Kein Antidepressivum wirkt....

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 27.10.2015, 22:02

lamedia hat geschrieben:Ich wußte auch nicht, dass Seroquel (Wirkstoff Quetiapin) schon seit einiger Zeit tatsächlich als Augmentationstherapeutikum bei Depression zugelassen ist und in der Wirksamkeit Lithium gleichkommt: .

Das wird auch schon lange Leuten mit Borderline Persönlichkeitsstörung gegen überschiessende Impulsivität, Ängste, Anspannungszustände etc gegeben.

Es ist nicht spezifisch antidepressiv, es dämpft einfach alle Art von emotionalen Affekten, wozu eben auch depressive Grübelspiralen, exzessive Niedergeschlagenheit, nervöse Angespanntheit etc gehören. Antidepressiva dämpfen die nicht, und ich kann mir vorstellen, dass wenn die exzessiv sind ein Antidepressivum alleine sie in manchen Fällen nicht abstellen kann.

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lamedia
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Beitrag Di., 27.10.2015, 22:05

Ja, das würde Sinn machen. Ganz allgemein finde ich es wahnsinnig traurig, dass man Gefühle medikamentös abstellen kann und manchmal auch muss (um andere und / oder die betreffende Person zu schützen) ...

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Angelheart80
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Beitrag Di., 27.10.2015, 23:21

Seroquel nehme ich nur zum Schlafen und manchmal wirkt es, manchmal nicht.
Ich wäre gern in meinen Stimmungen stabiler oder gleichbleibender. Dieses Gedankenkreisen und auch depressive Einbrüche und manchmal Aggressionsphasen.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 28.10.2015, 00:32

Wie schaut denn deine Lebenssituation aus? Evtl kann man ja da über eine Veränderung was verbessern.

Und wie schaut es mit Psychotherapie aus?

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Angelheart80
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Beitrag Mi., 28.10.2015, 18:12

Ich bin alle zwei Wochen in einer Psychotherapie, aber derzeit empfinde ich alles als sinn- und wertlos.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 28.10.2015, 18:35

Und mal eine stationäre Psychotherapie, mal völlig raus aus dem Alltag, Therapieverfahren, die die Kasse ambulant nicht zahlt?

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Angelheart80
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Beitrag Mi., 28.10.2015, 18:56

Ich war vor zwei Jahren ---- genau heute vor zwei Jahren war mein erster Tag ---- für 14 Wochen in einer Klinik und ich sehne mich so sehr danach zurück, aber danach ging es vom Arbeitgeber aus los, der mich pensionieren wollte. Und sollte ich jetzt ausfallen, geht alle wieder von vorn los.

Manch einer denkt leider,psychisch krank = dumm.


hopeisfree
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Beitrag Do., 29.10.2015, 21:13

Nach einigen Jahren Foren-Abstinenz bin ich jetzt wieder dabei. Mir geht es genauso - nichts hilft - immer wieder neue Versuche, neue Hoffnung, neue Nebenwirkungen und dann nach 3 Wochen oder mal 3 Monaten ist die Wirkung vorbei. Mirtazapin hatte bei mir für zwei Jahre Ruhe gesorgt, (aber auch für 10 kg Gewichtszunahme) aber dann hab ich den Fehler begangen das Zeug abzusetzen. Als ich es dann wieder nahm hat es nicht mehr geholfen. Seroquel hab ich noch nicht bekommen, wohl aber Lyrica. War ein ganz anderer Mensch unter Lyrica, irgendwie nicht ich selbst. Alles war wie abgeschnitten, alle Gefühle gekappt, wie in Watte. Bringt denn eine Stationäre wriklich was ? Hab total Angst davor, denn für mich ist es das Schlimmste in einer Depri irgendwas Negatives zu hören oder zu sehen. Dann wäre ich da umgeben von lauter Depressiven und fürchte deren Elend wird mich dann noch mehr runterziehen. Was seht Ihr denn Positives in der Klinik ?

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lamedia
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Beitrag Do., 29.10.2015, 22:03

Dazu kann ich was sagen: Am Anfang war es oft tatsächlich so, dass ich immer eine sehr depressive Grundstimmung in Kliniken wahrgenommen habe. Das hat sich aber im Verlauf der Behandlung jeweils komplett geändert. Dadurch ist mir klar geworden, dass es meine eigene Depressivität war, die mein Bild mitgeprägt hat. Als diese sich gebessert hat und sich die Beziehungen zu den anderen Patienten normaler anfühlten, gab es meist gegen Ende eine sehr ausgelassene, fast alberne Stimmung und viel Wärme und Mitgefühl.
Wichtig ist, dass du dir eine psychotherapeutisch arbeitende Klinik aussuchst, nicht eine (Akut-) Psychiatrie.

angelheart, das ist ärgerlich, dass du soviel Druck vom Arbeitgeber hast. Man kann leicht sagen, dass die Gesundheit doch wichtiger ist - aber das berufliche Eingebundensein hat ja oftmals eine ebenso existentielle Bedeutung. Eine Alternative wäre vielleicht eine Reha? Da gibt es auch psychosomatisch/psychotherapeutisch orientierte Kliniken, die das anbieten. Eine Reha dauert kürzer und ist im Arbeitsleben akzeptierter: Du kannst auch ein Rückenleiden oder eine Stoffwechselkrankheit vorschieben und "offiziell" deswegen auf Reha gehen...

