Vorsicht der Stuhl

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Schneerose
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Beitrag So., 11.01.2015, 08:24

Die Psychotherapie hat sich wohl dahingehend die letzten Jahrzehnte "verbessert", dass es auch seitens der Fachwelt angeprangert wird, wenn die/der Thera sexuell missbräuchlich in der Therapie hantiert (Abstinenzregel) -
jedoch hat sich das meiner Meinung nach, "NUR" im Bereich Körperkontakt verbessert (und da, wie manche traurigerweise erzählen, ist das auch noch nicht der FAll)...

für mich stellt sich die Frage,
ist wohl aus manchen Köpfen das "älteste Gewerbe der Welt" noch nicht wirklich draussen?
oder ist man erst wirtschaftsfähig, wenn der Sex stimmt?

Ich kapier´s trotzdem nicht,
was für einen Sinn es hat, dass "fast grundsätzlich" in Therapie mit der Liebe gespielt wird...
dabei wird nach wie vor von der Fachwelt übersehen, dass mit dieser herausgeforderten Abhängigkeit noch viel mehr angestellt wird, die Pat. noch
wirtschaftsunfähiger gemacht werden,
als gefordert,
es sei denn, es zählt auch zu Wirtschaft, wenn die Pharmazie ihr Geschäft machen kann...(ja klar, ist ja so, oder?)

irgendwie ist es einfach traurig, dieses Schauspiel,

aber wenn man sich die gesamte Welt Situation so ansieht,
einfach krank
da wurden alle hingwirtschaftet...

aber, wie immer im Leben,
hat alles zwei Seiten,
und die zweite Seite lerne ich seit einem halben Jahr kennen in meiner 2.Therapie:

MENSCHLICHKEIT
EHRLICHKEIT
AUTHENTISCH SEIN
MICH FINDEN DÜRFEN
LEBENSFREUDE
ENERGIE RÜCKGEWINNUNG - NACHHALTIG

POSITIVE PSYCHOLOGIE

ich werde für mich am Thema dran bleiben,
aber auch versuchen umzuschwenken auf eine trotzallem positive Denkweise!

Schönen Sonntag an alle
Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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sandrin
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Beitrag So., 11.01.2015, 09:13

Deine letzten Worte waren schön. Genauso fühle ich das auch. Erst wenn man den Unterschied mal kennen lernen darf, merkt man, wie unfähig, missbräuchlich, narzisstisch, sadistisch ... manche Therapeuten agieren. Eine Schande, wenn man bedenkt, wie viel Schaden dadurch entsteht.

Und zu glauben, der Patient sei blöd genug, eine authentische Beziehung nicht von einer nicht authentischen unterscheiden zu können, ist ohnehin bodenlos. Ich kann's zumindest.

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sandrin
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Beitrag So., 11.01.2015, 09:19

Mir fällt gerade eine Situation ein, die dazu passt.
Ich hatte meiner Therapeutin mal erzählt, dass ich am Sonntag immer Angst hätte vor dem Montag, weil ich mich so überfordert fühle.

Ihre Reaktion: "Ja und, das geht vielen so. Was meinen Sie, wie viele Leute das auch haben"
Uff - da überlegt man sich, ob man sich öffnet oder lieber seinen Mund hält. Das kam von einer Analytikerin... Soll man dafür wirklich 92,50 Euro bezahlen oder vielleicht doch lieber die Familie befragen? Die gibt diese Antwort umsonst.

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Schneerose
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Beitrag So., 11.01.2015, 10:53

Hab das Buch wieder entdeckt:

IRRE - WIR BEHANDELN DIE FALSCHEN

Grüße
Schneerose

(Hinweis Admin: Link zum Buch hinzugefügt)
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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sandrin
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Beitrag So., 11.01.2015, 11:15

Das hab ich auch, das Buch.


leberblümchen
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Beitrag So., 11.01.2015, 11:27

