Gefühle für die Psychotherapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mulli11
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 08:51

Hallo ihr Lieben,

wie versprochen melde ich mich jetzt, ich komme gerade von meinem Termin.
Zunächst einmal kann ich allen Mut machen, die das gleiche Problem haben und sich nicht trauen etwas zu sagen, macht es denn es bringt euch Erleichterung. Versucht es persönlich zu machen um lange Wartezeiten zu verhindern und die sofortige Reaktion eurer Thera mitzubekommen. (Das hat mir meine Thera für die Zukunft geraten)

Nun zu meinem Termin, ich war sehr angespannt vor dem Gespräch, als ich meine Thera sah wusste ich im ersten Moment nicht genau was ich fühle. Sie hat das Zepter in die Hand genommen, ich musste also nicht erneut erklären wie und was ist, dies kam mir sehr entgegen.
Sie hat mir erklärt wie so etwas Zustande kommt, in dem sie sagte, dass es sich um eine besondere Beziehung handelt, da sie als meine Thera Verständnis aufbringt, für einen da ist und die intimsten Dinge erfährt Und dass wir in den Sitzungen nicht über den Abwaschsplan (da musste ich lachen und sie auch) sprechen, sondern eben um ganz tiefgreifende persönliche Dinge, welche man nur in der Therapie anspricht. Dann hat sie verdeutlicht, dass es sich hierbei um einen Therapeutenauftrag (was mir bewusst ist) handelt. Auch das diese Situation eine sehr gute Basis für die Klient-Therapeuten-Bezihung sein kann. Außerdem war ihr sehr wichtig zu erfahren wie stark mich diese Situation von meiner eigenen Problematik beeinflusst.
Sie hat verschiedene Möglichkeiten genannt was im schlimmsten Falle zu tun ist.(Verweis an anderen Thera). Auch, dass ich sie jederzeit fragen darf wie sie bestimmte Dinge genau meint. Und ich mich in jedem Fall telefonisch bei ihr melden darf. Nach ihrer Erklärung hat sie mich gefragt ob ich damit etwas anfangen kann oder noch Fragen habe. Dies fand ich sehr toll.

Ja und dann ging es ganz normal weiter mit der Sitzung, wie als wäre nichts gewesen. Sie war ganz einfach wie immer, was ich sehr toll fand.

Mir geht es jetzt viel besser, meine starke Anspannung ist weg und ich bin sehr erleichtert.

Habt Mut es anzusprechen, quält euch nicht zu lange damit rum, denn sonst lauft ihr Gefahr eure eigentliche Problematik nicht bearbeiten zu können.

Liebe Grüße
Mulli10

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Tilda
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 09:09

Mulli11 hat geschrieben:Mir geht es jetzt viel besser, meine starke Anspannung ist weg und ich bin sehr erleichtert.
Na das hört man doch gerne. Siehste, war also gar nicht schlimm.

LG, Tilda

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Mulli11
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 11:13

Hallo Tilda,

ja auf jeden Fall. Nein war es zum Gück nicht, allerdings ist man trotzdem sehr aufgeregt.
Wie ist es denn bei dir mittlerweile?

LG

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Tilda
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 12:43

Soweit ist alles gut... Ich habe Grenzen ausgetestet und muss(te) erst lernen, darauf zu vertrauen, dass mir dieser "geschützte Raum" sicher ist. Und dass dort alles sein darf - inklusive der Gefühle für die Therapeutin. Und diese Gefühle können heilsam sein und wunderschön, aber sie machen auch verletzlich und können furchtbar weh tun. Aber ich werde damit nicht allein gelassen. Und darauf kommt's doch an.

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Unfrei
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 14:08

Hallo Mulli!

Es freut mich von deiner Erleichterung und der positiven Reaktion deiner Thera zu lösen. Schön, dass es dich so entlastet.
Mulli11 hat geschrieben: Zunächst einmal kann ich allen Mut machen, die das gleiche Problem haben und sich nicht trauen etwas zu sagen, macht es denn es bringt euch Erleichterung.
(...)

Habt Mut es anzusprechen, quält euch nicht zu lange damit rum, denn sonst lauft ihr Gefahr eure eigentliche Problematik nicht bearbeiten zu können.
Ich habe mich auch offenbart..Das ist ein halbes Jahr her. Im ersten Moment war da auch bei mir Erleichterung. Das hielt auch ne Weile.

Heute wünschte ich, ich könnte es rückgängig machen. Denn es hat mich immer weiter von meiner eigentlichen Problematik weggebracht. Das Wissen, dass das Gegenüber um die eigenen Gefühle
weiß, verändert sehr viel.

Ich wünsche dir, dass es für dich positiv ausgeht und deine Thera es schafft, die Gefühle "aufzulösen"...

Lg,
Unfrei

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 16:01

Moin Unfrei,
Unfrei hat geschrieben: Ich habe mich auch offenbart..Das ist ein halbes Jahr her. Im ersten Moment war da auch bei mir Erleichterung. Das hielt auch ne Weile.

