Up to no good

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.

Vincent
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Beitrag So., 29.11.2015, 23:45

Hui, da warst du aber nochmal fleißig, Sound.
SoundOfSilence hat geschrieben:Insofern hat sich vielleicht gar nicht so viel verändert durch die Virtualität. Lediglich die Menge der Kontakte - und die Frequenz.
Du hast eine sehr andere Sichtweise auf die Thematik als ich. Wie du das siehst, das leuchtet mir durch deinen sehr schlüssigen Argumentationsstrang zwar ein. Aber aus meiner Sicht kann so nur jemand argumentieren, der in obigem Sinne (kommunikativ) dissoziiert (ist).

Es mag positive Aspekte all dieser medialen Möglichkeiten geben (manche davon hast du ja auch genannt); ich aber käme niemals auf dein Fazit, das ich oben zitiert habe.

Der wesentliche Unterscheid zwischen deiner Sichtweise und meiner Sichtweise scheint der zu sein, dass ich eher die dadurch schwindende Qualität der Beziehungen (das gegenseitige Aufeinander-Bezug-Nehmen!) befürchte, aber auch die Wahrnehmung auf sich selbst und auf seine Umwelt, wohingegen du eher den quantitativen Aspekt der Frequenz und der Vielfalt an Informationen hervorhebst. Viele Informationen. Viele Themen. Viele 'partitionierte' Leute. Der ganze Mensch wird dadurch ja nicht mehr wahrgenommen, wenn man nur noch auf die Informationen aus ist, die er - je nach Interessenlage - bereithalten mag.

Wenn du ein gutes Buch liest, wirst du dich nicht darin vertiefen können, solange dein Smartphone auf deinem Schoß liegt, das ständig piept, und du zwischendurch diverse WhatsApp-Chats 'erledigst'. Oder wenn du mit gesenktem Haupt durch die Straßen gehst, um Text-Nachrichten auf deinem Handy zu tippen, solange kommunizierst du nicht mit deiner dich unmittelbar umgebenden Umwelt. Dann schaust du wieder mal kurz auf, um deine ganze Aufmerksamkeit sogleich wieder auf dein Display zu lenken. Das ist ein Hin- und Hergezappe zwischen Realitäten, die nie und nirgends irgendwo richtig und ganz anwesend sein lässt.

Wahrscheinlich bin ich zu alt. Oder du bist zu jung.

Edit: Falls du das Bedürfnis haben solltest, weiter zu diskutieren: hier werde ich jedenfalls nicht noch einmal antworten.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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SoundOfSilence
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Beitrag Di., 01.12.2015, 22:19

...unabhängig davon bleibt es ein Thema, dass mich sehr beschäftigt. Die Kommunikationsformen über das Internet (seien es ein Forum wie hier oder eben die schnelle "mit-Teilung" per app oder klassische Mails) hat etwas verändert - nur ist das glaube ich eben gar nicht unbedingt die Qualität. Ja, die Kontakte sind schnell, vielleicht auch kurzlebig. Aber viel und oft - und dabei auch vielseitig. Und was die Qualität angeht. so kommt es wohl darauf an, was man sucht, aber die Verbindung geht doch irgendwie oft tief. Jedenfalls fühle ich mich einigen hier sehr verbunden - unabhängig davon, wie lange der Kontakt hielt oder so. Einfach weil ich mich hier so sehr geöffnet habe, und bei anderen so sehr "mitgehen" durfte.

Und in dem Zusammenhang muss ich auch mal die POSITIVEN Aspekte von Messenger-Diensten hervorheben: Ich freue mich immer wieder, wenn ich Fotos bekomme oder Sprachnachrichten, Video etc. Ich habe dann schon ganz anders am Leben meiner Freunde teil, als das "früher" möglich gewesen wäre. Und das ist toll! Das schafft auch eine Verbindung, es schafft auch Nähe.

Die Frage, ob man trotz Smartphone noch ein gutes Buch lesen kann, die ist wohl eher abhängig davon, wie man selber damit auch umgeht..... Genauso wie die Frage, WIE tief solche "virtuellen" Beziehungen gehen und gehen können/dürfen irgendwie ja auch individuell ist und von den "Akteuren" abhängt. Der eine telefoniert gerne und schnell, der andere überlegt sich schon bei einer PN 30x ob er/sie die so abschickt.....
Hello darkness, my old friend...

