Die allgemeine Unlust

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 01.02.2015, 19:58

ziegenkind hat geschrieben:warum willst du denn eine beziehung mit einer stehlampe?


Hallo Ziegenkind,


mir wurde früher auch immer unterstellt, dass ich auf Pferde (im sexuellen Sinne) stehen würde, weil ich mich ähnlich wie Arlene ausgedrückt habe, als ich mich vor meiner Psychiaterin dafür rechtfertigen sollte warum ich kein Interesse an Partnerschaften habe.


Auf einmal stand in meinem Entlassungsbericht von der Kinder- und Jugendpsychiatrie dass ich im sexuellen Sinne auf Pferde stehen würde, dabei war das nur mein Hobby!!!


Ich kann immer noch nicht begreifen, wie sich sexuelle und romantische Anziehung anfühlt.


Also für mich sind Menschen auch nicht anziehender als eine hübsche Stehlampe oder ein Hund, eine Katze oder ein Pferd.


Ich kann es einfach nicht verstehen.



Warum ist das für euch "normale" Menschen so schwer zu begreifen?


Warum denkt ihr gleich an Liebe (im partnerschaftlichen Sinne) oder an Sex, wenn man euch sowas erzählt?

Ich verstehe es wirklich nicht!
Und ich finde es diskriminierend!


Ich bin früher wirklich schlimm gemobbt worden wegen meiner Asexualität und meiner Aromantik, mein Bruder hat mich deswegen und wegen meinem Autismus sogar ein dreiviertel Jahr lang fast jeden Tag verprügelt (weil die Leute an unserer Schule über mich gelästert haben und er somit als der Bruder von der Komischen galt).



Für mich gibt es (aber nur was das romantische und sexuelle angeht) keinen Unterschied zwischen Lebewesen und Gegenständen.




@Arlene: Wie ist das für dich und deinen Partner in einer Beziehung zu leben?
Weiß er/sie davon?
Ich stelle mir das sehr schwierig vor. Ich hätte darauf keine Lust.
Ist diese Beziehung eine Zweckbeziehung oder eine tiefe Freundschaft?



Viele Grüße


Kimba&Blacky


ziegenkind
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Beitrag So., 01.02.2015, 22:16

ich finde, es klingt abschätzig, wenn man davon spricht, dass man einen menschen so anziehend findet wie eine stehlampe. ich hab es weiter vorne schon einmal gesagt, menschen sind hoffentlich NIE NUR sexuell anziehend. ich kann auch in einer freundschaft von einem menschen angezogen sein. wenn man aber andere menschen grundsätzlich und nicht nur in sexueller hinsicht so anziehend findet wie ein ding, dann sollte man die finger von beziehungen zu lebendigen menschen lassen.

die te, das schreibt sie ja selber, hat v.a. spaß dran mit anderen menschen zu spielen. sie mag es, begehrt zu werden. auch da scheint mir: sie behandelt andere wie stehlampfen, wie gebrauchsgegenstände. deshalb noch einmal der hinweis: menschen sind keine dinge.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


ziegenkind
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Beitrag So., 01.02.2015, 22:21

Arlene hat geschrieben:Vob 'Jagd' spreche ich deshalb, weil es eine Art Hobby oder Freizeitbeschäftigung ist. Ich finde es interessant, wie man mit einfachsten Mitteln schon Kontrolle über Wohl und Wehe anderer erlangen kann. Natürlich ist das 'falsch', aber unangenehm ist es ja höchstens für die anderen..?
das zeigt vielleicht noch einmal, wie ich auf meine verdinglichungsthese komme. hier benutzt ein mensch andere menschen tatsächlich wie stehlampen - scheint mir.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 16:14

Hallo ziegenkind,


ja, so wie Arlene in ihren ersten Beiträgen schreibt, klingt das auch wirklich nach andere Menschen ausnutzen.

Ich kann auch nicht verstehen, wie man an so einem Verhalten Spaß haben kann.



Mit "anziehend" meine ich nur die sexuelle und romantische Anziehung, nicht die allgemeine Anziehung zu Menschen.

