Stillstand in Psychotherapie

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Echolotin
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Beitrag Do., 21.05.2015, 14:18

Hallo Betti,

mich hat es nach der Geburt meines Kindes auch mit einer Wochenbettdepression erwischt. Auch bei mir war es eigentlich nur der Gipfel aus vielen Dingen die sich aufeinander und nacheinander angestaut hatten.

Zu dem Psychiatertermin will ich dir nur meine Erfahrung mitgeben. Die Psychiaterin hat sich durch ihre Fragen ihr eigenes Bild gemacht und mir dann lediglich gesagt, dass sie eine Behandlung mit Medikamenten auch als sinnvoll und notwendig erachten würde. Eine Diagnose hat sie mir nicht mitgeteilt, ich habe auch nicht danach gefragt.
Wie du war ich mir unsicher ob Medikamente oder nicht, ich hab noch gestillt. Ich wollte es mir einfach mal anhören (nach langem Zaudern), denn zu verlieren hatte ich in diesem Punkt nichts.

Ich habe meine Therapeutin auch nie nach einer Diagnose gefragt. Klar wenn wir darüber sprechen wie alles zusammenhängt, dann höre ich da schon die Richtung heraus.
Nur aufgrund einer Privatrechnung weiß ich jetzt, was sie gegenüber der Kasse angegeben hat. Es ändert nichts, es ist das was sich aus den vielen Stunden heraus ergeben hat und mit irgendwas muss sie ja auch Verlängerungen beantragt haben. Aber ich weiß, dass ich das nicht immer so entspannt gesehen habe und in den früheren Phasen der Therapie daran gezweifelt hätte, erschrocken gewesen wäre, die Diagnose "auseinandergenommen" hätte um wiederum zu zweifeln, zu grübeln....

Wenn du nur eine Einschätzung wünscht ob ein Medikament dir helfen würde oder nicht, dann bring es so vor.

VG

Echolotin

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Betti
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Beitrag Fr., 22.05.2015, 13:29

Hallo Echolotin,
danke für deine Antwort. Mein Kind wird jetzt bald ein Jahr alt und hat sich vor kurzem selbst abgestillt. Es war für mich klar, dass ich während der Stillzeit keine Medikamente nehmen will. Da das nächste Kind nächstes Jahr geplant ist, wäre wahrscheinlich jetzt der richtige Zeitpunkt für Medikamente. In der Schwangerschaft, kommt dies auch nicht in Frage für mich. Naja diesbzgl. kann ich eh nur mal den Psychiatertermin abwarten und mal schauen, was dieser dazu sagt.

Nochmal zum eigentlichen Thema: Stillstand.
Hatte gestern wieder eine Therapieeinheit. Verlief eigentlich wie immer. :(
Ich äußerte gleich zu Beginn, dass dieses Beklemmungsgefühl wieder stark vorherrscht und ich es zu Hause überhaupt nicht aushalte. Ich schaffe es trotz Kind fast täglich Vormittag und Nachmittag verplant (Einkauf, Besuch auswärts oder bei mir etc.) zu sein. Natürlich gibt es Tage (diese Woche gehäuft) wo dies nicht möglich ist. Weil eben mal keiner Zeit hat und man ja auch nicht immer einkaufen fahren kann, etc. Dies wirft mich dann immer total aus der Bahn, bereitet mir enormen Stress und verstärkt dieses Beklemmungsgefühl sehr stark.

Natürlich hat dann meine Thera gefragt, für was das steht, ob ich dahin schauen kann, wenigstens von der Ferne. Und wieder mal, vor was ich Angst habe, was passieren würde, ...
Diese Fragen machen mich im Endeffekt nur wütend, aber selbst das merkt sie nicht. Behalte diese Wut für mich und schlucke sie hinunter. Das haben wir schließlich auch besprochen. Aber es ändert nichts daran, dass ich einfach nicht weiß wie ich was sehen, spüren, fühlen soll. Mittlerweile glaube ich ja, dass sie mich bewusst provoziert um mich aus meiner Passivität zu locken. Sie meinte auch schon, dass ich sehr oft dissoziiere. Sie hat mich gestern auch gefragt, ob ich mich von ihr durch die Fragen bedrängt fühle. Natürlich fühle ich mich bedrängt. Ob das so sei wie früher. Ja ist wie früher, aber alles ändert nichts daran, dass ich einfach nichts fühlen kann.