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Solage
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Beitrag Di., 01.12.2015, 22:30

Für mich ist die virtuelle Welt relativ neu. Bin da nicht damit aufgewachsen. Auch eben nicht mit den damit verbundenen Gefahren.
Trotzdem oder vielleicht sogar gerade deshalb bin ich sehr offen, spontan und überlege nicht lange.
Habe dadurch schnell sehr intensive Kontakte, auch virtuell, auch langanhaltend. Auch schon ordentlich in die Scheizze gelangt.
Eigentlich kein Unterschied zu meinen Außenkontakten. Tatsächlich ähnlich. Weil ich bleibe ja dabei so wie ich bin. Das ändert sich nicht. Bin ich insgesamt tief in Beziehungen, bin ich das auch virtuell. Wie das Gegenüber dann damit umgeht und darauf einsteigt....andere Baustelle. Wie tief da was sein darf, entscheiden "wir" im Kontakt.

Doooch, ein gutes Buch ist ein gutes Buch!


Ambi14
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Beitrag Di., 01.12.2015, 23:04

Während ich hier so lese, habe ich dies im Hinterkopf:

http://www.innamag.com/people-and-smartphones-today/

Liebe Grüße,
gesendet vom Smartphone

Ambi
Wunderbar, dieses wacher und wacher werden. (Lallaji)

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Solage
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Beitrag Di., 01.12.2015, 23:11

Ambi wunderbar....

Ich habe ja zwei erwachsene Söhne. Mein großer Sohn hat nicht einmal ein Smartphone. Hooooffffnung. So etwas braucht er nicht. Die Jugend ist gar ned so doof.

Aber ich, die Mami, ich habe ein Smartphone, aber ich kann nicht damit umgehen....mich überfordert das. Vielleicht auch Hoffnung...

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SoundOfSilence
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Beitrag Mi., 02.12.2015, 06:34

Ambi!!
Hallo Solage!!!! Schön doch wieder zu lesen !
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Solage
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Beitrag Do., 03.12.2015, 00:29

Ja SoundofSilence,

immer wieder schön doch zu lesen.
Ich habe meinen Kindle in die Ecke geknallt!
Ein Buch ist ein Buch. Ein Buch fühle ich, rieche ich, die Seiten des Buches, die Schrift.....also für mich nicht durch den Kindle etc. ersetzbar. Ich habe mit dem Buch da was in der Hand, bin darauf bezogen. Sei es der Buchumschlag, die Qualität des Papiers, das Spüren beim Umblättern der Seiten...Für MICH wichtig!

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 03.12.2015, 07:42

Ja ,das kenne ich gut , am liebsten ist mir Papier.. .
Nur unterwegs , da nutze ich tatsächlich die Kindle App auf dem Handy .... Ist einfach viel praktischer !

Aber klar - da geht etwas verloren . Und ich MACHE viel gleichzeitig ... Da geht auch was verloren. Nur Gewinne ich dabei ja AUCH , nämlich Zeit .

Immer wieder zwei Seiten ...
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Candykills
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Beitrag Do., 03.12.2015, 09:19

Ich muss sagen, dass ich dem Kindle auch sehr skeptisch gegenüberstand, bzw. dieses nie für mich in Frage kam. Dann lieh mir in der Klinik eine ihr Kindle aus und ich fand es überraschend angenehm damit zu lesen, vor allem auf dem Rücken liegend (das find ich mit Büchern total unbequem) und auch von den Augen her. Zulegen würde ich es mir wohl trotzdem nicht.
Aber es hat halt schon alles seine Vor- und Nachteile. Es ist irgendwie praktisch, aber wirklich gute Bücher würd ich mir selbst wenn ich ein Kindle besäße immer noch in Papierform kaufen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 05.12.2015, 14:12

