Wie Therapeutin klar machen was man gerade braucht?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 24.01.2016, 16:18

Lockenkopf hat geschrieben:Ich dissoziiere nicht und leide auch nicht an Überflutungen.
Wenn ein Therapeut mit mir Tresor oder andere Imaginative Übungen gemacht hat, habe ich mich immer gefragt, wozu das gut sein soll.
Das tue ich leider schon und mir war auch klar, wozu die Übungen gut sind. Sie passten nur manchmal eben nicht für mich bzw. manchmal musste ich sie auch für mich "modifizieren" damit sie angenommen wurden. Tresor war bei uns zB. dann ein "Bankschließfachzimmer" in dem wir das "wertvolle" aufbewahrt haben, das ging dann.

Ich lehne es also nicht total ab, bin nur eben der Meinung, dass nichts "aufgezwungen" werden sollte sondern dass sich eben an den Bedürfnissen des Patienten orientiert werden sollte. Ich hab solche Dinge dann immer versucht anzusprechen und auch versucht herauszufinden, warum was gerade nicht funktioniert für mich und war immer froh drum, dass meine Thera da dann recht flexibel mit mir drauf gekuckt hat. Ebenso wie meine Thera mir eigentlich immer erklärt hat, warum sie was für gut oder nicht so gut hält und warum sie lieber was anderes probieren würde oder gerade für besser hält. Daraus haben wir dann meist einen "Abgleich" machen können und das fand ich immer sehr hilfreich.

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 24.01.2016, 16:27

In der Leitlinie geht es um die PTBS... und erfahrene Traumatherapeuten erachten das 3 Phasenmodell mit zunächst nur Stabi tatsächlich nicht mehr als einzige Möglichkeit. Eine zu intensive Stabilisierung wird heutzutage auch zunehmend kritisch angesehen. Siehe superheld... ihm geht es darum. Und hier wäre zu sehen, ob die Stabilität tatsächlich nicht ausreicht bzw. es ein Vorgehen gibt, das superheld mehr entspricht. Das Phasenmodell ist definitiv nicht die einzige Möglichkeit... möchte aber keine Abhandlungen schreiben. Ich würde raten, das mit der Therapeutin abzustimmen und nicht mit Laien im Forum.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Inga
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 268

Beitrag So., 24.01.2016, 16:33

Lockenkopf hat geschrieben: Dann halte mit deinem Wissen dagegen.
Aber bitte mit Details, so das man was daraus lernen kann.
Wann ist Stabilisation bei bestehender Instabilität und Überflutung mit dem Trauma nicht angebracht?
Bin zwar nicht rafiki, aber hier http://www.tellmed.ch/include_php/previ ... le_id=8704 gibts einen Fachartikel, in dem das Phasenmodell kritisch zugunsten von Expositionsbehandlungen diskutiert wird.
(Ich habe keine Ahnung, ob die TE die dort genannten Voraussetzungen für eine Exposition erfüllt. Und auch keine Ahnung, ob der Autor dieses Artikels die Meinung einer kleinen oder grossen Trauma-Behandergruppe vertritt.)

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 24.01.2016, 16:37

Ich muss sagen, das Therapeuten eigendlich nie über den Sinn dieser Übungen sprachen, denn sonst hätte ich ja gleich gefragt: "Was soll das?"
Sie sagten mir nur was ich tun sollte und ich folgte, den Sinn entnahm ich durch das tun.
Diese Vorgehen kommt bei mir generell nicht an, ganz gleich in welchem Zusammenhang.

Die V-Therapeutin wollte an dem Trauma selber herrumstricken, sie nannte es Biographiearbeit. Erst während der von ihre geführten Trace wurde mir klar was sie vor hat, und ich sagte, das ich das nicht (zulassen) kann. Und so brach sie Gott sei dank ab.
Sie gab mir auch mal eine CD von Frau Reddemann, Arbeit mit dem InnerenKind einfach so mit, ganz schreckliches Zeugs.

Eine andere Therapeutin wollte auch jede Menge Imaginativer Übungen machen. Ich sagte ihr während der Übungen, das ich diese schon kenne und wurde dann verschont.
Aber sie hatte durchaus noch mehr Quark auf Lager, z.B. der Hinweis, das ich spätestens um 10 Morgens aufstehen sollte usw. Ich entgegnete ihr, das das nicht funktioniert, da ich um 6°°Uhr Morgens aufstehen muss, um um 6.45 Uhr das Haus zu verlassen und um 8°°Uhr im Ausbildungsinstitut zu sein.

