Wie offen geht ihr mit eurer Therapie um?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Speechless
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Beitrag So., 24.01.2016, 14:59

Ja, ich denke auch wenn mehr Leute drüber reden würden, würde vllt nicht mehr so schnell behauptet werden, derjenige, der Therapie macht sei verrückt oder so..wobei sich das ja schon gebessert hat.

Mit Leuten, die selbst in Therapie sind ist es natürlich schön sich auszutauschen, wenn sie noch das gleiche Thema haben noch besser..wobei ich da aktuell auch niemanden habe..aber wenn jemand keine Therapie macht ist es schwierig zu vermitteln, was das eigentlich ist. Viele denken ja auch es sei nur ein Probleme abladen..

Okay, also bin ich immerhin nicht zu verschlossen was die Therapie angeht und einige von euch handhaben es auch so.

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Sprachlos.
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Beitrag So., 24.01.2016, 15:31

Bei mir weiß meine Familie nichts. Mein Freund weiß von der Therapie und hat sehr positiv reagiert. Meinen zwei ehemals besten Freundinnen habe ich von der Therapie erzählt. Eine konnte damit nicht umgehen, war eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die ich dort bekomme. Sie hätte sich die Aufmerksamkeit gewünscht, aber in ihrer Therapie waren die Stunden aufgebraucht. Ich konnte kaum von meiner Therapie erzählen, weil sie es nicht ausgehalten hat. Es kann aber auch sein, dass die Aussage oben nur vorgeschoben war, weil es ihr auch in unserem Kontakt darum ging, mit ihren Problemen die Aufmerksamkeit zu bekommen (und wenn sie keine Probleme hatte, hat sie Probleme erfunden und gelogen) und wenn ich von mir erzähle, habe ich ja die Aufmerksamkeit. Jedenfalls sind wir nicht mehr befreundet.
Die andere beste Freundin hat die Tatsache, bzw. den Grund, warum ich Therapie mache, gegen mich genutzt. Alle Probleme, die es zwischen uns gab, lagen jetzt an mir. Wir sind auch nicht mehr befreundet.
Ansonsten weiß noch eine neue gute Freundin Bescheid und ein paar wenige berufliche Kontakte. Dort gab es aber nur positive Reaktionen.


ballpoint
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Beitrag So., 24.01.2016, 15:35

Stigmatisierung? Es sind ja die allerletzten kleinkarierten Spießer die einen da bequatschen. Erzähl solchen Leuten mal Woody Allen ist schon sein ganzes Leben in Therapie, und eine endlose Reihe Berühmtheiten sowieso. Es sind nicht gerade die größten Geister die problemlos leben!
caute


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Speechless
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Beitrag So., 24.01.2016, 15:50

Ja, das sind ungefähr die Leute, die einem sagen, man sei ja jetzt im heiratsfähigen Alter und man sollte auch mal bald schwanger werden

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mio
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Beitrag So., 24.01.2016, 16:07

Ich bin von Anfang an sehr offen damit umgegangen, hatte allerdings auch eh keine Wahl, weil ich es nicht wirklich verbergen konnte und auch oft nicht "funktionsfähig" war, wollte ich dafür Verständnis war es besser die Karten auf den Tisch zu legen. Die einzige Person in meinem Umfeld (das aber auch sehr tolerant und "fortschrittlich" ist in Bezug auf solche Themen), die da wirklich "blöd" reagiert hat, war meine Mutter.

Die hat regelrecht Panik bekommen, als sie gehört hat, dass ich Therapie machen werde. Ihr "Argument" dagegen war, dass sie ja ein paar Freundinnen hätte die auch Therapie gemacht haben und die sich dann scheiden liesen... HÄÄÄHHH? Ich bin nicht verheiratet, Mama, die Gefahr besteht also nicht... Völlig verquer. Ich bin dann heulend zusammengebrochen am Telefon, dann war ok, dann "durfte" ich.

Zu sehr ins Detail gehe ich allerdings nicht (mehr). Das hat zu oft zu "Unverständnis" geführt und eigentlich möchte ich auch nicht so "beäugt" werden. Ich spreche über die Angst und über die PTBS und über andere "Symptome", den Rest behalte ich größtenteils für mich, das ist einfach zu wenig "verstehbar" und es wäre auch für mich nicht gut, wenn meine Umwelt da genauer Bescheid wüsste. Das bleibt dann sozusagen "in der Therapie".

Beruflich wissen es die "engen" Kontakte, die aber auch "privater" sind. Bei oberflächlicheren Kontakten würde ich zwar so das Thema drauf käme kein Geheimnis draus machen, aber auch nicht damit hausieren gehen. Das entscheide ich je nach Situation mal so und mal so wieviel ich da dann erzähle.

Mir hat es geholfen, dass mein Umfeld "Bescheid" wusste, da ich mich so weniger "verstellen" und "beherrschen" musste. Das hätte ich 1. teils gar nicht hinbekommen und 2. hätte es sich wohl eher "verschlimmernd" ausgewirkt in manchen Situationen. Ich fand es allerdings auch sehr gut und entlastend, als ich das dann wieder besser "verbergen" bzw. "kontrollieren" konnte, so ich es wollte. Fühlt sich irgendwie "freier" an, das im Zweifel zu können.


