Hype um psychische Krankeiten - Über-Diagnosen?

Gibt es demnächst themenbezogene TV- oder Radio-Sendungen? Kinofilme? Fanden Sie interessante Artikel oder Pressemeldungen in Zeitschriften oder im Internet, Bücher oder DVD's? Hier können Sie die anderen davon informieren...

kaja
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Beitrag Mi., 18.03.2015, 19:53

Natürlich sollte eine zutreffende Diagnose gestellt werden wenn möglich.
Wenn der Arzt sich aber nicht sicher ist, oder meint mit dem Patienten sei alles in Ordnung, muss das auch so benannt werden und nicht wahllos irgendeine Erkrankung ausgewählt werden.
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Nico
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Beitrag Mi., 18.03.2015, 20:12

Nico hat geschrieben:inflazionär ..
Jessas was hat mich denn da geritten ? Mit Hochsensibelität kann ich mich da wohl nicht rausreden......
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 18.03.2015, 20:15

@ Candle: Der Großteil war in dem Tenor, stimmt. Aber es gab auch genügend Beiträge, in denen die Pseudowissenschaftlichkeit niveauvoll diskutiert wurde. Das braucht hier nicht nachgeholt zu werden. Auch in der Fachwelt ist der mit dem DSM-V aufgeflammt.
Und ja, leider spielt auch Gefallen oft eine Rolle. Sowohl beim Pat. als auch beim Psychiater. Ich behaupte mal ganz frech, dass kaum ein Psychiater ihm angenehme Patienten als Borderliner sehen wird, wobei ich von der Unbeliebtheit der Borderliner ausgehe. Sonst bitte etwas anderes einsetzen.
Ausnahmen wären natürlich Fachkräfte für Borderline. Da wird niemand diskriminiert und alle haben Borderline.

Ich persönlich vertrete den Standpunkt, dass es in der Psychiatrie nur Pseudopatienten geben kann, da den echten auf psychiatrischem und psychotherapeutischem Wege derzeit keine Hilfe außer Plazebo zur Verfügung steht.

Die "echten" Kranken sieht auch ein blinder. Alles andere ist Definitionssache. Bestimmt der Versuchsleiter. Kein Wunder also, dass der eine zu Viel an Krankheiten sieht, der andere zu wenig.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 18.03.2015, 20:22

@ kaja
Wenn der Arzt sich aber nicht sicher ist, oder meint mit dem Patienten sei alles in Ordnung, muss das auch so benannt werden und nicht wahllos irgendeine Erkrankung ausgewählt werden.
Grundsätzlich gebe ich Dir Recht, ... wäre schön, wenn man das so machen könnte. Das Problem ist jedoch, dass der Therapeut sich eine Diagnose aussuchen muss, da nur Störungen und Krankheiten von der Kasse bezahlt werden. Der Therapeut muss den Klienten somit "krank machen", ihm einen Krankheitsstempel verpassen - auch dann, wenn die Umwelt "Schuld ist". Ohne Störung/Krankheit keine Therapie. So bekommt dann ein Klient, der vielleicht völlig normal auf zu hohe Anforderungen am Arbeitsplatz reagiert, die Diagnose Burnout oder Depression und wird damit zum Kranken gemacht, obwohl er völlig normal reagiert. Ob nun normale Reaktion oder psychisch krank, der Klient leidet, so oder so, und braucht Hilfe. Doch die bekommt er eben nur mit einem Krankheitsstempel.

Anderseits denke ich, dass es legitim ist, wenn von der Kasse auch wirklich nur Störungen/Krankheiten bezahlt werden und nichts, was normal ist bzw. sein könnte. Doch dazu muss man eben wissen, was denn überhaupt normal ist und was psychisch krank ist und ob der Einzelfall normal oder psychisch krank ist.