SoundOfSilence hat geschrieben: ...unabhängig davon bleibt es ein Thema, dass mich sehr beschäftigt. Die Kommunikationsformen über das Internet (seien es ein Forum wie hier oder eben die schnelle "mit-Teilung" per app oder klassische Mails) hat etwas verändert - nur ist das glaube ich eben gar nicht unbedingt die Qualität. Ja, die Kontakte sind schnell, vielleicht auch kurzlebig. Aber viel und oft - und dabei auch vielseitig. Und was die Qualität angeht. so kommt es wohl darauf an, was man sucht, aber die Verbindung geht doch irgendwie oft tief. Jedenfalls fühle ich mich einigen hier sehr verbunden - unabhängig davon, wie lange der Kontakt hielt oder so. Einfach weil ich mich hier so sehr geöffnet habe, und bei anderen so sehr "mitgehen" durfte.

Rein virtuelle Kontakte haben ganz sicher eine andere Qualität, als jene, die auch oder ausschließlich real sind.
Selbst wenn sich jemand "öffnet" ( was genau bedeutet das hier aber?)
ist es eine Beziehung aus der Distanz, ohne reale Nähe.
Oder Beziehung ohne Beziehung.
Oder Beziehung aus sicherer Entfernung.
Oder Beziehung mit der Möglichkeit, jederzeit den Stecker zu ziehen und die Beziehung so zu unterbrechen, ohne noch weiter belästigt zu werden.

Ist das dann überhaupt Beziehung?

Ich weiß das nicht, glaube auch nicht, es zu wissen und beurteilen zu können:
ich weiß nur: für mich ist das nichts.


Ich merke, wie gut es mir tut, hier nicht zu lesen und erst recht nicht zu schreiben.
Dieses mich "abarbeiten" an Menschen, zu denen ich keinerlei echte Beziehung habe, kostet Zeit und Kraft und hat für mich mit echter Beziehung nichts zu tun.

Das "Abareiten" geschieht natürlich unter ganz unterschiedlichen Vorzeichen:
voller Sympathie, Interesse und Betroffenheit anteilnehmend, oder mich in die Pathologie anderer verstrickend, oder meine eigene(n) Pathologien/Muster reinszenierend, oder aber auch neutral....
all das macht mich zunehmend unzufrieden und kostet Zeit und Kraft, die ich lieber woanders nutze: im realen Leben und in realen Beziehungen.

Ich bin deshalb hier "auf dem Sprung" und kann mich Vincent nur anschließen


Vincent
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Beitrag Sa., 05.12.2015, 17:03

Hallo Mia,
Mia Wallace hat geschrieben:Ich merke, wie gut es mir tut, hier nicht zu lesen und erst recht nicht zu schreiben.
Das Interessante ist eigentlich - das ist jedenfalls meine Erfahrung -, dass, wenn sich 'von hier' private Kontakte ergeben, das Aufeinander-Bezug-Nehmen, also die dann dort entstehende 'Beziehung', sich auch thematisch völlig verlagert und jedenfalls stark erweitert, alles viel authentischer ineinandergreift, sogar dann, wenn sie auf der virtuellen Ebene 'hängenbleiben'.

Das hat mir jedenfalls immer wieder gezeigt, dass man sich von denselben Leuten, die hier schreiben, einen viel komplexeren Eindruck macht, und dass sich der Eindruck, den man allein hier von jemandem haben kann, sich im Privaten kaum noch mit dem deckt, den man im Rahmen des Forums voneinander hatte.

Durch das Schreiben hier beschneidet sich jeder in seiner Ganzheit bzw. Vielfältigkeit letztlich selbst, weil das Sich-Verschriftlichen schon ziemlich enge Grenzen hat, die einem oft nicht so bewusst sind. Und das machen viele auf einmal, die dann nur diesen einen virtuellen Eindruck voneinander haben und sich nur unter diesem Eindruck entweder sympathisch oder unsympathisch sind.

Und das ist ja noch das Mindeste. Einige machen sogar ihre Tagestimmung von dem abhängig, was hier passiert. Sie nehmen vieles persönlich, streiten sich, weil sie unterdessen völlig vergessen, dass sich diese Stimmungen bestenfalls aus vielen kleinen Schnittmengen ergeben, die sich in der Kommunikation oft auch nur andeuten, und letztlich aber nichts anderes sind, als aufeinandertreffende 'Terme'.