Heute wünschte ich, ich könnte es rückgängig machen. Denn es hat mich immer weiter von meiner eigentlichen Problematik weggebracht. Das Wissen, dass das Gegenüber um die eigenen Gefühle
weiß, verändert sehr viel.
Unfrei
Aber geht es in der Therapie nicht auch darum der/m Thera die eigenen Gefühle zu offenbaren? Die haben ja mit dir zu tun und es soll sich doch etwas verändern.
Oder ist das irgendwie "nach hinten" losgegangen?


@ Mulli, es freut mich wie es gelaufen ist!!


Speechless
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 16:59

Ich finde es sollte in einer Therapie in erster Linie um die eigenen Probleme gehen und nicht hauptsächlich um die Gefühle, die man in der therapeutischen Beziehung hat.
Ich finde es zwar auch gut, wenn man es aussprechen kann; wenn sich dann aber alles nur noch darum dreht, lenkt das zu stark von den eigenen Themen ab, denn die Therapie hat man ja aus anderen Gründen angefangen. Es ist ja auch irgendwie normal, etwas für die Person zu empfinden, die einem unbedingtes Verständnis entgegen bringt. Wer tut das sonst schon. Manche erleben das vllt zum ersten Mal im Leben und die Therapie soll einem ja das geben, was fehlt. Ich würde meine Gefühle nicht ansprechen, weil ich glaube meine Thera kann damit nicht umgehen, aber ich glaube meine Idealvorstellung wäre, wie es hier im Thread gelaufen ist: erklären, akzeptieren und wieder zur Therapie übergehen

Schön, dass ihr das so gut klären konntet und du mit dem Ablauf zufrieden warst.

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Mulli11
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 18:16

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank erstmal für eure Antworten darauf.
Ja ich bin sehr froh, dass es gelaufen ist wie es gelaufen ist, allerdings hat mein Körper heute sehr stark auf den Abfall der über Wochen gehenden Anspannung reagiert, so stark, dass ich von der Arbeit heim gehen musste und mich hinlegen, das hinlegen dauerte dann 4 Stunden.

Erstmal zu deiner Problematik Unfrei, es gehört dennoch viel Mut dazu, dass du es ihr gesagt hast. Und das finde ich wirklich super.

Dass es bei dir jetzt ziemlich viel verändert hat, ich sage mal eher ins negative für deine Psyche tut mir sehr leid, hast du dies auch nochmal angesprochen bei deiner Thera wie du dich aktuell fühlst? Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir gelingt, wieder an der eigentlichen Problematik arbeiten zu können, im schlimmsten Falle musst du mit deiner Thera eine andere Lösung finden, welche letzten Endes bedeutet, dass du an einen anderen Thera übergeben wirst. Dies möchte man in solch einer Situation nicht, aber es belastet dich ja unwahrscheinlich so wie es jetzt ist. :(


Nun zu dir Speechless, ich gebe dir in allen Punkten Recht, eine Klient-Therapeuten-Beziehung ist etwas ganz besonderes, meine Thera meinte auch, dass dieses Phänomen sehr häufig bei Menschen vorkommt, die nie eine richtige Bezugsperson hatten und starke Bindungsprobleme aufweisen. Bei mir ist das leider der Fall, auch im zwischenmenschlichen, wenn ich einen Partner habe, wird mir das nach max. 2 Monaten wieder zu viel Nähe und ich trenne mich. Das hat aber auch mit meinem Störungsbild zu tun.

Du musst es nicht unbedingt direkt ansprechen, ich habe es in Form eines Briefes getan, meine Thera hat mir auch gesagt, dass es geholfen hätte, wenn ich den Brief in einer Sitzung vorgelesen hätte um die sofortige Reaktion zu sehen.

Warum glaubst du, dass deine Thera damit nicht umgehen kann? Wenn es eine erfahrene Therapeutin ist und etwas von ihrem Handwerk versteht, was du ja sehr schnell merkst, dann wird sie damit umgehen können und mit dir eine gemeinsame Lösung finden. Ich hatte auch unheimliche Angst, ich habe mir sämtliche Dinge zusammen gereimt was passieren könnte, zum bsp. ein Abbruch der Therapie (was mich sehr stark zurück geworfen hätte) oder dass meine Thera plötzlich ganz anders im Sinne von abwertend und gelangweilt mit mir umgeht, dies ist Gott sei Dank alles nicht eingetreten. Ich kann dich wirklich dazu ermutigen es zu versuchen, denn es belastet dich offensichtlich sehr. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass deine Thera damit umgehen kann und eine Lösung mit dir finden wird.

Ich drücke dir ganz doll die Daumen, dass du es eines Tages dennoch schaffst.

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 18:22

Speechless hat geschrieben:Ich finde es sollte in einer Therapie in erster Linie um die eigenen Probleme gehen und nicht hauptsächlich um die Gefühle, die man in der therapeutischen Beziehung hat.
Naja, die eigenen Themen tun sich ja gerade in der Beziehung durch die Gefühle zur Thera auf. Weil man sie mag und sie ein besonderer Mensch wird. Da gibt es jede Menge Übertragungspotential.

So zumindest bei mir.

Mein Eindruck hier im PTF ist oft, dass zwischen angemessenen und weniger angemessenen Gefühlen für die Thera unterschieden wird.

