Indiskrete Fragen zur Sexualität zulässig?

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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 14:44

Hallo,

bei mir gabs keinen Fragebogen aber in der ersten probat. Sitzung eine direkte Frage.
Erst dachte ich auch hupsalla aber dann stellte sich gleich ein sicheres Gefühl ein,
dass ich auch mit diesem Thema aufgehoben bin bei ihr.
Mein Fazit daher: ich fands gut gefragt zu werden.

LG
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Wandelröschen
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 16:22

Hallo Seestern,
es ist nicht unüblich, gleich zu Beginn einen Fragebogen (Anamnesebogen) mit nach Hause zu bekommen. Gerade „jüngere“ Theras, die noch nicht so lange im Berufsleben stehen, machen das erfahrungsgemäß recht häufig. Auch ist es nicht unüblich, dass außer zu deinem biographischen Lebensweg, deinen Beziehungen zu Verwandten und anderen Personen, Schul- und Berufslaufbahn, deinen Problemeinschätzungen du auch zu deiner Sexualität gefragt wirst, gehört auch zu deiner Person. Ob das jetzt ein offizieller Vordruck oder ein selbst zusammengestellter Fragebogen ist, tut eigentlich nichts zur Sache.


Das einzige, was du deinem Thera ev. vorhalten kannst, ist sein unsensibles Vorgehen. Meiner hatte mir direkt mit der Aushändigung gesagt, es seien Fragen auch zur Sexualität drin. Und bei allen Fragen (also nicht nur die zur Sexualität) könne ich selbst entscheiden, ob ich sie beantworte oder ob nicht. Ich müsse nichts. Er hatte mir den Bogen mit nach Hause gegeben, weil er recht umfangreich war und er zum Ausfüllen Zeit beanspruchte.
Du musst den Fragebogen nicht beantworten, er kann aber durchaus recht nützlich für den Thera sein, auch wenn du keine Zusammenhänge siehst zwischen deiner Trauerbewältigung und diversen Fragen. Aber selbst aus dem Umgang mit den Fragen kann dein Thera schon das ein oder andere ableiten.
Ob seine Fragerei zum Thema Sexualität wirklich umfangreich und detailliert ist (im Vergleich zu den anderen Fragen), können wir hier nicht einschätzen, unterliegt auch deinen Bewertungen. Und Fragen, die unsereins z.B. locker vom Hocker beantworten würde, treibt anderen die Schamesröte ins Gesicht und alle würden es vielleicht für sich als vollkommen normal bezeichnen.

Ob du die Fragen alle beantwortest oder nicht, ob du ihm den vollständig oder unvollständig ausgefüllten Fragebogen wortlos und unkommentiert überreichst, oder ob du schüchtern deine Probleme mit dem Ausfüllen kundtust oder ihn verbal ans Bein pinkelst wegen der unmöglichen Fragen … all das ist schon Kommunikation zwischen euch und es gibt auch schon einen Einblick, wie du z.B. mit belastenden Situationen umgehst.

Diejenigen hier, die mich kennen, wissen ja, dass ich im Februar meine lange Therapie beendet habe. In den letzten Stunden bei meinen Thera haben wir viel reflektiert und er hat gewaltig die Hosen herunter gelassen. In einer dieser letzten Stunden zeigte er mir diesen Fragebogen, den er mir gleich zu Beginn ausgehändigt hatte. Er sagte mir, dass er nach dem lesen des Fragebogens sehr mit sich gerungen hatte, ob er mich nehmen solle oder nicht, weil er gleich den Verdacht hatte, dass eine DIS-Problematik vorliegen könne und er sich damit nicht auskannte (war seine erste Patientin damit und bislang seine einzige), er hat´s aber gewagt und es war absolut gut so. Es waren auf dem Bogen nicht alle Fragen beantwortet und ich kann mich noch so dunkel erinnern, dass ich ihn nicht in eins bearbeitet hatte, sondern so etappenweise und auch mit der ein oder anderen Frage meine Schwierigkeiten hatte. Auf dem Bogen gab es eindeutig verschiedene Handschriften und bei längeren Antworten auch verschiedene Schreibstile. Das war mir damals gar nicht bewusst, im Nachhinein aber interessant zu sehen.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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stern
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 16:27