Verrückt ist das.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


mio
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Beitrag Mo., 07.12.2015, 22:24

Hallo Silence ,

auch ich freue mich von Dir zu lesen. Und sorry, dass auch ich nicht gemailt habe. Einerseits habe ich es zeitverzögert gelesen (ging aus "technischen" Gründen nicht, sprich: Ich war mal wieder nicht Forumskonform genug und gesperrt ), andererseits sehe ich sowas mittlerweile ein wenig "kritisch".

Ich denke mal, ich kann Deinen Gedanken die diesem Thread zugrunde liegen ganz gut folgen und habe ja auch selbst schon so die ein oder andere Erfahrung mit "virtuellen" Kontakten gesammelt im Laufe der letzten Jahre.

Als erstes würde ich für mich mal trennen zwischen (Kontakt)Medien wie FB, WhatsApp, Smartphones etc. und rein virtuellen Kontakten. FB hab ich, betreibe ich kaum, finde es aber gut um mit Leuten in Kontakt zu kommen/bleiben die ich lange nicht gesehen habe/selten sehe. Ich mags auch teilweise zu sehen was wer so macht, denkt etc., vieles ist mir persönlich aber entweder zu "oberflächlich", zu "selbstdarstellerisch" und auch zu schnelllebig. Außerdem mag ich die "Firmenpolitik" nicht so gern. Ein Grund, weshalb ich WhatsApp auch irgendwann vom smarten, meist ignorierten Smartphone gelöscht habe als es von FB übernommen wurde, mir reicht es "zu Hause" von denen "bespitzelt" zu werden, zumal ich es ausgesprochen nervig finde ständig angepiept zu werden von dem Ding. Und na ja, mir hat mal jemand innerhalb von 2 Minuten (ich war gerade bei Freunden zum Essen eingeladen und das Ding piepte in einer Tour sein WhatsApp Piepen) 22 (in Worten zweiundzwanzig!) teils sehr bruchstückhafte Nachrichten darüber geschickt, die ich dann "zusammenfügen" durfte in meinem Kopf. Der Kontakt liegt seitdem brach, ich finde sowas absolut respektlos. Kurzum: Zur möglichen Erweiterung der Kommunikationswege für mich sinnvoll, aber ansonsten nicht so mein Ding. Zu viele, zu beliebige Reize.

Virutelle Kommunikation finde ich spannender, was etwas damit zu tun hat, dass sie einerseits meinem "inneren Sortieren" hilft (wozu ich Ruhe brauche) und andererseits "Rückmeldung" gibt und auch "fremde Welten" eröffnet. Das ging mir schon beim Bloggen mehr oder weniger so, so es um "persönliches" ging. Ein ehemaliger Blogfreund von mir (den ich im RL getroffen habe und wo mal eine sehr kurzzeitige Liebelei bestand) bezeichnete es recht treffend als "Psychodynamik". Diese Psychodynamik hat meiner Meinung nach Vor- und Nachteile, wie alles eben. Sie birgt aber meiner Meinung nach eine große Gefahr: Je weniger ich von einem Menschen "weiss", desto mehr neige ich dazu sein "Bild" zu vervollständigen, selbst dann, wenn ich das gar nicht möchte. Ist wahrscheinlich so eine Form von "Projektion" die dem "Gestaltprinzip" geschuldet ist. Hab ich zumindest so erlebt. Von daher würde ich, so ich tatsächlich nach Freunden, "echten" Kontakten (An"Bindung") suche immer schnellstmöglich den Schritt ins RL vornehmen, mittlerweile. Geht es mir nur um eine bestimmte Fragestellung, einen inhaltlichen Austausch etc. ist das für mich was anderes.

Liese sich viel drüber schreiben, wie ich finde. Aber reicht wohl fürs Erste .

Schön auf alle Fälle, dass Du ein Stück weit mehr zu Dir finden konntest! Das freut mich.

Lieben Gruss,

mio

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SoundOfSilence
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Beitrag Mi., 09.12.2015, 15:01

Uiuiui!!! Hallo Mia Walalce!! Hallo Mio!!!