Ich habe gegen Ende der Therapie auch kurz angesprochen, dass ich glaube, dass ich mich selber sehr unter Druck setze. Aufgrund der Zeit, wurde dies dann auf nächste Einheit verschoben. Dann bin ich wie immer total fertig raus und dachte wieder nur, ändert sich da je was? Ich weiß, ich darf mich nicht unter Druck setzen. Aber wie soll man denn das bitte machen? Ich bin mittlerweile ein Jahr in Therapie (ja ich vermute, dies ist für manche nicht mal lange) und habe echt Angst, dass sich da nie was ändert. Ich hasse aber mittlerweile dieses Beklemmungsgefühl, ich hasse es jede Woche aufs Neue, mich zu stressen um die Woche voll zu kriegen, durchzuplanen, damit ich daheim nicht in Panik gerate (habe diese Woche sogar zu Hause sehr oft dissoziiert - und nur mein Kind konnte mich rausholen - traurig :(). Ich habe Angst, dass ich beim nächsten Kind wieder in ein großes Loch falle, oder bei einer anderen Veränderung (Umzug, neuer Job,.. sind alles Dinge die anstehen). Gleichzeitig muss ich die emotionale Stabilität für mein Kind aufrechterhalten, habe Angst dass ich von Medikamenten abhängig werde (falls ich mich dafür entscheide). Habe sogar Angst, dass ich von der Therapie abhängig werde. Wenn ich mal zwei Wochen keinen Termin habe (wegen Urlaub, Krankheit etc.) gehts mir meistens besser, weil natürlich die Konfrontation fehlt und ich spiele gleich wieder mit dem Gedanken abzubrechen. Gehe ich wöchentlich hin, gehts mir meist schlecht und trotzdem sehe ich keinen Fortschritt.
Kann man wirklich Angst davor haben, dass man von der Therapie abhängig wird? Noch dazu, wo ich ja weiß, dass ich sicher noch ein ganzes Stück vor mir habe?

Und dann sage ich mir oft selber, "Meine Güte, was habe ich schon für Probleme. Ich habe einen wundervollen Partner, ein zuckersüßes Kind, viele Bekannte, eine handvoll wahre Freunde, tolle Geschwister, ... (ok, die Eltern lass ich jetzt mal vorweg), keine finanziellen Probleme und eigentlich einen Job, den ich liebe - außer dass ich halt momentan in Karenz bin." Andere haben viel größere Sorgen, Probleme,... Natürlich ist mir bewusst, dass meine Problematik nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit liegt. Und selbst da denk ich dann oft, wars wirklich so schlimm? Ja war es, aber das verdränge ich dann wieder.
Habe erst heute mit einer Freundin geredet, mit welcher ich seit Kindertagen befreundet bin. Manchmal habe ich das Gefühl, sie kann sich an mehr (schreckliche) Dinge aus meiner Vergangenheit erinnern als ich. Und selbst sie fragt dann, wenn du daran denkst, kommt da nichts auf? Keine Wut, keine Angst, kein Hass, keine Traurigkeit? Kurz und bündig - NEIN.

Naja sorry, jetzt ist wieder ganz schön viel Text zusammen gekommen. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich schon etwas verzweifelt bin und ich mit meinem blöden Beklemmungsgefühl dasitze, während mein Kind friedlich schläft.

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Kirchenmaus
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Beitrag Fr., 22.05.2015, 16:58

Hallo!

Also, aus eigener Erfahrung und aus der Literatur weiß ich, dass Angst (also auch Beklemmung und Panik) Wut und Trauer deckelt. Die Angst sitzt sozusagen über den beiden anderen Gefühlen.
Ich konnte eine ganze Zeit auch nicht alleine sein und hatte immer Panikattacken. Furchtbar war das.

Geholfen hat mit Therapie im Zusammenhang mit Medikamenten. Für die Angstzustände habe ich etwas Stärkeres gebraucht und konnte dadurch Ruhe finden. Mittlerweile brauche ich das Medikament nur noch höchst selten.