Ich finde nicht, dass Mensche mit Objekten gleichzusetzen sind, nur habe ich eben keine sexuelle und romantische Anziehung zu jemandem oder etwas.


Wie das bei der TE ist, weiß ich nicht, ich finde sie klingt sehr widersprüchlich.



Viele Grüße


Kimba&Blacky


Eremit
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 19:30

ziegenkind hat geschrieben:menschen sind keine dinge.
Für Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung durchaus. Für solche Menschen sind andere Lebewesen nur Gebrauchsgegenstände.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 22:42

Eremit hat geschrieben:Für Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung durchaus.


Hallo,


ja, das ist schlimm.


Eremit
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Beitrag Di., 03.02.2015, 18:55

Kimba&Blacky hat geschrieben:ja, das ist schlimm.
Nur für die Anderen.

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schreinerin
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Beitrag Sa., 14.02.2015, 01:01

Habt ihr schon mal was von Asperger Autismus gehört? Da haben die Betroffenen solch ein Verhältnis zu anderen Menschen. Das ist einfach so und ihnen fehlt auch nichts dabei. Sie findens ganz ok.

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Sai
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Beitrag So., 15.02.2015, 07:57

Ein interessanter Artikel von Angelika Hager im PROFIL ( 31. 10. 2013)
http://www.profil.at/home/asexualitaet- ... rno-356854

Ich habe Euch daraus auszugsweise verkürzt solche Meinungen welche ich teile zusammengestellt:

…Die Ursachen für ein still gelegtes Triebleben können vielfältig sein: Hormonelle Störungen, organische Defekte, Stoffwechselerkrankungen, Stress, traumatische Erlebnisse, depressive Verstimmungen, aber auch jede Form von Missbrauch. …Das ständige Glücksversprechen durch Sexualität kann auch zu einer Belastung werden. Die Menschen versuchen es durch andere Erregungen zu ersetzen. Neu ist also nicht das Phänomen, das auch Alfred Kinsey in seinen Sex-Reports in den fünfziger Jahren analysierte, neu ist nur der schamfreie Umgang damit. Rund ein Prozent der Weltbevölkerung lebt gänzlich ohne sexuelles Verlangen, so der kanadische Psychologe Anthony Bogaert, der mehrere Studien 2001 unter diesem Gesichtspunkt erstmals auswertete. Diese Statistik beinhaltet nicht jene Menschen, die an ihrem Libidoverlust und an krankheitsbedingten sexuellen Störungen leiden. Spätere Studien an der Universität von British Columbia zeigten auch die Schattenseiten dieses Zustands: Siebzig Prozent der bewusst enthaltsam Lebenden ziehen sich auch sukzessive aus dem sozialen Leben zurück.

Als Ursache für diese Tendenz diagnostiziert Bragagna den inflationären Umgang mit Sexualität: „Wir leben in einer Kickgesellschaft, ein aktives Sexualleben gehört dazu. …Porno Chic, Online-Perversionen, „Shades of Grey Märchen und intimer Promibekenntnisse befindet, geben nur ein verzerrtes Bild der Realität wieder. Nirgendwo wird bekanntlich so gelogen wie bei den Themen Geld und Sex. Dass jeder fünfte Österreicher täglich Sex hat, und jedes Paar mindestens einmal pro Woche miteinander verkehrt …steht im Widerspruch zu der Diagnose, die Paar- und Sexualtherapeuten über ihre wachsende Klientel geben. Libidoverlust und sexuelle Störungen nehmen ständig zu...“

Der renommierte deutsche Sexualwissenschafter Volkmar Sigusch sieht in dem Phänomen neben der hetero-, homo- und bisexuellen Ausrichtung die ernst zu nehmende vierte Orientierung, die in der früheren Sexualforschung einfach ignoriert wurde: Zwar hatte der Psychiater Richard Krafft-Ebing Asexualität bereits 1886 in der Psychopathia sexualis erwähnt, doch weiters beschäftigte sich die Wissenschaft nicht mit den Lustlosen. Die Betroffenen soweit sie nicht zu den zölibatär Lebenden gehörten suchten die Schuld bei sich selbst oder in der Beziehung, in der sie sich befanden. Der Zustand der Asexualität war im vergangenen Jahrhundert vor allem den Frauen vorbehalten, die Hauptopfer einer repressiven Sexualmoral waren und bei fehlendem Lustempfinden unter dem Begriff frigide abgestempelt wurden.