leberblümchen hat geschrieben:Es sei denn, natürlich, er fragt so was wie: "Was ist ihre bevorzugte Reizwäsche?" o.ä. Das gehört sicher NICHT in die Anamnese.
Und ähnlich werte ich den Punkt "sexuelle Vorlieben"... das tut normal nichts zur Sache. Und auch detaillierte Fragen zum ersten Mal muss man ja nicht unbedingt beantworten... z.B. könnte man "unproblematisch" schreiben. Und ist es problematisch verlaufen, macht es eh nur bedingt Sinn, das in einem Fragebogen aufzuarbeiten. Und ich denke auch nicht, dass es zwingend mit Scham zu tun hat, wenn man nicht alles detailliert beantworten will... sondern das geht nicht jedem etwas an, insbes. nicht in den ersten Kontakten - auch einem Therapeuten nicht, sofern man seine Sexualität als normal erachtet:
aber nun habe ich eine Art Fragebogen als Hausaufgabe mitbekommen, der sich in erster Linie auf meine Sexualität bezieht. Und das, obwohl ich mich zumindest in diesem Lebensbereich immer als glücklich und zufrieden bezeichnen konnte.
Mir ist übrigens freigestellt, ob ich den Bogen jetzt schon beantworte oder Teile auslasse. Und das ist eigentlich auch üblich, dass man als Patient nicht alles beantworten muss. Ein achtsamer Therapeut weist daraufhin. Da manche Fragen im Klinikfragebogen auch als intim empfunden wurden, haben sich manchmal Patienten ausgetauscht, ob andere tatsächlich alles beantworten. Das haben manche klar verneint.
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 16:30

Es dürfte übrigens auch häufiger vorkommen, dass gelogen wird bei solchen Antworten. Vielleicht geht es also nur zum Teil um den Informationsgehalt, sondern zum anderen Teil auch um - wie ADW sagt - das Versprechen: "Das ist hier gut aufgehoben; es ist nicht fremder als Fragen zum Arbeitsleben usw." und darum, die Möglichkeit zu geben, es zu thematisieren und schließlich darum, dass der Therapeut erkennt, wie der Patient mit der Frage selbst umgeht.

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stern
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 16:40

In meinem Bogen, den ich noch erfolgreich vor micr herschiebe, finde ich es auch gut, das dazu etwas erfragt wird. In der Klinik waren das ein ganzer Katalog an Fragen (auch zur Sexualität)... und hier fragte ich mich tatsächlich irgendwann, was das soll. Klar: Je mehr Fragen man beantwortet, desto mehr kann ein Therapeut evtl. ablesen... aber ich empfand das zunehmend grenzüberschreitend. Und als sensibel und entgegenkommend empfand ich das auch nicht, eine Reihe von hoch-intimer Frage hingeklatscht zu bekommen (an üblicherweise standardisierten Fragen, die jeder Patient erhält, kann ich auch nicht ablesen, wie jemand damit umgeht). Ein sensibles Gespräch, in dem die Grenzen und Bedürfnisse eines Patienten respektiert werden, erachte ich als sensibler und achtsamer. Es würde im Grund langen, wenn der Therapeut einen Anhaltspunkt erhält, ob das ein Thema ist, dass man evtl. weiterverfolgen kann oder ob das ein für den Patienten unproblematischer Bereich ist. In meinen jetzigen Bogen ist das nicht haarklein erfragt... das finde ich vollkommen ausreichend. Denn man kann es dann ja ggf. besprechen.
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stern
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 17:01