Wichtig ist, denke ich, dass du etwas findest, was dir von innen heraus Geborgenheit gibt. Hast du ein Hobby, das dich erfüllt?

Lieben Gruß von der
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Echolotin
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Beitrag Fr., 22.05.2015, 19:49

Ich wollte auch nie Medikamente in der Stillzeit nehmen, ich habe mich anfangs sehr schlecht damit gefühlt. Es gibt einige die in der Schwangerschaft/Stillzeit erprobt sind (www.embryotox.de), das war mir dann wichtig, dass es eines von diesen ist.
Ich weiß nicht ob ich es nicht auch in einer weiteren Schwangerschaft dann auch das geringere Übel wäre, das muss man sicher auf die Situation bezogen dann sehen.
Mich wundert deine weitere Kinderplanung. Ich habe so viel Bedenken, dass es mir bei einem weiteren Kind wieder so schlecht geht, dass ich davon Abstand nehme. Weil ich immer denke, dann müssen noch mehr leiden und die Organisation von Hilfe ist noch schwieriger.

Und nochmal zu den Medikamenten. Es dauert unter Umständen Wochen bis du eine Wirkung verspürst und bei Depression soll man die Tabletten dann auch mindestens ein Jahr nehmen. Bei mir sind es nun mittlerweile 3 Jahre.
Frag die Psychiaterin auch nach der Einschätzung welche Dauer sie aus Erfahrung empfiehlt.
Nur dass es dann nicht überraschend doch mit deinem Kinderwunsch kollidiert.

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Betti
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Beitrag Fr., 22.05.2015, 19:51

Hallo Kirchenmaus,
Hobbys? Ich habe immer gesagt, eines meiner größten Hobbys ist eigentlich Freunde treffen, unterwegs sein, was unternehmen - egal was. Hmm, mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob dies jemals ein Hobby war. Nicht falsch verstehen, ich unternehme nach wie vor gerne etwas oder treffe wirklich gerne Freunde. Habe aber eben auch die Befürchtung, dass da eben die Angst vor dem alleine sein dahinter steckt.
Ansonsten spiele ich ein Instrument, ist jedoch momentan mit Kind fast nicht möglich. Und ich habe mich auch immer sehr gerne kreativ betätigt. Dies jedoch nur, wenn ich einen Sinn dahinter sah - sprich z.B. eine Decke häkeln für das Kind, ein Geschenk für jemanden basteln, einen Fotorahmen für die Wohnung gestalten etc. Einfach so, war das immer schon schwierig für mich. Und einfach nur etwas für mich tun, viel sowieso schon immer sehr schwer. Betreibe auch Sport, jedoch meist nur um abzunehmen, da ich mich in meiner Figur nicht wohl fühle und immer wieder tolle Gewichtsschwankungen habe.
Hmm, also irgendwie habe ich kein Hobby, das mir von innen heraus Geborgenheit gibt.

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Betti
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Beitrag Fr., 22.05.2015, 20:09

Liebe Echolotin,

"Mich wundert deine weitere Kinderplanung. Ich habe so viel Bedenken, dass es mir bei einem weiteren Kind wieder so schlecht geht, dass ich davon Abstand nehme."

Ja es sind noch ein bis zwei weitere Kinder geplant. Der Gedanke keine Kinder mehr zu bekommen, verursacht höchstens noch mehr Stress. Ich möchte gerne eine Familie mit mehreren Kindern. Ich schaffe den allgemeinen Alltag mit Kind ja auch, natürlich bekommt da von außen jetzt keiner mit, wie es mir wirklich geht. Aber ich liebe mein Kind überalles und möchte gerne, dass es mit Geschwistern aufwächst.
Aber natürlich ist mir bewusst, dass wieder ein Einbruch kommen kann bzw. habe ich ja eben genau davor Angst. Und dies ist sicher ein Grund, warum ich mich in der Therapie so sehr unter Druck setze, dass da was weiter geht. Es wäre einfach toll, wenn ich bis zur Geburt eines nächsten Kindes schon irgendwelche Stragien hätte um nicht mehr in ein so tiefes Loch zu fallen. Ich muss jedoch auch anmerken, dass schon alleine der Gedanke, dass ich ja mittlerweile eine Thera habe, sehr beruhigt. Vor einem Jahr war ich total hilflos, hatte keine Ahnung an wen ich mich wenden sollte. Fühlte mich von allen eigentlich nur abgewiesen oder unverstanden. Du hast dein Wunschkind geboren und bist nicht glücklich? Wie denn das, so ungefähr.
Natürlich gibt es da immer noch zu bedenken, welche Rolle allgemein die Hormone spielen, nach einer Geburt. Mir war ja schon in der Schwangerschaft bewusst, dass es mir danach nicht gut gehen wird.

