Abnorm und Abstoßend - wie damit fertig werden?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Saul
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Beitrag Mi., 14.05.2008, 17:06

EKS hat geschrieben:Dir ist aber schon klar, was ein Soziopath ist, oder?
Das ist definitiv ein Unterschied, ob man jemanden als Soziopathen oder als Sozialphobiker bezeichnet.
Okay - ich habe die Begriffe gerade beide noch einmal nachgelesen und mir ist klargeworden, daß ich sie tatsächlich miteinander verwechselt habe. Danke für den freundlichen Hinweis, EKS!

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EKS
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Beitrag Do., 15.05.2008, 12:41

Hallo,

Auf jeden Fall geht das, was Sargo beschreibt, in meinen Augen tendenziell in Richtung: ziemlich starke Verschüchterung, Sozialphobie. Natürlich bringt Internet-Diagnostik, Fern-Diagnostik nicht viel, deshalb schreibe ich auch "Tendenz".

Sargo, was meint denn dein Therapeut eigentlich?

LG
EKS

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Guinevere
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Beitrag Do., 15.05.2008, 13:21

Ich glaube du hast eine Sozialphobie. Das würde auch deine körperlichen Symptome, wie schwitzen und Zittern im Kontakt mit anderen Menschen erklähren. Ich hab mal gehört, solche Dinge kann man neben einer Therapie auch mit Medikamenten behandeln, oder zumindest die Symptome etwas lindern.
Vielleicht kannst du deinen Therapeuten auch mal auf sowas ansprechen.

Aber wie schon gesagt wurde, die meisten Leute haben ganz andere Probleme als über dich zu reden. Das dir irgendwelche Tussen verpiss dich hinterherrufen ist gemein. Schau sie einfach nicht mehr an und geh mit erhobenem Kopf und Blick gradeaus gerichtet an ihnen vorbei. Das geht einfach und sie merken, dass du dich nicht für sie interessierst und du dir zu gut bist um mit sowas zu reden.

Du musst dich so mögen wie du bist. In der Wohnung verkriechen macht alles nur noch schlimmer. So wirst du von mal zu mal mehr Angst haben auf die Straße zu gehen. Du kannst ja für dich allein bleiben vorerst. Geh spazieren, im Park, im Wald, am See, setz dich irgendwo hin in die Sonne und lies ein Buch. Man fühlt sich bald besser. Vielleicht gehen Leute an dir vorbei und du merkst, dass man sch auch in Gegenwart von anderen Menschen entspannen und wohlfühlen kann.
Mit ihnen sprechen kannst du später immer noch.

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Saul
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Beitrag Do., 15.05.2008, 14:29

Guinevere hat geschrieben:Du musst dich so mögen wie du bist.
Beim Lesen seiner Selbst- und Umfeldreflexionen entsteht bei mir eher der Eindruck, als müsse Sargo zuerst einmal herausfinden, wie er überhaupt ist bzw. wer er ist und wer er sein kann - vor allem in sozialen Situationen. Ein weiterer Schritt nach der Selbsterkenntnis wäre dann wohl das Sich-mögen-Lernen. Aber das sagt sich so leicht daher... Da wird ja nicht mal eben ein Schalter umgelegt und zack... alles ist anders.

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struggle
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Beitrag Do., 15.05.2008, 16:18

Hi!

Ich hätte da noch eine Anregung
Wenn du es schaffst, mal für dich alleine spazieren zu gehen, dann versuch doch, falls dir jemand begegnet, ihn einfach nur freundlich anzulächeln und schau was passiert...

Viel Glück,
struggle
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Sargo
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Beitrag So., 25.05.2008, 21:17