Fragebögen sind eine Arbeitserleichterung, da bestimmte Dinge nunmal systematisch erfragt werden müssen, um sich einen Überblick zu verschaffen - auch wenn der Patient noch nicht so weit ist, das von sich aus anzusprechen, um es anschließend zu bearbeiten... nicht nur Fragen zur Sexualität, sondern alle Fragen. Und daher erachte ich Fragebögen sowieso als Unding und halte nicht sonderlich viel davon ... in verschiedener Hinsicht. Auch wenn ich den Sinn verstehe. Beim Fragebogen toleriert man das... bzw. kann sagen: Dazu müssen eben Angaben gemacht werden, aber wenn ein Therapeut im Zuge der Therapie bei manchen Themen so vorpreschen würde, so würde man das auch nicht unbedingt stimmig empfinde. Sondern man würde hoffen, dann man als Patient da abgeholt wird, wo man steht. Und gerade da man am Anfang einer Therapie nicht weiß, wie es ein Patient mit bestimmten Fragen umgeht, ist das doppelt ein Unding, so vorzugehen, dass man standardisierte Formulare benutzt. In einem Gespräch könnte man sich besser auf den Patienten einstellen und viel mehr ablesen... in meiner ersten Therapie wurde ALLES erfragt (d.h. ohne Bogen). Und wer sagt, dass es nicht vielmehr dem Therapeuten recht ist, dass er das nicht erfragen muss, sondern schriftlich beantworten lässt. Und es macht einen Unterschied, ob man eine Frage dazu stellt oder eine ganze Reihe mit detaillierten (!) Fragen gleich am Anfang, usw.
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lisbeth
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 17:21

Man kann das Ganze auch umgedreht betrachten. Als homosexuelle Person kann ich über Fragen zur Sexualität bzw. die Reaktion des Therapeuten ziemlich schnell herausfinden, wie "normal" das Thema Homosexualität für ihn ist, oder ob er es unnötig problematisiert usw.

Ich kann zB nicht mehr zählen, wie oft mir therapeutisches Personal unterschiedlichster Schulen Dinge auf den Kopf zusagte wie zB "Sie treten ja betont burschikos auf" oder "Sie müssen Ihre feminine Seite entdecken und zulassen"....

Klar, ich komme als Frau in den Augen mancher ziemlich herb rüber, aber ich selbst habe damit kein Problem es ist ein Teil von mir und ich fühle mich wohl so. Dass die Therapeuten das so plump problematisieren (müssen) sagt viel mehr über sie und ihr Verständnis von "Normalität" und "normaler Sexualität" aus... Brauch glaubich nicht betonen, dass diese T.s (wenn möglich) ganz schnell aussortiert wurden (ging in der Klinik leider nicht...)

Auch wenn ich nicht wegen meiner Homosexualität in Therapie bin, thematisiere ich das gleich in den Vorgesprächen - aus o.g. Gründen. Weil für mich wiederum die Reaktion der Therapeuten sehr aufschlussreich ist... Wenn sie zB bei der Frage nach meiner möglichen Partnerin schon ins Stocken geraten, weil sie nicht wissen, wie sie sich ausdrücken sollen, dann sehe ich zu, dass ich da rauskomme. Denn eine Therapie bei einer Person, die sich bei wesentlichen Aspekten meiner Persönlichkeit vor Verlegenheit winden muss, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen...

Aber zurück zu Dir:
Ich würde nur die Fragen beantworten die Dir nicht zu nahe gehen. Und dann auch nur in einer Detailtiefe, die für Dich in Ordnung ist.
Ob du und dein Therapeut zu einem anderen Zeitpunkt nochmal zu diesen Fragen zurückkehrt, bleibt dir überlassen.
Wenn du magst und dich in der Lage fühlst, würde ich das in der nächsten Stunde kurz ansprechen, dass dir die Fragen eindeutig zu intim waren und du keine Bezug zu deinen Problemen siehst.
Die Reaktion des Therapeuten kann da evtl. auch für dich aufschlussreich sein.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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stern
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 17:45