Bzgl. Medikamenten ist dies wie du es beschrieben hast eben auch ein großes Bedenken von mir. Ich weiß, dass es Wochen dauern kann, bis sie wirken. Wer weiß, bekomme ich gleich das richtige. Mir ist klar, dass man sie dann wahrscheinlich auch eine gewisse Zeit einnehmen sollte und sie dann ev. wieder langsam ausgeschlichen werden müssen, etc.
Naja ich habe ja immer noch die Hoffnung, dass ich vl. nur für kurze Zeit welche brauche - wobei sich wieder die Frage stellt, was ist eine kurze Zeit. Dies muss ich dann sowieso alles mit meinem Psychiater abklären. Ich hoffe, dass ich/wir auf irgendeine Lösung kommen, die für meine weitere Lebensplanung und für die aktuelle Therapiesituation möglich ist - falls ich mich dann überhaupt wirklich überwinden kann welche zu nehmen.

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Betti
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Beitrag Di., 09.06.2015, 21:52

Hallo,
ich mal wieder. Ich bin meist stille Mitleserin und suche immer wieder im Forum nach für mich passenden Themen - bin ja erst seit kurzem dabei. Da ich aber das Gefühl habe, es gibt soviele Threads wo meine Verzweiflung dazu passen würde, poste ich es wieder hier.
Passt ja irgendwie nach wie vor zum Stillstand. Hatte heute wieder eine Therpieeinheit. Verlief wie immer, keine Gefühle, ich sage fast kein Wort, kann sie nicht anblicken. Sie meint wieder nur, sie kommt nicht an mich ran. Mittlerweile hat sie gemeint, dass es hauptsächlich um Stabilisierung geht.
Mein Problem ist nun aber, das ich das Gefühl habe es wird immer schlimmer. Ich denke immer öfter über einen Therapieabbruch nach, mittlerweile komnt es zu SVV, teils Suizidgedanken und was ganz schrecklich ist, ist diese Wut, dieser Hass. Dieser Hass auf mich. Weil in der Therapie nichts voran geht, weil es mir so schwer fällt mitzuarbeiten, weil ich mich nicht darauf einlassen kann. Dann denke ich wieder, ok, dann hör auf mit der Therapie. Dann überkommt mich aber wieder die Angst, Angst dass ich es alleine überhaupt nicht mehr schaffe. Ich muss es aber schaffen, wegen meinem Kind. Ich darf mir keinen Einbruch leisten.

Das alles weiß meine Thera. Mittlerweile bin ich dabei all meine Gedanken aufzuschreiben und ihr diese per Mail zu schicken. Dies unterstüzt sie sehr. Damit sie mich irgendwie kennen lernen kann. Sie hat mir auch schon oft angeboten und mir auch nahe gelegt, dass ich sie unbedingt anrufen soll, wenn es mir schlecht geht. Das schaff ich aber überhaupt nicht. Was soll ich ihr denn bitte am Telefon sagen, wenn ich in der Therapie kaum den Mund aufbringe? Heute meinte sie, notfalls müsse ich die Rettung rufen, wenn ich nicht mehr weiß was ich machen soll. Das mach ich ganz bestimmt nicht.

Ich bin schon so verzweifelt. Heute nach der Therapie war ich dann einfach wieder nur wütend, so sehr wütend, dass ich einfach froh war, dass ich es irgendwie heil heim geschafft habe.

Wie ist das bei euch? Kennt ihr das auch, dass es immer schlimmer wird? Das man das Gefühl hat seit der Theapie gehts einem eigentlich zunehmend schlechter? Gleichzeitig aber die Angst, es ohne gar nicht mehr zu schaffen?

Ich wünsche mir einfach wieder nur einen normalen Alltag, ohne diese ständige Wut, diesen extremen Hass auf mich, ohne SVV, ohne Beklemmungsgefühle.