Ich hab das Buch nicht gelesen. Ich hab es damals in der Hand gehabt und mich dann dagegen entschieden. Ich mochte den Titel und das, was er impliziert, nicht. Meine Mutter gab mir - unfreiwilligerweise - Recht: Sie hat es gelesen, um sich hinterher beruhigt zurückzulehnen, mit der Pseudo-Gewissheit, dass mit ihr alles in Ordnung sei. Ich mag es nicht, wenn Menschen in Gruppen eingeteilt werden. Auf diese Weise - wie man ja hier auch immer schon sehen kann - wird die Spaltung, die ein Problem so vieler psychisch kranker Menschen ist, munter fortgeführt: Schuld ist das System, die Gesellschaft, die Schulmedizin, der Staat, die Psychotherapeuten, kurz: die da oben. Das Böse ist draußen, das Gute ist man selbst. Wenn man sich davon nicht trennen kann oder mag, wird man letztlich immer das Objekt derer bleiben, die man für die Täter hält.

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sandrin
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Beitrag So., 11.01.2015, 11:31

Seh ich nicht so. Ich kann etwas lesen und dabei entscheiden, was ich davon als Meinung annehmen will und was ich nicht so sehe. Wenn ich in meiner Meinungs stabil bin, dann werde ich mich auch nicht von Andersdenkenden "anstecken" lassen.


kaja
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Beitrag So., 11.01.2015, 11:39

Sowohl das Buch als auch die TV Sendung im WDR fand ich sehr gelungen. Der Autor ist Leiter einer sehr großen Psychiatrie und hat es verstanden dem Leser/Publikum das Thema psychische Erkrankungen auf eine Art und Weise näher zu bringen bei der Vorurteile und Kontaktängste in den Hintergrund treten.
Man muss nicht immer bierernst den Oberlehrer geben um den Leuten etwas wichtiges zu vermitteln.
After all this time ? Always.

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dumbhead
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Beitrag So., 11.01.2015, 14:49

sandrin hat geschrieben:Mir fällt gerade eine Situation ein, die dazu passt.
Ich hatte meiner Therapeutin mal erzählt, dass ich am Sonntag immer Angst hätte vor dem Montag, weil ich mich so überfordert fühle.

Ihre Reaktion: "Ja und, das geht vielen so. Was meinen Sie, wie viele Leute das auch haben"
Uff - da überlegt man sich, ob man sich öffnet oder lieber seinen Mund hält. Das kam von einer Analytikerin... Soll man dafür wirklich 92,50 Euro bezahlen oder vielleicht doch lieber die Familie befragen? Die gibt diese Antwort umsonst.
Das ist aber auch wirklich etwas, das 90% der Menscheit betrifft. Eventuell muss ja ein Therapeut auch mal ein paar Dinge geraderücken, wenn man aus jeder Mücke einen Elefanten macht.

Ich war jetzt erst 3x dort, aber meine hat mich jetzt nach 2 Plauderstuendchen mal ordentlich in die Mangel genommen und ich find das ganz sexy. Endlich mal jemand, der mich ein bissl herausfordert und mir so auch Dinge bewusst macht, die sonst gut vergraben blieben. Das ist hochgradig unangenehm, aber auch ziemlich spannend. Und was sie da binnen Stunden aus mir rausholt, das geht in Gespraechen mit der Familie oder Freunden niemals.
Also ich brauch keinen Therapeuten, der mir bestaetigt was fuer ein armes Schwein ich bin. Ab und zu darfs ruhig ein Arschtritt sein.

Von daher gibts da wohl kein richtig oder falsch. Was dem einen guttut, zieht einen anderen runter und umgekehrt. Bleibt unterm Strich, dass die Therapeutenwahl wohl einfach eine hoch individuelle Sache ist.

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sandrin
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Beitrag So., 11.01.2015, 16:01

dumbhead hat geschrieben:
Das ist aber auch wirklich etwas, das 90% der Menscheit betrifft. Eventuell muss ja ein Therapeut auch mal ein paar Dinge geraderücken, wenn man aus jeder Mücke einen Elefanten macht.
LOL. Genau auf einen solchen Kommentar hab ich gewartet. Aber danke, dass du eine solch profunde Einschätzung triffst, wo du mich doch so gut kennst . Kennst du mich wirklich so gut, dass du das einschätzen kannst, dass es sich da um ganz normale Ängste handelt?

