Kann mich nicht auf die Therapie einlassen

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Tannenbaum
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 14:54

Lichtspiel hat geschrieben:Es ist genauso wie Du es schreibst. Eine Seite in mir sehnt sich nach danach endlich diese Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich denke aber nicht, dass ich etwas besonderes für ihn bin. Die andere Seite hingegen sagt "Auf keinen Fall, ich mache mich nicht abhängig". Weil genau das meinte er ja müsste passieren, damit es voran geht.

Zu denken gab mir auch der Satz: Wäre ich ihr Mann, dann hätten Sie diese Probleme nicht.
Davor sprachen wir über die komplizierte Beziehung zu meinem Freund.
Liebe Lichtspiel, das ist vollkommen daneben, einer Patientin so einen Satz zu sagen!
Nei einem guten Therapeuten bekommst du die Aufmerksamkeit, die du brauchst, OHNE dass er dabei sich selber als deinen Mann ins Spiel bringen muss oder irgendwas von seiner Frau erzählt. Auch dass er irgendwas nur für dich macht ist völlig kontraproduktiv - jedenfalls dass er dir das so sagt. Das dient ja geradezu zur Schaffung einer negativen Abhängigkeit inklusive Schuldgefühlen deinerseits.
Er sollte dir auch nicht reihenweise Stunden schenken, das ist einfach nicht korrekt! Was spricht denn dagegen, zu jemand anderem zu gehen oder es erstmal alleine zu versuchen? Wenn es dir in den letzten 2 Jahren wirklich stetig schlechter geht und er dir nicht vorschlägt, es mit jemand anderem zu versuchen, ist er einfach kein guter Therapeut für dich.
DU musst ihm übrigens nicht dankbar sein. Er ist Therapeut, das ist sein Beruf. Den er allem Anschein nach zumindest bei dir gerade grottenschlecht macht.

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Lichtspiel
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 15:03

Hallo Tannenbaum,

vielen Dank für Deine Antwort.

Ich muss sagen, dass ich bisher nie darüber nachgedacht habe, dass er seinen Job schlecht macht. Bisher gab ich mir die Schuld, dass es keine Fortschritte gibt.

Er würde es akzeptieren, wenn ich mir jemand anders suche, das Thema hatten wir mal, weil mein Freund meinte, dass ich bei einer Frau vielleicht besser aufgehoben wäre. Mein Therapeut ist da über jede Kritik erhaben.

Die aktuelle Situation und das Gefühl der Abhängigkeit ist ja erst seit März so verstärkt worden. Davor hatte ich überhaupt keine emotionale Bindung zu ihm. Die Gespräche waren ok, manches war auch hilfreich, aber mehr halt nicht.

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Tannenbaum
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 15:10

Ich habe einfach das Gefühl, dass er ganz klar gewisse Grenzen überschreitet. Fühlst du dich denn wohl, wenn er seine Frau ins Spiel bringt, dir sagt, "Wenn ich Ihr Mann wäre, ..." und dir Stunden schenkt? Das ist ja dann nicht dieselbe Abhängigkeit, wie die, welche ganz natürlich in der Therapie entsteht und dazu dient, dem Patienten zu helfen. Für mich ist das eine manipulative Abhängigkeit. Auch der Quatsch mit dem Ärger, den er bekommen würde, wenn du dich umbringen würdest - was bringt dir das? Würde es nicht mehr bringen, wenn ihr euch einfach auf die Suizidgedanken konzentrieren würdet? Das ist doch nicht deine Aufgabe, zu schauen, dass er keinen Ärger bekommt!
Und hat er dir echt geschrieben, ob du dich nicht sackblöd gefühlt hättest, als du ihm das mit der Abhängigkeit geschrieben hast??? Welcher gefühlskalte Idiot fragt denn sowas, v.a. wenn er dein Therapeut ist???
Es tut mir leid, dass ich hier so empört bin aber ich fühle mich wirklich total unwohl bei dem, was du schreibst. Wenn es dir nicht so geht, dann ist das natürlich gut, denn du solltest ja auf dein Gefühl hören und dann werde ich auch nichts mehr dazu sagen. Aber mir kommt das ganz ganz ungut vor.