Danke schon mal an alle, welche diesen Text lesen und vielleicht ein paar Gedanken dazu parat haben.

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Tupsy71
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 12:56

Mh, ich erinnere mich nicht mehr ganz genau, aber ich glaub ich bekam die Diagnosen nach mehreren Austestungen ziemlich am Therapie- Anfang. Zu mir heute noch schwer es so richtig zu aktteptieren, denn Diagnose= krank sein und damit komm ich nicht klar. Schlucke schon Jahre Medis, kann aber nicht sagen obs hilft, nur dass der SH ohne Medis noch stärker ist. Ich komme für mich mit den Wortet bekloppt, bescheuert, besser klar. Doch ich denke, dass es wichtig ist, wenn du gut betreut wirst, denn das kann durch die schwierigen Fasen helfen. Alles Gute dir

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Betti
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 19:25

Hallo Tupsy,
hat dich dann die Thera ausgetestet? Bei mir wurden bisher keinerlei Tests durchgeführt. Was aber nur ok für mich ist. Naja in 3 Wochen habe ich nen Psychiatertermin, da wirds dann ziemlich sicher ne Diagnose geben. Und ja, dann wirds mir gehen wie dir. Für mich bedeutet Diagnose = krank sein.
Da es mir gestern nach der Therapie und heute sehr schlecht ging/geht, habe ich vorhin meine Thera angerufen. Hat sie mir ja schon sehr oft angeboten, habs nur noch nie geschafft. Naja sie meinte zu Beginn nur, fahren sie in ein Krankenhaus, holen sie sich ein Medikament. Oder sonst spätestens morgen zu einem Arzt. Geht für mich alles überhaupt nicht. Kann mir zwar schon vorstellen, vl. nach dem Psychiatertermin Medis zu nehmen, da dieser Zustand einfach nicht mehr erträglich ist. Aber so akut wo hinfahren, da wird das Beklemmungsgefühl nur mehr unerträglich, das schaff ich einfach nicht. Mir ist schon klar, dass sie sich nur absichern will. Aber ich will jetzt nicht mit irgendwas "niedergepumpt" werden. Ich muss für mein Kind da sein.

Kennst du das auch, dass es durch die Therapie immer schlechter und schlechter wird? Auf meine Mail meinte sie nur, gut so. Der Hass, die Wut das muss raus. Jetzt ist das da, was ich früher aushalten musste. Aber dieser Zustand ist so unerträglich. So schlecht wie jetzt gings mir (außer nach der Geburt meines Kindes) noch nie. Was ist denn da bitte gut?

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hummmel
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 20:11

Hallo Betti

Meine Situation ist ähnlich. Kurz zusammengefasst: Angefangen hat es nach der Geburt, bin bei meiner Therapeutin seit mein Kind knapp 4 Monate alt ist. Habe mich lange gegen Medikamente gewehrt. Wegen den Nebenwirkungen, aus Angst mein Kind nicht versorgen zu können, Angst, dass danach durch die Medikamente scheinbar alles "ok" ist, obwohl es nicht so ist etc. Habe mich vor vier Monaten doch dafür entschieden.

Ich habe auch nie gedacht, dass ich so lange in Therapie sein würde. Mir fällt es, wie auch Du beschreibst, sehr schwer über Gefühle zu reden, überhaupt zu reden. Es gibt demnach sehr viel Stillstände, im Kreis drehen, Zweifel an der Therapie, Zweifel an mir etc.

Mir geht es seit der Therapie oft schlechter als vorher. Ich denke, es hat jedoch auch mit den ständigen Konfrontationen zu tun, auch dann wenn ich das Gefühl habe, still zu stehen und aus meiner Sicht keine Konfrontationen stattfinden. Ich hatte vorher kaum Gedanken zu Ssv, jetzt oft, weil ich meine Gefühle (die ich aber oft nicht mal beschreiben kann) fast nicht aushalte. Momentan geht es mir schlecht wenn ich in die Therapie gehe, aber auch wenn ich nicht gehe. Ein Teufelskreis.