lisbeth hat geschrieben:Auch wenn ich nicht wegen meiner Homosexualität in Therapie bin, thematisiere ich das gleich in den Vorgesprächen - aus o.g. Gründen. Weil für mich wiederum die Reaktion der Therapeuten sehr aufschlussreich ist... Wenn sie zB bei der Frage nach meiner möglichen Partnerin schon ins Stocken geraten, weil sie nicht wissen, wie sie sich ausdrücken sollen, dann sehe ich zu, dass ich da rauskomme. Denn eine Therapie bei einer Person, die sich bei wesentlichen Aspekten meiner Persönlichkeit vor Verlegenheit winden muss, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen...
jepp... das kommt auch hinzu, dass ich als Patient ja evtl. auch die Reaktion oder Einstellung bzw. Umgang (sensibel/unsensibel) des Therapeuten in Erfahrung bringen möchte bevor ich mich detaillierter äußere. Auch insofern macht es (für mich) einen Unterschied, ob man (evtl. gar ohne Hinweis, dass man nicht alles beantworten muss) eine Reihe von hoch-persönlichen Fragen als Hausaufgabe hingeklatscht wird... oder ob Fragen in der Sitzung verbal gestellt werden. Therapeuten mit denen ich besser harmonierte, äußerten übrigens generell, dass ich Fragen (nicht nur zur Sexualität) nicht beantworten brauche, wenn ich nicht möchte. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, dass man darauf hingewiesen wird, aber leider macht das jeder.
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stadtwolf
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 17:53

Also ich würde den Fragebogen ausfüllen.
Aber niemals fühle ich mich verpflichtet alle Fragen zu beantworten.
Ich habe es in den letzten Jahren so gehalten daß ich ggf. statt der Antwort auf eine Frage den entsprechenden Kommentar hingeschrieben habe.
Z.B.:
"Diese Frage werde ich erst beantworten wenn ich glaube daß es sinnvoll ist (falls ich überhaupt zu dieser Erkenntnis komme)".
Das erspart die großen Fragezeichen. Wenn ich dann aber bedrängt werde bin ich sowieso weg.

Das ist nur meine Erfahrung und meine Umgangsweise mit dem beschriebenen Problem. Keinesfalls ist mein Kommentar als Gebrauchsanweisung oder Belehrung zu verstehen.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 17:56

stern, es könnte doch aber genauso gut sein, dass ein Patient lieber schreibt, anstatt zu sprechen. Idealerweise würde der Therapeut fragen, welche Form der Anamnseeerhebung dem Patienten besser passt. Aber das Thema "Sexualität" auszusparen, käme mir regelrecht absurd vor. Das ist doch wichtig zum besseren Verständnis der Persönlichkeit - genauso wie Fragen zu Schule, Ausbildung, Arbeit, Wohnumfeld, Familie, Hobbys usw.


Vincent
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 17:58

Also, ich finde es ja ziemlich erschreckend und auch ein bisschen gruselig, dass manche hier ernsthaft glauben, die Sexualität sei ein von allem anderen völlig abgetrennter Bereich, den man therapeutisch einfach mal links liegen lassen kann.

Wie muss sich das nur anfühlen, die Welt, das Leben, sich selbst so dermaßen zu partitionieren und zusammen- (oder auch auseinander-) zu puzzlen? Ich bin echt froh, in meiner eigenen Haut zu stecken!
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:11

Vincent hat geschrieben:Also, ich finde es ja ziemlich erschreckend und auch ein bisschen gruselig, dass manche hier ernsthaft glauben, die Sexualität sei ein von allem anderen völlig abgetrennter Bereich, den man therapeutisch einfach mal links liegen lassen kann.

Bin nicht dieser Meinung. Aber Sexualität ist natürlich auch nicht für alle Klienten in der Therapie ein wichtiges Thema, da nicht jeder Mensch der einen Therapeuten aufsucht ein Problem mit sexuellen Beziehungen hat.

Und zweitens ist Sexualität ein intimes Thema. Es ist völlig legitim es nur mit Menschen/Therapeuten zu thematisieren, zu denen bereits ein Vertrauensverhältnis besteht.