Saul hat geschrieben: Beim Lesen seiner Selbst- und Umfeldreflexionen entsteht bei mir eher der Eindruck, als müsse Sargo zuerst einmal herausfinden, wie er überhaupt ist bzw. wer er ist und wer er sein kann - vor allem in sozialen Situationen. Ein weiterer Schritt nach der Selbsterkenntnis wäre dann wohl das Sich-mögen-Lernen. Aber das sagt sich so leicht daher... Da wird ja nicht mal eben ein Schalter umgelegt und zack... alles ist anders.
Mit der Selbsterkenntnis ist das so eine Sache... da findet man manchmal Sachen über sich raus, die man lieber nie wissen wollte. Zum Beispiel ist mir in der letzten Woche aufgefallen, dass ich die Kommilitonin, mit der ich das Gruppenreferat habe, häufig impulsiv "antatsche", ohne das bewusst zu wollen... also ihr zum Beispiel loose Haare von der Hand streiche oder ihm beim Begrüßen ständig an den Arm schlage. Mir ist vollkommen klar, dass das grenzüberschreitend ist, und ich merke auch, dass ihr das durchaus seltsam vorkommt. Auf der einen Seite bittet sich mich immer wieder darum, mich doch neben sie zu setzen und beschwert sich, dass ich nie Hi zu ihr sage, aber wenn ich mich dann doch neben sie setze, fängt sie sofort nervös zu blinzeln an und geht nachher ohne ein Wort zu sagen weg (weswegen ich sie dann eben wieder anstoßen muss, um doch noch ein "Tschüss" aus ihr herauszukriegen). Irgendwann hab ich mich dann mal entschlossen, provokativ zurückzublinzeln, bis sie mir endlich sagt, was das Problem ist, aber da hat sie einfach so getan, als müsste sich was aus dem Auge streichen und hat das Blinzeln bis zum nächsten Mal sein gelassen.

Solches Verhalten gibt mir nur Rätsel auf - ich weiß, dass sie sich nicht einfach aus Schüchternheit so verhält, weil sie extrem viele soziale Kontake hat und sich zudem ständig am Telefon mit ihrem Freund über furchtbar intimes Zeug unterhält, von dem ich am Liebsten gar nichts hören will. Aber es kann eigentlich auch kein Zeichen starker Abneigung mir gegenüber sein, weil sie jetzt schon wieder in ner neuen Referatsgruppe mit mir gelandet ist, aus der sie auch genausogut hätte rausgehen können (hatte ihr das sogar via E-mail angeboten, worauf sie mich dann wieder als "so total abweisend" bezeichnet hat und gemeint hat, mich könne man überhaupt nicht verstehen).

Ich weiß, dass mein Verhalten in solchen Situationen - sei es das Betatsche, das provokative Blinzeln, oder das E-mail Angebot - schon stark abnormal ist und sich sicherlich teilweise auf meine extreme soziale Unerfahrenheit gründet. Aber was mich beschäftigt, ist wie ich mich in so einer Situation verhalten soll. Kann ich annehmen, dass ihre Ermahnungen, mich nicht so weit weg zu setzen, Ausdrücke von Mitleid oder eines Sozialisierungsbestrebens sind, welche im Konflikt mit ihren extrem unangenehmen Gefühlen durch die sexuelle Belästigung meinerseits stehen? Und wenn das so stimmt, soll ich ihr dann aus dem Weg gehen (und wieder wochenlange Vorwürfe, ich sei "total abweisend" provozieren) oder mich weiterhin neben sie setzen (und mich der ständigen Überwachung, ob ich denn nun lüstern angucke aussetzen)?

Ich weiß nicht, ob sich da überhaupt eine gute Lösung finden lässt, aber ich konnte hoffentlich darstellen, warum ich meine Sozialkompetenz als so schlecht und abnormal einschätzen würde - weil bei jedem noch so oberflächlichen Kontakt immer solche unmöglichen Situationen entstehen, mit denen ich überhaupt nicht klarkomme und in denen ich mich anscheinend immer total falsch verhalte. Ich sehe schon ein, dass solche sozialen Situationen wohl die beste Möglichkeit darstellen, mit meinen persönlichen Problemen klarzukommen, aber irgendwie fühle ich mich in der Hinsicht viel zu unfähig, um Schaden an Anderen (wie z.B. durch die Belästigung der Kommilitonin) vermeiden zu können. Kann es dann für mich überhaupt noch moralisch vertretbar sein, solche sozialen Kontakte einzugehen?

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Pik Dame
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Beitrag Mo., 26.05.2008, 17:16

Hallo

Ich kann dir nur raten, lass es doch einfach die Kommilitonin anzutatschen, das ist nicht schwer und wirkt gleich schon wieder ein stück normaler

Du hast ihr per Email angeboten deine Gruppe wieder zu verlassen? Vielleicht kam es bei ihr so an als willst du sie nicht dabei haben?

Sie fängt an zu zwinkern wenn sie neben dir sitzt, du beziehst es sofort auf dich....ich kenne das nur im Zusammenhang mit Nervosität, auch wenn sie sonst nicht schüchtern ist, vielleicht ist sie bei dir schon nervös (muss nicht negativ sein)
Wenn du zurückzwinkerst könnte das leicht als nachäffen empfunden werden. Auf jedenfall war es ihr unangenehm, sonst hätte sie nicht schnell so getan als hätte sie was im Auge.
Sei einfach etwas sensibler und leg nicht gleich alles negativ und gegen dich gerichtet aus.