Ich habe den Eindruck, das wenn Therapeuten das Wort Trauma hören, sie jede Diagnostik für überflüssig halten.
Und das sowohl VT, wie Tiefenpsychologisch arbeitende, oder auch systemisch arbeiten Therapeuten, überall habe ich das gleiche erlebt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Werbung


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 24.01.2016, 16:45

Lockenkopf hat geschrieben:Ich muss sagen, das Therapeuten eigendlich nie über den Sinn dieser Übungen sprachen, denn sonst hätte ich ja gleich gefragt: "Was soll das?"
Sie sagten mir nur was ich tun sollte und ich folgte, den Sinn entnahm ich durch das tun.
Diese Vorgehen kommt bei mir generell nicht an, ganz gleich in welchem Zusammenhang.
Das kann ich gut nachvollziehen, "blind" folgen liegt mir auch nicht so ...

Ich finde es immer wieder erschreckend zu lesen, wie wenig transparent manche Therapeuten zu arbeiten scheinen. Gerade bei traumatisierten Menschen ist das für meine Begriffe wichtig - wie soll ich vertrauen, wenn ich nicht weiss, was jemand da mit mir "vor hat" und da ein "Geheimnis" draus gemacht wird? Ich könnte das nicht, das wäre für mich früher oder später ein Abbruchkriterium.

Benutzeravatar

rafiki
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 37
Beiträge: 162

Beitrag So., 24.01.2016, 16:49

Noch ein Versuch:

http://webcache.googleusercontent.com/s ... clnk&gl=de

O, seh gerade, das ist derselbe Artikel wie oben schon genannt.
Achtung! Feind liest mit!

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 24.01.2016, 16:55

Die VT habe ich durchgehaltene, 80 Sitzungen. Es war, bis auf diesen Traumamist, eine nette Begleitung durch eine schwere Zeit. Mehr aber auch nicht.
Denn die Depression verschlechterte sich in dieser Zeit, die Therapie war nicht hilfreich im Sinne von Verbesserungen.

Mein Analytiker hat mich nur einmal eine Hubschrauber über dem Trauma fliegen lassen, das war nicht nötig, aber tolerabel.

Und die anderen Therapeuten haben mich durch ihren fehlende Diagnostik geschuldeten Therapiemist gleich zu Therapiebeginn vertrieben.

Mein Analytiker beherrscht die Diagnostik leider auch nicht, wie er in jeder Sitzung durch falsche Annahmen beweist, aber wenigstens kann ich meine Probleme bei ihm selbständig bearbeiten, so das sie dann gebessert bis verschwunden sind.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 24.01.2016, 17:33, insgesamt 4-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 24.01.2016, 16:58

rafiki hat geschrieben:Noch ein Versuch:

http://webcache.googleusercontent.com/s ... clnk&gl=de

O, seh gerade, das ist derselbe Artikel wie oben schon genannt.
Danke Rafiki

der Link funktioniert.

Ich habe mir den Text jetzt durchgelesen. Er sagt nichts anderes aus, als das was ich bereits vorher geschrieben habe.
Instabile und dissoziierende Pat. müssen vor der Traumaexploration stabilisierende Techniken erlernt haben und anwenden können.
Pat. ohne Hypo- und Hyperarousal dürfen direkt in die Traumaexplotarion.

Folglich ist der Satz, Traumabearbeitung nur bei Stabilität vollkommen richtig.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 24.01.2016, 19:14

Darum geht es aber superheld nicht... sondern darum:
Ich kämpfe die ganze Zeit alles zu unterdrücken und dadurch wird es immer mehr.
und darum:
Wie Therapeutin klar machen was man gerade braucht
Und es sehen tatsächlich (im Gegensatz zu dir) erfahrene Traumatherapeuten so, dass eine zu intensive Stabilisierung auch negative Effekte haben kann.

Zum Glück sind Forenmeinungen unmaßgeblich... das ist mit dem Therapeuten zu besprechen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 24.01.2016, 20:36

Nur, wurde hier ja noch gar nicht stabilisierend gearbeitet, weil die TE dies bisher ablehnt.
Genau deshalb wird es immer schlimmer.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
superheld
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 31
Beiträge: 45

Beitrag So., 24.01.2016, 23:33

Danke für euren ganzen Antworten.

Wegen der Frage nach der Diagnose, es handelt sich um eine (komplexe) PTBS und schweren Depressionen.

Es ist jetzt nicht so, dass wenn ich über "sowas" reden würde, meine Therapeutin sagen würde "Halt Stopp, nicht weiterreden Frau superheld!" Aber ich weiß eben, dass Sie der Meinung ist, dass wir erstmal Techniken erarbeiten sollten, die mir in besagten Situationen helfen können und daher fühle ich mich dazu "gezwungen", alles zurück zu halten.

Wir hatten jetzt noch ein Gespräch darüber und ich bin mir sicher, sie hat mich und mein Dilemma jetzt verstanden, findet es aber genauso schwer wie ich, zu entscheiden wie wir weiter verfahren sollen.

