Psychiater vs. Therapeut?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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73Victoria
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Beitrag So., 07.02.2016, 18:18

Puh! Ich würde sagen, die Frage nach dem, was nun besser ist und was schlechter, lässt sich so nicht beantworten und ich bin ehrlich erstaunt über die unterschiedlichen Standpunkte pro und contra Medikation.
Angenommen, Sie haben Halsschmerzen und Fieber und fragen einen medizinischen Laien, ob sie dagegen ein Medikament schlucken sollen oder nicht? Tatsache ist - der medizinische Laie weiß genauso viel bzw. wenig wie Sie selbst - vor allem aber weiß er etwas für die Behandlung ganz Entscheidendes nicht : Er kann keine Diagnose stellen. Haben Sie nämlich eine eitrige Angina, werden sie mit der Einnahme eines Penicillinpräparats gut beraten sein (natürlich nur dann, wenn Sie keine Penicillinallergie haben - für den Fall gibt es auch Medikamente der 2. Wahl) - um Komplikationen wie eine Peritonsillarabszess oder eine rheumatische Endocarditis zu vermeiden. Haben sie sich jedoch nur einen grippalen Infekt eingefangen, wird wohl auch Schonung, ausreichend trinken, vielleicht Gurgeln mit Salzwasser und ein paar Halstabletten ausreichend sein. Genauso differenziert wie eine körperliche Erkrankung würde ich daher auch eine psychische Erkrankung sehen : Und auch hier steht an erster Stelle : Die Diagnose. Diese zu stellen ist Sache des Arztes. Die Diagnose und die Schwere der Symptome sind ausschlaggebend, ob eine medikamentöse Behandlung unbedingt erforderlich, unterstützend sinnvoll oder durchaus vermeidbar ist. Nicht ausschlaggebend für diese Entscheidung sind jedoch die Meinungen anderer Laien.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 07.02.2016, 20:45

73Victoria hat geschrieben: Die Diagnose. Diese zu stellen ist Sache des Arztes. Die Diagnose und die Schwere der Symptome sind ausschlaggebend, ob eine medikamentöse Behandlung unbedingt erforderlich, unterstützend sinnvoll oder durchaus vermeidbar ist. Nicht ausschlaggebend für diese Entscheidung sind jedoch die Meinungen anderer Laien.
Nicht ganz.
Die Diagnose zu stellen ist Sache des Arztes und des Psychotherapeuten.

Die Diagnose dürfte vorliegen, da sich die TE in Psychotherapie so wie in Fachärztlicher Behandlung befindet und sowohl Psychotherapie wie auch Psychopharmakaeinnahme stattfindet.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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73Victoria
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Beitrag So., 07.02.2016, 21:48

Sorry, Lockenkopf - habe nicht konkret genug definiert, wen ich unter Laien verstehe : Nun - ich meinte damit nicht die mit der Behandlung Betrauten sondern jene Menschen im Forum. Und die Diagnose stellt - zumindest bei uns in Österreich - tatsächlich der Arzt und überweist - wenn sinnvoll und/oder nötig - zum Psychotherapeuten. Mit meinem Beitrag wollte ich nur davor warnen, sich im Hinblick auf Medikamente von Laienmeinungen beeinflussen zu lassen. Ob ein Medikament nötig ist, obliegt der Einschätzung des Arztes - auch hat nur ein Arzt das Rezeptierrecht. Das muss freilich in Konsens mit dem Patienten und mit dem Psychotherapeuten erfolgen, wenn letzterer ebenfalls Teil der Behandlung ist.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 07.02.2016, 21:54

Es wurden im Fall der TE hier, Medikamente von Facharzt verordnet. Wo ist das Problem?

Und was die Psychotherapeuten in Österreich angeht, so stellt auch dieser eine Diagnose, denn ohne diese kann er den Pat. nicht therapieren.
Kein Th. verlässt sich auf das, was der überweisende Arzt diagnostiziert hat.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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rafiki
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Beitrag So., 07.02.2016, 22:05

Lockenkopf hat geschrieben: Und was die Psychotherapeuten in Österreich angeht, so stellt auch dieser eine Diagnose, denn ohne diese kann er den Pat. nicht therapieren.
Warum denn nicht?
Achtung! Feind liest mit!