Wenn sie dich so abstoßend fände, würde sie dich nicht neben sich sitzen haben wollen. Selbst wenn sie sich denkt, dass du ja immer so einsam wirkst und sie dich deshalb gerne freundschaftlich kennenlernen möchte, es ist auf jedenfall nett gemeint, sei nicht ganz so misstrauisch

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struggle
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Beitrag Mo., 26.05.2008, 17:42

Hi Sargo!

Du beschäftigst dich sehr viel mit dem was sie über dich denkt, wie sie sich fühlt und was sie zu dir sagt.

Setz dich zu ihr, wenn du das möchtest, und wenn dir gerade nicht danach ist, dann eben nicht (versuche das herauszufinden, mir ist schon klar, dass das nicht immer so einfach ist ).

Trenne in deine und in ihre Probleme und mach ihre nicht zu deinen.
Es ist ihr Problem, wenn sie in einer Referatgruppe mit dir landet. Sie muss wissen ob sie das möchte oder nicht, und wenn nicht, dann muss sie etwas dagegen unternehmen - dafür bist nicht du verantwortlich.
Es ist auch ihr Problem, wenn sie dich abweisend / aufdringlich / komisch empfindet - du bist wie du bist, und nicht, wie du glaubst, dass sie dich haben möchte.
Dein Problem ist, dass dich selbst stört, wie oft du sie "antatschst", aber meiner Meinung nach wäre sogar das in Ordnung, bis sie dir sagt, dass sie das nicht möchte - ich denke, jeder Erwachsene kann sich selbst vertreten und sollte es sagen, wenn ihn etwas stört (ist mir auch hier klar, dass das nicht so leicht umgesetzt, wie geschrieben ist... )
Pik Dame hat geschrieben:Ich weiß, dass mein Verhalten in solchen Situationen - sei es das Betatsche, das provokative Blinzeln, oder das E-mail Angebot - schon stark abnormal ist
Woher weißt du das? Gibt es da einen Eintrag im Knigge? Woher weißt du was normal ist, und was nicht? Jeder Mensch reagiert nach seinem Empfinden, und es gibt sicherlich etliche, die anders gehandelt hätten, aber genausogut etliche, die es wie du gemacht hätten.
Welche Stimme kritisiert dich denn da?
Kommt dir das von irgendwo bekannt vor?
An wen erinnert dich dieser Kritiker?
Pik Dame hat geschrieben:um Schaden an Anderen (wie z.B. durch die Belästigung der Kommilitonin) vermeiden zu können
...ist auch das Problem der Anderen
Pik Dame hat geschrieben:Kann es dann für mich überhaupt noch moralisch vertretbar sein, solche sozialen Kontakte einzugehen?
Definitiv JA! Es ist deine Verantwortung es rechtzeitig zu sagen, wenn dich das Verhalten der anderen stört, und genauso ist es die Verantwortung der Anderen, dir rechtzeitig zu sagen, was sie stört!

Liebe Grüße,
struggle
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Pik Dame
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Beitrag Mo., 26.05.2008, 19:02

Hi Struggle,
Ich weiß, dass mein Verhalten in solchen Situationen - sei es das Betatsche, das provokative Blinzeln, oder das E-mail Angebot - schon stark abnormal ist
Woher weißt du das? Gibt es da einen Eintrag im Knigge? Woher weißt du was normal ist, und was nicht?
Dein Beitrag war zwar nicht an mich gerichtet, aber da bei all den Zitaten mein Name drüber steht, schreibe ich trotzdem kurz was ich denke

Sargo schreibt doch selbst, dass er es als abnormal empfindet, wenn er die Kommilitonin begrabbelt und ihr Zwinkern nachahmt. Aber ganz besonders sowas sind Dinge die man ganz einfach sein lassen kann wenn es einem selbst komisch vorkommt. Niemand zwingt ihn ihr über den Arm zu streichen und sie anzuzwinkern.
Was sein fehlendes Selbstbewusstsein dagegen angeht, sowas lässt sich nur sehr langsam ändern und aufbauen.
Es stimmt schon, er sollte so sein, wie er sein möchte und wie es halt er selbst ist. Aber er empfindet sein Verhalten selbst als abstoßend und ganz und garnicht so wie er es gerne hätte.
An solchen Kleinigkeiten wie seinen genannten Beispielen kann er anfangen sich zu verändern, sein Selbstbewusstsein ist schon in Minusgraden und wenn man sein eigenes Verhalten schon mit Worten wie abnorm und abstoßend beschreibt ist das mit guten Ratschlägen sicher nicht wieder aufbaubar, ich denke da ist schon professionelle Hilfe erforderlich.
Ich finde es sehr traurig wie man sich lebst so klein und wertlos betrachten kann

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struggle
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Beitrag Mo., 26.05.2008, 21:05

Hi Pik Dame!

