Therapeut triggert, was tun?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Pantoffeltierchen
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Beitrag So., 20.09.2015, 09:21

Liebe Nektarine!

Was dir geschehen ist, tut mir sehr leid. Ich kann ein bisschen nachvollziehen, was das in dir auslöst, da ich zwar nicht den MB in der Vergangenheit, aber die (körperlichen) Grenzüberschreitungen in der Therapie auch durchgemacht habe. Erstmal ein ganz großes Lob, dass du bereits nach dem ersten Vorfall die Notbremse ziehst!! Mir ist das nicht gelungen, erst als er in ein anderes Bundesland gezogen ist, bin ich von ihm losgekommen. Es hat mich lange verfolgt, nur langsam darf es gut werden, aber du siehst: selbst ohne MB in der Geschichte, kann einem so ein grenzüberschreitendes Verhalten sehr weh tun. Ob du ihm nochmal schreiben und ihm sagen möchtest, warum du gegangen bist, bleibt im Endeffekt dir überlassen: Hast du das Bedürfnis es ihm mitzuteilen? Ist der komplette Kontaktabbruch leichter zu verkraften? Persönlichen Kontakt (Abschlussstunde oder Telefon) würde ich kritisch sehen, da er dann die Gelegenheit hätte sich rauszureden, es als Übung und therapeutisch indiziert darzustellen. Auch ob du ihn melden möchtest bleibt dir überlassen, wenn du in dem im Profil angegebenen Bundesland lebst, gibt es da eine Beschwerdestelle (einfach googeln), an die man sich wenden kann. Ich habe meinen nicht gemeldet, aber mal ohne Angabe seines Namens mit denen geredet, die sind sehr nett und haben auch mir sehr geholfen das Geschehene einzuordnen.

Ich hoffe was ich geschrieben habe ist ok für dich und triggert nicht,
ich wünsche dir, dass du das, was DU bisher in der Therapie erreicht hast dennoch schätzen und erhalten kannst und dass du - vielleicht auch nach einer kleinen Verschnaufpause - die Kraft hast in einer Zweittherapie weiterzumachen und dorthin zu kommen, wo die Vergangenheit dich nicht mehr beeinträchtigt!

Von Herzen alles Gute!
Pantoffeltierchen
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Nektarine
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 21:07

@pantoffeltierchen
Danke für deine Antwort!
Es geht eh schon länger, dass ich mich nicht ganz wohl dort fühle. Es hat einige Situationen gegeben, wo ich mich nicht wohl gefühlt habe, die für mich zu "nahe" waren.
Ich habe sehr viel über sein Privatleben erfahren, weiß alles mögliche über seine Kinder, seine Frau, seine Krankheiten,.....
Das hat einerseits immer wieder dazu geführt, dass ich mir gewünscht habe, ihm näher zu sein, wenn er mir aber nahe gekommen ist (Küsschen zur Begrüßung, zu lange Umarmungen, seine Hände auf meinem Körper), habe ich Panik bekommen, bin weggetreten und wollte flüchten.
Eine Zeit lange konnte ich die Termine nicht erwarten, aber die letzten Monate bin ich immer mit einem unguten Gefühl hingegangen.

Keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll......

Ein Teil meiner Probleme (körperliche und psychische misshandlung durch meine eltern, massive essstörungen) konnte ich in den letzten Jahren einigermaßen bewältigen.
Abr ich bekomme einfach die Gedanken an den sexuellen Missbrauch und die Vergewaltigung nicht aus dem Kopf. Ich falle immer wieder in ein Loch, wenn mich etwas triggert, egal ob eine Berührung, ein Geruch oder ein Gedanke.

Ich habe es in der Therapie kaum geschafft darüber zu sprechen, bin sofort weg gedriftet, wenn er Fragen dazu gestellt hat.

Es macht mich im Moment wieder einmal so unendlich traurig, wenn ich darüber nachdenke, dass ich es vielleicht nie ganz schaffe, das alles hinter mir zu lassen und ein "normales" leben zu führen.

Ich würde so gerne darüber sprechen können, habe schon überlegt, einen Termin bei meiner Psychiaterin aus zu machen, ich nehme zwar keine Medis mehr, aber vielleicht kann sie mir weiterhelfen.....

Liebe Grüße

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Kirchenmaus
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 21:11

Küsschen zur Begrüßung?!?!
Das geht gar nicht.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Thread-EröffnerIn
Nektarine
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 21:20

ich weiß, aber ich tue mir bei solchen sachen sehr schwer Grenzen zu setzen.....

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 22:17

Nektarine hat geschrieben:, wenn er mir aber nahe gekommen ist (Küsschen zur Begrüßung, zu lange Umarmungen, seine Hände auf meinem Körper),

Ich habe sehr viel über sein Privatleben erfahren, weiß alles mögliche über seine Kinder, seine Frau, seine Krankheiten,.

Sowas hat in einer Therapie absolut NICHTS verloren. Das ist völlig unprofessionelles Verhalten.

Ich glaube, du solltest den Typen bei der Psychotherapeutenkammer melden wegen diesem Verhalten.

