dazu nun nicht mehr sagen, da mir manches post nun schon zu bizarr geworden ist, um dazu Stellung zu beziehen.
Ja , manchmal gelingt mir das auch. Das sind dann aber echt "Menschenfreundliche" Tage an denen mich so gut wie gar nix anficht, wahrscheinlich bin ich dann sogar eher "kampfeslustig" , denn exakt was Du sagst, tritt dann wohl ein: Die paradoxe Reaktion stösst vor den Kopf. Kann was bewegen, so jemand "reflektiert" ist, kann aber auch zu "unguten" Kontakten führen, so nicht. "So Leuten" (ich spreche da jetzt von denen, mit denen echt nix "freundliches" geht) ist es ja in der Regel egal, ob Du sie "anpampst" oder "freundlich" reagierst, zurückgepampt wird im Zweifel so oder so. Da braucht es dann schon viel "innere Stärke" finde ich um echt gelassen zu bleiben im Kontakt bzw. um auch wieder aus ihm raus gehen zu können ohne "infiltriert" worden zu sein. Meist bevorzuge ich deshalb kopfschüttelnde Ignoranz, frage mich dabei allerdings auch immer wieder mal, ob das so "zuträglich" ist. So richtig ne Antwort habe ich nicht darauf. Scheint alles irgendwie nur suboptimal zu funktionieren, was am Besten funktioniert ist jener "Zustand" in dem mich nichts "anfechten" kann. Der ist ganz gut eigentlich. Irgendwie paradox, aber wohl mit des "Rätsels Lösung". Je weniger ich mich auf mein Gegenüber einlasse, desto besser funktioniert der Kontakt...73Victoria hat geschrieben:Nur für den Fall, daß ich doch einen ganz besonders guten Tag habe und ihm freundlich anlächle, denke ich nicht, daß er meinen würde, er habe es mir gezeigt - denn meine Reaktion wäre ja dann so ganz anders, als er sie erwartet hatte - ich denke ER wäre dann vor den Kopf gestoßen
Damit widersprichst Du Dir aber ein Stück weit selbst: Die - undemokratische - "Institution" ist erfolgreich, aber eben immer nur in "Abgrenzung" und auf Kosten des "Individuums". Das muss nicht so sein, für meine Begriffe. Zumindest dann nicht, wenn ich als Individuum lerne, mich an mir selbst zu orientieren und an anderen Individuen. Nicht an "Institutionen" und deren "Regeln".Möbius hat geschrieben:Das ist übrigens auch ein höchst interessantes Phänomen: die erfolgreichsten Institutionen unser Zeit sind keineswegs demokratisch, sondern kooptative Aristokratien: die Wissenschaft, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das Militär, die Katholische Kirche und eben: die Mafia. ("Mafia" ist hier nur pars pro toto.)
Deswegen meine ich auch, daß eine "menschlichere" Gesellschaft voraussetzt, daß man die Demokratie endlich loswird
Ich bin keine "Anarchistin" mehr, da ich den Menschen insgesamt für unfähig dazu halte in Anarchie zu leben. Eine Freundin von Diktaturen bin ich auch nicht, Sozialismus funktioniert real gelebt ebensowenig. Von daher ist die "Demokratie" schon ganz ok wie ich finde, zumindest als Ansatz. Problematisch finde ich eher, dass es nicht nur Demokratie gibt bzw. auch Demokratien bisweilen diktatorisch eingreifen ins "Weltgeschehen". Das ist nix halbes und nix Ganzes...
Menschlichkeit ist veraltet. Cyborgs wie Neil Harbisson gehört die Zukunft.
(Weiter bin ich bei der Lektüre dieses Threads einstweilen nicht gekommen ...)kirschkompott hat geschrieben:Achja, Dienstleister und Kassierer freuen sich meiner Erfahrung nach auch oft, wenn man kurz mit ihnen redet und sie nicht als "Kassierautomat" sieht. Oder ihnen wenigstens ehrlich in die Augen schaut und sich bedankt. Mir gibt das immer ein Gefühl von Verbindung zur Außenwelt, und die anderen freuen sich auch.