Entschuldige, dass da überall dein Name steht - ich hab erst jetzt begriffen, dass man über jedem Posting den Knopf "zitieren" drücken kann und nicht nur ganz oben, und dass das dann ausschlaggebend für den Namen über dem Zitat ist

Im übrigen stimme ich mit dir überein, und eine therapeutische Unterstützung kann ich jedem nur empfehlen, ich selbst wäre wohl nicht aus meinen "Gedanken-Fallen" herausgekommen, würde mir das nicht meine Therapeutin immer und immer wieder bewußt machen.

Und das Leben kann so schön sein

lg, struggle
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Sargo
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Beitrag Mi., 28.05.2008, 00:45

Pik Dame hat geschrieben: Was sein fehlendes Selbstbewusstsein dagegen angeht, sowas lässt sich nur sehr langsam ändern und aufbauen.
Es stimmt schon, er sollte so sein, wie er sein möchte und wie es halt er selbst ist. Aber er empfindet sein Verhalten selbst als abstoßend und ganz und garnicht so wie er es gerne hätte.
An solchen Kleinigkeiten wie seinen genannten Beispielen kann er anfangen sich zu verändern, sein Selbstbewusstsein ist schon in Minusgraden und wenn man sein eigenes Verhalten schon mit Worten wie abnorm und abstoßend beschreibt ist das mit guten Ratschlägen sicher nicht wieder aufbaubar, ich denke da ist schon professionelle Hilfe erforderlich.
Ich finde es sehr traurig wie man sich lebst so klein und wertlos betrachten kann
Das geht ganz einfach, wenn man sich einmal klarmacht, dass ich in meinem Leben absolut unterdurchschnittlich viel erreicht habe: seit der Pubertät keine Freunde mehr gehabt (Freund=ein nicht-Familienmitglied, mit dem man sich mindestens einmal zu einem nicht rein schulischen/professionellen Zweck trifft), bis auf ein 1-Wöchiges Praktikum nie gearbeitet, nie auch nur Händchen gehalten, nie ein Handy besessen (brauche das Telefon eh nur, um Arzttermine abzusprechen), keinen Führerschein, nie auf ner Party, in nem Fast-Food Restaurant oder in nem Schwimmbad gewesen.

Nun kann man behaupten, dass das jemanden noch nicht abnorm macht, aber ich würde darauf nie fragen: wer würde sich freiwillig mit so jemandem abgeben, ohne sich dabei mulmig, irritiert oder abgestoßen zu fühlen? Wenn ich immer wieder merke, wie Studentinnen vom Sex mit ihren Freunden schwärmen, alle paar Minuten ne SMS abschicken oder sich zu nem Konzert verabreden, dann wird mir nur klar, dass die allermeisten Leute an der Uni einfach meilenweit besser als ich sind und mich nie akzeptieren würden. Verlangt auch niemand von ihnen.

Aber wie soll ich dann handeln, wenn ich wegen Gruppenarbeiten doch was mit Kommilitonen zu tun hab? Dann kommen solche Sachen wie "Tschuldigung für meine schlechte Umgangsweise in den letzten Tagen, aber sowas wirst du ja von deiner Freundin auch kennen..." und dass ich mich dann unwohl fühle oder heulen will, hat nichts mit meinem Verhalten an sich zu tun, sondern eher damit, was für ein genereller Versager ich bin. In Gesprächen mach ich mich ständig damit auffällig, dass ich rein gar nichts von Rock- oder Popmusik oder Handytarifen oder den Angeboten der örtlichen Fastfoodketten weiß - aber wie das ändern? Wenn ich im Internet nach solchen Infos stöbern und die auf ner Liste rumschleppen würde, käm ich mit total albern vor und würde mich mit Sicherheit nicht weniger abnorm fühlen. Wenn mir aber andernfalls ständig klar gemacht wird, dass es extrem unnormal ist, dass ich solche Sachen nicht weiß/nicht mache, ist mir auch nicht geholfen.