Interessantes aber auch schwieriges Thema, das man aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachten kann.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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kaja
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Beitrag Mi., 18.03.2015, 20:43

@Jenny
Ich rede jetzt auch eher von den Ärzten.
Das man eine Behandlung nicht bezahlt bekommt wenn kein wirkliche Erkrankung vorliegt finde ich nachvollziehbar.
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candle.
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Beitrag Mi., 18.03.2015, 20:51

Jenny Doe hat geschrieben:@ kaja
Wenn der Arzt sich aber nicht sicher ist, oder meint mit dem Patienten sei alles in Ordnung, muss das auch so benannt werden und nicht wahllos irgendeine Erkrankung ausgewählt werden.
Grundsätzlich gebe ich Dir Recht, ... wäre schön, wenn man das so machen könnte. Das Problem ist jedoch, dass der Therapeut sich eine Diagnose aussuchen muss, ...
kaja schreibt von einem Arzt, du vom Therapeuten. So kann man das nicht vergleichen. Ich war auch zuerst beim Allgemeinmediziner, wurde dann ausführlich untersucht und in letzter Maßnahme erst zum Therapeuten überwiesen. Also soooo leicht geht es dann nicht mit der Diagnostik.

Im Artikel steht ja im Grunde auch, dass sich in den letzten 3 Jahrzehnten von den ernsthaften psychischen Erkrankungen statistisch offenbar nichts geändert hat.

Und ich denke, dass es menschlich ist, dass der Mensch seine Lücken sucht aus welchen Gründen auch immer. Früher hat man eben Party gemacht und lag dann mit einer Pseudogrippe danieder und heute springt man dann gerne auf den Burn out Zug auf.

Hype? Naja, das kann man sehen wie man will.
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Jenny Doe
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Beitrag Do., 19.03.2015, 05:20

@ Candle
heute springt man dann gerne auf den Burn out Zug auf
In meinem Freundeskreis beobachte ich eine Veränderung der Arbeitssituation. Bei zwei meiner Freunden ist deutlich zu erkennen, dass Burnout nicht nur ein Zug ist, auf den man springt. Beide arbeiten seit 30 Jahren im Betrieb und hatten nie irgendwelche Probleme, weder Burnout, noch Depression, noch Ängste, ... oder sonst was. Beide hatten kaum Fehltage, waren ruhig, entspannt und ausgeglichen. Dann wurden berufsinterne Änderungen eingeführt. Arbeitnehmer wurden entlassen, alles wurde umstrukturiert, auf die Arbeitnehmer wurde bzw. wird ein enormer Druck ausgeübt. Wer nicht funktioniert muss mit Entlassung rechnen. Zahlreiche Arbeitnehmer wurden bereits entlassen. Meine Freundinnen kamen bzw. kommen nicht mehr vor 18-19 Uhr aus ihrem Büro raus. Beide versuchten sich anzupassen, hielten ca. zwei Jahre lang durch, dann brachen beide zusammen. Beide waren vor den berufsinternen Änderungen psychisch unauffällig. Heute sitzen sie bei Psychotherapeuten im Sessel, wo sie lernen, sich den Erwartungen ihrer Arbeitgeber anzupassen und laufen mit der Diagnose "Burnout" rum. Eine hat inzwischen die Arbeitsstelle gewechselt. Seitdem hat sie kein Burnout und keine Fehltage mehr. Die andere steckt noch in ihrem Job drin, ist ständig krank, was sie früher nicht war. Eine Krankmeldung jagt die andere.
Ich denke, solange man Burnout nicht Ernst nimmt, solange wird man auch keine Notwendigkeit sehen, die Ursache zu bekämpfen und die Arbeitssituation "menschenfreundlicher" zu gestalten.
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hawi
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Beitrag Do., 19.03.2015, 09:15

Hallo pandas,

guter Thread, gutes Thema.

Zwar wohl die Themengrenze sprengend, aber allein dies Stückchen (aus meiner Sicht) eines sehr umfassenden Phänomens (Problems?) zu betrachten, bringt nichts.

Schon zu beschreiben, was ich meine, was mir seit längerem auffällt, eher negativ, nicht einfach, jedenfalls nicht ohne sofort auf vielstimmigen Widerspruch zu stoßen, auch missverstanden zu werden.

Sehr vernetzt, facettenreich, passend zu den allgemein heute typischen Lebensbedingungen, Lebensumständen, lernen alle, die meisten sehr viel, aber nicht allein gutes.

Überspitzt meine ich, lernen wir, lernen viele auch eigene Hilflosigkeit!