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Lichtspiel
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 15:29

Als er das von seiner Frau sagte, fühlte ich mich sehr unwohl. So als würde ich eine Grenze überschreiten, die zumindest für eine Person nicht in Ordnung ist. Es war so, als wolle er sie vorschieben, um mich auf Abstand zu bringen. Davor schrieb er ja, ich solle die Gefühle zulassen, das wäre gut und wir fänden eine Möglichkeit, dass es mir besser damit geht.

Das sackblöd schrieb er nicht, er fragte es mich im Gespräch. Direkt vor der Aussage über seine Frau. Er meinte, dass er ganz leise mitgeteilt hätte, dass es gut von mir war. Es nur nicht direkt gesagt hätte..

Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Stunden möchte, die er nicht offiziell abrechnen kann. Er meinte nur, dass ich das ihm überlassen muss, sonst kann er sich nicht auf das intensive Vorgehen einlassen. Natürlich fühle ich mich dadurch irgendwie verpflichtet. Er gibt sich Mühe, also muss ich mitziehen.

Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, das sein Verhalten als so grenzwertig angesehen wird. Wie der Titel ja aussagt, dachte ich, ich müsste mich darauf voll und ganz einlassen. Mein Freund drängt auch in diese Richtung. Jetzt würde sich mein Therapeut endlich wirklich um mich bemühen, also soll ich das auch zulassen und nicht abblocken...

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Tannenbaum
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 16:21

Ich fände es wirklich sehr wichtig, dass du einfach auf dein Gefühl hörst.
Ich verstehe aber überhaupt nicht, wieso du denkst, DU hättest mit der Aussage des Therapeuten eine Grenze überschritten. ER hat doch seine Frau ins Spiel gebracht.
Wie dem auch sei, ich hoffe sehr, dass du einen Weg findest, der für dich stimmt. Im Endeffekt ist es völlig egal, was ich und andere hier schreiben - das sind ja nur Interpretationen deiner Worte. Wichtig ist einzig und allein, was DU empfindest.

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Beitrag Mi., 27.05.2015, 16:27

Nicht wegen der Aussage eine Grenze überschritten, sondern weil ich überhaupt Emotionen entwickelt habe für ihn.

Ich finde es sehr hilfreich andere Interpretationen zu hören, da vieles von Außen betrachtet anders erscheint, als es für die Betroffenen ist. Und auch, dass das nicht so üblich zu sein scheint.


Tränen-reich
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 17:06

Lichtspiel hat geschrieben: Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Stunden möchte, die er nicht offiziell abrechnen kann. Er meinte nur, dass ich das ihm überlassen muss, sonst kann er sich nicht auf das intensive Vorgehen einlassen. Natürlich fühle ich mich dadurch irgendwie verpflichtet. Er gibt sich Mühe, also muss ich mitziehen.
Das hier ist ein gutes Beispiel für manipulatives Verhalten seinerseits.

Was du möchtest, scheint nicht relevant zu sein. Dies als Punkt 1
Dann sollst du ihm das überlassen, sonst kann er sich nicht auf intensive Vorgehen einlassen????? Was ist denn DAS für ein Quatsch? Wat haben Abrechnungen mit "intensiven Vorgehen" zu tun...??? Punkt 2
Und was ist deine Reaktion darauf? "Der Arme, ja, er gibt sich solche Mühe, also muss (???) ich wohl mitziehen." Schuldgefühl einreden, und weils für dich weitergehen soll, nimmste das in Kauf. Punkt 3.
Und schon hat er SEINS erreicht.

Um dich geht es da gar nicht.
So liest sich das für mich.
Weiß nicht, obs dir beim Schreiben des zitierten Absatzes schon bewusst war...