Lg hummmel

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Betti
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 20:22

Hallo Hummmel,

das was du schreibst, könnte auch ich geschrieben haben. Du hast es einfach passend, kurz zusammen gefasst. Ich hatte das letzte Mal Gedanken zu SVV in der Jugend. Seitdem war bis vor kurzem nichts mehr. Und jetzt ist es ganz schlimm. Lässt mich dann halt oft zweifeln, ob das der richtige Weg ist. Darf ich fragen seit wann du in Therapie bist?
Auch ich habe Angst, dass ich dann Medikamente nehme und dann passt ja eh alles. Für was dann noch Therapie? Natürlich ist mir bewusst, dass die Kombination sinnvoll ist. Wie geht es dir mit den Medikamenten? Sorry, wenn die Fragen zu persönlich sind. Du musst natürlich nicht darauf antworten. Habe nur gerade das Gefühl, dass es uns ähnlich ergeht. Und ich bin so auf der Suche nach jemandem der mich versteht. Ich habe sooft das Gefühl, dass mich überhaupt keiner mehr versteht.

Lg Betti

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hummmel
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 21:51

Die Frage nach dem richtigen Weg stelle ich mir auch oft. Jedoch gibt es für mich irgendwie kein zurück, den die Hintertür zu dem wie es vorher war, existiert nicht mehr.

Ich bin seit zehn Monaten in Therapie.

Ich weiss nicht, ob ich die Medikamentenfrage richtig beantworten kann. Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass sie unterstützend wirken. Jedoch verhindern sie keine Tiefs und machen nichts "besser". Vielleicht haben mittlerweile manchmal die Konfrontationen in der Therapie eine andere Qualität, so daß dort minime Konfrontation möglich ist, wo es vorher ganz unmöglich war. Ob es aber wirklich an den Medikamenten liegt oder an der Zeit, der Therapie, dem Moment. Ich weiss es nicht. Und ich nehme nur eine niedrige Dosis. Meine Therapeutin ist glaub ich der Meinung, dass es nicht ausreichend wirkt oder das falsche Medikament ist. Ich hab es via Hausarzt verschreiben lassen und nicht durch einen Psychiater.

Lg hummmel

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Gelli
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Beitrag Do., 11.06.2015, 07:03

Hallo Betti!