Stichworte:
Selbstwirksamkeit
Eigenverantwortung
Realitätsbewusstsein/-sinn
Eigenständigkeit
Fähigkeiten ohne Staat, Obrigkeit, Spezialisten, Fachleute, etc. zu recht zu kommen

Was zukünftig gut oder schlecht ist, keine Ahnung.
Was ich sehe, ob nun hier im Forum, oder an zig anderen Stellen, dass der einzelne sich selbst, dass sich auch mehrere Menschen in Gemeinschaften, kleinen und großen, selbst nicht helfen können oder allein für sich nicht wollen.

Ich brauche Hilfe!
An sich ja durchaus klasse, wenn Mensch auch das so erkennt, sich so verhält.
Aber….
Nicht nur ein, sehr viele große ABER von mir:

Schon am Beginn?
Natürlich meinem Alter geschuldet, geschuldet meinem Abgleich, Vergleich, zwischen früher und heute. So wie ich geprägt wurde, geprägt bin?
Ich käme auf manch Hilfsbedürfnis gar nicht! Oder auch manch schlechtes Gefühl, manch empfundene Gefahrenlage, Bedrohung und und und.

Wie risikolos, ungefährlich, wie frei von negativen Emotionen kann und soll Leben sein?
Was darf, kann, sollte der einzelne für sich allein und in Gemeinschaften eigenständig können/dürfen?
Ab wann muss, kann, darf ein Experte, ein Gesetz, eine Behörde „helfen“?

Wie groß darf die Abhängigkeit des einzelnen von Experten, Staat, nicht zu vergessen zig privatwirtschaftlicher Angebote sein, werden?

Was ich recht kritisch sehe, ist auch, dass einerseits immer neuer Hilfs-, Betreuungsbedarf gefunden, definiert wird. Nicht nur „hier werden sie geholfen“, auch oft, hier müssen sie sich helfen lassen oder hier muss geholfen werden. Hilfe? Auch der, der sie für sich nicht möchte, kann so manch fürsorglichem Schutz kaum mehr entrinnen.

Zunehmend angeordnete Risikovorsorge. Aber auch allgemeiner Druck.
Wenn immer mehr Risiken, Gefährdungen, emotional Belastendes nicht mehr dazu gehören darf, kann, soll, kann sich der einzelne dem kaum entziehen.
Auf keiner Seite. Was gestern noch normal war, ist morgen schon etwas, gegen das was getan werden MUSS. Noch dazu nicht von jedem selbst, sondern von und durch xyz.
Immer neuer Hilfs- Bedarf.

Zwar gibt es an jeder Stelle auch die, die es für sich, oder aus welchen Gründen immer, nicht wollen.
Chancen haben die heute kaum. Jeweils auch immer wohl die schlechteren Argumente.
Es geht ja immer um Schutzmaßnahmen, Hilfsmaßnahmen. Wer nicht beim helfen, schützen mitmachen will? Wer sich nicht schützen, helfen lassen will?

Im ganz kleinen versuch ich es – grad auch hier – immer mal wieder.
Versuche, an die individuellen Fähigkeiten zu appelieren, an den Glauben, auch selber was bewirken zu können, versuche Maßstäbe anders zu setzen, versuche, manch eigene Erfahrung im Umgang mit Ungutem, manch erleben von Belastendem auch als Lernprozeß, der sein darf, zu deuten, zu sehen.

Sind aber arg viele und große Windmühlenflügel.
Betrifft nicht allein den Gang zum Arzt und Psychotherapeuten, betrifft sehr umfassend Leben heute. Eigenes, ohne Hilfe von außen? Wollen zum einen, soweit ich es sehe, die meisten nicht.
Viele sehen es wohl auch bereits nicht mehr, dass sie selbst was könnten und der einzelne ist so eingebunden in die Gemeinschaft, dass es auch zunehmend unmöglich wird, allein selbst was für sich zu können.

