VT negative Gedanken Ursache für Depression ?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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sandrin
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Beitrag Sa., 20.12.2014, 19:00

Ich bin fest überzeugt, und ganz besonders seit meiner Klinikzeit, dass die Depression einem etwas sagen will. Die Symptome "wegzumachen" erscheint reizvoll, funktioniert aber nicht und geht auch völlig am Thema vorbei. Man muss hinhören, muss sich damit beschäftigen. Nur so geht's.

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Vincent
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Beitrag Sa., 20.12.2014, 19:49

Das Prinzip des 'positiven Denkens' kann schon wirksam sein, wenn man durch lebendige Auto-Suggestionen tatsächlich ein 'imaginaire' erschafft, in dem sich das Positive als Möglichkeit und Alternative zum Negativen bildhaft als Vorstellung entfalten kann und ins Gefühl übergeht.

Ich schrieb ja schon, dass dieses rein funktionale (gedankenpolarisierende) Anwenden der verhaltenstherapeutischen Methode des 'Positiven Denkens' nicht nur nicht wirklich etwas bringt, sondern - wie manche hier auch bestätigten - das negative Gefühl zum (negativen) Gedanken gar noch verstärkt.

Auto-Suggestion wirkt. Davon kann sich jeder jeden Tag und in jedem Moment überzeugen.
Ein wirklich gutes Buch, durch das solche Suggestionen angeregt werden, ist "Die Macht Ihres Unterbewusstseins" von Joseph Murphy. Ich war erstaunt.

Vielleicht auch interessant für jene, die sich lieber mit dem krankmachenden Positiven Denken (als Methode) beschäftigen wollen: "Positives Denken macht krank" von Günter Scheich (das ich selbst nicht gelesen habe. Darauf wurde ich gerade bloß aufmerksam, als ich den Wikipedia-Artikel zu Joseph Murphy las.)
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Vincent
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Beitrag So., 21.12.2014, 12:55

Wer sich ein paar Minuten Zeit nimmt und sich besinnt, ahnt vielleicht, dass und wie Affirmationen wirken können. Angesichts meiner eigenen Erfahrung mit Verhaltenstherapie ersetzen folgende 18 Minuten Zuhören ungefähr dreißig Sitzungen VT, in denen der Klient lieblos zu positivem Denken konditioniert werden soll.

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(Kurze Tonstörung zwischendurch)
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sandrin
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Beitrag So., 21.12.2014, 13:27

Nein, ich glaube, heilen kann man nur über Beziehung, besonders dann, wenn die Ursache des Übels in Beziehungen seinen Anfang genommen hat.
Da hilft auch kein Mantra. Kommt vielleicht auch wirklich auf die Art der Depression und deren Entstehung an.

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Vincent
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Beitrag So., 21.12.2014, 13:43

Ja, sandrin, vielleicht. Aber wie Beziehungen sich gestalten, hat auch immer mit der Beziehung zu sich selbst zu tun. In besonderer Weise sogar.

Ob du also das bisher Unbekannte in dir durch Selbstbesinnung erkennst, in dem du dich plötzlich spiegeln kannst, oder ob da ein Therapeut vor dir sitzt, der dir nichts bewusst machen kann...
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Blume1973
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Beitrag So., 21.12.2014, 13:47

Hallo!

Vincent ich habe die Affirmationen vermisst .

Ich kenne viele Bücher und Autoren, die auf diese Weise arbeiten, jedoch konnte ich all das in meiner Depression nicht anwenden. Ich dachte schon seit vielen Jahren in diesem Sinn - genau genommen seit 10 Jahren. Leider bin ich trotzdem wieder depressiv geworden. Während der Depression ist es sehr schwer positiv zu denken. Ich glaube also, dass dies nur bei leichten Depressionen möglich ist, auf diese Weise weiter zu kommen.

Lg Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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sandrin
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Beitrag So., 21.12.2014, 13:50

Wie gesagt, es kommt einfach darauf an.
Mir ist das erst so richtig bewusst geworden, seitdem ich den Unterschied erleben durfte. Mein Ex-Thera (der im früheren Leben übrigens auch Vtler war) hat es überhaupt nicht hinbekommen, in Beziehung zu gehen. Da gab es nur schnöde Tipps bzw. Vorwürfe wie "Frau S... Sie müssen mehr rausgehen, hören Sie mit diesem Denken auf ... " Und ich wurde immer frustrierter und depressiver, weil das einfach absolut am Thema vorbei ging. Eigentlich war auch das eine VT, die als TfP verkauft wurde. Meines Erachtens macht der weder das eine noch das andere gescheit. Wie auch immer.

Mich hat das alles gar nicht weitergebracht. Aber es tut mir gut, jetzt so gesehen zu werden, wie ich bin, mit alledem, was an Ängsten in mir ist. Und es tut mir gut zu hören, dass das alles nicht falsch, sondern folgerichtig ist. Das schließt nicht ein, dass ich resigniere, sondern dass ich lerne zu verstehen, was da los ist und mich zu akzeptieren. Dann kann ich neue Wege gehen. Und ich erlebe, dass ich in Ordnung bin und dass man mich mögen kann.

All das kann ich mit plumpen Ratschlägen wie "Denken Sie mal anders" einfach nicht.


Vincent
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Beitrag So., 21.12.2014, 14:00

Blume1973 hat geschrieben:Ich glaube also, dass dies nur bei leichten Depressionen möglich ist, auf diese Weise weiter zu kommen.
Da stimme ich dir (und sandrin) allerdings zu. In der tiefsten Depression hätten solche Affirmationen auch auf mich keinerlei Effekt gehabt. Aber in der leichteren Depression, Lethargie oder Melancholie sollte das möglich sein.

