Meine Therapeutin nimmt ein freies Jahr

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Mo., 09.11.2015, 18:13

Sicherlich sind 7 Jahre nicht wenig Zeit, aber es gibt ja keine Normen, wann eine Therapie beendet zu sein hat (aus Kassensicht jedoch schon).
sie meinte zwar das wir bis dahin noch jedemenge zeit hätten um die therapie gut zu beenden aber was ist wenn ich noch nicht so weit bin.
Das ist wohl realistisch anzuschauen, was in der Zeit möglich ist... und ob die Therapie -wie sie plant- zum Abschluss gebracht werden kann. Oder ob doch ein Verfahrens- und Therapeutenwechsel nötig wird (was dann schon deswegen aufwendig ist, weil man sich wieder neu kennenlernen muss..., usw.), evtl. mit Wartezeit (die ab Ende der Therapie... weswegen frühere Beendigung evtl. auch eine Berechtigung hat). Ihren Segen für einen Wechsel brauchst du nicht, allerdings würde ich jetzt nicht überstürzt handeln à la am liebsten gleich Pause machen oder gleich wechseln. Sondern das würde ich mit ihr besprechen. Je nach Notwendigkeit wäre im Fall das Falles vielleicht auch einer stationären Therapie möglich. Alternativen könntest du mit ihr besprechen.

Was war den genau geplant, wenn sie das freie Jahr nicht genommen hätte?
Zuletzt geändert von stern am Mo., 09.11.2015, 18:31, insgesamt 3-mal geändert.
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Jay-jay
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Beitrag Mo., 09.11.2015, 18:15

Hallo, mir ging es ähnlich, als meine Therapeutin erklärt hat, dass sie in Ruhestand geht (und an alle, die sich aufregen: Da hatte ich bereits einmal 6 Jahre Therapie bei ihr gemacht, dann Pause und war im 4 Jahr der Folgetherapie )
Allerdings hatte sie in erster Linie ihren Kassensitz aufgegeben und ich konnte danach als Selbstzahler bei ihr weitermachen (übrigens inzwischen im 7. Jahr ). Deshalb ist die Situation nicht ganz vergleichbar.
Aber dass ich weitermachen konnte war zunächst nicht klar, meine Therapeutin meinte auch, dass ich die Therapie bis dahin beendet hätte (war auch ca. 9 Monate vorher angekündigt). Und meine Reaktion war genauso, bzw. meine Gefühle waren die Gleichen, ich habe sie ihr nämlich nicht gesagt und ich gehe davon aus, dass die TE das auch nicht getan hat.
An diesen Gefühlen, die da aufgetaucht sind haben wir monatelang gearbeitet...
Und ich finde es völlig legitim sie zu haben!
Gruß Jay
Sonne, die durch grünes Laub fällt - Gleichnis für die Wahrheit.
Die Erinnerung, der die Nacht gehörte, verblasst im Licht der Klarheit.

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Tilda
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Beitrag Mo., 09.11.2015, 18:18

Immer wieder schön zu sehen, wie hier von außen schnell mal beurteilt wird, welche Reaktionen "angemessen" und welche "unangemessen" sind ...

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candle.
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Beitrag Mo., 09.11.2015, 19:23

Candykills hat geschrieben: Weil niemand immer für wen anderen da sein kann. So ein Versprechen ist einfach völlig absurd und hält den Patienten unnötig in Abhängigkeit.
Genau! Nur warum glauben Klienten das? Ob das einen Klienten in Abhängigkeit hält, dürfte ja sehr unterschiedlich ausfallen.

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Solage
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Beitrag Mo., 09.11.2015, 19:34

madame_grinsekatze hat geschrieben: sie meinte zwar das wir bis dahin noch jedemenge zeit hätten um die therapie gut zu beenden aber was ist wenn ich noch nicht so weit bin.
und allein wenn ich daran denke mir eine neue therapeutin zu suchen krieg ich eine volle wut. es ist total schwer eine passende zu finden...
Ich glaube, dass eine so lange Therapie (7 Jahre) auch mit einer enormen Abhängigkeit verbunden ist. DAS ist eine richtige Beziehung über so viele Jahre!
Natürlich fällt da die Ablösung schwer.
Würde mir eine mir nahe Person, die ich in mein Herz geschlossen habe, verkünden, dass sie ein Jahr nicht mehr da ist. Freilich fehlt da was. Das Gefühl kann ich sehr gut nachvollziehen.
Wer eine so lange Therapie anbietet, muss auch damit rechnen, dass die Trennung sehr schwer wird.