Was dann aber leider überhaupt nicht bedeutet, dass dort, wo auch aus meiner Sicht großes Hilfsbedürfnis bestände, wirklich geholfen wird, wirklich gebessert wird.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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candle.
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Beitrag Do., 19.03.2015, 10:49

@ Jenny Doe
hawi hat es ja schon geschrieben mit der Selbstwirksamkeit. Du hast es im Grunde auch geschrieben. Eine Kollegin hat sich einen neuen Job gesucht und der geht es wieder gut. Deine andere Freundin kommt aus dem System nicht mehr raus.
Jenny Doe hat geschrieben: Ich denke, solange man Burnout nicht Ernst nimmt, solange wird man auch keine Notwendigkeit sehen, die Ursache zu bekämpfen und die Arbeitssituation "menschenfreundlicher" zu gestalten.
Was ist denn deiner Meinung nach eine Verhütung von Burn out? Ich bezweifle nämlich, dass man das Pferd hier von hinten aufziehen könnte.

Ich kann nur sagen, dass ich persönlich nichts bemerkt habe, dass es irgendwie "schlimmer" geworden wäre mit der Arbeitssituation. Schon in meiner Lehrzeit war mein Arbeitsplatz unsicher. Dort bereits in den 80igern prognostizierte man mir Arbeitslosigkeit. Das bin ich dann aber doch nie geworden, aber latent war da im Hintergrund immer das Damoklesschwert einer unsicheren Zukunft. Eine Arbeitszeit bis 19 Uhr finde ich nicht außergewöhnlich Burn out fördernd.

Früher hatten zum Beispiel die Geschäfte nur bis 18 Uhr geöffnet. Das wurde dann geändert, sicher zum Vorteil vieler Menschen, die spät Feierabend haben. Nun wird das hier quasi verteufelt. Tja.

Wir können auch nicht alles haben wollen und nichts dafür tun.

Ja, so sehe ich das- in Kurzform.
candle
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hawi
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Beitrag Do., 19.03.2015, 11:24

Off-topic
candle. hat geschrieben: Ich bezweifle nämlich, dass man das Pferd hier von hinten aufziehen könnte.
Es sei denn es wäre ein Spielzeugpferd mit Aufziehmechanismus

candle, leider ist dein lustiger Zitate Thread ja nicht zugänglich (im Moment),
also hier völlig unanonym und off topic dieser Kommentar.

GlG hawi
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Bertrand Russell


Jenny Doe
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Beitrag Do., 19.03.2015, 14:19

@ Candle
Was ist denn deiner Meinung nach eine Verhütung von Burn out?
Mehr Arbeitsschutz, wie es inzwischen auch von der Bundesregierung gefordert wird. Nicht täglich von 8-18 bzw. 19 Uhr arbeiten müssen (wie meine Freundinnen) und nicht auch noch in der Freizeit mit dem Handy rumlaufen müssen, und ständig erreichbar sein müssen, ...
hawi hat es ja schon geschrieben mit der Selbstwirksamkeit
Genau dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit hatten bzw. haben beide Freundinnen verloren. Die Angst vor Kündigung bzw. Versetzung, das Bloßgestellt werden als Versager vor anderen, ... hat beide hilflos gemacht. Sie haben aus Angst funktioniert, bis zum Zusammenbruch.

Psychotherapie hat beiden sehr geholfen. Eine hat es geschafft den Job zu wechseln. Die andere hat noch zu große Angst davor in Harz 4 zu landen. Sie lernt jetzt in der PT, wie sie in ihren 11 Stunden Arbeitstag plus 2 Stunden Fahrtzeit, Entspannungsübungen einbauen kann.

Gerade diese beiden Freundinnen sind für mich ein schönes Beispiel für die Meinung, die ich eingangs vertreten habe. Meiner Meinung nach reagieren beide völlig normal und gesund auf eine ungesunde Arbeitssituation.


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candle.
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Beitrag Do., 19.03.2015, 14:42

Jenny Doe hat geschrieben: Mehr Arbeitsschutz, wie es inzwischen auch von der Bundesregierung gefordert wird.
Was fordern die denn, mal neugierig gefragt? Ich bin da nicht auf dem Laufenden.
Gerade diese beiden Freundinnen sind für mich ein schönes Beispiel für die Meinung, die ich eingangs vertreten habe. Meiner Meinung nach reagieren beide völlig normal und gesund auf eine ungesunde Arbeitssituation.
Gut, ich kann das schon nachvollziehen, dass man in so eine Maschinerie gerät und dann nicht mehr rauskommt. Dennoch habe ich aus meinen Tätigkeiten auch so Beobachtungen gemacht, dass in der Freizeit genau so weiter gemacht wird wie am Arbeitsplatz. Da wird als Beispiel gezetert, dass man einen vernünftigen Bürostuhl braucht um vernünftig am PC sitzen zu können, während man Zuhause stundenlang wie ein Affe auf dem Schleifstein vor dem PC sitzt und Spiele spielt. (Überzogenes Beispiel) Und wer hat dann Schuld, wenn die Rückenschmerzen da sind? Der Job!