…Eine wichtige Voraussetzung, auch ohne Sex glücklich leben zu können, so die österreichische Psychoanalytikerin Eva Jaeggi, ist die Fähigkeit, die Energie natürlicher Triebe ohne Ressentiments in sozial wertvolle und sinnstiftende Tätigkeiten überführen zu können. (ende)

Vielleicht treffen auch mehrere Faktoren zusammen. Zu wenig liebevoller Hautkontakt als Kleinkind, zu wenig kuscheln von Vater und Mutter, Kind als asexuelles Wesen behandeln, Angst vor Sexualität, Missbrauch, Übergriffe unter Kindern, früh anerzogene nicht endende Latenzperiode (5. bis 11. Lebensjahr). Sexuelle Energie wird dabei in sachliches Interesse sublimiert, in den Aufbau einer Abwehr gegen die Sexualität kanalisiert. Wobei sich auch die darauf folgende Pubertät nicht immer durchsetzen muss, jedes Interesse an Körpernähe zu einen Partner verloren gehen kann.
Arlene hat geschrieben:sobald ich die entsprechende Person 'haben könnte' erlischt SOFORT jedes Interesse. Zu Sex kommt es folgerichtig nie, es geht nur um die Jagd.
Jagen zur Selbstbestätigung ...mit der Beute dann nix anfangen können. Irgend wann könnte das aber auch ins Aug gehen ...ich wünsche dir du wirst nie Vergewaltigt.
Liebe Grüße Sai

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Kimba&Blacky
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Beitrag Di., 17.02.2015, 20:23

schreinerin hat geschrieben:Habt ihr schon mal was von Asperger Autismus gehört?


Hallo schreinerin!

Ja, habe ich bzw. ich bin sogar selber betroffen.

Es ist aber ein Vorurteil, dass Autisten andere Menschen wie Gegenstände wahrnehmen.
Sie können ihre Gefühle meistens nur nicht so gut mitteilen wie andere Menschen, sind sozusagen sozial behindert.


Solche Verhaltensweisen, wie in diesem Thread aufgeführt sind, sprechen eher für eine psychische Störung z.B. Persönlichkeitsstörungen (z.B. dissoziale, narzisstische, emotional instabile und Ähnliche).
Außerdem können auch Traumata (nicht nur sexuelle!!!) und emotionale Vernachlässigung im Kindesalter sowie Verletzungen bzw. Fehlfunktionen im Gehirn zu solchen Verhaltensweisen führen.


Und außerdem kann es auch dazu solchen Verhaltensweisen kommen, wenn ein Mensch über einen langen Zeitraum sehr viele und starke Ungerechtigkeiten ertragen musste. Das können alle möglichen Ungerechtigkeiten gewesen sein, auch welche, die gar nichts mit dem Thema Partnerschaft und Sex zu tun haben.
Wenn ein Mensch nur genug zwischenmenschlichen Stress erlebt hat, kann er durchaus zu solchen Verhaltensweisen greifen.

Es ist demjenigen auch meistens bewusst, was er tut.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Di., 17.02.2015, 20:45

Ergänzung wegen Zeichenbegrenzung:


Das können alle möglichen Ungerechtigkeiten gewesen sein, auch welche, die gar nichts mit dem Thema Partnerschaft und Sex zu tun haben.
Wenn ein Mensch nur genug zwischenmenschlichen Stress erlebt hat, kann er durchaus zu solchen Verhaltensweisen greifen.
Es ist demjenigen auch meistens bewusst, was er tut.