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stern
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:13

leberblümchen hat geschrieben:stern, es könnte doch aber genauso gut sein, dass ein Patient lieber schreibt, anstatt zu sprechen. Idealerweise würde der Therapeut fragen, welche Form der Anamnseeerhebung dem Patienten besser passt.
Stimmt. Das wäre noch besser.
Aber das Thema "Sexualität" auszusparen, käme mir regelrecht absurd vor.
Um Aussparen geht es mir nicht. Nur sehe ich keinen Sinn darin, etwas zu besprechen, das eh kein Schwierigkeiten bereitet... das würde ich bei den anderen Bereichen auch so sehen. Ich würde dann grob Auskunft geben, so dass man sich ein Bild machen kann (die Angaben sind ja nötig), aber ich sähe dann keinen Bearbeitungsbedarf... warum auch. Wenn man jedoch darüber reden möchte oder dies sogar notwendig erscheint, sollte man natürlich die Möglichkeit haben.

Ich halte jedenfalls nicht viel von Fragebögen... aus besagten Gründen. Bei so manchen Bögen habe ich mich schon gefragt, ob die überhaupt alle gelesen wurde... gerade in der Klinik war das heftig.
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:17

leberblümchen hat geschrieben:s Aber das Thema "Sexualität" auszusparen, käme mir regelrecht absurd vor.

Stimmt. Aber für die probatorischen Sitzungen sollte es langen zu fragen, "bestehen im Bereich sexuelle Beziehungen derzeit irgendwelche Probleme? Wenn ja, können sie sie wenn sie möchten hier näher spezifizieren".

Das sollte den Wissensdrang des Therapeuten für die probatorischen Sitzungen ausreichend befriedigen und dem Klienten den Raum lassen, das zu schreiben was er dazu schreiben möchte.

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stern
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 18:42

Eben... es geht ja zunächst "nur" um die Erhebung von notwendigen Angaben. Darauf aufbauend gelangt man im weiteren Verlauf zu einer Diagnose... und diese Erhebung dient ja erst dazu, den Behandlungsbedarf etwas einzukreisen. Das ist noch keine Bearbeitung, sondern hat eher Relevanz für die Beantragung... und erster Eindruck. Und i.d.R. wird dabei standardisiert vorgegangen, wenn es Fragebögen gibt. Also dann erhält jeder Patient des gleichen Therapeuten auch den gleichen Bogen (unabhängig von der Problematik, wegen der man die Psychotherapie aufsuchte). Ich würde den Nutzen also nicht überbewerten... ein Sinn der Standardisierung ist z.B., dass der Therapeut weniger leicht etwas potentiell wichtiges vergessen kann, wenn er sich standardisierte Fragen zu verschiedenen Lebensbereichen bedient. Meiner Erfahrung nach haben alle Lebensbereiche in etwa diesselbe Tiefe/Detaillierung. Also in der Klinik waren zu JEDEM Lebensbereich sehr viele Fragen gestellt (und auch sehr tiefgehend)... andere Therapeuten begnügen sich hingegen eher mit Eckdaten (zu jedem Lebensbereich). Ein Gespräch finde ich aufschlussreicher. Der Bogen hat vermutlich eher denn Sinn, dass er nochmals nachblättern kann, wenn er z.B. zu den Familienverhältnissen Angaben machen muss. Oder wenn ein Patient berufliche oder meinetwegen auch sexuelle Probleme hat, könnte er das vermutlich auch aufnehmen, dass hier Behandlungsbedarf gegeben ist... aber das war es dann schon. Solche Erhebungen erlebe ich jedenfalls anders als normale Gespräche... ganz schlimm finde ich persönlich, wenn ich mir wie in einem Verhör vorkomme, weil der Reihe nach Fragen abgearbeitet werden. Ich sehe das höchstens als notwendiges Übel an. Teilweise wurde dann auch noch mündlich Fragen gestellt, wenn im Bogen etwas unklar geblieben oder als wichtig angesehen wurde... aber nicht umfassend. Das ist wohl wirklich z.T. reine Arbeitserleichterung und Zeitersparnis.
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