Ich als Psychotherapeut

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 12:38

@ Candle: Und? Würdest du dir die Therapeutenrolle zutrauen?

Immerhin kennst du mich nur vom Forum. Also könnte es theoretisch sein, dass noch ungeahnte Talente in mir schlummrn.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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candle.
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 14:01

Broken Wing hat geschrieben:@ Candle: Und? Würdest du dir die Therapeutenrolle zutrauen?
Ganz klar nein!

candle
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Broken Wing
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 14:06

@ Widow: Das Problem an deinen Aussagen ist, dass sie nicht widerlegbar sind und alles mit dem Glauben daran fällt oder steht.
Möglich, dass es ein Herunterfahrprogramm ist, was natürlich nichts über den Wahrheitsgehalt des geschriebenen sagt. Falls du den generalisierenden Beitrag im Würde-Thread meinst, da war natürlich schon ein bisschen Provokation dabei. Es ist spannend, wie sehr die Leute fürchten, dass man ihre Überzeugungen über den Haufen schießen könnte.

Den hier: Naja eigentlich wollte ich nicht so persönlich werden. Es wäre interessant zu wissen, wie viele User sich zutrauen würden, heulende, beziehungsgestörte, hypersensible, narzistische Nervensägen zu ertragen. Natürlich müsste man nicht alles gleichzeitig aushalten, aber ein Merkmal wäre auch schon völlig ausreichend.

Mit schwer generalisierend meinst du meine Vorurteile gegen Frauen, nehme ich an.

Ich bin ja schon ruhig.
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Fify
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 15:36

Ich könnte mir nicht vorstellen als Psychotherapeutin zu arbeiten. Schon allein deshalb, weil ich dann noch Psychologie studieren müsste und eine Therapeutenausbildung machen müsste.
Was ich mir hingegen schon vorstellen kann,irgendwann zurkünftig in meinem beruflichen Bereich in Teilzeit in der Beratung tätig zu sein.

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Speechless
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 16:01

Ich könnte es mir auch nicht vorstellen, zumindest wäre ich nicht so gut wie meine Therapeutin..wenn mir meine Freundin aber erzählt, wie sie als Thera mit ihren Patienten umgeht denke ich mir: das könnte ich auch.
Kommt halt drauf an, wie gut man sein will.
Ich denke die richtig schwierigen Dinge, wie immer verständnisvoll zu reagieren und mit Emphatie würde ich nicht schaffen, bei mir würde es aber schon an der Merkfähigkeit der Geschichten des Patienten scheitern..und ich würde wohl zuviele Vorschläge machen und nicht zum selbst verändern anstoßen, sodass eigentlich alles vom Patienten selbst ausgeht. Meine Thera kann all das super und das hat mir auch am meisten geholfen. Mir würde es zusätzlich noch schwer fallen, an schlechten Tagen für mich selbst meine Aufmerksamkeit so absolut einem anderen zu widmen.

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 16:05

Das mit dem Merken hatte ich mich auch schon gefragt. Wie machen die das bloß.
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Speechless
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 16:08

Früher hatte meine Thera damit größere Probleme, da hatte ich die h mittags..sie hat immer falsche Namen erwähnt und Sachen durcheinander gebracht. Inzwischen habe ich die erste Stunde morgens um 8 und sie erinnert sich inzwischen an alles..gerade wenn mehrere Patienten hintereinander kommen ist das vllt wirklich nicht immer so möglich, alles im Kopf zu behalten und es muss wahnsinnig anstrengend sein. Ich kenne übrigens nur Theras, die höchstens Halbzeit wirklich Therapie machen, ich kenne zwar nicht viele, aber die, die ich kenne arbeiten entweder eh nur halb oder machen nebenbei noch etwas anderes: Forschung zum Bsp.