Da bin ich mal ein paar Tage nicht da (meine Mutter hat mich abgehalten - sie ist im Krankenhaus und beschäftigt die Familie nun von dort aus), und schon geht hier die Post ab

@Mio: was hast du nur wieder Böses getan, dass dich der Bannstrahl traf..? Ist Viciente eigentlich "für immer" weg - der fehlt mir irgendwie ja ein bisschen hier... Schön, dass du wieder zurück bist!

Ich finde wirklich viel wieder von dem, was mich so umtreibt bei dem Thema, wenn ich lese, was ihr drei (huh, Vincent ) geschrieben habt dazu... Die Kontakte hier im Forum oder auch in Blogs und das Kommunizieren über FB oder Messenger-Dienste - ja, das sind verschiedene Sachen. Beides sind spezielle Kommunikationsformen. Die Messenger etwas nutzt man ja auch mit Menschen aus dem RL, und sie ermöglichen eine besondere Form, sein Leben "zu teilen". Aber sie machen einen eben auch vielfach erreichbar, setzen unter Druck, nerven, machen Kommunikation zu etwas Beliebigen... Chance und Risiko - und ganz klar auch eine Frage des Umgangs. Ich würde jedenfalls NIEMANDEM 22 Nachrichten in 2 Minuten schicken, weder per Smartphone noch per Brieftaube... Und wenn ich mit jemandem eng verbunden bin, dann kann tatsächlich auch ein kurzes Wort, ein kleiner Emoji ausreichen, um mich diese Nähe spüren zu lassen - und das ist nicht beliebig oder nimmt der Beziehung den emotionalen Wert. Diese virtuelle Kommunikation ist etwas Besonderes - aber sie erfordert etwas, dass sie gleichzeitig stört: Bewusstheit (im Sinne von Achtsamkeit vielleicht - ich mag aber den Begriff nicht )
Im Forum oder beim Bloggen entsteht schon eine echte Beziehung, finde ich, denn es nehmen ja Menschen aufeinander Bezug. Es entsteht eine Psycho-Dynamik, wie in jeder zweier-Beziehung und in jeder Gruppe. Aus meiner Sicht ist gerade die ewige Fluchtmöglichkeit, das "Stecker-Ziehen-Können" etwas, das eine besondere Tiefe ermöglicht. Nur: an einem gewissen Punkt wird es zwar tief, aber auch Fragmentiert (so wie Vincent schreibt habe ich das schon auch erlebt) - und dann muss man auf den einfachen Fluchtweg wohl verzichten, wenn die Menschen füreinander "runder" und vollständiger sichtbar sein wollen/sollen. Vielleicht ist das dann punktuell auch (erstmal) weniger tief - ganz sicher ist das eine Umkehr des "üblichen" Weges im RL, wo man die Menschen ja doch meist auch vielseitiger kennen lernt BEVOR man ihnen so ganz nah kommt, in der Tiefe. Aber ist das nun gut oder schlecht oder einfach anders?

Im Grunde ist doch die "Reihenfolge" fast egal, denn in jeder Beziehung (ob jetzt sexuell oder platonisch, nah oder nicht ganz so nah) gibt es doch sowieso immer auch Enttäuschungen (weil jemand den Stecker gezogen hat) und gute Überraschungen (weil jemand zu einem hält unerwartet), etwas, das den Horizont erweitert (weil man in fremde Welten eintaucht, die ohne Virtualität niemals erreichbar gewesen wären) und etwas, dass den Horizont verengt (weil man in ein Thema hineingezogen wird, dass einem den Blick verstellt auf anderes).

Und dennoch: Welche Besonderheiten bieten diese beiden zu unterschiedenen virtuellen Kommunikationsformen, und welche Menschen spricht das an? Welche Menschen profitieren davon, welche leiden darunter? Diese Frage treiben mich irgendwie um, ganz "sozialwissenschaftlich", und dahinter steht natürlich die Frage: Was erwarte ich, was darf ich erwarten, wovor sollte ich mich schützen - ganz "persönlich"... Immer wieder dieses "dürfen".... seufz*

Habt ihr eigentlich mitbekommen, welcher Emoji von Oxford zum "Wort des Jahres" gekürt wurde? Der Tränen-Lach-Smiley. Was sagt das aus über uns, über unsere Generation? Ist es überhaupt "unsere" Generation - oder sind auch diese Grenzen in der Virtualität und ihrer Kommunikation aufgehoben? Spielt das Alter keine Rolle mehr, sondern nur noch die LTE-Fähigkeit des Handys...?

