ich schreibe das nicht, um Dich anzugreifen, sondern nur, um meinem Empfinden bei dieser Frage Ausdruck zu verleihen: Du hättest genauso gut fragen können: "Ist der Mensch gut oder schlecht?"Widow hat geschrieben:Aus aktuellem Anlass öffne ich diesen Thread mit dem Thema, ob "Erfolgsberichte über beendete Psychotherapien" in diesem Forum überhaupt funktionieren können.
Es kommt meiner Meinung nach nicht nur auf den Sender, sondern mindestens zu gleichen Teilen auf den Empfänger an. Was wird gesagt? Wie kommt es bei Dir an ... und warum ...
Auch da wird jeder nur von sich selbst berichten können. Es gibt bestimmt sehr viele mögliche Gründe. Meine waren vor allem die Freude daran, ohne diese belastenden Depressionen leben zu können und andere Betroffene daran teilhaben zu lassen und sie damit zu ermutigen. Nicht nur das Leid will hier geteilt werden.Widow hat geschrieben:Der grundsätzliche Anlass:
Ich ganz persönlich frage mich, warum jemand, der eine wie auch immer 'erfolgreiche' Psychotherapie abgeschlossen hat, noch das Bedürfnis verspürt, (hier oder auch andernorts) darüber zu "berichten".
Ja, da bin ich bei Dir. Es "Leben" & "Sein" ohne darüber nachdenken zu müssen ist das Zeichen, daß es wahr ist. Mit "daß es wahr ist" meine ich in diesem (meinem) Fall, daß ich ein selbstbestimmtes Leben führen kann, in dem Depressionen überflüssig geworden sind.Vermutlich bin ich da gnadenlos naiv, doch ich hoffe für alle, die eine Psychotherapie in dem Gefühl, dass sie ihnen geholfen hat, abgeschlossen haben, - ich hoffe für all die, denen das so ging und geht, dass sie dann nicht mehr irgendwo ausdrücklich davon erzählen müssen (was sie da "geschafft/erreicht" haben), sondern dass sie es dann 'einfach' leben & sein können
Doch kann es sein, daß diese Tatsachen unter bestimmten Umständen ins Bewußtsein dringen und sich in meinem Inneren Freude ausbreitet. Genau darüber. Und diese Freude möchte ich gerne teilen und damit sagen: "Verzage nicht, halte durch, ich kenne Deine Gefühle und möchte Dir so gerne zeigen, daß es wirklich vorbei gehen kann ... bleib bei Dir, bleib dran, ...
Von "müssen" ist hier nicht die Rede ...
Ich nenne das Wertschätzung. Wenn ich eine Erfahrung mache, die mein Leben negativ beeinflußt - physisch oder psychisch - und sich diese Situation zum Positiven wendet, dann schätze ich diesen Zustand, weil ich weiß, daß das auch anders sein kann. Und wie schon oben gesagt, teile ich auch gerne meine Freuden und ich glaube, damit bin ich nicht alleine.Widow hat geschrieben:Andersherum denke ich (logischerweise und naiv, wie ich da vielleicht noch bin), dass, wem das nicht so geht, wer also im Gegenteil das Bedürfnis hat, von seinen Therapieerfolgen zu "berichten" (...) - dass da trotz Therapie vielleicht doch noch ein paar persönlichkeitsstrukturelle und/oder lebensweltliche Defizite* vorhanden sind.
*('Stimmt' die Lebenswelt für den persönlichkeitsstrukturell geschwächten Menschen, können auch oft persönlichkeitsstrukturelle Defizite, die er hat, von der Lebenswelt für ihn absorbiert werden.)
Was die Defizite betrifft: Wer ist denn schon "normal" bzw. was ist denn das "normal sein"?
Kurzum:
Ich finde es nicht außergewöhnlich, wenn jemand nicht nur sein Leid, sondern auch seine positiven Erfahrungen mit anderen teilen möchte.
Liebe Grüße,
Annemarie