Meinste, du kannst dir vorstellen, dich parallel an eine therapeutische Beratungsstelle zu wenden? Du scheinst ja hier schon von Außenansichten nicht abgeneigt zu sein. Warum nicht deine leisen Zweifel "draußen" nochmal abklopfen? Dein Therapeut braucht es ja nicht wissen, du würdest das in erster Linie für dich tun.

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Lichtspiel
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 17:16

Vielen Dank Tränen-reich für Deine Antwort.

Nochmal zur Erklärung: er meinte das so, dass er sich kein zeitliches Limit durch Stunden setzt und ich ihn da frei entscheiden lassen soll.

Ehrlich gesagt ist mir überhaupt nicht bewusst, dass es hierbei nicht um mich geht...

Was sollte er damit erreichen wollen? (sorry, wenn ich es noch nicht so ganz verstehe alles)

Eine Beratungsstelle wäre eine gute Option, darauf bin ich noch gar nicht gekommen.


Tränen-reich
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 17:41

Na, dir gings doch darum, dass du keine Stunden möchtest, die er nicht offiziell abrechnet, oder?
Du möchtest etwas nicht, und das wird irgendwie nicht respektiert, akzeptiert - wie auch immer.
Ich lese das so, als müsstest du ihm dann schon quasi "blind" vertrauen, weil: "er mache das schon". Und dann kommt noch ein "weil, sonst..." hinterher...
Ganz so kurscher liest sich das mit anderen hier erwähnten Äußerungen deines Therapeuten nicht.
Ich kann allerdings auch wieder zuviel hier hinein interpretieren, halte es für schwierig über Schriftwege wirklich "richtig" zu liegen, von daher:

Ja, versuchs mal extern. Gibt eventuell einen anderen Blickwinkel und ich hoffe nur zum Besten - für dich!

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Solage
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 20:06

Ich versuche mal zusammenzufassen:

Du bist seit 5 Jahren in Verhaltenstherapie, ohne dass sich was verändert hat. Im Gegenteil seit 2 Jahren geht es Dir schlechter. Dazu kommen jetzt noch Suizidgedanken. Da hat die Therapie bei DIESEM Therapeuten nicht funktioniert. Gerade Verhaltenstherapie ist ja darauf ausgelegt in einem kürzeren Zeitraum eine Verbesserung zu erlangen.
Jetzt gibt Dich der Therapeut aber nicht ab, sondern hat die Strategie entwickelt, dass er Dich abhängig machen möchte um Dir doch noch helfen zu können. Er füttert Dich also an mit zusätzlichem E-Mail-Kontakt, schmeichelt Dir (er freue sich auf die Sitzungen mit Dir) und behauptet, dass wenn er Dein Mann wäre.....
Er erzählt Dir, dass er Schwierigkeiten bekommen würde, wenn Du Dir etwas antust und manipuliert Dich damit erfolgreich indem Du Dich schuldig fühlst. Du kannst IHM DAS doch nicht antun. Hat funktioniert und Du willst IHN nicht in Schwierigkeiten bringen.
Gleichzeitig führt er seine Frau in die therapeutische Beziehung ein als dritte Person und hält Dich dadurch wiederum auf Distanz.

Andererseits vermittelt er Dir, dass er so etwas nur für Dich tue, dass er alles in die Hand nimmt bezüglich Stunden etc., sich da keine Grenzen auferlege.... Er betont wie ähnlich Ihr Euch seid. Solche Äußerungen schüren natürlich Fantasien und das weiß Dein Therapeut auch. Und es geht dabei um IHN! Du machst für ihn....

Würde Dein Therapeut sich jetzt plötzlich zurückziehen, dann kann ich mir vorstellen, dass dann gar kein Halt mehr da ist und Dir würde es noch vieeel schlechter gehen. An Deiner Grundproblematik, die Dich in die Therapie geführt hat, wird dann doch gar nicht gearbeitet...oder?

Jetzt ist es wohl so, dass Du Dir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen kannst. Du bist also schon existentiell abhängig von ihm.

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Beitrag Mi., 27.05.2015, 20:43

Du hast es richtig zusammengefasst.