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Speechless
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Beitrag So., 24.01.2016, 16:28

Das Umfeldthema habe ich auch. Ich erfinde zum Bsp meistens Ausreden, warum ich mich nicht treffen oder telefonieren kann, anstatt zu sagen: mir geht es einfach zu schlecht.Ich denke das würde eh nicht auf Verständnis stoßen und wenn doch kommt dann bei den anderen meistens die Neugier durch und die Fragen, was denn los sei. Meine Thera will glaube ich, dass ich auch in Bezug darauf offener werde, mehr ich selbst bin, aber ich denke auch, dass das die Situation nur noch verschlimmert, daher lüge ich lieber..ist allerdings auch nicht ideal, aber ich fange bestimmt nicht an von den tiefen meiner Therapie zu erzählen und warum es gerade wieder so schlecht geht. Meistens geht es mir auch gar nicht wahnsinnig schlecht, ich bin einfach zu müde mit jemandem zu reden und es ist mir zu anstrengend. Depressionen sind halt auch wieder mit Vorurteilen behaftet, man will ja nur nicht und sei faul

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saffiatou
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Beitrag So., 24.01.2016, 19:22

Speechless hat geschrieben: Depressionen sind halt auch wieder mit Vorurteilen behaftet, man will ja nur nicht und sei faul
deshalb "schmücken" sich auch viele lieber mit einer Burn-Out Diagnose, weils besser klingt.

Aber genau deshalb gehe ich offen mit meiner Depression um, um dem Umfeld klarzumachen, was
das bedeuet eine Depression zu haben, das hat nicht damit zu tun, daß ich mich nicht zusammenreißen
will. Ich denke so können wir auch die Sichtweisen von nicht-Betroffenen ändern und eine Depression
wird irgendwann nicht mehr so abwertend angesehen.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Schnuckmuck
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Beitrag So., 24.01.2016, 19:28

Ich habe zb bei meinen engsten Freundinnen schlimme traumatische Situationen ausgesprochen, mit der Hoffnung, sie in der Therapie auch aussprechen zu können. Ich hab quasi die Hemmschwelle überwinden wollen.

Es hat auch geklappt.

Was nicht geht ist zb traumatische Dinge aufschreiben und dann vorlesen. Da ich zu Disso neige, bin ich mir nicht sicher was da geschrieben steht.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 24.01.2016, 20:18

Mein Arbeitgeber weis, das ich mehrere Depressive Episoden hatte. Er kennt den Namen meines Facharztes für Psychiatrie, den ich aber schon 3,5 Jahre nicht mehr aufgesucht habe. Und er weis auch, das ich, wenn ich es für nötig halte, Psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehme.

Und selbstverständlich weis meine Familie bescheid, aber nicht, was ich in den Psychotherapeutischen Sitzungen bespreche.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Alyssa
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Beitrag So., 24.01.2016, 21:04

Bie mir wissen das eine Handvoll Menschen aus dem engeren Bekannten- und Freundeskreis. Mehr nicht, weder Familie, noch Arbeit.

Schmuckschmuck: Wie hast du den Sprung von Freundin zu Therapeut geschafft?

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Schnuckmuck
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Beitrag So., 24.01.2016, 21:11

Ich hab geübt, das sachlich zu schildern. Ich hab den Wortlaut geübt. Ich war mir sicher, wenn ich es bei ihr schaffe sachlich zu schildern, schaffe ich es auch dort. Ich vertraue ja beiden.
Auch war es mir ja unter todesdrohung verboten, darüber zu reden. Und auch die Hemmschwelle konnte ich durch das Gespräch mit ihr überwinden.
Aber es gibt Themen, die kann ich nicht besprechen. Aber daran arbeite ich. Es gibt immer ein schlimmer.


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag So., 24.01.2016, 21:37

Danke. Das sachlich schildern, ok, das kann ich bei ganz wenigen ausgewählten Freunden. Beim Therapeuten klappt das nicht...ich fange an, beibe hängen, gucke ihn dann an (zum Mut holen), sehe in seine Augen (die in so einer Situation immer Wärme, Herzlichkeit und geduldige Gelassenheit ausstrahlen), und zack, ist es aus mit meiner Sachlichkeit. Da kommen dann immer alle Gefühle gleichzeitig und völlig unsortiert und ungefiltert hoch, und dann bekomme ich kein Wort mehr raus.

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Kathlea
Helferlein
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Beitrag Di., 26.01.2016, 21:23

Ausreden erfinde ich auch sehr oft. Soll bloß keiner wissen, wie es einem geht. Durch die Therapie habe ich aber langsam angefangen Kleinigkeiten bei Freunden anzusprechen und merke, wie viel einfacher es dann ist. Frühere Absagen meinerseits wurden dann natürlich persönlich genommen und ich habe die Enttäuschung und teilweise auch Wut deutlich zu spüren bekommen... seit ich aber anfange, Absagen oder bestimmtee Verhaltensweisen zu begründen, kommt mir sehr viel Verständnis entgegen und es werden mir dann auch Lösungen angeboten, die ein Treffen dann doch möglich werden lassen. Aber leider schaffe ich es immer noch viel zu wenig und denke immer noch, nach außen hin muss ich funktionieren und stark sein - auch meinen Freunden gegenüber.

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FreedomCall
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 4

Beitrag Do., 28.01.2016, 18:59

Also bei meinen Freunden mache ich keinerlei Hehl daraus. Das würde nur unangenehme Gefühle wie Angst und Scham provozieren und zusätzlich belasten. Meine Eltern wissen auch davon, obwohl sie (zum Teil) die Ursache meiner Probleme sind und sie leider auch nie wirklich verstanden haben.
Einer meiner Freunde hat mir auch mal offen gesagt, dass er es gut findet, wie offen ich damit umgehe.

Mit Menschen, die einen dafür verachten oder auf Distanz gehen würden, würde ich eh nicht klar kommen.

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Wasser
sporadischer Gast
sporadischer Gast
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Beiträge: 23

Beitrag Do., 28.01.2016, 23:29

bei mir weiß es nur mein bester freund…sonst wirklich niemand.
meine Familie nicht, meine freunde nicht, in der Arbeit auch niemand und ich denke das wird auch so bleiben

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