Aber:
So ein Verhalten (welches meistens einem tiefen, manchmal unbewussten Selbsthass zugrunde liegt) kann man auch wieder loswerden. Oft ist dazu therapeutische Hilfe nötig.
Wenn man seinen Selbsthass und die damit verbundenen Ängste nicht in den Griff bekommt, wird es schwierig, aber theoretisch ist es möglich, das loszuwerden und wieder ganz normal zu leben und eventuell auch (wieder) zu lieben.


Es ist aber ein hartes Stück Arbeit und kostet eine Menge Selbsterkenntnis und Mut!


Ich wünsche jedem, der von diesem Problem betroffen ist, dass er es schafft, dort raus zu kommen, denn irgendwann holt einen das eigene Verhalten ein und dann kann man damit nicht mehr umgehen.

Man fühlt sich, als ob man einen Scherbenhaufen zurückgelassen hätte.

Man fühlt sich, als ob man sich selbst und den Anderen emotional missbraucht hätte.

Diese Erinnerungen daran selber können dann später auch traumatisch auf einen selbst wirken.
Insofern kann ich vor so einem Verhalten nur warnen und empfehlen einen Therapeuten aufzusuchen.
Allerdings muss der erste Schritt (die Selbsterkenntnis) in einem selbst erfolgen.
Oft ist dieses Verhalten ein Schutzverhalten um sich selbst vor seinen Gefühlen und seiner Verletzbarkeit zu schützen.
Viele streiten das ab, weil sie sich nicht noch angreifbarer machen wollen, als sie ohnehin glauben zu sein, eventuell ist ihnen das auch tatsächlich nicht bewusst.

Mit echter Asexualität und Aromantik hat so ein Verhalten jedenfalls nichts zu tun.


Auch nicht mit Autismus.

Autisten verstehen einfach die sozialen Normen nicht so gut und schnell bzw. sie lernen es über den Kopf anstatt intuitiv, aber das hat nichts mit Gefühlskälte oder -armut gegenüber anderen Lebewesen zu tun.
(Ich glaube auch, dass selbst alexithyme Menschen so ein Verhalten nicht hätten oder wenn, dann unabsichtlich und sie würden es ändern, wenn man sie darauf ansprechen würde.)


Leider ist dieses Bild über Autisten noch ziemlich häufig in den Medien präsent.
Das ist leider für viele Eltern ein "Freifahrtschein", dass ihre nichtautistischen Kinder ihre autistische Mitschüler mobben dürfen.
So nach dem Motto: "Ach, dem sind zwischenmenschliche Gefühle doch eh egal, den kannst du ruhig mobben".

Das Bild, was "normale" Menschen über Autisten haben, ist leider immer noch sehr verzehrt.
Aber ich glaube, es wird in Zukunft noch mehr Aufklärung geben.


Ich finde es auch komisch, dass Arlene hier nichts mehr schreibt.
Ich würde gerne ihre Meinung zu dem Thema hören, schließlich geht es ja um sie.



Viele Grüße

Kimba&Blacky

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mi., 18.02.2015, 19:52

Sai hat geschrieben:früh anerzogene nicht endende Latenzperiode (5. bis 11. Lebensjahr). Sexuelle Energie wird dabei in sachliches Interesse sublimiert, in den Aufbau einer Abwehr gegen die Sexualität kanalisiert. Wobei sich auch die darauf folgende Pubertät nicht immer durchsetzen muss, jedes Interesse an Körpernähe zu einen Partner verloren gehen kann.
Hallo Sai,

was ist eine früh anerzogene nicht endende Latenzperiode?
Heißt das, wenn in dieser Zeit etwas in der Entwicklung schiefgelaufen ist, kann man asexuell werden?
(Denn eigentlich wird man das ja nicht, sondern es ist eine angeborene sexuelle Orientierung. Ansonsten müsste man von sexuellen Störungen sprechen. Lesbischen Frauen unterstellt man ja heutzutage auch kaum noch, dass sie nur lesbisch wurden, weil sie von Männern vergewaltigt worden sind. Mit Asexualität ist es genauso, nur dass darüber noch nicht so viel Aufklärung stattgefunden hat.)