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stern
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Beitrag Mo., 09.11.2015, 19:36

Auch Abhängigkeit kann man nicht ohne weiteres schlussfolgern... wartet doch erstmal ab, ob eine Rückmeldung kommt. Aus dem Eingangsposting gehen keine Hintergründe hervor... und folgendes wird immerhin als Option in Erwägung gezogen:
ein teil von mir ist total sauer und würde am liebsten gleich eine pause machen oder zu jemand anderen wechseln.

hatte von euch wer schon eine ähnliche situation?
(...)
und allein wenn ich daran denke mir eine neue therapeutin zu suchen krieg ich eine volle wut. es ist total schwer eine passende zu finden...
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Speechless
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Beitrag Mo., 09.11.2015, 19:41

candle. hat geschrieben:
Candykills hat geschrieben: Weil niemand immer für wen anderen da sein kann. So ein Versprechen ist einfach völlig absurd und hält den Patienten unnötig in Abhängigkeit.
Genau! Nur warum glauben Klienten das? Ob das einen Klienten in Abhängigkeit hält, dürfte ja sehr unterschiedlich ausfallen.

candle
Weil das eben zum krank sein oder zu manchen Symptomen dazu gehört und nicht jeder in der Lage ist, zu unterscheiden, ob etwas ein realistisches Versprechen ist oder nicht. Ich bin auch niemand, der die Verantwortung abgibt, sobald er in den Therapieraum betritt, aber da ist jeder anders und das ist die Verantwortung des Therapeuten, mit dem Patienten pflichtbewusst umzugehen. Scheinbar hat die Therapeutin die Abhängigkeit ja geschürt anhand solcher Aussagen/oder anhand der Dauer.

Apropos Verantwortung: Grinsekatze ist die Patientin, sie kann in der Therapie eigentlich nichts falsch machen (vllt mal von handgreiflich werden etc abgesehen:-). Die Therapeutin dagegen kann ganz viel falsch machen.

Gefühle haben erstmal ihre Berechtigung, auch wenn ich in der Situation nicht wütend wäre.

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mondlicht
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Beitrag Mo., 09.11.2015, 21:09

Steht denn gar nicht zur Diskussion, die Therapie nach einjähriger Pause fortzusetzen? Das könnte doch dann auch für Dich eine Art Auszeit sein von der Therapeutin, in der Du interessante Erfahrungen machen kannst. Ich verstehe nicht, warum man nur wegen einem Jahr Pause direkt von Ende sprechen muss.

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madame_grinsekatze
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Beitrag Di., 10.11.2015, 13:55

ups, ich hab keine benachrichtigung bekommen das mir auf den beitrag schon geantwortet wurde.

danke für eure nachrichten!

das ein teil von mir für ihr freies jahr verständnis hat und es ok findet das sie es so lange im vorraus sagt steht ausser frage. aber es stehen nun mal meine anderen gefühle im vordergrund und diese werden wir auch sicher in den nächsten stunden besprechen.

nein, natürlich war es auch von meiner seite nicht gedacht auf lebenslang und ewig sie als therapeutin zu haben. aber ihr versprechen so lange für mich da zu sein bis ich sie nicht mehr benötige tritt halt jetzt nicht so wirklich ein..

also ich finde auch das keiner die dauer einer therapie beurteilen kann und ich zahle mir das privat.

klar kann auch schon eine gewohnheit mitspielen so gesehen könnte es auch positiv sein. aber das große ungewisse macht halt leider angst..

die option mit nach dem freien jahr weiter zu machen ist noch nicht aufgetaucht aber danke für den tipp!

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 10.11.2015, 15:03

Kann es sein, dass du sie eher als sowas wie einen permanenten Mutterersatz adoptiert hast anstatt in der Therapie auf Ziele und reale Eigenständigkeit hinzuarbeiten?

Klar kann es der Fall sein, dass jemand der wirklich ernsthaft und tiefergreifend psychisch erkrankt ist dauerhaft, evtl sogar lebenslang therapeutische bzw psychosoziale Begleitung benötigt, oder auch aufgrund einer immer mal wieder auftretenden Krankheit wie einer Depression auch immer mal wieder im Leben Hilfe benötigt. Ist das bei dir der Fall?

Andernfalls, für die Therapeutin sind Klienten wie du einfach und sicher verdientes Geld, warum sollte man da auf ein Ende hinarbeiten.... Warum sollte sie sich eine neue Klientin ans Bein binden, die evtl schwer erkrankt ist, deren Therapie ernsthaft anstrengend ist, wenn man sich einen Dauer-Selberzahler halten kann, den man gut kennt, den man ganz nett findet und wo es Jahr um Jahr so vor sich hinplätschert und das Geld in die Kasse kommt. Geld für Zuwendung, hmmm, halte ich als Dauerzustand für problematisch.