Hunde freuen sich auch oft, wenn man ihnen ein Stöckchen zuwirft, Katzen, wenn man sie mal eben kurz krault; Goldfische, wenn man mit dem Finger gegen's Glas oder auf die Teichwasserdecke plingt ...
Sorry, ich habe ein Dreivierteljahr als Kassenjongleuse und Tomatenhochstaplerin in einem Supermarkt gejobbt ("gejobbt", denn mein Beruf und meine Arbeit sind woanders und andere, auch damals gewesen). Und ich habe Kunden, die aus >rein humanitären Gründen< mit unsereinem "kurz redeten", uns für diese wenigen Minuten "nicht als 'Kassierautomat' sahen" [! offenbar sehen KassiererInnen in den Augen dieser KundInnen grundsätzlich einem Automaten ähnlich, so dass diese KundInnen es sich ganz deutlich bewusst machen müssen, wenn sie mal keinen Kassierautomaten in dem Ding hinter der Kasse sehen wollen ...!], oder gar die Zeit aufbrachten, uns "wenigstens ehrlich in die Augen zu schauen", immer für die schlimmsten von allen Kunden gehalten. Und meine Kolleginnen und Kollegen, die das als Beruf und Arbeit machten, denen ging es mit solchen KundInnen genauso.
Noch mehr an Überheblichkeit und Menschenverachtung geht hierzulande und knapp noch zivilisationsgedeckelt kaum ...
Widow, geht jetzt mal kotzen
(Genau so tickten diese Kunden und Kundinnen damals real auch: Dachten alle, wunder wie freundlich sie sind, wenn sie mit unsereinem "mal kurz redeten" - denn Kassiererinnen haben sonst ja niemanden, der mal mit ihnen redet -; wenn sie uns nicht ostentativ "als Kassenautomaten" betrachteten, sondern womöglich noch irgendwas wissen wollten, übers Sortiment oder gar persönlich, was immer super lustig war, weil Kassiererinnen übers Sortiment keineswegs alles wissen können, und weil man als Dienstleister offenbar dazu verpflichtet ist, seine Lebensverhältnisse jedem dahergelaufenen Kundendödel zu offenbaren; wenn sie einem "ehrlich in die Augen schauten" und aufgrund dessen - aufgund dieses ehrlichen, kernigen, wahren und wahrhaftigen Blicks von Mensch zu Kassiererin - erwarteten, dass man dann auch gefälligst ehrlich zurückschaut, da aus seinem Kassenkäfig heraus und mit all der Scheiße-hinter-den-Ladenkulissen in Kopf und Nacken; und wenn sie dann noch fordernd "danke sehr!" sagten - und wehe, du kleine Kassenjongleuse hast nicht artig zurück gedankt [wofür auch immer?! Vermutlich dafür, dass du deren zerknitterte und/oder kinderbesabberte 100-Euro-Scheine glattbügeln durftest, oder dafür, dass du den Kauf stornieren - und dann aber bitte stante pede die Tiefkühl- und Kühlartikel im Dauerlauf wieder zurück in die Truhen und Regale sortieren - durftest, weil keine der drei ec-/Kreditkarten mal wieder funzte oder keins der Nümmerchen im ach so arg vom Ernst des Lebens da draußen außerhalb des Supermarkts mit Beschlag belegten KundInnenkopf mehr aufzufinden war, oder dafür, dass du ihnen das beim aufs Band Stellen dem wohl zu arg Dr. Hauschka-gecremten Händchen entglittene Nusscremeglas schnell aus dem Regal - achherrje, brauch ich gaaanz dringend, wo war das doch gleich? - holen und hinterher die Scheizze ihnen nachputzen durftest] -, wenn du nicht zurückgedankt hast, dann ist das spätestens dem hinter dir an der Kamera hockenden Chef aufgefallen, meist aber diesen KundInnen selbst, die dann irgendwann zischen, wie unhöflich das Personal heutzutage doch sei ...)
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