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Lockenkopf
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Beitrag So., 07.02.2016, 22:18

rafiki hat geschrieben:
Lockenkopf hat geschrieben: Und was die Psychotherapeuten in Österreich angeht, so stellt auch dieser eine Diagnose, denn ohne diese kann er den Pat. nicht therapieren.
Warum denn nicht?
Ohne festzustellen worin das Problem besteht, kann eine Therapie nicht durchgeführt werden.
Jeder Therapeut erstellt einen Befund (stellt fest was das Problem ist) und daraus ergibt sich die Diagnose und die Therapiemethode.

Ich arbeite ebenfalls therapeutisch (aber nicht psychotherapeutisch). In meinen Bereich sind, je nach Arzt, bis zu 50% der Diagnosen nicht brauchbar. Würde ich mich auf die ärztliche Diagnose verlassen, könnte ich maximal 50% meiner Pat. helfen.
Deshalb, jeder gute Therapeut erstellt seinen eigenen Befund/Diagnose nach der er arbeitet, den Therapieplan erstellt und die Therapie durchführt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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rafiki
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Beitrag So., 07.02.2016, 22:24

Naja, aber es ist doch ein Unterschied, ob ich mir Gedanken darüber mache, was das Problem ist mit all seinen Facetten und Ursachen oder ob ich eine "Diagnose" habe, letztere brauche ich doch nicht für eine Psychotherapie, zumal ja oft etliche unterschiedliche Diagnosen (im Sinne von ICD oder DSM) bei ein und demselben Patienten gestellt werden.
Achtung! Feind liest mit!

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Lockenkopf
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Beitrag So., 07.02.2016, 22:31

rafiki hat geschrieben:Naja, aber es ist doch ein Unterschied, ob ich mir Gedanken darüber mache, was das Problem ist mit all seinen Facetten und Ursachen oder ob ich eine "Diagnose" habe, letztere brauche ich doch nicht für eine Psychotherapie, zumal ja oft etliche unterschiedliche Diagnosen (im Sinne von ICD oder DSM) bei ein und demselben Patienten gestellt werden.
Eben auch weil ein Pat. recht unterschiedliche oder garkeine Diagnose haben kann, ist Diagnostik so wichtig.

Der Psychotherapeut muss feststellen worin das Problem besteht. Diagnose= Name für das Problem.

Wenn Du ein Auto wärst, stellt der Mechaniker auch erstmal fest was kaputt ist, und dann weis er auch was repariert werden muss und wie die Reparatur vor sich geht.

Es macht keinen Sinn erstmal die Reifen zu wechseln und wenn der Wagen fertig ist und vom Eigentümer abgeholt wird, zu merken, der Vergaser ist kaputt.

(Ich habe keinerlei Ahnung von Autos)
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag So., 07.02.2016, 22:41

Mir gegenüber hat mal eine V-Therapeutin behauptet, Diagnosen würden sie nicht interessieren.
Aber, sie gab mir einen mehrere Seiten umfassenden Fragebogen zum Ausfüllen für die nächste Sitzung mit.
Daraufhin wies ich sie auf den Wiederspruch hin, eine sehr genaue Diagnostik durch zu führen, aber zu behaupten Diagnosen würden sie nicht interessieren.

Die Therapeutin wurde ziemlich ungehalten. Die Therapie war mit der 2 Probatorischen Sitzung für mich beendet (für dumm verkaufen kann sie andere Leute).
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 07.02.2016, 22:58, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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rafiki
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Beitrag So., 07.02.2016, 22:48

Deine Therapeutin meinte genau das, was ich oben versuchte zu erklären: es interessierte sie keine ICD-Diagnose, das ist etwas anderes als eine ausführliche Anamnese und Befunderhebung! Warum? Weil ICD-Diagnosen nichts anderes sind als politische Übereinkünfte irgendwelcher Experten, die am grünen Tisch entschieden haben, was in den Katalog kommt und was nicht. Zudem sind sie rein deskriptiv und befassen sich nicht mit Ursachenzusammenhängen.
Achtung! Feind liest mit!