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connexa
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Beitrag Di., 22.09.2015, 08:44

Küsschen zur Begrüssung geht ja gar nicht. selbst wenn man sich mit einem therapeuten gut versteht, so ist es doch eine professionelle beziehung und er muss die distanz waren. das thema körperkontakt, also berührungen gibt es in meiner therapie auch. also beispielsweise "darf" er mich am arm oder auf der schulter berühren um mich zurückzuholen wenn ich stark dissoziiere. das wurde aber im vorfeld genau abgesprochen, was er darf und was nicht und er ist da auch immer sehr vorsichtig und hält sich daran. an deiner stelle würde ich den therapeuten auch melden. allerdings würde ich ihm das schon alles nochmal sagen was dich stört. könntest du dir vorstellen vielleicht ein mail zu schreiben? schreiben ist oft leichter als reden

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Kirchenmaus
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Beitrag Di., 22.09.2015, 10:34

Nektarine hat geschrieben:ich weiß, aber ich tue mir bei solchen sachen sehr schwer Grenzen zu setzen.....
Es geht ja nicht darum, dass du etwas falsch machst oder so.
Mir ist einfach nur wichtig zu sagen, dass das von seiner Seite nicht in Ordnung ist. Weil man das selbst manchmal gar nicht weiß. Und dann ist ein Blick von außen hilfreich.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Nektarine
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Beitrag Di., 22.09.2015, 16:16

Hallo!
Danke für eure Antworten! Sie helfen mir sehr, weil ich dadurch merke, dass es nicht ok war, was er getan hat.
Das größte Problem daran ist, dass meine mutter immer zu mir gesagt hat, dass sie sich nicht vorstellen kann, dass mein Onkel mich angefasst hat, dass ich mir das nur eingebildet habe, dass er halt so ist,..... ich tue mir deshalb sehr schwer zu erkennen, was ok ist und wo die Grenze ist.

Euer Blick von außen hilft mir dabei sehr!

Die ersten beiden Jahre war die Therapie wirklich gut für mich, ich habe tolle Fortschritte gemacht, aber irgendwann ist die Situation gekippt und ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt. Ich habe oft über einen Abbruch nachgedacht, aber habe es dann doch nicht durchgezogen.

Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass es nur noch eine freundschaftliche Plauderei war, keine Therapiesitzung.
Er hat mir sehr viel erzählt, ich weiß sehr viel über seine Familie (Namen und Alter von seiner Frau und seinen Kindern, Schulprobleme seiner Kinder, psychische verfassung seiner frau, seine komplette Krankengeschichte, er hat sogar über probleme in seiner beziehung gesprochen,...).
Immer wieder hat er betont, wie sehr ich ihm am herzen liege und, dass er mich sehr gerne hat. Er hat erzählt, dass er am wochenende an mich denken musste,......

Jetzt im Nachhinein finde ich das sehr gruselig und verstehe auch warum sich mein Körper im letzten Jahr so gegen die Therapie gesträubt hat, ich nur noch so unegelmäßig hingehen wollte.

Vielleicht ist es ganz "gut", dass das passiert ist, weil ich mich jetzt endlich komplett lösen konnte und mit der Therapie abschließen kann.

Ich bin euch jedensfalls seeeehr dankbar für euren input, mir hat das sehr geholfen, bei meiner entscheidung, also dem abbruch zu bleiben!

Liebe Grüße

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Di., 22.09.2015, 17:57

Liebe Nektarine!

Vieles von dem, was du berichtest erinnert mich an das, was mir geschehen ist, nur Interesse-halber: in welcher Fachrichtung arbeitet er denn? Nicht dass das etwas damit zu tun hat, interessiert mich nur...

Mir ist wichtig auch nochmal zu betonen, dass das was du erlebt hast NICHT ok ist und dass es von Stärke zeugt, dass du gegangen bist, was ich von selbst nicht geschafft habe. Weder von persönlichen Dingen zu erzählen, noch Umarmungen (wenn nicht vorher ganz genau abgesprochen und von Klientin gewollt) noch Küsschen noch Hand auf Knie sind irgendwie zu rechtfertigen. Es würde mich gar nicht wundern, wenn der vergessene Schlüssel nur ein Vorwand war, muss aber nicht sein, kann natürlich auch tatsächlich passiert sein... Auf alle Fälle finde ich es toll, dass du unsere Anmerkungen, dass das nicht ok war so gut annehmen kannst, das ist nicht selbstverständlich und eine - wie ich finde - echt positive Leistung von dir! Was du zu Beginn der Therapie geschafft hast, hast DU geschafft und darf auch in dir bleiben, alles was danach kommt und nicht ok war, darfst du getrost auch als Übegriffig und falsch klassifizieren.

Bei dem Gespräch bei der Beschwerdestelle wurde mir dieser Link empfohlen, vielleicht ja auch für dich interessant (zwar für Deutschland und nicht so 100% zu dem passend, was uns beiden passiert ist, aber dennoch wie ich finde sehr aufschlussreich):
http://psychotraumatologie.de/downloada ... griffe.pdf

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute, Pantoffel
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

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Nektarine
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Beitrag Di., 22.09.2015, 19:27

Danke!
Ich werde mir alles durchlesen.
Er ist Psychotherapeut mit Schwerpunkt integrative Gestalttherapie.

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Frost
sporadischer Gast
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Beitrag Di., 22.09.2015, 19:43

Hallo Nektarine

Ich würde dafür sorgen das er seine Lizenz verliert, dass geht echt gar nicht. Das ist in meinen Augen mehr als ein Trigger. Park, Anfassen - echt. So Etwas nennt sich ein Therapeut?! Da kommt ja mir nur das Kotzen.

Wenn ich du wäre, würde ich mich um einen andere/n Therapeut/in suchen.

Gruß

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