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 17:03

Würdet ihr euch als Patient aushalten?
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Hiob
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 17:07

Nö, könnte ich mir nicht vorstellen.
Eine gute Freundin macht das seit einigen Jahren.
Abends schreibt sie dann noch bis in die Nacht die Berichte, ihr Kopf raucht, während meiner daneben sitzt und ein Stück Pizza mit Wein verdrückt.
Ständig der Zwang zu Fortbildungsseminaren und das "schön Wetter reden" mit der Krankenkasse. Man ist zwar in der Stunde frei, aber im größeren Zusammenhang (Kassenzulassung, Bedingungen...) nicht.
Man verdient viel Geld, wie überall im Krankenverwaltungswesen, aber das ist im Grunde ähnlich wie beim Hausarzt eine Fliesbandarbeit, bei der man m.E. den ursprünglichen Helferanspruch leicht verliert. Das Geld muss man dann im Grunde Samstags ausgeben, weil man sonst keine Zeit mehr hat. Wenn du gut zahlende reiche Kunden hast, hast du natürlich mehr Zeit und du tauschst die Abhängigkeit von der Kasse gegen die Abhängigkeit von deinem Ruf (wenn du ihn denn irgendwann mal hast).

Wer gern mit dem Kopf arbeitet, für den ist das sicher was. Ich nutze mein Gehirn lieber für meine Lebensgestaltung.

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 17:18

@ Hiob: Ist bei jeder Erwerbsarbeit der Fall. Von 9 bis 5 arbeiten verdient man heuteso gut wie nichts mehr, wenn man die Lebenskosten abzieht.
Sieht man nicht so stark aufgrund von Transferleistungen, ohne die knapp 50 % der Bevölkerung in die Armut abrutschen würde.
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mio
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 18:50

Hallo Broken Wing,

das ist eine interessante Frage, denn ich könnte es mir - wäre ich jünger - heute mittlerweile sogar tatsächlich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten. Ich sage ganz bewusst HEUTE den ich habe in jungen Jahren einige Ausbildungen genossen die in Richtung "Sozialer/Psychologischer Bereich" gingen und damals war es - obwohl inhaltlich sehr an den Themen interessiert - immer undenkbar für mich mich in einem dieser Berufe vorzustellen.

Das lag unter anderem daran, dass ich sehr viele, sehr "helfersyndromige" Mitschüler und Mitstudenten hatte und ich immer dachte: Das fehlt Dir zu sehr, Du bist nicht geeignet...Du würdest alle Deine Klienten auf sich zurück schubsen...was häufig als "hart" und "gefühllos" beurteilt wurde, von meinem Mitschülern/-kommolitonen.

Heute würde ich es genau umgekehrt beurteilen, diese "Helfersyndromigkeit" und zu dolle "Gefühligkeit" (erst Recht wenn unbearbeitet) kann zum Gift in der Suppe des Klienten/Patienten werden. Von daher wäre ich wahrscheinlich sogar sehr gut geeignet für einen solchen Beruf, weil von Haus aus meist recht gut abgegrenzt mit dennoch sehr guten Zuhörerqualitäten und der Fähigkeit sich wirklich in den "anderen" hineinzuversetzen.

Um es zu machen bin ich zu alt, zumal mich wohl wenn schwerpunktmässig NeuroPsychologie interessieren würde und bis ich das zu Ende studiert hätte etc...na ich weiss nicht. Außerdem mag ich meinen Beruf prinzipiell, auch wenn da die Rahmenbedingungen immer schlechter werden. Ist also eine reine Gedankenspieler.

Lieben Gruss,

mio

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 20:44

HallMio!

Ein Helfersyndrom ist nie gut in solchen Berufen. Nur gehört zur Abgrenzungsfähigkeit auch die Kraft, Ungerechtigkeiten auszuhalten und dazu Stellung zu nehmen, ohne sie zu leugnen. Zuhören ist eine gute Sache, aber mir zB fehlt viel zum Therapeuten.
Welche Patienten könntest du dir vorstellen?