Ich schreibe dir als "alter Hase"in Sache Therapieerfahrung,muß jedoch aber vorweg sagen,das ich seit eineinviertel Jahr nicht mehr in Therapie bin.Und rate mal wie lange ich da war,wie lange ich gebraucht habe um mich auf Therapie wirklich einlassen zu können?
Ich war insgesammt über 10 jahre bei diesem einen Therapeuten der ein wunderbarer Mensch und Begleiter für mich war.
Glaub nur nicht,ich konnte mich sofort auf ihn und auf das ewige reden mich einlassen.
Ganz am Anfang ich glaube die ersten zwei Jahre ging alles nur mit vorlesen meiner Gedanken die ich immer auf einen Zettel aufschrieb.
Ich konnte nie wirklich anfangen mit dem Thema,und das erklärte ich meinen Thera auch genau,der widerum erarbeitete mir Möglichkeiten wie es denn gehen könne.Alles schritt für schritt und nur so wie es mir gut damit ginge,denn ihm war es wichtig das ich mich nie unter Druck setze.
Möglichkeiten waren,indem ich einen Zettel mit meinen Gedanken mitbrachte,den ich vorlesen durfte,er frug dann Fragen,oder später spielten wir das mit kleinen Puppen nach um mich näher an das ganze heran zu führen,aber immer in meinem Tempo und meiner Übereinstimmung,das fragte er immer dabei ab.
Oder irgentwann las er meine Gedanken vor was sich dann ganz anders anhört oder anfühlt wenn ein anderer diese Gedanken vom eigenen Zettel vorliest und frug dann stück um stück wie es mir damit ginge und wonach mir wäre.
Irgentwann später aber alles im langsamen Tempo fing ich an darüber zu reden,sicher,ich hab auch sonnst immer geredet aber nur was nötig war,ich hab mich immer so schwer getan zu reden,es hat mich immer unter Druck gesetzt "zu liefern"wie eine nette Userin es hier schon mal beschrieb.
Mein THera hatte ein sehr gutes Feingefühl was ich denn bräuchte,und wonach mir war,und glaubt mir,es ist verdammt schwer das irgentein Mensch an mich heran kommt,denn meine Art ist es Menschen mir fern zu halten weil ich das tiefe Gefühl in mir habe bis heute,nicht in dieses Leben und nicht in diese Welt zu passen.
Er gab mir soviel Freiraum,soviel Sicherheit(was Jahre gebraucht hat bis ich Sicherheit bei ihm wirklich spürte)egal was ich brauchte,egal wieviel in welcher Form,er machte alles möglich damit ich mehr und mehr aus mir heraus kommen konnte,das waren unter anderem,mit Puppen nachspielen was ich wie und wo erfahren habe,er hat verschiedene Rollen der Puppen eingenommen so wie ich auch und das hat mich an das herangeführt was ich all die Jahre gefühlsmässig verdrängt und abgespalten habe,später haben wir Rollenspiele ohne Puppen gemacht,ich durfte zu Anfang meinen Teddy mitbringen alles nur damit ich mich öffnen konnte,er sagte immer:alles kann,nichts muß.
Auch ich machte die Erfahrung das es zeitweise stockte in der Therapie,oder ich mehr zurück als vorwärts lief,aber mein Thera meinte,das müsse man aushalteen können denn einmal ginge es weiter,und in Zeiten wo es stockte,hat mich mein Thera eben mehr Fragen gestellt,oder gefragt was ich brauche jetzt oder grundsätzlich.
Ich hatte das Glück das mein THera für alles offen war und spontan genug war mit mir das umzusetzen.
Weißt du Betti,was mir auch ganz gut tat?
In Zeiten wo ich das Gefühl hatte es geht nicht weiter,oder Thera sagte,es stagniert gerade wieder,da habe ich meinen Thera um einen Spaziergang gebeten,wir sind dann immer im nahegelegenen Wald gegangen egal wie das Wetter gerade war,dort haben wir manches mal schweigend auf einer Bank verbracht haben einfach inne gehalten und der natur gelauscht,und die Atmosphäre ist draußen eine ganz andere als in seinem Büro,das hat vieles leichter oder gar erst möglich gemacht.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Gelli
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Beitrag Do., 11.06.2015, 07:06

Wir sind auch oft gemeinsam zum Friedhof gelaufen(dort liegt meine kleine Tochter symbolisch in einem Brief vergraben)saßen auf einer Bank und dort konnte ich einfach nur sein.(Mein Thera hattte dort mit mir vor einigen Jahren gemeinsam mit mir meine Tochter symbolisch mit einem BRief vergraben,er hatte das Loch gebuddelt,ich legte den Brief der vorher noch vorgelesen wurde von mir da hinein,vergrub den Brief und wir beteten gemeinsam dazu das Vater Unser)
Das war so ergreifend und berrührend für mich und das ist etwas was mich mit vielen anderen Dingen die er mit mir möglich machte,fortan verbinden ließ.
Ich kann eigentlich garnicht alle aufzählen was er alles möglich machte damit die Therapie im Grunde niemals stehen blieb,aber möglich machen konnte er ja nur weil ich diejenige war die ihm sagte,wonach mir war,und was ich bräuchte,denn es ist immer wichtig auch für dich Betti,zu schauen,was tut dir gerade gut,was kann der Thera machen,damit es dir gut geht,und wenn es auch mal bedeutet nur über Gott und die Welt zu sprechen,und wenn dir nach schweigen ist dann ist das ok solange es dir damit gut geht und die Thera damit umgehen kann.
Druck bringt rein garnichts,damit macht man dicht,und nach einem Jahr zu erwarten/verlangen das da schon große Fortschritte sind,das kannst du nicht,alles braucht seine Zeit.
Nicht umsonnst heißt mein Slogan unter meinem Nicknamen:GUT DING WILL WEILE HABEN!