Viele Grüße

Kimba&Blacky

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Sai
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Beitrag Do., 19.02.2015, 04:02

Guten Morgen
Kimba&Blacky hat geschrieben:Hallo Sai, was ist eine früh anerzogene nicht endende Latenzperiode?
Heißt das, wenn in dieser Zeit etwas in der Entwicklung schiefgelaufen ist, kann man asexuell werden
Hi Kimba&Blacky, Ja, in der Entwicklung eines Menschen kann einiges anders laufen. Maßgeblich ist die (frühe) Kindheit und Erziehung. Normale Entwicklung kann trotzdem stattfinden (egal welche Erziehung) oder auch nicht, z.B. warnen Sexualpsychologen kindliche Körpergefühle als schmutzig zu betrachten und einer Aberziehung zu unterziehen. Das obwohl in vielen Fällen unschädlich oder nur wenig schädlich, da damit ja auch sexuellen Aktivitäten unter Geschwistern vorgebeugt wird. Ich hatte keine Latenzperiode, wurde aber auch sehr viel gekuschelt. Nun liebe ich sehr gestreichelt zu werden zu streicheln und mich auch selbst zu streicheln. Meine Vagina spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Auch das denke ich, ist Produkt meiner Erziehung.

Wie weit die Latenzperiode natürlich oder einfach nur anerzogen (zwangsweise) ist, diskutieren Psychologen und Wissenschaftler schon lange. Im Normalfalle endet auch eine Latenzperiode (die Sublimierung sexueller Energien in andere Interessen) spätestens mit der Pubertät (mehr dazu z.B. Wiki Infantile Sexualität). Die Pubertät in der zahlreiche Veränderungen stattfinden wird auch als weiterer Versuch zur Durchsetzung der Sexualität betrachtet. Im Normalfalle entwickelt der junge Mensch spätestens dann Interesse an sexueller Befriedigung und am andren Geschlecht. Geschieht dies nicht in der Pubertät so ist vermutlich in der Entwicklung etwas schiefgelaufen.

Ob man komplett asexuell geboren werden kann und gleichzeitig überlebensfähig ist bezweifle ich. Von Sexualität, z.B. als Lust am Geschlechtsverkehr (Erwachsenen-Kopf-Kino) zu sprechen führt zu falschen Vorstellungen über die Energie, die Urkraft welche aus unserm Becken im Körper hochsteigt. Es muss ja auch einen Grund geben, dass sich unsere Sexualorgane zuerst entwickeln obwohl wir diese zum Geschlechtsverkehr frühestens ein Jahrzehnt später nutzen können.

Der Mensch verfügt nämlich ab der Geburt über ein instinktives Trieb-Gefühls-Paket. Auf Grund dieses sucht das Baby Nähe, die Mutterbrust und schreit wenn es keinen Körperkontakt bekommt. Ohne dieses Trieb-Gefühls-Paket wäre es nicht überlebensfähig. Die Frage ist viel mehr wie entwickelt sich dieses weiter? Was ist die Ursache, dass einige Erwachsene jeden Körperkontakt (welchen sie als Kind noch wollten) ablehnen? Hat der Mansch sich an die komplette Sublimierung seiner sexuellen Energien gewöhnt? …dann kann er auch a-sexuell glücklich leben. Dazwischen gibt es viele Zwischenstufen vermindertem sexuellem Bedürfnis. Wer seine Lebensziele komplett auf andere Lebensbereiche ausrichtet z.B. Wissenschaft, Kunst, Beruf oder Kindeserziehung kann seine sexuellen Energien teilweise oder auch ganz sublimieren …auch im Nachhinein, auch bis in die Asexualität. Das war auch früher so.

Sex ist zu über 90% Kopfkino. Sind keine körperlichen Einschränkungen wie z.B. das Fehlen von Sexualhormonen im Körper feststellbar kann Asexualität nur im geistigen Sinne stattfinden. Auch die andere extreme Einstellung, ich will nur Nähe wenn ich erregt bin, sehe ich als undienliches (Genital-orientiertes) Erwachsenen Problem. Bei mir ist es so: Ich will Nähe, ich will Kuscheln und sind wir Erwachsen, will ich das auch intim mit geeigneten Partner ...so sollte meiner Meinung nach die normale Entwicklung ablaufen.
Liebe Grüße Sai

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Sai
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Beitrag Do., 19.02.2015, 10:54

Kimba&Blacky hat geschrieben:Asexualität ...Denn eigentlich wird man das ja nicht, sondern es ist eine angeborene sexuelle Orientierung.
Meine Frage ist: Kann das stimmen?