@sandrin
Es ist wohl auch nicht so vorgesehen bzw. aufgrund der Methode unmöglicher, in Beziehung zu gehen. Verhaltenstherapie scheint sich ausschließlich konditionierender Mechanismen zu bedienen. Da leitet das eine Hirn das andere Hirn an. In anderen (analytischen) Therapien ist da einfach weitaus mehr Potential.

Metaphern, die einem von Herzen angeboten werden, sind der Schlüssel! Nicht lieblos instrumentalisierte Formeln.
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sandrin
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Beitrag So., 21.12.2014, 15:37

Hast du schön gesagt. Das ist es, was ich auch (zum ersten Mal) spüre. Dass die Interaktion, die stattfindet, von Herzen kommt. Dass es überhaupt eine ist! Da sitzt mir kein erbarmungsloser Evaluator gegenüber, der misst, inwieweit ich Fortschritte mache bzw. seine Regeln umsetze, sondern jemand, der sieht, dass ich einen Weg gehe und viele Hindernisse in mir zu überwinden habe. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.


pandas
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Beitrag So., 21.12.2014, 16:12

Na na, da wird wieder fleissig behauptet über einen Komplex, von dem man nur einen Teilbereich kennt.

Verhaltenstherapie hat ein weitaus grösseres Spektrum an Methoden als die PA.
Wenn hier jemand von einer Technik daraus schreibt, so bedeutet dies noch viel weniger, dass diese Technik in allen Verhaltenstherapien angewandt wird. Ich hatte ja selbst mal 50 Stunden VT, auch schon etwas länger her, da spielte ein Ansatz "direkte Wandlung negativer Gedanken in positive" keine Rolle. Auch wenn man im Forum mal in unterschiedliche Threads hineinliest, in denen User über ihre jeweilige VT schreiben, wird man feststellen, dass diese Technik keine Zentralität hat als auch dass der therapeutischen Beziehung ein Wert zukommt.
Diese ist sogar spürbarer, da es sich ja um keine "hmhm"-Beziehung auf eine "weiße Wand" handelt.
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sandrin
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Beitrag So., 21.12.2014, 16:16

Ich will das gar nicht behaupten, dass das immer noch generell so ist. Aber die TE fragte explizit nach der kognitiven Ursache der Depression, die ja besonders Beck so betont und die ich auch in meiner eigenen VT immer um die Ohren gehauen bekommen habe.


pandas
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Beitrag So., 21.12.2014, 16:20

So, ein sehr übersichtlicher Text zur Beziehung in der VT:

http://www.dpgg.de/pdf/Lammers-VT.pdf

@ sandrin

Ja, eben. Aber dann wurde diese Technik dahingehend verallgemeinert, dass sie als sehr typisch für die VT bezeichnet wurde und dass sie eine Arbeit an/mit der therapeutischen Beziehung ausschließe ... Nicht von Dir, aber eben auffällig, dass gleich wieder von manchen ALLES über die Therapieform gewußt wird und eine andere Therapieform konträr dazu hervorgehoben wird.
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sandrin
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Beitrag So., 21.12.2014, 16:22

Wobei ich diesen Käse von kognitiver Triade schon auch ätzend fand. Mich hat das eher kränker als gesünder gemacht. Und das ist schon noch ein zentrales Konzept der kognitiven VT.

Die neueren Ansätze finde ich aber auch spannend.


pandas
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Beitrag So., 21.12.2014, 16:25

Benutzername3 hat geschrieben: Meine Therapeutin sagt, dass mittlerweile "jeder" davon ausgehen würde, dass Depressionen durch negative Gedanken entstehen, stimmt das ? Zumindest bei der Psychoanalyse wird das nicht angenommen und für mich ist es auch nicht schlüssig.
Das kommt darauf an ob sie es als Monokausalität meint. Oder als einen Teilaspekt. Zweiteres wäre nicht zu bestreiten, jedoch stellt sich die Frage, was zuerst da war: Die negativen Gedanken oder die Depression? Woher kommen die negativen Gedanken (Sozialpsychologie)?
Benutzername3 hat geschrieben:In der Verhaltenstherapie arbeitet man mit den Gedanken, weil nur die verändert werden können, meine Therapeutin erklärte mir das mit Synapsen usw. sozusagen sollen alte (negative) Verbindungen durch positive ersetzt werden, indem man halt versucht positiv zu denken.
Ich sagte ihr, dass ich mit dieser Erklärung ein Problem habe, weil es meiner Meinung nichts bringt etwas zu denken, ohne dass die Gefühle dafür vorhanden sind und dass sich diese Verbindungen doch eher ändern wenn Emotionen damit verknüpft sind und nicht indem man rein mechanisch daran denkt.
Diese Technik sollte eigentlich ein Spektrum von Methoden eingebettet sein. Vielleicht ist Deine Therapeutin ein bisschen faul und liest immer nur die ersten zehn Seiten ihrer Fachbücher.
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pandas
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Beitrag So., 21.12.2014, 16:27

@ sandrin

Hat Deine Ex-Th das denn als kognitive Triade bezeichnet?

Also, die kognitiv-behavoriale Therapie umfasst schon noch mehr an Methodik etc.
Je nach Therapeut, ist da auch die Arbeit an Emotionen eingebunden.
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