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Beitrag Fr., 13.11.2015, 22:00

Bei mir war es in der Klinik eine Mischung aus lustig und traurig, aber auch soviel Fürsorge durch die Mitpatienten (ich war die Jüngste dort) und der Chefärztin.Es war eine emotionale, schöne und auch wertvolle Zeit, wo ich gemerkt habe, wie wichtig ich bin. Aber ob es wirklich half, keine Ahnung. Aber schon allein das Gefühl der Fürsorge, was ich nie kannte, gab mir viel.

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Angelheart80
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Beitrag Fr., 13.11.2015, 22:02

Ich war auch in einer psychosmatischen Klinik (Krankenhausabteilung) und keine Psychiatrie, ja das ist wichtig und ein gewaltiger Unterschied. Eine Reha kann ich aufgrund meiner Vorgeschichte nicht machen und müsste ich einen großen Teil selbst bezahlen.

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Kellerkind
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Beitrag Sa., 14.11.2015, 08:42

Angelheart80 hat geschrieben:
Also ich habe schon seit 2006 einige Medikamente, wenn auch dann mit Pausen dazwischen, ausprobiert. Aber eine wirkliche intensive Wirkung, ... habe ich nie festgestellt.
Hallo Angelheart, wenn du seit über 9 Jahren... (seit du 24 bist, falls die Altersangabe stimmt)... ein Medikament nach dem andere ausprobierst, und immer noch so starke Depressionen hast, dass du es wieder und wieder probieren willst, dann...

... solltest du mal deinen Arzt und/oder Therapeuten wechseln. Wenn nach 9 Jahren keine nennenswerten Besserung eintritt, dann würde ich mal akut anfangen, die Kompetenz deiner Ärzte in Frage zu stellen und/oder dir zu überlegen, welche ANDERE Wege es für dich vielleicht geben kann.
Manchmal hilft z.B. ein Klinikaufenthalt mehr als Jahrzehntlanges Herumexperimentieren. Manchmal gibt es Patienten, die so damit beschäftigt sind, den richtigen Therapeuten und/oder Medikament zu finden, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, und es z.B. jahrelang (!) versäumen, die Depressionsauslösenden Umstände zu ändern... nicht zuletzt, weil sie vielleicht haben einreden lassen, dass sie es "alleine" eh nicht schaffen, und meinen, ohne den perfekten Therapeut oder Medikamente müsse man gar nicht erst anfangen, es zu versuchen. Statt an den Wurzeln ihres Problem zu arbeiten, arbeiten sie nur daran jemanden zu finden, der ihn hilft am Problem zu arbeiten.

Doch das sind nur Beispiele, und ich möchte dich nicht desillusionieren. Ich bin überzeugt, es gibt für jeden einen Weg aus der Krise, nicht immer sind es Dauertherapie und Psychopharmka, manche haben auch ihren ganz eigenen, individuellen Weg. Wenn die 0-8-15-Medikamententherapie so lange versagt, dann ist das wohl nicht deins. Warum auch immer.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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Angelheart80
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Beitrag So., 06.12.2015, 12:05

Kellerkind hat geschrieben:
Angelheart80 hat geschrieben:
Also ich habe schon seit 2006 einige Medikamente, wenn auch dann mit Pausen dazwischen, ausprobiert. Aber eine wirkliche intensive Wirkung, ... habe ich nie festgestellt.
Manchmal hilft z.B. ein Klinikaufenthalt mehr als Jahrzehntlanges Herumexperimentieren. Manchmal gibt es Patienten, die so damit beschäftigt sind, den richtigen Therapeuten und/oder Medikament zu finden, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, und es z.B. jahrelang (!) versäumen, die Depressionsauslösenden Umstände zu ändern... nicht zuletzt, weil sie vielleicht haben einreden lassen, dass sie es "alleine" eh nicht schaffen, und meinen, ohne den perfekten Therapeut oder Medikamente müsse man gar nicht erst anfangen, es zu versuchen. Statt an den Wurzeln ihres Problem zu arbeiten, arbeiten sie nur daran jemanden zu finden, der ihn hilft am Problem zu arbeiten.

