Kontrolle über ständiges Heulen erlangen

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Thread-EröffnerIn
Grashalm
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Beitrag Mo., 11.05.2015, 13:54

Hallo Miss_Understood,
Miss_Understood hat geschrieben:@Grashalm: woran erinnern dich denn so Situationen, in denen du 'Rede und Antwort' stehen musst und dann die Tränen kommen? Was passiert in dir in dem Moment genau davor?
Sie vermitteln mir das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Unter "normalen" Umständen wäre das auch nicht schlimm. Eigentlich bin ich eine recht selbstbewusste und schlagfertige Person. Momentan jedoch fühle ich mich nahezu entscheidungs- und handlungsunfähig. Diesen Zustand kann ich nicht einmal vor mir selbst rechtfertigen und versuche daher mich möglichst unauffällig und unbeschwert aus solchen Situationen heraus zu manövrieren... Tränen sind da eher kontraproduktiv

Beste Grüße
Grashalm
"Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war." - Bertolt Brecht -

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Miss_Understood
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Beitrag Mo., 11.05.2015, 16:23

Kennst du das irgendwoher, das Gefühl?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Thread-EröffnerIn
Grashalm
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Beiträge: 79

Beitrag Di., 12.05.2015, 14:35

Miss_Understood hat geschrieben:Kennst du das irgendwoher, das Gefühl?
Ich verstehe leider nicht so recht, was du meinst...
"Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war." - Bertolt Brecht -

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schneeweiß
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Beitrag So., 05.07.2015, 08:37

Hallo Grashalm!

Wenn ich das richtig gelesen habe, kommt deine große Traurigkeit in bestimmten Situationen richtig heraus. Wie meinst du das mit "Rede und Antwort stehen"?

Ich finde es wirklich wichtig, Grenzen zu ziehen und wenn du über etwas nicht sprechen magst, kannst du das auch anderen mitteilen (ohne schlechtes Gewissen).
Ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig gelesen habe, aber setz dich nicht unter Druck: wenn du sprechen / erzählen magst, dann mach das und wenn nicht, dann darfst du das auch sagen.

Für mich selbst ist es wichtig, Auslöser zu erkennen und zuordnen zu können. Das sind objektiv betrachtet häufig "harmlose" Situationen, die bei mir alte Gefühle aktivieren und dann entsprechende, schwer aushaltbare Gefühle auslösen.

Mir hilft es - zumindest vorübergehend und in der konkreten Situation - mich in die Gegenwart zu holen. Ich führe mir dann vor Augen, wo ich bin, dass hier keine Gefahr besteht etc..., um mich wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen.

Die Auslöser selbst bzw. Die aufkommenden Gefühle bearbeite ich später in meiner Therapie.

Es gibt verschiedene Skills, wie es gelingen kann, sich von überschwemmenden Gefühlen zu distanzieren, da muss jeder für sich ausprobieren, was ihm selbst hilft. Wichtig ist aber, im Trockentraining zu üben und nicht erst, wenn die überschwemmen Gefühle bereits da sind.

Ich selbst konnte mit dem klassischen Skillstraining nie viel anfangen, was mir hilft, ist einen inneren Beobachter zu etablieren.

Das klingt sehr theoretisch, meint aber nichts anderes, als dass ich meine Aufmerksamkeit in solchen Situationen auf eine Beobachtungsebene versuche zu heben.

Ich beobachte das, was passiert / passiert ist, meine Reaktionen, die aufkommenden Gefühle und bin dadurch in der Lage, eine gewisse Distanz herzustellen (natürlich gelingt es mal besser, mal schlechter und es ist Übungssache).

Eine weitere Technik wäre das Wahrnehmen mit den 5 Sinnen : die Aufmerksamkeit auf Dinge im Außen lenken (was sehe ich: die Blumen, Bäume, Menschen etc..was höre ich etc.), ebenfalls, um aus der tiefen inneren Betroffenheit heraus zu finden.

Ansonsten könntest du überlegen (in einer ruhigen Situation), was dir deine Traurigkeit mitteilen möchte? Bei mir ist/war es die Notwendigkeit, dass ich mich mit bestimmten Themen auseinandersetze.
Was es bei dir ist bzw. Genau ist, musst du dir selbst ansehen.

LG, schneeweiß

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Candykills
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Beitrag So., 05.07.2015, 08:59

leberblümchen hat geschrieben:Wie ich darauf komme? Ich hab das mal gelesen, weil ich mich mit dem Thema 'Weinen' auch beschäftigt habe. Es klingt ja auch, denke ich, absolut plausibel, gerade wenn das Weinen in den von der TE genannten Situationen auftritt. Nun ist das vielleicht nicht immer so plump, von wegen: "Siehst du nicht, dass ich weine?! Also sei gefälligst lieb zu mir!", sondern es kann auch etwas dezenter - aber mit derselben inhaltlichen Aussage - ablaufen: dass es eine Möglichkeit des Unbewussten ist, im Anderen ein Gefühl der Milde oder ein Mitgefühl entstehen zu lassen.

Ich hatte neulich in der Therapiestunde auch mal das Bedürfnis, hemmungslos zu weinen. Ich fühlte mich so 'wunderbar', und ich wollte damit eine Traurigkeit rauslassen, die ich so eigentlich nie gespürt habe; das war dann z.B. ein ganz anderes Weinen als das Weinen à la: "Guck mal, wie schlecht es mir geht". Das wäre dann so ein 'Für-sich-Weinen' in der Gegenwart eines Anderen. Das empfand ich - ich hab es nicht mal getan, sondern den Wunsch nur ausgesprochen - als ganz anders.

Was Grashalm betrifft, wäre es, um das Problem zu 'kontrollieren', vielleicht erstmal hilfreich, herauszufinden, um welches Weinen es genau geht. Schon die Worte 'ständig', 'Heulen' und 'kontrollieren' sprechen ja Bände. Da wird das eigene Gefühl nicht angenommen; es werden die Worte des Anderen (der Eltern?) wiederholt bzw. vorweggenommen, à la: "Nun stell' dich nicht so an!" - Wenn der Betroffene aber, anstatt sich in die Arme zu nehmen, sich mit dem Anderen identifiziert, wird es ihm ja nie gelingen, seine eigenen Gefühle anzunehmen. Er wird sie immer als lästig empfinden - und vermutlich genauso lange werden diese Gefühle immer wieder auf diese für ihn unangenehme Art wieder auftauchen, von wegen: "Ätsch, da bin ich wieder" - und ich fände es auch schlimm, wenn die eigene Psyche sich so stark von der Identifizierung mit dem Aggressor kontrollieren lassen würde! Also, mit anderen Worten: Lieber heulen, als aufgeben.
Da du dich ja bezüglich des Weinens belesen hast:
Off-topic
Und das bedeutet es, wenn man partout nicht vor anderen weinen kann? Ich könnte nie vor meiner Thera weinen, wobei ich nicht beurteilen will, wenn jemand anderes das kann. Nur ich kann es nicht und trotzdem möchte ich natürlich, dass sie sich zu einem gewissen Maß um mich kümmert. Möglicherweise haben Anteile von mir schon vor ihr geweint. Aber ich...no way. Alleine kann ich weinen. Vor Thera, Freunden oder Familie gar nicht. Mir ist aber schon öfter passiert, dass es mich in der Öffentlichkeit überkam, und ich es natürlich mit allen Mitteln zu verbergen versuchte a la Wimper im Auge
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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