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madame_grinsekatze
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Beitrag Di., 10.11.2015, 15:24

ja zum teil muss sie sicher in die mutterrolle schlüpfen da meine mutter leider viel verabsäumt hat und damit meine seelischen wunden heilen können.

es geht um eine verhaltensänderung und wenn man 25 jahre das gleiche verhalten an den tag gelegt hat und es einem nicht gut tut kann man es nicht in 2 jahren ändern.

du hast keine ahnung wie meine therapie abläuft und meinst sie zieht mir das geld aus der tasche? hallo? ich geh da ja nicht auf einen kaffee hin.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 10.11.2015, 16:47

Mir hat mal eine Therapeutin beim Vorgespräch ins Gesicht gesagt, dass sie mich nicht nimmt, weil sie derzeit keine Kapazitäten für einen "komplizierten Fall" hat obwohl sie einen freien Platz hatte.

Von daher gehe ich davon aus, dass es durchaus Therapeuten gibt, die sich "nette Fälle" halten, um ohne ständige emotionale Schwerstarbeit die Kasse vollzubekommen.

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sandrin
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Beitrag Di., 10.11.2015, 16:48

Liebe Grinsekatze,

lass dich nicht verunsichern. Kein Mensch hier kann beurteilen, ob diese Zeit für dich angemessen ist oder nicht. Ich finde das immer grenzwertig, wenn man über Internet solche Beurteilungen vornimmt. Sicherlich ist es richtig, dass man sich nicht zu sehr abhängig machen sollte, auf der anderen Seite haben manche Menschen halt derart tiefgehende emotionale Wunden, dass die niemals ganz verheilen und die Therapie nicht nur ein Heilungsversuch, sondern auch ein Linderungsversuch ist. Ist vielleicht ähnlich wie Massagen. Man sagt ja auch nicht zu jemandem, der über Jahre regelmäßig dahingeht, dass das alles sinnlos sei, weil es ja nicht heilt. Immerhin verschafft es einem ein bisschen Erleichterung. Und das ist ja auch schon viel.

Sieh die Zeit als Versuch an, wie es ist, mal alleine klarzukommen, wohlwissend, dass du dich danach ja gegebenfalls wieder an sie wenden kannst. Aber jetzt hast du die Gelegenheit, mal so richtig auszutesten, was du dir in der Therapie aufgebaut hast . Kopf hoch, das packst du schon!

LG Sandrin


chaosfee
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Beitrag Di., 10.11.2015, 21:12

madame_grinsekatze hat geschrieben:
es geht um eine verhaltensänderung und wenn man 25 jahre das gleiche verhalten an den tag gelegt hat und es einem nicht gut tut kann man es nicht in 2 jahren ändern.
Naja, darum geht es aber in den meisten Therapien. Ein Verhalten zu ändern, das einem nicht gut tut, muss per se nicht mehrere Jahre dauern. Und ja, ich finde auch, dass das, was du hier erzählst (Mutterersatz, die Aussage, sie sei immer für dich da, 7 Jahre Therapie ohne den Versuch einer Unterbrechung, Selbstzahler) bedenklich.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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CrazyChild
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Beitrag Di., 10.11.2015, 21:50

Mein Mann ist seit gut 10 (!!) Jahren bei seinem Therapeuten. die letzten Jahre geht er nur noch alle 6 Wochen hin, sieht es als Unterstützung zu seiner Geschichte. Er ist weder abhängig noch sonst irgendwas. Da ist er gar nich der Typ dazu, die Probleme sind ganz anders. Die beiden kennen sich schon so lange und da war das ganz normal, daß er alle paar Wochen hingeht zum Reden.

zwischen den Stunden gab und gibt es keinerlei Kontakt zwischen den beiden.

Nun geht der Thera nächsten Monat in Rente. ich glaube, er sieht ihn noch einmal.

Und dann ist es einfach vorbei und mein Mann wird nicht mehr hingehen. einfach so. er findet es schade, aber mehr auch nicht. Ohne Schmerz, ohne Trauer wird er die letzte Stunde mit ihm machen. Mein Mann akzeptiert das und es ist für ihn in Ordnung, auch weil es schon lange angekündigt war. Kein Problem.

Sowas gibt es auch......

Nur dazu, was gleich wieder alles reininterpretiert wird nur weil jemand seit so vielen Jahren in Therapie ist.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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