Ich sehe da keinen Ausweg, und in der Therapie hat sich (bisher) auch gar nichts in die Richtung ergeben. Aber wenn ich strikt nach Komfort handeln wollte, müsste ich den Kontakt mit der Kommilitonin eigentlich sofort abbrechen - zum einen, weil sie anscheinend annimmt, ich wüsste ganz viel über Sex, und ich mich auf Dauer nicht so gut verstellen kann, zum anderen, weil ihr bloßes Verhalten mir schon klar macht, dass ich mit sozial erfolgreichen, normalen Menschen nur sehr wenig gemeinsam habe. Außerdem fühle ich mich ständig versucht, ihr mitzuteilen, was für ein Versager ich bin, weil ich merke, dass sie ein völlig falsches Bild von mir hat und sie mich eh verabscheun würde, wenn sie die Wahrheit über mich wüsste.
Aber so ein Kontaktabbruch würde mich sicherlich auch nicht weiter bringen - also werd ich einfach weiterhin langsam meine Abnormalität entblößen und ständig heulen und mich für meine sonderbare Persönlichkeit entschuldigen, weil die Alternative totale Isolation wäre und meiner Abnormalität nicht geholfen wäre.

Tschuldigung, dass ich die Sache nicht mit eurem Optimismus angehe, aber ich weiß einfach aus Erfahrung, dass ich sozial dauerhaft inakzeptabel und inkompatibel bin. Eine bloße Verhaltensmodifikation wird daran wohl auch nichts mehr ändern

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PeggySue
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Beitrag Mi., 28.05.2008, 08:14

Sargo
bis auf ein 1-Wöchiges Praktikum nie gearbeitet
nie ein Handy besessen
keinen Führerschein
nie in nem Fast-Food Restaurant
nie in nem Schwimmbad gewesen.
ich rein gar nichts von Rock- oder Popmusik weiß

aber wie das ändern?
Ich sehe da keinen Ausweg
Tschuldigung, dass ich die Sache nicht mit eurem Optimismus angehe
Hallo Sargo,

wie das ändern? Just do it! Das hat nichts mit überschäumendem Optimismus zu tun, weißt du.

Praktikum?
Jetzt ist noch ausreichend Zeit, dich um einen Praktikumsplatz für den Sommer umzuschauen. Das gibt es nicht, dass es keinen für dich gibt.
Und wenn es kein (studienbezogenes) Praktikum ist, dann eben ein anderer Job. Du brauchst das!

Handy?
Besorge dir eines (ein Null-Euro Handy mit dem günstigsten Tarif-Modell - du brauchst nur die einzelnen Shops abzuklappern).

Führerschein?
Mach ihn! Soferne es deine Finanzen zulassen. Auch hier gibt's super Sommer-Angebote, die Fahrschulen reißen sich um Kunden.

Fast-Food?
Geh' halt mal zu McDoof. Zur Erweiterung deines kulinarischen Horizonts. Bestell' dir einen BigMac, Pommes, eine Apfeltasche und ein Coke - dann hast du die "Klassiker" abgedeckt.

Schwimmbad?
In sehr vielen Hallenbädern gibt es das "Frühschwimmen". Da sind relativ wenig Leute, und du kannst das mal in Ruhe austesten. Später dann beliebig erweiterbar auf "normale" Tageszeiten, den Abend, auf Freischwimmbäder.

Rock- und Popmusik?
In vielen Zeitungen werden die wöchentlichen Charts veröffentlicht. Die einzelnen Titel kannst du dir dann im Internet anhören. Dann bist du, zumindest was den Kommerz betrifft, auf dem Laufenden.

All das mal durchzuziehen ohne langes Hinterfragen würde dir mit Sicherheit guttun! Mach es einfach - nicht für die anderen, sondern für dich selbst.

LG
PeggySue

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Sargo
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Beitrag Mi., 28.05.2008, 14:24

PeggySue hat geschrieben: All das mal durchzuziehen ohne langes Hinterfragen würde dir mit Sicherheit guttun! Mach es einfach - nicht für die anderen, sondern für dich selbst.

