Ein Kind, das seine Mutter weinen, leiden sieht und mitkriegt, dass sie geschlagen wird und sich nicht helfen kann (und ein Kind, das einen Hass gegen ihren Peiniger entwickelt muss das mitgekriegt haben) - so ein Kind muss sich irgendwie ängstlich gefühlt haben und hilflos.Ich habe mich als Kind nie irgendwie ängstlich, allein gelassen, beeinflusst oder gar traumatisiert gefühlt. Ich war stets ein glückliches und frohes Kind. Ich hatte nie das Gefühl, daß mit mir irgendetwas nicht stinmmt. sprich, ich habe mich auch immer wohl gefühlt.
Es hat ja nicht wissen können, ob der Gewalttäter seine Mutter umbringt oder ob sich die Mutter selbst umbringt und somit wäre es alleine gewesen, bzw. hätte seine Mutter verloren. Und wenn das nicht Angst und Sorge hervorruft...
Frag mal deinen Vater als Erziehungswissenschaftler, der müsste das wissen.
Und frag deine Mutter, wie das damals war mit diesem A-Freund.
Frag nach, warum sie sich nicht trennen konnte und frag nach, wie ihr als Kinder mit der Situation umgegangen seid.
Ich kenne einige Geschichten (leider) bei denen ein Kind voll verdrängt hat, dass es selbst auch geschlagen oder sogar vergewaltigt wurde. Die Kinder wissen zwar noch vom Leid, dass ihre Mütter oder Geschwister erfahren haben, aber ihr eigenes Leid können sie nicht erinnern.
Ich denke an eine bestimmte Frau, deren Schwester vom Stiefvater vergewaltigt wurde. Sie selbst war immer der Meinung, bloß die Schwester sei vergewaltigt worden. Auf Nachfragen hin hat man ihr bestätigt, dass sie selbst ebenfalls missbraucht wurde. Sie hatte jedoch keine Erinnerung daran.
Aber zurück zu dir:
Dass sich bei dir das Interesse und die Leidenschaft für psychisch instabile Frauen gebildet hat, ist mit Sicherheit kein Zufall.
Diese Frauen haben dich nicht traumatisiert, sondern re-traumatisiert.
Aber wie war das mit deiner Ex-Freundin? Wolltest du nicht für sie da sein und ihr ALLES geben, damit sie dich endlich anerkennt, dir dankt und dich liebt und dir Zuneigung schenkt?Ich möchte allerdings betonen, daß ich kein Helfer-Syndrom habe. Solche Leute zeichnen sich ja dadurch aus, daß sie sich erst dann gut fühlen, bzw gut fühlen können, wenn sie jemand anderem ihre Hilfe aufgedrängt haben bzw die Anerkennung, den Dank usw erfahren haben. So bin ich nicht.
Hast du nicht bemerkt, dass sie psychische Probleme hat, wolltest aber alles dafür tun, dass es ihr besser geht.
Alles Festklammern an einen Menschen, den man sich freiwillig aussucht, dem es nicht gut geht und dem man beistehen will um dann am Ende was dafür zu bekommen (sei es Liebe, Zuneigung, Anerkennung, Dankbarkeit, Wertschätzung), sodass man sich selbst dabei verliert und vernachlässigt und nur noch der Andere zählt...
Ich denke, dass das auch ein Zeichen ist, dass du das gesehene Leid abgespalten hast und dich irgendwie emotional gerettet hast, als Kind. Und jetzt findest du solche Szenen auf irgendwie kranke weise "gut".Bei fremden Menschen, oder Menschen, zu denen ich eine oberflächliche Beziehung habe, wie Klassenkameraden, Arbeitskollegen, Nachbarn etc, regt sich einfach nichts.
Sie können weinen und es passiert nichts in mir. Im Gegenteil, es gefällt mir sogar und ich sehe gerne zu.
Das ist auch ein ziemlich klassisches Phänomen, von Kindern, die Schreckliches sehen mussten.
Ich denke, dass es deine Vergangenheit erhellen könnte, dennoch nachzufragen.Mir fällt auf, daß ich mich im Moment wahrscheinlich garnicht trauen würde zu fragen, warum sich meine Eltern haben scheiden lassen. Ich hätte Angst, die ganze Zeit belogen worden zu sein, bzw ich hätte Angst hinter die Fassade schauen zu müssen und meine Mutter bzw Vater (je nachdem, wer "verantwortlich" war) mit anderen Augen sehen zu müssen.
Vielleicht war deine Mutter auch schon "schwierig" mit deinem Vater. Und dein Vater (mit gesundem Selbstwert) hat das nicht mehr ausgehalten und hat sich von ihr getrennt, so wie es eben normal ist, wenn man ein gesundes Selbstwertgefühl hat und mit einer Person zusammen ist, die destruktiv handelt.
Ich denke, du müsstest nun sowieso anfangen, deine Mutter (in der Kindheit) mit anderen Augen zu sehen. Als nämlich zumindest teilweise psychisch instabile Frau, die es zugelassen hat, dass man ihr Leid und Gewalt angetan hat.
Ich würde auch sie um einige Antworten bitten und genau nachfragen, wie es damals war.
Ich denke, die Chance ist groß, dass du Zugang zu deinen Gefühlen finden kannst und dein eigenes destruktives Muster (Vorliebe für kranke Frauen) durchbrechen. Ansonsten sieht's für deine Beziehungs-Zukunft auch düster aus, weil du dein Leid reinszenierst, bis du Zugang zu deinem erlebten Leid findest und es somit anerkennen und ablegen kannst.
Als Lektüretipp gebe ich dir mit: Alice Miller - Drama des begabten Kindes
Chancen