Auch die Erreichbarkeit mit dem Handy sehe ich zwiegespalten. Man muß sich ja keines zulegen und den Trend nicht mitmachen. Nun hängt das aber auch vom Job ab. Aber mein Arbeitshandy habe ich immer um 18 Uhr abgeschaltet. Aber das wird ja die Selbstwirksamkeit sein, die du meintest, nehme ich an, dass man das nicht (mehr) tun kann. Das ist auch schwierig, wenn man das Handy zudem privat viel nutzt.

Wie gesagt: Ich finde es problematisch, wenn die Freizeit auch keine Erholung mehr bietet.

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Jenny Doe
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Beitrag Do., 19.03.2015, 15:13

@ candle
Was fordern die denn, mal neugierig gefragt?
Ich werde morgen mal schauen, ob ich den Link noch finde.
Dennoch habe ich aus meinen Tätigkeiten auch so Beobachtungen gemacht, dass in der Freizeit genau so weiter gemacht wird wie am Arbeitsplatz.
Ja. Dem stimme ich zu. Und ich habe diese beiden Freundinnen auch mal gefragt, warum sie sich in ihrer Freizeit denn nicht mal Ruhe gönnen. Und ich musste feststellen, dass jeder Mensch wohl etwas anderes unter Entspannung versteht. Für mich ist Entspannung Spazierengehen, Natur, Musikhören, Schwimmen, ... Alles andere, auch das, was meine beiden Freundinnen in ihrer Freizeit machen, wäre für mich Stress. Aber sie sagen, es entsapnnt sie, wenn sie nach der Arbeit zum Tanzkurz, Musikunterricht, Sprachkurs, ... gehen. Sie sagen beide, dass sie das brauchen, weil sie mehr sind, als nur Arbeit und Ruhe. Tanzen, Musik usw. ist ihr Ich, ihre Identität, ihre Quelle der Entspannung. Für mich wäre das Stress pur, aber so unterscheiden sich Menschen wohl.

Bei einigen Kindern (hat ja auch Sandrin schon gesagt) ist das ähnlich. Die rennen nach der Schule auch von Kurs zu Kurs, nur liegt die Verantwortung bei ihnen bei ihren Eltern.
Aber mein Arbeitshandy habe ich immer um 18 Uhr abgeschaltet.


Es gibt jedoch Arbeitgeber die erwarten, dass ihre Arbeitnehmer dieses auch privat anlassen.


Bis morgen. Jetzt brauche ich mal etwas Bewegung und Internet-Off. Will ja kein Burnout kriegen
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Nico
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Beitrag Do., 19.03.2015, 17:58

Jenny Doe hat geschrieben:
Es gibt jedoch Arbeitgeber die erwarten, dass ihre Arbeitnehmer dieses auch privat anlassen.
Ja die gibt es, aber niemand kann gezwungen werden bei diesen Arbeitgebern zu arbeiten.

Ich kenne selbst einen Arbeitgeber der seine Arbeitnehmer unter aller Sau behandelt, diese wechseln auch schneller als mancher seine Socken und dem AG entsteht durch den dauernden Wechsel großer Schaden, aber er kann scheinbar gar nicht anders.

Bei mir war es wiederum genau umgekehrt, als ich in meinem Betrieb die Überstunden abgeschafft habe, haben sich die AN aufgeregt und wollten unbedingt weiterhin welche machen..,
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Beitrag Do., 19.03.2015, 18:29

Nico hat geschrieben: Bei mir war es wiederum genau umgekehrt, als ich in meinem Betrieb die Überstunden abgeschafft habe, haben sich die AN aufgeregt und wollten unbedingt weiterhin welche machen..,
Kenne ich auch. Manche planen das Geld für Überstunden fest ein. Man kann es nie recht machen.

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