Doch das sind nur Beispiele, und ich möchte dich nicht desillusionieren. Ich bin überzeugt, es gibt für jeden einen Weg aus der Krise, nicht immer sind es Dauertherapie und Psychopharmka, manche haben auch ihren ganz eigenen, individuellen Weg. Wenn die 0-8-15-Medikamententherapie so lange versagt, dann ist das wohl nicht deins. Warum auch immer.
Hallo Kellerkind,

danke für deine Antwort, leider habe ich es jetzt erst gelesen.
Also ein bisschen Erfolg sehe ich im Rahmen der Psychotherapie nach dem Klinikaufenthalt im Jahr 2013/2014 und jetzt die weiterführende Therapie durch die damalige Chefärztin der Klinik seit ein paar Monaten. Sie zeigt mir auch Wege auf.
Ich habe sehr viel Hoffnung in Medikamenten gelegt, eben auch weil ich viele Menschen kennengelernt habe, wo es wirkt.
Individuelle Wege, da habe ich einige Ideen, aber aufgrund der Lebenssituation kann ich diese nicht probieren, weil ich Arbeit aufgeben müsste usw.!

LG

Angelheart


Goldkind11
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Beitrag Mo., 21.12.2015, 13:12

Hallo Angelheart80!
Ich empfehle Dir dringend, über Deinen Psychiater einen "Medikamentenspiegel" machen zu lassen! Hierfür wird morgens nüchtern Blut abgenommen und im Labor ausgewertet, wie schnell sich Dein am Vortag eingenommenes Medikament bei Dir verstoffwechselt - das Ergebnis ist i.d.R. innerhalb weniger Tage da.

Es gibt unterschiedliche "Verstoffwechsler" (Metabolisierer) - ich z.B. bin ein "USM" = ultra-schnell-Metabolisierer, d.h.: div. Medikamente -darunter sämtliche Antidepressiva! (außer 1 MAO-Hemmer)- werden über die Leber sehr schnell verstoffwechselt und über die Niere/Blase direkt wieder ausgeschieden, sodaß die Wirkstoffe nur in geringer Dosis bis gar nicht im Körper ankommen können (bei Höchstdosierung nur in meist therapeutisch nicht ausreichender Wirkung)!
Zuständig hierfür ist das Gen "CYP2D6" - sprich mal Deinen Psychiater auf den Medikamentenspiegel an!

Solltest Du u.U. auch USM sein, dann kann (neben einigen süchtig machenden Psychopharmaka wie Tavor u.ä.) aus dem Bereich der Antidepressiva ausschließlich der "MAO-Hemmer" JATROSOM bei Dir ab bereits geringer Dosis wirken - weil dieser nachweislich NICHT über CYP2D6 verstoffwechselt wird!

Dieses Medikament wird allerdings nur noch sehr selten empfohlen - da es mit einer streng tyraminfreien Ernährung verbunden ist. Man muß also seinen kompletten Ernährungsplan umstellen, darf u.a. absolut keinerlei Alkohol trinken oder z.B. Hartkäse essen, uvm. - da dies zu lebensgefährlichen Blutdruckkrisen (Herzinfarkt oder Koma) führen würde, in den 60er Jahren gab es deshalb auch Todesfälle (weil die Patienten sich eben nicht an den Ernährungsplan gehalten haben), weshalb man von Jatrosom lange Zeit komplett Abstand nahm.

Da es aber für viele Patienten das "Ultima-Ratio" ist und diese aufgrund hohem Leidensdruck für eine Besserung "alles" machen würden, wird es heute vermehrt wieder angeboten - man muß jedoch dafür unterschreiben, daß man auf die Risiken ausführlich hingewiesen wurde! Am besten läßt man sich in einer Fachklinik (z.B. das St. Valentinus-Krankenhaus Bad Soden oder die Uniklinik in Mainz sind darauf spezialisiert) darauf einstellen!

Möchte man diese "Ernährungsumstellung" nicht in Kauf nehmen und hilft nachweislich kein anderes Antidepressivum, kann man sich ebenfalls in darauf spezialisierten psychiatrischen Fachkliniken einer "Elektrokonvulsionstherapie (EKT)" unterziehen - google doch einfach mal die Erläuterungen hierzu aus! Es hört sich "dramatisch" an, ist aber relativ ungefährlich und hilft einer Mehrzahl von bisher nicht medikamentös einstellbaren Patienten - lies es Dir einfach mal in Ruhe durch...

Ich hoffe, mit meinen Ausführungen etwas Licht in Dein Dunkel bringen zu können und wünsch Dir alles Gute! Würde mich freuen hier demnächst zu lesen, wie es bei Dir weiterging!

LG

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Angelheart80
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 21:54

Goldkind ich danke dir für die Ausführungen, derzeitig habe ich keinen Psychiater an der Hand, aber meine derzeitige Psychologin hat die Bezeichnung "Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie" aber ist nur als Psychologin tätig, dennoch müsste sie es wissen.

Aber die von dir bezeichnete Methode ---- dieses eine Medikament ---- beängstigt mich.

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