Ich hatte den Eindruck, dass er mein Vertrauen gewinnen möchte und dass er (so wie er auch sagt) möchte, dass ich lerne anzunehmen, dass ich "in Ordnung" bin und auch schaffe es anzunehmen, wenn er das sagt. Daher sagt er auch so Dinge, wie, dass er meine Eigenschaften und meinen Humor schätzt.

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Solage
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 21:18

Humor ist eine wichtige Ressource und die schätze ich auch sehr...

Dass er Dich darin bestärkt, dass Du in Ordnung bist ist gut. Auch dass er Deine guten Eigenschaften betont finde ich in Ordnung.

Wenn Du aber meinst etwas für ihn tun zu müssen, dann machst Du es ja nicht für Dich sondern für ihn.
Dann bist Du ja nur in Ordnung, wenn Du in Deinen Augen ihm genügst...????

Das sollte er aber dann auch erkennen und benennen. Ihr kennt Euch ja schon 5 Jahre.
Er kann Dir da nur raushelfen, indem er Dir die Möglichkeit und den Freiraum gibt, Dich selbst zu sehen...Was willst Du?

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Beitrag Mi., 27.05.2015, 21:37

Momentan möchte ich ihm natürlich "gefallen". Die Fortschritte sollen weiter gehen.

Letzte Woche hatte ich ihm geschrieben, dass ich nicht so wie die letzten Wochen weiter machen kann, wenn sich diese Blockade nicht löst. Er meinte dann, dass es sich anhört, als wolle ich ambulant nicht mehr weiter machen. Nur war das ja nicht meine Absicht, sondern ich wollte ihm damit sagen, dass ich sonst emotional nicht in der Lage bin mich weiter zu öffnen und das alles zuzulassen. Nachdem ich dann geschrieben habe, dass mir daran liegt, dass ich das mit ihm schaffe und ob er denn noch eine Möglichkeit sieht, dass es weitergehen kann, kam von ihm ein "klares JA" und dass es schön ist, dass ich jetzt in kleinen Schritten weitermachen will.

Ich habe Angst, dass es plötzlich nicht mehr wöchentliche Termine oder Mail-Kontakt gibt, wenn ich nicht mitziehe und das liefere was gefordert ist.

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Beitrag Mi., 27.05.2015, 21:43

Aber siehst du, das ist doch keine gesunde therapeutische Beziehung! In einer gesunden therapeutischen Beziehung wüsstest du, dass dein Therapeut für dich da ist, egal obs grad gut läuft oder nicht und dass er es dir sagen würde, wenn er denkt, dass du bei einem anderen Therapeuten besser aufgehoben wärst.
Hast du wirklich, wirklich das Gefühl, dass diese Therapie dir gut tut? Eine Therapie ist nicht wie eine soziale Beziehung. Du MUSST nichts liefern, du musst auch weder dafür sorgen, dass dein Therapeut keinen Ärger bekommt, noch musst du ihn unterhalten oder was auch immer. Es geht in der Therapie nur um dich, was du möchtest, brauchst, fühlst, willst, etc. Das Leben des Therapeuten, seine Sehnsüchte und Probleme, haben in deiner Therapie nichts zu suchen.

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Beitrag Mi., 27.05.2015, 21:59

So wie es momentan läuft tut es mir nicht gut, aber ich weiß auch nicht wie ich da wieder rauskomme zur Zeit.

Diese emotionale Abhängigkeit ist laut seiner Aussage ein normaler therapeutischer Prozess. Das Alte kann noch nicht aufgegeben werden und das Neue ist noch nicht gefestigt. Es wird besser und löst sich dann von alleine. Aber mir fällt das einfach unheimlich schwer. Ich habe Angst mich darauf einzulassen und dass dann alles noch schlimmer wird. Er wollte mir helfen, dass ich damit umgehen kann und das war dann das Gespräch, das alles noch schlimmer gemacht hat. Momentan habe ich einfach nur Angst...

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