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Beitrag So., 07.02.2016, 22:54

rafiki hat geschrieben:Deine Therapeutin meinte genau das, was ich oben versuchte zu erklären: es interessierte sie keine ICD-Diagnose, das ist etwas anderes als eine ausführliche Anamnese und Befunderhebung! Warum? Weil ICD-Diagnosen nichts anderes sind als politische Übereinkünfte irgendwelcher Experten, die am grünen Tisch entschieden haben, was in den Katalog kommt und was nicht. Zudem sind sie rein deskriptiv und befassen sich nicht mit Ursachenzusammenhängen.
Ganz wunderbar. Und für diese von ihr festgestellten Ursachenzusammenhänge gibt es Namen (Diagnosen) und die hat sie in deiner Krankenakte vermerkt und diese Namen (Diagnosen) werden Kollegen und Ärzten mitgeteilt, wenn sie sich über dich austauschen. Und diese Namen (Diagnosen) werden der Krankenkasse mitgeteilt, als Grundlage der Abrechnung.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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rafiki
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Beitrag So., 07.02.2016, 22:57

Lockenkopf hat geschrieben: Ganz wunderbar. Und für diese von ihr festgestellten Ursachenzusammenhänge gibt es Namen (Diagnosen) und die hat sie in deiner Krankenakte vermerkt und diese Namen (Diagnosen) werden Kollegen und Ärzten mitgeteilt, wenn sie sich über dich austauschen. Und diese Namen (Diagnosen) werden der Krankenkasse mitgeteilt, als Grundlage der Abrechnung.
Nein, die Diagnosen drücken eben keine Ursachenzusammenhänge aus! Die Diagnosen dienen tatsächlich lediglich der statistischen Verwertung/Abrechnung bei der Kasse, haben jedoch keine wirkliche inhaltliche Bedeutung - wie denn auch, jeder Mensch ist absolut individuell und läßt sich nicht in Ziffern darstellen....
Achtung! Feind liest mit!

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Beitrag So., 07.02.2016, 23:05

rafiki hat geschrieben:
Lockenkopf hat geschrieben: Ganz wunderbar. Und für diese von ihr festgestellten Ursachenzusammenhänge gibt es Namen (Diagnosen) und die hat sie in deiner Krankenakte vermerkt und diese Namen (Diagnosen) werden Kollegen und Ärzten mitgeteilt, wenn sie sich über dich austauschen. Und diese Namen (Diagnosen) werden der Krankenkasse mitgeteilt, als Grundlage der Abrechnung.
Nein, die Diagnosen drücken eben keine Ursachenzusammenhänge aus! Die Diagnosen dienen tatsächlich lediglich der statistischen Verwertung/Abrechnung bei der Kasse, haben jedoch keine wirkliche inhaltliche Bedeutung - wie denn auch, jeder Mensch ist absolut individuell und läßt sich nicht in Ziffern darstellen....
Und was glaubst Du schreibt deine Psychotherapeutin, wenn sie einem Kollegen deinen Zustand mitteilt. Einen viele DIN A4 Seiten starken Bericht,
oder unter Diagnosen, ICD10 Kennzeichen und max. 3 Worte und einige Zeilen darunter 2-3 Sätze. Das ist alles und jeder Arzt und Therapeut weis Bescheid.

Das hinter der Diagnose ein individueller Mensch mit ganz persönlicher Krankengeschichte steht, ist absolut klar und immer so, bei jedem Kranken, ganz gleich ob Arthrose oder Depression.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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rafiki
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Beitrag So., 07.02.2016, 23:13

Lockenkopf hat geschrieben: Und was glaubst Du schreibt deine Psychotherapeutin, wenn sie einem Kollegen deinen Zustand mitteilt. Einen viele DIN A4 Seiten starken Bericht,
oder unter Diagnosen, ICD10 Kennzeichen und max. 3 Worte und einige Zeilen darunter 2-3 Sätze. Das ist alles und jeder Arzt und Therapeut weis Bescheid.
Also ich nicht...
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Beitrag So., 07.02.2016, 23:21

rafiki hat geschrieben:
Also ich nicht...
Du bist ja auch kein Arzt oder Psychotherapeut.
Die meisten Laien können mit genauen medizinischen Diagnosen (gleich ob körperlich oder psychisch) nichts anfangen.
Sie brauchen die Beschreibungen des Behandlers, um zu verstehen.

Was aber nicht heißt, das Therapeuten/Ärzte keine Diagnosen stellen oder sich nicht dafür interessieren. Das zu behaupten ist ein für dumm verkaufen des Pat.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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