Angemessen: sind Angst, Wut, Scham, Schuld, Enttäuschung, Ekel,... (die dürfen so richtig lang bearbeitet werden)
unangemessen: Verliebstsein, Liebe (da darf nur mal schnell kurz hingeschaut werden)

Und richtig prekär wird es wenn ne Thera auch liebevolle Gefühle für ihre Klientin hat bzw zeigt.... olala - da wird mitunter scharf geschossen.


Speechless
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 18:32

Also falls du mich damit meinst: für mich gibt es keine unangemessenen Gefühle. Insbesondere gute Gefühle sind doch super, wenn man die so stehen lassen und akzeptieren kann. Und schlechte haben auch ihre Berechtigung und kommen irgendwo her. Wenn Theras unprofessionell werden in ihrer Gegenübertragung wird es jedoch aus meiner Sicht gefährlich, weil dann dem Patienten nicht mehr geholfen werden kann.

Natürlich spiegeln sich viele Themen in der Beziehung zur Thera wider, ich habe lediglich sagen wollen, dass ich es nicht zum Hauptthema machen wollen würde in meiner Therapie. Andere Leute können das ja gerne anders handhaben, ich habe hier daher extra von meiner Idealvorstellung gesprochen. Und ich würde die Beziehung zu meiner Thera egal welches Gefühl sich einstellt nicht zum Thema Nr. 1 machen, weil ich die Probleme bearbeiten will wegen denen ich in erster Linie gekommen bin. Außerhalb beschäftige ich mich dafür recht viel damit.

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 18:47

Speechless hat geschrieben:Also falls du mich damit meinst: für mich gibt es keine unangemessenen Gefühle.
Nein Speechless, ich habe dich nicht speziell gemeint, sondern nur das was ich im Laufe der Zeit hier so gelesen habe.
Ich finde es aber gut, dass du nicht unterscheidest.

Da ich zu den Menschen mit einer Beziehungs- und Bindungsproblematik gehöre thematisiere ich oft die Beziehung zu meiner Thera, also die Gefühle die da aufkommen. Und indem ich die Beziehung anschaue bearbeite ich ja gerade meine Gefühle undThemen also die entsprechende Problematik. Denn es ist alles meins was ich projiziere.

Von daher steht die Beziehung für mich tatsächlich oftmals im Mittelpunkt um meine Probleme zu bearbeiten wegen denen ich in Therapie bin. Natürlich gibt es zudem noch andere Problemfelder, die auch Raum bekommen. Die sind aber nicht immer so dringend.


Speechless
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 19:06

Okay, also du arbeitest deine Probleme quasi am Muster der Beziehung mit deiner Thera ab?
Das finde ich auch interessant so rum und bei dir scheint das ja gut zu funktionieren. Ich würde mich da ja auch drauf einlassen, aber meine Thera redet eh nicht gerne über unsere Beziehung

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stern
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 19:13

Die Therapeutin hat ja selbst diverse Abstufungen getroffen, was gut ist. Eine leichtere Verliebtheit ist evtl. gar nicht zu bearbeiten, sondern ist vielleicht sogar eine sehr gute Basis, um an den Problemen zu arbeiten. Wenn jedoch eine Verliebtheit nachhaltig und obsessiv ist, so dass kaum mehr für anderes Raum ist, so kann das sehr wohl problematisch sein (das gilt auch für jedes anderes Gefühl - insofern finde ich die Unterscheidung nach Art der Gefühle wenig sinnvoll). Wenn man das hingegen nutzbar machen kann, so dass es sich mit der Zeit wieder legt, ist es ja auch etwas anderes. Nur klar ist: Jede Therapie endet mal... wenn ein Patient dann immer noch auf Wolke 7 schwebt und Problembearbeitung nicht mehr möglich war, so kommt dann evtl. noch ein satter Liebeskummer hinzu. "Liebevolle Gefühle" eines Therapeuten (i.w.S.) sehe ich hingegen schon fast als Basis an (sofern nichts ausagiert wird).

@ Mulli: Freut mich für dich!

@ speechless: Wenn das so rigoros ausgespart wird, finde ich das auch nicht förderlich.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Mulli11
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 19:21

@speechless: Warum redet deine Thera nicht so gerne über eure Beziehung? Ist sie dann auch die richtige Thera für dich, frage ich mich gerade, denn die Klient-Therapeuten-Beziehung beruht doch auch auf einer gewissen emotionalen Empathie und Sympathie füreinander?


Speechless
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Beitrag Fr., 23.10.2015, 19:24

Ich glaube wenn ich es ansprechen würde würden wir darüber reden, aber inzwischen ist es mir unangenehm, da sie in der ersten Therapie mal wenig einfühlsam reagiert hat. Momentan finde ich es nicht wichtig zu besprechen, aber wenn der Punkt käme würde ich wohl eher nichts sagen und ich bin generell schon auch der Ansicht, dass es am besten ist, wenn man das Gefühl hat, zumindest alles ansprechen zu können. In welchem Ausmaß das dann gemacht wird kann man ja auch für sich passend mit der Thera abstimmen.

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