Kannst Du dich zu einem Zeitpunkt wo du noch nicht mal weißt ob Du männlich oder weiblich bist sexuell orientieren? Kann Schicksal angeboren sein? Kann
angeboren sein wie Du dich entwickeln wirst? Bevor du geboren wirst, hast du nur einige wenige instinktive Fähigkeiten: Z. B. Schwimmen, kannst Erregungszustände haben ev. auch Orgasmen. Beides wirst du i. d. R. in deinen ersten 10 Jahren (weitgehend) verlernen und später wieder erlernen. In einigen Fällen wirst Du es nie wieder erlernen (da werden auch Stimmen der Wissenschaftler laut, nicht alles müsse zuerst mal verloren gehen). Auch Wassergeburten zeigen, wenn man nicht regelmäßig Baby-Schwimmen geht verlernen das die Kleinen.

In deinen Speicher ist wenn du aus der Mutter raus kommst noch nix. Was du schon ein bisschen kannst ist fühlen und Geräusche unterscheiden, ansonsten war es bisher finster. Du musst alles erst mal lernen, die Welt erforschen: Negative und positive Gefühle, deine Umgebung wahr nehmen, sehen, sprechen, kommunizieren, gehen, essen trinken ob du Männchen oder Weibchen bist usw. Vor allem musst du zuerst Mal kräftig schreien können, wenn du Liebe, Nähe, Berührung und Nahrung brauchst.

Etwa ab dem 3. Lebensjahr willst Du wissen warum es dich gibt. Ich glaube ab diesen Alter kann sich auch sexuelle Orientierung entwickeln. Auch Asexualität, weil dann bist Du um zu überleben nicht mehr auf Berührung, Kuschel- und Streicheleinheiten angewiesen. Ist die Entwicklung deiner sexuellen Orientierung irgendwann abgeschlossen, so ist sie in vielen Fällen nicht mehr reversibel.

Ich denke Angeboren, nicht mehr änderbar, Entwicklungsbedingt sind alles verschiedene paar Schuhe.
Liebe Grüße Sai

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 19.02.2015, 13:58

Sai hat geschrieben:Im Normalfalle entwickelt der junge Mensch spätestens dann Interesse an sexueller Befriedigung und am andren Geschlecht. Geschieht dies nicht in der Pubertät so ist vermutlich in der Entwicklung etwas schiefgelaufen......

Ob man komplett asexuell geboren werden kann und gleichzeitig überlebensfähig ist bezweifle ich.......
Was ist die Ursache, dass einige Erwachsene jeden Körperkontakt (welchen sie als Kind noch wollten) ablehnen? Hat der Mansch sich an die komplette Sublimierung seiner sexuellen Energien gewöhnt? …dann kann er auch a-sexuell glücklich leben. Dazwischen gibt es viele Zwischenstufen vermindertem sexuellem Bedürfnis. Wer seine Lebensziele komplett auf andere Lebensbereiche ausrichtet z.B. Wissenschaft, Kunst, Beruf oder Kindeserziehung kann seine sexuellen Energien teilweise oder auch ganz sublimieren …auch im Nachhinein, auch bis in die Asexualität. Das war auch früher so.

Hallo Sai,

laut US-Amerikanischer Definition bedeutet Asexualität nur, dass man sich von keinem Geschlecht angezogen fühlt und nicht, dass man kein Bedürfnis nach Sex hat.
Die anderen Menschen sind für einen selber einfach nicht anziehend genug. Woran das liegt weiß ich nicht, vielleicht hat es was mit den Pheromonen zu tun, also dass man diese als asexueller Mensch nicht richtig wahrnehmen kann ?!?

Keine Ahnung....


Viele Grüße

Kimba&Blacky

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