Virtuelle, Reale, Wohlwollende und Bezug nehmende Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...


Vincent
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Beitrag Mi., 09.12.2015, 20:04

Fragen über Fragen...
... lange Rede, kurzer Sinn... (wo sind hier eigentlich die verdammten Tränen beim tränenlachenden Smiley? Bei WhatsApp und Facebook gibt's das immerhin. )
SoundOfSilence hat geschrieben: Habt ihr eigentlich mitbekommen, welcher Emoji von Oxford zum "Wort des Jahres" gekürt wurde? Der Tränen-Lach-Smiley. Was sagt das aus über uns, über unsere Generation?
Dass 'unsere' Generation oft gar nicht mehr so richtig weiß, ob man lachen soll oder lieber weinen?
Oder: Es ist ja so, dass einem zumindest bei echtem Lachen sogar die Tränen kommen können (was virtuell anscheinend häufiger vorkommt).

Hallo mio!
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


mio
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Beitrag Do., 10.12.2015, 00:19

Hallo Silence,
SoundOfSilence hat geschrieben:Im Grunde ist doch die "Reihenfolge" fast egal, denn in jeder Beziehung (ob jetzt sexuell oder platonisch, nah oder nicht ganz so nah) gibt es doch sowieso immer auch Enttäuschungen (weil jemand den Stecker gezogen hat) und gute Überraschungen (weil jemand zu einem hält unerwartet), etwas, das den Horizont erweitert (weil man in fremde Welten eintaucht, die ohne Virtualität niemals erreichbar gewesen wären) und etwas, dass den Horizont verengt (weil man in ein Thema hineingezogen wird, dass einem den Blick verstellt auf anderes).
ich finde da hast Du grundsätzlich recht, aber wenn Du es unter dem Aspekt der "Wahrscheinlichkeit" siehst, so ist die Wahrscheinlichkeit verletzt zu werden meiner Meinung nach geringer, wenn ich es umgekehrt angehe. Mag an mir und meiner "Struktur" liegen, aber ich laufe stärker "Gefahr" verletzt zu werden (und auch umgekehrt zu verletzen) so ich da die "Reihenfolge" ändere. Meist ist es dann eher so, dass ich diejenige bin, die den anderen verletzt - schlicht und ergreifend weil ich ein wohl nicht so stark ausgeprägtes "Nähe" und "Kontaktbedürfnis" habe wie viele andere Menschen. Gerate ich an jemanden, den die Kleinen sehr "wollen" - aus welchen Gründen auch immer - und sind die da schon "involviert" (emotional) kann das für mich auch ziemlich übel werden. Nicht nur dann, wenn derjenige "mich" dann sozusagen nicht will sondern auch, wenn "ich" (also die "Erwachsenen Teile") denjenigen nicht will. Wie ich mittlerweile in der "Rückschau" über die Jahre beobachten kann.

Bei einem "normalen" Kennenlernen passiert mir das wesentlich seltener, da ist die "innere Abfolge" dann meist "geregelter" bzw. ich breche Kontakte die nicht für "alle hier" passen automatisch schneller ab oder lasse sie erst gar nicht zu. Ich denke da spielen auch viele nonverbale Signale mit rein die bei einem virtuellen Kontakt ja größtenteils fehlen. "Kenne" ich die Person auch "real" ist das kein so großes Problem für mich die "Welten zu vermischen", also der Schritt vom realen Leben ins virtuelle, oder auch: Vom "Äußeren" ins "Innere" - übertragen gesehen in Bezug auf das "Öffnen" das Du angesprochen hast.

Umgekehrt beurteile ich es aus meinen Erfahrungen heraus als deutlich "komplizierter", je nachdem eben auch was man möchte und sucht und wie gut diese Bedürfnisse zueinander passen. Das dürfte wohl mit ein entscheidender Faktor sein nach meinen Beobachtungen, und da kann ich auch von "normalen" Menschen sprechen.

... Teil 2. folgt...too much Zeichen...ahhhh....

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