LG
PeggySue
Ich weiß, dass das jetzt wieder vollkommen bescheuert klingen wird, aber ein großes Problem dabei ist einfach, dass ich wirklich nicht über Geld verfüge. Ich kriege zwar 154€ Kindergeld im Monat, aber weil meine Eltern ständig in Geldschwierigkeiten sind, muss ich mindestens eine Rechnung (meistens Wasser oder Telekom) bezahlen und ihnen Bargeld leihen. Zum einen kann ich also nicht riskieren, kein Geld mehr auf dem Konto zu haben, weil sonst das Wasser abgedreht wird (das Internet wird schon alle 3 Monate für 1-2 Wochen gesperrt, weil ich das Kindergeld nicht rechtzeitig bekomme - deshalb hab ich mich auch eine Woche nicht mehr in diesem Thread gemeldet), zum anderen möchte ich die 10-20 Euro, die da noch pro Monat anfallen, lieber sparen, anstatt die für McDonald's oder ähnliches auszugeben. So geht's auch mit Schwimmbad und so - ich kann mich gar nicht erinnern, je Geld für was anderes als Bücher oder monatliche Rechnungen ausgegeben zu haben.

Ich bin aber auch zu egoistisch, um arbeiten zu gehen, weil ich weiß, dass ich dann nur noch mehr Rechnungen für meine Eltern bezahlen müsste. So macht mir meine derzeitige Situation klar, dass ich arm, faul und egoistisch bin, und für all das nur ich selbst verantwortlich bin, weil ich einfach keinen Ehrgeiz habe. Aber zu dem Praktikum werd ich wohl wirklich mal durchraffen müssen - ich weiß nur nicht, wer mich so wie ich bin freiwillig an seinem Arbeitsplatz akzeptieren wird und ich bin wahrscheinlich zu weichlich, um mit den ständigen Ablehnungen und Zurückweisungen umgehen zu können.

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PeggySue
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Beitrag Mi., 28.05.2008, 14:35

Hi Sargo,

von dem finanziellen Aspekt wusste ich nichts.

Darf ich fragen, warum Du für die Rechnungen deiner Eltern verantwortlich bist?

Du studierst, oder? Wer bezahlt denn deine Studiengebühren?
Was studierst du?
Hast du bestimmte Vorstellungen deine Zukunft betreffend?
ich bin wahrscheinlich zu weichlich, um mit den ständigen Ablehnungen und Zurückweisungen umgehen zu können.
Wie kommst du darauf, dass die Arbeitswelt ausschliesslich aus Ablehnungen und Zurückweisungen besteht?

LG
PeggySue

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Kris_Kelvin
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Beitrag Mi., 28.05.2008, 15:13

PeggySue hat geschrieben: Rock- und Popmusik?
In vielen Zeitungen werden die wöchentlichen Charts veröffentlicht. Die einzelnen Titel kannst du dir dann im Internet anhören. Dann bist du, zumindest was den Kommerz betrifft, auf dem Laufenden.

Hallo Sargo,

ich schreibe das, weil ich Musik unheimlich wichtig finde und es zumindest für mich eine absolute Bereicherung fürs Leben darstellt! Für mich hat sie manchmal regelrecht eine therapeutische Funktion. Von allen Sachen die du da aufgezählt hast (Handy, Praktikum, etc.) kommst du da noch am ehersten ran und kannst erstmal ganz für dich rausfinden, was dir gefällt. Es müssen aber nicht unbedingt die Charts oder "tanzbare Musik" sein, du musst dir ja nicht das anhören, was alle anderen hören. Geh doch mal auf last.fm, da kann man sich kostenlos Musik anhören, auch bekannte, und man kann gut stöbern und du kannst bestimmte Channels hören mit der Musik die du dann eventuell magst. (Hoffe, dass das jetzt nicht verbotene Werbung war!) Und vielleicht gibts bei dir in der Nähe auch immer mal wieder kleine kostenlose Konzerte wo unbekannte Amateurbands spielen oder so, da kannst du dich mal herantasten. Musik macht auf jeden Fall "Spaß" (kann auch traurig sein) und ist ne schöne Leidenschaft! Musik kann vielleicht auch dazu führen, dass du mal aus dir rausgehen kannst, weil es direkt die Emotionen anspricht. Musik war meine erste und bisher leider auch einzige Liebe. Aber über Musik findet man auch gut andere Leute und vielleicht auch Freunde - denn über Musik lässt sich gut reden (besser jedenfalls als übers Wetter) und über Geschmack lässt sich dabei auch mal herrlich streiten!
Bitte hör ne bestimme Musikart oder Band aber nicht nur, weil sie vielleicht alle anderen hören (um beliebt zu sein), sondern weils dir gefällt, das ist ganz wichtig - und findest dann vielleicht auch Gleichgesinnte, Menschen die zu dir passen.

Grüße,
Kris_Kelvin

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