Diesen Spruch hat mir mein Thera immer wieder mal gesagt wenn es stockte oder ich dachte es geht nie vorwärts.Betti,und seien es noch so kleine Stecknadelschritte,aber viele kleine Stecknadelschritte ergeben einen großen Schritt.Und wenn das bedeutet das dies länger braucht als du wolltes,ist doch egal,du hast alle Zeit der Welt,denn das braucht Zeit.
Und solange du noch nicht stabil in dir bist,wäre es nicht klug dir ein weiteres Kind zuzumuten,denn deine Kids brauchen eine stabile in sich gefestigte Mutti und glaub mir,ich sprech da aus eigener Erfahrung,Kinder spüren ob die Mutti in sich stabil und gefestigt ist.(Meine Söhne sind 18 u.22 Jahre)Meine Söhne haben genug durch mich erfahren müßen,und bin so dankbar das sie tolle Söhne mit Abiabschluß geworden sind.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Betti
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Beitrag Fr., 12.06.2015, 11:03

Liebe Hummmel,
herzlichen Dank für deine Antwort. Ja stimmt, die Hintertür ist zu. Ist aber auch irgendwie gut so, denn rückwärts laufen bringt sicher nicht den erwünschten Fortschritt.
Ich bin schon gespannt wie das bei mir weiter gehen wird - Medikamente oder doch keine? Mittlerweile glaube ich schon, dass es gut wäre, sich mal darauf einzulassen. Mal zu schauen, ob es mir dann vl. doch mal besser geht.
Bist du auch der Meinung, dass die Medikamente zu wenig wirken? Oder sieht das nur deine Therapeutin so?

Liebe Gelli,
herzlichen Dank für deine Worte. Sie haben mich sehr berührt und mich zum Nachdenken gebracht. Ich weiß, dass ich mich sehr unter Druck setze. Leider schaff ich es (noch) nicht, diesen Druck vorweg zu lassen. Das ist in meinem ganzen Leben so. Ich schaffe es auch nicht, das zu äußern was ich gerne möchte, was ich jetzt bräuchte. Meine Therapeutin fragt mich oft, was ich denn jetzt bräuchte. Meine Antwort ist wie so oft, ich weiß es einfach nicht. Ich glaube ich spüre einfach nicht, was mir einfach gut täte. Ich schweige sehr, sehr oft in der Therapie. Das halte aber ich nicht aus, ich glaube das merkt sie. Abgesehen davon dissoziiere ich sofort, wenn mal nicht gesprochen wird. Dann befinde ich mich gleich in "meiner sicheren Welt". Und selbst nur über Gott und die Welt zu sprechen ist für mich total schwierig. Ich fühle mich sooft einfach nur ausgeliefert, beobachtet. Und glaub mir, sie macht alles mögliche, damit ich mich nicht so fühlen muss.

Es fällt noch so schwer zu vertrauen, sich sicher zu fühlen auch wenn ich das gerne würde. Ich zweifle nicht an ihr, ich glaube schon, dass ich bei der richtigen Therapeutin bin. Aber ja mittlerweile haben ja schon sehr viele geschrieben, dass es bei ihnen auch dauerte bis sich was tat. Bis sie sich öffnen könnten, vertrauen konnten, Gefühle zulassen konnten.
Hätte eben nie im Leben gedacht, dass dies wirklich so schwierig sein kann. Ich muss mir einfach eingestehen, dass es jetzt eben nun mal so ist und ja ich muss mir die Zeit geben. Da hast du sicher Recht Gelli.

Das mit dem Spaziergang finde ich eine total gute Idee. Auch wenn es mir sicher total schwer fallen wird, das überhaupt vorzuschlagen. Aber da ich auch sehr gerne in der Natur bin, könnte ich mir schon vorstellen, dass es dort vielleicht etwas leichter fallen wird.

Am Mittwoch habe ich es ja zum ersten Mal geschafft, sie anzurufen, da es mir einfach nicht gut ging. Jetzt hatte ich gestern nen Zusatztermin. Ich weiß noch nicht was, aber irgendwas ist seit gestern anders. Irgendwas hat sich da getan. Ich kann nur hoffen, dass dieses Gefühl etwas anhält oder zumindest öfters in Erscheinung tritt.
Denn so wie nach der vorletzten Therapie am Dienstag möchte ich mich eigentlich nicht mehr fühlen. Auch wenn ich weiß, dass es sicher wieder mal passieren kann.

Naja, wie du sagtest liebe Gelli, auch kleine Stecknadelschritte ergeben irgendwann einen großen Schritt.
Danke nochmals für deine lieben Worte.

Liebe Grüße
Betti

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