Im RL habe ich mit psychisch kranken Menschen zu tun. Privat. Nur familiär, Freundschaften pflege ich keine. Ich denke, das ist auch für diese Menschen besser.
Daher weiß ich, dass bei mir die blanke Wut aufsteigt, sobald eine erwachsene Frau zu Flennen anfängt oder irgendwelche Anfälle bekommt.
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mio
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 21:25

Hallo Broken Wing,
Broken Wing hat geschrieben: Welche Patienten könntest du dir vorstellen?
Um das ernsthaft sagen zu können müsste ich wohl erst mal ein paar Jahre studiert haben ...soweit ging mein Gedankengang nicht, war wie gesagt reine Spielerei.
Broken Wing hat geschrieben:Im RL habe ich mit psychisch kranken Menschen zu tun. Privat. Nur familiär, Freundschaften pflege ich keine. Ich denke, das ist auch für diese Menschen besser.
Ich habe zwei Beziehungen - eine familiär, eine beruflich - die mich an meine Grenzen bringen. In beiden geht es mittlerweile und beides sind Beziehungen die ich nicht so "einfach" austauschen kann (und will). Mehr dieser Beziehungen möchte ich aber auch nicht (mehr), zumindest nicht momentan, da es da schon bisweilen sehr anstrengend wird für mich. Menschen mit psychischen Problemen kenne ich ein paar mehr, aber das sind dann eben Menschen deren Verhalten mich nicht anstrengt, sondern mit dem ich gut abgegrenzt umgehen kann.

Lieben Gruss,

mio

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Broken Strings
Helferlein
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 21:52

Ich finde das ein ziemlich interessantes Thema. Ich bin ja grade quasi dabei, Psychologie zu studieren und war also in den letzten Monaten schon ein paar Mal mit dieser Frage konfrontiert. Vielleicht ist es deshalb bei mir auch noch etwas anders als bei den meisten hier, bei denen das überwiegend hypothetisch wäre, aber mit nicht mal 20 Jahren liegt noch viel Leben vor mir.

Eigentlich habe ich von Beginn an gesagt, dass ich mit dem Studium etwas ganz anderes machen möchte. Jetzt, nach mehr als 3 Monaten denke ich, dass mir das vielleicht „zu wenig“ wäre, was ich eigentlich wollte. Ob ich nach dem Studium nicht in der Lage wäre zu „mehr“.
Auf jeden Fall habe ich gemerkt (wobei ich mir das schon so vorgestellt habe), dass zum Therapeutensein (oder eher Psychologensein?) viel mehr gehört, als Wissen über psychische Krankheiten. Da ist ganz schön viel Wissen über den Körper, über Statistiken. Und einiges, wovon man nicht denkt, dass man das können muss.

Es macht mir total Spaß, das zu studieren und gerade jetzt, wo die ersten Berührungspunkte zur klinischen Psychologie da sind, denke ich manchmal daran wie es wäre, Therapeutin zu sein.

Ich glaube, mir würde dazu die Geduld fehlen, manchmal die Empathie. Sich in andere Leute reindenken. Manchmal habe ich zu wenig „Mitleid“ mit meinen Mitmenschen, die Probleme haben. Ich sehe eine Lösung, aber kann nicht verstehen, warum das nicht gemacht wird... Ich habe durch ein Jahr Arbeit in der Neurologischen Reha ziemlich gut gelernt, mich abzugrenzen und merke das immer wieder, wenn es um Krankheiten geht. Die Frage ist, ob man den Rest auch lernen kann.
Und ein ganz großer Punkt ist dann auch, dass ich genug Abstand zu meinen eigenen (dann hoffentlich früheren) Problemen haben müsste. Aber ich denke, das sollte selbstverständlich sein. Vielleicht kann das mit einem sehr, sehr guten Abstand auch ein Vorteil sein, dass man sich dann gut eindenken kann in die Situation. Zumindest bei meiner Therapeutin habe ich das in einer Situation erfahren dürfen, es war auch das einzige Mal, dass sie etwas von sich erzählte – nicht wirklich privat, eher studienbezogen -, aber es passte einfach und es gab mir ein Gefühl von: 'Ich darf so denken'.

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2face
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Beitrag Mi., 16.11.2016, 14:34

Ja schon möglich.
Ich denke das meine Sicht der Dinge so manches Licht in so manchen Schatten werfen kann.
Ich beschäftige mich seit Kindheitstagen mit Menschen,wenn man anders ist, macht das vieles leichter.

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