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mitplauderin
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Beitrag So., 11.01.2015, 16:14

dumbhead hat geschrieben: Von daher gibts da wohl kein richtig oder falsch. Was dem einen guttut, zieht einen anderen runter und umgekehrt.
Von einem kompetenten Therapeuten erwarte ich mir, dass er erkennt, was der eine oder die andere braucht. Von daher gibt es für mich sehr wohl ein richtig oder falsch. Richtig ist es für mich, wenn der Therapeut erkennt, wann und dass der eine Klient einen Arschtritt braucht, damit es ihm gut geht und der andere Klient, etwas anderes braucht, damit es ihm gut geht.
Mich erstaunte einmal sehr, als ich mich mit einer Frau austauschte, die auch bei "meiner" Therapeutin in Behandlung war, als ich feststellen durfte, dass die Therapeutin ganz unterschiedlich auf das gleiche Thema reagierte. Anfangs verwirrte mich diese Feststellung. Doch dann erkannte ich, dass die Frau etwas anderes "brauchte" als ich.
Meine Therapeutin nahm mir auch nie meine Eigenverantwortung ab. Immer wieder forderte sie mich auf, nachzuspüren, ob "es" stimmig für mich sei. Es gab Therapiestunden, da folgte ich blind ihren Worten. Gestärkt, überzeugt und wissend, was jetzt zu tun sei (z.B.: Ich lasse mich scheiden!) ging ich aus der Stunde, um mich in der nächsten wieder ihren Fragen stellen zu dürfen: Was, sie wollen sich scheiden lassen? Wollen sie das wirklich? Schon war meine Überzeugung im Keller und ich war mir gar nicht mehr so sicher. Dieses "Spiel" wiederholte sich bei vielen Themen - so lange, bis ICH mir sicher war. Bis "es" stimmig für mich war. Nachsatz: Ich bin noch immer verheiratet und ich bin meiner Thera sehr dankbar, dass sie meine Eigenverantwortung immer wieder heraus- und eingefordert hat. Zweiter Nachsatz: Seither bin ich sehr sehr vorsichtig, was Ratschläge anbelangt und ich würde niemals Menschen mit Beziehungsproblemen als einzig möglichen Weg aufzeigen: Trenne dich! Lass dich scheiden! Von rechtlicher Seite hätte ich alle Möglichkeiten gehabt. Beziehungsthemen sind viel zu komplex.
Zuletzt geändert von mitplauderin am So., 11.01.2015, 16:19, insgesamt 1-mal geändert.

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sandrin
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Beitrag So., 11.01.2015, 16:18

Vor allen Dingen bleibe ich dabei, dass ich einen Therapeuten nicht für plumpe Sprüche bezahle, die mir auf der Straße nachgeworfen werden. Mit "Bemitleidetwerden" hat das null zu tun, wohl aber mit dem "Nachspüren", das Mitplauderin angesprochen hat.

Dann hoff ich mal, dass der Arschtritt bald hilft und du dich endlich mal zusammenreißen kannst.

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mitplauderin
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Beitrag So., 11.01.2015, 16:24

dumbhead hat geschrieben: meine hat mich jetzt nach 2 Plauderstuendchen mal ordentlich in die Mangel genommen und ich find das ganz sexy.
interessant, was du als ganz sexy findest

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sandrin
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Beitrag So., 11.01.2015, 16:27

Na, wenn's ihn anscheinend anmacht ... Sorry für diese Worte, aber "sexy" hab ich in Zusammenhang mit Therapie echt auch nicht gehört. Da kann man schon auf solche Gedanken kommen.
Zuletzt geändert von sandrin am So., 11.01.2015, 16:52, insgesamt 1-mal geändert.

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peppermint patty
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Beitrag So., 11.01.2015, 16:39

Ich finde den Begriff sexy in diesem Kontext eher abwertend. Das hat so etwas davon, es süß zu finden wenn eine Frau sauer wird und sich wehrt. Und Mann sich dann herausgefordert fühlt und erobern möchte...

Das hat rein gefolgt der hier benutzten Worte mehr von plumper Anmache als von Therapie.

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