Zumal ich eben echt "abgeneigt" gegenüber solchen Übungen wie Tresor, Ammoniak, Gummibänder usw. bin, sodass meine Therapeutin sowas erst gar nicht versucht.

Mein Problem hat sich also verändert von "Wie Therapeutin klar machen was man gerade braucht" in "Wie umsetzen, was man gerade in der Therapie braucht".

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 24.01.2016, 23:37

superheld hat geschrieben:Zumal ich eben echt "abgeneigt" gegenüber solchen Übungen wie Tresor, Ammoniak, Gummibänder usw. bin, sodass meine Therapeutin sowas erst gar nicht versucht.
Und warum bist Du abgeneigt?
Was wird ja wohl Gründe haben, vermute ich.
Liebe Grüße
Lockenkopf


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 24.01.2016, 23:44

Hallo Superheld,
superheld hat geschrieben: Zumal ich eben echt "abgeneigt" gegenüber solchen Übungen wie Tresor, Ammoniak, Gummibänder usw. bin, sodass meine Therapeutin sowas erst gar nicht versucht.
gibt es denn Dinge mit denen Du Dich stabilisieren kannst? Unabhängig von "therapeutischen Techniken"? Also bekommst Du Dich im Zweifel selbst wieder "irgendwie" raus aus den Flashbacks etc.? Ich kenne es von mir, dass ich das dann auch oft "instinktiv" hinbekomme, wenn es zu doll wird. Klappte gerade im therapeutischen Prozess allerdings nicht immer und ich war bisweilen dann schon ganz froh noch mal ne "andere Idee" im Kopf zu haben so es zu krass wurde. Ich kann von daher schon auch eine gewisse "Offenheit" empfehlen, auch wenn es erst mal "unsinnig" erscheint.

Ich glaube dass ihr da schon auf einem ganz guten Weg seid, denn immerhin konntet ihr miteinander klären worum es Dir gerade geht. Mich hat manchmal allein "das" schon wieder mehr "stabilisiert".

Lieben Gruss,

mio

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
superheld
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 31
Beiträge: 45

Beitrag So., 24.01.2016, 23:54

Lockenkopf hat geschrieben:
superheld hat geschrieben:Zumal ich eben echt "abgeneigt" gegenüber solchen Übungen wie Tresor, Ammoniak, Gummibänder usw. bin, sodass meine Therapeutin sowas erst gar nicht versucht.
Und warum bist Du abgeneigt?
Was wird ja wohl Gründe haben, vermute ich.
Ehrlich und plump:
Eine Mischung aus schlechten Erfahrungen (einige Dinge habe ich nämlich vorher in einer Klinik versucht, jedoch nur imaginative Übungen, nichts "handfestes" wie Geruch oder Gummiband) und das Gefühl, mir dabei total lächerlich vorzukommen. Ich kann nicht ernst bleiben, ich denk mir sowas wie "so ein totaler Mist" oder ich fühle mich total unwohl.

Und gerade Dinge, die man in der Öffentlichkeit erkennen kann, kommen für mich eh nicht in Frage. Ich studiere in der Fachrichtung und jeder wüsste sofort, was es damit auf sich hat.

mio hat geschrieben: gibt es denn Dinge mit denen Du Dich stabilisieren kannst? Unabhängig von "therapeutischen Techniken"? Also bekommst Du Dich im Zweifel selbst wieder "irgendwie" raus aus den Flashbacks etc.? [mio
Ja, da gibt es ein, zwei Dinge und darauf setzen wir auch gerade und versuchen heraus zu finden, wann die wirken und warum und andere zu finden, die für andere Flachbacks helfen.
mio hat geschrieben: glaube dass ihr da schon auf einem ganz guten Weg seid, denn immerhin konntet ihr miteinander klären worum es Dir gerade geht. Mich hat manchmal allein "das" schon wieder mehr "stabilisiert".
Ja, das hat schon ein bisschen geholfen. Laut dieser Leitlinie, wäre ich für jede Art der Therapie eh ungeeignet, weil noch Täterkontakt besteht, auch wenn es nur 1Mal/Jahr ist. Aber ich habe schon das Gefühl, dass dadurch, dass sie mich jetzt verstanden hat, es einen Riesen Schritt nach vorne gegangen ist und auch weiterhin die Tendenz eher gen Fortschritt geht.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 24.01.2016, 23:57

superheld hat geschrieben:Aber ich habe schon das Gefühl, dass dadurch, dass sie mich jetzt verstanden hat, es einen Riesen Schritt nach vorne gegangen ist und auch weiterhin die Tendenz eher gen Fortschritt geht.
Klingt sehr gut! Ich wünsche Dir dass es so positiv weitergeht .

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag